September 13, 2024
Autor: Kalima
Wellenlänge
September 12, 2024
Die Zähmung des Chaos‘
Wenn also so ein Event wie diese politisch hochgehypte Debatte zwischen zwei nahezu unversöhnbaren Geschöpfen wie Harris und Trump dann endet, endet auch meist der Energieschub, der praktisch als Nebenwirkung durchaus zur Verfügung stand. Die digitalen Maschinerien kommen dann danach in Fahrt, die Meinungen, die Analysen und das Gerede, das sich eine Wellenlänge lang ausbreitet, wenn an einem Schauspiel teilgenommen wurde, das Andere aufgeführt haben, die eigene Positonierung aber dennoch erwünscht ist. Dachte man zum Beispiel, durch die eigene Wahrnehmung ein klares Ergebnis ableiten zu können, hat man sich geirrt, denn manchmal schwappt die Welle mit schlichter Überzeugungskraft zum eigenen Ufer hin, aber das passiert auch an anderen Ufern, daher sucht sich der/die geschulte Surfer/in den klaren Blick für die geeignete Welle und bleibt im Tosen des Vorgangs stabil. Stocknüchtern wird man, wenn man den Preis sieht, sollte es schief gehen Man müsste das vollkommen Unakzeptable akzeptieren, aber tut man das nicht schon längst? Und trotzdem geht es um Gewichtung in der politischen, aber auch in der persönlichen Landschaft, und in letzter Konsequenz geht es um den energetischen Beitrag, den man auf der Ebene einer nur scheinbar eingeschränkten Möglichkeit leisten kann, so viel davon, wie man eben will, und in dem Maße, wie man es eben kann.
aufwärts
September 11, 2024
Ich hatte auf jeden Fall genug Interesse an diesem historisch unterhaltsamen Moment, um, sollte ich nachts tatsächlich um die Debatten-Zeit herum aufwachen, die Debatte auch zu sehen und zu hören. Man wusste ja genau, worum es wirklich ging, und es waren nicht die Themen an erster Stelle. Man war, und das vermutlich nicht nur auf den Seiten des politschen Spektrums in Amerika, sondern überall auf der Welt, vermute ich mal, war man mit sehr vielen Menschen darauf gespannt, ob sie dem Narzissten würde paroli bieten können, und ja, sie kann, das wusste man auch irgendwie schon vorher. Die Atmosphäre war im Hochspannungsmodus, was wiederum bei mir zu einer hellwachen Art Leichtigkeit führte, und ich frage mich, ob das wohl durch die direkte Übertragung derart spürbar war, und ob sich das Nachherangeschaute noch genauso anfühlen würde. Verblüffend, das muss man schon sagen, ist die Karriere von Kamala Harris, die es sich offensichtlich zutraut, dieses an sich sehr freiheitsliebende Land aus dem Irrsinn zu führen, es muss eine gute Portion Spieltrieb sein, gepaart mit dem Knowhow, dann ein Schuss Selbstironie, das kann nicht schaden, denn man muss wissen, dass Scheitern auch immer möglich ist. Ja, es war also nicht so aufregend, aber doch sehr anregend, man war natürlich froh, dass sie es konnte. Und dann, kurz danach, hörte man von Taylor Swift, dem Phänomen des Oberfächenkultes, dass sie, praktisch mit all ihren Followers, Kamala Harris nun unterstützen wird, da kann man nur lobend nicken für das förderlich geleitete Machtpotential. Aus den rauchenden Köpfen der Diktatoren, die Donald Trump gerne als ihre Marionette weitergezüchtet hätten, sieht man sehr viel Gegrüble herauswölken, mehr dunkles Gewölk als helles, denn man wird mit ihr umgehn müssen, und es sieht nicht so aus, als könnte man sie kaufen. Aber Frohlocken ist auch noch nicht, alles kann noch geschehen. Aber kann es wirklich? Und geht es nicht auch darum zu verstehen, wie absolut verheerend es wäre für das Wohlergehen des ganzen Planeten, wenn Menschen wie Trump in Ämtern sitzen, für die sie nicht geeignet sind, auch wenn man ihnen das nicht beweisen oder erklären kann. Wichtig ist nicht zu vergessen, dass es auch ein Aufwärts gibt und auch ein festgefahrenes Blatt sich jederzeit wenden kann.
Abstandshalter?
September 10, 2024
Gerne würde man in bestimmten Momenten einen Abstandshalter einschalten, den man auch noch regulieren kann, aber dann ist es zB. schon in drei Minuten Nachrichten, bei denen man sich über das Wesentliche informieren kann, schon geschehen also, dass man z.B. von der Frau gehört hat, deren Mann jetzt vor Gericht steht, weil er sie jahrelang betäubt hat und hat Männer herangeladen, um sie zu missbrauchen. Es sollen 90 gewesen sein, aber nur fünfzig haben sie bisher gefunden. 50 Männer also, die im Netz der Einladung gefolgt sind, die Frau des Einladers zu vergewaltigen, was sie dann auch machen konnten, denn es war ja vereinbart. Immer wieder stellt man sich, sehr oft als Frau, die Frage, wie man mit solchen Nachrichten umgehen soll, auch wenn es derzeit keine Gefahr bedeutet für das eigene leibliche Wohl. Nein, es geht eher um den ermüdeten Blick auf das Männliche, das sich oft in Kriegen als erschreckend entgleist gezeigt hat und auch gerne Frauen zu Tode schlägt, wenn sie nicht will, was sie soll, oder es nicht macht, wie es gemacht werden muss, einer einzgen, vorherrschenden Meinung nach. Es gibt zu jeder Zeit eine Menge guter, intelligenter, interessanter undsoweiter Männer, und wir sind froh, enige von ihnen zu kennen. Auch unter ‚uns‘ gibt es noch die notwendigen Spannungsfelder, die das sich Unterscheidende hervorheben können und wollen und müssen, aber ich würde mal sagen ich habe keine Angst mehr vor ihnen. Ich habe mich wie die meisten Frauen ein paar Mal durchgekämpft, und es kam schon mal zur Grenze des Lebensgefährlichen. Wenn man unbeschadet davonkommt, hat man Kräfte gesammelt und man weiß, dass es möglich ist, davonzukommen. Kommen Frauen nicht davon, zerbricht etwas und findet günstigerweise das mögliche Maß an Heilung. Aber manche Wunden heilen schwer, man muss sie erst einmal als solche erkennen. Es ist natürlich müßig und manchmal naiv, immer noch zu fragen: wie ist das möglich? Irgend jemand weist dann mal darauf hin, dass auch Frauen Mitmacherinnen und Täterinnen sind, und klaro, es gibt sie. Alle von uns haben mal kurz gegrübelt, wie es möglich ist, dass so viele Amerikaner:innen nicht sehen können wer Donald Trump ist, aber das kann eigentlich so ziemlich jede/r, eben das Offensichtliche ganz bewusst nicht wahhrnehmen wollen, sodass es sich langsam verdreht und zu etwas wird, was man ertragen kann, weil es einem aus irgendwelchen Gründen unentbehrlich erscheint. Jeden Tag bastelt man doch bewusst oder unbewusst an der eigenen Erzählun, und kann sehr wohl erschrecken, wie viele gruselige und erschreckende Geschichten es da draußen gibt, und dass wir wissen, dass diese 50 Männer auf der Anklagebank nur ein kleines Symbol sind für die Spitze des Eisbergs, wo weitere Frauen und Kinder (und Männer) ihres Vertrauens in den lebendigen Fluss ihres Daseins beraubt werden.
September 9, 2024
Das Bild von der Sonnenblume vor dem ruhigen, raumspendenden Gemälde habe ich gestern bei Freunden gemacht, berührt von der zeitlosen Aussagekraft eines Himmels über der Erde, auf der die Dinge kommen und gehen und ihre unterschiedlich erfahrbare Lebenszeit haben. So steigen aus hohen Himmeln und dunklen Gewässern die Ideen und Gedanken auf, wie alles andere auch ausgerichtet auf Durchsetzungskraft und mehr oder minder begabt oder gewillt, das, was als lebenswert erscheint, umzusetzen in Farbe und Form, was auch gerne ‚Sinn des Lebens ‚genannt wird. Ich habe nie ganz verstanden, warum er da unbedingt reinmuss, liegt doch dem Ganzen ein auffallend unstabiles Gefüge zugrunde, was natürlich ängstigen kann wie ein zu langes Starren in die azurne Einsamkeit des Alls. So, als wüsste man nicht, dass wir umgeben sind vom Unwägbaren, der Quelle also des ganzen Konstruktes, ‚Welt‘ genannt. Und es ist auch klar geworden, dass der Mensch dieser von Energie strotzenden Leere gegenüber gar nicht ausgestattet, ihr gar nicht gewachsen ist. Und auch für die, die sich vom lebendigen Wuseln zurückgezogen hatten und haben, ist der Tag lang, dafür wurden Mythen und Mantren und Tantren erfunden, um den Wert der reinen Quelle zu preisen und zu besingen und mit Ritualen das Unbeständige zu zähmen, bis dieser Versuch wieder scheitert und die Schleusen sich öffnen und jeder äußere Halt verschwindet und das Chaos seine Wirkung entfaltet. Aber während die Zerstörungssucht ihren vernichtenden Staub in die Städte und Dörfer weht, erhebt sich eine Gegenbewegung. Wir müssen da nichts weiter tun als das, für was wir geeignet sind, zumindest gibt es dann Schadensbegrenzung. Und in die Geschichten schleicht sich kaum merklich ein heiterer Ton, oder schleicht er sich in das Wesen der Zeugenschaft?
inventa lingua *
September 8, 2024
Shihubalila autam clautam!
Wasa presektorios vegitet
Kiru sona meridausam
Kunke dunc performatis.
Mas a mas subordinata
al dustra verbene in sancto
Saro del fine obstinatum tara
Tamarini kunkuli saga.
Seriate dolores tuscinem faro
aswass autorikum laude
essere estum eternitate
Lascare al primito gestos.
Non es divino, divinare est
Millefambusa calgare
Zentifalente simsulambitos
di elementario humana.
* erfundene Sprache
bestellen
September 7, 2024
Es ist bekannt, dass gut genährte Bürger:innen, von denen es eine ganze Menge gibt in unserer westlichen Gesellschaft, unter anderem unter Bestellsucht leiden, was wiederum nicht als Leiden eingestuft wird, denn alle sind sich einig, dass in den Schränken immer noch Platz ist für mehr, obwohl ‚mehr‘ meist mehr bedeutet als nötig. Doch was i s t nötig, wenn es doch schon lange nicht mehr um Not geht, und an einem gewissen Überfluss ist auch nichts auszusetzen, obwohl man genau weiß, dass es da gewisse Grenzen gibt. Auch gibt es den unaufdringlichen Vorschlag ‚Alles in Maßen‘ am zweiten Durchgangstor in Delphi. Warum wohl in Maßen? Je mehr es wird, desto mehr muss bewältigt werden, und wenn die geistigen Schleusen einmal geöffnet sind für das Begehrenswerte im Weltgewühle, dann fällt das Einhalten schwer, und je schwereloser man sich Bestellungen leisten kann, desto mehr lernt man das Gefühl des Habenkönnens. Alles haben können, alles bestellen können. Körperstarke, gehetzte Männer laden ab in den Häusern, was gewünscht wird. Bei uns kommen manchmal auch Pakete an, und neulich traf ich auf einen paketeschleppenden Sikh, der sich sein Leben sicherlich mal anders vorgestellt hat, aber hier ohne verständliches Deutsch Pakete austrägt. Für mich eine freudige Gelegenheit ‚Sat Shri Akal‘ zu sagen, ein Sikhgruß, auf die einzige für sie geltende Wahrheit hinweisend, aber er hatte keine Zeit für sowas, hin und her und hinunter musste er die Ware der Bleichgesichter schleppen, vielleicht war er einfach froh, einen Job zu haben. Auch ein Feld kann man bestellen, säet und erntet und vermehret euch, sagte einer der Herren, und bestellet die Felder, damit alle was zu essen haben. Dann gab es die esoterische Welle, als die dazugehörigen Pilger:innen vorschlugen, man sollte direkt vom Kosmos bestellen, was man dringend brauchte, und auch dabei gab es natürlich Glückspilze, denn wenn man ein reichhaltiges Füllhorn sucht, dann findet man vermutlich auch eines, es ist ja alles da. Wieviel davon ich für mich persönlich beanspruche, hängt von mir ab. Denn alles hat seinen Preis, das wird einem nicht immer klar, wenn es Zeit ist, die Rechnung zu begleichen, weil ich vielleicht zu meiner Freiheit zurückfinden möchte, die ich im Netzwerk der Wunscherfüllungsdienstleiter:innen gelassen habe. Oder auch nicht.
unerlässlich
September 6, 2024
Zu meinen mehr oder minder bewussten Leidenschaften gehört das Zettelsammeln, denn sie sind zu finden in kleinen Behältern oder in Notizbüchern, oder sie fallen eines Tages aus etwas heraus und liegen auf einmal herum, so wie gestern, es war ein zum Zettel gemachter Satz aus der ‚Times of India‘ unter ‚A thought for today“, und hier ist er, der Gedanke von Brian Greene: ‚Der Mut, tiefe Fragen zu stellen, erfordert unter Umständen eine unvorhergesehene Flexibilität, falls wir vorhaben, die Antworten zu akzeptieren.‘ Das hat mich dann noch einmal angesprochen, jetzt, wo ich mehr Erfahrung habe mit Ursachen und Wirkungen tefer, direkter Fragen. Es dauert Jahre verhältnismäßiger Wachheit, um das richtige Maß zu finden für sich selbst, und was man sich und anderen zumuten will oder kann. Nicht selten ist man erstaunt, wenn Interesse gar nicht mit Nachfragen verbunden ist, dh., die eigene Wahrnehmung wird gar nicht abgeglichen mit dem, wie es wirklich ist, wenn es so etwas wie eine wirkliche Wirklichkeit überhaupt gibt. Vielleicht verbindet uns nicht alle dasselbe Interesse am Hintergrund der Geschehnisse, wo die Spinnräder der Ich-Geschichten unaufhaltsam den einen Teppich weben, dessen Muster zwar sichtbar sind in der Welt, aber die Fäden…wo kommen die Fäden her. Und wie oft kann man sich empören über Dinge, die man für unvorstellbar hält, aber andere finden das selbstverständlich. Wie tief also will man, und mit wem, und warum, zusammen die Tiefen erörtern, und was ist überhaupt Tiefe, und was findet da statt. Und ist es nicht manchmal dahinter oder da drunten nur eine kühle Höhlenhalle, in der man Zuflucht finden kann vor dem Weltgetöse. Oder gibt es dort auch den Garten, oder vor allem die eher dunklen, unwegsamen Korridore, wo die Spinnweben an den Scharnieren entfernt werden müssen, um Tür oder Tor zu erkennen. Und der Eine hungert förmlich nach tieferen Fragen, und der Andere kennt sie gar nicht, oder findet sie erschreckend und überflüssig. Gerne irrt man sich ja auch mit der eigenen Besonderheit, bis man merkt, dass es das entweder gar nicht gibt, oder es aber auf jeden Grashalm zutrifft. Ja, aber wie sich sonst kennen lernen? An der Oberfläche kann es behaglich sein, kein Zweifel. Man läuft einfach mit und tut so, als wäre man offen und sichtbar. Nein!, sie sind wichtig und unerlässlich, die tiefen, direkten Fragen, und ja!, gerne noch einmal und herzlichen Dank, Immanuel, für den Mut, sich seiner eigenen Vernunft und seines eigenen Denkens zu bedienen, um, gerne zusammen mit Anderen, die selbstverschuldete Unmündigkei endgültig zu verlassen.
September 5, 2024
Weisheit geschieht.
Oder geschieht nicht.
Das Ende der Garantien.
Der Weg erscheint lange.
Irgendwann jedoch zeigt sich Bewegung,
meldet sich Erkenntnis über die Leidenschaften,
richten sich Synapsen aus, weben sich Bahnen
in die eine oder die andere Richtung, gibt es
kein Entrinnen mehr von sich selbst.
Da steht dann dem Glückskind die Heiterkeit
zur Verfügung. Sie nimmt sich in die Arme und
sagt, es sei ja nicht so schlimm, dass es anders
kommt, als man denkt. Da entfaltet sich
ihr Schicksal als ein Kairos-Licht, und sie
empfindet die Existenz des erweiterten Raumes
als ein Menschsein, das jedem entspricht.
Das Gegebene erfüllt ihren Alltag. Hochebene
und Tiefe gleichen sich aus auf den Treppen
der zeitlosen Welten.
Schwein (gehabt)?
September 4, 2024
Am allerwenigsten ich selbst hätte vermutet, dass mich das Thema bzw. das Wohlbefinden des Schweines oder besser gesagt das Wohlbefinden aller Schweine in der Welt einmal berührt. Neuer Anlass dazu war, dass eine Frau die Schweinesprache erforscht und Erstaunliches gefunden hat über die Kommunikationsfähigkeit der Tiere, die ihre grässlichen Leben in Höllen der Verwahrlosung fristen, um in ihrer kurzen Existenzphase dem zur Verfügung zu stehen, für was sie geboren und geschunden wurden, der Fütterung des Menschen also wegen. Ich sehe im innerlichen Heimkino die berühmte Szene, in der die Alliierten die fröhlich dahinlebenden Einwohner:innen aus der Nähe der Konzentrationslager durch die Lager führten, wo die Knochengerüste, also die Überlebenden, noch lagen, und wie sie Angst hatten, hinzuschauen, denn alle wussten es ja, und d a s war der Moment der Wahrheit. Wie verroht muss man werden, könnte man fragen, um das Leiden anderer Wesen nicht nur hemmungslos hinzunehmen, sondern auch noch davon zu profitieren, wie kann das sein. Es kann, weil es ist, das ist die bittere Wirkung der Pille. Nun kann natürlich auch die Heilungsbedürftigkeit der Welt einem zu Herzen gehen, denn es geht nicht nur den Schweinen schlecht. Den Kindern geht es nicht gut und den Erwachsenen auch nicht, wir sitzen zusammen im Boot des Unbehagens, an jeder Ecke schreit es nach Ausbesserungen, die keiner mehr leisten kann. Und hat „Schwein“, bevor es seiner selbst beraubt wurde, nicht auch einmal für ‚Glück‘ gestanden. Ein Glücksymbol ist das Schwein. Schwein gehabt, also Glück, gerade noch einmal davongekommen. Eben nicht mehr davongekommen. Die Verwundeten und die Verletzten und die hungrigen Geister und die Gelehrten und die Philosophen, und die Therapeuten undsoweiter wissen alle, dass bewusst gelebtes Menschsein selten und rar ist, aber von jedem/r erreichbar, und selbst im freien Fall des Traumes kann mich das Erwachen auf den Boden der Tatsachen bringen, wodurch die Welt nicht verändert wird, aber ich selbst.
klagen
September 3, 2024
Jeremia beim Klagen
Das Bild habe ich unter „Jeremiade“ gefunden, ein schönes Wort für große Klagen, die durchaus berechtigt sind und manchmal einen einzigen Menschen betreffen wie hier Jeremia, der über den Fall Jerusalems klagt und allein auf der Treppe steht, weil alle, die den großen Schmerz spüren, alleine sind. Und nur wir wissen, wenn uns das Weh ergriffen hat, was das mit uns machen kann, wenn nur noch das Nichts einen anlächelt und ermöglicht, tiefste Bedeutung und völlige Bedeutungslosigkeit gleichzeitig zu erfahren, sodass einen der Schock erfasst, dann die Ernüchterung, dann die Erneuerung, auch Licht am Ende des Tunnels genannt. Aber ‚Jeremiade‘ heisst auch ‚Jammerrede‘, eine weitere Konnotation, mit der wir ebenfalls vertraut sind. Menschen jammern gern herum über alles Mögliche, was nicht ihren Vorstellungen entspricht, das können Vorgesetzte sein oder Autos, oder Politiker, die man unfähig findet, auch wenn sie ihre Sache einigermaßen gut machen, denn auch das Jammern gibt Macht, ein bisschen Macht, denn man sagt hey, mir passt das nicht, das müsste anders sein. Seltern weiß der oder die Jammernde wie. denn es fehlt der Impuls zum Herauskommen aus dem Jammertal, wo man beim fröhlich tuenden Durchwandern auch andere anstecken kann, und dann kann man zusammen jammern. Gerade kam ein Nachbar vorbei und klagte über die Wildschweine, die den ganzen Weg verschandelt hätten, und sie wären schon so nah, dass wir unsere Kühltruhe aufmachen sollten. Ich musste einen Moment innehalten, um zu verstehen, was er meinte, und fühlte mich dann genötigt, ihn daran zu erinnern, dass wir, was er doch sicherlich wüsste, Vegetarier:innen seien. Nicht, dass ihn das interessierte, er wollte nur jammern, und zum Jammern dient die ganze Welt, auch Wildschweine. Riesenzähne hätten sie, diese Viecher, und wenn sie einen ins Bein beißen würden, dann wäre das weg. Ich schlug vor, er solle den Förster anrufen, aber um Lösungen ging’s ja nicht. Es ging ums Jammern, das kann auch ein wenig erleichtern. Das Klagelied aber kann etwas Großartiges sein, wenn der Schmerz des Vergehenden und die Verschlagenheit des Menschen und die Aussichtslosigkeit auf seine Besserung das Gemüt so tief erfasst, sodass nur noch die Rede hilft, die nicht mehr angewiesen ist auf Zuhörerschaft oder Lösungsphantasien, sondern man kann dann zu den Wolken sprechen oder zu den Wänden oder zu den Göttern oder zu sich, denn auch das unerträgliche Leid hat eine Sprache, die man empfangen kann.
reif ?
September 2, 2024
Jetzt, wo Indien gewissermaßen hinter mir, beziehungsweise in mir liegt, in meiner eigenen Inszenierung natürlich, aber auch im Zusammenspiel mit Tradition, Kultur und Gesellschaft, da fällt mein Blick etwas genauer auf Deutschland. Habe ich so etwas wie ein eigenes Deutschland, oder was würde ich vermissen beim Verlassen des Landes, von dem ich nicht nur einen Pass habe, nein, nein, ich habe sehr lange Zeit sehr viel Sicherheit hier gehabt. Auch die Reue über die Gräueltaten war immer spürbar, manchmal hätte man sich mehr Wachheit gewünscht, denn da gab es doch inmitten des Schlaraffenlandes sehr viele Dunkelfelder, die immer tiefer angelegt wurden und ausgestattet waren mit der neuesten Technologie, wie gehabt im pädophil gesteuerten Schrebergarten. Aber immer ist man auch in der Welt und Teil einer Gesellschaft, fragt sich nur, wie und wodurch und auf welche Weise. Mein Blick schweift von Kamala Harris zu Alice Weidel, dann zu Sahra Wagenknecht, und ja!, die Harris könnte bei uns gar nicht hervorgebracht werden, dazu braucht es Trump und Amerika. Wir haben eben die Weidel, mit der keiner spielen will, und die sich sicher gibt, dass man mit ihr wird spielen müssen, denn sie bringt hinter sich das Heer der Grumpelnden. Es ist eigentlich ein Rachefeldzug gegen die, denen es angeblich so viel besser geht, und es stimmt ja teilweise auch, sind wir doch tatsächlich diejenigen, die sich jeden Wunsch von den Augen ablesen können und ihn umsetzen, eine weitere Blase, wo die Erstarrung haust. Eine gewisse Beunruhigung ist angebracht, denn man kann nie mehr sagen, man hätte es nicht gewusst. Nun käme es oder kommt es auf das Wissen an, das eingesetzt wird, um das Gespenst zu entlarven, das nun groß genug ist, um nicht übersehen werden zu können. Aber wo beginnen? Frau Wagenknecht hat sich noch nicht zu erkennen gegeben, vielleicht ist das ihr Stil, und zuhause hat sie einen, mit dem sie diskutieren kann, der Qüalgeist Oscar Lafontaine. Dieser weiblichen Pointe gegenüber sehen wir drei Männer, Scholz Habeck, Lindner, kein Grund zum Strahlen, denn sie haben sich gegenseitig untauglich gemacht, und man hofft heimlich, dass Habeck das, was ihm angetan wurde, auch überlebt. Das alles konnte passieren, weil alle es zugelassen haben. Aber jetzt spürt man eine tiefliegende Abneigung gegen die braune Soße, deren Rinnsale sich durch die Gasse schlängeln, und man muss mal schauen, selbst schauen, wie man mit all diesen Dingen umgehen möchte oder gar muss, wenn die Zeit dafür reif ist.
Jean Tardieu
September 1, 2024
„Ich beschwöre ich berufe
in mir erscheint wer ich will
ich bin hohlbäuchig der Raum
Schläger kalter Schläge
Schweigen um die Dinge
Peitschenschnur schöne Kobra
eine Wurmspur im Sand
jeder berstende Planet
endigt in Flötenton.“
– Raum der mich schafft
Schlinge die mich schlingt
Tiefe Freiheit
auf dein Zeichen komme ich
auf dein Zeichen sterbe ich
denn du bist der Tanz
ich weine in deinem Lachen
ich verlösche in deinem Kleid
selbst meine Asche ist gezeichnet.
August 31, 2024
Nike von Samothrake
Wer mühelos im zufällig zerknüllten Material die Nike von Samothrake sehen kann, ist froh, vor allem, wenn man nicht selbst geknüllt hat. Man kennt das ja von Brotkrumen, die zu Buddhas geworden sind, oder von Göttergestalten, die sich durch monsoongetränkte Wände bewegen, ganz zu schweigen davon, wenn Wolken die richtige Dichte haben, um die Betrachter:innen an Dimensionen teilnehmen zu lassen, die den besten der Architekten versagt sind. Es ist immer nur flüchtig, zum Glück, sonst kann es leicht in das Verrücktsein führen, wo die Logik der eigenen Erfahrungen ungetrübt anhält und es auf unsere Schaltzentralen ankommt und wieweit sie bereit sind, unserem Wesen angemessen zu entsprechen. Aber immerhin!, die wirkliche Macht ist die des Geistes, den man auch das Juwel nennt oder den Stein, der zum Schliff gebracht werden kann, aber nicht muss. Vielleicht sträube ich mich ganz persönlich deswegen, soweit und so gut es mir möglich ist, gegen diese Verzwergung, wenn das Futter in grenzenlosem Ausmaß über die Kanäle gereicht wird, sodass man anfängt zu denken, das sei man selbst, aber man ist es gar nicht. Was auch die Absicht der Fütterung ist, eben so viele User abhängig zu machen vom Angebotenen, dass es kein Entrinnen mehr gibt. Und natürlich gibt es auch weiterhin die Nike von Samothrake, kein Zweifel, aber man muss auch von ihr zumindest gehört haben, um sie zu erkennen. Und wir wussten auch, am Tisch sitzend, dass die Beflügelung eigentlich nach rechts verläuft, aber es sei so richtig, sagte der Freund, wegen des Faltenwurfs. Das passt zu der Aussage des CIA Agenten, mit dem ich mich in Kathmandu darüber unterhalten hatte, was Computer können und was nicht. Er gab das Beispiel, dass wenn ich ihm von Jakob erzähle und er weiß, dass ich Josef meine, der Computer das nicht wissen könne. Aber wer weiß schon an diesem Punkt der Zeit, was die Maschinen nicht alles können müssen werden wird. Und es wird dabei bleiben, dass alles in allem enthalten ist, und dann wiederum doch nicht, und dass nur die Leere die Fülle wahrnehmen kann.
Kind
August 29, 2024
*
Atemberaubend fürwahr
ist der Schrei, der das
Gehirn durchdringt,
und dort, im Verborgenen
der Windungen Dichte um
Dichte durchzittert und
vorstößt ins Kinderzimmer,
wo das Kind liegt und
hinausschaut aufs
antwortlose Nichts,
bevölkert vom Toben
des Menschseins und
seiner zerstörenden
Wirkung. Wenig später
läuft es herum und sucht
nach den Worten, die keiner
gesagt hat und findet sie nicht,
denn sie sind verschwunden
im Unerhörten. Dann wächst es
und spricht und gehört nun zu
sich und schaut durch Fenster
auf Leben – und nimmt vom
Außen, was innen erlischt –
und kann das Eigene nach draußen
nicht geben. Dann wird es gefragt,
was es werden will, und muss sich
entscheiden – sucht im Meer seines
Ohres nach einer Antwort, die dem
Innen entspricht – und wählt das
offene oder das geschlossene Tor.
Will ich es immer noch Gnade nennen,
wenn das Kind dann noch Zugriff hat
auf das Feld einer inneren Stimme,
denn sicher, es ruft sich selbst und
wird auch gerufen, die versunkene
Welt aus den klagenden Mustern zu
formen, und setzt den Schrei der
Verstummten um in fassbare
Wirklichkeit. Gibt Antwort auf die
Fragen des Schicksals, Antwort auf
des Raunens stummes Geheimnis,
Antwort auf Raum in mir selbst und
den Anderen.
* Bild: David Lynch
dienen
August 28, 2024
Neulich habe ich einen Song von Bob Dylan gehört, in dem er sagt, bzw. singt, dass man jemandem dienen wird müssen, ob es nun der Teufel ist oder der Herr, also Gott, aber dienen muss man jemandem. Weiß ich nicht, dachte ich, ob das sein muss. Natürlich weiß man, dass jede Herrschaft Dienerschaft braucht, und am besten, man gerät nicht zu tief in diesen Strudel von Abhängigkeiten. Es gibt auch sehr viele Frauen, die es für das Selbstverständlichste der Welt halten, einem Mann mit allen möglichen Diensten zur Verfügung zu stehen (selten umgekehrt), und wem’s Freude bereitet und keinen größeren Schaden anrichtet, dem oder der soll die Freude genießen, die es ja auch machen kann, obwohl auch das schlichteste Gebenkönnen unbemerkt für die Spieler:innen in Machtmissbrauch umschlagen kann. Ich persönlich sehe weder einen Grund, dem Teufel zu dienen, noch kann ich an diesem Punkt in meinem Leben Gefallen finden daran, einem Gott zu dienen, auch wenn und weil diese Dienstleistungen prächtige Ablenkungsmanöver darstellen von der eigentlichen Frage, nämlich was genau für einen Dienst übe ich denn aus, also für was für ein Amt fühle ich mich verantwortlich. Da stoße ich jetzt nicht auf ganz frische Gedanken, die noch nie gedacht wurden, sondern ich erinnere mich an einen Satz, den eine Inderin vor sehr langer Zeit zu mir gesagt hat, und zwar, dass wir nur eine einzige Verpflichtung in diesem Leben haben, und das ist, uns selbst zu (er)kennen. Nun gibt es ja selbst in Indien für diese ganz spezielle Forschung keine Höhlen mehr, denn auch die sogenannten „Sadhus“, die Wahrheitssuchenden, brauchen neuerdings Steckdosen, um ihr Smartphone aufzuladen, und schwupps!, dreht sich das ganze Gebilde unaufhaltsam und nahezu unauffällig um 180 Grad, und es geht nun hauptsächlich um die Bedienung von Geräten. Die Algorithmen sind verdammt munter und konfrontieren uns mit der Ich-Verlagerung, indem man mir z.B. vorschlägt, was ich wohl noch gerne denken würde, wenn ich schon vorher meine Denkrichtung verraten habe. Nun brauche ich aber, auch d a s Schnee von vorgestern, für meine ganz persönliche Dienstfähigkeit vor allem Zeit und Raum, denn der dienstfähige Mensch ist doch der, der das, was er aus sich gemacht hat, in die Welt trägt, denn überall ist Welt und dadurch auch Einfluss. Und so brauche ich für einen ernsthaften Umgang mit meinen Fähigkeiten und Befindlichkeiten weder einen Teufel noch einen Gott, sondern ich brauche mich selbst und die respektvolle Nähe zu Freunden, unter deren großzügiger Obhut ich weiterwachsen kann, denn wer wäre ich ohne sie, die den Unterschied kennen zwischen Liebe und ihren vielen Spielarten.
im Griff
August 27, 2024
Dem Wort „normal“ gegenüber habe ich mich immer fremd gefühlt, und zum Glück wurde ich als Kind durch nichts gezwungen, den Anspruch auf das Normale zu bedienen, obwohl man auch als Kind nicht um die Gepflogenheiten der Zeit und der Kultur herumkommt, in die man hineingeworfen wird. Auch ein Krieg trägt zur Entgleisung des Genormten bei, aber niemand erfreut sich daran, denn der Freiraum kann nicht genutzt werden, und die meisten Kräfte streben sowieso wieder zum Gewohnten hin. Es ist ja auch durchaus wünschenswert, dass jeder Mensch leben kann, wie es ihm, ihr und anderen möglich ist, aber man hat auch in jeder Zeit gelernt, dass es Anpassung und Einstellung und Urteilskraft usw. braucht, um in der Gesellschaft lebensfähig zu sein und zu bleiben. Wenn das sich erst einmal frei Bewegende zu einer Norm wird, sodass gedacht und gemeint und verlangt wird, dass etwas Bestimmtes unbedingt von allen getan werden muss oder sollte, dann kommen Widerstände in Gang und es muss zu Einigungen kommen und zu Normen auf vielen Ebenen. Manches setzt sich durch. So haben auf einmal ganz einfache Menschen knallblaue Haare, und tätowierte Raubtiere ragen aus ihrem Halsausschnitt, und wie?, du hast keine falschen Fingernägel mit Glitzerklunker drauf. Dann gibt es die andere Ebene des als normal Akzeptierten: der Mann schlägt die Frau, die Frau schlägt das Kind, keiner redet darüber, dass es Dinge gibt, die man nicht vergibt, ohne Schaden zu nehmen. Wenn es zu dunkel wird in der Welt, dann bewegen sich auch Gegenkräfte. Die normale Mütze, meist ein Narrenhut, hebt sich wie von selbst, und das Unbehagen setzt seinen Fuß ins Schlaraffenland. Übersättigte Körper ringen nach Atem, gezogene Stecker lösen Panikattacken aus. Menschen werden ermordet und man denkt shit, schon wieder ein Syrer. Weil es auch andere Syrer gibt, denen das unendlich schadet, aber es findet sich keine Lösung. Wenn die Norm zerbricht, muss man wachsam sein, aber es hat nicht nur eine Schattenseite, denn durch die festgefahrenen Meinungen tobt der Windstoß und rüttelt auf von der samtenen Couchgarnitur die Figur, die gedacht war zu sein, doch als wer? in der Zwischenzeit bestellt sich der junge Japaner eine künstlich superb ausgestattete Ehefrau. Und es wird nun in den kommenden Jahren weiterhin viel diskutiert werden im technischen Normalbetrieb, wie menschlich eine Maschine werden kann, und wie funktionsfähig ein Mensch, denn das ist doch für uns schon normal, dass die Maschine uns fest im Griff hat, obwohl es ganz so aussieht, als hätten wir die Dinger im Griff, isn’t it?
nicht gutgehen
August 26, 2024
„Unseren Kindern geht es nicht gut“, lese ich da auf der Titelseite der „Zeit“ung. Nicht, dass man das, was auf den Titelseiten steht, nicht schon auf irgendeine Weise mitbekommen hätte, geht es doch den Erwachsenen auch nicht besonders gut. Ein Zurück gibt es nicht, denn wer wollte schon da hinten irgendwo ein Kind sein, obwohl es behüteten und geliebten Kindern wahrscheinlich schon immer und überall besser ging, zumindest in der Kindheit, bevor ihnen die Schamlippen abgeschnitten oder sie mit irgendwem früh verheiratet werden, damit Materie sich mit Materie vereinigt. Und wenn das Kind verschont wurde vom Fummeln der Väter und der Brüder und der Onkel, oder sie nicht für Videos missbraucht wurden, die die Herren im Darknet austauschen. Wenn also all das gut gegangen ist, dann kam sowas wie eine Seuche oder der Krieg oder die Flucht oder Covid, und die Kinder mussten alle zuhause bleiben, was nicht gesund ist für sie, dieses Eingesperrtsein in einer Welt, die bereits Blase ist. Und überhaupt: die Welt! Vielleicht gehört das auch zur Jugend, dass man denkt nee, da setze ich doch keine Kinder rein! Ich wollte eh keine hineinsetzen, und zum Glück gab es in den Sixties genügend lockeren körperlichen Kontakt, sodass das Experiment Menschsein nicht gleich mit Familienbildung verbunden sein musste. Es ist hilfreich zu erkennen, für was man geeignet ist. Dann habe ich mich in Indien eine Weile um ein Kind gekümmert, bis wir Eltern gefunden haben. Es ist schön, jetzt mit ihr über WhatsApp verbunden zu sein, es ist alles sehr frei und ohne Blutsverbindung. Die Verantwortung schien mir immer gigantisch. Und dann so hilflos zu sein, wenn es ihnen nicht gut geht. Dem Gutgehen ist zur Zeit eine natürliche Grenze gesetzt. Wenn auf den Zigarettenschachteln Geschwüre vom Rauchen zu sehen sind, kann das Rauchen nicht mehr wirklich genossen werden, jetzt nur als Beispiel der Bewusstwerdung darüber, was geschieht, und welche berechtigte Hoffnung es gibt, dass das alles sich wieder einmal in eine halbwegs lebbare Welt verwandelt. Und in diesen Trieb nach Selbstauslöschung, der vielleicht in uns irgendwo verankert ist, wenn die Dinge unheilbar geworden sind, wurden und werden nun diese Kinder geboren, denen es nicht so gut geht, wen wundert’s.
Elon and Donald
August 25, 2024
gaming
August 24, 2024
Wenn man, was nicht allzu schwerfällt, das Weltgeschehen an sich als ein Drama sieht, das sich durch die Anwesenheit und das Verhalten der Spieler:innen unermüdlich entwickelt und fortsetzt nach bestimmten Richtlinien und seinen Lauf nimmt, dann fällt es einem zum Beispiel leichter, die Vielfalt der Formungsmöglichkeiten des Spieles wertzuschätzen. Das wäre vielleicht sogar in Schulsystemen ein guter Anfang, die Abenteuerreise etwas interessanter vorzustellen und auf die Wichtigkeit der Werkzeuge hinzuweisen, mit denen man die komplexen Aufgaben des Daseins lösen kann. Das aber geschieht meistens nicht, und wenn der natürliche Spieltrieb erlischt, dann erlischt auch das Interesse am lebendigen Vorgang. Nun hat sich aber in diese geistige Lücke des Netzes die Spieleindustrie eingeschaltet, und Tausende strömen zur Gamescom. Wir haben zwei junge belgische Gamer zu Gast und fragen, wieviele Stunden sie am Tage mit Games verbringen. Es scheint hier immer um jede freie Minute zu gehen, und einer von ihnen mag am liebsten Spiele, wo man alles abschießen kann. Er ist ein sympatischer junger Mann und hätte das nie gesagt, wenn er denken würde, dass d a s, was ich im Spiel mache, auch draußen möglich ist, denn wer sorgt denn dafür, dass das Außen vom Innen getrennt bleibt, wenn es überhaupt möglich ist. In Delhi saß ich mal mit dem 12-jährigen Sohn meiner Freunde allein zuhause und da er nur am Computer zu finden war, habe ich ihn gebeten, mich in das Spiel einzuführen. Zuerst konnte ich mir Kleidung aussuchen, dann musste ich eine Waffe wählen. Es ging nicht anders, so nahm ich einen Dolch. Mit diesem Dolch musste ich dann als erste Heldentat ein Einhorn erlegen, nein, sagte ich, das mache ich nicht, ich töte doch keine Einhörner. Er betrachtete mich mitleidig ob meiner Ungeübtheit in wichtigen Dingen und hatte nichts dagegen, dass ich keine andere Wahl hatte,, als auszusteigen. Das ist doch nur ein Spiel, erklärte er mir, aber genau das wusste ich ja schon. Man muss immer wach sein, an welchen Spielen man sich beteiligt. Auch künstliche Intelligenz kann humorvolle Dinge erschaffen, aber wer setzt die Grenzen. Millionen, oder sind es schon Millarden von Menschen sind zur Zeit damit beschäftigt, die Grenzen der Spiele festzulegen, aber die Ergebnisse der Spielereien sind schon überall tötungsfähig. Da ist kein Zurück mehr möglich. Niemals ist Zurück. Der ganze Planet eine Gamestation, auf dem die Gamer ihre Machtpositionen sichern und ausbauen. Einer der Gamer meinte, der Mensch werde immer Mensch bleiben, da bin ich mir nicht mehr so sicher. Es kommt auf die Definition von ‚Mensch‘ an, was uns wieder einmal in die antike Welt schleudert, wo immer noch dieselben ungelösten Fragen an tiefblauen Himmeln hängen.
Goldenes Ai*
August 23, 2024
So, das freudetosende Abenteuer des amerikanischen demokratischen Parteitages ist zu Ende. Niemand wird es vergessen können, denn es ist nun Teil der Welthistorie, das erstaunliche Erscheinen einer Frau am Kipp-Punkt, die in ihrem Gepäck eine Wahrnehmungsveränderung brachte, der man sich kaum entziehen konnte, so offensichtlich war der Hunger nach angemessener Belichtung. Sie kam, sah und siegte so gründlich, dass es den lauernden Feinden Angst macht. Das ist vermutlich selten zu beobachten, dass Narzissten Zeichen der Angst zeigen, denn sie haben’s raus, wie man dafür Geeignete zu gehirngewaschenen Followers macht. Jede/r followed mal irgendwann irgendwem, das kann auch bereichernd sein für eine Weile, wenn man weiß, warum man dabei ist. Oder warum man irgendwo hingeht, um irgendwem zu lauschen, der es besser weiß oder besser wissen müsste, oder wenigstens so tut, als ob. Die Tatsache, dass wir in einer Zeit leben, in der man so ziemlich alle Infos über das Gewünschte zur Verfügung hat, heißt nicht, dass einem die Qual der Wahl erspart bleibt, ganz im Gegenteil, es wird noch schwerer. Aber wenn der ganze Plan platzt und einem gezeigt wird, dass der Wind ganz woanders bläst als man dachte, das ist schon bitter. Aber was tun?, das Ei ist gelegt, jetzt kommt das Ausbrüten. Was bleibt, könnte man hier fragen, von dem Parteitag, also in dem Fall für mich. Also, wie bereits mal erwähnt, war ich froh, den exzellenten Reden mühelos folgen zu können, denn es war schon ein bisschen Auffrischung nötig bei der latenten Gewohnheit der letzten Jahre, „die Amerikaner“ als dümmlich zu empfinden, obwohl wir (Deutschlinge) das ja schon von den Hitler Followers kennen, dass hier jeder Anspruch auf gut gesteuerte Vernunft versiegen kann, wenn die Bedingungen dafür geeignet sind. Und nun das! Resonanz und Tränen und Freude, dass mal wieder was Glaubwürdiges geschieht, was andere Kräfte in einem selbst anregt. Leider kann man, aber muss man nicht, jetzt an die Ampel denken, weil man sonst vielleicht ein bisschen deutsches Unbehagen spürt, denn man weiß ja, wie unwahrscheinlich es zB. ist, dass Habeck Kanzler werden würde statt diesem unheimlichen Merz. Aber noch ist nicht aller Frühstücke Mittag. Alles kann noch geschehen. Ein Ei ist nicht wie das andere.
*Ai = Liebe
* Photo: Anja Kronenberg
August 22, 2024
Wir sehen
auf der inneren Leinwand
Spieler erwachen.
Es erinnert sich hier und da
Einer oder Eine
der unsterblichen Rolle.
Sie treten hinaus
in das Licht.
Wichtig ist hier
alles, was war,
zu vergessen.
Nicht die Einheit
durch Trennung
messen wollen.
Ja, ganz so, als tauchten
Begleiter auf und sängen
ein Lied des Herzens.
hineinhorchen
August 21, 2024
Ich komme von einem langen Gespräch mit Sakshi, die in einem Krankenhaus in Kishangarh als Ärztin tätig, gerade aber in Kindspause ist, der Sohn ist ein Jahr, es schien eine gute Ehe, Vivek verdient gut als Ingenieur auf einem Schiff, kommt immer nur alle sechs Monate, was wahrscheinlich zum guten Bestehen der Ehe beigetragen hat. Allerdings war ich in Indien schon daran gewöhnt, die häuslichen Abgründe nie an den Gesichtern ablesen zu können, denn sie wurden auch innen im Haus tabuisiert, und wenn etwas eindeutig nicht stimmte, war es immer die Frau. In Indien ging man so weit, es als Lösung zu deklarieren, wenn der Vergewaltiger die Frau heiratet, basta. Und so nice Vivek eben war, so führte es doch zu Spannungen, dass Sakshi (auch) redete. Das fanden vor allem die Schwiegereltern unangebracht, und da sollte sie mit ihm leben und die notwendige Zähmung erfahren, den Schliff also der akzeptablen indischen Gattin, die günstigerweise jegliches Interesse an sich selbst verliert, um dem Dienst am Mann gerecht zu werden. Sakshi kann das nicht, man kann sie nicht kontrollieren, und so geht die Ehe flöten, und der Sohn wird den Papa nicht neben sich haben. So wha!, sagt sie, dann halt nicht. Und so kommen Löcher in das als ehrwürdig betrachtete Netz, das es sicherlich einst war, aber jetzt zu viele Leben abgewürgt werden unter dem dem todbringenden Siegel der Scheinheiligkeit, dem sich nicht nur Donald Trump, sondern auch Narendra Modi verpflichtet fühlt, und all den anderen Frauenkontrollierern. Deswegen schaue ich gerade gerne hinein in das Amerika, das etwas zelebriert, was wie ausgestorben schien. Der hoffnungsvolle Stimmungsumschwung, bei dem man erleben kann, was auch möglich ist, vielleicht nicht durchgehend so ekstatisch, denn schwierige Zeiten werden weiterhin kommen, aber wichtig ist, es einmal zu spuren. Da ist auch was, was Amerikaner:innen können, wenn man sie lässt. Sie können auf hochoffiziellen Bühnen von ihren Müttern reden und von ihren Kindern und Großeltern, und Michelle Obama endet ihre flammende politische Rede mit der Begrüßung ihres Mannes als „the love of my life, und man glaubt es, weil der Ton einen aus dem Schutzraum lockt. Und das sage ich, weil es selten ist, dieser tiefmenschliche Ton, der keine Kriege beenden kann, nein, aber als Basis für alle klugen Handlungen unentbehrlich ist. Nicht verpassen!
haushalten
August 20, 2024
Es ist hilfreich und bereichernd, wenn man eine bestimmte Fremdsprache gut genug spricht, um zum Beispiel einer exzellenten Rede mühelos folgen zu können, obwohl man Englisch kaum mehr eine Fremdsprache nennen kann, da sie bzw. es überall mitläuft und unsere Leben durchwebt. Nun habe ich heute früh mal reingeschaut, kurz sollte es sein, in den DNC, also das National Democratic Committee, den Parteitag der Demokraten. Er wird als Zünglein an der Waage für die politische Akzeptanz von Kamala Harris gesehen. Es war eine wahre Freude, das Befindlichkeitslevel dieses Saales förmlich zu spüren, wo es viel um Respekt für Joe Biden ging, der immerhin einiges Bemerkenswerte geleistet hat. Dann die Rede von Hillary Clinton, die einige Erinnerungen in einem hochwirbeln ließ, als sie damals faktisch gewonnen hatte mit ein paar tausend Stmmen mehr, dann aber doch übergeben musste an den Unerwünschten. Das war jetzt ihr Moment, 2024, so ein Moment, der die ganzen bewältigten Abgründe als den einzig möglichen Weg zeigten, um nun mit authentischer Stimme zu sehr vielen Menschen zu reden und sie zu gewinnen für den Quantensprung in eine neue Phase der Weltgeschichte. Es gibt sie tatsächlich, solche Momente, wo der Kipppunkt erreicht ist, wodurch verborgene Kräfte freigelegt werden und unaufhaltsam ihre Wirkung entfalten. Eine flammende Rede hat sie gehalten, deren Inhalt sicherlich mit einigen Einbußen geschmückt sein wird, aber es war dennoch glaubwürdig genug für den frischen Wind am renovierten Tor. Und vielleicht ist ja nur ein eiserner Bann gebrochen, denn man sieht nun sehr schön in Szene gesetzt, wie die Angst vor den dämonischen Kräften eine Gegenwirkung und Heilung erfährt, und ja, das ist es, es ist die sich auflösende Angst vor den dunklen und ignoranten Kräften des Diktators. Denn Dämonen ernähren sich von Angst, und Todesangst in anderen auslösen zu können ist ihre Sahne. Daher ein wunderbarer Anfang, der nun der Welt gehört, denn auch gute Gedanken und Ideen sind anregend und übertragbar auf den Alltag, also den Haushalt des Menschen.
führen
August 19, 2024
Das Phänomen des Erscheinens von Kamala Harris auf der politischen Bühne ist ein Lichtblick in dieser Zeit, denn es verblüfft in sich selbst erzeugender Wirklichkeit vor allem durch die Einfachheit, mit der es stattfindet. Eine Frau, von der jeder wusste, dass sie da war, aber sonst wusste man nicht viel. Ich erinnere mich gut daran, nach der ersten Freude über ihre Nominierung als Vizekanzlerin enttäuscht zu sein über das Wenige, das dann aus dem gewonnenen Feld herauskam. Nun kann man sehen, dass sie in ihrem Element ist und auf jeden Fall bisher ziemlich guten Beweis geliefert hat über ihre Führungsqualität(en). Das muss auch nicht immer sympatisch sein, das muss nur gut sein und nachvollziehbar. Führungspersönlichkeiten haben immer mit bestimmten Formen von Dummheit zu tun, weil natürlich alle auf ihre Weise die Besten sein wollen. Nun kann man dem armseligen Ex-Präsidenten zuschauen, wie er seine Fassung verliert und er, auf einmal hilflos, sieht, wie sein ganzes Weltbild zerbricht. Wodurch zerbricht es? Das vollkommen Unerwartete hat seine Blase erreicht und durchbohrt, und auf einmal weigert sich sogar die böse Fee, seine Befehle auszuführen, denn man verliert ungern die Kontrolle über ein sinkendes Schiff. Natürlich ist noch nichts gewonnen oder verloren und was kann nicht noch alles geschehen, was aber gar nicht sein muss, so wird doch der enorme Coup seine Wirkung zeigen und die Menschen vor wesentliche Entscheidungen stellen. Denn das Eine ist, tatsächlich nicht zu wissen, was man tut, und das Andere ist zu wissen, was man auf keinen Fall tun sollte und es trotzdem zu tun. Meist aus Profitgier oder dem Fähnchenschwenken für die Influencer:innen, wobei sich auch hier die Qualität des Einflusses, den ein Mensch aktivieren kann, enorm unterscheidet. Und was da gerade in Amerika geschieht, ist ja kein banaler Klacks, nein, es ist ein Gongschlag im Nu der großen Drehung. Schuppen fallen von den Augen, die erhabene Aufklärung höchstpersönlich setzt sich ein beim Durchdringen von Ohren, die lange nichts gehört haben, weil es nichts mehr zu hören gab. Nun trauert der versinkende Ex-Präsident seinem früheren Kontrahenten nach, den er geeignet hielt für Übertölpelung, und nun ist es aus. Das Spiel ist aus, also dieses ganze, absurde Spiel, dessen Ausführende meist weiße Haut haben, meist männlichen Geschlechtes sind, und lebensgefährlich.
Aristoteles
August 18, 2024
Der Mensch ist in keinem Subjekt. Denn der Mensch ist nicht
in einem bestimmten Menschen.
widersprüchlich
August 17, 2024
Es erscheint zweifellos als ein Widerspruch, wenn ich sage, dass meine Freiheit, vom momentanen Standpunkt aus gesehen, (auch) aus der Tatsache besteht, dass ich keine Wahl habe. Das ist ebenfalls widersprüchlich, denn niemand beschränkt meine Freiheit im öffentlichen Raum der Gesellschaft, immer im Rahmen einer wenn auch minimalen Anpassungsbereitschaft, zum Beispiel im Verkehr oder dem Umgang mit Mitmenschen. Was sollte mir jemand auch verwehren, ich kann überall hingehen, wo mich etwas interessiert oder kann mich weiterbilden oder eine Cannabispflanze besitzen, ich kann essen und trinken und schauen, was ich will, vielleicht nochmal die ganze Staffel von Raumschiff Enterprise Last Generation undsoweiter undsoweiter. Das ist viel im Vergleich zu einer Gesellschaft, in der ein hervorlugendes Frauenhaar schon zum Tod führen kann. Und nun gibt es die Frage, was ich mit dieser Freiheit anfangen will und kann. Das eigene Maß muss ermittelt werden, um im Triebwerk des Angebots nicht unterzugehen, wobei die Erfahrung des Versinkens auch sehr hilfreich sein kann, denn die Abgründe haben nur ein begrenztes Potential an Dunkel zur Verfügung, dann muss man schauen, wenn man noch will und kann, wie es weitergeht. Ohne es zu verdammen, lässt man dies und jenes sein und sammelt genug Vertrauen in die eigene Handhabung, damit man sich selbst sein lassen kann. Man beobachtet noch eine Weile, wie der Geist sich erfreut und erfrischt an der Vereinfachung des Komplizierten, was die Freude an der Komplexität der Dinge erhöht. Es ist nun einmal so, dass der Widerspruch im Außen nicht aufgelöst werden kann, da das angelegte Trainingsprogramm des Weltgefüges auf der unverrückbaren Gesetzmäßigkeit des Dualen und seinen Manifestationen beruht. Der Geist aber kann das: in der freischwebenden Aufmerksamkeit mit sich selbst als sich selbst sein, und sich dadurch nicht widersprechen. Es ist genau diese scheinbare Leere, die in ihrer zeitlosen Präzision und Freiheit (zum Glück) keine Wahl mehr hat als zu sein, was sie ist, und als solches auch wahrgenommen werden kann.
zusammenhängen
August 16, 2024
Es ist zweifellos von großer Wichtigkeit und hohem Wert und professionellem Knowhow, Zusammenhänge erkennen zu können, denn es gibt sie, und sie geben Aufschluss auf das Erleben des Weltendramas. Wo komme ich her, wo gehe ich hin, wie hängt das Ganze zusammen. Dabei vergessen wir oft oder haben es noch gar nicht bemerkt, dass wir selbst konstant an diesem Konstrukt beteiligt sind. Wir wählen die Zusammenhänge, die uns logisch erscheinen, glauben aber auch gerne, was die Anderen uns erzählen über ihre Vorstellungen. Manchmal müssen noch die notwendigen Messgeraäte erfunden werden, um ganz sicher zu sein, dass die Erde keine Scheibe ist, obwohl das für die Damaligen vielleicht gar keinen so großen Unterschied gemacht hat. Sie haben andere Zusammenhänge hergestellt, es können Götter gewesen sein oder Zwerge, oder wie die Inderin, die Einstein während eines Vortrages erklärte, er müsse doch wissen, dass die Welt auf einer Schildkröte ruhe. Ich habe auch noch niemanden in Indien getroffen, der oder die ernsthaft infrage stellen würde, dass jede Gottheit ein eigenes Fahrzeug hat, und überhaupt toben sich vor allem in religiösen Ideologien die abstrusesten Zusammenhänge aus, denn da, wo Gott angeblich herrscht und befiehlt und erzieht, da gibt es keinen Hemmschuh mehr in der Erzählkunst, und gerne wüsste man, wie und wo und von wem das alles erschaffen wurde. Und können nicht für das gleiche Ereignis völlig unterschiedliche Zusammenhänge erstellt werden, die alle den nötigen Tropfen Wahrheit enthalten, also genug Erzählsubstanz, um es als glaubhaft verkaufen zu können, aber nicht nur verkaufen, sondern auch fest dran glauben. Frauen, die ihren Töchtern in bester Überzeugung des richtigen und angemessenen Handelns die Schamlippen mit der Rasierklinge abschneiden, stellen meist keinen direkten Zusammenhang her mit der offensichtlichen Entgleisung des männlichen Gehirns, wo man beim Nachgrübeln eher an gebundene Füsse und Geishas und Dominas denkt, also dort, wo immer jemand sagen kann: das wollen die doch auch. Man kann Zusammenhänge auch sprengen, immer kommt es darauf an, um was es geht. Also doch die Zusammenhänge. Die Einzelteile des Puzzles, das Gesamtbild. Und soll das Gesamtbild nur mein persönliches sein, oder gibt es überhaupt eine Befindlichkeit, die keinen Zusammenhang generiert. Oder ist die Tatsache, dass alles auf niemals erklärbare Weise mit allem zusmmenhängt, nicht gerade durch ihre Plausibilität das Tor zur Freiheit, also der Befreiung von der Sucht nach Zusammenhang?
August 15, 2024
Vor allem hat mich der Schlüssel bewegt,
der gleichzeitig Kreis ist und Tor, und die
Seherin in mir fühlt sich sicher auf dem
unbeweglichen Augenlid
unseres gemeinsamen Schauens.
Nun, da entwaffnet von dieser Lösung
und gleichsam geschliffen
vom Antrieb des Menschseins, von sich
selbst durch sich selbst noch enthaftet,
bleibt mir der Blick auf das ewige Rätsel
erhalten, und im Nu bin ich Schlüssel,
bin der Kreis und das Tor – bin bewegt
vom Nichts des Gleichzeitigen.
sommern
August 14, 2024
Jahrelang dachte ich, Gottfried Benn sagt in seinem Gedicht „Was schlimm ist“, dass es am schlimmsten sei, im Sommer zu sterben. Aber nein!, stellte ich eines Tages fest, er findet es ‚am schlimmsten, n i c h t im Sommer zu sterben, weil da alles hell ist und die Erde für Spaten leicht‘. Der Sommer ermöglicht auf jeden Fall so einiges, was sonst nicht möglich wäre, ja was ist denn das? In Indien war im Winter der perfekte Sommer für mich (und viele andere), auch mal so richtig schön kalt nachts und am frühen Morgen, um dann mit Sonnenaufgang langsam in die Wärme zu wandern, und selten ein paar Tröpfchen. Das dehnte sich über Monate hinweg und endete oft Ende März herum mit Temperaturen bis zu 49 Grad, was dann für die indische Bevölkerung ihren Sommer einläutete, von dem wir uns dankend entfernten, um in das westliche Klima einzutauchen. Wohlhabende Inder gehen im Sommer in die Berge, die anderen harren einfach aus. Und für die Zurückkehrendendann, wieder im Westen angekommen, eine Wartezeit in Hinblick auf das Klima beginnt, weil man dann doch bei aller Gelassenheit die Sonne mal sehen möchte und draußen wieder mal frühstücken, umgeben von geballtem Grün, ein Genuss für die Augen. Dann brechen auf einmal die Blüten aus, man kommt kaum hinterher mit der Bewunderung, dann die Bäume, und der Frost, der einen Teil davon wieder vernichtet. Menschen erinnern sich an die Wälder und kaufen sich nordic walking sticks.Die in den Sommerferien In-die-Ferienfahrer:innen ringen nach Luft in den Stauschlangen. Auch von den Lieblingsorten kommt Gegenwehr. Die Leute, also die Einheimischen, wollen wieder ihr eigenes Leben leben,, wer will’s verdenken. Zuerst geht es ja nur um Profit, auf beiden Seiten, die Fremden zahlen, man kann sich entwickeln oder die Kinder in die Schule schicken. Dann wird das Genug verpasst, und Enthemmung und Missachtung bahnen sich Wege. Das geschieht alles im Sommer. Man will hinaus, und sieht dort andere Kostüme, andere Schuhe als sonst, wenn nicht Sommer ist. Den Tieren geht es auch besser, ihr Geruchsinn blüht ins Unermessliche, es ist Abenteuerzeit, manchmal sieht man Leuchtkäfer oder die Sterne. Bei mir im Zimmer ist Toscana Flair, die Fenster sind ziemlich verdunkelt, düch da, wo ich sitze, habe ich einen Spalt geöffnet und nehme immer mal wieder das gewaltige Schauspiel auf. Besonders gerne mag ich den Sommerregen, dann wird alles versorgt mit dem Wesentlichen. Sommer – langer Gedankenstrich —
August 13, 2024
Eine Radiosprecherin meinte, sie müsse sich nun den Entzugserscheinungen widmen, wenn abends keine olympischen Spiele mehr zu sehen sind. Natürlich haben wir auch das großartige Spektakel von Paris geschaut, es sprengte ja so einige Grenzen, die man für unüberwindbar hält. Und offensichtlich ist die Begeisterung bis Bewunderung unter den Völkern so groß, dass die Menschen keine Mühe scheuen, zu solchen Events zu pilgern. Und man merkt ja an sich selber, wie man zum überforderten, oder auch zum unterforderten Kind wird und Bauklötze staunt über die Körper, was die so alles können, wenn man ihnen, oder ihm, sehr, sehr viel Zeit widmet, möglichst wenig Ferien hat und jeden Tag beim Trainer oder der Trainerin ankommt. Die Trainer der Welt haben scharfe Augen und erkennen, aus wem sich unter vielen Umständen was machen lässt, wenn das Material und der Kopf darin durchhält, denn auch im Ballettunterricht wimmelt es wahrscheinlich nicht von Primaballerinas. Deswegen bleibt man noch eine Weile sitzen und betrachtet die Körpermeister:innen, also die, die es geschafft haben und trotzdem von einem Zentimeter abhängig sind, an dem meist ein finanzieller Verlust klebt. Ein ambivalentes Geschäft, das mit dem Zeh den Menschenhandel berührt. Aber es hat schon was Faszinierendes, wenn es Menschen gelingt, ihre eigenen Grenzen zu sprengen. Wenn man jetzt von diesen körperlich sichtbaren Glanzleistungen, deren Quelle auch im Inneren liegt, auf die geistigen Glanzleistungen schaut, die in der Weltgeshcichte zu finden sind, so verwischen sich die Unterschiede zwischen Körper und Geist. Das heißt nicht, dass automatisch im weniger trainierten Körper kein gesunder Geist sein kann, oder im optimierten Körper unbedingt ein klarer Geist, sondern Körper und Geist geht es wahrscheinlich am besten, wenn sie ein gutes, ihren Bedingungen entsprechendes Verhältnis miteinander haben, sodass das Schicksal, das zu gestalten und zu bewältigen ist, in förderlichster Weise für mich und meine Umgebung gehandhabt werden kann. Besessenheit und Ehrgeiz kosten Nerven, aber klar, es gibt auch die Herausforderung und den Kitzel. Besser und mehr sein als die Anderen, auch wenn es nur auf einer Holzstange ist. Trotzdem war es anregend, hineinzuschauen. Nichts gegen schöne, nehazu vollkommene Körper!. Dieser radikale Triumph über das Vorstellbare!, begleitet vom Schatten des Vergänglichen.
strapazieren
August 12, 2024
Wir haben die „Zeit“ abonniert, die zum Glück nur einmal die Woche kommt, damit man überhaupt eine Chance hat, die oft ziemlich guten Artikel zu entdecken und zu verstehen und zu verdauen, meist gelingt es nicht. Deswegen entwickelt sich eine lockere Vorliebe für bestimmte Beiträge und Schreiberlinge, die mit dem eigenen Nachdenken über gewisse Themen anregend wirken, bzw. die eigene Sichtweise erweitern helfen. Es gibt auch eine Seite, gegen die ich eine derartige Abneigung hege (und pflege?), sodass sich in meiner mentalen Letterbox schon Briefdurchgänge entwickelt haben, an die Redaktion gerichtet und mit der notwendigen Empörung ausgestattet. Aber so sehr strapaziert es mich nun auch wieder nicht, oder fürchte ich eher, dass man mir keinerlei Verständnis entgegenbringen wird, weil sie, die dafür Verantwortlichen, es ja völlig anders sehen wie ich. Und die Seite muss beliebt sein, sonst würden sie sich ja nicht solch eine Mühe geben. Jetzt muss ich natürlich Farbe bekennen, sonst weiß ja niemand, um was es hier geht. Also da sieht man in jeder Ausgabe auf der Seite das sorgfältig produzierte Photo eines Tieres, und der dazugehörige Spruch ist ‚Du siehst aus, wie ich mich fühle‘. Das Tier sieht aus, wie ich mich fühle?, dachte ich mehrmals, oder sagt das Tier das zum Menschen. Da tut ein Geist, getarnt durch eine nichtexistierende Fröhlichkeit, tut also so, als ginge das, dass ich ein Zebra sehe und denke ‚Wow, du siehst aus, wie ich mich fühle‘, ganz abgesehen davon, dass es in kargen Momenten auch mal vorkommen kann, dass man dieser Illusion unterliegt. Ich finde, dass hier beide, Mensch und Tier, in einen nicht vorhandenen Topf geworfen werden, wo sie beide ihren ureigenen Glanz verlieren. Deswegen hat ja der Prophet, den Kahil Gibran hervorgezaubert hat, zu den Versammelten gesagt: Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind das Geschenk des Lebens an sich selbst. Und, jetzt in meinen Worten, drückt ihnen nicht eure Vorstellungen auf, sondern schaut hin und lasst euch überraschen, wer da zu euch gekommen ist. In diesem Sinne finde ich, dass dem Tier Unrecht getan wird, wenn man glaubt, es sei lustig, wenn man dem Äffchen ein kleines Kleidchen anzieht, damit es aussieht wie ein kleines Menschlein, während es mit seiner ganzen Arglosigkeit den Menschen zum Affen macht. Du siehst aus, wie ich mich fühle? Dafür müsste man zuerst wissen, was man fühlt, denn wie könnte man es sonst im Aussehen einer anderen Kreatur erkennen?
Theodor Adorno
August 11, 2024
Ich glaube, wenn ich das bei mir richtig sehe – so etwas ist natürlich schwer über sich selbst zu sagen, so waren es zwei Dinge: Auf der einen Seite eine Art von geistigem Audrucksbedürfnis, das eben von früh auf bei mir in der Philosophie ein adäquates Medium gefunden hat. Dann aber auch das Bedürfnis des Deutens, also das bei mir sehr früh vorhandene Gefühl, nicht der Fassade zu glauben, sich nicht bei dem zu bescheiden, was die Oberfläche der Erfahrug einem vorgaukelt, sondern dahinter zu kommen, was an Bewegungsgesetzen dahinter steckt.
August 10, 2024
Cat-Lady *
In diesem erfreulichen Zeitmoment in Amerika haben sich ein paar tausend Catladies zusammengetan unter dem Logo ‚Catladies for Harris‘, ein gutes Beispiel dafür, wie man elegant und mühelos einen derben Spieß umdrehen kann in eine vom Herausforderer nicht weniger gefürchtete Waffe, und zwar nicht nur die Entwaffnung durch Humor, sondern der Einsatz dieses Werkzeuges als ein wirksames und auf einmal wohlklingendes Instrument. Kamala Harris lacht sich gerade mit scharfer Intelligenz an die nicht mehr dehnbare Vorderfront, und natürlich wird es da in die weiteren Prüfungen gehen. Aber vor den wirklich politischen Entscheidungen, die anfallen werden, wenn das Amt übergeben wird, steht für die amerikanische Medienwelt die Frage, ob sie die Kraft haben wird, alle Ebenen der Dreckskampagne erfolgreich zu überleben. Zum Glück haben Frauen dem Catlady-Begriff keinen ‚Hunde-Gentleman‘ entgegengeworfen, man wehrt sich dann doch gegen Ansteckung vom Schmutzfink-Syndrom und staunt, dass es bei einer solchen Masse von Menschen in die Blutbahn geraten ist und dort die Banalität des Bösen in die Zellen einlässt. Aber es ist ja nun etwas ganz Außerordentliches geschehen, etwas gänzlich Unerwartetes, das von den meisten einigermaßen funktionierenden Gehirnen automatisch mitgegrübelt wird, weil es die bestehende Ordnung, an die man sich gewöhnt hat, durcheinanderwirbelt. Und sie, Harris, hat es tatsächlich geschafft, dass sich die beklemmende Angst vor der Unausweichlicheit der Lage, nämlich in einem egomanischen Dummkopf den nächsten Diktatur zu wissen, dass sich diese Angst langsam auflöst, weil das Machtzentrum sich verschoben hat. Und da Kamala Harris eine ihrer Wurzeln in Indien hat, ist sie nicht nur die Frau der Stunde, sondern auch die Kali der Stunde, denn sie hat dem Kaiser die Illusion seines Herrschergewandes genommen, und da steht er nun, entblößt in die Groteske geworfen, und es fehlen die Worte der glaubwürdigen Wirksamkeit. Einem diktatorichen Herrscher kann nichts Schlimmeres passieren, als wenn man die Angst vor ihm verliert. Es ist gefährlich, kein Zweifel, aber seine verzweifelte Suche nach der gewohnten Resonanz kann auch in Wimmern übergehen, man wird sehen, wo es hingeht. Auf jeden Fall ist der Bann durchbrochen und die befreiten Energieströme bilden sich zu neuen Formationen, zum Beispiel ‚Catladies for Harris. Oder man ermöglicht dem positiven Schub Zugang zum eigenen System, wo die Offenheit für das kreative Wesen des Schöpferischen bejaht wird.
* Gemälde von Ursula Güdelhöfer
*
rätseln
August 9, 2024
Wir sehen alle während des Entlangwanderns auf unserer Lebensstrecke, dass Erscheinungen aller Art kommen und gehen, das Flüchtige und das sich Verflüchtende ist offen sichtbar, was den Drang nach Haltbarkeit und Stabilität fördert. In Wirklichkeit, also in einer der nennbaren Wirklichkeiten, haben wir gar keine Wahl als mitzutanzen im Wirbelsturm der Atome, und können uns natürlich durchsetzen mit allen Kräften, die uns zur Verfügung stehen. Oder auch im Auge des Sturmes sich konzentrieren auf die Deutung der Kernidee, die einerseits einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat, andrerseits geradezu erbarmungslos individuell ist. Denn egal, wo wir gelernt und gelehrt und ausgeübt haben, was wir mussten und auch konnten, so bleibt doch das Auge auf uns selbst gerichtet, weil es noch diese Lücke gibt zwischen dem Ich und dem Ich und es klar ist, dass diese Verbindung nur geistig geschehen kann, denn eins und eins macht hier nicht zwei, sondern drei und ist Baustein und Potential für die nächste Strecke des Pfades. Nun kann man dem Geschehen ungehindertet zuschauen. Im Haushalt der überfließenden Emotionen tritt spürbare Ermüdung ein. Der Wille zum Meinen versiegt widerwillig. Der Verzicht darauf kostet Nerven und macht Arbeit. Da, wo die Erwartungshaltung auf null sinkt, spürt man auf einmal den Windhauch. Der staubige Pfad weitet sich aus in den Freiraum. Neue Aufgaben locken mit allem und nichts. Da hat sich etwas aus dem Staube gemacht. (Rätsel).
om krim bim!
August 8, 2024
Om shrim! krim! bim!
Plem!Plem! Klim!
Frage:
Was spinnst du?
Was spinnst du?
Was spinnst du
da so alleine?
Antwort:
Aus meinem Faden
rinnen Spielwiesen,
die fangen den
schlafenden Riesen
ein.
August 7, 2024