Auf meinem Pentecoste-Bild, das ich mal anlässlich eines anderen Pfingst-Events gemacht habe, sieht man den Geist sich auf einer Zunge niederlassen. Oft wird der Geist ja in den Religionen als etwas grundsätzlich Lichtes angesehen, wobei es auch ziemlich schreckliche geistige Eingebungen gibt. Wenn man sich in den Religionen verhältnismäßig unbeschwert herumbewegen kann, ist es einfacher, ab und zu mal ein gewisses Interesse daran zu vertiefen, ohne den Geschichten und Ritualen verpflichtet zu sein. Auch die mit uns befreundete, junge Afghanin fand es nicht schwierig zu sagen, dass sie Ramadan macht, um abzunehmen. Auch in Indien beherrscht das große „Um-zu“ viele der religiösen Gesten. Oft geht es darum, in den verschiedenen Himmelreichen gute Karten zu haben. Mich hat der Hinduismus auch deshalb angesprochen, weil er mir von Anfang an nicht als eine Religion vermittelt wurde, sondern als eine Lebensweise….“ a way to be“. Wenn man genauer hinschaut, sieht man einen blühenden Anarchismus, der mit vielerlei Lebenskünsten täglich neu gewebt wird und zu beliebten indischen Volksaussagen führt wie: „In India all is possible“. Das ist auch genau, was man erlebt, nämlich, dass alles möglich ist, daher das Auge wachsam. Und wenn unbedingt ein Name für das Gebilde her muss, dann nennt man es mal eine Monarchie, mal eine Demokratie, in der man sich dann wie in einer Monarchie verhält.
Heute ist also Pfingsten, das Wunder des grenzüberschreitenden Verstehens, ein sehr schöner Gedanke. Sie konnten sich auf einmal alle verstehen. Leider wieder nur ein bestimmtes Grüppchen, das entfernt mir den Gedanken wieder vom Herzen. Schluss mit Auserwählten. Jetzt sind wir erst einmal von sehr vielen Sprachen umgeben, die wir gar nicht verstehen. Schon Englisch und Französisch sind hilfreich, aber dann was ist mit Farsi und Serbo-Kroatisch usw.? Es ist die Sternstunde der Dolmetscher, und mit den Sternstunden tauchen auch neue Marktlücken auf. Die Ramadan-Durchhalter zB kaufen Diätpillen, um trotz des Fastens und abendlicher Gelage in Form zu bleiben, und dann gibt es heute noch den „Weltumweltstag“, also zwei Mal Welt auf einmal. Ohne Google-Info wüsste man oft solche Sachen nicht. Das Zweimalwelt-Thema erinnert mich an eine weitere Marktlücke, die gerade in Japan aus der Wiege gehoben wird, wodurch ich befähigt werde, davon zu berichten. Dort gibt es nun einen aufsteigenden Beruf für Männer, das Männer-Weinen. Es gibt bereits einen Landes-Meister in der Kunst, der schon sehr ausgebucht ist, aber das wird schon. 2 590 Yen für zweimal Aufweinen. Sehr viele Frauen möchten das erleben und freuen sich schon darauf. Die Wein-Profis sind gutaussehende, junge Männer, die Berufsgruppe heißt Ikemeso-Danshi. Gefühls-Stau sei nicht gesund, sagt Hiroki Terai. Das sehe ich auch so und wünsche den Japanern alles Gute. Das sollten die JapanerInnen am besten alle jetzt machen, bevor es riesig teuer wird. Noch kann man für nur 20 Euro weinen. Denn es ist eine Kunst. Die Heul-Gesichter sollen ästhetisch sein, und das Weinen soll von innen herausbrechen., meinte ein Kampfrichter beim „Grand Prix flennender Männer“. (…ob deutsche Männer (und Frauen) auch……? Aber erst mal die marktlücken-und rasenmäherlose Pentecoste-Stille genießen!