Gestern, am Samstag also, hat es zum ersten Mal geschneit. Am Morgen war sie, Claudia, noch am Leben, aber über Nacht war etwas Neues geschehen. Sie versuchte zu reden, aber ihre Worte waren nicht mehr zu verstehen. Auch der Wunsch nach Verstehen kann sich mal zurückziehen – ah, wie vorzüglich, keine/r, der weiß, wie es geht, und doch geschieht alles wie von selbst. Aus dem eigenen Selbst also fließt es heraus und ist mit dem, was geschieht, in Verbindung. Am Schluss, wenn die Sterbenden nach ihrem Ausweg suchen, dringen keine Gefühle mehr in ihr Außen. Wir sind dann das Außen, das für weitere Gestaltungen zuständig ist. Aber zuerst kommt der Moment, wo ein Mensch seinen oder ihren letzten Atemzug tut. Der kam dann, wie immer doch überraschend, denn das ist er (oder sie), der Tod, (la mort), so konsequent radikal, sodass hier (zum Beispiel) die Spielerin keine Geschichten mehr erzählen oder deuten oder mitbringen kann. Nichts kann sie berichten von dem, was sie innerlich sieht, und auch die Augen selbst bleiben zurück. Und obwohl der Tod auch unser/e Begleiter/in ist, drehen wir um mit den Nachen und fahren in eine andere Richtung als die, die gerade aus unserem Feld entschwunden ist. Und nun gibt es Hörenswertes: im Sterbeprozess, (erzählte sie einem gemeinsamen Freund am Telefon), hat sie ihre glücklichste Zeit erlebt. Alles, was an Wünschen noch übrig blieb und d a s, von dem immer etwas gefehlt hatte, das zog sie nun an sich wie ein Magnet. Und als sie, der Magnet, nur noch im Bett lag und vollkommen abhängig war von den Helfer:innen, da konnte sie vermitteln, dass sie frei war: alles erledigt, alles abgerundet, reisebereit. Ja, in den letzten Tagen gab’s noch ein bisschen Frust, weil sie das von ihr selbst bestimmte Sterbedatum nicht einhalten konnte. Aber gut, nur um zwei Tage hat sie sich dann vertan, bis sich das dazu Notwendige fand und löste. Wir sind Begleiterinnen. Unsere Sprache weist hin auf die Gärten des Augenblicks, wo das Geliebte sich findet. Dort trifft, ohne Widersacher, das Selbst die Vorboten des Leisen. Mit Dank und Hochachtung für die Gnade des Erlebens!
so tröstlichen Bericht über Claudias letzte Tage! Euch lieben Helferinnen wünsche ich ruhige, erholsame Stunden mit der Gewissheit, Claudias Abschied mit Liebe und Respekt begleited zu haben.
Mit großer Zuneigung, Eure Erika
erika kenter November 26, 2023
Danke, liebe Kalima, für den
so tröstlichen Bericht über Claudias letzte Tage! Euch lieben Helferinnen wünsche ich ruhige, erholsame Stunden mit der Gewissheit, Claudias Abschied mit Liebe und Respekt begleited zu haben.
Mit großer Zuneigung, Eure Erika