November 20, 2024
Kategorie: Uncategorized
November 19, 2024
Natürlich ist es ein Privileg, wenn man morgens im November nicht irgendwo hin muss, wo man angestellt ist und von Glück sagen kann, wenn einem die Arbeit nicht nur gefällt, sondern auch gut tut. Aber wie Ferienaufenthalte oder Rentner:innenberichte zeigen, ist es gar nicht so einfach, einen freien Tag mit Inhalt anzureichern, der tatsächlich die Schatzkiste des lebendig Erlebten bündelt und zu neuen Kraftzentren führt. Das kann allerdings nur passieren, wenn ich mich geübt habe in selbstbestimmtem Denken und Handeln, und somit geübt in der Frage, wer mir da im Spiegel entgegen schaut, und ob ich diese Fassade schon durchdrungen habe, die Maske gelüpft und das, was ich vorfinde, beim Namen genannt. Sodass ich eventuell darüber Aussage machen kann, damit andere Menschen mich nicht umrätseln müssen, oder mehr oder weniger aus mir machen wollen, weil ich die Information nicht liefern kann. Ich meine jetzt die bewegliche, sich stets selbst justierende Information, die einer Quelle verantwortlich ist, also einem Ort, der der Wahr-Nehmung meines persönlichen Seins entspricht. Die Existenz aller Wahrnehmungsmöglichkeiten ist unbestritten, und so ist und bleibt vermutlich einer der wahren Sätze, dass ich existiere, weil das unleugbar ist. Alles Weitere ist schon Schöpfung, Poesie oder Prosa, auf jeden Fall aber Erzählung. Gleichzeitig sind die Erzählungen aber auch Richtlinien, und kein Mensch kann der Handhabung seines mitgegebenen Gepäcks entgehen, außer er oder sie gibt ab an andere, die sich damit dann egene Welten erfinden und bauen. Und dann das (gewählte) Alleinsein mit sich über die Stunden hinweg, eben in der schönen Deutung des Wortes, dass ich hier das gute Schicksal erlebe, mit mir in Gegenwart des Alls zu sein, mit unendlichem Raum zur Verfügung, in dem ich den Künsten des Daseins nachforschen kann: sitzen stehen liegen gehen essen trinken malen schreiben denken – du meine Güte, das Denken! Kann denken, kann mich selbst erkennen, das Innere beleuchten, schauen, was da so alles los ist in mir, und auch draußen, klar, aber vor allem drinnen. Dass es dem ähnelt, was ich mir vorstellen kann vom Menschenleben. Die Praxis der Fähigkeit zum friedlichen Miteinander. Kurz: zu lieben.
November 18, 2024
Es ist ja keine neue Nachricht, dass das Schlaraffenland, wo Milch und Honig von den Bäumen tropfen und fast jeder fast alles haben kann, was er oder sie oder die Kinder brauchen, dass diese Schlarafferei einmal würde sich stark verändern müssen, bzw. der Weisheit des „This, too, shall pass‘ unterliegen. Die Nutznieser:innen sich Gedanken werden machen müssen über die großen und die kleineren Zusammenhänge, und nicht erschrecken über die Resultate dieser nimmer endenden Zusammenhänge, oder doch erschrecken? Ja, es ist schon der dritte Winter für die Ukraine, und nun dürfen sie hinüberschießen ins Feindesland, und das wird weitere Beunruhigung hervorrufen. Drüben, in den sogenannten Vereinigten Staaten, wird auf allen Kanälen um ein unheimliches Puzzle herumgegrübelt, und drunter und drüber geknobelt, wie es sein kann, was offensichtlich ist, und nun Wege gefunden werden müssen, die man nie bedachte. Drei Dämonen kommen gut ausgerüstet und bieten Galactus ihre Dienste an, der sie abschätzend betrachtet und als Meisterkriecher erkennt. Oder es wird klar, dass es Galaktus in Wirklichkeit gar nicht gibt, was hoffen oder besser offen lässt, was drei Alphanarzissten mitinander anfangen oder beenden werden. Wir wissen es nicht, und dieses Nichtwissen hat auch etwas Befreienden, denn die Zeit ist kostbar und kann noch für anderes und weiteres genutzt werden. Oder von der Nutzung oder dem Genutzten oder dem Abgenutzten undsoweiter etwas Abstand nehmen und sich radikal für das Lebendige entscheiden, indem das, was da ist, in den Blick genommen werden kann. Dem eigenen Maßstab kann, sobald er errichtet ist immer geantwortet werden. Alles in Maßen.
November 17, 2024
November 16, 2024
Mir wurde klar, dass gerade das absurdeste Theater, dass die politische Weltbühne zu bieten hat, eine große Faszination auslöst, denn hier werden Gesetze aus den Angeln gehoben, was oft missverstanden wird als Zeichen für erwünschte Resultate. Aber man darf sich auch als entfernte Beobachterin nicht fangen lassen, so, als wäre einem jeden Morgen zur selben Stund‘ ein weiteres Stück der Serie geboten, um das Suchtpotential in Gang zu halten. Ich trainiere mich zum Beispiel, bestimmte Nachrichten nur einmal zu hören und nicht noch bei drei Panels, nur weil etwas nicht zu fassen ist. Es i s t nicht zum Fassen. Und genau d a s ist erwünscht, denn wenn ganz viele etwas nicht fassen können, ergibt sich die gewünschte Verwirrung, und die neue Ordnung bzw. das unvermeidbare Chaos kann eingeführt werden. Für mich liegt die Lösung nicht darin, einen Diätplan mit meinem Smartphone auszuarbeiten, sondern es muss radikaler sein. Zumindest für den Übergang ins Amphitheater, wo die Dinge gelassener ablaufen und man sich mit der nötigen Wachheit den Leidenschaften der Menschheit widmen kann – ihren Komödien und ihren Tragödien. Damit man rechtzeitig mit den Komplexitäten des Menschseins konfrontiert wird, die günstigerweise Früchte tragen, sodass man handlungsfähig bleibt, wenn die griechische Tragödie an die Haustür kommt.
gruseln
November 15, 2024
Gruseln kann vor allem im Kindesalter etwas aufregendes oder anregendes haben, aber nicht so im weiteren Verlauf, wenn es einen dann schüttelt und rüttelt und wenn die als stabil vermutete Grundsicherung, was Werte und Vernunft betrifft, zu bröckeln beginnt. Und so bewege ich mich noch immer an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Politik, weil wir von der Zuschauertribüne aus sehen und bezeugen konnten, dass genau an dieser Stelle das noch Menschliche auf das menschlich Entwertete trifft. Trump ist ja nur eine Marionette in diesem Gespensterkabinett, eben damit wir sehen, dass unvorstellbares Grauen sich vorwärtswälzt und einen selbst, noch weit entfernt vom Tatort, grübeln lässt, was zu denken und zu tun ist in dieser rabenschwarzen Stunde. Trump hat öffentlich an Hitler bewundert, wie ergeben sie ihm alle waren, und das möchte er auch. Er provoziert mit ungeheuren Herausforderungen, um zu wissen, wer unter allen Umständen noch mitspielt mit ihm, denn die braucht er. Und für einen unerhörten Moment lang ist es ihm gelungen, der Welt zu zeigen, dass einer wie er absolute Macht besitzt, um weiterhin tun und lassen zu können, was er möchte. Da kommen einem die Knaben im Bundestag doch noch fast harmlos vor. Und klar würden wir, das undefinierte Wir, dem philosophierenden Robert Habeck gerne mitteilen, wie gerne wir ihm die Chance zum Kanzlersein anbieten würden, aber wir sind nicht naiv. Selbst Friedrich Merz hat hier nur die übliche toxische Männlichkeit, die manche Positionen scheinbar fordern, aber man fürchtet nicht das radikale Aussetzen jeglicher Nachvollziehbarkeit oder eine herandämmernde Demenz im Zeichen des Wahnsinns. Oder was einem noch so alles einfallen könnte, lässt man den Dämonen in sich selbst freien Lauf. Wer hatte es nicht neulich noch als erlösende Möglichkeit für das Weltgefüge erwogen, wenn einer der potentiellen Mörder ihn, also Trump, tatsächlich erwischt hätte, obwohl aus der Geheimagentenküche schon verlautet wurde, alles wäre gefaked gewesen, um einen geretteten Halbgott aus ihm zu machen. Das Beunruhigende ist, dass es doch sehr an die Hitlerzeit erinnert, wo der immer schwärzer werdende Schlund kein Ende zu nehmen schien, bis seine Verbrechen den Feigling in den Selbstmord trieben, den Mörderkopf auf den Schoß einer Frau abgelegt. Nun habe ich keinerlei Ehrgeiz, eine Schauermärchenerzählerin zu werden, merke aber, dass ich noch in Schockverarbeitung bin. Es ist nicht Trump, der beunruhigt, sondern es ist die Masse der Menschen, die ihn gewählt hat. Man ertappt sich beim Löcherbohren in die unendliche Leere, die wie der Abgrund ein Ort ist, den man auch wieder verlassen kann.
November 14, 2024
Im sogenannten reichsten Land der Erde hat nun ein clowneskes Trio so viel Macht in den Händen, dass man zwischendrin mal einen tüchtigen Lachanfall hervorbringen kann, oder hört es sich eher an wie ein Keuchhusten. Und doch übt vermutlich gerade die Zirkusperformance solch eine Verwunderung aus, weil die dort im Aktionsfeld alle was machen, was man selbst nicht kann oder verstehen kann, sodass die Distanz vorprogrammiert ist. Hier kann man sich dann in die geistig konstruierte Lieblingsarena setzen, wo man gleichzeitig zuschauen und alleine reflektieren kann. Ich meine, wir bekommen nicht nur in Amerika das Unvorstellbare geboten, sondern auch hier im Bundestag geht es hoch her, oder geht es eher niedrig her. Staunt man? Hätte man es wissen sollen? Und genau w a s hätte man wissen sollen. Auch das Hätten hat nun sein Ende gefunden. Und was hilft es zu hoffen, dass z.B. Friedrich Merz uns erspart bleibt, denn wer ist ‚uns‘ , denen er erspart bleiben soll. Und Hoffen lag mir eh nie, eher schon die leichtfüßige Dokumentation eines Lebensverlaufes, in dessen Spuren man sich für eine Weile aufhält, um dann den Weiterlebenden alles Gute zu wünschen für ihre Abenteuer. Denn das bleibt es ja: ein Abenteuer. Niemandem wurde versprochen, dass wir mal alle vorhandenen Früchte auf einem Kleinmarkt wiederfinden würden. Aber es war dennoch die Zeit der großen Wunder. (Von Wunde zu Wunder und wieder zurück). Eine Handyfirma in Indien (Jio) verteilte Millionen von freien Smartphones, damit wirklich jede/r an diesem Suchtprogramm beteiligt sein konnte, und siehe da, es funktionierte auf der ganzen Welt. Wenn aber 90% der Weltbevölkerung einen Großteil ihrer Zeit die Welt über eine Glasscheibe wahrnimmt, kann es der Welt an sich nicht so gut gehen. Und so ist es ja auch: es geht der Welt nicht gut, und trotzdem, oder gerade deswegen, bleibt uns nichts anderes übrig, als aufzustehen vom philosophisch verwundeten Knie und weiterhin zu sein, wer man ist, denn darin liegt ja auch eine verlässliche Reifung.
November 13, 2024
Stimmt, die Hölle muss nicht erst kommen, sondern wir leben schon drin. Selbst wenn man das unverschämte Glück hatte und immer noch hat,, einigermaßen unbeschadet durchzukommen, hat man von der Höllenqualität der menschlichen Spezies genug gesehen und gehört, um zu wissen, dass es hier gefährlich sein kann uns auch ist. Deswegen hat Italo Calvino beobachtet, dass es zwei Arten gibt, in dieser Hölle zu leben, indem ich entweder so tue, als seien Hass und Zerstörung und das Misshandeln und Missbrauchen und Töten (z.B.) von Kindern und Frauen völlig normal, und ist halt so, ich passe mich an und werde ‚ein Teil von ihr‘. Die zweite Variante, sagt Calvino, ist riskant und verlangt ständige Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft‘, indem wir erkennen, was in der Hölle nicht Hölle ist, und d e m Dauer und Raum geben. Ja, ich benutze seine Worte, weil ich finde, man kann es gar nicht besser sagen. In Indien wird vor allem das schwarze Zeitalter, also das Zeitalter der Ignoranz, als Hölle beschrieben, in der vor allem Dämonen ihr Unwesen treiben. Vom heutigen Bildungsstandpunkt aus kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass der Planet einmal weniger Höllenqualen für seine Bewohner:innen zu bieten hatte, denn es scheint doch eher so zu sein, dass man sich, will man ‚Mensch‘ beziehungsweise ‚menschlich‘ werden, sich aus den eigenen Höllenanteilen herausackern muss, wofür anscheinend immer sehr wenig Menschen Raum und Zeit haben. Es braucht Kraft, unabhängig zu werden von den oberflächlichen Beurteilungen anderer, dann aber auch das Auge auf sich selbst lenken zu können, um Klarheit zu erlangen, wie ich meine eigenen Kräfte einzusetzen gedenke, und in welche Richtung ich sie letztendlich lenke. Wenn ich meine eigenen Dämonen mir gegenüber setzen kann, ist schon viel gewonnen und kann dazu führen, dass ich aus dem Netz der Scheinheiligkeit falle. Man muss herausfinden, was man selbst als ‚höllisch‘ betrachtet. Drei von fünf Kindern weltweit erfährt häusliche Gewalt, lese ich heute früh aus einer neuen Studie. Diese erwachsenen Kinder laufen da draußen herum und haben nicht erfahren, was es braucht, um ein ‚gutes‘ Leben zu leben. Man erfährt eine Verstummung, bevor man weiß, dass man trotzdem weitermachen muss. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, dass man einerseits weiß, was man selbst für ‚Hölle‘ hällt, und andrerseits ‚dem, was nicht Hölle ist, Raum gibt. Und Dauer.
Mit Dank an Calvino
November 12, 2024
Dieses durch einen Schock Auf-sich-selbst-Zurückgeworfensein wird zweifelsohne dadurch begünstigt, wenn man das Glück hat, dort, wo man hingeschmettert wurde, sich selbst wiederzufinden. Also wenn schon eine gewisse Stabilität vorhanden war, bevor der Schock kam. Man hat ja an diesem Beispiel, dem amerikanischen, gesehen, dass die Schockwellen weit über Landesinteressen -und grenzen hinausgingen. Für einen kurzen Moment, der auch für künstliche Intelligenz nicht erfassbar war, hat sich das ganze Gefüge in zwei Lager gespalten. Ein Mann, dem jede Vorstellung von gutem Charakter abhanden gekommen ist, hat den Joker gezogen und hält nun sehr viel Macht in den Händen. Nur äußere Weltmacht natürlich und Geldmacht usw, wen interessiert’s noch. Oder man sieht ihn als den selbsternannten Joker, sich selbst ernannt zu allen möglichen grotesken Späßen. Aber auch ich muss ihn lassen, denn von da, wo das Irrlicht gerade als von Gott höchstpersönlich Begnadigtem seine Strippen zieht, geht ein unheiliger Sog aus, von dem man sich lösen muss. Es rumort ja auch in diesem Land, und alle sind sehr beschäftigt. Und man selbst, denkt man so vor sich hin, ist doch (danach) auch noch diesselbe. Aber ist sie wirklich noch diesselbe. Ist es nicht viel eher so, dass die Welt aussieht wie vorher, sie selbst aber findet sich verändert vor. Man weiß die Dinge ja oft über lange Zeiten hinweg, und auf einmal versteht man sie, dann erst kennt man den Unterschied. Wenn man froh darüber ist, keine Wahl mehr zu haben, ich meine jetzt in gutem, reflektiertem Sinne. Und deswegen wurde in Wirklichkeit gar nichts verschwendet, es verschwindet nicht, es lagert im Irgendwo und ist abrufbar, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Selbst der Satz ‚der Schein trügt‘ kann, obwohl er so klar ist, vielfach verstanden und missverstanden werden. Wir ringen um Klarheit.
November 11, 2024
Wie hieß doch dieser berühmte Fluch…’Möget ihr in interessanten Zeiten leben.‘ Und ja, das stimmt, Zeiten können sehr interessant sein, man muss auf der Hut bleiben und häufig schwerwiegende Entscheidungen treffen. Wenn man die Show der ganzen Gaukelei erfasst, geht es einem nicht besser, denn der gute Rat war doch, sich immer an die Besten zu halten. Aber wer zum Teufel sind die Besten, und wer ist überhaupt zuständig für bestimmte Fragen, die oft ohne Antworten bleiben müssen. Und manchmal hört auch ein bestimmtes Interesse auf einmal schlagartig auf, denn das Spiel geht seinen eigenen Weg, und dann kann es passieren, oder passiert gerade in der Weltpolitok, dass ein großer Graben sich auftut und man anerkennen muss, dass Trennung als notwendend einzusetzendes Werkzeug, unentbehrlich ist. Es gibt Trennungen, die im Danach weiterhin Verbindung aufnehmen können, und es gibt Trennungen, die unaufhaltsam und absolut sind. Zwei Dampfer, die eben noch im Hafen nebeneinander lagen, fahren in entgegengesetzte Richtungen hinaus. Ja, ich reibe mir auch immer noch die Augen, der Umgang mit dem schwer zu Fassenden, die klebrigen Flügel der Täuschung, oder ist es die Enttäuschung über die 60% der Weltbevölkerung, die scheinbar immer nach dem Menschenweltretter lechzen und natürlich nach Führung. Die schwarzen Fahnen flackern am Raumschiff. Der Silver Surfer, der die Welt letztendlich auch nicht retten konnte (soviel ich weiß), wird von Galactus vom Schachbrett genommen. Auf der anderen Seite des Gletschers bewegen sich die Überlebenden. Diaioge werden geführt und Humor wird geschätzt. Der Gedanke ‚Wir werden sehen‘ nimmt neue Deutung an.
Italo Calvino
November 10, 2024
„Die Hölle der Lebenden ist nicht etwas, das erst noch kommen wird. Wenn es eine gäbe, ist es die, die schon da ist, die Hölle, in der wir jeden Tag leben, die wir durch unser Zusammensein bilden. Es gibt zwei Arten, nicht unter ihr zu leiden. Die erste fällt vielen leicht: die Hölle zu akzeptieren und so sehr Teil von ihr zu werden, dass man sie nicht mehr sieht. Die zweite ist riskant und verlangt ständige Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft: zu suchen und erkennen zu lernen, wer und was inmitten der Hölle nicht Hölle ist, und ihm Dauer und Raum zu geben.“
November 9, 2024
Es gibt ja diese ungeheuren Turbulenzen des Denkens, wo erst einmal das Aufgewühltsein zu einer neuen Ordnung finden muss, bevor das immer schöpferische Potential nach neuen Wegen sucht und sie auch findet. Nun, neu kann man sie auch nicht immer nennen, manche sind uralt, werden vergessen, tauchen unversehens wieder auf. Manchmal ballt sich das Ganze zusammen und steuert auf einen Kipppunkt hin und kippt tatsächlich, und hat viele, schwer abwägbare Folgen. Auf jeden Fall rüttelt es auf und ist musikalish begleitet vom Gongschlag. Und dann: man will man, bei aller bereitwilligen Informationssucht, dann doch nicht in den Sog hineingezogen werden, wo die Gepenster hausen und wo Siegesfahnen wehen. Es geht nichts verloren, und so manche Kräfte entwickeln sich nur in der Stille. Wenn Zeit und Raum ist für da Wesentliche. Wenn mir klar wird, für was ich hier stehe in diesem Spiel, und dass ich meinen Einsatz gebe, wo ich kann und für was ich geeignet bin. Tun, was man kann, und d a s noch verfeinern. Manchmal geht es um alles oder nichts, und dann wiederum geht es um eine gute Verdauung. Man möchte leben, so gut man es kann. Dieses Können muss ich mir auch zutrauen. Und dann gibt es auch viele Wege, alles, was mir wirklich am Herzen liegt, umzusetzen. Manchmal braucht man Geduld. Man dachte, es war schon Akt V, aber es war erst Akt IV, das bringt Zeit für Erweiterung und Praxis. Immer noch Praxis oder Dabeisein? Das alles ist Sprache für die Sprachlosigkeit, heraus aus den dunklen Gewässern zog mich das Mühlenrad, und fühle daher eine gewisse Verantwortung, oder vielleicht ist es nur Dankbarkeit, ehrenamtlich, sozusagen, meinen Beitrag also zu geben, so gut ich kann.
November 8, 2024
Ja, der Schock saß auf eine vielschichtige Weise sehr tief und zeigte Neigung, sich ungünstig aufs Gemüt auszuwirken, denn es rumpelte und pumpelte und trumpelte inmitten des Ansturms von Machtlosigkeit in einem herum, und ringsum im Gewölbe vernichteter Meinungen die schwarzen Schattenflügel scheinbar um Fassung ringend, aber alles so irre und wirr. Die sogenannte Weltordnung vom Auge des Wirbelsturms verschluckt – und was wird bleiben, wenn das Ganze wieder aus dem Wurmloch herauskommt, und wird es erkennbar sein? So und vieles mehr schleppte sich bis zum Abend hin, dem 6. November, oder war es schon am 5.November, als der Schock den Nerv der Zeit traf. Man war wegen der trügerischen Sicherheit, die nun nur noch Staub war, nicht so gut vorbereitet, und lernte spontan die Lektion, sich dem Ungewissen gegenüber zu finden, mit dem man in dieser Form nicht gerechnet hatte. Und dann die ganz speziellen Details, als zum Beispiel die Frage, ob Amerika, das immer noch scheinbar mächtigste Land der Erde, reif sei für die Frage, ob eine Frau an der Spitze wohl d a s können kann, was ein Mann in Wirklichkeit gar nicht können muss, das zeigt das Beispiel. Dann kam noch am selben Abend der Zusammenbruch der Ampel dazu. Da fegte der kalte Wind durch die Schlaraffenländer, und die reißenden Ströme vernichteten die Spuren. HUHuuu! Gespenster bewegen sich durch künstliche Intelligenzen. Oder doch nicht? Vielleicht war es die Tiefe des Schocks, die ein Aufsteigen aus den Gruften der Menschenverzweiflung begünstigte, denn irgendwann ist Schluss mit Gruftenstolpern. Und auf einmal steht man wieder an der Schaltzentrale und überlässt der Eingebung das Steuer. Es geht voran und voraus, und mit weiteren Überraschungen ist zu rechnen. Das ist ja das Bemerkenswerte an diesem Spiel.
freuen
November 7, 2024
Freuen, dass ich geboren bin
und heut‘ Geburtstag hab‘.
Viel Glück und viel Segen
wünsch‘ ich mir’auf all meinen
Wegen. Gesundheit und
Wohlstand sollen auch mit
dabei sein.
vorerst
November 6, 2024
Sich fassungslos an den Kopf fassen
Dieses Bild oben entstand auf meinem Schmierzettel, wo ich die Farben ausprobiere oder abwische. Nun passt es ganz gut zur Stimmung, die sich offensichtlich nicht in allen, aber in einigen, ausbreitet. In der Nacht habe ich zweimal beim Aufwachen kurz hineingehört in die Prognosen, immer war es unvorhersagbar. Ich merke, wie sehr mich der Satz ‚Die Hoffnung stirbt am letzten‘ immer genervt hat, und jetzt will sie nicht sterben, so, als hätte ich vergessen, dass ein Strohhalm kein sicherer Anker ist. Die Angelegenheit ist ja in allerletzter Konsequenz nicht nur politisch, sondern…und wie soll das andere Wort denn heißen…’menschlich‘?…’philosophisch’…oder ganz einfach wortlosich? Denn was sehen wir da, was nicht zu fassen ist!? Die große Chance, durch eine weibliche Kraft das ganze Spiel auf Vorderfrau zu bringen, nicht nur durch erwartete Leistungen, sondern: das Volk hat die neue Möglichkeit gewählt, und nicht die unerträgliche Zumutung eines Menschen, den man zutiefst verabscheut, so ist es doch. Und dass das nicht mal für Latinos und Schwarze eine Abschreckung ist, sondern sie wählen ihn, ja, das kann man, ich kann es nicht, fassen. Dabei muss es nun bleiben vorerst, denn noch weiß ich nicht, ob tatsächlich schon alles verloren ist. Und bevor man angeregt wird, den Gewinn im Verlust zu kontemplieren. Und ob es überhaupt einen geben kann. Und ob man ihn wollen muss, den Gewinn im Verlust. Denn vom Bezeugen des lebendigen Scriptes kann einen (vorerst) nichts abhalten. Manchmal war man einfach viel mit dem Draußen beschäftigt. Dann wird man auf einmal auf sich zurückgeworfen. Auch nicht schlecht, wie gesagt: vorerst.
November 5, 2024
Ich finde es in so ziemlich jeder Lebenssituation angebracht, politisch informiert zu sein, sozusagen als Zutat zur eigenen Verarbeitung, die u.a. auch bei der volksinformierenden ‚Tagesschau‘ anschließend wünschenswert ist oder wäre. Man weiß ja gar nicht, was Menschen zuhause so alles sagen oder nicht sagen, weswegen ich ja so überrascht war, eine Trumpanhängerin hinter einer Ladentheke vorzufinden. Es ist auch so ein bisschen erschreckend, über mich selbst zu erfahren, dass ich tatsächlich von einem Menschen, der Trump sehr viel besser findet als Kamala Harris, erst einmal Distanz brauche, da hier etwas vorgefallen ist, was außerhalb meiner Nachvollziehungsmöglichkeit liegt. Eine Frau, die Trump wählt oder in irgendeiner Weise akzeptabel findet, ist für mich nicht nachvollziehbar. Bevor sich der nahezu unüberwindbare Abgrund auftut, der ja ebenfalls spaltet, kann man, wenn das möglich ist, einen Rückzug programmieren. Ich stehe ja nicht unter Zwang, mit Menschen zu kommunizieren, die mir nicht guttun, wobei jetzt die Frage berechtigt ist, ob es akzptabel ist, sich wegen einer politischen Einstellung von einem Menschen zu distanzieren. Meine Antwort ist ja, aber nur, wenn es, wie in diesem Falle, um jemanden wie Trump geht. Dieser Mann redet seit Jahren abfällig über Frauen, also wirklich auf dem niedersten Level, und es ist kaum möglich, dass Frauen es überhört haben. Ich muss also davon ausgehen, dass Bewunder:innen von Trump sich genau d i e Ablehnung wünschen, die sie bereits gewohnt sind, und hier wird sie gefeiert, die bösartige Pointe über das, was Frauen angeblich sind. Es gibt Frauen, die es berechtigt finden, dass ihre Männer sie schlagen, denn ihr Selbstwert ist auf Zero gedrückt worden, und das oft seit der Kindheit. Und weil ich dann an diesem Punkt spüre, wie fast widerwillig ein Mitleid sich regt, lehne ich das Mitleid ab, weil ich die Hintergründe, die Geschichten dann doch lieber von Therapeut:innen bearbeitet sehe, wo immerhin heilende Richtungen auftauchen können, wenn das psychische Experiment erfolgreich ist. Und trotzdem verblüfft es weiterhin, dass Augen, die so viel können, hinausschauen auf den Weltstrudel oder die Perfektion der Dramatik, und alle sehen etwas anderes. Weil wir nur die eigene Rolle gut spielen können, und was sie beinhaltet, und wie es uns gelngt, aus diesem Inhalt das für uns Beste zu machen. In dieser Hinsicht bleibt einem nichts anderes übrig, als auf die radikalste Möglichkeit dieses Spiels zuzugehen: sich selbst. (Und von dort aus immer wieder neu schauen).
es kommt
November 4, 2024
Eine taiwanesische Frau wurde neulich etwas in bezug auf die chinesische Bedrohung gefragt und antwortete ‚Was kommt, kommt. Warum sich Sorgen machen?‘ Das könnte man in alle Weltsprachen leicht übersetzen, und es würde von vielen verstanden werden. ‚Jo aata hai, aata hai‘ auf Hindi, oder in jedem Dialekt ’sich keen Kopp machen, es kütt, wie’s kütt. Aber natürlich ist das leicht gesagt, denn auch mein Kopf ist nicht ganz frei vom möglichen Resultat der amerikanischen Wahl, auch wenn Kamala Harris, und das wird sie, die Wahl gewinnt. Schon jetzt krächzt und ächzt die festgefahrene Uhr, oder war es gar nicht die Uhr, sondern das Geschlecht, oder gar das Gemächt, oder beides, das ächzende Gemächt, das sich festzuhalten versucht an den Angeln, und dort dann herumrangelt und gar nicht merkt, dass es aus der selbstgebastelten Falle herausgefallen ist, und da bröckelt der Halt, es wird kalt, oder wird es erst richtig heiß, wenn man weiß, dass es eine Frau geschafft haben soll, und das auch noch aus ganz offensichtlichen Gründen, der politischen Zukunft des Spitzennarzissten ein Ende zu bereiten. Die unterschwellige Unruhe schwappt auf die Polizisten über, auf allen Ebenen wird aufgerüstet für die Eventualitäten, die noch keine eindeutig klare Spur zeigen. Interessant, dass die politische Atmosphäre gleichzeitig in Amerika und Deutschland blubbert, und auch hier wird geächzt. Eine neue Weltordnung, langer Samtmantel mit Gestirndesign, steht gelassen vor dem Tor und wartet auf Einlass. Sie tritt erst ein, wenn die Bühne klargefegt ist vom Davorigen, das verlangt ein neuer Anfang, wenn es sowas überhaupt gibt, einen neuen Anfang. Noch habe ich keine/n getroffen, der sein oder ihr Gepäck einfach hinter sich lassen konnte. Selbst Marina Abramovic ließ sich erweichen, über ihre Vergangenheit zu reden, obwohl sie den Aufenthalt im Nu bevorzugt. Die Frage, wann man aufhören könnte, menschlich zu wirken, ist noch gar nicht beantwortet, weil (u.a.) gerade das Zerbrechen der künstlichen Fassade zur Menschlichkeit führt, und zur Kunst. Was die wartende Weltordnung betrifft, so wünsche ich mir ganz persönlisch einen grandiosen Akt der Illusionstötung. Der Impuls kommt, wer weiß, all is possible, vielleicht gar aus den Küchenzeilen, in denen vor allem Frauen vor sich hinbrüten. Das eigene Denken ist dort zwar eher unbekannt, aber um das Zünglein an der Waage zu sein, braucht es manchmal nur einen Moment der Entschlossenheit. Und klaro: was kommt, kommt. Ma che differenza!!!
Ruth Crawford Seeger
November 3, 2024
Allerheilgen/Diwali
November 1, 2024
Im Rahmen eines möglichen ko(s)mischen Humors finde ich es erheiternd, dass neulich die oberste deutsche Polit Liga nach Neu Delhi geflogen ist, um dort das Interesse an der cleveren IT und KI bzw. AI Jugend kundzutun, also möglichst was tun gegen die bedrohliche Expert:innenarmut mit diesen noch einigermaßen unverbrauchten Gehirnen, die es gewohnt sind, Götter und Göttinnen zu beherbergen, und man sieht an den Videos, wie schön sie das zusammenbringen. Heute wird in Indien Diwali gefeiert, das wichtigste Fest, das einige Ähnlichkeiten mit Weihnachten hat, was die Lichterorgien betrifft. Je weniger die heilige Substanz vorhanden ist, desto perfekter die Lichter. Es geht viel um neue Kleidung und um Essen, und je reicher die einen werden, desto schmerzhafter die Einschränkungen für die Ärmeren und dann die ganz Armen. So läuft anscheinend das Spiel, zum Glück mit vielen Nuancen und Zwischentönen. Und bei uns ist Allerheiligen, und wie prächtig passt das doch zu den auf ihren Tragtieren herumfliegenden Göttinnen, vielleicht sind die ja auch irgendwie verwandt oder haben einander beäugt und sich angepasst an die Gesetze der Traumsphäre. Auf jeden Fall geht es an Diwali vor allem um Laxmi, aus deren Bilderhänden die Goldmünzen kullern, oder waren es mal Lichtpunkte? Die Heiligenschar auf der westlichen Seite scheint mir sehr männlich besetzt, aber es fällt mir grad keiner ein, ah doch, die heilige Ursula zum Beispiel. Es interessiert einen ja doch ein bisschen, wie das Heiligsein zustande kommt oder kam, also nicht auf Eulen reitend, sondern hier unten im schnöden Ozean der Illusionen. Und sieh an, ich schaue nach, und das sogenannte Hochfest gedenkt aller Heiligen, der bekannten und der unbekannten. Die Unbekannten würden mich echt interessieren, dann könnte man mal vorbeischauen, um zu wissen, wie sie so sind. Ach so, auch Märtyrer. Ob Nawalny dazugehört? Denn das weiß doch jede/r, dass früh stirbt, wen die Götter lieben. Oder lieber doch nicht? Sonst wurden da bei Wikipedia keine Namen genannt, weil man auch selbst wen wählen kann. In Indien laufen die sogeannten oder selbsternannten Heiligen noch öffentlich herum oder sitzen auf hohen Sitzen und lassen sich’s gutgehen. Wie sehen sie eigentlich aus, oder will man darüber überhaupt nachdenken?
Luxus
Oktober 31, 2024
Dann gibt es bestimmte Hefte, die bei einem herumliegen, weil man unbedingt noch einen Artikel darin lesen möchte, und dieses Möchten kann sich jahrelang hinziehen. Man gewöhnt sich an den Blick auf das Heft (oder den losen Artikel) und langsam reiht sich das Ungelesene ein in seine eigene Rubrik. Dann kann allerdings der Tag kommen, wo man es merkt. So nehme ich (gestern) ein mir wohlbekanntes Literaturheft aus dem Jahre 2013 zur Hand und mir wird klar, dass es vor allem der Titel war, der zum Behalten des Heftes geführt hat. Hier sind sie, die drei herrlichen Worte: ‚Luxus des Denkens‘. Da erwärmt sich das Strömende in den Synapsen, es erfreut sich lebendige Einsamkeit an sich selbst, da formt sich herzergreifende Bereitschaft des Willens, und es wächst die tiefe Dankbarkeit des Denkgeschenkes, hallo, hallo! Hier ist Luxus des Denkens, das jedem erlaubt ist, obwohl es, wie alles andere, Bedingungen hat. Und es gibt Beispiele wie Nelson Mandela, der nach 27 Jahren unschuldiger Gefängnishaft den Bau verließ als ein ungebrochener Mann, das kann nur Denken. Nein, nicht nur, es muss Nahrung geben, von der man nicht erkrankt oder gar stirbt, wie Nawalny, der allerdings gewusst haben musste, dass er den Gulag nicht überlebt. Aber es hat doch eine gewisse Tragik, dass Menschen eben diesen vorhandenen Luxus des Denkens viel zu wenig in Anspruch nehmen. Es ist nicht, weil sie nicht können, sondern wer zur Quelle des Denkens durchkommen will, muss sich dort hinbewegen, und steinig und schwer und vor allem gefährlich kann dieser Weg sein, und er ist es immer noch. In den östlichen Schulen wird vom Denken oft abgeraten, weil man den ‚Lernenden‘ nicht zutraut, die angebotene und meist tief in der Tradition steckende Ideologie nicht zu verstehen. Und so kommt viel Gehirngewaschenes dabei heraus, wenn man der Illusion verfällt zu glauben, dass man Gehörtes automatisch dadurch weiß, ohne es selbst zu durchdenken. Es braucht viel Mühe, eigenes Denken zu entwickeln, und die Gefahr begleitet einen auf jeder Ebene. Bis es offener und sicherer ist und Freunde gewonnen wurden, die einen noch rechtzeitig zurechtbiegen können, wenn die Fußspitze den Abgrund berührt. Wenn die Sicht klarer wird, der Atem ergiebiger, das Lachen leichter und tiefer zugleich. Wenn Reichtums, der nicht an Materie gebunden ist, sich durchsetzt als Glücksgefühl, dann ahnt man, was Luxus auch sein kann. Was sind schon elf Jahre, um diese drei Worte zu spüren.
Oktober 30, 2024
Die Putzhilfe schüttelt energisch mit dem Kopf und tut kund, dass sie nicht an Harris‘ Sieg glaubt. Ich widerspreche nur deshalb, weil ich mich bis zur Wahl nicht einreihen möchte in das Negativ-Programm. Es ist ungeheuerlich genug, dass zwei solche Köpfe wie die von Harris und Trump überhaupt ein Kopf-an-Kopf Rennen liefern müssen. Ganz so, als würde man zwanghaft hinschauen müssen, nur um der Vernunft beraubt zu werden. Eigentlich hatte ich mich schon in Richtung Gelassenheit gelenkt mit dem ‚was soll’s, wenn es tatsächlich geschieht‘, aber bis dahin bäumt es sich doch zuweilen auf, das arme Gehirn muss die unausgestoßenen Schreie regulieren, also Schreie der Empörung, wie das sein kann: Ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump! Ja ist das nicht genug, was der Kerl gesagt und getan und gelogen und verleumdet hat, und trotzdem jubelt das halbe Land ihm zu, vermutlich wegen inneren Ähnlichkeiten, auf denen eine Mütze sitzt mit der Aufschrift ‚Make America great again‘. Und was hat er die letzten Jahre alles für Denkanstöße gegeben: man durfte intensiv über Dummheit, Feindseligkeit, Geschmacklosigkeit undsoweiter nachgrübeln, und wo in dem ganzen Elend die Grenzen zu setzen wären. Nun ist das unseriöse Spiel um den zunehmend dementen Hauptdarsteller aus dem Ruder gelaufen, und obwohl die Trumper dachten, sie erleben etwas ganz Herausragendes, ist genau d a s auf eine neue Ebene gerutscht und hat dort, ausgerechnet im Madison Square Garden, seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Hier konnte die Welt zuschauen, wie sehr viele Menschen in einer riesigen Blase saßen und sich selbst für einen grandiosen Comedy Erfolg hielten, während sich lautlos ein Kipppunkt näherte und sich eben in genau diesen Schreien äußerte, die man selbst gerne zurückhält. Aber vielleicht ist das gar nicht immer so gesund, das Zurückhalten. Wir stehen an der Schwelle einer neuen Weltordnung, kein Zweifel, und die düsteren Marionettenspieler haben schon längst ihre Maschinerien in Gang gesetzt, damit genau der Dummkopf gewinnt, den sie manipulieren können, zum Beispiel als ein weiteres Brics Mitglied, mit dem der Westen durch sich selbst in die Kniee gezwungen werden kann. Auch wenn Deutschland, das gerade ringsum schwächelt, sich nicht erholt vom Schwächeanfall, dann…ja eben: was dann. Das Schlaraffenland hat bereits seine Tore geschlossen, obwohl, wie ich höre, die Jugend frohgemut nach vorne blickt, denn auch d a s ist wahr: ganz neue Welten öffnen sich, und die Nachtphase geht irgendwann vorüber, und bald kann vielleicht jede/r so alt werden wie es die Medizin erlaubt, und dann hinkt’s mit dem Sterbenkönnen vermutlich hinterher.
radikal
Oktober 29, 2024
Dass wir in extrem verdichteten und irrwitzigen Zeiten leben ist kein Geheimnis (mehr). Man ist bestrebt, seinen eigenen Senf, hier Senf als überflüssige Meinungskundgebung, in Zaum zu halten, wohl wissend, dass die bereitwillige Darbietung von ‚Mein-ungerei‘ d a ihre Bedeutungslosigkeit erreicht, wo nur noch überall und zu jeder Zeit weltweit über absolut alles was gemeint wird, wodurch sich die potentiell vorhandenen Tiefen in immer seichtere Gewässer flüchten oder gar nicht mehr wahrgenommen werden, auch wenn es nur aus Zeitmangel geschieht. Zeitmangel war schon immer eine hervorragende Ausrede für das, was eigentlich bewältigt und gedacht werden müsste, aber eine andere Art von Mühe und Bereitschaf bzw. Einstellungt braucht. Ich vermute mal, dass wir alle irgendwo Zettel herumliegen haben, auf denen weise Sätze aufgehoben wurden, deren schlichte Essenz ausreichen würde, das ganze Leben entweder zu verändern oder zu bereichern, hätte man sich um ihre Tiefe weiterhin bemüht. Aber noch vorteilhafter ist natürlich die eigene, mit inneren Überlegungen angefüllte Schatztruhe, immer bereit, neue Anstöße zu geben, wenn schwierige Kreuzungen auftauchen, die ohne Aufmerksamkeit und einer hohen Konzentratonsbereitschaft nicht zu bewältigen sind, da sie uns wesentliche Entscheidungen abringen. Wir Menschen, auch wenn wir bis zum Hals von einem ewigen Außen durchprogrammiert sind, laufen dennoch als Originale durch die Gegend, und es ist und bleibt unsere höchstpersönliche Verantwortung, w e r da durch die Gegend läuft, also als wer in welcher Gechichte. Auch die gründliche Durchforstung meiner Geschichte kann zwar in Bezug auf frühe Störungen und wahrscheinliche Kindkatastrophen eine Heilung einleiten oder aber einen Prozess auslösen, aber dann ist ja erst mal Schluss mit der Geschichtsverbündelung. Löst man sich davon, was empfehlenswert ist, wird man gerne als radikal gesehen, und natürlich kommt es darauf an, was man unter ‚radikal‘ versteht. Sobald das Lebensblasenkonstrukt, bei Zerrissenheit reparierbar wie ein Spinnennetz, tatsächlich durchbrochen wird, erscheint einem erst einmal alles als radikal, die Wissenschaft, die Technik, die Kunst, die Dummheit, die Abhängigkeit undsoweiter. Der Dschungel des Daseins formiert sich zu einem komplexen Labyrinth, das sich selbst gleichermaßen in Sinn und Widersinn (und Unsinn) ausgetüftelt hat und nun zum Ausprobieren bereitsteht. Findet man wie zufällig den Glückskeks an unvermuteter Stelle, breitet sich unter günstigen Umständen im Innern ein feines, humorvolles Lächeln aus, auch d a s radikal in der Macht seiner authentischen und arglosen Wirksamkeit.
Oktober 28, 2024
Niemand kann einem verbieten oder vorschreiben, wie man sich selbst sieht, aber unbedingt muss immer wieder mal abgecheckt werden, inwiefern sich dieses Bild, diese Idee von sich, einfügen lässt in ein überschaubares Etwas, das mit dem Weltstrom korrespondiert. Als mir die indische Bevölkerung des Dorfes, in dem ich dann die Hälfte meines Lebens verbrachte, den Namen ‚Kalima‘ schenkte, war es nicht, weil ich mich in dem ziemlich brissanten Rollenspiel bewähren wollte, sondern es war einerseits eine sofortige Akzeptanz und Verbundenheit mit dem Namenstitel, aber dann doch ein langer Prozess, in dem sich bestimmte Kräfte entfalten konnten, die ohne den Namen und den dazugehörigen Rahmen nicht hätten herausgekitzelt werden können aus dem Fundus der Möglichkeiten, die einem als Mensch in die sogenannte Wiege gelegt werden. Auch ein geschenkter Name kann mit einem verschmelzen wie ein gut sitzendes Kleid. Es soll Aboriginis möglich gewesen sein, je nach Bewusstseinserweiterung ihre Namen selbst zu ändern, das hat mir eingeleuchtet. Zum Zeitpunkt meiner Namensänderung habe ich auch meinen ursprünglichen Namen nicht abgelehnt, aber der neue war eine viel größere Herausforderung, die nicht darin lag, sich dem Titel anzupassen, sondern weiterhin sich, also mich selbst zu sein. Und so konnte ich mir genau wegen dieses Namens eine weit größere Reichweite bewohnen, denn er beinhaltete unter anderem, die bestehenden Konventionen infrage zu stellen, wenn die Notwendigkeit dafür sich zeigte. Die meisten Inder lebten bis vor Kurzem in einer außerordentlich gut funktionierenden mystischen Welt, in der alles gleichzeitig spürbar verbunden war und vollkommen voneinander getrennt. Von dem Geheimnis des Lebendigen durchdrungene Gister hatten das Sein minutiös erforscht und der Bevölkerung zugängig gemacht, und es gab viele Ebenen des Verstehens davon, von der Praxis radikaler Abstraktion bis hinein in den Haustempel, wo sich die Götter in unzähligen Variationen tummelten. Und genau diese phantastische Ordnung, die das totale Chaos durchdringt, ist die Voraussetzung für ihre Fähigkeit, mit Technik umzugehen. Nun, wir befinden uns im letzten Atemzug der Religionen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Aber die albernen Rollenspiele sind viel zu transparent geworden, und niemand würde Kim Jong-un außerhalb der nordkoreanischen Gehirnwäsche einen Gott nennen. Oder Trump, der auf einer Rally das Ave Maria spielen ließ in der vollen Entfaltung des narzisstischen Rausches. Und nun flog eine Delegation hoher Politiker ins einst heilige Land Indien , um dort die klugen Köpfe nach Deutschland einzuladen, und wer weiß?, vielleicht entsteht wieder die indogermanische Route, diesmal mit umgekehrten Vorzeichen, die tiefgründiger nicht sein könnten.
Karl Jaspers
Oktober 27, 2024
Die erste Denkweise ist die gegenständlich forschende. Sie scheint Wege zu öffnen, um mit dem Bescheidwissen planmäßig etwas einzurichten, was erwünscht ist. Die zweite Denkweise ist die philosophisch erhellende. Es wird eigentlich nichts erkannt, sondern im Falle des Gelingens wird in uns etwas klarer und selbstgewisser. Die Gedanken zeigen keine technisch verfügbaren Mittel, sondern erwecken und befestigen unser Wirklichkeitsbewusstsein im Unverfügbaren.
Diese beiden Denkweisen gehören zu aller philosophischen Einsicht: Wir denken gegenständlich, und es öffnet sich die Welt endlicher Dinge; wir denken durch das Gegenständliche in das Umgreifende, und es geschieht im Verschwinden des Gegenständlichen die Erfüllung vom Sein selbst.
Dieses denkende Erhellen der Philosophie ist unerläßlich. Mit bloß rationaler Diskussion zerstreuen wir uns in die Endlosigkeit des Endlichen. Mit philosophischem Denken gewinnen wir die Weite des Raums und den Boden zugleich im Unendlichen. Aber es vollzieht sich im Bewusstsein, nicht im Wissen. Es ändert mich selbst, aber nicht meinen Besitz an Kenntnissen. Es kann uns heller und gegründeter werden lassen, ruhiger in der unaufhebbaren Unruhe. Es kann uns ermutigen. Wir werden gewisser, während die Sicherheit des Erkannten ausbleibt.
Es handelt sich um etwas ganz Einfaches und doch unendlich Schwieriges: um die Befreiung aus der Verstandesbefangenheit, ohne den Verstand zu verlieren. Eine Umwendung, in der unser Wesen erst zu sich kommt, nicht durch Preisgabe des Denkens, sondern durch gesteigertes Denken.
glauben (?)
Oktober 26, 2024
Damals, als ich nach Indien kam, war ich sofort ergriffen von der vielfältigen Glaubensintensität, die scheinbar jedem das Seine ließ, solange es um Gott oder Götter oder einzuhaltende Rituale oder Reinkarnationsgewissheiten ging. Denn hier war ein durch und durch sich selbst ordnendes Chaos zu finden, das wirklich alles für möglich hielt, und nicht nur das, sondern es auch auf verblüffende Art und Weise ins Leben brachte, sodass klar war, dass tatsächlich jede/r ein Recht auf eigenes Karma und die dazugehörigen Göttergehilfen hatte. Man war also im kosmischen Sinne völlig abgesichert. Ich selbst, zu jener Zeit höchst motiviert, das große Geheimnis um die göttliche Vorherrschaft zu knacken, konnte mich tatsächlich oder gerade wegen diesem Interesse, mühelos einreihen in diese durch göttliche Gesetze durchdrungenen Welt, die mich sogar noch schützte, als ich einigermaßen wohlbehalten pass- und visalos wurde, weil auch die derzeit harmloseren Polizisten machtlos waren gegen die Realität, in der ich mich bewegte. Und ich muss sagen, dass ich die Erfahrungen, die ich auf dieser Ebene machte, keineswegs missen möchte. Aber heutzutage verwundert es mich doch, dass ich all das zweifellos Erlebte für Wissen, und auf keinen Fall für Glauben hielt. Dass sich dieser Glaube, also das Vertrauen in die Abwesenheit des Beweisbaren, derart aufgelöst hat, verbindet sich für mich u.a. mit einer sich auf dem Plneten zeitgemäß entwickelten Intelligenz, deren Angebot man kaum mehr ausweichen kann, was nicht heißt, dass man automatisch Zugriff hat auf sie. Dass ich mich nicht als Atheistin bezeichnen würde liegt daran, dass ich die nackte Realität des lebendigen Erlebens auch ohne, oder vor allem ohne Gott, wunderbar und wundersam genug finde, ohne sie von irgendwelchen Gehirnlenkern erklärt bekommen haben muss. Sondern ich traue es mir zu, ein lebendigerTeil dieses Prozesses zu sein, hochzufrieden mit gewissen technichen Entwicklungen und der Möglichkeit, Sein als solches selbst zu erforschen, auch wenn diese Forschung immer wieder nachjustiert werden muss. Um nicht wahsinnig zu werden, muss man wohl gleichermaßen in Hölle und Himmel persönliche Erfahrungen machen. Dann weiß man mehr über sich und kann dem Bedürfnis nach, na, wie soll ich das nennen, vielleicht ‚kreative Nüchternheit‘, dem Bedürfnis nach ihr also Raum geben.
Oktober 25, 2024
In Indien habe ich einmal in einem der von Hindus verehrten Epen gelesen, dass es im (relativen) Zeitgeschehen eine Szene gab, in der Dämonen und Götter in d e r Hinsicht an einem Strang zogen, dass einmal die Einen, dann wieder die Anderen scheinbare und flüchtige Siege (und Verluste) erringen konnten. Nun muss man in der Jetztzeit die Dämonen-und Götterebene ordentlich absenken, um dort Zeugin desselben Spiels zu werden. Die einen werfen Bomben auf Wohngebiete, die anderen legen schmerzlindernde Kompressen auf verbrannte Kinderkörper. Viele beneiden Elon Musk um seine Milliarden, seine Tochter nennt ihn einen armseligen Incel (involuntary Celibate). Und so kann man in der Nähe eines Abgrundes zwei Seiten sehen, die den Abgrund selbst als notwendige Trennung empfinden, wenn das Seil nicht mehr hält. Gut und Böse, Hell und Dunkel, Dummheit und Klugheit usw. hängen immer nah beieinander, man kennt ja selbst dieses Rangeln zwischen Dualitäten, mit denen man im Innern umgehen muss, ohne Gefahr zu laufen, auf einer der Seiten ideologisch hängen zu bleiben. Deswegen hat mich immer interessiert, wann Menschen wie Stauffenberg gemerkt haben, dass es s o nicht weitergehen kann, und in solch einer Situation es tatsächlich besser ist zu scheitern, als an einem als abstoßend erkannten Spiel weiterhin teilzunehmen. Es ist selten von Vorteil, sich auf die Meinungen anderer zu verlassen, aber es gibt in jedem Leben Situationen, wo man unbedingt alleine stehen muss, wenn auch nur, um mehr Klarheit zu erlangen. Muss ich mir Gedanken darüber machen, was nordkoreanische Soldaten in Russland anstellen werden, oder relativiere ich dieses Drohgetöse durch eigene Gedanken, die diese Bewegungen auch als offensichtliche Schwäche (Putins) auslegen können, und noch ist Europa keine Illusion und kein Vogel Strauß. Und nicht vergessen: den Herren gefällt das, wenn ihre Spielchen Angst einflößen, denn da gibt es immer was zu manipulieren. Und die Geschlechter und ihre Zwischentöne hängen auch noch in den Seilen, man ist sich ziemlich fremd geblieben und starrt verblüfft auf die Ausnahmen, die gerne in Filmen ihre Lösungen anbieten. Der Weg zu sich selbst ist ein verdammt schwerer Weg. Dem Abgrund kann man nicht ausweichen, sondern muss ihn durchqueren. Wer überlebt, hat auch sich selbst gefunden. Nicht wahr?
Oktober 24, 2024
In einem (Bio)laden geriet ich gestern mit einer der Angestellten, die ich schon ziemlich lange kenne, auf einmal in eine politisch gefärbte Unterhaltung, und zwar über ihre Bemerkung der Ähnlichkeit zwischen meinem Namen ‚Kalima‘ und dem von ‚Kamala‘ Harris, für die sie sofort eine heftige Abneigung ausdrückte. Wie, sagte ich, noch in scherzendem Ton, du kannst doch wohl nicht für Trump sein. Doch, sie war ganz eindeutig für Trump, und nicht nur für Trump, sondern auch für Victor Orban, und niemals würde sie, meinte sie, die Grünen wählen, und fand Robert Habeck den dümmsten Mann der Welt. Das Nachfragen stoppte dann, weil es die Richtung gefunden hatte, also wo das jetzt langgehen würde. Man ertappt sich ja ungern selbst bei albernen Gedanken wie zum Beispiel, wie dieses Gedankentum mit der Bioware zusammenpasst, das habe ich dann auch schnell gelassen. Das Nagetier war dennoch bereits da, aber ich konnte noch rechtzeitig das Feld räumen für weitere Kund:innen, denen vermutlich ein aufgeheiztes Politgerangle unangenehm gewesen wäre. War es mir allerdings auch, ich hatte schon zuviel aufgenommen, denn meine Verblüffung über diese Aussagen betraf nicht diese einzelne Person, sondern überhaupt die Tatsache, hier in Deutschland eine überzeugte Trumpistin zu treffen, die sich in ihrem Irgendwo zu Gleichgesinnten zugehörig fühlte, die ebenfalls wie sie in der Coronazeit gegen Impfung waren, ganz im Sinne der Verschwörungstheorethiker:innen. Und dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, sie hierzulande als Trump-Anhängerinnen vorzufinden, denen ganz offensichtlich seine großkotzige Grobheit und ‚catch them by the pussy‘ Ideologie akzeptabel vorkamen. Nun, da es so nahe an mich herankam, dieser rein gedankliche Abgrund, tauchte die Frage auf, wie damit umgehen. Kann ich dieser Person, jetzt nur als Beispiel, jemals wieder arglos gegenüberstehen, oder drängt es mich eher zur maskenhaften Distanz, klar, das ist immer möglich, aber nicht unbedingt wünschenswert. Während wir sprachen und ich bereits angedeutet hatte, dass ich diese Einstellungen erst einmal als scherzhafte Provokation sehen würde, hatte sie mit dem Ausfüllen einer Bestelliste begonnen, und ich schaute einen langen Moment auf ihr Profil. Sah ich zum ersten Mal diese abgewandten, auf Verbitterung hingeneigten Züge, die sich als Lebenszeichen gegen sie verschwört hatten. Klar, das sind wiederum nur m e i n e Gedanken, in denen meist auch genug Raum ist für Andersdenkende. Ich musste an das Naziregime denken und eine der letzten Bemerkungen von Donald Trump, der Hitler für seine gehorsamen Generäle beneidete und auch gerne solche hätte, wenn er nicht in einer Demokratie leben müsste und sie scheinheilig verteidigen. Wir befinden uns in der Mitte gefährlicher Vorgänge, bei denen das zugelassene Maß an Dummheit vielleicht das Gefährlichste ist, vor allem, wenn die Träger dieser unseligen Geisteshaltungen in der Schule waren und lesen und schreiben und denken gelernt haben. Oder haben sie es doch nicht gelernt. Oder sind in die falschen Kanäle geraten und behaupten nun frischfröhlich genau das Gegenteil von dem, was in der langen menschlichen Historie als denkenswert betrachtet wurde. Nur von wem?
bübisch
Oktober 23, 2024
Als mir heute in einem bestimmten Kontext das Sprichwort ‚In der Not frisst der Teufel Fliegen‘ einfiel, fiel mir auf, dass es im heutigen Sprachgebrauch gar nicht mehr vorkommt. Doch bei allem simplen Verständnis der Worte (in der Not akzeptiert man das ansonsten Unakzeptable) hat es mich dann interessiert, warum der Teufel in der Not eigentlich Fliegen frisst. Ich lerne also über den jetzt üblichen Weg, dass der Teufel der Herr der Fliegen ist, so wurde er jedenfalls im Aramäischen genannt, und zwar ba’al dehaba (Herr der Fliegen), woraus sich wiederum das Wort Beelzebub ableitet. Wenn der Teufel also (stand da) als Herr der Fliegen in der Not diese Fliegen verspeist, dann verspeist er damit seine eigenen Untertanen, was mich wiederum an Donald Trump erinnert, der auch in seiner narzisstischen Not seine Sektenanhänger:innen verschlingt, indem er ihnen vorgaukelt, sie mit sich selbst zu füttern. Nun ist er fürwahr keine besonders interessante Teufelsgestalt wie zum Beispiel Luzifer, der immerhin mal vor seinem Fall Erzengel war, es aber nicht lassen konnte, seine Machtgelüste auszuspielen. Insofern ist Donald Trump nur ein kleiner Satansbraten, der allerdings in der Selbstgefälligkeit so verankert ist, dass die Fliegen, also seine Untertanen, daran kleben bleiben. Wenn wir schon dabei sind, uns auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten, bzw. sie mal durchkontemplieren, müssen wir ebenfals einen völlig unakzeptablen Akt ins Auge fassen. Wenn es sich also zeigen sollte, dass im kosmischen Script, das sich selbst schreibt, enthalten ist, dass ein weiterer Fliegenherr an die Spitze des Weltgeschehens katapultiert wird, durch Wahlen wohlgemerkt, dann muss es wohl so sein. Auch die Versammlung der Beelzebuben in der Brics-Staatenformation kann vorübergehend beunruhigen, denn man weiß, wie groß die Not ist und wie heißhungrig die Geister. Und so muss man auf alles gefasst sein und natürlich wach sein, damit man nicht eines Tages wie aus Versehen verschlungen wird, weil man das Sprichwort in seiner Abgründigkeit gar nicht kannte.
migrieren
Oktober 22, 2024
In einer hinter mir liegenden Anekdote war ich einmal eingeladen bei Freunden meiner Mutter, und der Mann fühlte sich gedrängt, mir mitzuteilen, dass meine Freiflüge in das Wasauchimmer in krassem Gegensatz stünden zu seiner Pragmatik. Was nicht schwer zu verstehen war und von uns beiden bejaht werden konnte, denn seine Pragamatik hatte mit dem Bäcker um die Ecke zu tun, wo es immer verlässlich frische Brötchen gab und gibt, was ich natürlich auch erbaulich finde. Nun wollte ich aber auch etwas Raum schaffen für meinen Pragmatismus, also im Rahmen stocknüchtern und zweifellos existierender Realität wie zum Beispiel die Tatsache, dass wir permanent auf einem Planeten durchs All reisen, ist das wohl nüchtern genug? Zum Glück wissen wir inzwischen, dass das Ding, also unser Planetenfahrzeug rund ist, obwohl es als Fläche natürlich auch seinen Dienst hätte ausführen können, nämlich uns alle gleichzeitig durch Sternenheere und Lichtsinfonien zu steuern, was wr dem Geheimnis an sich zu verdanken haben. Denn who the hell knows schon, ob da ein bewusster Plan dahintersteckt, ausgetüftelt vom galaktischen Selbstprogrammierungssystem, ein ungeheures Wachsein produzierend, vor allem da, wo es erwünscht oder ermöglicht wird. Denn im Wachsein spürt man das Getriebe des Schöpferischen sich immer wieder neu gestalten. Auf die nackte Tatsache folgt wie von selbst die Interpretation, und warum sollte sich ein als völlig normal empfundener Bäcker-und Metzgergänger auf die Surfboardtrips eines Aliens oder einer Alienesse einlassen, die im direkten Zugang zur intergalaktischen Nachbarschaft keine Gefahr wittern. Aber wir sind ja nicht nur kurz durch Sphären Streifende, sondern wir sind Herumirrende im Labyrinth des Unvorstellbaren, für immer gleichzeitig verbunden und getrennt durch Migrationshintergrund. Nein? Kein Migrationshintergrund? Du da draußen überall im Irgendwondwo: kein Migrationshintergrund!?
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Chilly Gonzales
Oktober 20, 2024
…Der Algorithmus fördert Stücke, denen es grundsätzlich an Überraschung mangelt. Der Geschmack des Algorithmus belohnt Wiederholungen, statischen Aufbau, Totgeburten und Gleichförmigkeit ohne Gesicht. Der Versuch, die ‚Hochkultur‘ zu imitieren, verschleiert die Dominanz des Algorithmus. Jede Spur eines künstlerischen Standpunktes wird verwischt. Eine Vereinfachung der Musik, die bereitwillig die künstliche Intelligenz dazu einlädt, auch Komposition und Produktion mit zu übernehmen. Wenn wir keinen echten Menschen mehr hinter der Musik hören, warum sollte dann überhaupt ein Mensch an ihrer Entstehung beteiligt sein? Hält die Epidemie der schwindenden Aufmerksamkeitsspanne und der Gesichtslosigkeit weiter an, werden immer mehr Künstler bereitwillig ihre Identität aufgeben – und sie werden es sich gründlich verdient haben, durch Roboter ersetzt zu werden. Schon jetzt lässt sich hieran nicht mehr viel ändern. Es passiert bereits.
Aus einem Artikel der ‚Zeit‘
sinnieren
Oktober 19, 2024
Zum Glück haben wir die ‚Zeit‘ abonniert, denn sie kommt nur einmal in der Woche, und diese Woche braucht man unbedingt, um die paar Artikel, die man wirklich lesen möchte, auch zu lesen. Was sofort ins interessierte Auge fällt, ist natürlich die Überschrift, die über den Weg vieler forschender Journalist:innen nach dem Kollektivinteresse der Gesellschaft ein summa sumarum in der Themengebung anbietet. Diesmal steht da in den großen Lettern ‚Sinn finden‘, und darunter ‚Was macht ein erfülltes Leben aus‘. Bevor ich mich irgendwann aufmache, entweder den Artikel zu lesen oder es zu lassen, weil mich beide Sätze schon irritieren, sinniere ich erst einmal vor mich hin. Ich habe nie verstanden, warum das Leben unbedingt einen Sinn machen muss, außer ich bin konfrontiert mit einer spürbaren Leere, die nach Bereicherung lechzt, aber keinen stofflichen Inhalt dafür findet. Da wäre mein Vorschlag, therapeutische Hilfe zu beanspruchen, aber auch dort kann ich günstigerweise nur ein paar Sachen aus dem Weg räumen, die meinen Blick auf das Vorgefundene klären, aber nicht unbedingt auch noch einen Sinn ergeben müssen. Was soll das überhaupt sein: Sinn!? Jede/r wird hineingeschleudert in das vielschichtige Getümmel, und meines Erachtens hat man fast in jeder Situation enormen Spielraum, mit dem eigenen Paket kreativ umzugehen. Und für mich persönlich ist die Spielart wesentlich bedeutsamer als dieses tonnenschwere Wort Sinn, so nutzlos fordernd, was vielleicht gar nicht da ist. So wie einer der vielen Götter, der so tut als wüsste er, wo’s langgeht, dabei weiß niemand, wo’s langgeht, das ist ja gerade das atemberaubend Spannende an diesem Schauspiel. Auch Denken kann klar und präzise sein, ohne einem Sinn untertan sein zu müssen, ja welchem Sinn denn. Und weil er vermutlich gar nicht da ist, kann er ständig gesucht werden, und auf einmal ist man Asche und hat vergeblich nach Sinn statt nach sich selbst gesucht. Dann bemerkt man bei der Frage, was ein erfülltes Leben ausmacht, schon so ein geistges Ermüden, denn who the f…k can tell me, was mein Leben erfüllt. Kann man zum Beispiel die Abwesenheit von Sinn genießen und sich völlig dem Ungewissen und Unkennbaren hingeben, dann reiht sich erfüllter Nu an erfüllten Nu, und die Leere gibt ihm und seiner Flüchtigkeit Raum. Denn es kann doch nur das Lebendige anreichern, wie überraschend und verwirrend es sich auch gestalten mag. Jede Art von Füllung kann Begeisterung auslösen, auch wenn hier die Dämmerung den Unterschied zwischen dem Weiß und dem Schwarz verblassen lässt und der Muezzin seine heiligen Verse in die Atmosphäre singt. Und auch wenn sich herausstellen würde oder einer es vehement behaupten wollte, dass alles, absolut alles Sinn macht bzw. Sinn i s t, dann wäre es wiederum sinnlos, nach Sinn zu suchen, denn alles ist ja schon da. So würde ich statt der nutzlosen Sinnfindung eher vorschlagen, die Gesetzmäßigkeiten der Matrix zu studieren und zu achten.
Oktober 18, 2024
Es gibt immer mal wieder in verschiedenn Kontexten die sicherlich berechtigte Frage, wo und wie und wann, sofern ihre Spielart willkommen ist, Frauen in dem ganzen Drama mitspielen. Man kann auch nicht behaupten, sie wären unsichtbar gewesen, denn man hat sie häufig herausragen sehen, oder aber vom Hintergrund aus Einfluss nehmend auf das Weltgeschehen über die Gehirne der Männer. Aber so laut und deutlich die weiblichen Stimmen auch werden konnten, so sind die relavanten Gespräche im öffentlichen Diskurs meist wieder versiegt, weil der männliche Geist mit anderen Belangen beschäftigt ist, und für ihn, den Jedermann, ist es oft am einfachsten, wenn die Erhaltungsnummer von Kind und Kegel reibungslos abläuft. Man ertappt sich beim unruhigen Herumwinden, denn sind wir nicht im Jahre 2024, und hallo, ist denn nichts passiert? Doch doch, es ist schon was passiert, man freut sich ja über jeden Zentimeter, während Frauen auf den Unterhaltungsbühnen sich redliche Mühe geben, auch steinreich zu werden, damit dieser Punkt wenigstens geklärt ist. Aber am Verdienen liegt es auch nicht mehr, denn in der Tat, es regt sich was, das hat das nur scheinbar notwendige Schlachtgetümmel hinter sich gelassen und geht nun einfach ruhig voran, macht, was es tun möchte, lässt sich von Plänen nicht mehr abhalten und hat deshalb und aus zahlreichen anderen Gründen gerne mal keine Kinder. Das muss man sich gut und gründlich überlegen, denn ich werde doch wohl selbst entscheiden können, ob ich das möchte oder nicht. Man muss es (das Es, das zum Ich wird) in Wirklichkeit gar nicht mehr erwähnen, oder muss man es doch, denn wie schnell kann doch vergessen werden, dass die gesellschaftliche Norm nur eine Maske ist, hinter der sich das Wesentliche sehr oft verbirgt, weil es sich gar nicht kennt und die freundliche oder unfreundliche Maske für das wahre Gesicht gehalten wird. Ja klar, spielt die Frau mit. Aus ihrem Gefühlsfundus nimmt sie (zum Beispiel) die stocknüchterne Variante und kleidet sich dementsprechend (also s i c h und ihrer Nüchternheit entsprechend), deren Grundform durch Liebe angereichert ist. Dann wählt sie eine angemessene Waffe, die gleichzeitig Instrument ist, und übt in der Welt zum Schutze des Einhorns, selbst Einhorn genug, um zu wissen, wie das geht. In den Nachrichten hört sie, dass der Biber zurück ist und vieles untergräbt. Eine Stimme fragt: Ist der Biber der neue Wolf? Nein, wie kann der neue Biber der alte Wolf sein? Sie nähert sich also behutsam dem Kern des Weltenkonflikts. Hier wird ernsthaft gerbeitet, und es ist sehr still. Einiges an Aufgewühltem kommt zur Ruhe.
Oktober 17, 2024
Das Bild habe ich gestern abend schnell im Vorübergehen geknipst (knipsen sagt man auch nicht mehr) in dem Gefühl, dass die Natur mich anschaut mit Augen, die überall aus dem Dunkel dringen und eine direkte Wirkung auf meine Befindlichkeit haben. Solch ein Auge kann derart schön sein, dass es fast schmerzhaft ist zu wissen, wie schnell aus einem Auge ein Ast werden kann. In Indien konnte man keinen Vollmond und keinen Halbmond und keinen Neumond verpassen, denn immer war Tempelgebimmel oder Gebetsgesänge, oder Lichter wurden auf das Wasser gesetzt. Hätte ich nicht viele Jahre in Indien verbracht, wäre ich vermutlich nie in Kontakt mit diesen Kräften gekommen. Es ist die tiefe Bewunderung für den kreativen Vorgang, den ich anregend fand und der in meine Neigung zu bewusster Künstlichkeit einen Tropfen dieser kostbaren Wirklichkeit senkte. Dabei zielte meine jugendliche Leidenschaft durchaus in Richtung Zarathustra, der wie Hieronymus oder der Prophet (von Kahil Gibran) im Schutze der Natur seine Weisheitscocktails zusammengebraut hatte, um sie dann der durstigen Menschheit zu offerieren. Das war, bis Stan Lee in meine Welt kam, also Amerika und das ‚Livung Theater‘ mit neuen Ideen für das verbleibende Leben. Immerhin ist die Natur der Schauplatz, auf dem alles stattfindet, was wir für lebenswert halten. Und nur, wenn der kollektive Lebenswert auf zuvor unvorstellbare Tiefen fällt, beginnt das gnadenlose Ausrauben der geschenkten Sphäre, und nun erkennt man auch in Stan Lee einen Vordenker. Es wird keinem lebenden Wesen mehr gelingen, die Augen ganz von den Tastaturen zu lassen. Schon jetzt würde alles zusammenbrechen, sollten die krassen Warnungen Einzelner ernstgenommen werden z.B. in Hinblick auf körperliche, aber voar allem auf geistige Gesundheit. Jetzt bin ich so dankbar, dass sich meine Augen auf sattem Grün oder bunter Farbpracht ausruhen und erholen können, denn wir sitzen alle schon in gefährlichen Trakten, wo der Mond seine ureigene Bedeutung verliert oder bereits verloren hat, als die üblichen Machthengste auf ihm herumtrampelten, um zu schauen, ob man hier für Überlebende vom Missbrauch vielleicht eine weitere finstere Welt erschaffen kann. Nicht, dass es bloß Finsteres gibt, um Himmels Willen, nein! Es gibt sie noch, den Mond, die Sonne und die Sterne. Man muss sie nur bewusst wahrnehmen, wenn sie da sind.
ganz
Oktober 16, 2024
Jeder Mensch kennt die Erfahrung, dass man das, von was man tief überzeugt ist, an die Frau oder den Mann oder das Kind bringen will. Manchmal kann das eine durchaus anregende Wirkung verursachen, aber erst einmal kommt die Frage: von was bin ich denn so überaus überzeugt, gleich zweimal über sozusagen, und sind meine Überzeugungen noch bewegungsfähig, oder schon in irgendeinen Stein gemeißel. Vermutlich war mit diesem Begriff des Gemeißelten der Grabstein gemeint, also festgeschraubt für ein erwünschtes Immer. Allerdings wird einem mit der verrinnenden Zeit klarer, wie man selbst die Dinge sieht und wie man sie bewusst sehen möchte, Hauptsache, man nimmt das alles mit in den lebendigen Bereich und bleibt weiterhin auf Fahrt, was hier als eine planetarische Selbstverständlichkeit gesehen wird im Sinne, dass wir, ständig durchs All bewegt werdende Geschöpfe, trotzdem oder gerade deswegen herauszufinden versuchen, wer hier eigentlich unterwegs ist. Nun werden wir natürlich von Anfang an bombardiert mit den Meinungen oder dem Wissen oder den Befindlichkeiten anderer, sodass man, wenn man nicht aufpasst, ein großes, aus vielen Teilen zusammengesetztes Puzzle werden könnte, dem dies und jenes Teilchen abhanden gekommen ist. Aber ist man nicht von Beginn an das Ganze, das gar nicht auseinander genommen werden kann, sondern sich nur im bewussten Erfassen der durchlebten Nus erspürt und weiß, mit wem man verbunden ist. Die Normen der Gesellschaft, also d i e Überzeugungen, die es durchs kollektive Raster geschafft haben, können eine enorme Belastung werden, wenn man sich ihnen nicht zugehörig fühlt. Daher braucht es soviel Kraft, den eigenen Weg zu gehen, denn dafür trage ich die volle Verantwortung, ein Wort, das nur im Sinne des Sich-selbst-Antwortgebens seinen Anspruch erfüllt. Ich selbst Antwort geben auf mich, auf meine Fragen, auf meine Gefühle, auf mein Hören, auf meine Sicht, auf meinen Ausdruck. Dieses Alles trage ich so, wie nur ich es gestalten konnte, in die Welt und bleibe dadurch ein immerzu wachsendes, selbstbestimmtse Wesen, das sich erfreut an der eigenen Gesellschaft, und nur dadurch auch an der Gesellschaft der Anderen. Ich schreibe ‚die Anderen‘ immer groß, weil die, die ich damit meine und denenn ich von Herzen zugetan bin, eine große Bedeutung in meinem Leben haben.
herbsteln
Oktober 15, 2024
Es ist immer wieder erstaunlich, wie schon allein durch die natürlichen Begebenheiten des Klimas gewährleistet ist, dass wir uns verändern können und auch müssen, uns also anpassen müssen an die vorhandenen Verhältnisse. Allerdings sind viele von uns, hier z.B. als Deutsche, in der Lage, in irgendeinen Süden zu fliegen, wo noch Sommer herrscht oder immer etwas davon spürbar ist wie im Winter in Indien, wo es ziemlich kalt werden kann, aber mit dem Erscheinen der Sonne pünktlich gerechnet wird, nicht zuletzt ein Grund der vielen Wanderungen, vor allem an die Küsten von Goa. Aber der Herbst in unserer Breitenlage ist sehr schön und unterhaltend, auch wenn es bedauerlich ist, dass man Türen und Fenster schließen und sich langsam einlassen muss auf die sichtbaren Vergänglichkeiten. Man tritt förmlich auf die Flüchtigkeit des Daseins, und ja!, schöne Farben, atemberaubendes Gold, wenn denn das Licht der Sonne die stark ermüdeten Blätter noch einmal in den Glanz des Lebendigen schießt, und wie gerne lässt man sich von dieser Täuschung betäuben. Und es ist diese seltsame Herbstwehmut, die aus den inneren Archiven die allzeit berühmten Herbstpoesien entlässt von depressivem Schlurfen durch Blätterberge, und schwer und süß sinken die trauernden Zypressen und die bis zur Neige genossenen Tristessen in die liebessüchtigen Herzen. Leider taucht auch der ominöse Gott, den keine/r kennt, in ihnen, den Herbstgedichten, auf, wo man ihm alles zutraut, was man nicht für menschenmöglich hält, wie die letzte Süße in den dunklen Wein zu jagen, ja klaro, das kann nur er. Oder dass er uns alle in der Hand hält, also aufhält beim Fallen. Es gibt Momente, da wär‘ ich gerne kurz nochmal so unbegrenzt in meiner Wahrnehmung, dass es mir durchaus möglich schien, den Dialog direkt mit der göttlichen Instanz zu führen, was ja auch als Idee keine schlechte Idee ist, wenn man unbedingt ein höheres Wesen als Gegenüber braucht. Das kann auch zu einem intensiveren Grad an Wachsamkeit führen, wenn man rechtzeitig aufhört damit. O Weh also, owehoweh, alles ist so verdammt vergänglich, und da steht sie dann herum, leer und unbewegt, die Zypresse, aber hallo!, in ihr leben und überleben Vögel und Eichhörnchen und was nicht noch alles, die brauchen Lebensraum, daher die Schönheit und der Tanz der Leere.
Oktober 14, 2024
Es schadet ja nichts, wenn man zuweilen angebrachte Kritik an sich übt. Das kann sein, wenn man gemerkt hat, dass es Zeit für einen ist, sich in bestimmten Bereichen zu ändern, und merkt, dass man’s nicht so recht schafft. So fand ich es neulich angebracht und erleichternd, mal tüchtig ins All zu kotzen, schon das Wort allein missfiel mir ziemlich schnell. Ein unverantwortlicher Wortgebrauch erschafft keine gute Atmosphäre und ist daher unangemessen, ich meine gemessen am eigenen Anspruch. Überhaupt brauchen die von einem selbst erwünschten Veränderungen Zeit. Man muss durchkontemplieren, um was es einem geht und was man lieber aus dem Entwicklungsprozess herausnimmt, also nicht weiter verfolgt. Was riesige Weltthemen betrifft wie männliche Übermacht-und Erniedrigungsgelüste, die dem Rest der Welt Ohnmachtsgefühle beibringen sollen, so bin ich zum Glück nicht verpflichtet, mich in ein willenloses Nichts zu verwandeln. Nein, im Gegenteil. Es ist gesund, eigene Grenzen des Verstehens wahrzunehmen und sich insofern um sich selbst zu kümmern, dass man darauf achtet, das einem nicht Guttuende einfach zu lassen. Mich beschäftigt auch die Nutzlosigkeit von Meinungen, wenn sie nicht reflektiert sind oder sich zur Grundausstattung meines Wesens gesellen können, um dort in reflektierter Dosis ein weiterer Teil von mir zu werden, oder auch nicht. Und auch wenn ich (z.B.) erkenne, dass es zwar einen gravierenden Unterschied machen wird, ob Donald Trump oder Kamala Harris ihre Finger im Spiel haben werden, so ist doch das Resultat des konsequenten Nachdenkens: so what! Die Welt wird mit diesen Entscheidungen leben müssen, und zum Glück sitzen großartige Helfer und Ehrenamtliche an vielen bedeutsamen Hebeln, um dem Spiel zuweilen die Groteske zu nehmen, und ihre Arbeit verdient jeden erforderlichen Respekt. Aber solange wir uns in irgendeiner Weise noch im Weg stehen, durch unangebrachte Meinungen, oder unverarbeitete Kindergeschichten, oder Erwartungshaltungen irgendwelcher Art an irgendwen, also noch Hoffnung , noch Ärger usw an jemandem abarbeiten müssen, solange muss man halt Geduld haben mit sich. Denn will man nicht letztendlich als sich selbst durch die Welt gehen?!, unangefochten von Irrsinn und Treiben des Weltgetümmels. Und wenn man die Lupe nimmt und den eigenen Weg betrachtet, dann wollte man da doch eh raus, aus diesem Meinungsdschungel, der das Blut der Lebendigen aussaugt, um zu florieren. Man braucht also viel Zeit allein mit sich, damit man nicht der ungesündesten Illusion aller Illusionen unterliegt: zu meinen, man sei in Verbindung mit sich, obwohl man gar nicht weiß, wer das ist: man selbst, das Ich also als Vorstufe des Seins
K.I.Shakti
Oktober 13, 2024