nun

Nun muss man die Instrumente natürlich neu justieren und die Träume, die sich in fremder Umgebung gestaltet haben, nicht mit vergangenem Erleben vermischen, jetzt meerlos und keinen Zugang mehr zur Metro in Lissabon. Ich wusste, als ich da stand, dass das einmalig sein würde, auch wenn ich nochmal in Lissabon landen sollte. Alles ist einmalig, auch wenn man sich an alles gewöhnen kann. Zehn Tage, meine Güte, das ist ja nicht lang. Die meisten Fremden, die sich im Sommer in sonnigen Ländern bewegen, sind wochenlang irgendwo. Wenn man Kinder hat, neigt man eher dazu, den Aufenthalt „Ferien“ zu nennen, ich habe diese Gewohnheit nicht gezüchtet. War ich in Ferien? Es wird von einem selbst erwartet, dass in solchen „freien“ Tagen alles anders ist. Klar, man macht und sieht andere Dinge und schlendert in der Gegend herum und ist auch jemand, der ungern als Fremdling wahrgenommen wird, dabei ist man nicht nur in Portugal Fremdling, sondern navigiert überall im Ungewissen und freut sich natürlich auch, wenn einem die Erde Urvertrautes schenkt wie die Störche, die man wohl als Kind kannte, aber als ausgestorben vermutet hat. Wieder zuhause, schaut man sich um und schaltet den Wiedererkennungsmodus ein. Wo liebevolle Verbindung gelingt, geht es dem Fremdling gut. Wo Liebe sich klar ausdrückt, erfährt man durch Resonanz letztendlich das, was man wirklich erlebt hat, denn nun hat man die nötige Distanz der Betrachtung und die direkte Erfahrung der Reflektion. Durch langsames Umschalten erfährt man auch, was mit den Menschen hier so alles geschehen ist und vertieft sich in die verrinnenden Nus. Beim Einkaufen des Nötigsten höre ich Nachrichten, die Hand schaltet automatisch WDR5 ein, da kann ich kurz einen Einblick bekommen, was die politische und menschliche Welt grad beschäftigt, obwohl wir natürlich auch in Portugal nachgeschaut haben, was so läuft. Wer auf Staunen eingestellt ist, braucht damit nicht aufhören. Es wird zur Zeit wohl viel darum gerangelt, dass alle bald alle heiraten dürfen. Ich stelle mir die Bürger – und Bürgerinnen vor, wie sie alle tief darüber nachdenken. Gerade mit einem Kollektiv-Fuß den unvorstellbaren Grausamkeiten menschlicher Taten entstiegen, ist nun Raum für Gendergroßzügigkeiten? Vor kurzem wurden Homosexuelle in diesem Land noch an die Wand gestellt, jetzt darf ich mir vorstellen, dass alle liebevoll auf sich Liebende schauen, auch wenn es neue Genderpräzisionsverweigerung gibt? Ich bin, nicht dass es jemand interessieren muss, ja nicht für Heirat, sehe aber die praktischen Vorteile. Wenn Menschen bewusst Ferien machen, sieht das Verheiratetsein oft nicht nach etwas aus, was man auch gerne hätte. Mir sind aber Väter aufgefallen, die mit Kindern in sehr schönem Kontakt waren, das freut einen dann doch und man möchte jedem Kind wünschen, dass er lange bleibt und unterstützt, was das Kind vorhat. In Portugal konnte man viele gleichgeschlechtlichen Paare wahrnehmen, es ist ein Land, das bekannt ist für seine Offenheit und Wertschätzung aller Arten des Seins. Nun gab es gleichgeschlechtliche Liebe auch schon im antiken Griechenland bzw überall, und man kann mal wieder feststellen, dass der Pfad vom Gesetz zu den Herzen vermutlich länger ist, als man denken möchte. Vielleicht gibt es ihn auch gar nicht, und man muss stets um eigene Antworten ringen, wenn man Fragen hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

…und zurück…

Ach, was ist das angenehm, auf einer überschaubaren Tastatur zu schreiben und die Einfingerfertigkeit hinter mir lassen zu können. Auf dem Bild wurde ich erfasst, als wir am letzten Tag noch eine interessante Ausstellung portugiesischer Surrealisten gesehen haben in einem wahrhaft wunderbaren Museum mit alten Holzdecken und hellen, weiten Räumen. Viel Anlehnung an Dali und Magritte und Max Ernst, aber auch sehr Eigenes, das einen portugiesischen Esprit zeigt, der mich wiederum an Indien erinnert hat, wo Dali auch bis auf die Tiefen der Teetassen vorgedrungen ist. Auch hier, im portugiesischen Museum, viel Wertschätzung für Poesie, leider nur auf Portugiesisch, was wir bei einer jungen Frau beklagt haben, die dann behilflich war, einen der Texte zu übersetzen. Sie führte uns auch aus, wie wichtig der poetische Blick sei, denn er sieht dasselbe, was alle sehen, dann doch noch mal auf andere Weise. In einem naheliegenden Café gab es dann noch eine weitere Überraschung, denn in der Tiefe des Kellers konnte man exzellente moderne Kunst sehen, eine Malerin, die berührt und überrascht hat mit großflächig gemalten und sehr lebendigen Faunen…Es war in der Tat gut, auch das zu erleben, die Weiterentwicklung durch die Kunst und die Poesie.

Im Flugzeug saß dann ein Portugiese neben uns, der hin und zurückfährt zwischen Deutschland und Portugal, aber mit seiner Familie hier in Deutschland lebt. So ein erfreulicher Mensch, offen und erzählbereit, und bald konnten wir auch auf Bildern seine Kinder und Enkel bewundern, und die reichhaltigen Obstberge aus eigenen Gärten, die bei einem Fest im portugiesischen Zuhause aufgetischt worden waren.

So sinkt langsam alles ein in der leise sich umstellenden Freude der Rückkehr…die Strände und die Störche und die Feigen und die Orangen, und die Steine und die Menschen, und die Gärten und die Törtchen, und die Metro in Lissabon, und die Pflastersteine, und die Kacheln….und das Meer und das Mehr, was Reisen als Rahmen des eigenen inneren Aufenthalts so  mit sich bringt.

obrigada

Portugiesisch ist angeblich die einzige Sprache, in der man „danke“ auf männlich und weiblich sagen kann. Wir sagen also obrigada an Portugal, ein schönes Land, freundliche Menschen, mit herzlichem Stolz auf das Eigene. Möge es lange so bleiben. .

 

navigieren

Die einzige Variante, wo ich zustimmen würde, dass es Geister gibt, ist die, die ich in dieser und nun der letzten Wohnung, die wir gemietet haben, erlebe. Ohne psychometrisch zu sein, kommt es einem doch vor, als sähe man Menschen, die hier im Einst ihr Leben gestaltet haben, das nun Spuren hinterlassen hat von verblichener Pracht. Ein erstklassig handgewebter Teppich, ein Schreibtisch und Schreibstuhl aus feinstem Holz, eine elegante Esstischanordnung,  bei der man sich durchaus eine Geisterrunde beim Mahl oder Kartenspiel mit Likör vorstellen kann. Es gibt auch alte Filmskripte und Drehbücher und Programme der Filmbiennale von anno dazumal. Natürlich auch Seefahrtsbücher.  Kolumbus und Marco Polo und wie sie alle hießen, die Helden, die hinausfuhren über die Meere, und zuhause die Frauen, versunken in dieser speziellen Form der Saudade als Lebenselixier, denn diese Art von Sehnsucht darf nie erfüllt werden, sonst verflacht ihr Fado-Geheimnis. Alles könnte so unendlich schön sein, wären da nicht die tiefen Unruhen, die wiederum das Ganze am Leben halten. Ich bin für Erfüllung mit begleitender Bereitschaft, mich wachsam an der Navigation des Daseienden zu beteiligen, ja, volle Verantwortung für meinen Teil zu übernehmen, denn wer außer mir kann wissen, wieviel Sonne meine Haut  verträgt, oder was für eine Einstellung ich dem Menschsein gegenüber hege und wie es geht, befreiend auf mich selbst einzuwirken. So kann es geschehen, dass ein latenter weiblicher Ferienmuffel lächelnd in einem tiefen Ledersessel versinkt und wieder mal staunend um sich schaut, wo man so überall landen kann und sich kurz zuhause fühlen, bevor es weitergeht.

Die Bilder oben zeigen, wieviel von Traum und Wirklichkeit hier gekachelt wurde und wird. Es soll eine Kirche geben, die zur Zeit leider geschlossen ist, die innen ganz aus tiefblauen Kacheln gestaltet ist, dazu das Gold der Paraphanelien…Irgendetwas verhilft immer dem Sprung in das Jetzt. Vielleicht ein Navigationsinstrument?

Saudade

Ja, nicht unbedingt meine Saudade, heißt : Sehnsucht, sondern Portugals Saudade nach Vergangenem…das liegt im  Blut des gemeinsamen Leidensstromes, das Nachsinnen über bedeutende Seemacht, die verschwand, und natürlich im Fado findet es seine Sprache. Inzwischen sind wir in einer Wohnung in einem Städtchen am Meer, das in dem damaligen Erdbeben in Sekunden dem Erdboden gleichgemacht worden war. Die Wohnung ist riesig, in meinen Photos oben sieht man Objekte vom Inneren, eine verstaubte Noblesse mit moderner Kunst balanciert, der einstige Bewohner hat viel gelesen, auch Sartre steht da auf Portugiesisch. Der komplex geformte Messingchlüssel lag unter der Matte. Elegante Ťürflügel hinaus auf die Piazza. Welan im Café vor der Tür. In der Nacht findet auf eben dieser Piazza ein Konzert mit einer hervorragenden Fađo-Sängerin statt. Mehr als 3000 Menschen huldigen dem Klang bis nach Mitternacht. Die Wohnung bietet exzellente Teilnahme.

Und Salinieri kann man hier beruflich werden, Salzgärtner. Es soll eins der besten Salze sein. 

Und dann auch ein steinloser Sandweg  ins Meer, und hinein in die kühlenden Fluten, während es in den Wolken donnert.

Portugal ist das Indien Europas, sinniert ein Engländer vor uns hin,

 

der 30 Jahre lang hier hängengeblieben ist und das „too long“ findet. Aber es stimmt, vieles erinnert mich auch an Indien…überall verschwindendes Indien in saudadischer Schwermut. Jetzt ist erst Juni und der Touristenschwarm hält sich in Grenzen: das Gute an Grenzen!

Das zweite Bild zeigt das Schalter-und Dienstbotenklingeldesign der Wohnung. Das dritte Bild liegt seitlich, mir geht  es, ja um was hier, vielleicht um die Schönheit, die  stilvoll Verblichenen manchmal hat, auf meine  Art zu würdigen.

Florbela Espanca

Bildergebnis für Florbela EspancaPortugiesische Dichterin

 

„Ich bin die, die in der Welt verloren,

Bin die, die den Leitstern nicht fand im Leben,

Bin Schwester des Traumes, und darum eben

Bin ich die Gekreuzigte… Schmerzenreiche …

Bin vielleicht das Gesicht, das Jemand erschien,

Jemand, der in die Welt kam, mich zu sehen

Und der doch im Leben nie fand, wer ich bin!“

 

man denkt…

Man denkt (z.B.): das ist Wasser, aber es ist ein Stein. ..

Oder man denkt z.B.: da oben stehen Menschen, aber es sind Störche, die hier ihre großen Nester  auf den Felsen bauen. So denkt man dies und jenes, und man kann sich natürlich  auch vergewissern. Sehen wir wirklich, was ist, oder wie wirklich ist, was wir sehen…

Auf dem Weg zu einem Meeresstrand, wo man auch über Sand hineingehen kann in das Wasser, sehen wir vom Parkplatz aus einen riesigen Geländewagen, an dem ein großes Poster von Shiva prangt. Wir gehen hin und treffen ein älteres Paar beim Frühstücken. Ja, was uns Indien so alles geschenkt hat und was wären wir ohne. Er war vor 40 Jahren da, sie noch nie. Statt älteres Ehepaar stellt sich hersus, dass das ihre erste gemeinsame Reise ist, sie kennen sich erst ein Jahr. Es ist nicht einfach, erzählt sie uns später im Cafe und weint in Erinnerung an drei schreckliche Jahre, als sie ihren krebskranken Mann sterben sah. Immer liegt so viel tieferes Schicksal hinter der Oberfläche der Bilder, und auch mein tippender Finger auf den Tasten kann dem Gehörten nicht gerecht werden.

Die Flut kommt herein und man kann nur im Wasser stehen und auf die Wellen antworten. Kaum Menschen am Strand, erstaunlich. Alles scheint noch in einer Ruhe und Stille zu liegen vor der Hauptsaison. An anderer Stelle des Meeres geht man hinunter auf kunstvollen Holztreppen. Da ist dann Ebbe, und das Reich der enthüllten Steine lässt mich taumeln, und ich muss das Gesehene immer wieder zurücklassen, das von Michelangelo an uns Weitergeschenkte: der eigene Blick, der uns erfasst, die aufwühlenden Reflektionen über den kosmischen Vorgang, der uns überall eigene Sicht schenkt und eigenen Umgang mit den Dingen…

A propos  Dinge: Es gibt ein neues Gesetz in Portugal,  das ab 1.Mai in Kraft getreten ist hinsichtlich der Einstellung zu Tieren. Sie erhalten einen neuen Status und werden nicht mehr als „Sachen“ angesehen, sondern als fühlende Lebewesen. Die Charakteristiken ihrer Art sollen fortan respektiert werden, heißt es da. Verblüffend. Wie war es denn  vorher, und darf man hier konsequent sein im Denken!?

Das Wasser von oben im Bild, hier als Stein. …

mehr Meer

Das Haus heißt „Quintinha Mojud“. Was bedeutet es, frage ich die Besitzerin und erfahre: „Landhaus Mojud“, und dass „Mojud“ der  Name eines Mannes aus einer Sufi-Geschichte ist, der seiner inneren Stimme treu war und ihr bedingungslos folgte. Sie führte ihn zu allem Möglichen und Ungewissen und lehrte ihn viele Dinge aus dem direkten Dasein, die ihn direkt da sein ließen ….“Mojud“ bedeutet „jemand, der anwesend ist“….

Ja, das Meer….kenne ich jemanden, der noch nie am Meer war? (Ja) Wie kann man es vermitteln, wo es doch gar nicht geht…Es ist besungen und bedichtet worden,  weil es anregt, das einen verstummen lassende zu erfassen, wissend um seine Unfassbarkeit…Nicht alle Wege führen zum Meer, und nicht alle Küsten und Strände beleben den poetischen Geist, aber dann kommt doch der Augenblick wie heute, wo er hinführt in dieses tiefe, innere Aufatmen und eine entgrenzte Aufmerksamkeit : es ist noch da, das geheimnisvolle Überwältigtsein von Weite und Schönheit…Oben im Bild ein Ort wie ein Schiff, auf dem man nur sitzen und schauen kann – ringsum steile Felswände, die wissen lassen, dass nicht alles von Menschen begehbar ist. Eine junge Frau kommt, zückt schnell das Smartphone und geht wieder. Sie hat das Meer in der Hand, nur welches….ich habe ja auch nur 1 Bild gemacht : seht mal mein Meer!, und wie es mich trieb in das kindliche Staunen….

more „mehr Meer“

mare nostrum

  Die Bilder sind noch aus der Metro in Lissabon, denn das Meer, mare nostrum,  zeigt sich erst jetzt unserem Blick, und man denkt an den bedeutsamen Einstieg der Portugiesen in die Welteroberung. Kein Goa der wilden Entwicklungen ohne die portugiesischen Heimgestalter. Wir fahren auf kleinen, fast leeren Straßen durch Eukalyptuswälder und Korkeichengebiete. Es häufen sich, nicht  nur auf Reisen, aber auch da, die Dinge, die man noch nicht gesehen hat 😮 (eingeschlichenes Emoji). Und was ist das da oben auf großer Höhe in riesigem Nestbau!!? Es sind Störche!Aber nicht nur e i n Nestwunder, nein!, immer mehr tauchen auf und umkreisen uns mit riesigen Schwingen. Wo brüten sie die Babies aus und bringen Sie dann klappernd in Windeln zu den Müttern!? Kenne ich sie überhaupt nur aus ehemaligen Kinderbüchern? Brutzeit im Vogelland. Wie viele flauschigen Winzlinge sind uns in den letzten Tagen über den Weg gelaufen, deren spätere Pracht noch in tapsigem Taumel steckt….

Heute wohnen wir bei einer Sannyasin-Frau in der Pampa, a ber zu Fuß zum Meer. Sie hat einen riesigen Herdenhund, zwei siamesische Katzen und wohnen alle in neu belebtem, schönem Haus mit indischem Design. Viel Austausch bei Tee über das Hier und das Dort. Wir sind die einzigen Gäste. Was für bemerkenswerte Schöpfungen sich doch auch gestalten in der Welt! Sind es nicht vielleicht  die Resultate der langjährigen, kontemplativen Sitzungen im Angesicht menschlicher Vernichtungstendenzen, die ua.diese Oasen hervorzaubern? Ja, der Fremdling zahlt und hält damit das Ersonnene in Schwung, aber er bzw sie schätzt auch das willkommene Lächeln und das Wohlgefühl des Hauses – und nicht zuletzt die Möglichkeit guter Gespräche.

nostalmente

Ab heute haben wir das Auto gemietet und verlassen Lissabon und die geheimnisvolle Metrostation „Parque“, gestaltet von Francois Schein und Federica Matta. Und die Kunst der Kachelherstellung und ihre betäubende Vielfalt…und pssst…da oben neben dem gigantischen Hieronymus – Kloster: ein wahrhaft paradiesischer Garten mit Pfauen und wunderschönen Enten und Bäumen, unter denen man lagern möchte, wenn nicht oben in weiterem Garten-Raum die alten Steinbänke einladen würden, damit sich die Stadt und ihre Künste in einem niederlassen können. Eine freundliche und großherzige Stadt, in der nicht zuletzt der Tourismus neue Möglichkeiten erschafft für kreative Gestaltung. …ja, immer auch too  much, dieses Gewimmel von kontrollierten Gruppen, die herumgeführt werden…In dem berühmten Pasteten-Imperium von Belem waren wir zum Glück zeitig  genug am Morgen zum Frühstück mit den Lissabonnern zum Genießen der exquisiten Teilchen und dem guten Kaffee. Und zum Mittagessen in einem kleinen originellen Bistro mit einer alten Singer Nähmaschine als Tisch unter dem leckeren Pfefferminztrunk und gutem Mahl. Poesie überall, man verfällt in heiteres Entziffern. Ich neige auch gerade dazu, vom elitären Kunstverständnis etwas abzurücken, wenn man Plato und Aristoteles an Kachelwänden des öffentlichen Raumes studieren kann und etwas Maß kommt in die Gier nach dem Exzellenten und seinen Begrenzungen

Zwei neue Worte entdeckt : „Nostalmenta.“ Das passt gut zu Lissabon, so prall mit Nostalmenta. ..Das Wort wurde in der FAZ im Züsammenhang mit der Documenta geprägt, gibt es aber auch als „nostalmente“ m Portugiesischen.

Und „Aleatorik“: unvorhersehbares  Verhalten. Damit sind auch Reisende immer beschäftigt.

Die Bilder zeigen zwei  Kacheln und den Eingang zum asiatischen Teil des Gartens.

…und dann …

Morgens um fünf versuche ich dann, meinen abgestürzten Computer wieder in Gang zu bringen, statt mit der berühmten Lissabonner Straßenbahn durch die Gegend zu fahren.. Als wir uns für getrennte Unternehmungen entscheiden, kann ich das Tippsystem auf der Winzlingstastatur des Smartphones etwas gelassener angehen, da ich nicht an die Computerprogramme komme, achach.  Vielleicht lerne ich ja auch aus der Not heraus  das  rasende Zweidaumenspiel  der vielschreibenden User. Gut und schön, dass es Ausweichmöglichkeit gibt. In der Welt wächst das Verblüffende. Und wenn ich da so tippe, gefällt es mir auch, dass ich in Lissabon sitze in angenehmem Wohnraum. Kaffee trinken, reinfühlen. Come as a guest, leave as a friend..

Fernando Pessoa :..“..neu sein mit jedem aufbrechenden  Morgen, in einem ständigen  Wiederaufleben unserer emotionalen Jungfräulichkeit,  das, allein das,  lohnt die Mühe zu sein oder zu haben, um zu sein, oder zu haben, was wir auf unvollkommene Weise sind.“

Diese Stadt atmet eine spürbare Liebe für das  Poetische. Bald wird man geimpft mit dem poetischen Blick. Man tritt über kunstvolle Pflastersteine in schwarz/weißem Zusammenspiel  und schaut tief in die Orte und Wege Nachmittags kommt ein Wind auf, der  wieder an den schönen Fluss zieht. Ich lasse mich von einem neben uns sitzenden  Paar inspirieren zu einem Glas Sangria. Köstlicher Trunk!, der seinem Namen alle Ehre macht. Geistiges Blut mit einer Scheibe Orange. Vor unseren Augen breitet sich auf der Straße eine große Schrift aus auf einem Stück Asphalt. Ein Gedicht?Wir fragen den Kellner, der holt innen Übersetzungshilfe. Die englischen Worte kommen zu uns auf einem Blatt Papier.  Da steht, bzw. ich übersetze : „Der Fluss meines Dorfes denkt nicht darüber nach, wer zu seinen Füßen und an seiner Seite steht.“ Hier noch ein Sangria-Knipser mit einer Ecke des Textes und meinen neuen Documenta-Schuhen. OBRIGADO!

😮

Übrigens: keine Ahnung, wo sich das „more“ in meinen Blog geschlichen hat sowie das Emoji…der unlöschbare Eigensinn neuer Vorgänge… (?).

Lissabon

 

Also, dass Kohl einen Tag vor unserer Abreise gestorben ist, hätte jetzt nicht zu einem Omen oder einem „Pointer“ getaugt, wohl mehr zu einer Art…ja was..Aber als ich sehr früh am Morgen mal kurz in die Nachrichten hören wollte, war ich doch überrascht,  sofort von dem furchtbaren Brand in Portugal zu hören, der Samstag in der Nacht ausbrach und bis jetzt über 60 Menschenleben gefordert hat.

Dann auf zum Flughafen, auf  das Stattfindende konzentriert. „Komme als Gast und gehe als Freund“ steht irgendwo an der Wand, eine gute Anregung. Am Zeitungsstand ein Blick auf die Überschriften.“Kohl öldü“ lese ich und weiß sofort, dass „öldü“  nur „tot“ heißen kann. Spontane Sprachlernung.  Leider kaufe ich die „Frankfurter Allgemeine“, in der Kohl vorherrscht. Die peinlichste Überschrift ist „Mach’s gut, Schwarzer Riese“, Ja hallo! Ich fand aber doch was Erheiterndes an einer Seite des Blattes aus einem Erzählband  von Marcel Bayer und handelte von einem Besuch Helmut Kohls am Grab von R.M.Rilke. In dem Text stand der Satz: „Es gehört zu den großen Mysterien der Bundesrepublik, dass ernstzunehmende Figuren aus der politischen Sphäre über Jahrzehnte hinweg seine Nähe gesucht,  ja, dass sie es überhaupt länger als 30 Sekunden in seiner Nähe ausgehalten haben, ohne in Tränen der Verzweiflung auszubrechen.“ Und Donald Trump, an dem man ein wenig weitergenörgelt hat, weil er nicht postwendend kondulierte, fiel wahrscheinlich nichts Rechtes ein, denn es ist sicherlich unerträglich für sein Gemüt, dass manche über den Keks gelobt werden, nur er nicht von der Weltmasse. Gut, das nebenher. Der Flug findet statt,  alle sind froh, noch ein bisschen in der Luft zu sein, bevor es niedergeht in die hohen Temperaturen. 34 Grad. Die Regierung verschreibt 3 Trauertage. Dann Lissabon. Ricardo, unser Zimmervermieter, channelt uns über die Metro zu seinem Appartement und wir tauchen ab in die Tiefen, wo Atemberaubendes zu sehen ist. Auf den dunkelblauen Kacheln stehen Gedichte und Weisheiten von Poeten und Philosophen, die sich über das ganze Gewölbe ziehen. Man liest und staunt und bewegt sich im Unfassbaren. Wundersame Wesen verbinden sich mit Buchstaben, mathematische Formeln breiten sich aus. Von dem Mann am Ticketoffice erhoffen wir Informationen über das Werk, doch er ist müde und weiß von nichts.

Abends gehen wir am Tejo entlang.  Wunderbare Weite des Flusses, Musik in der Luft. Das Herumsitzen auf Steinen, die nun wohlige Luft atmend, auch hier staunend über das planetarische Wunderding Smartphone in so ziemlich jeder  Hand, alllzeitlich connected mit dem anderswo auch am Smartphone Seienden.

Die Wohnung, in die wir zurückkehren, ist klar und hell und mit allem Komfort ausgestattet, auch mit Wind erzeugenden Propellern. Am Samstag in der Nacht, als das Feuer ausbrach, sollen es 30 Grad gewesen sein: nachts! Nun hat die Hitze etwas nachgelassen….das Feuer brennt immer noch…

Die Bilder zeigen Ausschnitte aus dem Metro-Werk.

Ich schreibe übrigens gerade auch meinen Beitrag auf dem Smartphone, da mein Computer streikt…mühsam tippt das Eichhörnchen seine Buchstaben. …

Fernando Pessoa

Bildergebnis für Fernando Pessoa

Der Tod ist die Kurve an einer Straße,
Das Sterben entrückt nur dem sehenden Sinn.
Lausch ich, hör ich deine Schritte,
Dasein wie ich selber bin.

Die Erde ist aus Himmel geschaffen.
Die Lüge hat kein Geheg.
Niemand ging jemals verloren.
Alles ist Wahrheit und Weg.

 

Fado Meu (Einstimmung)

So….einschwingen auf Portugal…morgen der Flug zu zehn Tagen Portugal…ich bin da mal früher kurz durchgereist auf dem Weg nach Marokko, aber ich freue mich, dass ich es nicht gesehen habe, denn jetzt werde ich/bzw wir werden es sehen. Ich meine, ich werde da s sehen, was ich in der kurzen Zeit sehen werden kann, und auch, was es mir enthüllt von dem, was es vielleicht noch ist von dem Portugal, was man gern in nostalgischen Momenten damit verbindet. Auch wenn man zur Abwechslung mal Touristin ist, muss man sich nicht unbedingt wie eine bewegen. Wie bewegt sich eine Touristin? Gibt es Vorschriften und festgebackene Klischees, die ein Mensch erfüllen muss? Manche Veränderungen kommen automatisch mit den Veränderungen in der Gesellschaft. Wenn sich alle leisten können, auch außerhalb des Urlaubs überall hinzufahren, fließt Geld in die Kassen der Völker. Das große Business beginnt, die Bedienungsmechanismen setzen sich in Bewegung, die Preise steigen. Jedes Zimmer wird eine Geldquelle, jeder Gast ein Auftrieb. Und haben sie Welan??? Wie, kein Welan?! Ich bin eh schon vorprogrammiert mit Lissabon-Fetzen der Erinnerung…wie hieß doch der Roman von Paul Mercier, irgendwas mit Lissabon….(„Nachtzug nach Lissabon“, lesenswert!)…dann die unvermeidbare Fado-Schwermut…Amalia Rodrigues!!! (gleich mal suchen). Und natürlich fällt einem Fernando Pessoa ein..den habe ich auf Blättern bei mir liegen…ein poetischer Freund….und Forbela Espanca, wohl bis heute eher ein Geheimtip: so mutig und selbstbestimmt, wie Menschen sich in diktatorischen Systemen zu sein erlaubten. Auch Wim Wenders lebte eine seiner inneren Süchte an Lissabon aus…“Lisbon Story“ zB. mit der Sängerin Teresa Salgueiro und dem berühmten Lied, das in der Welt herumwanderte und geliebt wurde….

Und hier ist die hinreißende Amalia Rodrigues…kann man’s besser fühlen…manchmal im Blues vielleicht…aber hier an der Wurzel des Portugiesischen…und wenn der Fado nicht gestorben  ist, dann lebt er noch heute……

 

 

das Rund

Vor ein paar Jahren habe ich mich einmal aufgemacht, um in Delhi eine Frau aufzusuchen, von der ich gehört hatte, dass sie eine Forschung betreibt, die ich auch interessant fand. Sie hatte bei beiläufigen Besuchen in Indien in den Tempeln, die den Göttinnen geweiht waren, ein Phänomen entdeckt, und zwar war zu beobachten, dass da, wo sich ein freies Rund befand, um das sich die weiblichen (Gottheiten)- Figuren scharten, in späterer bis moderner Zeit ein zentrales Objekt in den Raum gesetzt worden war, und zwar ein Lingam, also ein Phallus. Diesen existierenden Freiraum hatten einige Geister, vermutlich  Priester der Tempel, wohl als eine unakzeptable Leerheit empfunden, in der nur der Lingam einen Sinn erzeugen konnte. Ganz im Gegensatz dazu war es aber so, wie diese Forschung ergab, dass dieses System wohl so konzipiert war, dass immer jeweils eine Person, in diesem Fall eine Göttin, in die Mitte treten konnte und sagen, was zu sagen war, dann zurücktrat in den Kreis, um Anderen Raum und Aufmerksamkeit zu schenken. Das gefiel mir sehr gut, da es eine der souveränen  Modelle von Zusammenkünften darstellt, die der Neigung zu autoritären Systemen zumindest vorbeugt, wenn schon nicht widerspricht. Ja, wir finden das sicher auch in Workshops wieder, doch auch da wird ja immer noch geleitet, während es in besagtem Kreis eher darum geht, einen Raum in Anspruch zu nehmen, bzw ihn auch in Anspruch nehmen zu können, damit durch die Aussagen individueller Systeme ein gelungenes Zusammenspiel sich ergeben kann. Ich habe mich an diese Erfahrung erinnert, weil ich in einem meiner Beiträge so nebenher erwähnte, dass ich im Jazz mal „zuhause“ war. Was meinte ich eigentlich damit, habe ich mich später gefragt, denn auch jetzt, wenn mir die Eingebung für Jazz kommt, empfinde ich dieses Ankommen in einem Zuhause. In Berlin, als das Modern Jazz Quartier dort öfters gastierte, gefiel mir besonders diese Exzellenz der einzelnen Spieler, die immer mal wieder in den Vordergrund, bzw. in den Kreis der Aufmerksamkeit rückten, um wahrhaft bravouröse Solos zum Besten zu geben, dann aber wieder zurückkehrten in das Zusammenspiel, um einem anderen exzellenten Spieler Raum zu machen. Das spricht mich an. Es ist das Zugeständnis und die Erfahrung der Exzellenz der Anderen, soweit vorhanden, die diese Art der Souveränität ermöglicht. In gutem Jazz erfährt man das wie eine Selbstverständlichkeit. Selbst wenn man SoloistInnen hört wie zB Diana Krall, spürt und hört man doch durchweg das Vertrauen in die Solo-Performances der Mitspieler, das gewährleistet, dass man sich selbst mit Leib und Seele einlassen kann auf das Angebotene. Wenn die Musik nicht in die Irre führt, sondern in ein gemeinsames Erleben und Hören, das hier auf das Beste geschult wird. Die Tatsache, dass ich persönlich einmal auf das verlockendes Angebot eines Karriereweges verzichten konnte, hatte damit zu tun, dass ich diese Bedingungen nicht erfüllt sah. Von einem Stipendium in Salzburg bin ich dann umgesiedelt zum Living Theater, wo uneingeschränkte Kreativität im Umgang mit neuen Formen erwünscht war. Diesen Schritt habe ich nie bereut.

mal schauen

Wenn einem mal klar wird, dass, egal wie viel oder wie wenig ich aus meinem Blickfeld hinausgebe oder von dem äußeren Blickfeld hereinnehme, es ist und bleibt immer mein Blick, der d a s sieht, was mir, und nur mir, begegnet. Die Einigung auf eine ähnlich wahrnehmbare Räumlichkeit und eine Erkennbarkeit der Handlungsweisen ist Teil des Wunders der menschlichen Kommunikation, doch jede/r ist dennoch gefangen bzw befreit in und durch die eigene Anwesenheit. Ich erlebe das gerade als ein neues Zugeständnis an den individuellen Ausdruck, hier wieder ganz im Sinn von individere, also ungeteilt. Damit ist nicht die mehr oder weniger sorgenvolle Bezogenheit auf das Ich gemeint, sondern eher das Vertrauen in den eigenen Reichtum der Erfahrungen, der es einem ermöglicht, sich selbst dem, was man als angemessen empfindet, näher zu kommen. Oder dem eigenen, reflektierten Geist gerecht werden, indem ich da, wo ich auf Förderliches für mich und andere treffe, unterstützend wirken kann. Es gibt diese Idee einer intuitiven Seinsweise, die einen ohne reflektierende Beobachtung vorwärts bringen soll. Ich finde, dass sich das auch bei KünstlerInnen nicht wirklich bewährt hat. Das Wort und die Rekflektion mögen nicht der letzte Ausdruck sein, und was heißt hier schon „letzter“? Wort und Reflektion sind untrennbar und gut miteinander aufgehoben im Zustand „freischwebender Aufmerksamkeit“ Das lässt sich  verbal leicht  verstehen, aber bedingt nicht ein  Dorthingehen und sich da aufhalten. Das braucht eine Menge Klarheit in den Vorbereitungen. Dieser Zustand einer „Freiheit“ im eigenen Raum ist unter vielen Bedingungen geboren, die dem Vorgang der Geburt nicht unähnlich sind. Auch Ich-Vernichtung, wahrgenommen, reflektiert und erfühlt als eine erlebte Realität, kann einem neuen Phoenix Flügel verleihen. Selbst Asche birgt noch die Möglichkeit des Lebendigen. Der Blick also auf alles Erlebte ist mein eigener. Schön, wo er sich mit anderen Blicken trifft. Gut, wo er eigene Wege gehen muss. Wenn man lernt zu erlauschen, was jemand einem von eigener Wahrnehmung  gerne schenkt, und schenkt mit gleicher Bereitschaft den eigenen Blick, sieht man hier Freude und Reichtum in Bewegung. Dieses Ergebnis schließt einige Dinge aus: Meinung, Projektion, Verklickerungs – und Welterklärungstendenzen und, sei sie auch noch so wohlgemeinte, Belehrung. Dem eigenen Blick kann man erst trauen, wenn er sich selbst befreit.

Das Bild habe ich gewählt, weil es sich durch diese schwarzen Krallen, die ich ganz zuletzt hineingepinselt habe, erst der Interpretation angeboten hat. Allerdings verleiht das auch dem Bild eine Sichtbarkeit.

Afrika-Gipfel

(Weiße Menschen sind Gottes Weg, um zu sagen „es tut mir leid“.)

Diesen Spruch von Pope L. habe ich auf der Documenta photographiert, und ich finde, er passt sehr schön zum Afrika-Gipfel, wo mal wieder etwas energisch angegangen und verarbeitet wird von dem, was keiner wirklich sagen darf. Eine Freundin von mir hat ein Haus in der Toskana und erzählt mir von herumwandernden Afrikanern, die ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen und nach Arbeit suchen, statt in den neuen Ghettos herumzuhängen. Immerhin haben sie die Überfahrt überlebt, auch nichts Selbstverständliches mehr, nicht, dass es jemals selbst verständlich war. Ich habe die Schwarz/Weißwelt ziemlich früh in meinem Leben kennen gelernt. Als Musiker des Modern Jazz Quartett, mit denen ich damals befreundet war und im Jazz zuhause, mich auf meinem Hausboot in Berlin an einem Spreearm besuchten, klagten mich Angler an, ein Sexbusiness am Laufen zu haben. Schwarze Menschen!? Nein? Kein Training zB für die Deutschen, die sich so mühsam aus dem Nazisumpf herausgearbeitet haben, und nicht wirklich eine klare Meinung bilden können, wer  letztendlich woher kommt und wohin gehen soll. Auch die Afrikaner fühlen sich wohler unter sich, sagt mir Mame aus Guinea. Da gibt’s nicht diese Fremdheit und diese Fragen in den Augen. Diesen erstaunlichen Farbunterschied. Auch in Indien, wenn schwarzhäutige Foreigners durchreisen, sind die Einheimischen befremdet, denn in ihrem Land gibt es vorprogrammierte Rassenschattierungen. Je schwärzer die Haut, desto dunkelumwölkter wird der betrachtende Blick. Die hellhäutigeren Frauen schützen sich vor der Sonne, und kosmetische Hellhautmacher sind ein Renner. Manchmal gibt auch eine helle Brahmanenfrau einem dunkleren Baby Geburt, das ist ihr nicht angenehm. Dieses verdammte Blut macht, was es will. Besorgt schaut sie vor allem auf die Zukunft der Tochter. Selbst die Hellhäutigen werden bei der Hochzeit hochgepudert in noch hellere Schattierungen. Allerdings birgt auch Weiß eine Grenze. Die westlichen Menschen sind dann wieder zu weiß, um angenehm aufzufallen. So mal als Erfahrung, gut. Aber zum Heiraten? Um Himmels Willen. Die, die es getan haben, werden bemitleidet, denn alle „wissen“, sie können es nur wegen Sex und Geld getan haben. Wer tut schon sowas. Einmal bin ich in Amerika mit einem schwarzen Studenten von der Stanford University nach New York getrampt, ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam. Niemand hat uns mitgenommen. Mir haben sie den Vogel gezeigt. Dann kommt noch dazu, dass die afrikanischen Frauen vor den afrikanischen Männern warnen. Was ist da alles schief gelaufen auf der Erde, das keiner mehr heilen kann!? Oder kann es noch? Auch vom Gesetz in die Herzen ist ein weiter Weg. Nur da, wo die Künste sich ernsthaft bewegen, scheint es auf einmal Freiräume für uns alle zu geben. Da, wo Menschsein und sein Ausdruck einen selbstverständlichen Ort findet. Aber ach, auch da finden noch zu wenige hin.

Ach wie gut, dass……

In unserem Haus fand eine Vorführung des Märchens “ Das Rumpelstilzchen“ statt. Es sollte einerseits für die Puppenspielerin eine Probe sein für weitere Auftritte im öffentlichen Raum, andrerseits war es von uns gedacht als ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für Amid, der gerade 5 Jahre alt wurde und durch den Aufenthalt im Kindergarten schon ziemlich gut Deutsch spricht. Auch seine Mutter spricht ganz gut Deutsch, und deren jüngere Schwester geht in die Schule und fühlt sich hier zuhause. Als ich sie abgeholt habe für das Märchenstück, habe ich schon im Auto versucht, im voraus ein bisschen zu erzählen. Wisst ihr, was ein Müller ist, frage ich. Nein, was? Also ein Müller ist ein Mann, der Mehl mahlt in der Mühle. Sowas wie ein Bäcker, sage ich. Ach so. Ich bin schon mitten im Märchen.  Es war einmal. Und diesen Müller also sehen wir kurz danach auf der stattlichen Bühne. Die afghanische Familie sitzt in der ersten Reihe und bald wird klar, dass sie so gut wie nichts davon verstehen können. Ich könnte ja gar nicht erklären, worum es hier geht, denn ich sehen es auch zum ersten Mal. Ich dachte immer, ich verstünde das Märchen, aber es ist gar nicht so einfach. Klar ist, dass der Müller prahlt, was für ein Prachtskerl er ist. Als der  geldsüchtige König Wasser braucht für seine Pferde, kommt er mit dem Müller in Kontakt, der von seinem goldigen Töchterchen prahlt. Dieses Töchterchen muss dann los ins Schloss und dort in einem Gefängnis das Unmögliche vollbringen. Sie macht einen Deal mit dem magiefähigen Zwerg. Ob der Müller-Papa sie wohl inzwischen vermisst? Nein, wohl nicht, denn als sie das Menschenunmögliche tatsächlich managed, wird sie vom König, dem Bösewicht, geschwängert und hat nun ein süßes Baby, das seine Mutter durch sein Dasein aus ihrer Ohnmacht reißt. Ein ihr ergebener Untertan streift durch die Wälder der Erde, um das furchtbare Geheimnis für die Prinzessin/cum Königin zu lüften. Sobald sie sich einsetzt, bekommt sie Kräfte. Und siehe da!, der Name wird ihr gebracht. Nun hat sie die Karten in der Hand! Heißest du etwas Eberhard? Nein? Ja, heißest du vielleicht Ottokar? Nein? Auch nicht? Sie zieht ihren Sieg genüsslich in die Länge. Auch müssen die Dinge drei Mal sein. Ja heißest du etwa!!!!!!…….?????? Da flippt der kleine Magier aber mächtig aus, denn wenn jemand seinen Namen kennt, ist es aus mit seinen Zaubertricks. Dabei wollte er doch nur das kleine Lebewesen haben. Was hatte er wohl mit ihm vor? Nein! hat er gesagt, ganz im Gegenteil zum gierigen Herrscher, ich brauche weder Gold noch Gut. Ich will was Lebendiges!!! Na, zum Glück ist nochmal alles gut gegangen, und man kann nur hoffen, dass der König die standeswidrige  Mutter des Kindes nicht in den Boden stampft, wenn er herausbekommt, dass mit der Geburt ihre Fähigkeit, Stroh in Gold zu verwandeln, erloschen ist. Vielleicht hat sich ja auch durch die überraschende Erscheinung des Thronfolgers die Stimmung im Schloss etwas verbessert. Aber das ist schon lange her, und ob die wohl noch leben…..?

nihilo (nichts) (?)


Kunst_Animierte_Gifs_tumblr500

Es war einmal ein Abgeordneter des Fern-bzw. Nahblicks,
der suchte nach Fragen. Oder suchte er nach dem Grauen,
das in den Träumen lagert? Vielleicht ging es ihm um ein
Beispiel, das atemlose Beruhigung versprach. Oder um ein
Experiment, das der Erwartungshaltung der Melancholie-
Süchtigen entsprach. Doch egal, wie viele Botschaften von
ihm ausgesandt worden waren, so ließ sich das Bild trotz
der hervorragenden Leistung, die in dem Spitzengefühl der
Finger lag, nicht bezähmen.
Das ist eine schmerzhafte Angelegenheit:
die Kälte der Tasten und ihre
beschlagnahmte Wirkung!

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Das Comic-Bild ist mir zugespielt worden. Irgend etwas in mir, das ich nicht wirklich nennen kann,
wollte dazu ein paar Worte fügen. Dass die, die da jetzt stehen, dabei herausgekommen sind,
dazu kann ich auch nicht viel sagen. Es ist vielleicht ein wenig wie eine Sprengung verborgener
gesellschaftlicher Vorstellungen, wenn der Geist heraus will aus den Begrenzungen der Vernunft,
sei es nur mal so zur Erholung. Allerdings hat auch das Bild eine Wirkung. Man will das nicht wirklich
sehen, aber es übt eine Faszination aus, denn es ist auch hier im Ungreifbaren ein Körnchen Wahrheit
enthalten. Das (Körnchen)  kann man entweder Witz nennen oder Schöpfungskraft, oder das Grauen.

Kahil Gibran

Bildergebnis für kahlil gibran

Dann sagte eine Frau: Sprecht zu uns von Freude und Leid.
Und er antwortete: Eure Freude ist euer entschleiertes Leid.
Und eben der Brunnen, aus dem euer Lachen emporsteigt,
war oft auch gefüllt mit euren Tränen. Und wie kann es
anders sein? Je tiefer das Leid sich in euer Leben gräbt, desto
mehr Freude könnt ihr in euch aufnehmen. Ist nicht der Krug,
der euren Wein trägt, eben der Krug, der im Ofen des Töpfers
gebrannt wurde? Und ist nicht die Laute, die eure Sinne
beschwichtigt, aus eben dem Holz, das mit Messern gehöhlt
wurde? Wenn ihr fröhlich seid, schaut tief in euer Herz, und
ihr werdet erkennen, dass nur, was euch Leid gab, Freude
euch schenkte. Wenn ihr traurig seid, schaut abermals tief in
euer Herz und ihr werdet sehen, dass ihr in Wahrheit um das
weint, was eure Freude war. Manche von euch sagen: „Freude
ist größer als Leid“, und andere sagen: „Nein, Leid ist das größere.“
Sie sind jedoch untrennbar. Sie kommen gemeinsam, und wenn
das eine allein mit euch am Tisch sitzt, vergesst nicht, dass das
andere in eurem Bett schläft.  Es ist so, ihr schwingt wie zwei
Waagschalen zwischen eurem Leid und eurer Freude. Nur wenn
ihr leer seid, seid ihr in Ruhe und Ausgleich. Wenn der Schatz-
meister euch anhebt, um sein Gold und sein Silber zu wiegen,
dann muss gewiss die Freude oder das Leid hier steigen oder
dort fallen.

(my) Documenta

Stimmt, die Documenta 14 wird heute erst offiziell eröffnet, aber wir hatten zum Glück zwei Eintrittskarten der beiden vorherigen Tage für das „Fachpublikum“. Beinahe wären wir gestern gar nicht gefahren, denn es war Sturm und Regen angesagt, dann die Gedanken an den Verkehr usw….Aber im Realfall hatten wir dann strahlendes Wetter hin und zurück, die Straße schien leergefegt, man kann häufig staunen. Wichtig sind auch gute Schuhe, denn man läuft hin und her über Pflastersteine und ist sehr mit Orientierung beschäftigt, denn man will ahnen können, was einem in der Vielfalt der Möglichkeiten erfahrenswert erscheint. Kann man nicht. Man geht zügig los und lässt das Ahnen. Ab und zu lässt man sich ein. Ich persönlich treffe in meiner Bewältigungsstrategie schnelle Entschlüsse. Was mich nicht anspricht, lasse ich sein. Die Übersättigung folgt eh auf dem Fuß. Mich berührt oft die Mühe, die Menschen sich machen, um einen Ausdruck zu finden für das, was sie sagen möchten und müssen, kennt man doch selbst diese notwendige Zwanghaftigkeit, bis die Form kompatibel ist mit dem Inhalt. Das Bild oben zB ist das gestickte Meisterwerk einer Schwedin, bei dem man gerne latente Abneigung gegen Stickereien loslässt. Es ist mehr als 10 Meter lang und man sieht nur verblüffte Menschen davor, die mit ihren Augen oder den allgegenwärtigen Smartphones immer näher an das Bild rücken. Dann gibt es Schreckliches zu sehen, was zutiefst berührt: die Gemälde von Miriam Cahn. Es nützt ja nichts, wenn man davon berichtet, was man erfährt beim Herumgehen. Die eigenen Augen müssen herumgehen. Das Schauen selbst hängt vom Tag ab, vom Wetter, vom Zustand, von den Ideen, die man mitgebracht hat, von den Begegnungen, die man ermöglicht, von den tiefmenschlichen Augenblicken. Muss man dafür unbedingt nach Kassel gehen? Ich weiß es nicht. Wir treffen eine Frau, die mit einem Mikrofon und drei Kindern unterwegs ist für WDR5 und die Kitaka-Sendung oder wie immer das Ding heißt. Sie fragt die Kinder, was Kunst ist. Ja was isses denn, liebe Kinder. Nach einer kurzen Teepause auf dem Sendewagentreppchen des Deutschlandradios suchen wir Grün für einen Liegemoment und stoßen auf einen phantastischen Park. Gras und Himmel! Neben uns ein Baum mit riesigem Stein oben in den Ästen. Der Baum, stellt sich heraus, ist aus Bronze und steht da schon ein paar Jahre aus einer früheren Documenta. Dann weiter. Im Buchladen wird mir schwindelig, denn im Umkreis sehe ich so viele Bücher, die ich liebend gerne noch durchstöbern würde, hätte ich nicht schon einiges von den Autoren gelesen und erkenne rechtzeitig eine fast dumpfe Übersättigung. Ebenfalls beim Blättern steht ein Mann, der uns überall schon mal begegnet ist. Ich frage ihn, wie’s ihm so geht mit dem Ganzen. Er ist enttäuscht. „Fusselig!“, sagt er, „keine Linie zu erkennen“. Muss eine Linie sein? Er empfiehlt sich selbst und uns, in die neue „Neue Galerie“ zu gehen. Wir fahren hin und innen weitet  der Geist sich in die Atmosphäre hinein. Unbedingt hingehen. Es sind nicht so sehr die einzelnen Werke als der Gesamteindruck. Doch, da wird zum Beispiel von einem thailändischen Künstler die Geschichte einer Familie aus Thailand dokumentiert, die während des Krieges in Berlin war. Während des gesprochenen Textes läuft ein Film über das Gießen eines (gruseligen) Kriegerdenkmals, das wohl in Bangkok steht, von dem man auch hier eine Messingkopie sieht. Oben in dem Gebäude, auf der Etage, wo wir das Restaurant (urig! und mit gutem Essen!) suchen, finden wir eine seltsam kompetente Gruppe, die u.a. legendäre Schuhe an das herumwandernde und etwas erschöpfte Herz legen, und diese Schuhe, dachte ich mir in dem stockdunklen Raum, in den man auch hineingehen und zwei anstrengenden Frauenstimmen aus Liegestühlen zuhören kann, will ich tatsächlich haben und habe sie auch, und ich bereue es nicht, denn sie sind super bequem. Mein Documenta-Bericht war nicht darauf ausgerichtet, abzuhalten oder zu begeistern, aber ich denke, dass immer, wenn man sich aufmacht, um irgendwo hinzugehen, wartet etwas auf einen, was man nicht vorhersehen kann. Und waren das wirklich die Beuys-Bäume, die wir da beim Herausfahren erspäht haben?!!

 

bin…

Bildergebnis für documenta 2017 kassel

 

…auf der Documenta in Kassel

…und tu, was du willst….

Liebe und tu, was du willst.*
Liebe und tu, was du willst?
Ein mutiger Satz, man könnte ihn leicht missverstehen.
Heißt es, man kann einem liebenden Menschen zutrauen,
dass er nichts anrichtet, was Anderen schaden könnte?
Dass er oder sie den Raum öffnen kann, ohne sich fürchten
zu müssen? Fürchten vor was? Vor den Seinsweisen anderer?,
vor ihrem lieblosen Blick? Vor ihrer Urteilskraft? Vor ihrer
Scheinheiligkeit? Vor ihrer Unfähigkeit, sich selbst zu
reflektieren, damit die schmerzhaften Felder und die
mitlaufenden Störungen nicht in den Blickpunkt geraten?
Die Furcht vor Vernichtung, wenn in den Anfängen der
persönlichen Geschichte dieses Sein nicht genügend zugelassen
wurde, um zumindest eine Ahnung zur Verfügung zu haben von
der Einzigartigkeit individueller Existenz – bei gleichzeitigem
Wissen um die Flüchtigkeit des Vorübergehens?
Was will ich tun, wenn ich liebe? Es erscheint nur natürlich,
das Beste zu geben, zu dem man im Moment in der Lage ist.
Man kann da sein und dabei sein. Ich kann Raum geben
und staunen, was darin alles möglich ist. Wenn eine Tiefe im
Raum sich verdichtet, die das Verborgene und das Bangende
löst und sich hervortraut aus den unruhigen Verstecken.
Wenn mein Wille sich fügt in das nicht mehr Deutbare,
wenn  Freude sich weitet und überströmt in  unleugbares Erleben.
Dann ist Liebe im Raum und unbeschränkte Wahrnehmung.

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*Augustinus

Schafskälte

Die Frau an der Kasse der Tankstelle sieht mich intensiv an. „Kalt!“, sage ich, denn meine Hemmschwelle gegen Klimaunterhaltungen ist leicht gesunken, seit mir durch ein WDR5 -Gespräch im Autoradio klar wurde, dass Wetterthemen einen wichtigen, kommunikativen Beitrag in der Völkergemeinschaft leisten, denn man kann darüber sehr gut Zustände reflektieren bzw sie an Anderen wahrnehmen.“Das ist die Schafskälte!“ fügt die Frau hinzu. Ob das in Spanien auch so gesehen wird, wenn es um diese Zeit mal kalt ist, wüsste sie nicht, aber hier nennt man es die Schafskälte. Immer Anfang Juni, nach den Eisheiligen und der Kalten Sophie. Kein klimatischer Alien, sondern ganz wie immer. Man fährt mal kurz hin und her und lernt was dazu. Ich höre unter anderem von meiner Begleiterin, dass es im biologischen Feld der Wesen eine Fortpflanzungsbarriere gibt gemäß des Umfeldes, in dem sie zuhause sind. Durch die globalen Veränderungen kommt es jedoch nun zu Situationen, die diese Sperren aufheben oder durchkreuzen, denn man hat festgestellt, dass es neue Tierarten gibt, die man auf solche Veränderungen zurückführt. So ist es sicher auch bei Menschen, dass durch anderes Blut neue Formen entstehen. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Elsa Morante in Rom, die eine leidenschaftliche Verfechterin der globalen Vermischung war. Sie sah darin eine Hoffnung für den ermüdeten Weltgeist. Aber es dauert, bis genug Interessierte den eigenen Geist in guter Ausgewogenheit zwischen dem Einerseits und dem Andrerseits haben. Wie es „wirklich“ ist, bleibt überlassen. Manchmal erkennt ein Kind seine eigene Mutter nicht, wenn es sie in völlig anderem Kontext erfährt. Das ging mir mit meiner Mutter auch mal so. Wer ist die fremde Frau. Ach so. Ich erinnere mich nicht an eine erschütterte Mutter. Es kommt wohl eher drauf an, wie man mit Entfremdung bzw. Befremdung umgeht. Dinge schleichen sich ein. Z.B. ist es gut zu wissen, dass man als Vegetarier/In anderen auf den Wecker gehen kann. Ganz zu schweigen von Veganern, wo man als GastgeberInnen schöpferisches Grübeln anwenden darf, um Essenswertes ein-und ausschließen zu können. Wir sind von Systemen umzingelt. Hilfe! Systeme und kein Ausweg in Sicht? Doch doch, rede ich,  beruhigend lächelnd, auf mich ein: es gibt jederzeit Ausweg und Zugang. Zum Beispiel kann ich jetzt allen, die unterwegs sind wie ich auch, einen gelungenen Schafskältetag wünschen. „Machen Sie’s gut, wo auch immer Sie sich aufhalten!“, wie ich vom Kommentator der Frankfurter Börse gehört habe und mir gerade in den Sinn kam.

Das Schafsbild stammt aus meiner Bild-Serie „war War“.

feiern

Ja, die Feiertage sind vorbei, aber es gibt Weiteres zu feiern. So hat Amid, den ich schon so lange kenne wie er alt ist, heute Geburtstag und wird 5, wie man auch auf der Torte sehen kann, die seine Eltern für ihn gebacken haben. Offensichtlich gibt es auch in den Ramadan-Haushalten wichtige Unterbrechungen in der Strenge des Tages-Rituals, und der Kleine kann ja die Torte nicht alleine essen. Am Sonntag werden sie dann zu uns kommen, wo eine Aufführung des sensationellen Stückes „Rumpelstilzchen“ stattfindet. Amid ist natürlich auch ein Puppentheaterfan, auch wenn es ganz klar ist, dass Spiderman sein momentanes Vorbild darstellt. Auch Superman tut’s, aber ob sich der kleine wutstampfende Rumpelstilzchen als Held durchsetzen kann, werden wir sehen.

Mit Amid’s Geburtstag verbindet sich auch für mich was zum Feiern, denn ich habe letztes Jahr extra seinen Geburtstag als Datum gewählt, um meinen Blog zu beginnen, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was daraus werden würde. Nun ist genau ein Jahr vergangen, und ich schaue mit Freude auf die Tatsache, dass ich tatsächlich in meinem täglichen Beitrag konstant geblieben bin, ohne mich unter Druck zu setzen, aber schon mit einer Bereitschaft, Erlebtes mitzuteilen und zu schauen, was sich daraus ergibt und wie es sich gestaltet. Was ich über mich selbst dadurch gelernt habe  und besser verstehe, (da die Sicht auf die Dinge sich durch die Gedanken und Buchstaben auf diese Weise  noch einmal anders manifestiert) , ist mein Blick auf den Fluss und die Vielfalt des Geschehens, wie es sich meiner Wahrnehmung enthüllt, beziehungsweise sich in Facetten zeigt. In meiner Meditationsschulung war ich oft mit der in solchen östlichen  Ausbildungen üblichen Einstellung konfrontiert, dass man sich von der „Maya“ fernhalten soll usw, aber für mich war das immer anders. Man kann die Welt zu keiner Zeit ihrer Dauer als harmonischen Paradiesgarten sehen, aber hallo!, das ist schon sehr beeindruckend, was hier alles los ist und wir uns als bewusstseinsfähige Menschen entscheiden müssen, wie und was wir warum sehen, und die geistige Freiheit darin und die Mühe! Und die Klarheit, die sich einstellen kann, und die Erkenntnis, gleichzeitig so wenig zu wissen und zu kennen, dass es einem durchaus absurd erscheinen darf. Die Grenzenlosigkeit und ihre Grenzen! Ja, ich bin zum Glück begeistert geblieben von dem Abenteuer. Ich nehme es gerne ernst, auch tiefernst, wenn es sein muss, aber ich nehme es auch heiter und leicht und rege gerne an, und werde gerne angeregt. Es ist ja eines der Wunder, dass wir so lange brauchen, um wahrzunehmen, wie sehr sich unsere Sichtweisem unterscheiden können von der Sichtweise Anderer. Wenn diese Freude darüber unter uns bleibt, ist es schön. Wenn nicht, wird es kompliziert…… Ja, also mehr als 365 Beiträge waren das insgesamt, und ich freue mich darüber, dass ich dieses Fenster gefunden habe und eine Sprache, die mir entspricht.

 

Pentecoste

Auf meinem Pentecoste-Bild, das ich mal anlässlich eines anderen Pfingst-Events gemacht habe, sieht man den Geist sich auf einer Zunge niederlassen. Oft wird der Geist ja in den Religionen als etwas grundsätzlich Lichtes angesehen, wobei es auch ziemlich schreckliche geistige Eingebungen gibt. Wenn man sich in den Religionen verhältnismäßig unbeschwert herumbewegen kann, ist es einfacher, ab und zu mal ein gewisses Interesse daran zu vertiefen, ohne den Geschichten und Ritualen verpflichtet zu sein. Auch die mit uns befreundete, junge Afghanin fand es nicht schwierig zu sagen, dass sie Ramadan macht, um abzunehmen. Auch in Indien beherrscht das große „Um-zu“ viele der religiösen Gesten. Oft geht es darum, in den verschiedenen Himmelreichen gute Karten zu haben. Mich hat der Hinduismus auch deshalb angesprochen, weil er mir von Anfang an nicht als eine Religion vermittelt wurde, sondern als eine Lebensweise….“ a way to be“. Wenn man genauer hinschaut, sieht man einen blühenden Anarchismus, der mit vielerlei Lebenskünsten täglich neu gewebt wird und zu beliebten indischen Volksaussagen führt wie: „In India all is possible“. Das ist auch genau, was man erlebt, nämlich, dass alles möglich ist, daher das Auge wachsam. Und wenn unbedingt ein Name für das Gebilde her muss, dann nennt man es mal eine Monarchie, mal eine Demokratie, in der man sich dann wie  in einer Monarchie verhält.

Heute ist also Pfingsten, das Wunder des grenzüberschreitenden Verstehens, ein sehr schöner Gedanke. Sie konnten sich auf einmal alle verstehen. Leider wieder nur ein bestimmtes Grüppchen, das entfernt mir den Gedanken wieder vom Herzen. Schluss mit Auserwählten. Jetzt sind wir erst einmal von sehr vielen Sprachen umgeben, die wir gar nicht verstehen. Schon Englisch und Französisch sind hilfreich, aber dann was ist mit Farsi und Serbo-Kroatisch usw.? Es ist die Sternstunde der Dolmetscher, und mit den Sternstunden tauchen auch neue Marktlücken auf. Die Ramadan-Durchhalter zB kaufen Diätpillen, um trotz des Fastens und abendlicher Gelage  in Form zu bleiben, und dann gibt es heute noch den „Weltumweltstag“, also zwei Mal Welt auf einmal. Ohne Google-Info wüsste man oft solche Sachen nicht. Das Zweimalwelt-Thema erinnert mich an eine weitere Marktlücke, die gerade in Japan aus der Wiege gehoben wird, wodurch ich befähigt werde, davon zu berichten. Dort gibt es nun einen aufsteigenden Beruf für Männer, das Männer-Weinen. Es gibt bereits einen Landes-Meister in der Kunst, der schon sehr ausgebucht ist, aber das wird schon. 2 590 Yen für zweimal Aufweinen. Sehr viele Frauen möchten das erleben und freuen sich schon darauf. Die Wein-Profis sind gutaussehende, junge Männer, die Berufsgruppe heißt Ikemeso-Danshi. Gefühls-Stau sei nicht gesund, sagt Hiroki Terai. Das sehe ich auch so und wünsche den Japanern alles Gute. Das sollten die JapanerInnen am besten alle jetzt machen, bevor es riesig teuer wird. Noch kann man für nur 20 Euro weinen. Denn es ist eine Kunst. Die Heul-Gesichter sollen ästhetisch sein, und das Weinen soll von innen herausbrechen., meinte ein Kampfrichter beim „Grand Prix flennender Männer“. (…ob deutsche Männer (und Frauen) auch……? Aber erst mal die marktlücken-und rasenmäherlose Pentecoste-Stille genießen!

 

 

Chacheperreseneb klagt (3)

Ähnliches Foto

Ja, ich denke nach über das, was geschehen ist:
Not ist heute hereingebrochen,
Feindschaft wird auch morgen herrschen,
aber alle Welt schweigt darüber.
Das ganze Land ist in großer Verwirrung,
niemand ist frei vom Bösen,
und alle tun es , ohne Unterschied,
die Herzen sind gierig.
Wer Befehle erteilte, dem wird jetzt befohlen,
und beide finden sich damit ab.

Man wacht täglich dazu auf,
und die Herzen weisen es nicht zurück,
die Sorgen von gestern sind die von heute,
man beachtet es nicht, weil es zu viel ist.
Die Gesichter sind stumpf,
keiner ist weise genug, es zu erkennen,
keiner zornig genug, es auszusprechen,
man steht nur auf, um zu leiden.
Mein Leiden ist lang und schwer.
Der Arme ist zu kraftlos, um sich zu retten
vor dem, der reicher ist als er.
Es schmerzt, zu dem zu schweigen, was man hört,
und Not bringt es, dem Uneinsichtigen zu antworten

Einer Rede zu entgegnen, schafft Feindschaft,
das Herz nimmt die Wahrheit nicht an,
und man duldet keinen Widerspruch,
denn jeder liebt nur seine (eigenen) Worte.
Alle Welt baut auf Krummes,
aufrichtige Rede ist abgeschafft.
zu dir sprach ich, mein Herz, dass du mir antwortest!
Ein angeredetes Herz darf nicht schweigen,
denn die Sorgen des Herrn sind die des Dieners –
zu viel lastet auf dir.

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Das ist das Ende der Klage

entschließen

Man merkt oft gar nicht, an wie vielen Entscheidungen man trotz aller errungenen Frei-Räume innerlich und äußerlich beteiligt ist. In der ersten Hälfte meines bisher gelebten Lebens kam ich mir eindeutig vor wie ein Nacht-Mensch. Wenn die meisten Menschen schlafen, vertieft sich die Ruhe. Man bildet im Lauf der Zeit viele Dinge in sich hinein, die man auch wieder herausbilden kann. Für mein System fand ich übrigens die Meditationsausbildung ganz förderlich für eine Weile. Auf einmal drehte sich die Nacht in den Morgen. Was für eine wunderbare Entdeckung, die Stille des frühen Morgens kennen zu lernen, wenn auch da noch die meisten Menschen schlafen und man unbegrenzte Zeit-Räume zur Verfügung hat. Es erscheint mir auch als ein weiteres Paradox des weltlichen Aufenthalts, dass man so bemüht ist und auch sein muss, für sich selbst Entscheidungen zu treffen, die eventuell zu Identitätsformen führen, von denen man annimmt, dass man das ist. Ist man das? Zu einem gewissen Grad schon, denn es sind Facetten, die man sich gebildet hat, um zu sehen, aus welchem Stoff man gemacht ist, und welche Muster sich darin befinden. Sieht ja auch so aus, dass, kennt man die Muster nicht, man auch die Qualität des Gewebes nicht einschätzen kann. Habe ich dann mein Identitätszeug einigermaßen beieinander, betritt man das nächste Erschütterungsfeld: die Anderen. Also, dass die Anderen die Hölle sind (Sartre), habe ich nun nicht feststellen können, aber die erlebten Dramen können schon einen Hauch von höllischem Charakter haben, wenn man sieht, wie die Verblendungen über sich selbst und die anderen flöten gehen. Die einen wollen mal auf die Pauke hauen, andere die erste Geige oder Alphatier spielen, auf jeden Fall geht es lang genug um die Kunst, Fäden zu ziehen und zu weben, damit man die eigene Webweise bildlich erfassen kann.  Die Kunst, dem Menschen zu entsprechen, den ich mir unter mir vorstelle, wird sicherlich weitgehend unterschätzt. Da wir unseren eigenen Augen nicht uneingeschränkt trauen dürfen, sind wir auf Augen und Ohren der Anderen angewiesen. In den paar Jahren, die ich in einem kleinen Tempel in Indien verbrachte und für die Bewegungen und die Atmosphäre darin verantwortlich war, hatte ich immer den Eindruck, dass vor allem meine Handlungen beobachtet wurden. Kann sie das Feuer richtig entfachen, legt sie das Holz sachgerecht auf, ist ihre Asche fein genug, ist es ihr gelungen, genug Tee und Milch und Zucker zu organisieren, damit sie Chai servieren kann, und wahrscheinlich auch einige Fragezeichen, weil ich außer Bleichgesicht und Frau auch noch geschminkt war und der Boss der Bruderschaft mir verkündete, eine Frau auf diesem Pfad werde nur darauf getestet, ob sie keine Verführungstechnik ausstrahlt oder anwendet. Den Stolz, dass mir das gelungen ist, konnte ich mir zum Glück ersparen. Mein Wunsch und Wille, mich dort als mich selbst durchzusetzen, führte letztendlich in einer kritischen Situation dazu, dass das ganze naheliegende Dorf hinter mir stand und eine wichtige Entscheidung zu meinen Gunsten fällte. Dort wurde mir auch mal geraten, dem herumlungernden Polizisten Bakschisch zu zahlen, aber ich habe mich dagegen entschieden und wurde dann von einem Mönch belehrt, wie man mit Polizisten umgeht, damit sie einen nicht behelligen. Manchmal, wenn ich zurückschaue, kann ich auch erschrecken über die, die ich in meinem Leben schon war und mit welcher Entschlossenheit ich manche Entscheidungen getroffen habe, vor denen ich heute schaudern würde. Vielen von uns kam es damals so vor, als hätten wir auf einmal die Flügel der freien Wahl und könnten über Tod und Leben entscheiden. Zum Glück sind die Tage auch lang, und die Nächte so wirkungsvoll in ihrer schenkenden Ruhe. Noch Zeit, neue Weichen zu stellen und gute, adäquate Entscheidungen zu treffen.

paradiesisch

 

Manchmal habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, froh darüber zu sein, dass wir in Deutschland die „Hölle“ schon hinter uns haben, auch wenn es immer noch geistert. Auch der Abgrund hat eine Grenze, aus dem langsam die Überlebenden wieder auftauchen und sich zu neuen gesellschaftlichen Gebilden formieren. Auch wenn es nicht immer so aussieht, als fiele es den Menschen leicht, aus den Tragödien und Katastrophen der Menschheit persönliche Konsequenzen zu ziehen, oder in wieder friedlicheren Zeiten die Schrecknisse gebührend zu reflektieren, so ist es doch auch nicht zu bezweifeln, dass zumindest gleichbleibende Nachdenklichkeiten am Leben gehalten werden durch scheinbar unsterbliche Fragen, die sich durch die Geschichte ziehen, als hätte noch keiner die Antwort gefunden und es muss weiterhin gegrübelt werden. Und es gibt neue, immer klarere Sprachen, die es benennen können und dadurch eine potentielle Möglichkeit werden zur Umsetzung. Aber, wie gesagt, wir sehen die Welt so, wie wir sind und egal, was wir in unseren heimlichen Korridoren gebastelt haben und für auch immer wen wir uns halten, wir sind ein Ausdruck unserer Wahrnehmung und auch davon, wie wir wahrgenommen werden, da dieser Eindruck sich doch häufig unterscheidet von dem, was unser eigenes System uns erzählt. Dann noch die kulturellen Unterschiede, die ja kaum wegzudenken sind, solange sie existieren. Wenn also (pardon!) Donald Trump einmal in einem Artikel der Times  als „Indra Avatar“ vorgeschlagen  wurde, der das Wissens-Mudra der rechten Hand zeigt, spürt man nicht den Wunsch, das in Deutschland erklären zu wollen. Es ist ja erst ein paar Jahre her, dass den Indern vermittelt werden kann, dass Hitler eben kein von Gott gesandter Aufräumer war, sondern die Verkörperung der Banalität des Bösen, die ihre eigene ungute Mystik besitzt. Und  nun leben viele von uns in einem Reichtum vielfältiger Möglichkeiten mit  mehr als gesättigten Grundbedürfnissen. Ein gut florierendes Land nach geleisteter Innenarbeit und kollektiven Grübelprozessen. Froh, von ein paar Menschen gehört zu haben, die nicht geprägt waren von entgleistem Menschenverhalten. Und was jetzt, im Paradies, mit Blick auf die Gärten der Erde? Eigenes Heim, gutes Essen, Zeit, sich um das zu kümmern, was einem wesentlich erscheint, ohne das Herz zu verhärten gegen den betäubenden Irrsinn menschlicher Handlungsweisen. Es kann ja nicht sein, dass es uns nichts angeht, denn überall, wo wir uns aufhalten, können wir dem System Welt nicht entkommen. Vielleicht ist es gut, dass so viele wie möglich wieder das „Spürbare“ erschaffen und gestalten, heißt, was wir selbst spüren als das, was wir sein können. Die Wertschätzung des Blickes vielleicht, oder das Ruhen in entspannender Wahrnehmung, gern auch zusammen. Die Bereitschaft, Ungesagtem Raum zu geben, und die Liebe für möglich zu halten, das aufs schönste Erblühte ebenso wie der bereitwillige Flug über den Tellerrand.

Raphael

Raphael, der junge Mann oben im Photo, ist der Sohn eines Mannes, mit dem ich mal 9 Jahre in Kathmandu zusammen lebte. Ich hatte Ira bei der ersten Aufführung des „Living Theater“ in New Haven kennengelernt. Er war liiert mit einer Frau, die ihre fünf Kinder mit einem Japaner in San Fransisco, für Ira verlassen hatte. Ich war dann wieder unterwegs mit dem Theater in Europa, kam aber nach ungefähr zwei  Jahren nach New York zurück, um Ira in einer dringenden Angelegenheit um Unterstützung zu bitten. Ira und Jill waren an diesem Punkt bereits in Trennung, und sie wollte das inzwischen gezeugte Kind, Raphael, nicht mehr haben. Ich erinnere mich genau an den Moment, als sie mir bei meiner Ankunft, bzw. ihrer Abreise, das Kind praktisch überreichte und beteuerte nein, nein, sie wollte es nicht, sie wollte zurück zu der Familie. Auf einmal hatte ich Mann und Kind und war in keinster Weise in der Lage, mich um ein gerade geborenes Wesen zu kümmern, da ich mich nicht nur in tiefer Trauer um einen Menschen befand, sondern auch auf einen Brief aus Indien hin unbedingt nach Shantiniketan in eine Universität des Dichters Rabindranath Tagore wollte (wo ich letztendlich nie hinkam). Entschlossen, nach Indien zu gehen, zwang ich Ira in eine Entscheidung. Er wollte mit und wir dachten darüber nach, was wir mit dem Kind in der Zeit machen. Es meldete sich eine Babysitterin namens „Sky-Mama“. Sie war 17 Jahre alt und gefiel uns wesentlich besser als der Gedanke, sie der Obhut von Ira’s taubstummer Mutter zu überlassen. Ira und ich kamen von dieser Reise viele Jahre nicht zurück. Es kamen Briefe von Sky-Mama, ich überließ es Ira, sich darum zu kümmern, wie er die Angelegenheit entscheiden wollte. Ob es ihn tief beschäftigt hat, weiß ich nicht. Sky -Mama wurde letztendlich die Mutter von Raphael. Sie lebten in Griechenland. Als Ira und ich uns trennten, ging er, um ihn zu sehen, und Raphael lebte später eine Weile in Ira’s Appartment mit seinem Vater. Aber zuvor wohnte er in Ungarn und lebte dort mit seiner Freundin. Eines Tages meldete er sich bei mir, ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam. Er kam hierher zu uns ins Haus und blieb zwei Tage. Wir kamen uns innerlich sehr nahe, sodass das Leid, um das es auch ging, sich in Liebe verwandelte. Und heute noch spüre ich den tiefen Schmerz des Bedauerns, dass er mein Sohn hätte sein können, wäre ich reif dazu gewesen und nicht so vehement gegen Kinder wie damals. Ich hätte ihm, erzählte er mir, seinen Vater weggenommen. Wir trennten uns tief bewegt. Ira ist inzwischen tot, ich versuchte in den letzten Jahren alles, was mir einfiel, um mit Raphael wieder in Kontakt zu kommen. Dieses Jahr, kurz bevor ich Indien verließ, kam die Mail eines Mannes, der gerade ein Buch über Ira und dessen Arbeit machen will, und der mich bat, einen Beitrag zu schreiben. Da fiel mir ein, dass e r vielleicht wissen konnte, wo Raphael zu finden sei, und tatsächlich,  er hatte seine Mail Adresse. Sie lag eine Weile hier. Gestern früh beim Aufräumen meines Schreibtisches wollte ich den Zettel schon aus dem Blickfeld nehmen, da entschied ich mich, ihm zu schreiben. Dass ich immer noch mit Liebe an ihn denke und bedauere, dass ich nicht fähig war damals, eine gute Entscheidung zu treffen. Kurz danach kam seine Antwort: liebevoll und überrascht, dass ich mich ausgerechnet „on the day of my birth“, wie er sich ausdrückte, meldete. Es war sein Geburtstag! Auf dem Bild liegt neben ihm ein Buch mit Gedichten von Rimbaud.