Chilly Gonzales

…Der Algorithmus fördert Stücke, denen es grundsätzlich an Überraschung mangelt. Der Geschmack des Algorithmus belohnt Wiederholungen, statischen Aufbau, Totgeburten und Gleichförmigkeit ohne Gesicht. Der Versuch, die ‚Hochkultur‘ zu imitieren, verschleiert die Dominanz des Algorithmus. Jede Spur eines künstlerischen Standpunktes wird verwischt. Eine Vereinfachung der Musik, die bereitwillig die künstliche Intelligenz dazu einlädt, auch Komposition und Produktion mit zu übernehmen. Wenn wir keinen echten Menschen mehr hinter der Musik hören, warum sollte dann überhaupt ein Mensch an ihrer Entstehung beteiligt sein? Hält die Epidemie der schwindenden Aufmerksamkeitsspanne und der Gesichtslosigkeit weiter an, werden immer mehr Künstler bereitwillig ihre Identität aufgeben – und sie werden es sich gründlich verdient haben, durch Roboter ersetzt zu werden. Schon jetzt lässt sich hieran nicht mehr viel ändern. Es passiert bereits.

Aus einem Artikel der ‚Zeit‘

sinnieren

Zum Glück haben wir die ‚Zeit‘ abonniert, denn sie kommt nur einmal in der Woche, und diese Woche braucht man unbedingt, um die paar Artikel, die man wirklich lesen möchte, auch zu lesen. Was sofort ins interessierte Auge fällt, ist natürlich die Überschrift, die über den Weg vieler forschender Journalist:innen nach dem Kollektivinteresse der Gesellschaft ein summa sumarum in der Themengebung anbietet. Diesmal steht da in den großen Lettern ‚Sinn finden‘, und darunter ‚Was macht ein erfülltes Leben aus‘. Bevor ich mich irgendwann aufmache, entweder den Artikel zu lesen oder es zu lassen, weil mich beide Sätze schon irritieren, sinniere ich erst einmal vor mich hin. Ich habe nie verstanden, warum das Leben unbedingt einen Sinn machen muss, außer ich bin konfrontiert mit einer spürbaren Leere, die nach Bereicherung lechzt, aber keinen stofflichen Inhalt dafür findet. Da wäre mein Vorschlag, therapeutische Hilfe zu beanspruchen, aber auch dort kann ich günstigerweise nur ein paar Sachen aus dem Weg räumen, die meinen Blick auf das Vorgefundene klären, aber nicht unbedingt auch noch einen Sinn ergeben müssen. Was soll das überhaupt sein: Sinn!? Jede/r wird hineingeschleudert in das vielschichtige Getümmel, und meines Erachtens hat man fast in jeder Situation enormen Spielraum, mit dem eigenen Paket kreativ umzugehen. Und für mich persönlich ist die Spielart wesentlich bedeutsamer als dieses tonnenschwere Wort Sinn, so nutzlos fordernd, was vielleicht gar nicht da ist. So wie einer der vielen Götter, der so tut als wüsste er, wo’s langgeht, dabei weiß niemand, wo’s langgeht, das ist ja gerade das atemberaubend Spannende an diesem Schauspiel. Auch Denken kann klar und präzise sein, ohne einem Sinn untertan sein zu müssen, ja welchem Sinn denn. Und weil er vermutlich gar nicht da ist, kann er ständig gesucht werden, und auf einmal ist man Asche und hat vergeblich nach Sinn statt nach sich selbst gesucht. Dann bemerkt man bei der Frage, was ein erfülltes Leben ausmacht, schon so ein geistges Ermüden, denn who the f…k can tell me, was mein Leben erfüllt. Kann man zum Beispiel die Abwesenheit von Sinn genießen und sich völlig dem Ungewissen und Unkennbaren hingeben, dann reiht sich erfüllter Nu an erfüllten Nu, und die Leere gibt ihm und seiner Flüchtigkeit Raum. Denn es kann doch nur das Lebendige anreichern, wie überraschend und verwirrend es sich auch gestalten mag. Jede Art von Füllung kann Begeisterung auslösen, auch wenn hier die Dämmerung den Unterschied zwischen dem Weiß und dem Schwarz verblassen lässt und der Muezzin seine heiligen Verse in die Atmosphäre singt. Und auch wenn sich herausstellen würde oder einer es vehement behaupten wollte, dass alles, absolut alles Sinn macht bzw. Sinn i s t, dann wäre es wiederum sinnlos, nach Sinn zu suchen, denn alles ist ja schon da. So würde ich statt der nutzlosen Sinnfindung eher vorschlagen, die Gesetzmäßigkeiten der Matrix zu studieren und zu achten.
Es gibt immer mal wieder in verschiedenn Kontexten die sicherlich berechtigte Frage, wo und wie und wann, sofern ihre Spielart willkommen ist, Frauen in dem ganzen Drama mitspielen. Man kann auch nicht behaupten, sie wären unsichtbar gewesen, denn man hat sie häufig herausragen sehen, oder aber vom Hintergrund aus Einfluss nehmend auf das Weltgeschehen über die Gehirne der Männer. Aber so laut und deutlich die weiblichen Stimmen auch werden konnten, so sind die relavanten Gespräche im öffentlichen Diskurs meist wieder versiegt, weil der männliche Geist mit anderen Belangen beschäftigt ist, und für ihn, den Jedermann, ist es oft am einfachsten, wenn die Erhaltungsnummer von Kind und Kegel reibungslos abläuft. Man ertappt sich beim unruhigen Herumwinden, denn sind wir nicht im Jahre 2024, und hallo, ist denn nichts passiert? Doch doch, es ist schon was passiert, man freut sich ja über jeden Zentimeter, während Frauen auf den Unterhaltungsbühnen sich redliche Mühe geben, auch steinreich zu werden, damit dieser Punkt wenigstens geklärt ist. Aber am Verdienen liegt es auch nicht mehr, denn in der Tat, es regt sich was, das hat das nur scheinbar notwendige Schlachtgetümmel hinter sich gelassen und geht nun einfach ruhig voran, macht, was es tun möchte, lässt sich von Plänen nicht mehr abhalten und hat deshalb und aus zahlreichen anderen Gründen gerne mal keine Kinder. Das muss man sich gut und gründlich überlegen, denn ich werde doch wohl selbst entscheiden können, ob ich das möchte oder nicht. Man muss es (das Es, das zum Ich wird) in Wirklichkeit gar nicht mehr erwähnen, oder muss man es doch, denn wie schnell kann doch vergessen werden, dass die gesellschaftliche Norm nur eine Maske ist, hinter der sich das Wesentliche sehr oft verbirgt, weil es sich gar nicht kennt und die freundliche oder unfreundliche Maske für das wahre Gesicht gehalten wird. Ja klar, spielt die Frau mit. Aus ihrem Gefühlsfundus nimmt sie (zum Beispiel) die stocknüchterne Variante und kleidet sich dementsprechend (also s i c h und ihrer Nüchternheit entsprechend), deren Grundform durch Liebe angereichert ist. Dann wählt sie eine angemessene Waffe, die gleichzeitig Instrument ist, und übt in der Welt zum Schutze des Einhorns, selbst Einhorn genug, um zu wissen, wie das geht. In den Nachrichten hört sie, dass der Biber zurück ist und vieles untergräbt. Eine Stimme fragt: Ist der Biber der neue Wolf? Nein, wie kann der neue Biber der alte Wolf sein? Sie nähert sich also behutsam dem Kern des Weltenkonflikts. Hier wird ernsthaft gerbeitet, und es ist sehr still. Einiges an Aufgewühltem kommt zur Ruhe.
Das Bild habe ich gestern abend schnell im Vorübergehen geknipst (knipsen sagt man auch nicht mehr) in dem Gefühl, dass die Natur mich anschaut mit Augen, die überall aus dem Dunkel dringen und eine direkte Wirkung auf meine Befindlichkeit haben. Solch ein Auge kann derart schön sein, dass es fast schmerzhaft ist zu wissen, wie schnell aus einem Auge ein Ast werden kann. In Indien konnte man keinen Vollmond und keinen Halbmond und keinen Neumond verpassen, denn immer war Tempelgebimmel oder Gebetsgesänge, oder Lichter wurden auf das Wasser gesetzt. Hätte ich nicht viele Jahre in Indien verbracht, wäre ich vermutlich nie in Kontakt mit diesen Kräften gekommen. Es ist die tiefe Bewunderung für den kreativen Vorgang, den ich anregend fand und der in meine Neigung zu bewusster Künstlichkeit einen Tropfen dieser kostbaren Wirklichkeit senkte. Dabei zielte meine jugendliche Leidenschaft durchaus in Richtung Zarathustra, der wie Hieronymus oder der Prophet (von Kahil Gibran) im Schutze der Natur seine Weisheitscocktails zusammengebraut hatte, um sie dann der durstigen Menschheit zu offerieren. Das war, bis Stan Lee in meine Welt kam, also Amerika und das ‚Livung Theater‘ mit neuen Ideen für das verbleibende Leben. Immerhin ist die Natur der Schauplatz, auf dem alles stattfindet, was wir für lebenswert halten. Und nur, wenn der kollektive Lebenswert auf zuvor unvorstellbare Tiefen fällt, beginnt das gnadenlose Ausrauben der geschenkten Sphäre, und nun erkennt man auch in Stan Lee einen Vordenker. Es wird keinem lebenden Wesen mehr gelingen, die Augen ganz von den Tastaturen zu lassen. Schon jetzt würde alles zusammenbrechen, sollten die krassen Warnungen Einzelner ernstgenommen werden z.B. in Hinblick auf körperliche, aber voar allem auf geistige Gesundheit. Jetzt bin ich so dankbar, dass sich meine Augen auf sattem Grün oder bunter Farbpracht ausruhen und erholen können, denn wir sitzen alle schon in gefährlichen Trakten, wo der Mond seine ureigene Bedeutung verliert oder bereits verloren hat, als die üblichen Machthengste auf ihm herumtrampelten, um zu schauen, ob man hier für Überlebende vom Missbrauch vielleicht eine weitere finstere Welt erschaffen kann. Nicht, dass es bloß Finsteres gibt, um Himmels Willen, nein! Es gibt sie noch, den Mond, die Sonne und die Sterne. Man muss sie nur bewusst wahrnehmen, wenn sie da sind.

ganz

Jeder Mensch kennt die Erfahrung, dass man das, von was man tief überzeugt ist, an die Frau oder den Mann oder das Kind bringen will. Manchmal kann das eine durchaus anregende Wirkung verursachen, aber erst einmal kommt die Frage: von was bin ich denn so überaus überzeugt, gleich zweimal über sozusagen, und sind meine Überzeugungen noch bewegungsfähig, oder schon in irgendeinen Stein gemeißel. Vermutlich war mit diesem Begriff des Gemeißelten der Grabstein gemeint, also festgeschraubt für ein erwünschtes Immer. Allerdings wird einem mit der verrinnenden Zeit klarer, wie man selbst die Dinge sieht und wie man sie bewusst sehen möchte, Hauptsache, man nimmt das alles mit in den lebendigen Bereich und bleibt weiterhin auf Fahrt, was hier als eine planetarische Selbstverständlichkeit gesehen wird im Sinne, dass wir, ständig durchs All bewegt werdende Geschöpfe, trotzdem oder gerade deswegen herauszufinden versuchen, wer hier eigentlich unterwegs ist. Nun werden wir natürlich von Anfang an bombardiert mit den Meinungen oder dem Wissen oder den Befindlichkeiten anderer, sodass man, wenn man nicht aufpasst, ein großes, aus vielen Teilen zusammengesetztes Puzzle werden könnte, dem dies und jenes Teilchen abhanden gekommen ist. Aber ist man nicht von Beginn an das Ganze, das gar nicht auseinander genommen werden kann, sondern sich nur im bewussten Erfassen der durchlebten Nus erspürt und weiß, mit wem man verbunden ist. Die Normen der Gesellschaft, also d i e Überzeugungen, die es durchs kollektive Raster geschafft haben, können eine enorme Belastung werden, wenn man sich ihnen nicht zugehörig fühlt. Daher braucht es soviel Kraft, den eigenen Weg zu gehen, denn dafür trage ich die volle Verantwortung, ein Wort, das nur im Sinne des Sich-selbst-Antwortgebens seinen Anspruch erfüllt. Ich selbst Antwort geben auf mich, auf meine Fragen, auf meine Gefühle, auf mein Hören, auf meine Sicht, auf meinen Ausdruck. Dieses Alles trage ich so, wie nur ich es gestalten konnte, in die Welt und bleibe dadurch ein immerzu wachsendes, selbstbestimmtse Wesen, das sich erfreut an der eigenen Gesellschaft, und nur dadurch auch an der Gesellschaft der Anderen. Ich schreibe ‚die Anderen‘ immer groß, weil die, die ich damit meine und denenn ich von Herzen zugetan bin, eine große Bedeutung in meinem Leben haben.

herbsteln

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schon allein durch die natürlichen Begebenheiten des Klimas gewährleistet ist, dass wir uns verändern können und auch müssen, uns also anpassen müssen an die vorhandenen Verhältnisse. Allerdings sind viele von uns, hier z.B. als Deutsche, in der Lage, in irgendeinen Süden zu fliegen, wo noch Sommer herrscht oder immer etwas davon spürbar ist wie im Winter in Indien, wo es ziemlich kalt werden kann, aber mit dem Erscheinen der Sonne pünktlich gerechnet wird, nicht zuletzt ein Grund der vielen Wanderungen, vor allem an die Küsten von Goa. Aber der Herbst in unserer Breitenlage ist sehr schön und unterhaltend, auch wenn es bedauerlich ist, dass man Türen und Fenster schließen und sich langsam einlassen muss auf die sichtbaren Vergänglichkeiten. Man tritt förmlich auf die Flüchtigkeit des Daseins, und ja!, schöne Farben, atemberaubendes Gold, wenn denn das Licht der Sonne die stark ermüdeten Blätter noch einmal in den Glanz des Lebendigen schießt, und wie gerne lässt man sich von dieser Täuschung betäuben. Und es ist diese seltsame Herbstwehmut, die aus den inneren Archiven die allzeit berühmten Herbstpoesien entlässt von depressivem Schlurfen durch Blätterberge, und schwer und süß sinken die trauernden Zypressen und die bis zur Neige genossenen Tristessen in die liebessüchtigen Herzen. Leider taucht auch der ominöse Gott, den keine/r kennt, in ihnen, den Herbstgedichten, auf, wo man ihm alles zutraut, was man nicht für menschenmöglich hält, wie die letzte Süße in den dunklen Wein zu jagen, ja klaro, das kann nur er. Oder dass er uns alle in der Hand hält, also aufhält beim Fallen. Es gibt Momente, da wär‘ ich gerne kurz nochmal so unbegrenzt in meiner Wahrnehmung, dass es mir durchaus möglich schien, den Dialog direkt mit der göttlichen Instanz zu führen, was ja auch als Idee keine schlechte Idee ist, wenn man unbedingt ein höheres Wesen als Gegenüber braucht. Das kann auch zu einem intensiveren Grad an Wachsamkeit führen, wenn man rechtzeitig aufhört damit. O Weh also, owehoweh, alles ist so verdammt vergänglich, und da steht sie dann herum, leer und unbewegt, die Zypresse, aber hallo!, in ihr leben und überleben Vögel und Eichhörnchen und was nicht noch alles, die brauchen Lebensraum, daher die Schönheit und der Tanz der Leere.

Es schadet ja nichts, wenn man zuweilen angebrachte Kritik an sich übt. Das kann sein, wenn man gemerkt hat, dass es Zeit für einen ist, sich in bestimmten Bereichen zu ändern, und merkt, dass man’s nicht so recht schafft. So fand ich es neulich angebracht und erleichternd, mal tüchtig ins All zu kotzen, schon das Wort allein missfiel mir ziemlich schnell. Ein unverantwortlicher Wortgebrauch erschafft keine gute Atmosphäre und ist daher unangemessen, ich meine gemessen am eigenen Anspruch. Überhaupt brauchen die von einem selbst erwünschten Veränderungen Zeit. Man muss durchkontemplieren, um was es einem geht und was man lieber aus dem Entwicklungsprozess herausnimmt, also nicht weiter verfolgt. Was riesige Weltthemen betrifft wie männliche Übermacht-und Erniedrigungsgelüste, die dem Rest der Welt Ohnmachtsgefühle beibringen sollen, so bin ich zum Glück nicht verpflichtet, mich in ein willenloses Nichts zu verwandeln. Nein, im Gegenteil. Es ist gesund, eigene Grenzen des Verstehens wahrzunehmen und sich insofern um sich selbst zu kümmern, dass man darauf achtet, das einem nicht Guttuende einfach zu lassen. Mich beschäftigt auch die Nutzlosigkeit von Meinungen, wenn sie nicht reflektiert sind oder sich zur Grundausstattung meines Wesens gesellen können, um dort in reflektierter Dosis ein weiterer Teil von mir zu werden, oder auch nicht. Und auch wenn ich (z.B.) erkenne, dass es zwar einen gravierenden Unterschied machen wird, ob Donald Trump oder Kamala Harris ihre Finger im Spiel haben werden, so ist doch das Resultat des konsequenten Nachdenkens: so what! Die Welt wird mit diesen Entscheidungen leben müssen, und zum Glück sitzen großartige Helfer und Ehrenamtliche an vielen bedeutsamen Hebeln, um dem Spiel zuweilen die Groteske zu nehmen, und ihre Arbeit verdient jeden erforderlichen Respekt. Aber solange wir uns in irgendeiner Weise noch im Weg stehen, durch unangebrachte Meinungen, oder unverarbeitete Kindergeschichten, oder Erwartungshaltungen irgendwelcher Art an irgendwen, also noch Hoffnung , noch Ärger usw an jemandem abarbeiten müssen, solange muss man halt Geduld haben mit sich. Denn will man nicht letztendlich als sich selbst durch die Welt gehen?!, unangefochten von Irrsinn und Treiben des Weltgetümmels. Und wenn man die Lupe nimmt und den eigenen Weg betrachtet, dann wollte man da doch eh raus, aus diesem Meinungsdschungel, der das Blut der Lebendigen aussaugt, um zu florieren. Man braucht also viel Zeit allein mit sich, damit man nicht der ungesündesten Illusion aller Illusionen unterliegt: zu meinen, man sei in Verbindung mit sich, obwohl man gar nicht weiß, wer das ist: man selbst, das Ich also als Vorstufe des Seins

K.I.Shakti

Leider konnte ich das Video (im Computer) nicht kleiner machen, empfinde es aber als kosmischen Humor, dass es heute hereinwehte mit freundlichen Grüßen aus Indien, wo heute der Festtag Dusshera stattfindet als Abschluss des 9-tägigen Festes ‚Navaratri‘, zu Ehren der weiblichen Energie, Shakti genannt. K.I. in vollen Zügen!

Blaue, Rote, Grüne, Gelbe tummeln sich auf dem internationalen Politfeld, aber es ergibt kein angenehmes, eher ein verstörendes Bild. Hat man sich einmal gründlich sattempört an einer Figur wie Trump, ohne auch nur in die Nähe einer Antwort gekommen zu sein, wie das möglich ist, dass er noch immer vor unserer aller Nasen herumtanzt mit seinem entgleisten „weaven“, wie er es neuerdings nennt, dann schwenkt man mal wieder zur deutschen Politik und sieht einem Treffen zwischen Friedrich Merz und Markus Söder zu, das ist nicht weniger verstörend. Doch was tun? Alle zusammentrommeln, die Merz genauso wenig als Kanzler wollen wie ich, oder kann ich schon ‚wir‘ sagen. Oder sind es vor allem Frauen, die den Merz-Kerl nicht ausstehen können und nicht möchten, dass er die Geschicke Deutschlands lenkt. Zusammen mit dem Verwandlungskünstler Söder. Und wieder geht’s exklusiv um männliche Machtausübung, um Alphatiere unter sich. Es kommt wahrscheinlich gar nicht gut an, wenn eine Frau mal ins All hineinkotzt, während es in manchen Männerzoos kaum auffällt. Natürlich sind Kabarettist und Kabarettistin da im Vorteil, wenn geradezu erwartet werden darf, dass sie die Themen der Zeit auf ihre Weise anpacken und umsetzen ins Allgemeinverständliche. Aber wer will schon müssen!, auf die Gauklerbühne müssen, nein da fehlen auch Begabungen oder trifft man auf Begrenzungen des freien Willens. Einen persönlichen Brief an Herrn Habeck und Frau Baerbock schreiben? Fürchtet euch nicht, stünde da, vor den schwarzen Magiern, wir werden weiterhin unser Kreuzchen bei ‚grün‘ machen, denn hallo, Söder und Merz, ihr zwei Powerkumpel, habt ihr euch nicht vereint auf der niedersten Ebene der Gelüste, die reichen jedenfalls zum Wegfegenwollen der Ampel ohne tiefere Überprüfung der Hintergründe und der Vordergründe und der Untergründe und der Abgründe, die sich in menschlichen Psychen ausleben. Also was will ich sagen. Fühlt, (ihr Amerikaner),was ihr wollt und denkt, was ihr wollt, aber wählt Harris? Und die Grünen, damit die Tragödie ihrer Vertreibung verhindert wird. Wenn dìe niedersten Triebe sich durchsetzen und in die Normalitätsebene rutschen, desto heilender kann der Rückzug in die Besinnung sein. Besinnung nicht als Sinnsuche, denn wer weiß, vielleicht gibt es oder braucht es gar keinen, sondern ganz einfach als Verbindung mit der eigenen direkten Wahrnehmung.

vermögen

Das Interesse, über etwas nachzugrübeln, was sich dem eigenen Verständnis entzieht, ist ja natürlich und für forschende Geister eine tägliche Beschäftigung. Aber (aberaberaber), wenn sich zu wiederholtem Maße diese berühmte Wand aufbaut, wo dem Verständnis die eigene Grenze offeriert wird, und zuweilen die Empörung zu einer überflüssigen Blase wird, ist man genötigt, innezuhalten und sich zu fragen, was es da zu verstehen gibt. Also wenn zum Beispiel 100 Kilo Heroin beschlagnahmt werden, kann man, wenn man möchte, wenigstens noch ahnen, was sich da im Hintergrung austobt, was bei der Beschlagnahme von Millionen Photos von Kinderpornographie und weiteren Verteilern im Netz nicht mehr möglich ist. Natürlich kann man sich bei den menschlichen und tierischen Spürhunden bedanken, die uns vermitteln, wie dunkel es werden kann in der Menschenwelt, sodass das Auge ausweicht vor Schrecken und die Gehirnstränge vor Anstrengung erzittern. Aber kein Verstehen macht sich breit. Keine Erlösung durch Denken. Keine Befreiung durch Wissenwollen-und können. Nur Grauen, das sich aufbäumt vor weiterem Grauen beim Hineinstarren in diese Abgründe, wo man selbst nicht war. Warum also es überhaupt verstehen wollen? Im geistigen Raum muss viel rotiert und bewegt werden, bevor Ruhe einkehren kann. Nicht die Ruhe des enttäuschten oder verbitterten Niederlassens mit dem gewohnt Gewöhnlichen, sondern die Ruhe, die aus dem Verstehen kommt, dass man nicht nur vieles nicht verstehen kann, sondern auch nicht muss. Es bleibt das durchaus aufregendste Abenteuer auf Erden, sich selbst zu verstehen, das erfrischt immerhin und macht mutig, denn hier kann ich Fragen stellen und, wenn es sein muss, auch Antworten finden. Wir nennen das „Arbeit“. Es ist nicht die vertrackte Ich-Blase, die alles braucht vom Außen, um das Unersättliche in die niemals auftretende Sättigung zu führen, also nicht das ‚Hungry-Ghost-Syndrom‘, sondern das Ringen um sich als der Mensch, den ich als Menschen annehmen kann, mit dem ich also weiterhin leben und gut auskommen will. Wie erfrischend und wohltuend sie sich dann auf einmal anfühlt: die viele und gute Luft nach oben, und von mir aus hinein in die Galaxien, soweit der Geist es vermag.

katastrophal

Manchmal, zum Beispiel heute, frage ich mich, ob ich unbedingt am frühen Morgen mal schnell die Nachrichten anhören soll, um mit der Weltsituation in Kontakt zu sein. Und „Teilnahme“, was ist das überhaupt? Da fegt ein Ungeheuer über Florida und wieder wird irgendwo hingeflohen, ohne sicher sein zu können, ob das Haus noch steht. Dann zum nächsten Thema, die Zeit muss eingehalten werden. Die 51 Männer, die es ok fanden, einen Mann zu besuchen, der seine Frau vergiftet, damit sie sie in Ruhe vergewaltigen können. Man war mal wieder entsetzt, aber wo und wann hört das Entsetzen auf, und darf es überhaupt aufhören? Eine neue Studie berichtet, und auch die ist nur der Schatten des Eisbergs, berichtet also, dass es zur Zeit in dieser Welt 560 Millionen Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren gibt, deren Leben bereits durch Vergewaltigung gestört wurden. Und dann: Vergewaltigung als Kriegswaffe. Dann sitzt man beim Frühstück und starrt auf die Blätter und den Regen vor dem Fenster, und dann denke ich, ich muss mal mit Männern darüber reden, aber mit welchen. Ich kenne keine Männer, die ihre Frauen schlagen und sexualisierte Gewalt an ihren Kindern ausleben. Und die Frauen, die derart verstumpfen müssen oder sich in den Glauben retten, dass das alles nicht ist, was sie sehen. Da schleicht sich doch in die Philosophin ein großes Betretensein ein bei der Wahrnehmung einer weiteren Form der Banalität des Bösen. Soll ich froh sein, dass ich keine Tochter hatte oder habe und nur vernünftige Männer kenne, deren Ansichten sich von meinen nicht unterscheiden. Wir treffen gemeinsam auf etwas, was sich dem Vorstellbaren entzieht. Da fällt mir dann prompt „Das Gastmahl“ ein, wo die Herren auch schon gerne unter sich waren mit ihrem Geist, versunken in Wein und Jünglingslenden. Dann wurde Diotimas Geist heraufbeschworen, damit die sich Zelebrierenden auch etwas von d e m aufgetischt bekommen, was ihrer Vorstellung nicht unbedingt natürlich entspricht: die Liebe. Natürlich muss man die Liebe kennen lernen, damit man von dem, was man von ihr dachte, loslassen kann. Man muss den Unterschied wahrnehmen! Dann wäre die Frage: kann ein Mann, der die Liebe erfahren hat oder noch immer erfährt (denn wenn sie mal da ist, bleibt sie meistens gerne), kann so ein Mann ein Kind vergewaltigen? Ich muss mich hier der Worte bedienen, damit mir nicht schwindlig wird, so gewaltig und grässlich kommt mir der Abgrund vor, in den wir da schauen und uns fragen: müssen wir schauen? Das rotiert und rotiert und führt letztendlich in die Einsamkeit des Denkens, wo man ein gewisses Maß an Klarheit erlangen kann, was den eigenen Umgang mit den Dingen und Themen und Geschehnissen betrifft.
Mit der generellen Neigung, männlichen Geist zu bewundern oder zu überschätzen, muss man persönlich umgehen, wenn die Zeit dafür da ist. Man wächst bis heute hinein in eine männlich geprägte Welt, die man als den Normalzustand versteht, bevor man sich eigene Gedanken macht. Sofern man im Geistigen das Männliche und das Weibliche überhaupt noch unterscheiden würden wollte, muss man trotzdem auf die Plätze schauen, wo Angemessenes Wissen zugelassen wird, und man wird durch die Weltgeschichte hindurch viele Frauen sehen, die mehr oder minder gezwungen waren, ihr Wissen als sogenannte Musen in die Synapsen der Männer zu schleusen, ohne dass es denen zu sehr auffiel oder aufstieß. Die meisten Männer sind auch fürs Zuhören herzlich wenig geeignet, da sie ihren Taschenspiegel vor das dritte Auge, also das innere Auge, halten, das sich über das Selbstbild hinaus noch nicht geöffnet und entwickelt hat. Doch wenn große Vernichtungszeiten sich anbahnen, beginnt das Bild zu bröckeln, und selbst Männer der Wissenschaft bedenken das Niederlegen der Schreibfedern. Vom weiblichen Denken, soweit ungefiltert durchgelassen, hört man nun immerhin ab und zu Töne, die sich unabhängig von patriarchalen Strukturen bewegen, aber noch müssen sie gegen die Shitstürme gefeit sein. Und klar freuen sich auch unsere Freunde, dass Kamala Harris aufgetaucht ist aus dem Schattenreich, aber mit Recht schaudert’s einen, wenn man an die herrschenden Herren denkt, für die diese weibliche Ankunft auf der relevanten politischen Bühne ein ungeheurer Affront ist gegen ihre strotzende Maskulinitätsphantasie. Ach ja, auch der friedliebende Silver Surfer musste ein Herold von Galactus, dem tumben Weltzerstörer werden, um seinen friedlichen Planeten zu retten. Seine geliebte Shala-Bal verzehrte sich nach ihm auf Zen-La und war leider nicht geeignet, um ein wirkungsvolles Amazonenheer zu formieren gegen den Planetenfresser Galactus. Da spielt schon auch die Zeit, in der wir gerade leben, eine größere und bessere Rolle für Kamala Harris, die Hillary Clinton noch nicht zur Verfügung stand. Das kollektive Misstrauen darüber, ob Frauen Länder adäquat regieren können, ist in Wirklichkeit schon ad absurdum geführt, denn es regieren schon einige Frauen Länder und müssen sich nicht immer nach dem Maßstab der Männer richten, und hallo, ob es den überhaut gibt. Wir wollen weiterhin von diesen beängstigenden Planetenvernichtern regiert werden? Nein. Vielleicht werden Frauen sich genauso entwickeln unter Machtverhältnissen, mal schauen. Aber zumindest sollte man sie ranlassen an den Job, damit sich das Mangelhafte korrigieren und das Fehlende sich endlich Räume geistigen Reichtums erschließen kann.
Das Dunkle, was auch immer man darunter versteht, hat ein breit gefächertes Machtpotential. Das weiß man schon als Kind, wenn man in Kontakt kommt mit den eigenen Manipulationsünsten. Und natürlich knistert’s auch bei Engeln, denn wer will nicht letztendlich zu den Besten gehören, vor allem, wenn die Beflügelten tief grübelnd über das Weh des Menschen an Abgründen herumsitzen. Und doch ist es mindstens genauso spannend, sich Luzifer, den Lichtträger, beim Schachbrett mit Gott vorzustellen, wie er mit seiner bereits verspielten Göttlichkeit immer noch versucht, den Alten zu besiegen, und hat vergessen, dass es dem Alten um was ganz anderes geht, jedenfalls nicht um gewinnen und verlieren. Und so haben dunkle Mächte mit hellen viel gemein und unterscheiden sich hauptsächlich durch die Motivation, die entstanden ist aus vielen geheimen Entscheidungen. Auch ein Mafiaboss kann Würde und Souveranität ausstrahlen, das hat Marlon Brando ja versucht, und die Darstellung der Tragödie solcher Leben ist ihm auch gelungen. Spannend ist es nur, wenn Intelligenz mit im Spiel ist, auch wenn einem das Outcome nicht immer gefällt, zum Beispiel bei Quentin Tarantino, wenn es also ein dunkler Flügel ist. Gefährlich wird es da, wo das Dunkle hinter der käuflichen Maske mit radikalm Machthunger agiert und das Menschlichsein keine Rolle mehr spielt. So wird in zuvor unvorstellbarer Weise von innerlich hungernden Geistern ein Wesen erschaffen wie Hitler oder Trump, die ein brauchbarer Spiegel werden für die grauenhafte Leere des Kollektivs, das sich in diesem Bild wiederfindet und froh ist, dass es mit der eigenen Armseligkeit nicht allein ist, und hat nun Einen, der ihre unhinterfragte Ignoranz mitrettet. Nur wohin? Das sind nicht die Zeiten, wo man in Höhlen sitzt oder in der Waldhütte, oder mit Adler und Schlange herunterkommt von den Bergen, um Gutes und in der Stille Wohlkontempliertes zu den Menschen zu bringen, ganz abgesehen davon, dass es Zurathustra da unten nicht besonders gut ging. Nur: was kann man jetzt (noch) tun!? O Mensch! Gib acht!

7. Oktober 2024

Tatsächlich, ein Jahr ist vergangen. Ein Jahr, in dem wir auch manchmal dem mysteriösen Phänomen des Schicksalshaften gedankt haben, dass wir selbst so viele Jahre Frieden hatten, der verhältnismäßig ungestört war, man konnte nachdenken, überhaupt: selber denken. Man konnte einen zarten, liebevollen Blick in die Antike werfen, wo immer noch der Wind der Weisheit herweht darüber, wie der Mensch das kostbare Leben gestalten kann, das ihm von woher auch immer geschenkt wurde, sozusagen in den Schoß geworfen das gestaltbare Bündel, das sich mit anderen Bündeln in gemeinsamem Tun erleben kann und auch muss. Denn es gibt ja da grundlegende Fragen, die auch ohne eigene Entscheidung auf einen zukommen wie: was mache ich nun mit diesem Geschenk. Dann kommt eines Tages der 7. Oktober 2024. Viele Waffenlords müssen unvorstellbaren Reichtum erworben haben, denn immer mehr Männer müssen ran an die Waffen, man darf nicht mehr fragen: warum. Wenn das Chaos sich austobt, ist es zu spät, manche grundlegenden Fragen zu stellen. Über den Menschen und sein Menschsein auf Erden. In solchen Zeiten kann ein Drang sich von innen her melden, die Meinungen niederzulegen und Pfade zu finden, die einem noch möglich erscheinen. Auch der kreative Schöpfungsvorgang kann nicht kleingeredet werden, denn ist die Weltsituation nicht auch unser Gemälde? Immer frisch präsentiert von der derzeit herrschenden Macht, oft missbraucht von der Gier nach mehr, obwohl das Mehrhabenwollen so eine sichtbare Grenze hat. Es muss viel amputiert werden, Kinder verlieren ihr Augenlicht durch Bombensplitter. Und wir in den Gärten bekommen das hautnah mit, nur die Scheiben sind zwischen uns, was dann allerdings den Unterschied macht. Und auch hier im Schlaraffenland treiben Splitter des Irrsinns herüber: jüdische Menschen müssen wieder bangen um ihre Sicherheit, sie werden automatisch mit Netanjahus Taten verbunden. Wir müssen über uns selbst nachdenken, denn das Nachdenken über all das, und was es mit uns ganz persönlich macht, ganz zu lassen, ist leider auch nicht mehr möglich. Wir sehen ein aus der Not geborenes Erwachen von Mitgliedern der global community. Das Zünglein an der Waage richtet sich nach dem, was gedacht und gemacht wird. Auf einmal kann es viel bedeuten, wie man sich selbst als Mensch beteiligt.

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Zurück aus den Niederlanden, wie auch die Sprache heißt: niederländisch. Außer dem Rechtsruck gibt es noch den Schatten, dass es wegen der Niederländischkeit eines Tages vom Meer verschluckt wird, noch ist keinerlei Warnung zu spüren. Natürlich waren wir am Meer, das Meer gibt immer zurück, bis man genug hat vom Rauschen, wozu mir das Gedicht ‚Was schlimm ist‘ von Gottfried Benn einfällt, wo er erklärt, was schlimm für ihn ist, zum Beispiel ‚Nachts auf Reisen Wellen schlagen hören und sich sagen, dass sie das immer tun.“ Das hat mich einst in Goa schon mal zur Abreise bewegt, diese betäubende Gleichrauschigkeit, und ich habe Menschen nicht beneidet, die Villen an Meeresufern haben. In Holland ist der Strand lang und unbeherrscht von Villen, mal ein Hotel, mal ein Restaurant, von dem aus man durchs Glas auf das wilde Wassertoben starren kann, wo sich immer der eine oder andere geschulte Körper mit Brettern dem Mutterrachen entgegenstemmt, und das Anfang Oktober in schneidendem Wind. Was haben Menschen sich nicht alles ausgedacht, um ihren Leidenschaften Raum und Form zu geben. Bretter, Boote, Fahrräder, Drachen und vor allem Hunde, nordic walking sticks, Pferde undsoweiter. Und dann natürlich die Kinder und die Eheleute, meist deutsch oder niederländisch, die sich, alle vermummt in denselben wattierten Jacken und Mänteln, durch die Gegend bewegen. Wo Orte so schön sind, da ballen sich Menschen und alle verdienen und Neues wird gebaut und die Einheimischen kann man gar nicht mehr erkennen, weil sie diesem ganzen Strom null bedeuten, man kennt jemanden vom Platz, wo man wohnt, das kann sehr nett sein, man bringt auch Geld und schätzt ihr Angebot. Ferienmachen ist mir fremd, ich mag aber auch die Fremdheit der Umgebung, der Sprache, der Gewohnheiten. Auch muss man Gewohntes zumindest vorübergehend aufgeben und andere Spielräume zulassen, oder mal keine Pommes essen, die man sonst dort immer essen muss. Und da, wo die Oberfläche so fein und säuberlich ist, beginnt man, die Schatten zu spüren, die sich im erst Unsichtbaren sortieren, um dann an unerwarteter Stelle auszubrechen, obwohl auch das sogenannte Unerwartete eine Maske trägt, denn wir können doch jetzt nicht mehr sagen: wir wussten es nicht, wo wir es doch wissen. Oder nicht?

Noch Niederlande

Wir sind noch in Holland, wo einen am Meer eine gewisse Ausnahmezeiterschöpfung erfassen kann, die inneren Strukturen brechen zusammen, die Zeit läuft anders ab, und dann natürlich die Sprache, diese vollkommen fremde Sprache, von der man trotzdem so viel verstehen kann. In einem Cafe‘ konnte ich es dann doch nicht lassen, die Bedienung auf die politische Situation, also den Rechtsruck, anzusprechen, sie war hellwach und gut informiert und meinte, es müsse wohl noch schlimmer werden, bevor es wieder aufwärts geht. Am Abend der amerikanischen Debatte bin ich dann pünktlich um 3 Uhr früh aufgewacht und habe eine Weile zugeschaut, weil auch von dort aus an unserem Schicksal gebastelt wird, auch wenn das Daumenhalten nichts nützt. Amerika entscheidet, ob es reif ist für eine Frau an der Spitze, so, als würden Weltherrscher als gutes Beispiel dienen für die Kunst des Herrschers. Als Kunst verstanden im Sinne des Amtes für die besten Möglichkeiten des menschlichen Tuns und Waltens. Solange Herrscher noch gefragt sind. Und sicher ginge es auch ohne sie, wenn jeder Mensch zu sich selbst hingereift sein könnte, wovon auch der Buddha träumte, aber es sieht gar nicht danach aus. Ich denke auch, dass das globale Schlimme einerseits nicht aufzuhalten ist und eigentlich nur noch repariert werden kann, bis es seinen tiefsten Punkt erreicht. Dem entspricht sein in ihm enthaltenes Gegenteil. Attention, travelers!

Yehuda Amichai

Aus der Angst, zu verlieren, sprang ich direkt in die Angst,
selbst verloren zu gehen,
ich konnte nicht genügend Zeit dazwischen verweilen, im kleinen, süßen Niemandsland der Ewigkeit des vorbeiziehenden Lebens.

Suchhände sind meine Hände, Prüfhände, Hände der
Hoffnung und des Verzweifelns, kramen immerzu auf Tischen, zwischen Papieren, in Schubladen, in Schränken und meinen verlustgeprüften Kleidern.
Mit Händen, die Verlorenes suchen, streichle ich dein Gesicht,
und mit Händen, die zu verlieren fürchten, umarme ich dich,
taste um deine Augen, um deinen Mund wie ein Blinder,
wie um zu messen, wie um zu wandern, zu messen und zu wandern.

Denn nur Hände, die zu verlieren fürchten, sind für die Liebe.
Ich sah mal einen Geigenspieler spielen und dachte mir,
seine rechte und seine linke Hand trennt bloß die Geige,
doch welch eine Entfernung,
welch wundervolles Spiel!

N. L.

Wir sind für 7 Tage in den Niederlanden. Holland ist für viele Deutsche der mühelose Weg zum Meer – Dünen und lange Strände und alles bewegt sich in einem gewissen Wohlbefinden, alle haben was davon. Hier gab es schon lange Cannabisläden und das Fremde sah heimisch aus. Es sieht immer noch heimisch aus, und das Meer wird uns überleben. Die Menschen und ihre Gedanken aber ändern sich. Kaum haben wir uns niedergelassen in dem schönen Appartment, da fällt mir ein, dass vor nicht so langer Zeit viel die Rede war von Geert Wilders und seiner Partei für die Freiheit, eine Freiheit, die rechtspopulistisch definiert wird und Einwanderung und Muslime ablehnt. Geht es einen etwas an, oder will man nur Wind und Meer und gute Gespräche. Oder gute Gespräche über den beunruhigenden Vorstoß in rechtes Gedankengut. Hatten die Welt und ihre Bewohner:innen jemals einen Anspruch auf Arglosigkeit? Das Zusammenleben unter Menschen ist nichts, was sich einfach ergibt, und vielen gelingt es auch nicht. Ein falsches Wort über das als heilig Definierte und man kann sterben, was allerdings sowieso ständig stattfinden kann, o unseliges Vergessen, das trotzdem seine Berechtigung hat. Ich werde jedenfalls versuchen, mich möglichst von Einheimischen etwas informieren zu lassen. Also: wie kam’s, und ist es überhaupt so, oder wieviele sind das wohl, die Ausländer:innen raushaben wollen, und werden das klammheimlich immer mehr, während wir unserem eigenen Anspruch auf Menschsein nachgehen?
Das Wertvolle an der Kunst ist, dass man etwas von sich selbst versteht, und dadurch etwas von den Schlachten, die es hier zu bewältigen gibt in der Kommunikation zwischen der geistigen Schaltzentrale und den scheinbar unergründbaren Schichten und Schluchten des Unterbewussten, sieht man d a s nicht als die reine Quelle an sich, die es wieder zu entdecken gilt. Alle Kunst lehrt das Geheimnis vom Konstrukt des Weltbildes, das sich selbst ständig neu erfindet und einerseits von einer ungeheuren Leere und Bedeutungslosigkeit erzählt, und andrerseits vom Einzigen, was das Leben so kostbar macht, eben dass es die Neugier und Forschung anregt darüber, was es zu sein scheint, bevor einem klar wird, dass es zur Erklärung gar nicht gedacht ist. Weshalb das Poetische so gerühmt wurde und wird, weil es die Sorge des Unverständlichen verlassen muss, um zu sein, was es ist, und das mit Worten, die sich der weltlichen Logik nicht beugen, sondern nur dem Geheimnis des Seienden dienen. Die künstlerischen Begabungen sind Werkzeuge, nur Werkzeuge, um das schwer Erfassbare in Fassungen zu bringen, die durch Jahrtausende hindurch verstanden wurden und vielleicht weiterhin werden, wenn der Strom des Lebendigen nicht versiegt, die Leere also, aus der es entsteht. Und in diesem Sinne, ja, sind alle Künstler:innen, denn man kann sich selbst gar nicht entkommen, auch wenn man verspielen sollte, was man hat, denn man hatte dann zumindest den Auftritt, wozu auch die einfachsten Künste gehören: essen trinken gehen stehen warten tanzen singen kochen putzen undsoweiter, und gerade durch sie wird Wesentliches errungen, mit dem es gelingt, sich im Irrgarten des Menschseins nicht zu verlieren. Achtung, Reisende/r!, denn es ist spät. Doch was heißt ’spät‘?
Ich kann mir gut vorstellen, dass, sollte es tatsächlich eine geistig bewohnbare Leere geben, man von dort aus wieder Gefallen finden könnte an den Geschichten, hier im Sinne einer gereiften Freude über das Daseiende in vernünftiger Kenntnis der eigenen Ohnmacht in bezug zu einer Wirksamkeit des eigenen Anliegens auf die Gesellschaft. Das heißt, man wäre dann durch diese Freude in offenem Kontakt mit dem Geschehen, wäre aber distanziert genug, um der kollektiven Meinungsversklavung zu entgehen. Die durchaus trefflichen Ratschläge aus dem Weltgehirn haben immer auf unumgehbare Bedingungen hingewiesen, sollte sich der Wunsch oder das Bedürfnis nach „Beisichsein“ persönlich oder kollektiv regen. Denn meistens wird Entfremdung von sich selbst dann doch irgendwann wahrgenommen, und viel Geld wird an den Pharmaprodukten verdient, um die Hochgeschraubten wieder herunter zu bekommen, sozusagen ‚down to earth‘, wo man sie hätte vermuten können, aber da waren sie gar nicht zu finden. Einer der Erdnamen auf Hindi ist ‚myrthlok‘, der Planet der Toten, und es regt zum Denken darüber an, was den Menschen eigentlich zum als lebendig erkennbaren Wesen macht, und ob es einen Weg zu finden gibt über den Scheintod hinaus. Das Ganze ist doch sehr wundersam, man kann es in Wirklichkeit gar nicht begreifen, das wussten auch Geister wie Einstein, und haben sich trotzdem nicht abhalten lassen davon, dem Abenteuer auf den Grund zu gehen. Angst macht ja vor allem das Ungewisse, die kalte Unergründlichkeit des Alls, die unbeweisbare Nacktheit des bereits halbwegs Bewiesenen, der schmerzhafte Einsturz der ideellen Konstrukte, und dann die auffallend mächtige Präsenz des Ignorantentum mit den kleinen Belohnungen für Lebenseinschränkungen, die zu Behinderungen führen. Aber selbst wenn es dichter und dichter wird, das Netz der Angst und des Aberglaubens, so ist es doch gut zu wissen, dass das schmale Seil gehalten hat, auf dem wir uns mutig voranbewegt haben, und obwohl es immer dünner wurde, hält es noch immer. Und, wenn wir Felix Fliegenbeil Glauben schenken wollen, dann wird es dünn wie ein Haar, und dann, jaja, dann ist auch das Haar nicht mehr da. Man selbst aber ist da!
Neben dem Aspekt dieser ganzen männlichen Kriegsgetümmelei, bei der sie, die Kämpfenden, sich selber und Frauen und Kinder auslöschen, ist ein gleichermaßen belastetes Übel, und zwar, dass ein Gott im Hintergrund thront, durch dessen angebliche Weisheiten das einigermaßen menschlich Logische, also das Auskommen miteinander, unbrauchbar gemacht wird. Man hat sich ja schon mal gefragt, was hinter den Mullah und Modi undsoweiter Stirnen tatsächlich vorgeht, und ob nicht gerade die Religion schon immer so eine nützliche und gefährliche Waffe war für die politischen Banditenbanden der Welt. Für den Machthunger von Einzelnen ist das von Gläubigen getragene und finanzierte Spielfeld der perfekte Tatort, denn jeder Finger, der sich fragend erheben sollte, kann mühelos niedergerungen werden mit den erfundenen Geboten und Anekdoten nebst der von den Täter:innen als bedrohlich gesehenen Möglichkeit, der Mensch könne sich selbst erziehen und eines Tages zur Versklavung und zum Missbrauch nicht mehr geeignet sein, eine luxuriöse Phantasie. Es ist ja auch nicht so, als gäbe es keine Tortenstückchen der Wahrheit in der Welt, aber der Heißhunger danach hält sich in Grenzen. Man geht ja gerne davon aus, dass das Interesse, sich selbst als ein Universum zu studieren und kennen zu lernen, weit verbreitet ist, aber anscheinend ist noch verbreiteter, dass man jemanden, lieber Mann als Frau, da oben sitzen hat, denn dem Mann traut man immer noch zu, dass er im Ernstfall, den er natürlicherweise selbst erzeugt, die Knarre in die Hand nimmt und Ruhe und Ordnung zu schaffen versucht, was oft genug schiefgeht. Und eines Tages hört man, dass durch diesen Krieg ganz in unserer Nähe schon eine Million Soldaten gefallen sind, ganz zu schweigen von den Nebenhertoten. Ach so, ja, Wissen ist in der Welt und nicht wenig Lichtblicke, und genau deswegen muss man ja, wenn man kann, in der Hölle eben d a s suchen und finden, was nicht Hölle ist. Dann weiß man wenigstens, dass es da ist.

Nu

der 21. September

Erfreut habe ich über die Medien erfahren, dass Leonard Cohen heute 90 geworden werden hätte können, und auch meine Mutter wurde in ihrem Einst am heutigen Tag geboren, und last not least erblickte meine indische nicht blutsverbundene Tochter Asha vor 25 Jahren das Licht dieser Welt, habe ich damals in einem Krankenhausregister zu meiner großen Überraschung gelesen, als ich nachforschen wollte, ob ich nicht doch heraussfinden kann, wer ihre Mutter war und warum sie das Kind auf der Straße ausgesetzt hatte, eben da, wo ich zum Gück vorbeikam. Ich habe dann immer 2 Kerzen angezündet und wir fanden das schön. Sie ist inzwischen verheiratet mit einem, die zuständigen Schicksalslenker:innen seien gelobt, freundlichen Mannmenschen, der sie, himmlische Posaunen füllen den Raum, tatsächlich liebt und sie mag ihn auch und das erleichtert mich ungemein ud beglückt mich zutiefst, eben dass es ihr gut geht. Wir haben ihr gerade ein Geburtstagslied über WhatsApp gesungen, sie wird es erst späzer hören, denn sie ist in der Schule als Lehrerin. Wenn ich an sie denke

wie bitte?

Es ist ja nicht nur so, dass ein kaum überschaubares Heer von Männern vor allem Frauen etwas antut, eben weil sie nicht sind, wie sie angeblich sein sollen, und den Kindern in perfide ausgetüftelten Situationen Grauenhaftes und Lebensschädigendes zufügen, sondern sie tun es auch sich selbst an, also gegenseitig, und oft genug werden die Grausamsten öffentlich oder heimlich als die wahren Helden gesehen. Es wird sozusagen durch sie erst die „Richtigkeit“ des Mannes bewiesen, der da innen drinnen, sollte er was angesammelt haben, es wegstecken kann und langsam aber sicher in die Gefühllosigkeit schlendert, so, wie es vor Kurzem noch die Laube gab zwischen Heim und Konzenzrationslager, wo man beruhigt vergessen konnte, was es zu vergessen gab. Und gerne würde man zu Forschungszwecken mal den Herren (z.B.) vom ruhmreichen Mossad, dem israelischen Auslandsgeheimdienst Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen und schauen, ob man da noch jemanden sieht, oder vielleicht schon die Anfänge des Menschen als gut geölte Maschine, die, man weiß (noch nicht genau) w i e sie das Heldenstück ‚hingekriegt‘ haben im besten Sinne des Wortes, dieses technische Zeug in die kleinen Handys zu bekommen, die Gehirne auspusten und Leiber zerfetzen können, wenn der kleine Knopf gedrückt wird. Und klar, vielleicht viel zu schnell klar, dass man über die andere Seite, hier die Hisbollah Miliz, auch nichts Besseres berichten kann, darum geht’s mir nicht und überhaupt geht’s darum nicht. Die Abstumpfung sollte uns Sorge machen, eine nordic walking Wanderung auf der Rasierklinge, denn man hat ja wohl das Recht, keine Partei zu ergreifen und auch in keiner zu sein, aber es geht um diese menschliche „Natur“, die wir alle haben und dass wir uns schulen am Weltgeschehen, wo schwere Vergehen schwere Folgen für alle haben, also für das Menschsein an sich, das hier in eine Gefahrenzone gerät. Ich denke an die beiden harmlosen jungen Männer, die neulich bei uns zu Besuch und vor allem auf der Gamescom waren, und dem einen gefielen vor allem Spiele, wo man auf alles schießen kann, und dem anderen gefiel vor allem ‚Red Dead Redemption‘. Und so ahnt man, oder weiß man es schon, dass man diese ganze planetarische Ausbreitung des Geschöpften doch als ein Drama sehen muss, um das Wort ‚Spiel‘ nicht zu benutzen. Wenn man das Spiel also kennenlernt, sieht man die Kugel rollen und muss zum Einsatz stehen, den man schließlih gemacht hat. Denn wer freut sich nicht über eine gute Hand, dei sich wohltuend öffnen kann.

Irgendwann sagten Indianer einmal
über Weiße: Sieh, wie grausam die
Weißen aussehen. Ihre Lippen sind
dünn, ihre Nasen spitz, ihre Gesichter
von Falten durchfurcht und verzerrt.
Ihre Augen haben einen starren Blick.
Sie suchen immer etwas. Was suchen
sie? Die Weißen wollen immer etwas.
Sie sind immer unruhig und ratlos.
Wir wissen nicht, was sie wollen.
Wir verstehen sie nicht.
Wir glauben, dass sie verrückt sind.

anders

Wenn man durch das Labyrinth des Daseins wandert, kann es gedanklich zu einem Anreiz kommen sich vorzustellen, ob es wohl auch anders sein könnte, als es derzeit läuft, was (z.B.) Harald Welzer zu einem ganzen Buch angeregt hat, das ich nicht gelesen habe, allein den Titel aber anregend fand. Wie weit will und kann man gehen, das Vorhandene zu durchdenken und umzustrukturieren, damit es der eigenen Vorstellung gerecht wird, die ich mir die Mühe mache, die ganzen Module zu betrachten und sie auf eine kreative Weise wieder neu zusammenzusetzen. Leider geht das ja nur im Kopf, wo man die Spitze des Eisbergs kurz umsteuern kann, um sich weiterhin auf die wesentliche Ausrichtung konzentrieren zu können, die bei der gewünschten Neuordnung des gesellschaftlichen Vorgehens behilflich ist. Und obwohl es geistige Materie ist, die hier geschaukelt wird, kommt die Bewegung schnell an Grenzen. Zweifellos hat die ganze Menschheit sich Zentimeter um Zentimeter vorwärts gebracht, und ja, man möchte vor allem als Frau nicht im Mittelalter gelebt haben wollen, aber auch heute ist man dankbar, nicht in Afghanistan geboren zu sein und freut sich zuweilen über die Freiräume, die wir uns erschaffen haben und an die wir gewohnt sind, wenn wir nicht gerade in eine Schießerei geraten, wo mal wieder jemand durchdreht. Gäbe es bei mir keinen Zoo und keine Autobahnen?, und was für eine Medizin würde man für die Darknetsucht verschreiben, obwohl wir wissen, dass auch in Sokrates‘ Zeiten Darknet war, sonst hätten sie ihn ja nicht umgebracht, aber gerade dadurch wurde aus Sokrates ein Unsterblicher, um den das Denken nicht herumkommt. Aus Japan kommt die Saga, dass es im Einst einem Emperor nicht erlaubt war, mit den Augen zu zwinkern, damit seine Konzentration auf das Wohl des Volkes nicht gestört werde. Das wäre zumindest eine lustige Frage im Sommerinterview: Herr Merz, könnten Sie sich das vorstellen, die zwinkerlose Stille also für das Wohl des Volkes? Aber ich kann es mir auch nicht vorstellen, und Herrn Friedrich Merz als Bundeskanzler schon gar nicht, da ich leider gar nicht eingrefen kann außer am Stimmzettel ein Kreuz zu machen, natürlich für die Grünen. Was einem aber selbst logisch erscheint, wurde den Vielen schon ausgeredet. Es überwätigt einen also förmlich, wenn man bedenkt, an wie vielen Systemen und Konstrukten man rütteln müsste, um zu sehen, dass es auch anders geht. Die Menschheit wird ja nicht gleichzeitig erzogen, nein, denn Fluten und Kriege und das Undsoweiter gebiert immer dieselben Schmerzen und Nöte und Rettungsversuche, egal, wie gut die Maschinen inzwischen sind, sie töten mit. Und so öffnet man vielleicht eines abends ein Fenster auf den glamourösen Auftritt des Vollmondes und erholt sich von diesem Gedankenausflug im Reich des Wortlosen.

gegenkräftig

Es ist vielerorts und vielseitig diskutiert worden, dass (wir) Menschen wissen, dass etwas ‚gekippt‘ ist, wobei die Frage erst einmal wäre, was und wodurch da etwas kippt, und was ‚Kippen‘ überhaupt ist. Es gbt ja dieses Bild der Waage, wo entweder etwas zu leicht ist, also etwas gefehlt hat, oder etwas ist zu schwer geworden und kann deshalb beim Tanz der Atome nicht mehr mitmachen, fällt heraus aus dem Netz auf eine andere Ebene, wo es natürlich weitergeht, es hört nie auf, oder es liegt noch nicht in unserer Macht zu wissen, ob es überhaupt aufhören kann, das große, mythosumrankte Es. W i r können aufhören, das ist klar, und es scheint sich ein Trieb aus dem kollektiven Unterbewusstsein gelöst zu haben, der nach Auslöschung strebt, ähnlich dem Angebot für ‚Humanes Sterben‘, das einfach durch seine Erscheinung darauf hinweist, dass zuviel inhumanes Sterben bereits im Gange ist, das Meiste schon dokumentiert mit den unbezahlbaren Rechnungen als Beweisstücke der Ausschweifungen. Man, bzw. manche haben zuviel gegessen oder zuviel getrunken oder ganz und gar im Zuviel sich niedergelassen, andere haben zuviel gehungert und sind zuviel missbraucht und mies behandelt worden, sodass man tatsächlich eines Tages denkt, dass es nicht gutgehen kann, was auch immer mit ‚gutgehen‘ gemeint ist Sind wir also in ein gemeinsames Schiefgehen verwickelt, das nicht mehr zu entwirren, also ein wirres und unentrinnbares Knäuel gworden ist, das nur mit allerlei Sicherheitsnadeln zusammengehalten wird, solange der Glaube eben hält, dass Heilung noch möglich ist. Oder aber, und das ist meines Erachtens die interessantere Variante, nämlich dass sich automatisch Gegenkräfte bilden, wenn ein bestimmtes Maß an unwägbarem Grauen geschehen ist, und diese neu aktivierten Kräfte haben vielleicht geschlummert in der Tiefe der Innenwelten, denn sie sind nicht immer kampfbereit, weil es nicht ihre Art ist. Aber sie holen nun ihre Instrumente hervor und man könnte es Waffen nennen, die sie nun einsetzen. Da sieht man auf einmal: es war gar nicht im Gleichgewicht, das große Es, nein, ganz im Gegenteil, es war und ist noch teilweise vollständig unausgeglichen, sodass das wiederkehrende Gleichgewicht das derzeit vorherrschende Chaos auslöst, bis irgendwann die lebendige Ausgleichung sich wieder herstellt und Dinge ins verhältnismäßige Lot kommen können. Eine Inderin erklärte mir mal, dass in dieser Zeit, also dem dunklen Zeitalter, alle Wesen sich verkörpern möchten, weil es gerade so spannend ist hier auf der Erde, alle wollen mitspielen, weil die triebhemmenden Regeln sich langsam aber sicher auflösen, deswegen sei es so voll. Wie dem auch sei, so bleibt es doch eine Frage der persönlichen Wahrnehmung, und wie und wodurch wir das Geschenk des Daseins verstehen. Oder aber das Verstehen eines schönen Tages ganz lassen und sich selbst bereit erklären für das Ungewisse.

flugs

Montagmorgen. Man schaut mal rein oder drückt einen Knopf und weiß innerhalb von ein paar Minuten schon sehr, sehr viel. Unkontrollierbare Wassermassen rauschen durch Städte, Dörfer und Ländereien, Menschen verlieren wieder einmal ihr Hab und Gut, und was ist mit den Tieren. Man weiß, was mit den Tieren ist. Menschen und Tiere sterben in diesen katastrophalen Szenarien. Natürlich ist es egal in diesen Momenten, wer diese Betroffenen sind oder waren, aber auf jeden Fall ist ihr Leben gestört oder auch gänzlich zerstört, das kann einen zuweilen fast beschämen, wenn man gerade zu den Glückskeksbesitzer:innen gehört. Und man kann nicht für alles das Lob der „guten“ Lebensführung einheimsen, denn die Elemente gehören ihrer eigenen Ordnung an, sie sind bekannt für ihre wilden Entfesselungen. Und es gibt gewisse Zusammenhänge, die entweder erfunden oder einfach nur wahrgenommen werden können. In den paar Minuten meines Zuhörens kam auch die Nachricht eines zweiten Attentates auf Donald Trump, verdammt nochmal, es wäre gar nicht hilfreich, wenn er stürbe, denn dann säße er schnurstracks im Olymp der Trumpianer:innen. Eine Frau meinte, sie täte alles für Gott und müsste Ihm nun helfen, also für Gott seinem auserwählten Vertreter assistieren. Man muss da rechtzeitig aufpassen, dass man keine Faszination entwickelt für das Ausmaß des Unvorstellbaren, also eine bestimmte frostige Fremdheit einem menschlichen Phänomen gegenüber, dem keine Erklärung gerecht wird. Vielmehr knobeln die aktiven Gehirne schon seit Menschengedenken auf die eine oder andere Weise an diesem speziellen Vorkommen, dessen mildeste Form das Kopfschütteln ist. Ich hatte mir allerdings beim ersten Hören flugs eine Story ausgedacht, wie es auch sein könnte in Anbetracht der Tatsache, dass der Aufstieg von Donald Trump hin zum Pfauenthron gesichert schien, bevor die „Border-Zarin“, wie er sie manchmal nennt, auf die Bühne kam, und upps, da sank sein ehe schon angeschlagener Stern, wenn man so etwas noch Stern nennen kann. Ich dachte also, dass er die ganze zweite Beschießung eingefädelt hat, damit er wieder in die Medien kommt, hat den Mann gut bezahlt, falls er umkommt oder lange im Gefängnis sitzt undsoweiter, denn ja, der Geist ist schnell und kann alles erfinden, und im Gegensatz zu dieser reichhaltigen und unerschöpflichen Auswahl des geistigen Gutes, also der Energie, die wir zum Denken und Gestalten zur Verfügung haben, im Gegensatz dazu also scheint das sogenannte „Wahre“, falls es das gibt, naturgemäß gering und kompakt, und kann man es überhaupt nennen, und ist es überhaupt etwas Greifbares, oder das pure Nichts an sich, das man ein paar Jahre als Lebensraum zur Verfügung hat.(?)

Martin Buber

Portrait Of Martin Buber Photograph by Alfred Eisenstaedt

Die Voraussetzung zur Entstehung eines echten Gespräches ist, dass jeder seinen Partner als diesen, als eben diesen Menschen meint. Ich werde seiner inne, werde dessen inne, dass er anders, wesenhaft anders ist als ich, in dieser bestimmten ihm eigentümlichen einmalgen Weise wesenhaft anders als ich, und ich nehme den Menschen an, den ich wahrgenommen habe, sodass ich mein Wort in allem Ernst an ihn, eben als ihn, richten kann. Freilich hängt es nun von uns beiden ab, ob zwischen uns ein echtes Gespräch, die zu Sprache gewordene Gegensetgkeit aufkommt. Aber ist es erst soweit, dass ich den andern als einen Menschen, mit dem ich dialogisch umzugehen bereit bin, so mir gegenüber legitimiere, dann darf ich ihm zutrauen und zumuten, dass auch er partnerisch handle.

Aus: ‚Das dialogische Prinzip‘

voiding

steering the void
Dass man sich auf der Erde auch langweilen kann, kann einen schon verwundern, bewegt man sich doch nirgendwo auf ihr eine Minute lang, ohne dass was passiert, sei es durch einen Vogel, einen Käfer oder einen Gedanken. Und sollte es eine Leere geben, in der tatsächlich nichts passiert außer dem unvermeidlichen Zusammenklang der Schwingungsebenen und ohne dass man jetzt in eine esoterische Gaukelebene abwandern muss, dann könnte man schon allein dadurch das hohe Erlebnispotential der Existenz feiern. Auch wir sind vermutlich Klang, aber auf jeden Fall ein Ton, mit dem wir gehört und aufgenommen oder aber abgelehnt werden, und den tragen wir auf eine kaum merkliche Weise hinaus in die Welt – oder merkt man es doch, wie wir alle drauf sind, wenn wir einander begegnen? Beim Frühstück, am Strand oder in den Zügen. Oder womit wir unsere Zeit verbringen, wenn das, was wir „Arbeit“ nennen, getan ist und die Frage sich öffnet, was ich jetzt, wo ich Zeit dafür habe, noch mit mir selbst anfange. Für die meisten Menschen ist auch die Politik ein Energiesteuergerät, man kann Dampf ablassen, der sich angestaut hat, irgendwo in dem Vorgang, der „Leben“ genannt wird, und der sich ständig und unaufhaltsam nach vorne bewegt, sodass man wissen muss irgendwann, wo man sich der eigenen Erfahrung gemäß eigentlich befindet. Und klar macht es einen Unterschied, ob ich auch ohne Gitter in einem Gefängnis sitze oder draußen herumagiere, als wäre das, was ich sehe, alles normal, also hergestellt für das Wohlbefinden des Menschen und seiner Grundbedürfnisse. Dabei muss man fit bleiben, damit man nicht zu vergiftet wird von Nachrichten und Essen und essen während der Nachrichten, wo doch alle das Sprichwort kennen, dass ich bin, was ich in mich hineinlasse, das Essen also und die Nachrichten, also all das, was jede/r Einzelne von uns neu sortieren muss, nur um überhaupt lebensfähig zu bleiben. Vor allem aber, um dem Abenteuer gerecht zu werden, das mich ständig fordert, den Herausforderungen gerecht zu werden, gemäß der Richtlinien, die ich mir selbst gesetzt habe. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir immer mitspielen, und wir selbst sind das Script, das sich hier entwickelt unter unserer Zeugenschaft und unserer Fürsorge.
Beim Malen des Bildes oben war ich überrascht, dass auf einmal der Silver Surfer auftauchte, sogar ein bisschen Surfboard war zu sehen, alles unbeabsicht, wer weiß schon, wo die Quelle all dieser Erscheinungen liegt. Aber dann fiel mir auf, dass es gar nicht der Surfer war, sondern jemand, der eine Maske trägt, dahinter eine andere Gestalt. Es fasziniert mich auf eine fast kindliche Weise, wenn ich der immensen Tatsache ins Auge blicke, dass der Mensch, jeder Mensch, das eigene Schicksal mitbestimmt, immer im Umgang mit dem jeweils Vorhandenen, und d a s ist letztendlich das tiefste Geheimnis: dass es, also mein Leben, immer aussehen wird, wie ich damit umgegangen bin. Es gibt Momente, in denen ich (bei Themen dieser Art) nicht an die burkatragenden Frauen denken kann, so, als wären sie automatisch durch ihre Seinsweise in Gefängnissen gelandet, und ich kann es nicht beurteilen, wieviel Freiheit sie in ihren eigenen Welten haben. Aber ich weiß, und weiß es auch aus Erfahrung in Indien, dass überall ständig an der Entwicklung gebastelt wird, sei es durch Lehrvorträge oder Pornoflics im endlosen Undsoweiter. Ich bin durch und durch verantwortlich für die Nahrung, die ich meinem komplexen und anspruchsvollen Wesenskern zuführe, und was auch immer die Bausteine gewesen sein mögen, so bin ich nicht nur für die Zusammensetzung im Puzzle meiner Story verantwortlich, sondern auch dafür, wie ich dieses Konstrukt in die Welt setze, wohl wissend, dass es außer dem Konstrukt auch noch etwas anderes gibt, über das Wort hinaus, und doch eins mit dem Wort, durch das Existenz erst gewährleistet ist. Hohe Wertschätzung also für die Quelle des Schöpfungsvorgangs. Und wir als die vorüberziehenden Erben und Erbinnen des Ganzen. Da hole ich doch schnell mein eigenes Surfboard wieder hervor aus einer der Lagerstätten. Je mutiger man voransurft, desto mehr nähert man sich den Grübelorten des ursprünglichen Surfers, einem Sohn von Gene Roddenberry. Was hat er sich Sorgen gemacht über den Zustand der Welt! Und wenn er unten war, musste er sich verstecken unter einem Trenchcoat, weil er so seltsam aussah, dabei war er sehr schön und hatte ein großes, friedliches Reich auf Zen-La!

Wellenlänge

Die Zähmung des Chaos‘
Wenn also so ein Event wie diese politisch hochgehypte Debatte zwischen zwei nahezu unversöhnbaren Geschöpfen wie Harris und Trump dann endet, endet auch meist der Energieschub, der praktisch als Nebenwirkung durchaus zur Verfügung stand. Die digitalen Maschinerien kommen dann danach in Fahrt, die Meinungen, die Analysen und das Gerede, das sich eine Wellenlänge lang ausbreitet, wenn an einem Schauspiel teilgenommen wurde, das Andere aufgeführt haben, die eigene Positonierung aber dennoch erwünscht ist. Dachte man zum Beispiel, durch die eigene Wahrnehmung ein klares Ergebnis ableiten zu können, hat man sich geirrt, denn manchmal schwappt die Welle mit schlichter Überzeugungskraft zum eigenen Ufer hin, aber das passiert auch an anderen Ufern, daher sucht sich der/die geschulte Surfer/in den klaren Blick für die geeignete Welle und bleibt im Tosen des Vorgangs stabil. Stocknüchtern wird man, wenn man den Preis sieht, sollte es schief gehen Man müsste das vollkommen Unakzeptable akzeptieren, aber tut man das nicht schon längst? Und trotzdem geht es um Gewichtung in der politischen, aber auch in der persönlichen Landschaft, und in letzter Konsequenz geht es um den energetischen Beitrag, den man auf der Ebene einer nur scheinbar eingeschränkten Möglichkeit leisten kann, so viel davon, wie man eben will, und in dem Maße, wie man es eben kann.

aufwärts

Ich hatte auf jeden Fall genug Interesse an diesem historisch unterhaltsamen Moment, um, sollte ich nachts tatsächlich um die Debatten-Zeit herum aufwachen, die Debatte auch zu sehen und zu hören. Man wusste ja genau, worum es wirklich ging, und es waren nicht die Themen an erster Stelle. Man war, und das vermutlich nicht nur auf den Seiten des politschen Spektrums in Amerika, sondern überall auf der Welt, vermute ich mal, war man mit sehr vielen Menschen darauf gespannt, ob sie dem Narzissten würde paroli bieten können, und ja, sie kann, das wusste man auch irgendwie schon vorher. Die Atmosphäre war im Hochspannungsmodus, was wiederum bei mir zu einer hellwachen Art Leichtigkeit führte, und ich frage mich, ob das wohl durch die direkte Übertragung derart spürbar war, und ob sich das Nachherangeschaute noch genauso anfühlen würde. Verblüffend, das muss man schon sagen, ist die Karriere von Kamala Harris, die es sich offensichtlich zutraut, dieses an sich sehr freiheitsliebende Land aus dem Irrsinn zu führen, es muss eine gute Portion Spieltrieb sein, gepaart mit dem Knowhow, dann ein Schuss Selbstironie, das kann nicht schaden, denn man muss wissen, dass Scheitern auch immer möglich ist. Ja, es war also nicht so aufregend, aber doch sehr anregend, man war natürlich froh, dass sie es konnte. Und dann, kurz danach, hörte man von Taylor Swift, dem Phänomen des Oberfächenkultes, dass sie, praktisch mit all ihren Followers, Kamala Harris nun unterstützen wird, da kann man nur lobend nicken für das förderlich geleitete Machtpotential. Aus den rauchenden Köpfen der Diktatoren, die Donald Trump gerne als ihre Marionette weitergezüchtet hätten, sieht man sehr viel Gegrüble herauswölken, mehr dunkles Gewölk als helles, denn man wird mit ihr umgehn müssen, und es sieht nicht so aus, als könnte man sie kaufen. Aber Frohlocken ist auch noch nicht, alles kann noch geschehen. Aber kann es wirklich? Und geht es nicht auch darum zu verstehen, wie absolut verheerend es wäre für das Wohlergehen des ganzen Planeten, wenn Menschen wie Trump in Ämtern sitzen, für die sie nicht geeignet sind, auch wenn man ihnen das nicht beweisen oder erklären kann. Wichtig ist nicht zu vergessen, dass es auch ein Aufwärts gibt und auch ein festgefahrenes Blatt sich jederzeit wenden kann.

Abstandshalter?

Gerne würde man in bestimmten Momenten einen Abstandshalter einschalten, den man auch noch regulieren kann, aber dann ist es zB. schon in drei Minuten Nachrichten, bei denen man sich über das Wesentliche informieren kann, schon geschehen also, dass man z.B. von der Frau gehört hat, deren Mann jetzt vor Gericht steht, weil er sie jahrelang betäubt hat und hat Männer herangeladen, um sie zu missbrauchen. Es sollen 90 gewesen sein, aber nur fünfzig haben sie bisher gefunden. 50 Männer also, die im Netz der Einladung gefolgt sind, die Frau des Einladers zu vergewaltigen, was sie dann auch machen konnten, denn es war ja vereinbart. Immer wieder stellt man sich, sehr oft als Frau, die Frage, wie man mit solchen Nachrichten umgehen soll, auch wenn es derzeit keine Gefahr bedeutet für das eigene leibliche Wohl. Nein, es geht eher um den ermüdeten Blick auf das Männliche, das sich oft in Kriegen als erschreckend entgleist gezeigt hat und auch gerne Frauen zu Tode schlägt, wenn sie nicht will, was sie soll, oder es nicht macht, wie es gemacht werden muss, einer einzgen, vorherrschenden Meinung nach. Es gibt zu jeder Zeit eine Menge guter, intelligenter, interessanter undsoweiter Männer, und wir sind froh, enige von ihnen zu kennen. Auch unter ‚uns‘ gibt es noch die notwendigen Spannungsfelder, die das sich Unterscheidende hervorheben können und wollen und müssen, aber ich würde mal sagen ich habe keine Angst mehr vor ihnen. Ich habe mich wie die meisten Frauen ein paar Mal durchgekämpft, und es kam schon mal zur Grenze des Lebensgefährlichen. Wenn man unbeschadet davonkommt, hat man Kräfte gesammelt und man weiß, dass es möglich ist, davonzukommen. Kommen Frauen nicht davon, zerbricht etwas und findet günstigerweise das mögliche Maß an Heilung. Aber manche Wunden heilen schwer, man muss sie erst einmal als solche erkennen. Es ist natürlich müßig und manchmal naiv, immer noch zu fragen: wie ist das möglich? Irgend jemand weist dann mal darauf hin, dass auch Frauen Mitmacherinnen und Täterinnen sind, und klaro, es gibt sie. Alle von uns haben mal kurz gegrübelt, wie es möglich ist, dass so viele Amerikaner:innen nicht sehen können wer Donald Trump ist, aber das kann eigentlich so ziemlich jede/r, eben das Offensichtliche ganz bewusst nicht wahhrnehmen wollen, sodass es sich langsam verdreht und zu etwas wird, was man ertragen kann, weil es einem aus irgendwelchen Gründen unentbehrlich erscheint. Jeden Tag bastelt man doch bewusst oder unbewusst an der eigenen Erzählun, und kann sehr wohl erschrecken, wie viele gruselige und erschreckende Geschichten es da draußen gibt, und dass wir wissen, dass diese 50 Männer auf der Anklagebank nur ein kleines Symbol sind für die Spitze des Eisbergs, wo weitere Frauen und Kinder (und Männer) ihres Vertrauens in den lebendigen Fluss ihres Daseins beraubt werden.
Das Bild von der Sonnenblume vor dem ruhigen, raumspendenden Gemälde habe ich gestern bei Freunden gemacht, berührt von der zeitlosen Aussagekraft eines Himmels über der Erde, auf der die Dinge kommen und gehen und ihre unterschiedlich erfahrbare Lebenszeit haben. So steigen aus hohen Himmeln und dunklen Gewässern die Ideen und Gedanken auf, wie alles andere auch ausgerichtet auf Durchsetzungskraft und mehr oder minder begabt oder gewillt, das, was als lebenswert erscheint, umzusetzen in Farbe und Form, was auch gerne ‚Sinn des Lebens ‚genannt wird. Ich habe nie ganz verstanden, warum er da unbedingt reinmuss, liegt doch dem Ganzen ein auffallend unstabiles Gefüge zugrunde, was natürlich ängstigen kann wie ein zu langes Starren in die azurne Einsamkeit des Alls. So, als wüsste man nicht, dass wir umgeben sind vom Unwägbaren, der Quelle also des ganzen Konstruktes, ‚Welt‘ genannt. Und es ist auch klar geworden, dass der Mensch dieser von Energie strotzenden Leere gegenüber gar nicht ausgestattet, ihr gar nicht gewachsen ist. Und auch für die, die sich vom lebendigen Wuseln zurückgezogen hatten und haben, ist der Tag lang, dafür wurden Mythen und Mantren und Tantren erfunden, um den Wert der reinen Quelle zu preisen und zu besingen und mit Ritualen das Unbeständige zu zähmen, bis dieser Versuch wieder scheitert und die Schleusen sich öffnen und jeder äußere Halt verschwindet und das Chaos seine Wirkung entfaltet. Aber während die Zerstörungssucht ihren vernichtenden Staub in die Städte und Dörfer weht, erhebt sich eine Gegenbewegung. Wir müssen da nichts weiter tun als das, für was wir geeignet sind, zumindest gibt es dann Schadensbegrenzung. Und in die Geschichten schleicht sich kaum merklich ein heiterer Ton, oder schleicht er sich in das Wesen der Zeugenschaft?