Monat: Oktober 2016
Olaf H. Hauge
Wie lange hast du geschlafen?
Das wagst du,
schlägst die Augen auf
und schaust dich um?
Doch, du bist hier,
hier in dieser Welt,
du träumst nicht,
sie ist so wie du sie
siehst, die Dinge hier
sind so.
So?
Ja, grad so,
nicht anders.
Wie lange hast du geschlafen?
Spiel
Ein Spiel ist immer gut, sagte die Spielerin
und spielte. Solange das Spiel spielerisch
bleibt, spielt sie gut. Da sieht sie im Spiel
weitere Spieler, die bringen Bewegungen
in das Feld, an denen das Spiel zerbricht.
Was sehen die Betrachter?
(Nur das Spiel weiß, was auf dem Spiel steht).
Vom Tellerrand
Wenn man den gängigen Spruch „über den Tellerrand schauen“mal praktisch umsetzt, versteht man sofort, um was es geht. Wenn man am Tisch sitzt während des Essens und über den Rand schaut, ist der Abstand zwischen Rand und Tisch noch klein und man spürt Boden unter den Augen. Nimmt man den Teller aber in beide Hände und hält ihn über dem Boden, wird einem das ganze Ausmaß dieses Quantensprungs bewusst. Ich verstehe also dann, wie heute während des Frühstücks, dass, wenn ich mich am Rande des Tellers, der hier für mein persönliches Ich steht, aufhalte und über den Rand schaue, dann schaue ich direkt in die unheimliche Weite des Ungewissen, d.h. über mich hinaus. Vielleicht hat Nietzsche das gemeint mit seinem Satz „der Mensch muss überwunden werden“, so als stünde er, der Mensch, verhaftet an die Sicherheit des Tellers, sich selbst im Wege, bis er auch davon loslassen kann. Nun springt man „normalerweise“ auch nicht freiwillig in einen Abgrund, und das ohne Bungee-Gurt oder die relative Sicherheit eines Fallschirms, und erwartet dort das Pudelwohle. Nein, sondern man hat Angst vor dem Verlassen des Vertrauten, oder etwas haftet an uns aus unserer Geschichte und wir beschäftigen uns noch mit dem eigenen Teller und den Tellern der Anderen und kommen gar nicht mit uns „zum Rande.“ Muss man überhaupt zum Rande kommen? könnte eine Frage sein. Nein, nicht unbedingt, wäre eine Variante der möglichen Antworten, sondern nur, wenn entweder etwas geschieht, was einen zum Rand treibt und dort zu aufwendigen Prozessen, oder man freiwillig über sich hinausschauen möchte und das gefürchtete Ungewisse als den Ort der Liebe erkennt und erfährt.
Dann wiederum
Ohne mich
kein Erwachen,
kein Dach über der
Großhirnrinde. Ohne
mich keine Wüste, keine
Wäsche, kein Hanfseil.
Keine Stille ohne mich,
kein Lärm und kein Ich.
Auch du gehst ohne mich
nicht einfach so hin.
Du kommst zu mir,
weil ich bin. Denn wen höre
ich ohne mich lachen.
Wer lebt überhaupt, solange
ich da bin. Wen kümmert’s,
wer vorher war und wer danach.
(Wenn nicht mich). Frei ist dies
Hiersein für mich, Wanderin
mit dem Schicksals-Rucksack.
Nicht zu erzeugen ohne mich
diese Tiefe unter dem
beweglichen Sand.
Dieser Urgrund,
aus dem heraus sich
mein Hiersein erfand.
geliebt
Geliebt werden wir alle
von Licht und Unterschieden,
die sich ausbreiten in uns als
Besonderheiten der Gunst eines
nicht voreingenommenen Himmels.
Weit ist das Feld unserer Übung,
wenn der Tag naht, wo das Erdachte
abstirbt im Innern und Raum gibt für
das Wir zwischen uns. Wer sagt nun,
was gebiert und gebietet? Was lenkt
unsere Schritte? Was weist hin mit
dem formlosen Finger auf den Fluss
unserer Liebe, dem Gedeihen?
Einem zeitlosen Lächeln zuspielend,
dessen wir sicher sind.
Auf einem Schemel saß ich mit großem
Kopf und baumelnden Füßen am Rande
der heiligen Welt, wo ich empfing.
Ego-chanting
Only me!
Me that is all
I see.
Only me,
that is my destiny.
When I hold my hand,
I understand
the magic of this Me!
I’m my dream
come free
I love that only Me!
Only me!
The thoughts of
only me. Only me.
What else can
truly be?
When I look at me
I clearly see,
that I am truly me.
I’m my dream
come real.
It’s me! It’s me
I feel.
Only me
My mirror‘ s
only Me
is all I want to be!
When I look
for more
I still adore
the treasure
of that Me.
I’m my dream
come free
my Me is
only me.
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optimal
Ein Mensch wollte einst die maximale Flexibilität
erreichen. Er tat alles, was für seine Optimierung
nötig war und erreichte das Menschenschierunmögliche.
Da erschien ihm die Schöpfung wie ein müder, müßiger
Traum, und er beklagte sich bei ihren Angestellten.
Rose Ausländer
Manchmal spricht ein Baum
durch das Fenster mir Mut zu.
Manchmal leuchtet ein Buch
als Stern auf meinem Himmel,
manchmal ein Mensch,
den ich nicht kenne,
der meine Worte erkennt.
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Ich wollte zwischendrin nochmal erwähnen, dass in meinem Blog die Kategorie „Andere Quellen“ bedeutet, dass ich von Anfang an die Idee hatte, zumindest einen Tag in der Woche nicht eigene Texte hineinzugeben , sondern andere Stimmen sprechen zu lassen, und das immer am Sonntag.
kühl
Die Radikali Lebensberaterin, deren Logo ein Radieschen war,
ließ sich ein auf den Wahnsinn des Unvorstellbaren und seine
unkörperlichen Möglichkeiten, und ersann zu diesem Zweck
eine Gletscherspalte mit ahnungsloser Tiefe, deren kühlen
Graden sie sich überließ. Dort fand sie eine Zweitwelt, die vor
allem entzückte durch Emotionslosigkeit. Ganz von Sinnen
besann sie sich auf ein altes Lied, das in sich kein Ende trug,
und führte es fort:
„Ja, kann denn Eis wirklich so heiß sein,
und muss denn das dann nicht heißen,
dass Feuer und Eis in Vergleichen
niemals den Kürzeren ziehen? Denn es
gibt im Polaren, wo wir ja grad waren,
den Vergleich an sich nicht mehr.
Darum freut sich das Herz, denn der
Schmerz undsoweiter, das alles führt
todsicher zum Heiteren.
Da fühlte sich der CCC (Cosmic Chorus Club)
angesprochen und stimmte ein in den Refrain:
Ist denn Sein allein nicht Grund genug?
Muss denn alles tief und dann noch tiefer
sein? An der Oberfläche sieht der Pfau so
schön aus, müssen Hennen nicht können,
dass er einfach allein sei? Muss denn der
Zwang des Unterscheidenwollens immer
grad dann sein, und wann muss denn das
Dann wirklich mal dran sein? Warum, ja,
warum ist denn Sein allein nicht Grund
genug zum Sein?
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(Vater)*
Sie gestatten, dass ich heute einen Traum
bestatten kann im Schatten. Er wollte in mir
leben, doch ich war gezwungen, ihn aufzugeben.
Nun muss ich ihn begraben, oder soll ich ihn auf
Eis legen? Ein schöner Traum, ganz in Weiß,
auf Eis. Oder soll er sich selbst in Samadhi
begeben, dann könnte er geistreich weiterleben.
Oder soll ich ihn einfach lassen, statt die tiefe
Belehrung des Blassen erfassen? Von ihm ließ
ich mich kontrollieren, solange der Preis noch
nicht klar war. Aber als der dann da war, da
blieb mir nichts übrig als mich zu besinnen auf
das Entrinnen von ihm, meinem Traum, diesem
Etwas aus Schaum, denn mehr blieb von ihm
auch nicht übrig. Ich warf ihn, den Traum, dann
hinein in das Feuer. Es war nicht teuer, nur
schmerzhaft, ja, sehr, war der Saft seines süßen
Giftes.
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*Spät, aber dennoch: eine geistige Bestattung mit Hilfe des Textes.
geistern
Ich sehe, dass es geistert. Es geistert umher,
das hässliche Gesicht vom Ich. Mein Mein, mein
Mein. Mein Haus, mein Krieg, meine Meinung.
Wie da! Willst nicht wie ich?
In kalten Augen lodert das Licht
vom Ich-Gericht.
Das ist ja wohl!
Das geht ja nicht!
Rechtschaffene Empörung ist wunderbar für
mich, doch schrecklich für den Anderen.
Der Eine und der Andere sind im Krieg.
Wir machen Weltgeschichte.
Ihr Stamm vernichtet meinen Stamm,
und gleich darauf wir ihren. Überall, im
Teehaus und im Ehezimmer, im Waffenlager
dunkler Korridore geht es umher, das
hässliche Gesicht vom Ich. Opfert kostbare
Menschenleben, hat immer recht, und im
Gefrierfach schlummert das Gewissen.
Es ist Rapunzel, die zum Stecker geht.
Es ist sehr spät. Man hört ein Wummern.
Die Hand am Stecker zittert nicht.
Es muss nun sein.
Rapunzel als Befreier.
Danach geht sie zum Telefon
und wählt geheime Zahlen.
Der Präsident von U.S.A. ist da.
„Who’s speaking!?“
„It is Rapunzel, Sir.
Ich wollte Ihnen sagen, dass das Gefrierfach
offen ist. Die Stunde hat geschlagen!“
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Zwei Ohrwurm-Empfehlungen
Ab und zu kommt ja tatsächlich Erstaunliches auf einen (hier mich) zu,
und man fühlt eine tiefe Dankbarkeit für etwas seltsam Bewegendes, das
durch einen Menschen entstanden ist und wir daran teilnehmen können,
wenn das Erschaffene im offenen Raum erscheint. Spannend ist auch,
dass wir nie sicher sein können, dass das, was uns bewegt, auch Andere
tief empfinden lässt. So habe ich in den letzten Tagen zwei Videobeiträge
gesehen, die ich hier gerne empfehlen würde, weil sie ein gutes Beispiel
dafür sind, w i e unsicher man bleiben darf in der Vorstellung, etwas
gemeinsam Wahrgenommenes könnte gleichzeitig bedeuten, dass wir dasselbe
wahrnehmen (man wird ja nicht müde, sich selbst daran zu erinnern).
Was mir an den beiden Beiträgen gefällt ist, dass sie auf eine humorvolle
Weise politisch und menschlich (und künstlerisch) aussagekräftig sind,
und ja!, es ist erfreulich, diese Art von Humor bei Frauen zu finden, wo der
einst abgrundtiefe Schmerz der Erfahrungen einen kreativen Ausdruck
gefunden hat, der wiederum den gleichermaßen tiefen Humor erst möglich
macht, der in sich das große „Trotzdem“ birgt.
1.
Der zum Ohrwurm genial geeignete Hit „Keks, alter Keks“ ist, wie ich gesehen habe,
schon eine ganze Weile ein Erfolg unter Netz-Stöberern, und musste einfach ein
Kult-Song werden. Er läuft unter „misheard lyrics“, eine Bezeichnung, die ich mühelos
verstehen kann, da ich in Indien dieselbe Angewohnheit habe, nämlich die aus Lautsprechern
oft unverständlichen Laute in eigene Prosa oder rhythmische Reime zu übersetzen,
ein reizvoller Zeitvertreib vor allem auf indischen Bahnhöfen, wo man oft nichts anderes
tun kann beim Warten als lauschen und auf das Gepäck achten. Der ursprüngliche Text des
schönen Liedes ist von dem Türken Ismail Yk, fein komponiert und kombiniert
mit den Zeichnungen und Falschhörungen der Videokünstlerin Kathrin Fricke.
2.
Die zweite Empfehlung ist ein Video der Künstlerin Monira Al Qadiri (auf dem Photo) mit dem Titel „Wa Waila“, auch ein sehr trauriger und schöner Ohrwurm, den man gerne auch trotzdem genießen kann. Es ist ein uralt Lied aus Kuweit über die Qual und das Leiden… (Oh Qual !
O armes Herz, gequält von der Leidenschaft und von der Sehnsucht und von Liebe. Es hat so viel Schmerz gesehen….oh Qual…..etc.)
Der tiefgründige Humor durch einen Gender-Wechsel und das sonst ausschließlich von Männern gesungene Lied dient hier einer mutigen Aussage.
Erstes Video: YouTube „Keks alter Keks“ von Coldmirror
Zweites Video: YouTube „Wa Waila“ (Oh torment)
Hilfe!
Hilfe, wir wachsen zu schnell!
Eine wissenschaftliche Studie hat bestätigt,
dass viele Deutsche nicht mehr wachsen wollen.
Sie empfinden sich als groß genug und sind über
den Zustand des Erwachsenseins verärgert.
Sie haben das Wachstum als zu schnell empfunden
und möchten lieber kleiner werden und im
Spielzimmer Platz haben. Davon profitiert die
Spielzeug-Industrie. Schwierig wird diese Phobie
in den Partnerschaften, wenn der/die Eine weiterwachsen
will, der/die Andere aber mehr Spielzeug haben möchte.
Pfad
Auf dem bewegten Pfad des Absichtslosen überfiel mich
einmal eine traumatische Dumpfheit, ja. Die Fenster meiner
Monade erlaubten den klaren Ausblick nicht, so als hätten
sich versteinerte Substanzen zwischen Auge und Spiel geschoben.
Die Grenze innerer Länder lag noch spinnenwebenverwoben
zwischen Ausdruck und Möglichkeiten. Uralte Widerstände,
gebunden an Erfahrungsbereiche, ließen neue Konturen
nicht zu. Das dauerte an in seiner eigenen Weise, bis irgendwann
leise Freude aufkam am Nicht-mehr-denken-können.
Ja, worum ging’s? Es ging um nichts mehr oder weniger als
das, was da war und hörte nicht auf, und bestand dann nur
noch daraus. In den Tiefen geschahen Verfeinerungen. Regen
fiel auf das Gebäude. Wir waren im Westen.
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Das ist ein Text, den ich vor einigen Jahren nach der Rückkehr aus Indien geschrieben habe, Teil einer jahrelangen Transit-Praxis mit guten, aber oft auch einsamen Gefühlen, bis die „Integration“ ( dass ich das Wort in Anspruch nehme!) in die eigene Kultur wieder gelungen war. Obwohl ich heute den Text so nicht mehr schreiben würde, resonniert das Innere doch mit einem Gefühl, das darin enthalten ist. Der extreme Anspruch an Eigenart, der im Westen sehr ausgeprägt ist, vernebelt oft die Erkenntnis, wie sehr unser gefühlsmäßiges Erleben sich gleichen kann.
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Max Picard
Niemals kann dem Menschen durch die Maschine
geholfen werden, weil sie den Menschen wegholt
von jener Zeit, die ein Moment der Ewigkeit ist.
Die andauernd sich bewegende Maschine macht aus
der Zeit eine mechanisierte Dauer, wo es keinen für
sich bestehenden Augenblick gibt, der der Ewigkeit
gegenübertreten kann. Diese mechanische Dauer hat
überhaupt keine Beziehung zur Zeit, sie füllt die Zeit
nicht an, sondern den Raum. Die Zeit erscheint gestockt,
fest und in Raum verwandelt. So ist der Mensch
abgetrennt von der Zeit. Darum ist er so einsam vor
der Maschine, er ist nur ein Wesen des Raumes, und
anstatt dass die Zeit sich bewegt, scheint sich durch die
Bewegung der Maschine nur der Raum zu bewegen.
So lebt der Mensch im Raume, nur im Raume, wie in
einem Schacht ohne Ende, der durch die Maschine immer
tiefer sich gräbt. In dieser Welt der Maschine, die das
zu Eisen geronnene Wortgeräusch ist, kann niemals das
Wort des Dichters entstehen, denn das Wort des Dichters
kommt aus dem Schweigen, nicht aus dem Wortgeräusch.
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abstrakt
Gespräche können schwierig sein, wenn die Begriffe nicht wirklich geklärt sind. Wir meinen
verschiedene Dinge mit denselben Begriffen. Ein gutes Beispiel ist der Begriff „abstrakt“,
der gern als „fremdartig“ oder „schwer zugänglich“ benutzt wird, während zB in Indien
unter dem „Abstrakten“ eher das Göttliche verstanden wird, sozusagen als reines Potential
des Geistes, aus dem die Form erst herausgeboren wird bzw.herausgeboren werden muss.
Abstraktion ist Essenz da, wo Form nicht mehr vortäuscht, alles zu sein. Erstes und letztes
Symbol. Dazwischen geschieht, was es zu dem macht, was es ist. Für mich bedeutet Abstraktion
u.a. etwas Praktisches, eine Kunst, sich im Ungewissen aufzuhalten, Yoganautik also und
poetische Navigation, klar, und Humor natürlich, der kann auch sehr abstrakt sein…
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„Die Ablösung der Malerei von der äußeren Erscheinungswelt ist verbunden mit einem Prozess der reflexiven Durchdringung der medialen Bedingungen der Produktion von Bildern; das sich auf sich selbst zurückwendende Werk legt die Eigenart seines Gemachtseins offen. In diesem Prozess stellt sich zwangsläufig die Frage nach den Kriterien der Organisation seiner Form: auf welche Prinzipen kann sich die Malerei stützen, nachdem die Welt der Erscheinungen ihre leitende Funktion eingebüßt hat?“ Hans Zitko
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tödlich
Es war einmal eine Zeit, da konnte man auf den
Werbeflächen der Welt auf die eine oder andere
Weise lesen, dass das Leben tödlich sei. Die
Menschen gewöhnten sich an die Aussage und
glaubten sie und dachten letztendlich, dass sie
wahr sei. Und wenn sie nicht daran gestorben
sind, dann glauben sie es noch heute.
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Der gewitzte Gegenspieler, der mich überzeugen wollen könnte, dass das Leben in der Tat tödlich sei, hätte leichtes Spiel mit der Überrumpelung, aber nicht wirklich. Das Leben hat einen tödlichen Ausgang, das ist wahr.
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Bild: Graffiti von der Berliner Mauer aus „Auf die Dauer fällt die Mauer“
erschließen
Es ist zweifellos ein Phänomen des menschlichen Lebens, dass wir uns selbst im Weg stehen und uns praktisch und paradoxerweise nur über den Weg des Bewusstseins erkennen können und auf uns zugehen, als wären wir Fremde, die es zu ergründen gilt. Sehr vieles weiß ich gar nicht von mir, zB weiß ich nicht wirklich, woher ich diese Leidenschaft des Ergründens habe und es als bereichernd empfinde, am Abenteuer des Lebens als mich selbst beteiligt zu sein. Ich muss schon, auch mal mit Bedauern*, sagen, dass ich ohne professionelle Schulung in geistigen Vorgängen manche Gefahren nicht erkannt hätte. Oft sieht man auch in Prozessen des Erwachens nicht gut aus, denn das Erkennen von sich selbst ist in allen Kulturen immer fachmännisch begleitet worden. Dennoch gibt es keine Garantie, dass man letztendlich auf sich trifft. Eine Idee wie die Wiedergeburt ist sicherlich eine sehr tröstliche Aussicht für Menschen gewesen, die in ihrem Schicksal keine Möglichkeit vorfinden konnten, es zu gestalten. Je tiefer durchdacht, desto einfacher werden die Fragen. Bei aller Unterschiedlichkeit ging und geht es bei allen Kulturen um die ersten und letzten grundsätzlichen Fragen, die das menschliche Dasein betreffen, zB „Wie geht es mir selbst mit mir und dann mit den Anderen? Ich selbst, wer ist das? Warum muss ich mich noch erkennen, da ich schon da bin? „Ich denke nicht, dass Fragen unbedingt eine letzte Antwort brauchen, an die man sich haften kann, aber sie sind doch sehr wertvoll, wenn man mit sich selbst im Gespräch ist, wie es unsere Freunde aus der Antike vorgeschlagen bzw vorgedacht haben, eben damit wir die potentielle Einfachheit des Daseins durch und mit uns selbst erreichen können….
******************************************************************************************************************************Ich habe nachträglich ein Sternchen bei Bedauern eingefügt, weil mir klar wurde, dass niemand verstehen kann, was ich hier bedaure. Und zwar bedauere ich manchmal, wenn ich mich mit Menschen in tiefere Ebenen des Gespräches bewege, dass ich mir aus meiner Erfahrung bis jetzt noch nicht vorstellen kann, dass ein Mensch einfach ohne Praxis im Seinszustand, heißt: bei sich selbst, landen kann. Es soll Ausnahmen geben, und in Indien gibt es Geschichten, die erzählen, wie früh ein bewusster und befreiter Geist sich in einem Menschen gezeigt hat, was nicht heißt, dass diesem Menschen dann die Schulung erspart wurde, im Gegenteil: sie wurde intensiviert,-Bei gelungener Landung gibt es das Bild des Diamanten, ein Symbol des geistigen Zustandes, wenn die Facetten des eigenen Wesens genügend durchleuchtet wurden. Ich bedauere also manchmal sagen zu müssen, dass ich keine Abkürzungen kenne für diesen Weg, der letztendlich ja nicht menschlichen, sondern universellen Gesetzmäßigkeiten folgt wie zB das Gesetz von Ursache und Wirkung….etc
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Die beiden goldenen Schuhe im Bild habe ich gestern von einer Puppenspielerin geschenkt bekommen…
access*
Aus den Griffen gelöst.
Gedehnt in das weitaus Mögliche…
Das Unvorstellbare bejaht
aus tiefstem Herzen.
Dem Vorgestellten Achtung erwiesen –
allein schon der Vielfalt wegen!
Tief eingeatmet
das unermessliche Reich,
und mit aufquellender Dankbarkeit
Zugang erhalten zum Ureigenen.
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*Access=Zugang. Das sind zwei Worte, die ich sehr schätze. Interessant, dass in „Zugang“ der Gang noch zu sein kann, während „access“ schon eine klare Gegebenheit ist. Wer Sprache liebt, liebt wohl auch das selbständige Denken, und das Reflektieren und Kontemplieren, und die Freude, dadurch Zugang zu erhalten zu Menschen und Dingen und Tieren und Pflanzen. Das Denken als eine großartige Möglichkeit, den für einen selbst und für andere adäquaten Umgang mit dem Daseienden zu finden.
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ahnen
Da! Liebe!
Da sitzt Liebe. Da
rollt sie entlang,
begleitet sich selbst,
lässt sich stehen. Da
fließt sie und weht
dann am Boden. Da
wieder kräuselt sie
entlang am wilden
Wasserbogen. Da fühlt
sie das blassrote Buschwerk
an der Stein-Spiegelung,
versucht spielerisch, einen
Schatten auszuwerfen
über das Lichtbad, tummelt
sich und geht umher mit aufgeregtem
Festhalten, wagt einen Blick über
die Klagemauer: da schreckt sie zurück
vom Erwarteten, dehnt sich aus ins
Ungedachte. Liebe. Da streifst du
über mich hin und durch mich hindurch
und lässt mich ahnen, was Freiheit ist.
sichtbare Zungen
Als ich in der „Zeit“ vom 22. September Bild 3 gesehen habe, dachte ich, d i e drei Bilder zusammenzufügen, die ich von imposanten Zungenrausstrecker/Innen kenne, und war damit sehr zufrieden. Da ich aber keinen Text zur Verfügung hatte, schaute ich mal unter „Zunge raus“ nach und hatte einen dieser Netz-Schocks, da es dort von rausgestreckten Zungen geradezu wimmelte. Was tun? Na ja, dachte ich, was gehen mich andere Zungenrausstrecker/Innen an, wenn ich doch mit meinen 3 Bildern zufrieden bin. Es soll ja nur ein kleiner Einblick in die Welt des Zungenrausstreckens sein, dafür ist es doch sehr gelungen, denn auch das Zungenrausstrecken sieht nicht bei allen Menschen überzeugend aus, obwohl es immer bestehende Konventionen durchbricht oder zumindest dafür dienen soll. Die Bilder hier zeigen Einstein, Kali und das Bild der jungen Dame aus der Zeit.
1
2
3
Ein Satz von Marie-Luise Kaschnitz
Um den Himmel flogen
selbständig rechnende Geräte
zeichneten auf den Grad
unserer Fühllosigkeit
den Bogen unserer
Verzweiflung
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Dieser Satz stand auf einem der Blätter, die sich bei mir ansammeln, weil etwas auf ihnen steht, das mich erreicht hat. Er ist ganz sicher Teil eines größeren Gedichtes, zeigt aber auch, wie gut ein tiefer Satz für sich stehen kann. Ich bin auf der Suche nach dem Gedicht, habe es aber noch nicht gefunden.
zuhause
Wir sind zu Hause. Wir sind da.
Zuhause. Freunde! Leute! Völker!
Stämme! Einen anderen Ort gibt
es nicht. Hier ist der Ort. Alles ist
Ort. Am Ort. Wir sind am Ort.
Der Ort und wir. Das große Tor
sind wir. Ich Ort bin Tor.
Schwingendes großes Tor ist der
Ort. Drinnen ist der Ort wie
draußen. Drinnen und Draußen
sind Ort. Ordnung ist Licht am Ort.
Ort und Ordnung sind Licht. Wenn
wir dort sind, sind wir Licht-Ort.
Alles ist Tor-geboren. Bewusstsein
ist Ordnung am Tor. Achtung!
Alles ist Prägung am Ort. Der Geist
prägt den Ort. Welt entsteht und
vergeht. Vollkommen klar und sichtbar.
Auge
Da blicke ich doch just
in ein unergründliches,
freundliches Auge,
das mich wortlos fragt:
„Hast du schon einmal
einen Menschen
selbstlos geliebt?“
Allein das: Wie meint das Auge
die Frage!? Und wenn ich nur,
nur das Auge geliebt hätte,
was dann, ja, was dann?
Wunder
Eine Frau erlebte ein wahres Wunder.
Die Götter strahlten.
Die Engel bliesen wie wild auf ihren Trompeten.
Das konnte man natürlich nur erleben, wenn man
es hörte, denn es brauchte das Wunder-Ohr.
Sie hatte es, denn das Wunder war ja ihr geschehen.
Plötzlich hatte sich zwischen den Zeichen ein Spalt geöffnet,
der ließ den Blick frei. Sie löste sich sachte von letzten
Suchtgedanken und ging einfach weiter.
persönlich
Ich kam ohne Augenbrauen und
mit Make-up auf die Welt, in der
winzigen Hand einen Rapidographen.
Meine Talente erwiesen sich als
unerschöpflich. Ich hätte Schwert-
Tänzerin, Geisha, der Silver Surfer
persönlich und desgleichen mehr
werden können: Zen-Meisterin, Raj-
Yogini, Martial Artsperfektionistin,
Violinistin und Heroine des großen
Etcetera. Aber all das wollte und
musste sich als Facette, bzw. Farce
erweisen, da der Kern meines Wesens
mich auf einen naheliegenden, aber doch
anderen Acker hinlenkte und dort gut
keimte, wer hätte das gedacht! Ich
hab’s gedacht und auch gemacht wie ich
selbst, und dann wiederum kann es
nicht anders sein, denn die Freude des
Universums an sich selbst erscheint
als Freude in mir und an meiner
Anwesenheit. Im Rahmen meiner
Freiheit und dem tiefen Vertrauen, das
ich in sie habe, kann ich sorglos sein
und tun, wer ich bin. (Unbedingt!)
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Jede Facette in sich möchte mal einen kleinen Lebenslauf haben, auch wenn er sehr kurz ist. Man lässt es zu, denn es ist angenehm, sich selbst (und anderen) gegenüber etwas großzügig zu sein. In einem Land zu leben, in dem schon eine ganze Weile Frieden vorherrscht, hat viele guten Seiten. Der Geist kann sich erfrischen und sich in interessante Dinge vertiefen, die ergründet werden möchten. Wir haben dann eine Wahl in den Lebensformen und sind ziemlich frei, sie zu gestalten. An Radio und Fernsehen, die glanzvolle Träger von geistreichen Programmen hätten werden können, kann man sehen, wie idealistische Gedankenkonstrukte scheitern können. Man nimmt Abstand vom gar nicht Geglückten, wenn es in einem Raum verantwortungslosen Umgangs mit dem Geist entstanden ist. In der Atmosphäre des Geistreichen gibt es auch Freude am Nichtwissen. Je leichter der Tanz, desto anspruchsvoller das Können.
Das Bild zeigt (m)einen Schnipsel unterwegs.
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er/sie/es
Der Mensch ist männlich, zumindest schlägt das der Artikel (Geschlechtswort) vor, und man wird öfters auch mal darauf hingewiesen. Man will sich das „man“ ja eh abgewöhnen, und es mit „frau“ zu ersetzen, erscheint einem, nein: einer wie mir, absurd. Auch wenn der Artikel „der“ immer noch auf Offensichtliches hindeutet, so kann ich auch darauf hindeuten, dass es sich nicht glaubwürdig gezeigt hat, dass der Mann im Paradies so alleine war, dass der Herr, der ja auch männlich ist, Mitgefühl hatte mit der eigenen Einsamkeit und aus der Lende des Menschen eine Gefährtin schnitzte, damit es ihm besser gehe. Lange, lange und vor der Sonographie, wussten wir ja gar nicht, was da drinnen in der Lendengeschnitzen vor sich geht, wenn sie so nah wie möglich bei ihm sein wollte, und dadurch dann wieder in der glücklichen Lage, einen neuen Mann zu gebären. Die Aufklärung fordert immer noch ihre Opfer. Wir wollen ja auch nicht immer darüber begeistert sein, dass es keine Scheiterhaufen mehr gibt in unserer Demokratie, zumindest keine sichtbaren. Was will ich sagen? Es fiel mir heute früh in einem bestimmten Kontext auf, dass ich, wenn ich „Mensch“ sage, gar nicht locker mit „sie“ weitermachen kann. Der Artikel ist männlich besetzt. Wenn ich (aus „man“ soll „ich“ werden) mal an den Artikeln entlanggehe, fällt mir auch auf, dass viele Bereiche, in denen die Männer (natürlich auch Frauen) glänzen, einen weiblichen Artikel haben: die Wissenschaft, die Kunst, die Mathematik, die Philosophie etc, in die der Mensch den kostbaren Samen legen kann, damit er aufgehe. Dann gibt es den Krieg, der ist eindeutig männlich. D e r Krieg. Der Krieg, von dem bemerkt wird, dass nicht nur Männer Schaden in ihm nehmen, sondern auch Frauen und Kinder. Der Krieg, der zur Zeit wieder mal viele Geister beschäftigt, diesmal als kollektive Ohnmacht beim Zuschauen bzw Wegschauen, so als könnte man wirklich darüber hinwegschauen. So als dürfte man, beziehungsweise ich, mich nicht wundern, wo und in welcher Form sich das ganze Wissen und die in Büchern und Kulturen vorhandene Weisheit des Menschen irgendwo glaubhaft niederschlägt, sodass wir nicht gezwungen werden, die Ketten der Hoffnung endgültig zu sprengen. Obwohl! Why not? Was passiert, wenn die Ketten der Hoffnung vollkommen gesprengt werden? Keine Enttäuschung mehr, keine Erwartung. Keine Spielchen mehr, keine Projektionen wie, wenn man nur ein Fünkchen von dem/der Anderen wahrnimmt, gleich auf das Ganze zu schließen.. Und doch: klar bleiben und bei sich. Dass du dich nicht vor mir fürchten musst, weil ich bei m i r bin. Und ich mich nicht vor dir fürchten muss, weil du einerseits bei d i r bist, aber wir auch wissen wollen, wer der/die Andere ist, damit wir nicht mit dem Hunger nach Anerkennung so beschäftigt sind, dass wir vergessen, sie auch großzügig zu geben. Oder auch mal was ab/schließen….why not?
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Das Bild stammt aus meiner Bildersammlung. Darunter steht (auf dem Original): „Das Ungeborene wurde bis ins 19. Jahrhundert als auf die Geburt wartendes Kind dargestellt. Der Embryo war Anatomen unbekannt.“ Das wusste ich nicht. Aber klar, wie soll man es verstehen, wenn man nicht hineinschaut. Natürlich wären Kinder auch ohne Hineinschauen geboren worden, aber…….undsoweiter……
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wessen
WESSEN WESEN?
WESSEN WASSER?
WESSEN WIESEN?
WESSEN WISSEN?
WESSEN ZWIESPALT?
WESSEN VORWURF?
WESSEN ANDACHT?
WESSEN ZUGANG?
WESSEN ABFUHR?
WESSEN AUSGRENZUNG?
WESSEN FREUDENSCHREI?
WESSEN SCHICKSALSGEMEINSCHAFT?
WESSEN TRAUERFLOR?
WESSEN BINDUNGSMECHANISMEN?
WESSEN VORURTEILE?
WESSEN NACHTSCHATTEN?
WESSEN LACHANFALL?
WESSEN SEINSÜBUNG?
WESSEN TODESANGST?
WESSEN MACHENSCHAFTEN?
WESSEN SPIEL?
WESSEN DEUTUNG?
mmmh?
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Obwohl ich andere Bilder im Sinn hatte, hat es sich angeboten, noch einmal aus dem Buch „Auf die Dauer fällt die Mauer“ („zufällig“) genau diese Worte zu photographieren….Der Text ist kein Beitrag zum Tag der deutschen Einheit, schien nur irgendwie zu passen, Anregung zu geben für ein paar Fragen…..
Daniela Danz
Masada
Wenn du dann stehst wo es still ist dass du
es merkst wenn das Denken aufhört und
das Hören anfängt wenn das Hören aufhört
und das Sehen anfängt wenn ein Vogel
fliegt wenn du als schwarzer Vogel gleitest
und schreist wenn du zu sprechen ansetzt
in der klaren Luft und von nichts sprechen
kannst als dem Licht so als wäre es das erste
Licht wenn du einen Schatten auf den Fels
wirfst und sagst mein Schatten bleibt
und der Fels vergeht wenn für jetzt wahr ist
dass es gut ist den ganzen Einsatz zu wagen
kannst du die Wüste mit Namen nennen
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Daniela Danz, Lyrikerin und Schriftstellerin *1976
sichselbstsein
Obwohl man davon ausgehen kann, dass jeder Mensch das Recht hat zu behaupten, er oder sie sei sich selbst, wird diese Behauptung ,wenn sie denn eine Frage wird, erst ziemlich spät interessant. Ich erinnere mich an die Aussage einer indischen Yogalehrerin, die meinte, der Mensch könne sich auch verpassen. Wo hält er sich auf, wenn er sich verpasst? Wartet er auf sich oder sucht nach sich, und ist ein Finden dann auch garantiert? Wo ist der Mensch denn gewesen, wenn er nicht bei sich ist, und warum ist er lieber woanders als bei sich? Meistens wird der Wunsch, zu sich selbst zurück zu finden. ausgelöst durch eine Katastrophe, oder so wie es R.D.Laing einmal beschrieben hat: „Immer wenn es einen Abfall-Streik gibt, schauen wir uns in die Augen, immer wenn es einen dringenden Notfall gibt.“Oder immer, wenn einen die Situation zum selbstständigen Denken erzieht, dh., wenn man tatsächlich wissen muss oder will, wie man ganz persönlich über etwas denkt, das kann dann sehr unterschiedlich sein zu dem, was man dachte zu denken oder zu fühlen. Ich bin ja für beides in ausgewogenem Maß, auf jeden Fall bis zu einem bestimmten Punkt, wo man sich durch redliche Arbeit an sich selbst einigermaßen auf sich selbst verlassen kann. Ob ich in den hellen Gebieten meines Innern anfange oder in den dunklen, ist relativ egal, beides muss letztendlich in eigener Dosiertheit zum Ausdruck kommen, sonst ist die sogenannte Meisterschaft über sich selbst nicht möglich. Das Zeichen dieser Art Meisterschaft ist wohl das Menschsein an sich. Bin ich zufrieden mit dem, was ich aus mir gemacht habe?, denn ständig war ich ja durch mein Schicksal gezwungen, mich zu verhalten und, bewusst oder unbewusst, zu entscheiden, wie ich die vorhandenen Möglichkeiten gestalten soll. Zwar zeigt das Universum Gesetzmäßigkeiten, an denen man sich beteiligen oder die man erlernen, erkennen und verstehen kann, aber wer vergisst, dass es immer auch einen Spielraum gibt, das Jeweilige zu gestalten, der ist nicht gut von sich beraten. Guter Rat ist teuer! Das habe ich auch von einer exzellenten Therapeutin gehört: nämlich, dass der gute Preis einer privaten Therapiestunde u.a. gewährleistet, dass der Mensch sich ernsthaft bemüht, einen Weg zu sich selbst zu bahnen, wenn etwas im Leben entgleist ist und die eigene Spur nicht mehr sichtbar, oder noch nie sichtbar war, oder von Anfang an gestört und die eigene Art (Kunst!) zu sein durch äußere Störung und Behinderung dieses Seins so schwer erkenntlich geworden ist, dass die Schutzhüllen, die sich darüber gelagert haben, durchdrungen werden müssen, damit ein Sich-selbst-sein überhaupt ermöglicht wird. Sorgen wir uns nicht alle um den Zustand der Gehirne, die ja immerhin die Schaltstationen unseres Bewusstseins sind? Das Wunderwerk Mensch scheint mir etwas outgesourced zu sein im Moment, und viel Raubtierfütterung findet statt in den medialen Gehegen. Manche finden das spannend, andere eher nicht.
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