Wo und wann und durch wen auch immer der Fluch ‚May you live in interesting times‘ in die Welt kam, so kann er nun mühelos nachvollzogen werden. Natürlich ist es (z.B.) interessant, in der Welt von Donald Trump einen Riss zu entdecken, der ihm möglicherweise zum Verhängnis werden kann, weil er sich dann doch verrechnet hat, aber es ist immer noch der kriminelle Maffiaboss, mit dem man sich da beschäftigt. Man muss zumindest aufpassen, dass man nicht unerwünschte, negative Impulse entwickelt, wenn einen das fassungslos Machende packt. Nicht, dass es einen nicht mal packen sollte, aber dann ist es auch gesund, etwas vom Interesse zu verlieren und die Informationsquellen einzuschränken. Damit man das Wesentliche nicht aus den Augen verliert, wenn man es schon mal in den Augen hatte und weiß, dass man es hüten muss. Aber klar: w o die Rasierklinge des Bewusstseins ansetzen, damit man in den notwendigen Unterscheidungen fit wird. Wir wissen ja jetzt, dass ein einziger tumber Mensch eine ganze Welt zum Beben und Zittern bringen kann. Na ja, vielleicht nicht die ganze Welt, aber doch sehr viele Menschen, die immerhin jetzt die Chance haben, das Auftauchen des Risses zu nutzen, damit das Licht reinkann, wie es von dem unsterblichen Leonard Cohen gesungen wird. Das Licht wiederum breitet sich aus und erfrischt die müden Geister. Es ist der Moment, in dem das Kind auf den Kaiser zeigt und ‚Der hat doch gar nichts an‘ sagt. Als hätten’s nicht alle schon vorher gewusst oder geahnt, dass das nicht gut gehen kann, ja warum denn. Weil es von Anfang an nicht gut war, und es konnte nur schlimmer werden. Nun bahnt sich ein gewisser Grad von Erwachen an, es ist zäh, aber möglich. Die narzisstische Toxizität des von sich selbst berauschten Falschspielers wird bald nur eine Marionettenanekdote sein, völlig bedeutungslos im Angesicht geschützter Seinsmöglichkeiten. Wir brauchen Schutz, damit wir der Essenz des Fluches nicht verfallen, also möglichst den Zirkusvorstellungen jenseits von Information nicht zu viel Zeit und Bedeutung zu geben.
Bei den Entwordenen am Dunkelquell leg ab den letzten Dein-Beweis auf jenen unvorhandenen Stein, der alle Opfer wendet.
April 5, 2025
Bottom of Farbtöpfchen III
Wenn der Sturm tobt, ist es förderlich, sich auf einen gewissen Grad an Stabilität verlassen zu können, das muss trainiert sein. Es erzeugt ja auch eine bestimmte Dosis an Energie, wenn man sich aufregt, aber das versiegt schnell im Nichts, kann aber kurzfristig nützlich sein, damit man nicht erstickt am vorgesetzten Fraß des Unfassbaren. Doch fressen muss man es nicht, noch weniger hineinfressen in sich. Lieber hinauslachen, am besten im Freundschaftsgespräch, damit man sich nicht fürchten muss vor den potentiellen Missverständnissen. Manche arbeiten an der Zeugenschaft. Gbt es ein Wirklich, das man bezeugen kann. Oder muss man immer als Mitspieler:in einen größtmöglichen Überblick haben darüber, wo das Script sich gerade lebendig hinbewegt auf den Schultern der staubumwölkten Historie. Und gibt es Gesetzmäßigkeiten, die sich niemals verändert haben? Vielleicht bieten gerade s i e die nötige Stabiltät in finsteren Menschenzeiten, wenn die Kunst des Einfachen wieder ihren ursprünglichen Glanz erhält, indem sie das Menschsein fördert.
Zu den vielen neuen Worten, die man selten zuvor benutzt hat, ist nun ‚Zölle‘ gekommen, auch gerne ‚tariffs‘ genannt, ein Wort, das die Power hat, die Weltwirtschaft durcheinanderzuwirbeln, und das dem kindlichen Diktatoren eingefallen ist, sich endlich an allen rächen zu können, darunter aus Versehen ein Penguin-Reich. Und aus Versehen die Falschen ins Flugzeug gesetzt auf dem Weg in eines der schrecklichsten Gefängnisse in El Salvador. Der große König, der das ‚goldene Zeitalter‘ verspricht, genießt erst einmal den Racheakt, bei dem er die Zügel in der Hand hat. Noch, aber vielleicht nicht mehr lange. Aber warum, fragt ‚Die Zeit‘, ist es den Amerikanern bislang nicht gelungen, diesen Kerl (in meinen Worten) loszuwerden. Und wann genau wussten es ‚die Deutschen‘, dass das alles ein gruseliger Hoax war auf der finstersten Ebene der Existenz? Damals, wie heute, als zumindest sehr viele Menschen glaubten, da läuft das Richtge ab, bevor es zu spät war, um nur zu glauben. Es kann auch gut sein, dass in uns, als Einzelne und als Kollektiv, etwas angelegt ist, das aus sich selbst heraus große Wandlungen erkennt, die zuerst aussehen wie Abstürze, in Wirklichkeit aber Wege zu einer Neuformation des globalen Bewusstseins führen können. Das klingt ja fast wie Trump selber, wobei es für mich so aussieht, als wäre er nur die Puppe im Spiel dieser Wandlung. Seine exzessive Bösartigkeit regt zum Nachdenken an, man kann sie kaum mehr von Wahnsinn unterscheiden, das macht selbst die Nahestehenden nervös. Die Angst, sich geirrt zu haben, kann zu schlaflosen Nächten führen, und nun kommt es auf die Stärke des Drucks an, und wie der sich dann entlädt, und wie diese Entladung gehandhabt wird. Es kann zu erfrischenden Sichtweisen kommen, begleitet und ausbalanciert vom Leiden der Opfer. Da fällt mir eine Zeile von Benn ein: Ist es auch ungeheuer und du littest genug: Liebe ist Wein ins Feuer aus dem Opferkrug.
April 3, 2025
Auch ich bin ein gefährlicher Faktor, hochgradig subversiv! Ich schreibe heimlich Verse und bin ganz schön häufig zufrieden. Ob sich das aushalten lässt? Was wird aus den Waffenschmieden, wenn das ‚Wäre‘ auf Erden überwunden würde, und das Dahinter angstlos eintreten könnte. Doch mit wem sich einigen darauf, was das Dahinter ist, und wodurch wird es vorwärtsgeboren? Oder habe ich mich jetzt in den labyrinthischen Gängen meines eigenen Geistes verloren?
Es gibt sie, die guten Nachrichten aus einem der Dunkelreiche, die gerade unsere Nervensysteme zu ermüden drohen, indem die Herren, es gibt allerdings auch Damen, die auf den morschen Thronen sitzen und, irgendeinem Trieb oder einer massiven Traumatisierung zufolge, nun einen Hunger auf die Welt entwickeln, der nicht mehr gestillt werden kann, wenn das Maß überschritten ist. Das überschrittene Maß hängt eng mit der Bereitschaft einer bestimmten Anzahl von Menschen zusammen, sich bewusst oder unbewusst und aus vielerlei Gründen und Abgründen heraus in die Hände eines ‚Grifters‘ zu begeben, also einer ganz offiziell zum Betrüger oder zur Betrügerin gewordenen Person, die es versteht, so überzeugend zu lügen, dass es mühelos zum Glauben werden kann und die Vergötterung des Unauthentischen religiöse Züge annimmt. Nun wollte Elon Musk neulich nochmal eine Wahl kaufen (in Wisconsin) und hat dafür einige Millionen Dollars dahinfahren lassen, wohl wissend, wie käuflich der Mensch ist, bzw. sein kann, wenn sein Maßstab im Bedeutungslosen versickert. Aber siehe da, wieder hat er sich verrechnet, und nun kommt Schwung in die Sache. Die von Korruption triefende Geldgabe wird abgelehnt, das Gegenlager gewinnt. Senator Cory Booker hält eine wahrlich historische Rede im Kongress, die 25 Stunden und 4 Minuten dauert. Er muss die ganze Zeit reden, darf nicht auf die Toilette und bekommt nur durch gestellte Fragen im Senat eine Redepause. Eine Rede gegen die Vorgänge im Weißen Haus, eine Rede gegen Donald Trump und Elon Musk, ein Weckruf an das ganze Land. Das ist gut, das ist erfreulich, das zeugt von einem Erwachen und einem erforderlichen Widerstand gegen die selbstherrlichen Diktatoren. Das erzählt noch nicht die Story von Donald Trumps Downfall, aber die Symptome der schrecklichen Krankheit werden sichtbar und können im besten Falle eine abschreckende Wirkung entfalten. Die Originalität des Scriptes liegt ganz aufseiten der unergründlichen Realität, der das Ganze ganz offensichtlich unterliegt.
Und weiter geht’s. Wenn man das Wort All-Tag (so geschrieben und verstanden) wie eine geschenkte Zeitspanne, also als einen weiteren wundersamen Tag im All sieht, ist das sicherlich anregender als den Alltag als eine Überlebensleistung wahrzunehmen, die mit viel Druck und Überforderung zu tun hat, und deren Anforderungen man entweder immer hinterherhetzt oder aber ihnen voraus ist. Mit Arbeit, mit Medien, mit Ideologien, mit Ferienplänen, aber ohne die direkte Erfahrung der Reise, die sich ständig ändert durch müheloses Dahinweben von dem, was gerade da ist. Eben eine immense Freiheit, die das Ganze bestimmt, aber oft nicht wahrgenommen wird in ihrem Ausmaß. Vermutlich, weil es Angst macht, so ’schrecklich‘ frei zu sein, sodass man das Alleinssein zu spüren bekommt und erschrickt. Vor was erschrickt man. Man erschrickt vor sich selbst, denn nun ist man zwar immer noch Teil des Spiels, aber als eine Figur, die sich selbst durch sich selbst bewegen muss. Ja, es gibt Anlagen und Begabungen und Einschränkungen durch die genetische Erbschaft, aber so what? Es ist trotzdem meins und ist, was ich als Spielart zur Verfügung habe, und ist an jedem Alltag meines Daseins genau d a s, wofür ich verantwortlich bin. Und wenn ich selbst in dieser unruhigen Zeit z.B. Frieden und Liebe und Freundschaft erfahren kann, dann ist es nicht, weil ein allmächtiger Gott mich nett fand, sondern ich weiß zu schätzen, was hier geboten wird in einer allumfassenden Vernetzung, die im Smartphone ihre niedrigste Stufe erfährt. Im direkten Austausch mit dem Menschsein an sich aber erleben wir im kosmischen Aufgehobensein die gleichzeitig tiefste und höchste Variante seiner Möglichkeiten, verkörpert durch uns, die Wundersamteilchen.