Tatsächlich, ein Jahr ist vergangen. Ein Jahr, in dem wir auch manchmal dem mysteriösen Phänomen des Schicksalshaften gedankt haben, dass wir selbst so viele Jahre Frieden hatten, der verhältnismäßig ungestört war, man konnte nachdenken, überhaupt: selber denken. Man konnte einen zarten, liebevollen Blick in die Antike werfen, wo immer noch der Wind der Weisheit herweht darüber, wie der Mensch das kostbare Leben gestalten kann, das ihm von woher auch immer geschenkt wurde, sozusagen in den Schoß geworfen das gestaltbare Bündel, das sich mit anderen Bündeln in gemeinsamem Tun erleben kann und auch muss. Denn es gibt ja da grundlegende Fragen, die auch ohne eigene Entscheidung auf einen zukommen wie: was mache ich nun mit diesem Geschenk. Dann kommt eines Tages der 7. Oktober 2024. Viele Waffenlords müssen unvorstellbaren Reichtum erworben haben, denn immer mehr Männer müssen ran an die Waffen, man darf nicht mehr fragen: warum. Wenn das Chaos sich austobt, ist es zu spät, manche grundlegenden Fragen zu stellen. Über den Menschen und sein Menschsein auf Erden. In solchen Zeiten kann ein Drang sich von innen her melden, die Meinungen niederzulegen und Pfade zu finden, die einem noch möglich erscheinen. Auch der kreative Schöpfungsvorgang kann nicht kleingeredet werden, denn ist die Weltsituation nicht auch unser Gemälde? Immer frisch präsentiert von der derzeit herrschenden Macht, oft missbraucht von der Gier nach mehr, obwohl das Mehrhabenwollen so eine sichtbare Grenze hat. Es muss viel amputiert werden, Kinder verlieren ihr Augenlicht durch Bombensplitter. Und wir in den Gärten bekommen das hautnah mit, nur die Scheiben sind zwischen uns, was dann allerdings den Unterschied macht. Und auch hier im Schlaraffenland treiben Splitter des Irrsinns herüber: jüdische Menschen müssen wieder bangen um ihre Sicherheit, sie werden automatisch mit Netanjahus Taten verbunden. Wir müssen über uns selbst nachdenken, denn das Nachdenken über all das, und was es mit uns ganz persönlich macht, ganz zu lassen, ist leider auch nicht mehr möglich. Wir sehen ein aus der Not geborenes Erwachen von Mitgliedern der global community. Das Zünglein an der Waage richtet sich nach dem, was gedacht und gemacht wird. Auf einmal kann es viel bedeuten, wie man sich selbst als Mensch beteiligt.