anklingen

Manchmal ist es wohltuend, sich kurz von scheinbar ganz simplen Gedanken aufwühlen zu lassen, denn mit der Zeit gewöhnt man sich ja einigermaßen an das Leben und denkt, es sei normal. Am Leben ist nun aber gar nichts normal, obwohl das Wort ‚Normalität‘ eine beruhigende Wirkung auf einen ausüben kann. Denn wer will es fassen können, dass jedes menschliche Wesen, dem ich begegne, eine völlig andere Story hinter sich herwehen hat als die anderen, daher jeder einzelne Blick auf das Ganze ein anderer. Ein absolutes Meisterwerk also an Komposition, und dass wir uns überhaupt verständlich machen können, ist ein reines Wunder. Und wenn d a s nicht so gut gelingt, kann man Workshops besuchen und vermittelt bekommen, wie das geht, sich hier zurechtzufinden auf diesem Planeten mit seinen komplexen Gesetzmäßigkeiten. Denn es kommen ja Resonanzen von dieser Erde, wenn man ihr was antut. Und wenn man sich gut verhält und lernfähig ist, kann man mit dem Schicksalsboot gut navigieren. Sinn und Ziel kann man auch unterwegs beiseite lassen. Und weder schadet es, bei Expert:innen Rat zu suchen, noch sich selbst zu fragen, wie man die Dinge sieht. Doch wer kann mir letztendlich das von mir als wesentlich Gesehene erklären, bewege ich mich doch für diesen einzigartigen planetarischen Ausflug nur in dieser Haut, und von einem bestimmten Punkt an löst sich der unwiderstehliche Wunsch, verstanden zu werden, in Luft auf. Da fällt einem natürlich die große Salto-vivante-Akrobatin ‚Liebe‘ ein, und doch, da lauscht’s schon tiefer hinein, und da, wo Dunkelheit und Helle aufeinandertreffen, da kann sie Anklang finden und sein

Wenn Schicksal
eintritt in die Zeit
hält Sprache
den Atem an.
Schreckliche Engel
treten hervor,
unbestechlich,
frei von der Bürde
der Meinung.
Glauben Sie nicht,
dass es einen
gibt, der keinen
Standpunkt vertritt?
Man sieht einen
Radius aus Licht,
durch den ein
Vogel fliegt, der
die Grenzen des
Geistes durchbricht.

empfehlen

Die globalen Ereignisse dieser Zeit sind verstörend und es ist empfehlenswert, sich selbst diese Empfehlung zu mehr Gelassenheit zu geben, wohl wissend, dass es eine Art Training erfordert, um diesem bdeutsamen Wort (Gelassenheit) gerecht zu werden. Ich persönlich bin dafür, Freundschaften zu pflegen, wo ich außer der Beteiligung an guten Gesprächen auch mal Dampf ablassen kann, denn man darf sich bei der Zeugenschaft des Unvorstellbaren im menschlichen Verhalten nicht verschlucken am Unvorstellbaren. Auch darf man beim Aufregen über laufende Weltgeschäfte die Selbstbetrachtung nicht vergessen, wo man unterscheiden lernen kann über angemessene Kritik an der Handhabung des sich enthüllenden Dramas, und der eigenen Befindlichkeit, wenn deren Ignorieren das wilde Herumtreiben in den Medien (zum Beispiel) nur noch ein Flüchten ist vor dem, was eigentlich Sache sein müsste. Wenn man nun von künstlicher wie verständlicher Aufregung etwas Abstand gewinnen möchte, kann man sich mit den Methoden beschäftigen, bei denen Gelassenheit schwerpunktmäßig eine Rolle spielt. Man verliert ja als Zeugin nicht das Fühlen, man verliert nicht die Liebe. Man schaut nur und sieht, wie etwas ist. Es ist gut zu wissen, wo man helfen kann und wo nicht. Und was geschieht mit mir, wenn ich etwas mache oder mitmche, was mir nicht entspricht. Und vielleicht verlangt auch diese Zeit automatisch ein Gegengewicht, für das wir uns immerhin entscheiden können.

durchqueren

Den Raum durchqueren

Es ist schon ein Paradox, wenn man sich immer mehr genötigt fühlt, im Angesicht der wirklichen bis scheinbaren Menschenweltedrohungen gute Entscheidungen zu fällen. Und jeder, der damit einmal beschäftigt war, kann bestätigen, wie schwer das ist. Zieht man sich ganz raus?, und gibt’s überhaupt sowas wie ein Raus. Also nicht drin im Gewühle mitrangeln, sondern sich einen schönen antiken Steinsbrocken suchen und dort im Stillsitzen den anregenden, aber nicht mehr aufregenden Ablauf des ungeschriebenen Scriptes verfolgen, so, als wäre man von sich selbst angestellt als Palmblätterbetrachterin – und ja, ach so, d a sind wir gerade. Denn man hat sich ja in so einem Leben mit irrsinnig viel Zeug beschäftigt, und manches ist zweifellos hängengeblieben. Vermutlich, weil es einen wie vertraut angemurmelt hat. Wie Sokrates, als er gesagt hatte, was er sagen wollte, sich den Giftbecher hat reichen lassen, oder Diogenes, als er den wissensdurstigen Feldherrn bat, ihm nicht das Sonnenlicht zu verstellen. Und natürlich vieles mehr, was exzellente Entscheidungen in der Menschengeschichte betrifft, und man ist ja nicht von der Möglichkeit bester Entscheidungstreffer im eigenen Schicksal ausgeschlossen. Doch die medialen Zugänge, unbegrenzt verfügbar, erschweren die Lage. Soll man nochmal auf Gaza starren (ja!!!) oder auf Putins medikamentös aufgeblasenes Gesicht (nein), oder nochmal bei Dr.Hüther reinschauen, weil er grad bei einem vorbeischwimmt, obwohl man doch eigentlich nachschauen wollte, ob bei der amerikanischen Bomberei des angeblich drogenschweren venezulanischen Bootes doch zwei Überlebende fälschlich erschossen wurden. So, als gäbe es im globalen Polit-Drama noch ein gemeinsames Verständnis von ‚fälschlich‘. Dabei ist alles nur lebendig und findet statt auf seine eigene, unerklärbare Weise. Denn es grassiert auf der Erde ja das große Mutmaßen gerade w e i l es nicht erklärt werden kann. Beim Mitspielen lernt man, wie es geht. Man lernt sich selbst kennen, vor allem durch klare Entscheidungen. Hier geht es nicht um Sinn, sondern um die Freude am Dabeisein, immerhin ein aufwendiges Abenteuer. Mit sich selbst dabei zu sein.

not yet

Auch wenn zum Beispiel irgendwo durch Entgleisung menschlicher Handlungsweisen eine mentale Sturmwelle ausgelöst wird, können wir, wenn wir das wollen, jetzt in intensivster Weise an diesem Geschehen teilnehmen. Oder auch nicht. Das durchs All gleitende Raumschiff, Erde genannt, kann über längere Zeiten hinweg das ihm zugemessene Gleichgewicht halten, Turbulenzen mühelos durchkreuzen, und trotz allem Ungewissen sicher seine Bahnen ziehen, wir merken es ja kaum. Dann kommt auf einmal (oder war es schon lange da?) ein Zittern in die Sache, ein Flüstern, ein Räuspern, ein Unwohlsein, das sich im Kollektiv bemerkbar macht. Und obwohl vielerorts viele Menschen alles haben, was der Mensch zu einem verhältnismäßig guten Leben braucht, wird dieses Flüstern zu inneren oder äußeren Schreien. Das große Flicken an den Zauberteppichen beginnt, und Seelenschmerzlösungen für neue Krankheiten werden vorangetrieben. Bis man merkt: aha!, das ist eine der ganz großen Veränderungen, da kommt man nicht mehr so einfach heraus aus dem Strudel. Dann treibt es einen auf einmal durchs Wurmloch, und man weiß nicht wirklich, was auf der anderen Seite auf einen wartet. Und nur das oder der oder die Entbundene kann weiterreisen. Dadurch ist auch gesichert, dass neue Ordnungen entstehen können, fragt sich nur welche und wann. Reisen wir also aufmerksam weiter, sage ich da, denn it is not, not yet too late.