erhellen

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Geschlossene Yoga-Schule
Über viele der religiösen und glaubensfordernden Geschichten kann man sich durchaus wundern, oder vielmehr weiß man gerade durch sie, dass im berühmten „Immer“ Hell und Dunkel nah beieinander lagen und noch immer liegen, und das Licht kommt ohne Schattierungen gar nicht zur Geltung. Auch das als  paradiesisch Wahrgenommene kann leicht zur Ödnis werden, und man will zum Apfel der Erkenntnis greifen und eigene Klamotten anziehen. So sitze ich an einem großen und wohlgeformten Tisch, den Blick nach außen gerichtet, wo (heute mal) still der sogenannte heilige See ruht. Hinten aber im Dorf ist ein Mensch ermordet worden, es war am Samstag, ich war unterwegs mit Reena. Es stellte sich heraus, dass dem Cousin unseres Fahrers das Hotel gehört, in dem der Mord vor ein paar Stunden stattgefunden hatte. Ein Racheakt wegen einer Tat, die vor über zwanzig Jahren stattgefunden hat. Die Söhne des damaligen Ermordeten wuchsen heran und lebten mit der Gewissheit der Rache, jetzt sitzen sie den Rest ihres Lebens im Knast. Aber vielleicht auch nicht, denn es kommt auf die Beziehungen an und wer mitspielt. Dann kam, das alles fünfminütlich während der Autofahrt, durch das Smartphone des Drivers ein Photo des Getöteten, sein Mund weit aufgerissen und die Augen entsetzt starrend, offensichtlich überrascht vom Offensichtlichen. Die Details wurden immer finsterer, aber letztendlich will man wissen, was los  war. Deswegen treffen sich angeblich viele Deutsche abends in einer Kneipe zum gemeinsamen Tatort. Will ich wissen, was war? Nein, in diesem Fall nicht, schon weiß ich zu viel, von Männerclubs war die Rede, nur mit Ausweis, und Mafiabossen, die sich so sicher glauben wie wir, dass sie selbst nicht umgebracht werden. Ich denke aber, dass es mich vielmehr zutiefst bestürzt, wenn Leben einfach weggepustet wird. So, als sei es das Normalste der Welt, Menschen (und Tieren) das Leben vor ihrer eigenen Zeit zu kürzen. Adam und Eva wurden ja dann hinausgeworfen aus dem Paradies und schon einer ihrer Söhne wurde zum Mörder, aus Eifersucht und Neid auf seinen Bruder. Und auch mir hier am Rande der Wüste konnte es natürlich beim Durchblättern der Weltnachrichten nicht verborgen bleiben, dass der royal Harry ein Buch geschrieben hat über seine persönlichen Erlebnisse, unter anderem, er hätte ein paar Taliban niedergemäht, das sind (für ihn) doch keine Menschen, sondern solche, die man tötet. Da töten sie einander also täglich nicht nur im Krieg, sondern auch so, aus Lust und Laune und im Affekt und wegen der psychischen Störung, die keiner gefährlich genug eingestuft hat – wer kann das schon. Und so knobelt man weiterhin unermüdlich an der Kostbarkeit  des in immenser Vielfalt Dargebotenen und spürt diese Tiefe der Wertschätzung und der Dankbarkeit. Und bin auch froh darüber, dass es mir doch hin und wieder ganz gut gelungen ist, anderen Menschen die Angst vor mir zu nehmen, und habe seĺbst (verhältnismäßig) wenig Angst vor den Menschen. Auch fürchte ich in mir selbst nichts mehr, was mich oder andere bedrohen könnte. Aber wer weiß? Man muss aufmerksam sein und bleiben.

One thought on “erhellen

  1. Anja Antworten

    Was steckt im Menschen doch für Potential, würde er*sie es doch nur zum Guten nutzen.
    Hier gibt’s auch Schreckensnachrichten. 17 jähriger tötet Schwester, Mutter schwer verletzt im Krankenhaus. Da überkommt mich schon die Angst was sich so in der Psyche der jungen Menschen entwickelt. Und was muss bloß alles geschehen sein, um einen jungen Menschen in die Lage zu bringen ans morden zu denken.

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