Astrologisch günstige Tage scheinen sich wieder mal zu ballen für die arrangierten Lebensverbindungsorgien, denn unentwegt rattert und bläst es durch riesige Lautsprecher, die die life Musik der Bands transportieren. An einem Tag, wo es so unerträglich laut wurde, dass einige Touristen die Flucht ergriffen haben, prallten unentwegt Hochzeitszüge aufeinander und mussten sich mit komplexen Navigationskünsten aneinander vorbeilavieren. Wenn man an so einem Tag unterwegs ist, kann man auch leicht von Traumsequenzen ergriffen werden: ist das nicht derselbe Prinz auf dem selben weißen Pferd, den ich gerade schon einige Male gesehen habe, aber nein, da kommt noch einer, und hier gleich noch einer, und viele Frauen in riesigen Gruppen und teuren Gewändern, die das alles auch schon hinter sich haben und wissen, wie sie laufen, die langen Tage der Rituale, bis das Unaussprechbare hinter der Tür stattfindet. Da der Druck dieser immensen Ausgaben immer größer wird, spreche ich mit Indern darüber, ob man nicht einiges davon wieder einschränken kann. Kann man nicht. Hier wirkt der kollektive Druck am stärksten. Was immer war, muss sein, und was dazu kommt, muss auch sein. Der Whisky zum Beispiel, der hier eigentlich verboten ist, muss sein, und eine Aussteuer, die sich kaum jemand leisten kann, muss auch sein, was zur Folge hat, dass das Leben statt den hohen früheren Idealen von nun an den Kreditanstalten geweiht ist. Bist du auch auf so einem Pferd durch die Gegend geritten, frage ich einen Freund aus Bombay, der einige Tage im Dorf ist mit seiner Frau. Ja klar, sagt er. Seit er 17 Jahre alt ist, haben seine Eltern Mädchen für ihn eingeladen. Er schätzt, dass er ungefähr 100 getroffen hat, bis er das von ihm gewünschte Heiratsalter hatte und zu ihren Wünschen „ja“ sagte. In fast allen „Fällen“, die ich selber kenne, müssen vor allem die Eltern zufrieden sein, dann kommt etwas Entspannung ins Spiel, vor allem für die Männer, denen draußen weiterhin die Welt gehört, während die Frauen drinnen sich mit den „susrals“, den Schwiegereltern, zurechtfinden müssen, da die Frau ja in die Familie des Sohnes zieht. Es ist immer wieder doch sehr gesund, mit Dingen konfrontiert zu sein, die man sich nicht vorstellen kann. An diesen astrologisch günstigen Daten gibt es in der Zeitung täglich Nachrichten von sehr viel Leid. Vieles geht schrecklich schief. Total überfüllte Hochzeitsfahrzeuge kippen um, eine Braut vergisst die Ringe, kehrt um und rast gegen einen Baum. Gestern hat ein 83-jähriger Mann eine 30-jährige Frau, die zufällig noch frei war, geheiratet, weil er unbedingt noch einen Sohn wollte, der sich um seinen Besitz kümmert. Ein Ingenieur, stand auf der Titelseite, der an seinem Hochzeitstag (gestern) noch schnell mal telefonieren wollte, wurde gesehen, wie er in der Nähe von Gleisen links telefonierte und rechts Mails durchcheckte und den anfahrenden Zug nicht bemerkte. Die Frau, (die zum Glück noch nicht Witwe war und den Fremden nicht kennenlernen konnte) war untröstlich, stand da. Der Zeitungs-Artikel-Entscheider fand die Tragädie mit dem Ingenieur vermutlich auch deshalb so titelseitenträchtig, weil er mit der Information einer Studie abschließen konnte, wie ich jetzt, dass Indien in der Welt führend ist in Toden, die durch Smartphones verursacht werden. …..
.Naresh Pal Gangwar
Das erste Bild oben ist von einer extra Hochzeitszeremonie, die man haben kann, wenn man von einem Priester am See gesegnet werden möchte. Daneben habe ich das Photo eines Zuges nur deswegen gemacht, weil die Lampen auf fahrbahren Elefantenskulpturen angebracht waren, die mit viel Stress hantiert werden mussten.