denkbar

Man geht ja gar nicht mehr davon aus, dass etwas undenkbar wäre. Ganz im Gegenteil hat sich das Undenkbare überall eingenistet und seine Macht entfaltet, wie zum Beispiel Donald Trump in Washington. Selbst nach vier Jahren kann ihn noch keiner denken, sondern wir alle mussten uns bewusst loslösen aus der Faszination des Undenkbaren und daher auch des Unlösbaren. Man könnte entgegnen, dass ja auch z.B. Poesie oft undenkbar ist und auch hier entfaltet sie gerade dadurch ihre Wirkung, und es wird noch einmal klar, dass der Unterschied wie stets in der Beschaffenheit der Quelle ist. Und auch wenn die Quelle verhältnismäßig ungetrübt ist und dadurch mit sich selbst verbunden, kann dieses Sein nur verstanden werden, wenn es in der Lage ist, sich zu reflektieren, also denkbar zu werden. Die sich ständig in Bewegung befindende Lebendigkeit achtet ja gerade auf die vielseitigen Befindlichkeiten, von denen keine statisch ist. Und eine meiner Fragen (an mich) kann zuweilen sein, ob nach durchgeackerter Ich-Identität die Befangenheit durch dieses Ich nicht auch noch gelockert werden muss, damit das, was immer undenkbar ist, erlebt werden kann. Denn ebenso wie das Denken, so will auch das Nicht-Denken erlernt sein und ist nicht einfach da zum Gebrauch. Die unsichtbare Waagschale ist immer am Zittern, und auch die Gesetzmäßigkeit des Dualen lagert im geistigen Raum. So ein ständiges Hin-und Herpendeln der Kräfte kann vieles aushalten und vieles ausgleichen. Oder das Gleichgewicht der Kräfte gerät dermaßen außer Balance, dass das Gegengewicht seine direkte Wirksamkeit verliert. Wenn man nur genau wüsste, wann sich unerwünschte Schwere einschleicht in irgendeinen Tagesablauf und dort unter günstigen Bedingungen von irgendeiner der vielen Formen  des Missbrauchs ablassen oder den emotionalen Reaktionen Einhalt gebieten kann, sie zurückholen also zur Befragung. Eine Einladung, die jederzeit gilt, damit man sich besser kennen lernt und weiß, wie man die Dinge wahrnimmt beziehungsweise wahrnehmen möchte. Denn man könnte Wachheit, vor allem in der Übungsphase, auch als ständiges Entscheiden sehen, bis man sich auf die zitternde Kompassnadel verlassen kann, denn man hat ja nicht nur einen Kompass, man hat auch ein Steuerrad. Und das Steuerrad hat einen Körper um sich herum, und der wiederum hat Raum um sich herum, Wasser, Äther, Luft…In Amerika, wo die Waagschale gerade bedenklich bebt, ist wohl gestern Nacht wieder jemand erschossen worden, die Nachrichten kamen erst an. Der Bürgermeister von Portland hat eine bewegende Rede gehalten und Donald Trump persönlich für das Entfachen der Gewalt und den mangelnden Einsatz für eine De-Eskalation verantwortlich gemacht. Ich erwähne es deshalb, weil ich gemerkt habe, wie ich immer mehr hinhörte in seine Empörung, und dass die glaubwürdige Stimme eines Anderen einen erreichen kann im Gefühl, auch wenn man nicht durchweg übereinstimmen muss mit dem Gesagten. Aber man kann dadurch im besten Sinne mitschwingen und mitfühlen, was eine/n Andere/n bewegt, und es bei sich selbst einordnen. Und statt über Dissonanzen zu klagen, kann man zur Ausgleichung der Kräfte beitragen. (Vorausgesetzt, man ist nicht selbst irgendwo im Labyrinth vorübergehend gefangen).

Kübra Gümüsay

Kübra Gümüşay: Nie mehr intellektuelle Putzfrau | ZEIT ONLINE

Die Welt braucht keine Kategorien. Wir Menschen sind es,
die sie brauchen. Wir konstruieren Kategorien, um uns durch
diese komplexe, widersprüchliche Welt zu navigieren, um sie
irgendwie zu begreifen und uns über sie zu verständigen.
Wir brauchen Kategorien. Wer probieren würde, alles auf
dieser Welt – Menschen, fremde wie bekannte, Tiere, große
wie kleine, Gerüche und Geräusche, alle Informationen, die
auf uns einprasseln – ungefiltert und unkategorisiert
wahrzunehmen, würde von Reizen überflutet werden und in
ihnen ertrinken. Wir brauchen Kategorien. Die Einordnung
und Kategorisierung unserer Umgebung hilft uns dabei,
Muster zu erkennen, schnelle Entscheidungen zu treffen und
zu reagieren. In solchen Momenten berufen wir uns auf Bilder
und Informationen, die wir lange zuvor abgespeichert haben.

Wann aber werden die Kategorien, die wir konstruieren, um
die Welt zu begreifen, zu Käfigen? Wann wird unsere Freiheit
zur Unfreiheit anderer?

aus: ‚Sprache und Sein‘

mehr

 Viele Unruhen, viele Demonstrationen. Menschen, die bereit sind, für ihre Sache zu sterben oder ins Gefängnis zu gehen, wie so viele vor ihnen, wie so viele nach ihnen. Aber es gibt sie, die sichtbaren und die unsichtbaren Grenzen, und wenn sie erreicht sind, können gravierende Veränderungen entstehen, manchmal friedlich, meistens durch gewaltsame Eingriffe von Menschen in das Leben von Menschen. Und die uralten Fragen: durch was ist der Paharao mit dem Volk verbunden, und wieweit reichen Arm und Verstand der Privilegierten, um zu verstehen, wie verbunden das alles ist, und dass tatsächlich 2020 kein farbiger Mensch mehr von Polizeikugeln getroffen werden kann, ohne dass ein paar wissen, dass es jetzt reicht, und dass es nicht geht, dass Menschen weiterhin auf den Straßen ihres Landes vernichtet werden ohne beweisbaren Grund. Das Kind in mir erinnert sich daran, dass es mal dachte, wie wichtig es wäre zu erfahren im Leben, dass das Gute ganz eindeutig siegt, und dann mag man gleich das Wort ’siegen‘ nicht. Dass das sogenannte Gute mal die Oberhand gewinnt, kann man sich auch nicht wirklich wünschen, denn wo können wir etwas lernen über ‚Gut und Nicht-Gut‘? Dieses sensible Empfangsgerät, das wir sind,  muss sorgfältig eingestellt werden, damit die Frequenzen klar sind für den bestmöglichen Empfang, das bestmögliche Sendegerät, und dann die Stopptaste: Mute. Nicht delete. Mute. Delete nur, wenn es eindeutig klar ist: Vorsicht! Oder: Reklame. Oder der empfangene Ton (und der gesendete) Ton erreichen nicht die angepeilte Wellenlänge. Wenn ich nun trotz aller Waldbrände und Klimakonferenzen aussteigen will aus dem Bann des Weltgeschehens, empfängt mich die Wärme einer tiefen Stille. Ja, genau, genau wie in einem Mutterleib, denn man erlebt in der Tat das eigene Geborenwerden durch Verbindung mit sich. In der Welt geht alles weiterhin seinen Lauf, die Dinge spitzen sich mal wieder zu und wieder weiß keiner genau, ob der Gewinn nicht auch der Verlust sein kann, und der Verlust letztendlich der Gewinn. Überall kann man Spieler und Spielerinnen in höchster Konzentration beim Studieren ihres Spielplans beobachten. Strategien werden ausgetüftelt. Hinter Fäusten über niederträchtige Einfälle gekichert, hohe Einsätze im Aktionismus gelobt: Kurz: alles wie immer. Nur dichter. Nur mehr. Mehr Menschen, mehr Waffen, mehr Computer, mehr Demonstrationen. Fast unmerklich bewegt sich die Gegenkraft durch das Seinslabyrinth. Das Gehörte verlangt neue Zuhörmöglichkeiten, das Gesehene kann neuerdings auch über das Smartphone geklärt werden. So ziemlich alle haben eine oder die andere Form von Angst, dass das Spiel entgleitet, d a nämlich entgleitet, wo die Abhängigkeit für selbstverständlich gehalten wird. Die Abhängigkeit also davon, wie andere das Spiel in Gang setzen, die zehn Phasen, Mensch ärgere dich nicht oder die Eleganz des Billiardspiels undsoweiter. Samstag ist doch ein prima Tag zum Grübeln, man muss ja nicht hineinfallen.

schrecklich/schön

Das Schreckliche und das Erschreckende fällt einen manchmal an und kann in einer Herzgegend beim Aktivieren des Fühlens behilflich sein. Meist zielt es irgendwo hin, wo man etwas schwer Durchschaubares oder Verdaubares zu enträtseln sucht , oder wo es in einem weint um verlorene Wälder, um getötete Tiere und Menschen. Hier ist doch die Hölle los, das ruft man nicht wirklich aus dem Fenster, obwohl es nicht schwer zu verstehen ist. Man kann es auch die göttliche Komödie nennen oder das verlorene Paradies, schon immer war es alles für alle. In gewisser Weise und mit anderem Auge gesehen hat es durchweg eine inhärente Vollkommenheit, denn alle weben mit am Großen Teppich, und überall knüpft und spinnt es ununterbrochen. Deswegen kann man ja sehen, wie sich bestimmte Muster bilden und wirken, und wie es einem langsam klar wird, dass ich am Ende des Tages keinem (außer mir selbst) Rede und Antwort stehen muss für das, was ich da mitgestaltet habe und weiterhin mitgestalte. Wenn ich das von mir Verursachte an mich nehmen kann und es akzeptieren, dann kann das aussehen wie eine Ansammlung von Asche, und nicht immer ist Glut genug übrig, um die lebendige Flamme wieder zu entfachen. Aber es kann auch sein, dass das trockene Laub verheißungsvoll raschelt und ein Phoenix geboren wird. Das muss jemand erlebt haben, in welcher Form auch immer, sonst wüsste man nicht, dass auch d a s einen Wahrheitsgehalt in sich trägt. Dann gibt es das Erschreckende der Sensationsgier, die kichert, wenn einer gekreuzigt oder gefoltert wird. Die Traumatisierungen missbrauchter Kinder in zukünftigen Bürgern und BürgerInnen. Das Böse hat tatsächlich dieses Banale an sich haften, das einen im Glücksfall zwingt, genauer hinzuschauen und Klarheit darüber zu erlangen, wie man es selbst sieht und empfindet und welche Resultate sich daraus erschließen lassen. Es ist auch nicht so, dass die eigene Sicht immer reicht, nein, sie muss nicht verglichen, aber wohl abgeglichen werden mit den anderen Weltbetrachtungen und Sehweisen, um sich selbst besser zu verstehen und dadurch auch Andere. Alles hat die notwendigen Konturen, mit denen man umgehen muss, will man die gesetzten Grenzen öffnen zu freier Fahrt, frei hier gemeint als  definierbaren Kompass für die eingeschlagene Richtung. Und wer will schon selbst schrecklich sein, dabei kennen wir alle unser eigenes Schrecklichsein. Als Jugendliche habe ich 9x den Film ‚Iwan der Schreckliche‘ gesehen, ein Meisterwerk von Sergej Eisenstein. Abgesehen davon hat mich fasziniert, wie er innerlich zum Volk sprach und sagte, er werde ihnen zeigen, wie schrecklich er sein konnte. Natürlich gab es einen Auslöser, vermutlich der bohrende Schmerz von etwas Geleugnetem, aber dennoch Zugestoßenem, das nicht sein durfte, aber dennoch da war. Die meisten schrecklichen Dinge werden geboren aus der Lieblosigkeit. Wo Lieblosigkeit herrscht, werden weiche Konturen zu harten Grenzübergängen. Und manchmal müssen viele sterben, weil ein einziger Mensch, oder soll ich hier Mann sagen, abgelehnt wird oder verraten, oder missbraucht. Wenn die Blindheit zunimmt und viele schon zu lange nicht mehr tun, was sie können. Wenn ein Volk ohnmächtig abhängt, passiert dasselbe, als wenn ein Mensch ohnmächtig abhängt. Niemand hat gesagt, wir müssten etwas anderes werden als wir selbst. Aber das schon, das Sichselbstsein, oder eben tun, was man kann. Auch Asche ist Medizin.

Gradmesser

Da das Bewusstsein für jeden Menschen nur d e r  Gradmesser sein kann, den er oder sie für sich selbst entwickelt hat, bewegt sich die eigene Weltwahrnehmung in diesem Radius. Das von uns allen Vorgefundene scheint sich aber auch nach einer Gesetzmäßigkeit zu richten, die dem Ausgewogenen zu eigen ist. Geht man zu sehr nach ‚draußen‘ und läßt sich von der Welt spiegeln, ausrichten und bestimmen, beginnt früher oder später ein leiser Hunger zu nagen, der auf eine fehlende Nahrung hinweist. Eine der Erkenntnisse, die ich unheimlich fand, also mit dem spontanen Erscheinen der Gänsehaut verbunden, war, dass man sich auch verpassen kann. Kann man tatsächlich jemanden verpassen, mit dem man ständig zusammen ist? Zur Welterfahrung durch die Außenwelt kommt dann der nach innen schauende Anteil, der gleichermaßen bewohnt und bewandert werden kann. Innen: was ist das. Wie sieht es da aus, im Reich der herumgeisternden Worte und der strömenden Bildfluten, die sich alle nach einer gewissen Ordnung zu sehnen scheinen und zuweilen wild miteinander im Mißklang leben wegen diplomatischer Schwierigkeiten. Oder ganz einfach deswegen, weil man gar nicht gewohnt ist, im Dialog mit sich selbst zu sein und Rede und Antwort zu stehen über die persönlichen Handlungs-und Seinsweisen. Beginnt das Ordnen, oder das Schleifen und Polieren des Steines, oder das Aussortieren von unnötiger Last usw., einem Freude zu machen, kann man sehen, dass es auch innen um Architektur geht, nur, dass sie beweglicher ist als die äußere, denn ich selbst gestalte sie mit meiner Vorstellungskraft, meinen Gefühlen, meinen Augenblicken. Die möglichen Flugbahnen sind verstörend vielfältig, denn man kann dann doch nicht überall hinfliegen. Man muss Prioritäten setzen, will man bei allen Experimenten und Abenteuern den Faden nicht verlieren. Gewisserweise ist man doch der Faden der eigenen Geschichte, und vielleicht strebt alles Bewusste nur zu diesem Erleben: dass es sich selbst als existierend erlebt. Und genau d a bewegt man sich wie automatisch auch wieder nach außen ins Weltgetriebe, denn wie sonst könnte man wissen, wie es funktioniert, und wodurch alle Kunst ihren Glanz erfährt: als Huldigung der Erkenntnis, die sich wortlos in reichhaltigen Formen ergießt. Im Eros des Lebendigen, kein Zweifel. Immer neu sich ergründend und gestaltend, unvorstellbar in seiner grandiosen Komplexität und Vielfalt. Aber immer auch das offene Geheimnis von Henne und Ei.

Art und Weise

 
‚Montage‘
Als ‚Montage‘, lese ich (interessiert an der Bedeutung des Wortes, das mir zugeströmt ist), ‚bezeichnet man die Gesamtheit aller Vorgänge für den Zusammenbau von Körpern mit geometrisch bestimmter Form‘. Ja, stimmte etwas in mir zu, so kann man es nennen. Denn wenn es genannt ist, tritt es nochmal in einen anderen Zusammenhang. Manchmal muss das Urheberrecht bedacht, also das Original nicht verfälscht werden, ansonsten gehört so ziemlich alles (in letzter Konsequenz) zum Welteigentum. Auch wenn man etwas aus seinem Zusammenhang nimmt, kann man es nicht als ‚das Original‘ bezeichnen, aber es muss auch keine Kopie werden, sondern kann sich in neuen Zusammenhängen wieder in ein Eigenes verwandeln. Einem Geschichtenerzähler würde beim Betrachten der obigen Montage vielleicht die Idee kommen, dass eine weise Frau, erweckt und erschreckt von grollendem Donner, einen Weg findet von der Gefangenschaft der Angst in eine Beflügelung, oder man könnte sich sorgen um das Schicksal Griechenlands, dessen schmerzliche Befindlichkeit durch keine Erinnerung an antike Höhen mehr zu heilen ist. Denn die Heilung kann meist nur stattfinden, wenn sich genug Kraft angesammelt hat, um die sieben Schleier zu lüften und den Blick werfen zu können auf das Allerletzte. Vorausgesetzt natürlich, es gibt so ein Allerletztes, so einen Ort, wo (zum Beispiel) kein Bußgeld gefordert wird für selbstbestimmte Entscheidungen, und wo das Wohl Anderer im Verhältnis stehen muss zum Klang des eigenen Tones. Wir fügen ja ständig Dinge zusammen, in der Sprache, beim Essen, überall. Doch das Bild, in dem man sich selbst als Person bewegt, ist meist schwerer zu sehen als der ständig ablaufende Film, den man vor Augen hat und in dem man die Spieler und Spielerinnen betrachtet und beobachtet und beurteilt, ohne sich selbst visuell in das Bild einfügen zu können. Entweder sind wir auf die innere Ausrichtung angewiesen, oder wir sitzen einfach mit den Anderen in einem Boot und schauen mal, was die so machen. Wenn d i e aber (eines Tages?) was machen, was mir  gar nicht gefällt, dann ist es sicherlich gut, den ganz persönlichen  Landeplatz zu kennen, denn von da aus ist der Flug leichter zu managen. Als ich noch für möglich hielt, dass es einen Gott geben könnte, da dachte ich ihn nie als einen, der Strafe austeilt, um Himmels Willen. Deswegen suchte ich nach der Antwort zur Frage in Indien, weil die Götter dort schön sind, klug und unterhaltend. Man kann dem Leiden ganz sicherlich nicht entrinnen, aber frei sein möchte ich schon im Umgang damit, auch wenn es nicht leicht ist. Nein, es ist verdammt schwer, d a s zuzulassen, was sich in einem versteckt oder was einen gefangen hält, und dann fühlt man sich manchmal wie eine kleine Eule, die nicht weiß, wie man dem Donner standhalten kann. Meistens fällt einem dann zum Glück etwas ein. Und wenn nicht, kann man Tote oder Lebendige um Begleitung bitten, damit man weiterhin tanzen kann mit den Atomen.

symbolisch

In einem Gespräch ging es um Symbole, die ja immer auch ein Zeichen dafür sind, dass hier die Bildsprache Vorrang hat, zum Beispiel weil das Wort einem die Deutung nicht mehr enthüllt. Oder das Symbol kann gesehen werden wie eine Tür zu dem, was dahinter verborgen ist, obwohl es nur die Essenz des Dahinterliegenden sein kann, also das Symbol als eine Tür nach beiden Seiten hin ist. Und man weiß ja aus Erfahrung, dass die gedankliche Durchdringung dessen, was zu verstehen ist, nicht nur zu dem Verstehen des Symbols als einer Tür führt, sondern man kann die Belichtung, also das Reflektierte darüber, als eine Sicht erfahren, die befreiende Wirkung auf das eigene System hat. Was mir in Indien besonders gefallen hat ist, dass ihre scheinbar unvermeidlichen Göttergestalten auch als strenge, mathematisch präzise Abstraktionen existieren, im selben Laden zu erwerben: der Gott oder die Göttin einmal als durchgestylte Heldenfigur mit dem entscheidenden Schuss Eros ausgestattet, der sie attraktiv macht, und dann dieselbe Gottheit als Dreieck, Baustein des schöpferischen Prozesses. Ich mochte, seit ich denken kann, vor allem diesen Kreis mit dem Punkt in der Mitte. Schon ihn zu malen, machte die Komplexität des Ganzen klar. Die Kreisläufigkeit des Lebens braucht keine extra Beweisführung mehr, und bei aller Präzision des Erscheinens der Gezeiten sind sie an eine gewisse Wiederholung gebunden, um als solche erkannt zu werden. Dann hängt ja auch verhältnismäßig wenig von der eigenen Meinung ab, obwohl die verkörperte Zentralität des eigenen Seins d a s ist, für was wir Verantwortung tragen. Entfernt man den Punkt in der Mitte, kann das ein ozeanisches Gefühl hervorrufen, oder auch Angst machen, oder vielleicht der letzte vorstellbare Zustand sein: wenn also der Kern selbst so belichtet ist, das er keinen Schatten mehr darstellt. Der Punkt aber ist nun mal das eigene Steuerrad auf dem wilden Ozean, und wenn man jemand anderem die Führung überlassen möchte, weil man sich selbst für navigationsunfähig hält, das ist ja nicht nur völlig ok, sondern für jede/n ist es anders. Und vielleicht ist ja auch jede/r ausgerichtet auf das Maß der eigenen Ausgleichung. Allerdings ist der punktlose Kreis auch ein Nichts, in dem es leicht ist, verloren zu gehen, wenn man zum Punkt, in dem Fall man selbst, nicht zurückfindet. Da das abgebildete Symbol auch als Spermium und Ei zu verstehen ist, kann man davon ausgehen, dass hier eine Berührung stattgefunden hat, die durch die Fruchtbarkeit des Nus zu einer Lebendigkeit wird.  Das Zeichen erinnert auch an das Auge. Wenn der Blick konzentriert und fokussiert ist, kann das zu Erforschende klarer vor Augen treten. Aber das verdichtete Ich kann den Blick auch verdunkeln. Dann kommt es zuweilen zu seherischen Blindheiten, die als vermeintliches Wissen in die Welt strömen und dort allerhand anrichten können, wer kennt es nicht? Das Symbol drückt aber auch eine Ganzheit aus, eine Ruhe. Es zeigt, wie es ist, wenn man bei sich ist, es verströmt Frieden und Augenmaß. Ja, es ist wichtig, dass wir die Anderen sehen, aber das ist nur möglich, wenn wir selbst wissen, dass es uns gibt. Oder ist es tatsächlich das Auge des Anderen, durch das ich lebendig werde? Aber kann nicht das Auge des Anderen nur sehen, was ich selbst an mir sehe oder zur Sicht freigeben kann oder möchte?

(be)fragen & (be)antworten



Erfreut griff sie (ich) nach ihrer Fragensammlungsmappe und legte zu der Fragenseite der Zeit zwei weitere Fragen hinzu, wohl wissend, dass nicht nur jede Wahrheit die vorletzte ist, sondern dass ständig neue Fragen emporkeimen aus den beackerten Feldern. Aber auch da, wo niemand besonders ackern muss, werden ständig Fragen in den Raum gerufen oder jemandem gestellt oder man befragt sich selbst täglich, das fängt ja beim Anziehen an und kann noch im spätabendlichen Wegdämmern eine bedeutsame Rolle spielen, wenn manche Fragen wie Geister auf einen zukommen und dann im Labyrinth der Träume zu Figuren werden, die weiteren Fraggrübeleien anheim fallen können, aber nicht müssen. Nun gibt es eine uralte Meinung (deswegen weiß man halt nicht, woher sie kam) über bestimmte Fragen, an denen der Vorsichhingrübelnde nicht vorbeikommt, außer natürlich, jemand durchgrübelt einen Mordsplan und kommt dadurch nicht in die Nähe dieser anderen Fragen wie: Wer bin ich? Gibt es einen Gott? Was ist Liebe/Freiheit/Wahrheit usw. Dieselben Fragen können einen ein Leben lang beschäftigen, und da, wo Antworten wirklich gefragt sind, verändern sie sich häufig im Lauf der Zeiten, sodass sie auch Aussage über uns und unseren Lebensfaden werden. Manchmal sind die Fragen wichtiger als die Antworten, manchmal umgekehrt. Und die Worte zu haben sagt nichts darüber aus, ob auch Fragen gestellt werden können und manchmal auch müssen oder müssten, wenn sie zu lange vermieden werden. Fragen können überall und jederzeit auftauchen, auch als Infragestellen der Befragung. WächterInnen werden neuerdings in öffentlichen Verkehrsmitteln eingesetzt, um Tatverdächtige zu fragen, warum sie keine Maske tragen, das wird teuer, wenn man es nicht clever beantworten kann. Man lernt, dass zwischen beweglichem Widerstand und bereitwilliger Gewöhnung ein Schatten auf den Nasen herumtanzt, mal auf der einen, dann auf der anderen Nase. Hier könnte zum Beispiel der Titel eines von Freundeshand*  geschriebenen Buches erscheinen : ‚Wem gehört dein Leben?‘, und wie unangenehm es sein kann, wenn einen das Gefühl beschleicht, dass einem etwas Wesentliches entzogen wird an souveränen Entscheidungsmöglichkeiten. Denn die Anderen sind ja genauso überzeugt, dass sie recht haben mit ihrer Einstellung. Da beantwortet man dann schon mal die Frage mit der beweglichen Entscheidung des kleineren Übels. Wach sein kann ja bis in die Träume dringen, und auch wenn der Traum nicht der eigene Königsweg ist, so kann man ihn trotzdem aufmerksam betrachten, denn zuweilen bietet er  Antworten, wo gar keine Fragen waren. Schließlich lebt man ja die eigene Geschichte hinaus in den Raum, sozusagen als verkörperte Frage, und es kommt sehr wohl darauf an, wie man sich selbst beantwortet, wer sollte es sonst tun. Und sollte man eines Tages beantworten können, wem das eigene Leben gehört, kann man die Frage hinausdehnen und z.B. fragen, wem das Ganze (Erde/Tiere/Pflanzen) überhaupt gehört und wer das alles entschieden hat, was wie eine Antwort zu einer Frage aussieht, die keiner gestellt hat. So kann man auch spielerisch damit umgehen, ohne den Kern aus dem Auge zu verlieren.

 

* Florian Goldberg „Wem gehört dein Leben?“

 

Hilde Domin

Stiftung Exilmuseum Berlin : Hilde Domin

ES GIBT DICH

Dein Ort ist
wo Augen dich ansehn
Wo sich die Augen treffen
entstehst du

Von einem Ruf gehalten
immer die gleiche Stimme
es scheint nur eine zu geben
mit der alle rufen

Du fielest
aber du fällst nicht
Augen fangen dich auf

Es gibt dich
weil Augen dich wollen
dich ansehn und sagen
dass es dich gibt

entschlüsseln

Samstag in der Corona-Zeit, keine/r sieht den Anderen, jeder ist allein…oder ist das erst im November, wenn nur die Zypresse, der Trauerbaum, leer und unbewegt steht. Oder ist und war es gar immer so, dass es schwerer ist, aus den Maskierungen heraus klar und deutlich zu sprechen, sodass es mit Mundschutz einfach zu neuen Verstummungen und Vermummungen führt. Andrerseits gibt es auch Orte, an denen die Vermummung keinerlei Rolle spielt und Verantwortung wird trotzdem getragen. Auch d a Maske, wo es sonst zu unnötigen Vorfällen kommt, so als könnte man bewusst dumm sein (kann man?), oder braucht es auch hier eine Voraussetzung für angemessenes Handeln. Es  gibt eben Dinge, an die man sich keineswegs gewöhnen sollte, sondern eher die gesunde Aufregung wachhalten. Gibt es gesunde Aufregung? Vielleicht, wenn sie bis zum Kern des Wesens gelangt und dort als Berührung wahrgenommen wird, sodass man nicht anders kann als in lebendige Resonanz zu gehen. Davon weiß man, dass es nicht schadet. Wissen tut man auch, dass ständig etwas Neues auf einen zukommt, auch wenn es so erscheint, als wäre es noch dasselbe von gestern.  Wird also zum Beispiel dieser Fluss ständig derart angehalten, weil man ihn für denselben hält, gewöhnt sich das System an das Angehaltene und hält es für den Normalzustand. Daraus entstehen Schatten und Barrieren. Doch nie ist etwas wirklich zu Ende und abgeschlossen, denn es gibt eine Vielzahl von Schlüsseln, die Tore öffnen können, und auch Schlüsselfabrikanten finden immer neue Designs für neue Gitter und Tore und Gefängnisse und Labyrinthe und Gärten, aus denen Wesen heraustransportiert werden müssen, die in ihrem Gedankenkreislauf gefangen wurden, etwa weil sie so sicher waren, dass sie sich selbst sind, dabei kennen sie gar nicht den Unterschied zwischen dem Sein und dem Nicht-Sein. Diese Frage steht unweigerlich im Raum. Und weil diese Art von Fragen durch alle Zeiten hindurch herausgetragen wurden aus den Höhlen und Wüsten und Zellen der Grund-und Abgrundsforschung, auch von Bergen hinunter ins Tal, jetzt bildlich gesprochen, weil sie dort manchmal gebraucht werden. Und es kommt dann tatsächlich dazu, dass ein moderner Moderator die Frage in die Weltnachrichten trägt. Nein, nicht nur einer, sondern ganz viele, angeregt von der (auch) herrschenden Freiheit des Geistes, und natürlich als Begleiterscheinung des Corona Coaches wird also mehr als üblich gefragt, was denn nun eigentlich Freiheit sei und wie will der Mensch, beziehungsweise alle miteinander denn nun eigentlich leben. Oder müssen sich immer welche zusammenfinden, um andere aus dem Feld zu schlagen. Dabei ist die Zuständigkeit des Feldes gar nicht geklärt. Nichts schwerer, als die subtilen Anfänge eines Missbrauchs bewusst mitzubekommen. Es ist ja gerade das Bewusstsein, das die bewusste Entscheidung ermöglicht, und die Triebfedern, so bereichernd sie sein können, werden am besten gehütet, damit sie nicht zu sehr ausarten und zu weiterem Schaden führen. Denn man braucht ja auch Erfahrung darin, dass man den Anderen schaden kann und man sicher sein kann, dass der Schaden auf einen zurückfällt. Man könnte doch jetzt sehen, meinte der Corona-Coach, dass es in Wirklichkeit  nie Freizeit und Ferien gegeben hat. Freizeit für und Ferien von was?

Vergessen erzählen

Der gestrige Beitrag ist also auch unter dem heutigen Datum drin, das hat ja für niemanden wirklich eine Bedeutung, außer, dass ich mich interessanterweise schon beim Aufmachen des Computers daran erinnert habe, dass ich gestern nicht abgeschickt habe, dann habe ich erst gesehen, dass es stimmt. Ob jetzt die gespeicherte Erinnerung eher aus dem Körper oder dem Geist stammt, ist immer wieder eine spannende Frage, und ich würde sagen, hier kam sie eher aus dem Körper, denn die fehlende Handbewegung wurde erinnert. Man kann solche scheinbaren Erfahrungswinzlinge ja auf Weiteres übertragen im unermüdlichen Interesse an der inneren und äußeren Beschaffenheit des menschlichen Apparatus, in dem viele Wahrnehmungspotentiale gespeichert und auch eifrig benutzt werden. Wo das Angeschaute nicht reicht, kann man dazudichten oder weiterspinnen oder vor sich hingaukeln, denn der Wahrheitsgehalt in den Geschehnissen ist selbst bei höchster Bemühung relativ klein. Da mir gerade die amerikanische Politik als Lehrstuhl dient, finde ich es bemerkenswert, dass die plötzlich wie durch ein Wunder aufblühende Seite der Demokraten tatsächlich wie eine Truppe von LichtkämpferInnen wirkt, und ganz aktuell benutzt Biden diese Worte ‚Licht und Dunkel‘ genau s o, wie es in epischen Geschichten geschrieben steht. Die hellen (in Indien sind es die weiblichen) Kräfte werden auf den Plan gerufen, um die dämonische Herrschaft zu bekämpfen und natürlich zu besiegen, und lange geht der Kampf hin und her, denn auf beiden Seiten sind Kräfte, mit denen man rechnen muss. Und es gibt sie, die Zeiten, wo man sich glücklich schätzen kann, wenn Wut und Empörung geäußert werden können, ohne dass man gleich dafür sterben muss. Nun gibt es auch bei Wut und Empörung verschiedene Urgründe, aus denen sie kommen und das Handlungsfeld bestimmen, und wo ist es dunkel, und wo ist es ganz eindeutig lichter!? Daher die Sternstunden: da kann es funkeln am Nachthimmel, was das Zeug hält, aber das ist noch keine Garantie, wieviele Wolkengebilde das Gefunkel verschleiern oder gar gänzlich verdecken können. Deswegen freut man sich, wenn etwas so empörungswürdig wird, dass sich immer mehr Kräfte einschalten, um wenigstens das Schlimmste zu verhindern, was im Dritten Reich ganz offensichtlich nicht gelungen ist. Die intelligenten Mitspieler wollen oft ihre eigenen Karrieren nicht aufs Spiel setzen und vor allem nicht die Karrieren der Kinder und Kindeskinder, da lügt man sich doch gerne hier und da mal was vor und macht auf der Skala was Kleines draus. Bis jemand den Mut hat zu sagen: das ist gar nichts Kleines, das ist riesig, dann sehen Andere auch, dass es eigentlich nie klein war, sondern immer schon riesig. Es kommt auf die Schulung meiner Augen an und ob sie bereit sind zu sehen, was d a ist. Angst, zum Beispiel, vor den Handlungen der Rachesüchtigen auf dem Marktplatz schwer zu besiegender Eitelkeiten. Und sicher möchte Trump auch so ein knallharter Kerl wie Putin sein, der Widersacher einfach vergiften lässt, und er, Trump, so ein finsteres Weich-Ei, schon als Kind, wie die Nichte berichtet, unerträglich und bar jedes Mitgefühls. Oder gibt es schon vor Erscheinen aus dem Mutterleib das Blut, dessen geheimnisvolle Zusammensetzung bereits angelegt ist und mit dem man hantieren muss so gut man eben kann. Trump, sagte die Nichte, ist immer noch der kleine, gemeine Nichtsnutz von früher, nur, dass er jetzt Präsident ist und von den Zuvielen bejubelt wird, die sich so fühlen wie er. Und obwohl die Frage der Gerechtigkeitsschalen schon längst entschieden ist, hat man berechtigte Angst vor dem verwundeten Tier. Denn wenn keine der Tricks mehr helfen und die Reality Show absackt ins vollständig Durchschaubare, dann weiß man, dass der Kampf nicht leicht sein wird. Und auch das war schon immer so, kein Zweifel, und vielleicht scheint es nur so viel geballter und dichter, weil wir selbst (noch) über die Erde gehen.

Dem Anderen

(Das ist der Beitrag von gestern…vergessen, auf den Knopf zu drücken: Vergessen erinnern)

 

‚Du!, sagte ich,
und nochmals: ‚Du!‘
‚Du hier!?‘
‚Wo hier‘, sagte es,
und: ‚Wer hier?‘
‚Wir hier‘,
gab ich zur Antwort
und hörte ein leises
‚Wer wir?‘
‚Na wer schon‘,
sagte ich ungeduldig,
‚Wir doch.‘
‚Wir‘, flüsterte der Andere.
Es war der Andere.
Er flüsterte: ‚Wir!‘
‚Wir also.‘
‚Wir hier.‘

 

 

not easy

In bestimmten Momenten, wenn man, wenn auch nur blitzartig, etwas erkennt, heißt das nicht, dass man es locker verständlich machen kann oder muss. So sehe ich das Virus ja immer wieder mal in einer anderen Form, mal als ruheloser Wanderer auf der Erdoberfläche, der ungewollt und unbewusst eine schwer zu vereinende Spezies in Verbindung bringt, wenn auch nur über eine Sorge. Dann auch mal als eine Art Gaukler, der keinerlei andere Pläne hat als das Ergötzen an seiner eigenen Wirkung. Oder er, oh sorry, es natürlich, es könnte also auch Kairos persönlich sein, eben als Verkörperung eines ganz bestimmten Schicksalsmomentes, der eine sehr dunkle Seite zeigt, aber andrerseits auch eine sehr helle Seite hervorlockt aus den Betroffenen, genau im umgekehrten Verhältnis vom Tintentropfen im Wasserglas, hier eben als intensiven Lichtstrahl in der Finsternis. Klar, keiner will sterben, es geht also zur Sache. Jeder ist ein potentieller Gefährder, und auf einmal werden die HerrscherInnen der Welt an ihrer Fähigkeit gemessen, mit dem Fremdling adäquat umzugehen. Alle Augen schauen überall hin und versuchen, sich ein Bild zu machen von den Wirklichkeiten der Vorgänge. Und wie wirklich ist diese Wirklichkeit? Und wo bin ich noch beweglich im Freiraum der Gedanken, und wo pausenlos irritiert von den Entscheidungen anderer. So, als könnte ich (zum Beispiel) wirklich Herrn Tönnies bei der Ausfahrt von seinem Schlachtbetrieb abfangen und eine der Fragen stellen, die man gerne stellen würde: ‚wie fühlt es sich denn so an, Herr Tönnies, wenn man über Ausbeutung  und Billigfleisch Milliardär geworden ist usw… denn dann wäre ja die Nummer schon zu Ende, denn Herr Tönnies lebt in einer völlig anderen Welt, deswegen wäre dieser Weg sinnlos und würde nur (m)einer Frustentladung dienen. Die Sache mit dem Virus lief ja unentwegt durch die Szenen, und, ‚während der Pandemie‘ wird das heißen, da liefen auch fast erloschene Themen wie ‚Black lives matter‘ und überhaupt die Empörung über die korrupten Herren auf den falschen Thronen wieder mal auf Hochtouren. Die digitale Revolution mutierte blitzschnell in ihre Hochblüte, und niemand wird die schnelleren Frequenzen (5G Network) ablehnen. Das ist so ähnlich wie die Todessprüche auf dem Tabak: der Raucher erzieht sich, sie nicht zu sehen, weil man sonst nicht rauchen könnte. Kann man aber, weil man will, da ist jedes Wort überflüssig. Aber zurück zum Wanderer, dem großen Es, das möglichst nicht zu ‚ich‘ werden soll, obwohl ich auch einen kleinen Platz für es einrichten musste. Denn hätte ich geleugnet, dass es existiert, das Virus, dann hätte ich (z.B.) keine Gespräche mit Amerika führen können, wo jeder jemanden kennt, der an Covid19 gestorben ist. Und wegen der ganzen Versäumnisse und der Not von so vielen, sich um sich selbst und Verwandte und Nachbarn kümmern zu müssen, ist menschliches Gefühl ganz oben auf der Seinsliste erschienen, sozusagen als feinsinnige Auszeichnung im Gegensatz zu eklatanter Ignoranz und entgrenzter Gewalt. Als ich neulich an den Song ‚Summertime‘ dachte, mit Ella Fitzgerald und Louis Armstrong, da meinte es in mir ’nee, das living war diesen Sommer nicht easy wegen diesem unheimlichen Maskierungsbann auf dem Planeten, dieses im Hintergrund rauschende Sterben, das ja sonst auch immer da ist, nur diesmal so nah. Und mit Maske.

gut

Das Wort ‚gut‘ ist, wenn es nicht für irgendwelche Ziele  missbraucht wird und dadurch Misstrauen hervorruft, eigentlich ein sehr schönes Wort, nur drei Buchstaben, schlicht und klar. Aber ’schön und gut‘ wird schon als genervtes Wortbündel benutzt mit einem hoffnungslosen Unterton: na gut, wenn’s sein muss. Oder als Wortanhängsel wie in ‚Gutmensch‘, wo es unerträglich wird, weil es genau das Gegenteil von dem ausdrückt, was ursprünglich damit gemeint war, oder in unheilsamer Symbiose die Essenz des Ganzen verwischt und verliert. Kamala Harris ist eine gute Wahl von und für Joe Biden, aber nicht, weil sie ihn bei der Arbeit schmücken kommt, sondern weil sie ihr eigener Herr ist, wenn ich das hier genderfreundlich sagen kann. Und wenn es Joe Biden gelingt, seinen (nennen wir’s einfach mal so) weiblichen Aspekt lebendig zu halten mit einer gewissen Zurückhaltung, die Trump gerne ’schläfrig‘ nennt, den ‚Schläfrigen Joe‘ nennt er ihn, und brennt vor Wut, dass nun eine kraftvolle Flamme zu dem gestoßen ist, die ihm, der keine eigene hat, gefährlich werden könnte. Aber nicht nur  e i n e  Kraft sieht man da auf einmal im demokratischen Lager wirkungsvoll auftauchen, nein, denn nun ist neben Nancy Pelosi eben Kamala Harris aufgetaucht, und auch sie ist wieder da, Michelle Obama, die Raubtierbändigerin, nicht ihrem Mann gegenüber, sondern der Meute gegenüber, die durch sie ganz ohne Peitsche und überhaupt durch die Glaubwürdigkeit und Menschlichkeit der Obamas gezähmt wurde, egal, wieviel dem einstigen Präsidenten damals nicht gelungen ist. Immerhin haben sie ihn nicht gekreuzigt, davor hatten wir am meisten Angst: dass er ein weiteres Opfertier werden würde auf den Altären des Wahnsinns. Und das ist nicht nur Amerika, sondern das ist großes Welttheater und eine Sternstunde des globalen, politischen Spiels. Durch die kriminellen Strukturen des Trump’schen Missmanagements also ist es ermöglicht worden, dass die reflektierenden Geister erwacht sind im Angesicht notwendiger Handlungen. Es hat den ersten Weißhaus-Journalisten gegeben, der es gewagt hat, Donald Trump zu fragen, ob er es nicht bereuen würde, das Volk derart belogen zu haben. Endlich, sagte er, hatte er die Kraft, die Frage zu stellen. Ob es wohl jemanden um Hitler gab, der ihn fragen konnte, ob es wirklich nötig wäre, so viele Juden zu ermorden?, oder gar selbst zu grübeln anfing mit dem ‚warum wohl‘. Und das sogenannte ‚Böse‘ ist in der Tat oft schwer zu erkennen, weil es eingebettet wird in das rituelle Banal der Diktaturen, bis genug Profiteure und Herumkriecher wissen, dass sie sterben werden, wenn sie ihr Eigenes denken, bis davon nichts mehr da ist und man mithilft, Gaskammern zu bauen, weil man es für richtig hält. Trump mag strohdumm sein, aber gerade deswegen ist er so gefährlich, so banal, so durchschaubar. In dieser Wahl und anhand dieses Systems können wir also jetzt beobachten, was passiert, wenn ganz offensichtlich dunkle Machenschaften sich ungeniert manifestiert haben und nun andere Kräfte auf den Spielplan gerufen haben, die sich bemüßigt fühlen, dem entstandenen Schaden entgegen zu wirken. Möchte man denn nicht, dass das ‚Gute‘ die Führung übernimmt, jetzt nicht als Halbgott oder Coachmeister, sondern als Mensch, und heißt das nicht u.a., Führung für sich selbst zu übernehmen, damit ich die Anderen für mein Verhalten und Sein nicht (mehr) verantwortlich machen muss. Ich kann nur empfehlen, sich die Rede von Michelle Obama von gestern Abend anzuhören und anzuschauen, denn ihre Rede ist wirklich gut, und man bekommt durch sie ein Gespür, was auch in Amerika wieder geheilt werden kann. Und gut, dass Bernie Sanders sich hinter Joe Biden stellt, und gut, dass Obama in dieser Inszenierung wieder eine wichtige Rolle spielt. Großes Theater!

einlassen

Abgesehen von der schönen, tiefroten Farbe wäre diese Komposition nun kein Bild, von dem ich sagen würde, man solle sehen, was es ist, denn das Herumrätseln wäre sinnlos. Würde es riesengroß, und die 4 Teile miteinander verbunden, in einer Ausstellung hängen, fände ich es angebracht, es „Chia-Samen in Rote-Beete-Saft“ zu nennen, denn es macht keinen so großen Unterschied, ob es Bohnen oder Samen sind. Denn vor allem muss das Auge angesprochen sein von etwas, obwohl auch das schon wieder vielfältig wird in seinen Möglichkeiten, nämlich wie jemand es sehen kann und würde. Immer wieder haben KünstlerInnen ihre Werke erläutern können, wenn sie das Glück hatten, es dadurch selbst besser kennen zu lernen. Denn man lernt ja auch von dem, was Andere durch einen oder von einem sehen. Selbst wenn auf einem Gemälde ganz eindeutig ein angezogener Mann wie z.B. der Philosoph auf Manets Bild neben einer entblößten Frau sitzt, sieht vor allem nach Manets eigener Deutung fortan jede/r Betrachter/in etwas Eigenes darin, was soll man machen, so ist es. Wichtig ist es, Verantwortung für den eigenen Blick zu übernehmen,vorausgesetzt ich bin daran interessiert, mein eigenes Schauen zu schulen und zu erkennen. Der Blick wiederum (man wird nicht müde, es im Gedächtnis lebendig zu halten) wird von den Gedanken geformt, die bewusst oder unbewusst in einem herumgeistern und zu Meinungen und Projektionen führen, die sich unter Umständen meilenweit von der eigenen Quelle entfernt ansiedeln können. Und was kann man Quelle nennen, wenn dieser Ort nie eine bewusste Relevanz für mich hatte? Auch muss nicht alles etwas in mir auslösen. Meine Bilder zum Beispiel erscheinen mir zuweilen wie eine Ebene in mir, die dem Wort nicht zugänglich ist, denn dort geschehen Dinge, die in meinem Alltag s o nicht erscheinen. Natürlich kann ich mir Fragen stellen oder sie auch mal beantworten, aber mit jedem Gedanken entfernt es sich von dem, was es ist. Dann wiederum ist es gerade das Bewusstsein, das mich zur Landebahn bringt, das dann aber am Tellerrand parken muss, denn jetzt geht es um etwas, das nicht mehr vom Wissen abhängt, sondern vom ungeschriebenen Flugplan. Eben weil es hier keine Sicherung mehr gibt, sondern nur noch das Einlassen auf den Vorgang. Ich würde nie Bunjee springen, aber das könnte körperlich eine ähnliche Erfahrung sein , wenn man vor allem beim ersten Sprung keine Ahnung haben kann, ob das gelingt und man es überlebt. Wo finde ich mich wieder, und in welchem Zustand. Natürlich ist die Welt genauso, wie sie jeweils ist, vollkommen ungreifbar in ihrer Komplexität und den Vorgängen auf ihr, sodass die Ordnung, die ich in ihr herstellen und erfahren kann, genau der Schöpfungsbereich ist, für den ich verantwortlich bin. Eng wird es nur, wenn ich eng bin und mich nicht einlassen kann auf das Vorgefundene, in dem ich mich  bewege. Ich muss auch nicht, aber es ist gut zu wissen, dass ich es kann. Den Quantensprung gibt es auch schon, aber wenn ich springen will, dann muss ich das, was ich davon verstehe, für mich selbst programmieren und umsetzen. Und ja, es gibt Gesetze, die unverrückbar sind und von keinem Menschengehirn erdacht. Deswegen kann man sich, wenn es Zeit dafür ist, getrost auf sie einlassen.

Jorge Luis Borges

 

JORGE LUIS BORGES - BORGES UND ICH (geschichten) YEYEBOOK DE

Aus allen in der Zeit verschollenen
Rosengeschlechtern wünsch ich, dass die eine
niemals vergessen werde, eine ohne
besondere Zeichen unter all den Dingen,
die waren. Das Geschick hat mir die Gnade
gewährt, sie nun zum ersten Mal zu nennen,
die stille Blume, diese letzte Rose,
die Milton vor sein Antlitz hielt, die er
nicht sah. Oh rote, gelbe, weiße Rose
aus einem Garten, der erloschen ist,
verlass durch Zauber die Vergangenheit
und strahle auf, wie Gold, in diesen Zeilen,
wie Blut, wie Elfenbein, wie Dunkel, wie
in seinen Händen, unsichtbare Rose.

…dich selbst…oder mich selbst?

Natürlich ist es auch möglich und zuweilen angebracht, Andere zu einem gewissen Grad erkennen zu können, und auf beiden Forschungswegen kehrt man früher oder später zu sich zurück, denn d a ist ja die Person, die sich erkennen kann und möchte, wer auch immer das möchte und sich für diesen Zweig des Weltenaufenthaltes entweder eignet oder ihn solchermaßen entschieden hat. Denn man ist ja in letzter Konsequenz das Einzige was man auf diesem Planeten erkennen kann, weil man es selber i s t, die Welterfahrung macht auf diese ganz bestimmte Weise. Irgendwann, und nach unermüdlicher Arbeit im gesteckten, möglichen Rahmen, kommt es dazu, dass die Anderen und ihre Eigenweisen sichtbarer werden, da man ja selbst auf der Reise war und es einem gelungen ist, nicht s o bestimmt zu werden oder sich bestimmen zu lassen von der Außenwelt, dass das Eigene nur noch ein versickerndes Rinnsal ist. Oder es taucht auf der mutig begangenen Wanderung ein riesiger Holzklotz auf, der die gewünschte Richtung behindert, und andere Instrumentarien müssen eingeschaltet werden, um das Vorangehen zu sichern. Da ist natürlich nichts zu sichern, denn was soll zu sichern sein. Nun ja, auch in der Menschheitsgeschichte kann ja immer mal wieder etwas frisch gesehen und erlebt werden, auch wenn die Grundfesten eine ziemlich erstarrte Wirkung ausstrahlen können. Aber es ist immerhin so manches korrigiert worden, und die Erde ist nun einmal nicht flach. Dann habe ich auch gehört, dass es tatsächlich eine Forschung über Xantippe gibt, die besagt, dass sie selbstbewusst und klug war, und von dieser Art von historischer Darstellung bekommen wir nun noch einmal auf der amerikanischen Bühne Erkenntnis  geliefert. Das würde ich persönlich jetzt mal eine Große Schlacht nennen, wenn die hochbegabte Tochter von Immigranten dem ignorantesten amerikanischen Präsidenten aller Zeiten…ja was…oder vielmehr eine Furcht in einem selbst, dass es eben nicht reichen könnte, gebildeter und menschlicher zu sein, eben diesem immer noch gefährlichen Aufschrei des im Treibsand der Erscheinungen versinkenden Patriarchats gewachsen zu sein, diesen bewaffneten Horden, diesen kriminellen Banden, diesen bereitwilligen followers der goldenen Kalbsverehrung, diesen heimlichen Dunkelhauthassern. Für mich ist das (u.a.) spannend als Weltvorführung, weil in die Mitte unvorstellbarer männlicher Arroganz eine Frau tritt, die souverän ihre eigenen Fehler zugegeben hat, und man erwartet auch keinen Herrn Jesus, der die Toten auferwecken kann. Man sieht aber eine Frau, so, wie man das heute an Frau Merkel noch sehen kann, die sehr souverän und kompetent ihre Arbeit tut, für die sie offensichtlich geeignet ist. Und an Joe Biden, egal, wie er zu der Entscheidung gekommen ist, so sieht man an ihm, wie souverän es wiederum an einem Mann wirkt, der das Weibliche unterstützt, auch wenn es ein Risiko bedeutet für ihn. Das Gute an seinem Alter, auf das wir alle zugehen, ist ja auch, dass da, wo man glaubhaft geblieben ist, sich Souveränität fast wie von selbst  einstellt. Angenommen, es gibt das Selbst, und wenn ja, wie viele…

betrachten

Obwohl ich mich noch nicht so häufig und nur in seltenen Begebenheiten in meinem Leben an Bildbetrachtungen beteiligt habe, so betrachte ich doch manchmal ein Bild, das ich selbst gepinselt habe, wie das da oben zum Beispiel, und kann ja nur hoffen (und ‚hoffen‘ wäre schon zu viel gesagt), dass man die rötliche Maus unter dem Adlerschnabel erkennen kann, und darunter die Maus-Behausung, auch wenn ich nicht verhindern konnte, dass sie auch aussieht wie ein schreiender Kopf. Und wenn man nun ein durchreisender Fremdling wäre und käme in die Situation, berichten zu müssen, was ich da sehe, gäbe es allerhand Möglichkeiten. In einem Märchen könnten Adler und Maus Freunde sein und der Adler besorgt nachschauen, ob der Kleine nur schlummert oder etwas Schreckliches ihm zugestoßen ist. Immerhin läuft ja Blut durch die Gegend, und vielleicht war die Maus nur Beute und wird nun davongetragen, wer weiß schon, wohin. Oder der Raubvogel könnte als Donald Trump gesehen werden, der in wütender Ohnmmacht versucht, Kamala Harris zur Maus zu machen, die aber die Wunden als solche gar nicht wahrnimmt, da sie als Maus nur in Donald Trumps Gehirn existiert, allerdings in politischer und menschlicher Wirklichkeit aber eine gewaltige Bedrohung für den Präsidenten darstellt. Die neue sich selbst erzeugende Ordnung besteht ja u.a. auch darin, dass Männer lernen können (nicht schon wieder ‚müssen‘ sagen), mit Frauen zu rechnen. Das allein ist noch so ein großes Übungsfeld, und man weiß ja bis jetzt nur, dass viele Rechnungen nicht aufgehen, und sucht (da, wo man sucht), nach Gegebenheiten und Urgründen. Und freut sich natürlich, wenn man Dinge findet, die tatsächlich d a sind, und nicht  d i e, die man für da-seiend hält, die aber dann doch nicht da sind. Und es ist nicht selten, dass man in ein Rätsel hineinstolpert, das man für geklärt hielt, und nun sprachlos im völlig Ungeklärten steht und man praktisch, oder ist es nur gefühlte Praxis, wieder ganz von vorne anfangen muss. Aber gibt es tatsächlich ein Vorne und ein Hinten? Denn vom Anfang, wie Sloterdijk das mal schön erklärte, bekommen wir ja bewusst wenig mit, obwohl es jetzt wichtige Forschung und therapeutische Praxis gibt auf diesem Gebiet, über das, was man dort erlebt hat, wo oft schon Blut floss und Krieg tobte und Flucht und Gewalt. Und Väter nicht mehr zurückkehrten ins Heim. Von irgend jemandem getötet wurden, von dem man nie etwas wissen wird, eben, welche Kugel gerade ihn treffen musste undsoweiter. Diejenigen, die also auf meinem Bild zum Beispiel den Mausepalast als einen blutenden Menschenkopf sehen, die sollen ruhig wissen, dass man es auch so sehen kann. Oder es kann einen anhand der Tatsachen ein Sturm ergreifen über die ungeheure Komplexität des unermüdlich und wie unersättlich Erscheinenden, sodass die Freude der Sicht auch lernt, sich zu bescheiden. Denn was man sieht, das sieht doch auf einen selbst zurück, oder? Dann gibt es das Sehen, das sich keine Gedanken macht, und auch hier muss (oder kann  man) noch differenzieren.

Matrix

 

 

Ich will im Nichts ein großes Schweigen bauen
mit mir und den hohen Treppen als eins.
Ich selbst die Säulen meines Herzens im Drin.
Das Drin eine reine Verschwendung.

Der Flügelschlag Ich
am Atem entlang
von Schluchten
von Vogel-Ei
Geburt und
todloses
Einmaleins
im sichtbaren
Verschwunden.

Ich will im Nichts ein großes Schweigen bauen
mit mir als Spiegelloses.
Mit bloßen Händen setz‘ ich Stein auf Stein
die Matrix meines Todes.

Kamala Harris

 

US-Wahlkampf: Kamala Harris soll Bidens Vize werden - Politik - SZ.de     Bidens Wahl ist eine politische Richtungsentscheidung - Politik ...  

Das erste Bild gilt der, und wahrlich kann man hier zur Abwechslung mal „Heldin“ sagen, der Heldin also einer politischen Sternstunde. Das zweite Bild wollte ich hier erscheinen lassen, weil es gerade eine Erdstunde alt ist, und schon färbt die kluge männliche Entscheidung eines schwer zu ortenden Joe Biden auch seine Figur mit Sternenstaub. Gerade, als wir uns von einer großartigen Führungskraft in Angela Merkel verabschieden, taucht nun eine andere Frau auf, die geeignet ist, Geschichte lebendig zu machen. Ich höre, dass sie in Deutschland noch fast keiner kennt und bin froh, dass ich mich in den letzten Coronawochen mehr in amerikanischen Sendern bewegt habe. Es gab für mich verschiedene Gründe. Ich war zuerst mit 16 Jahren in Amerika, und genau wie in meiner indischen Erfahrung hatte ich (m.E.) das Glück, noch einen vielleicht vorletzten Hauch  vom Geist einer vergangenen Zeit mitzubekommen, die nicht (nur) belastet war von Gräueltaten wie hier in Deutschland, sondern viele Anregungen zu bieten hatte für empfangsbereite Gehirne. Amerika schien tatsächlich noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Interessant, dass Inder das auch von ihrem Land sagen, mal kopfschüttelnd, mal begeistert, eben dass in Indien alles möglich ist, auch das offensichtlich Unmögliche. Heute früh habe ich mich daran erinnert, dass irgendwann in einem Früher Donald Trump  eines seiner wenigen Lobesworte für Frauen an Kamala Harris gerichtet hat, während ihm heute morgen nach ihrer Nominierung zur Vizepräsidentin von Joe Biden nichts Besseres einfiel, als sie auf die dümmste Weise mit dürftigstem Wortschatz zu belagern, und es war so jämmerlich durchschaubar, dass man es nur als eine aufsteigende, wenn auch noch unbewusste, Panik seines eigenen herannahenden Verlustes sehen konnte. Nicht, dass da noch viel zu verlieren war, was jetzt die viel analysierte Persönlichkeitsstruktur von Donald Trump betrifft. Und immer noch muss man alles Mögliche fürchten, was der Mann tut, wenn auch ihm das Unausweichliche klar wird oder werden muss. Nun taucht also diese kluge und charismatische Frau auf die, wenn ihr weiterhin vieles so gut gelingt wie bisher, mehr tun kann, um dem auf verblüffende Weise ins Dunkel gefallenen Land wieder ein Gesicht und womöglich auch eine neue Struktur zu geben. So ein exzellenter Schachzug  von Biden, der sich offensichtlich gut beraten lässt. Die Beiden haben mal politisch gestritten, aber schätzen einander. Außerdem war eine der Sorgen von Bidens WählerInnen, dass er zu alt sei für die anstehenden Herausforderungen. Und gerade deshalb musste er jemanden wählen, der ihm nachfolgen kann und geeignet ist für den Job des Präsidenten. Sie ist geeignet und es wird  eine Menge Frauen geben auf dieser Erde, die sich darüber freuen können. Kamala Harris’s Mutter kommt aus Indien, der Vater aus Jamaika, da muss ich doch selber laut lachen hier an meinem Schreibtisch, wie erfrischend mir das vorkommt als Zeugungskombination. Ein bisschen wie die Hochzeit zwischen Geist und Körper, da schwingt als Nebenwirkung zumindest das Potential von liebevollem Umgang mit, auch wenn nicht jedem und nicht jeder das Durchhaltevermögen mitgegeben wird. Es sieht wirklich gut aus an einer Frau, wenn sie diesen leidenschaftlichen Fleiß hat, diese Konzentration auf das Wesentliche, was das öffentliche Leben betrifft. Jemand die weiß, was Rassismus ist und Ablehnung und Verleumdung, und sehr schöne Begegnungen muss sie auch gewohnt sein, denn die, die sie kannten und kennen, reden so herzlich und gut von ihr, das ist schon mal einen Moment der eigenen, persönlichen Freude wert. Seit Monaten habe ich immer mal wieder gehofft, dass sie wieder auftaucht auf der großen Polit-Bühne, denn sie verschwand mal nach irgendwelchen Geschichten, an die ich mich nicht mehr erinnere. Da wir immer mehr von ihr hören werden, lasse ich es bei dieser persönlichen Freude beruhen. Immerhin entfuhr mir ein Jauchzer und ein ‚Yeah!“ Und sie ist es, die den schlummernden Wahlkampf mit ‚Shakti‘ (Hindi: weibliche Kraft) beleben wird. Und ich als Zeugin des historischen Vorgangs fühle mich ebenso angeregt durch diese Wirkung, denn sie passt vorzüglich in meine Gedankenbahnen.

immerhin (?)

Direkt neben den rasanten Entwicklungen, die derzeit auf verschiedenen Ebenen vorangetrieben werden (Impfstoff, G5 undsoweiter), gibt es auch einen gewissen Ermüdungsstrang, der als Quelle nicht nur die Erhitzung der Luft hat, obwohl man merkt, wie es auch da zuweilen unmutig knistert und man aufpassen muss, dass man keinem unrecht tut, was immer das heißen mag, das Unrechttun, von jede/r/m ja auch unterschiedlich gedacht. Dann die Maskenpflicht und die gesetzlich verankerten Strafmaßnahmen, die immer wieder verdeutlichen sollen und auch verdeutlichen, dass dem Menschen als Spezies und als jeweilige Gesellschaftsmasse nicht zugetraut wird, eine den Tatsachen entsprechende Haltung einzunehmen, die den Zerstörungsdrang wenigstens eindämmt. Und ja, es war eine Art lustiger Satz, den ich heute früh gehört habe, dass nicht nur die Hoffnung zuletzt stirbt, sondern dass das auch dem Hoffnungsträger blühen kann. Es hat schon den faden Geschmack einer bitteren Pille, wenn man sich im potentiellen Wahlkreis der Kanzler-Kanditaten-Männer dann vielleicht doch einen bayerischen Söder lieber vorstellen möchte als einen urlangweiligen Olaf Scholz, alle um den verblichenen Glamour der Heimtreue bemüht, während erwachte Generationen an ihnen vorübereilen. Und man muss sagen, oder es nochmal sagen, dass die Ära Merkel einen historischen Glanz hinterlassen wird, wo wir uns alle, und das jahrelang, zumindest einigermaßen wohlfühlen konnten. Denn am politischen Steuerrad saß eine Frau, die jeder Kritik standhielt, weil man wusste, sie tut zumindest ihr Bestes. Mehr kann und darf man von keinem Menschen verlangen, wenn es überhaupt möglich ist, über das Bestmögliche hinauszuschießen, und in welche Richtung das gehen würde. Sind oben an der Spitze die Dinge so weit wie eben möglich im Lot, können Bürger und Bürgerin sich der eigenen Entwicklung widmen, und auch in diesem Pulk (das Wir als Pulk) sterben zuweilen die HoffnungsträgerInnen. Manchmal leben die Hoffnungsträgerinnen ein bisschen länger, weil man (wer ist nun dieses ‚man‘?) das als das selbstverständlich Deklarierte auf die angeblich schmaleren Schultern abwirft: eben n o c h besser sein zu müssen im Spiel als die männlichen Protagonisten. Ach ja, so extrem ermüdend ist jedes überflüssige Wörtlein, das sich andocken möchte an die Genderfrage. Denn da ist eben auch nebst allen Ermüdungserscheinungen eine geradezu unheimliche Gerechtigkeit hinter den Entwicklungsbahnen, nein, um Himmels Willen nicht der Herr persönlich, nein, sondern ein eher ent (oder er)-mutigendes Wissen um die Präzision der von allen anwesenden PlanetarierInnen erzeugten Gedankenmuster, die im besten Fall zu berührenden oder aufwühlenden Geschichten führen, die wiederum zu vielem anderem führen. Noch ist der Morgen der Welt voller Frische, beziehungsweise der deutsche Morgen ist noch voller Frische, möchte man denken, wissend, wie erdrückend  alles Weitere schon ist oder noch werden kann, wenn man dem Gewussten nichts Kreatives entgegensteuert. Um zum blassroten Faden zurückzukehren, so war es schon schade, dass die Merkel-Vertraute sich eindeutig als ungeeignet für diesen leer werdenden Sessel erwies. Man möchte meinen, dass geeignete Frauen sich vorstellen würden für den Posten, dann lässt man auch das Meinen sein. Die Mächtigkeit von Angela Merkel bestand ja gerade nicht aus männlichen Wesenszügen, sondern sie konnte aus ihrem eigenen Wesen und der gut ausgestatteten Intelligenz und dem wohltuenden Mangel an Eitelkeit den regierenden Herren der Welt mühelos paroli bieten und den Stürmen bemerkenswert gut standhalten durch immer wieder aufs Neue sich gebärende Glaubwürdigkeit. Das kann einen schon mal zutiefst erfreuen, dass man so einen Grad weiblicher Führungskraft immerhin eine Zeitlang erleben durfte.

automatisch

Als ich am ersten Tag des Jahres zum ersten Mal das ZwanzigZwanzig schrieb (2020), da dachte ich schon und vermutete diesen Gedanken weltweit, nämlich dass die Ausgewogenheit der Zahlen eine beruhigende Wirkung auf einen selbst und andere haben würde, ein Anlass zur Freude, oder zumindest eine Illusion des Harmonischen hervorzaubern konnte, eben weltweit und fast wie automatisch. Aber was heißt schon ‚automatisch‘. Ich kenne das Wort ‚automatisch‘ vor allem aus Indien, wo ich öfters mal Automatik mit göttlich gelenkten Vorgängen in Verbindung gebracht sah. Also wie zum Beispiel in der Musik, wenn auf einmal, unter speziellen Bedingungen eine Beflügelung des Geistes eintritt und man weiß, dass man dafür keinen Einzelnen verantwortlich machen kann, und doch sind auch Menschen Schöpfer und Auslöser. Nun kann man nicht behaupten, dass seit Beginn der Corona Krise oder Reise oder Fahrt viel Ausgeglichenes sich zeigen konnte. Oder vielleicht doch, denn es gibt ja unendlich viele Bewegungen, die innerhalb dieses Zeitraumes stattfanden, und immerhin hat das deutlich vorherrschende Thema in den Gesellschaften die meisten Menschen auf die eine oder andere Weise betroffen oder beschäftigt, was den Meinungsmarkt zum Boom brachte. Viraler Boom, ganz überraschend, sozusagen nicht durch das Haupttor kommend, sondern den Seiteneingang benutzend. Und lange wusste man wenig vom Fremdling, auch jetzt reicht das Wissen nicht weit über Gerüchte und Experimente  hinaus. Was nun die Zahl 2020 betrifft, so verlor sie erstmal ihren Glanz. Nun ist es ja so, dass die beiden Seiten der Waage selten im ausgewogenen Zustand der beiden Schalen als ‚das Normale‘ empfunden werden, sondern auch das völlig Unausgewogene kann sich als das Normale empfinden und durchsetzen. Daher: sollte es einmal einen Impuls des planetarischen Vorgangs auf das Ausgeglichene hin geben, könnte man sich die Wirkung eher als chaotisch bis anarchisch vorstellen. Denn wer kennt schon die Ebene des Ausgeglichenen als einen natürlichen Zustand. Und selbst wenn er einmal möglich wäre, nicht als Disziplin in Klosterstrenge, sondern als lebendiger Garten des Seins, so müsste sich die Befindlichkeit der Einzelnen nicht unbedingt erklären, um verständlich zu sein. Es also sein, dass durch die seltsame Aushebelung normaler Umstände über eine längere Zeit hinweg neue Wege ersonnen werden und oft auch erzeugt werden müssen, damit die einigermaßen komfortable Grundausstattung gewährleistet ist. So bleiben noch einige Monate, um hier mit den Navigationsgeräten dem eigenen Anspruch gemäß umzugehen, und dass aus dem Unakzeptablen d e r Stein herausgefiltert werden kann, der sich freiwillig und bewusst dem Schleifen aussetzt. Oder vielleicht haben auch Willen und Wissen ein natürliches Ende, und die Automatik des Lebendigen tritt ganz klar vor Augen.

Nichts

Gestern habe ich dann endlich den Satz oben aus den Seiten der Zeit entfernt, und es dauerte nicht lange, da hatte ich den Wunsch, den Artikel ‚Das‘ dazuzufügen. Es faszinierte mich innerhalb des angemessenen Momentes, der solche Unterhaltungen ermöglicht, dass diese drei Buchstaben dem Satz einen völlig anderen Sinn hinzufügen. Aber gibt es hier wirklich einen gravierenden Unterschied zwischen nichts, das in Stein gemeißelt ist, und dem Nichts, das in Stein gemeißelt ist!? Nichts würde einfach weiterhin sein, was es immer schon war und auch weiterhin ist, hätte es nicht in vielen Welten zu Kontemplationsmarathonen geführt und zu ekstatischen Wanderungen in den Synapsengängen. Ahhh! Le vide! Le néant! Ganz zu schweigen von kucch nahi hai, das, was nichts ist, oder doch das immense Nichts, von dem alles ausgeht und aus dem gemäß kosmischer Genetik auch nur wieder ein Nichts entstehen kann, das sich als etwas verkleidet. Heute früh habe ich nach langer Zeit mal wieder aus meinem Regal das Buch mit dem Titel ‚Nichts‘ von Ludger Lütkehaus herausgenommen (falls sich jemand für das Nichts interssiert) herausgegeben bei Zweitausendeins und daher zumindest empfehlenswert, auch wenn ich selbst immer froh war, das Buch zwar zu haben, aber ich wollte nie hineinschauen, weil: wieviel Nichts kann da enthalten sein, und weiß ich nach 757 Seiten tatsächlich mehr über das Nichts, und was geschieht dann mit meinem eigenen Nichts, und wieviel Lütkehaus will ich tatsächlich in meinem Nichts haben. Allerdings habe ich gerade, weil das Buch seit gestern auf meinem Schreibtisch liegt, nun doch hineingesehen wegen der genauen Seitenzahl, also so viel Nichts hat er immerhin aus sich herauskreirt oder vorgefunden, und ich habe dabei bemerkt, dass das Buch mit ein paar poetisch angeordneten Worten endet, die offensichtlich auch zusammenfassen, was er da alles entdeckt hat, deswegen schiebe ich sie jetzt hier ein, schließlich ist Samstag und jeder tut, was er oder sie kann:

Nichts ist nichts.
Nichts entgeht nichts.
Im Nichts vergeht nichts.
Nichts ist nichts.
Gar nichts.
nichts

Das letzte ’nichts‘ ist tatsächlich nach dem Punkt kleingeschrieben, ich vermute mal, dass das absichtlich war und nicht die schwarze Kunst. Natürlich fiel mir dabei auch mein eigenes Gedicht ein, das mit: ‚Ich will im Nichts ein großes Schweigen bauen‘ beginnt, was wiederum beweisen könnte, dass auch das Nichts eine Architektur braucht, um darin zu erscheinen, denn wenn es tatsächlich nichts wäre, dann könnten wir davon nichts wissen. Dann habe ich vor langer Zeit ein Lied über das Nichts geschrieben, das strömt jetzt alles so aus meinen Archiven heraus, was neue Fragen gebiert, die dem Nichts das Wesen rauben würden. Dieses Lied war und ist ein Liebeslied an das Nichts (Song to Nothing), das geht schon besser, denn lieben kann man alles, was Liebe in einem hervorruft, und da ist das Nichts keine Ausnahme. Du und ich, besang ich damals das Nichts, gekleidet in den Farben des Himmels. Nun wissen wir inzwischen, dass es eine ziemlich freizügige, planetarische Grundausstattung gibt, mit der man hier antritt, wo das Nichts leider schon ziemlich vordefiniert und von vielerlei Wesenhaftem bewohnt ist. Das hilft ja nichts, sich dagegen zu wehren, nein! Umgehen muss man damit, ob man will oder nicht, und wollen ist schon ganz gut, und können ist auch schön. Etwas beitragen können zum bunten Teppich, Tuch und Turban tragen, warum nicht, oder endlich den gestreiften Zweireiher und die Krawatte kaufen, oder gänzlich auf alle Bentleys verzichten, langsam die Lügen abbauen und die Geschichten zumindest soweit klarstellen, dass sie andere nicht anöden müssen, weil auf das Wesentliche verzichtet wird. Was ist das Wesentliche? Ach, jetzt bin ich so richtig in Fahrt und muss aufhören, sonst werden es vielleicht auch noch viele, viele Seiten, die nichts anderes im Sinn haben, als das Nichts zu vertreiben.

 

 

bewahren

Jahrelang hatte ich ein Bild von Hiroshima (aus der Zeitung) an der Wand. Es war eine geschmolzene Uhr, die als Uhr noch zu erkennen war. Wie geht man um mit dem Unvorstellbaren? Welche geistigen und körperlichen Kräfte stehen einem zur Verfügung für das Wachrütteln des Denk- und Empfindungsvermögens. Es überhaupt zu wollen. Diese Geschichte mit Oppenheimer hat mich immer mal wieder zutiefst erschüttert. Es war bestimmt nicht leicht, den todesmutigen Japanern etwas entgegen zu setzen, aber nie wird jemand behaupten können, dass es einen Atompilz brauchte. Es war Oppenheimer, der einerseits als genial geltender Bhagavad Gita Leser, andrerseits als Advokat des Teufels bekannt war, der also mit der Bombe (Little Boy)  ganz persönlich im Auto saß, um den Kleinen zum Entzündungsplatz zu fahren. Es gab noch eine Mama als Bombe, noch gefährlicher als der Junge. Als dann endlich Oppenheimer geistiger Orgasmus sich in die tödliche Sphäre ergoß, war es zu spät für den besessenen Erschütterer, den brütenden Mephisto der Forschung. Vielleicht kam auf diesem Weg die Instanz des Göttlichen in die Welt, weil es  immer wieder verstanden wurde, dass, wenn der Vernichtungstrieb außer Kontrolle gerät, automatisch ein Gegengewicht sich erhebt als das Ausgleichende. Natürlich wollen Frauen die Welt bewahren, denn sie sind es ja, die nicht nur die Menschen in die Welt bringen, sondern sie kümmern sich auch vorzüglich um ihr Wohlbefinden bis zum Punkt, wo keiner mehr darüber nachdachte, was sich hier unbesehen oder doch gesehen oder gerade deswegen gesehen, weil man da etwas haben konnte, was die Schwere des Lebens zu erleichtern schien. Selten genug, dass es sich umsetzte, sodass zumindest Atmen noch möglich war. Und unter den Männern gab es solche wie Alexander der geschichtsträchtige Eroberer, der in der schönen Anekdote eben auf Diogenes, einen anderen Typus, traf und mächtig an Größe verlor, weil es die schlichte Tonne ermöglichte, sich müheloser dem Wesentlichen zu widmen, auch d a s war eine Art Eroberung. Oft wirkt der Mann mit seinem Schwert jetzt so allein. Es geht das Unbetrachtete an ihm vorüber und trifft in dunklen Netzen auf das Gleichgesinnte. Das Heer der Unbewahrten, von denen man erwartete zu tun, was sie nicht waren. Von allen Seiten, das ist auch wahr, hat man mitgespielt. Wer also war die Mama dieses Oppenheimer, oder war es er selbst, nur er, der alle Fäden der Zerstörung in den Händen hatte. Was auf die Welt kommt, ist da, mit allen seinen Resultaten. Die Heilung des Vernichtungstriebes ist noch nicht vorangeschritten. Und doch: es gibt sie, die freiwillige Entwaffnung, doch gibt es auch die neuen Spiele, die das Töten lehren. Und die Worte ‚Hiroshima‘ und ‚Nagasaki‘ können so viel mehr als Worte können. In ihnen ist das Spiel erloschen.

Ungezähltes

Im Weitgefächerten bin ich zuhause –
bin Ungezähltes meiner eigenen Archive,
die dort in einst von mir bewohnten Ländern
die fremden Hände über mich zusammenfügten.
Oder waren es Mythen, die mich nicht mehr
fanden? Und bin ich etwa nicht der Adler, der
von beschwingten Höhen auf die Einsamkeiten
schaute, verbannt von Normen, die in manchen
Träumen das Spurenlose hinterließen. Die tiefe
Zärtlichkeit der alten Steine an der bloßen Haut,
von der ich meine, dass sie in Partnerschaft dem
Äther anvertraut ist, damit d a s, was ich war und
bin, sich kläre. Die Ritte in den Raubtierwäldern,
die Antwort auf das Vorgefundene und auf das
Vorgeführte. Das leise, stille Teilen eines Bootes,
in dem das gänzlich Unerwartete geschehen kann:
das große, bloße Schauen auf die Fortbewegungen,
die Saiten, die meine Hände kannten. Die vielen
Sprachen, die das Spiel mit seinem Sinn verbanden.
Die Worte, die ich aus den Welten zu mir nahm.
Die dunkle Dankbarkeit für ihre Ankerorte.
Ich bin des ungelösten und des unlösbaren Rätsels
klarer Kern. Wie gänzlich Ungeschminktes begleiten
mich die Masken durch die Straßen und Gassen
der offenbarten Menschenheimlichkeiten. Und dann,
in seltenen Stunden, bin ich auch Erscheinungsbild
der Anderen, damit die Seinheitsdichte sich in uns
verströme, ohne zu vernichten.

existieren

Der Satz unter meinem Blogtitel ‚Yoganautik‘ kam mir spontan und deshalb mühelos in den Sinn, da es einfach ein Untertitel bei der Einrichtung des WordPress accounts werden sollte und später geändert werden konnte. Stattdessen fand ich den Satz immer einleuchtender und begann mit neuem Interesse, mich für das Ungewisse zu begeistern. Es dauert ja eine Weile, bis man merkt, dass schlechthin oder so ziemlich alles ungewiss ist, es also tatsächlich jeden vorüberziehenden Nu um die Handhabung des Ungewissen geht. Obwohl die Angst vor dem Ungewissen direkt mit dem Tod verbunden werden kann und wegen dieser Todesangst viele Pläne geschmiedet werden, so ist es doch interessant, dass zwar Zeitpunkt und Datum des Todes im Ungewissen liegen, gewiss aber ist, dass man früher oder später sterben wird, eine der wenigen menschlichen Gewissheiten im rauschenden Ozean der Wissensabstufungen. Es gibt ja auch Bilder, wenn auch aus fernen Zeiten, die uns sagen, wie Andere das Ungewisse gemanaged haben. Man hat ja gern etwas Gewisses, auf das man sich verlassen kann. Und wie gerne vergisst man auch die ganz simplen Dinge, von denen man dachte, man wüsste sie schon, eben: wieweit kann ich mir selbst vertrauen und regle in mir und mit mir selbst die Grundfragen wie black lives matter, und nicht: ja logo. Inwieweit kann ich in der Tat die Leben der Anderen zulassen, wenn es täglich neue und frische Herausforderungen gibt und dadurch die Dankbarkeit steigt, dass man aktiv am Lebendigen teilnehmen kann, exklusiv durch mich selbst, und dass es durchaus matters, wie ich da durchkomme, und genau d a s ist ja die Handhabung des Ungewissen. Man muss mit allem rechnen und gleichzeitig so unbeschwert wie möglich in der Bewegung bleiben. Klar ist auch geworden, dass Körper und Geist günstigerweise in einem guten Verhältnis stehen, das schließt auch Wahrnehmung der Einschränkungen mit ein, denn warum sollte man ausgerechnet sich selbst nicht mit liebevoller Ernsthaftigkeit behandeln und betrachten. Schließlich ist es das einzige Wesen auf Erden, das durch den eigenen Blick und Einblick in das Weltgeschehen die  Positionierung erwerben kann, die einen sichtbaren Standort hat, denn dass ich hier herumgehe mit einem Körper beweist zwar nicht den Grad meiner Anwesenheit, aber immerhin macht es die Tatsache meiner Existenz unbestreitbar. Deswegen denke ich auch automatisch immer weniger an ein Werden, wo die vielen Karotten wohnen, sondern übe mich darin, dem Sein gegenüber möglichst maskenlos dazustehen. Dann muss man bereit sein und gerüstet für das Abenteuer. Und eine gewisse geistige Stabilität muss im Wortlosen ruhen. Wo Steuerrad, Kompass und Lupe eins werden und keine Zweifel mehr aneinander haben. Da, wo die Navigation zur reinen Freude wird, beziehungsweise werden kann, denn: nirgendwo Gewissheit, und nirgendwo Garantie.

zurück

Da ziemlich spät am gestrigen Abend,der digitale Saft, der technische Odem also, wieder zurückfloss in die dafür geeigneten Geistesvenen, da waren wir alle natürlich sehr froh. Vier ganze Tage kein Zugang zu diesem und jenem, natürlich die eigene Arbeit, dann auch die Möglichkeit, kurz reinzuschauen, wie wahrscheinlich es langsam wird, dass Trump tatsächlich von seinem Goldstuhl abgeseilt werden muss, und dann  WhatsApp und die Notwendigkeit und Kunst kurzer Botschaften, die einem ermöglichen, im Angesicht einer Störung das Angemessene und Mögliche in die Wege zu leiten. Also es, das technische ES /Erweitertes Spiel), hat gefehlt. Das Netz ist ja auch ein grandioses Konstrukt, vor allem d a, wo es nicht zur  ‚Tyrannei der Möglichkeiten‘ führt, ein weiterer Präzisionssatz von Hannah Arendt. Aber es ist eine gute, persönliche, weitere Erfahrung mit ausfallenden Stromnetzen, dass es verhältnismäßig schnell gelingt, umzuschalten. So habe ich mal wieder länger mit der Hand in mein Notizbuch geschrieben, und ich betrauere das Versiegen der Handschriften, aber noch ist ja alles da, der Himmel, die Rose, der Stift. Und als sie nun mehr oder minder erfolgreich bewältigt war, nämlich das, was man jetzt umpolen kann in eine Kleinraumstörung (klar, ein paar tausend Menschen waren betroffen, aber was ist das schon, wenn man an die vielen Süchtigen denkt), da habe ich bedauert, dass ich das Wort ‚Großraumstörung‘ so mühelos verplempert habe für einen Informationstitel, denn ja, das Wort passt so trefflich zum Weltzustand: eine Großraumstörung, durch die ein unsichtbarer Geist wandert und vor sich hin polarisiert ohne nachvollziehbares Bewusstsein, und man ahnt auf einer gewissen Tiefe, dass es immer mehr angebracht sein wird, die Worte dort zu hüten und zu bergen, denn das entgrenzte Unverständnis aller hat ja auch eine Wirkung, vermutlich auf der selben Ebene wie die Verschwörungstheorien. Man kann die architektonischen Denkkonstrukte der Anderen ja wahrnehmen, soweit sie es erlauben, aber man muss sich nicht gefahrlos und ahnungslos in illusionäre Bauten hineinbegeben, bis man nicht mehr zugeben darf, dass es gar kein friedlicher Tempel ist, sondern zum Beispiel, eine Spielhölle für jugendliche Nerds. Wie dem auch sei, wir haben ein bisschen gefeiert, dass uns Menschen wieder vom Außen erreichen können, denn wir haben auch ständig Funklöcher hier, und haben uns gefreut, dass wir wieder zu Eigenprogrammen und Interessen zurückkehren können. Es hat ja auch was sehr Schönes und Kreatives, dass Gartenpracht und Smartphoneinhalte durchaus in Einklang zu bringen sind, wozu man sicherlich ein gutes Gehör benötigt und eine Bereitschaft für neue Klänge und Klangfarben und Klangschattierungen und Lichteinfälle. Und auch bei den ozeanischen Fahrten stößt man zum Glück nicht täglich auf die Spitze eines Eisbergs.

ausfallen

In der Mitte dieses Beitrags fiel am Freitag unsere Netzverbindung aus und ist immer noch nicht repariert, eine interessante Erfahrung zwischen Entspannung und Totalfrust… Nun sitzen wir bei Freunden und tun, was möglich ist… Das Schlimmste ist die fehlende Information. Man erwartet offensichtlich, dass Andere informiert sind, aber es stimmt, es ist wie bei Tönnies und der Frage, wer verantwortlich sein könnte für das Versagende….
Gut, hier und heute halt der Teil meines Beitrags vom Freitag und gut zu wissen, dass ich nicht weiß, was ich vielleicht noch alles gesagt haben würde, woher soll ich das wissen…..
Teilbeitrag:
Es gibt ja, wie wir (so ziemlich ‚alle‘?) erfahren durften, sehr viele verschiedene Arten und Weisen, diese ‚Corona‘ genannte Krise zu betrachten, und ich denke, dass viele von uns mit der Zeit nicht nur ermüden im Umgang mit diesem Phantom, denn es zeigt sich nicht wirklich ein klares Täterprofil. Und wie bei den meisten Themen erhitzt man sich in den noch möglichen Debatten immer daran, was einem mit Recht so empörend vorkommt. Noch seltener steht man auch mit einem Spruchband vor der Tönnies Schlachthalle, und es redet eh keiner mehr über die Tiere, die Rädchen der Maschine laufen wieder wie geschmiert, und von den 500 000 im Corona-Stau stecken gebliebenen Billigfleischtieren wollte man sowieso nie was wissen, Hauptsache billig. Im Freundeskreis gab es einen  extra Satz, der an einem der Autos hinten zu lesen ist und ich wurde gefragt, ob ich den auch am Auto haben wollte. Ich denke er ist von Gandhi und sagt, dass man eine Gesellschaft daran erkennt, wie sie mit ihren Tieren umgeht. Ich würde eher sagen wollen, dass man eine Gesellschaft daran erkennt, wie sie mit ihren Menschen umgeht, aber vielleicht läuft es auf Ähnliches hinaus. Mit Aussagen, die man selbst an die Öffentlichkeit bringt, lernt man, (noch) vorsichtiger umzugehen, obwohl einem die Wahl zwischen unnötiger Meinungsbildung und dringend nötiger Empörung unbedingt klar werden kann. Da sind die Fragen, ob es nichts Wichtigeres gibt als die ständige Irrfahrt durch das Corona-Labyrinth, und natürlich gibt es das, wo soll man anfangen und wo selbst den Anfang bleiben lassen. Ja, ich habe mich gezwungen, den Artikel über Kindesschänder in Deutschland in zwei Schüben zu lesen, weil 30.000 Männer, die Kinder missbrauchen und  als solche bereits registriert sind mit ihren tausenden von Kinderpornos, die keiner beschreiben will oder soll, weil sie die Sprache rauben und noch einiges merh, weil also diese 30 000 Männer noch nicht die Dunkelziffer darstellen. Mitarbeiter wurden krank. Klar ist das wichtiger, und dann das bleibende Mysterium, dass ausgerechnet das Virus diese Aufmerksamkeit erhält, was soll man sagen und denken? ……

Großraumstörung

 

Nachricht an alle potentiellen BlogleserInnen:

Seit Freitag früh um 9:30 haben wir hier in der Gegend eine Großraumstörung. Das war noch nie da und die da irgendwo Reparierenden, sagt man uns, sollen nicht mit technischen Fragen bombardiert werden, sondern sollen reparieren, was bis jetzt am dritten Tag noch nicht passiert ist. Man, bzw. ich, bzw. wir sitzen gerade beim freundlichen Nachbarn, der uns seinen Schlüssel weitergegeben hat, um wenigstens das Nötigste kommunizieren zu können. Das ist die dritte Übung dieser Art, die ich selbst erleben durfte, einmal in Lissabon, einmal in Apulien, und nun hier: also auch der dritte Zustand, ach, ist doch ok, geht doch, was soll’s, man wird ja wohl noch ohne undsoweiter… und: das kann doch wohl nicht wahr sein und vermutlich bauen sie einem heimlich das G5 Netz ein, das alle möchten, weil es vielviel schneller ist und nochmal undsoweiter…Wie auch immer es sein mag, man muss damit umgehen wie mit allem anderem, und das geht  ganz gut.