fabrizieren

Herbstregen…wie geschaffen dafür, sich dem Versuch zu widmen, mich an sinnfreiem Denken zu erfreuen. Was heißt hier „sinnfrei“. Ich meine damit, dass es nirgendwo ankommen muss, keinen nützlichen Gesetzmäßigkeiten folgen, und wenn mir jetzt noch was Drittes einfällt, habe ich bereits einen neuen Sinn-Baustein erschaffen. Das ist wie das Anarchische, das die Ordnungen hervorruft, und das Abstrakte, das ohne Form nicht wahrgenommen werden kann. Deswegen geht’s auch samstags hier vor allem um Zaster, und wie man so mühelos wie möglich einen Goldtrog heranschafft. Jede/r weiß, dass da, wo was herauskommen soll, auch was investiert werden muss. Und der Weg zum Trog muss gegangen werden, und mit dem fangen wir heute an und lassen den geisterhaften Genius für sich reden. Was für das Leuchten der brillianten Idee, die nun heranwächst, vonnöten ist, ist einfach. Man mietet einen passablen Raum und bietet Wochenendausbildungsseminarzusammenkünfte an. Auf den 100 000 Flyern hat man zuvor schon das Verlockende angeboten, dem mit Sicherheit mindestens 500 Menschen nicht widerstehen können. Es wird auch Absagen geben müssen, denn der Saal fasst nur 500. Sie alle wissen, dass man in diesen kommenden Stunden…nein! nicht von der Ameise zum Adler geschleudert wird, sondern es wird nicht nur angeboten, dass man vom Bedeutungslosen sachte in die Tiefen eigener Deutung eingeführt wird, sondern am Ende dieser Durchführung wird jede/r TeilnehmerIn geadelt werden durch ein Dokument, das bestätigt, dass man auf geradezu geheimnisvolle Weise zu einer Deutungs-Hoheit geworden ist, und nun in der Welt mit einem beeindruckenden Folder unterwegs sein kann. In dieser Mappe liegt natürlich die ganze Investitionskohle, die aber keineswegs verloren geht, nein!, sondern der Preis für diese Auszeichnung ist nicht gering. Schließlich hat man nun das Recht auf Deutung erhalten und kann deuten, so viel man will. Ob man das nach diesen Seminaren allerdings noch will, ist genau die Frage. Man setzt also das Wochenende mit jeweils 10 Stunden am Tag an, wo gedeutet wird. Die Themen sind eigentlich ziemlich egal. Man kann auch malen lassen oder die politischen Bewegungen deuten lassen. Oder man macht es sich noch einfacher und regt an mit vielen Blättern und Stiften, sich mal selbst zu deuten, bis einem nichts mehr einfällt. Ja von wegen! Es fällt immer mehr ein, und wenn es kein Papier mehr gibt in der dritten Woche, weil sie alle zugedeutet sind, dann kann man den Überfluß auch tanzen. Der letzte Workshop könnte heißen „Das gedeutete Ich“. Es passiert natürlich wahnsinnig viel, denn der Deutungs-Hoheits-Leiter setzt keinerlei Grenzen.   Es geht bei diesem neuen Weg darum, die totale Deutungserschöpfung zu erreichen. Wer nicht deutungserschöpft ist, kann die Edel-Auszeichnung für sich nicht beanspruchen. Wie, Sie wollen weiterdeuten!!? Dann sind Sie noch nicht reif dafür, so etwas Kostbares zu besitzen. Die Krone der Deutungs-Hoheit ist die authentische Erschöpfung. Und nur von der eigenen Deutungssucht kann man wirklich lernen, wie schwer sich Süchte abbauen lassen. In den Workshops lernt man also, sich rigoros mit dem Deuten zu beschäftigen. Man erklärt, man interpretiert, man legt alles aus, was einem in den Sinn kommt, man kommentiert einfach alles und sagt mal so richtig die Meinung. Für all diejenigen, die das noch nicht können, kann der engagierte Deutungs-Leiter eine kleine Deutungsfabrik errichten ( wie es oben von David Lynch im Bild und dem Entwurf von H.R. daneben sehr hübsch dargestellt ist, natürlich in meiner eigenen Deutung), wo man unter Gleichgesinnten in den wahren Genuss der Deutungssucht kommt. Dann wird man langsam aber sicher reif für die Erschöpfung. Ist dieser Punkt erreicht, kann man sich für die Hoheits-Mappe bewerben. Es wird geprüft, ob noch eine Deutungsregung vorhanden ist und ob die finanzielle Lage des Mappenerwerbers so einen Besitz ermöglicht. In diesem Fall wird die Anbringung eines Haus-Safes geraten. Auch hier bahnt sich für den Coach ein lukrativer Nebenverdienst an, denn er bekommt von den Safeverkäufen Prozente. So wirkt alles mit allem zusammen und jeder hat was davon. Für die, die jetzt denken, das sei zu elitär, ja gut, sage ich dann, so what? Und wer deutet denn am meisten hier herum? Man bekommt ja die Mappe nicht für gutes Deuten, sondern durch das Erringen und Erreichen des Deutungslosen über das natürliche Mittel der Erschöpfung. Gerade dieser Zustand ermöglicht jedem eine funktionierende Herabschraubung der Ansprüche an sich selbst und andere, und bevor der Deutungs-Hoheits-Folder auf der eigenen Hand und im eigenen Safe liegt, hat man wie nebenher gelernt, einfache Dinge wieder zu schätzen: Herbstlaub…Bettdecke…undsoweiter.

 

continue

Jetzt spinne ich den Faden doch noch etwas weiter, denn es ist ja geradezu ein Spinnen, wenn man entweder in die Zukunft oder aber in die Vergangenheit zu viel hineindenkt, außer, man ist an bestimmten Forschungsgebieten interessiert oder man will z.B. an ein historisches Ereignis nochmal näher herankommen. Je näher man kommt, desto unwirklicher kann einem dann manchmal etwas vorkommen, wobei die Fakten oft die Bände sprechen. Eigentlich sind es selten Bände, sondern klare Gedanken. Die Erde, die mir auch gestern kurz vor Augen stand, gehört ja keinem, das ist ein Fakt. Sie ist da, so wie wir da sind. Auch ist zwischen Hüten und Beherrschen ein großer Unterschied, und zwischen Schützen und Ausbeuten. Ich finde, es kann einen zuweilen schon inspirieren, sich im Staunen aufzuhalten darüber, wie sehr etwas aus seinem natürlichen Ruder laufen kann. Das ist ein bisschen wie mit der AfD, wo vermutet wurde, dass die hohe Aufmerksamkeit auf das von breiterer Masse als „Übel“ Gesehene das Übel noch verstärkt. Wenn man in der Politik nicht tätig ist und auch sonst verhältnismäßig wenig profit-oder machtgierig, kann man mal einfach schauen, etwa, wie einem bei einem so einfachen Gedanken wie „die Erde gehört keinem“ fast mulmig wird vor Mut, es einfach mal zu wissen. Denn dass die Erde aufgeteilt werden musste und geordnet bei all dem Chaos, das Menschen anrichten können, ist klar. Aber das führt nicht logischerweise zum Besitzanspruch. Und zu Produktions-Besessenheiten. In diesem angestrengten Pflicherfüllungsprogramm geht das Spielerische vollständig verloren. Ich habe noch die letzten Eindrücke  und Spuren des Spiels in Indien erlebt, wobei die indische Kultur zwar von hoher Geistigkeit geprägt war, und das bis in die dunkelsten Ecken der Kollektiv-Psyche, aber es war eben ein Kollektiv-Phänomen, dass es den gehorsamen Kindern als selten erwachsen werdenden Menschen dennoch gelang, einen ziemlich reifen und innerlich gefestigten Eindruck zu machen, natürlich auch mit einem farbenfrohen Götterhimmel über ihnen und einem Wiederkommensprogramm nach dem Tod. Jetzt, wo die Lehrer des Genügsamen nicht mehr glaubwürdig sind, sinkt das Ganze wo auch immer dahin. Wir im Westen, die wir zwar den ausgeprägten Weg des Individuums erzeugt und viel Information und Erfahrung darüber angesammelt haben, stehen auch wie die Inder an einer Grenze, die geöffnet werden muss, oder das Gesuchte und Gefundene muss angemessen gehandhabt werden. Für die Inder der Umgang mit dem Hunger nach dem Produzierten, für uns im Westen eher die Frage, was dem Wesen eine innere Ruhe verleiht. Und wie kommt man da hin, wenn man ständig damit beschäftigt ist, etwas haben zu wollen oder zu müssen. Pflichten erfüllen zu müssen, so als gäbe es jemanden, der uns nach der Art der Ameisen beurteilt. Schau mal, wie fleißig die alle sind!!! Tag und Nacht auf Achse! Da fällt einem dann das Nichtstun schwer, denn man hält es für unzulässig. Dabei kennt man sich gar nicht mehr aus in dem Haus, in dem man zuhause ist. Deswegen bleibt auch die Kunst, egal, wie hoch sie bewertet wird, eine Randerscheinung inmitten der Menge, und erscheint nicht mehr da, wo sie eigentlich den Ausgleich bilden soll zu dem vorherschenden Scheinzustand, den sich jede/r zurecht legt, wie er/sie möchte. Vielleicht aber bildet sich auch die Kunst, was immer sie sei, immer weiter, und ringt um die Entnebelung des Traumes. Immer mal wieder hört man feurige Texte hinter Burkas hervor, Frauen fahren überall Auto, gratuliere!, immerhin ein Anfang, und gedacht wird auch, denn der Gedanke ist frei. Und es ist nun mal so, wie es ist. Und auch wenn ich selbst, wie das halt so ist, auf gutem Gelände leben kann mit atmender und schlichter Holzeingrenzung, und Zugang habe zu guter Nahrung und guter Gesellschaft, dann kann ich immer noch die Erde als einen Ort betrachten und behandeln, dem keiner von uns gehört. So ist durchaus auch erreichbar, von was man geträumt hat.

Gateway

Ähnliches Foto     Klar!, hat man sich gefreut, als die ersten Bilder vom Großraum da draußen zu uns kamen, und die Erde manchmal so klein erschien, der blaue Planet, auf dem einerseits so Ungeheuerliches und eine für keinen vorstellbare Vielfalt stattfindet und auf dem permanent Neues ersonnen wird, um den eigenen Plänen und Ideen und Wünschen und Trieben und Getriebenheiten Ausdruck zu verleihen, und vielleicht auch latentem Irrsinn vorzubeugen, oder sich selbst eine bewusste Erfahrung über Maß und Ausmaß der eigenen Schöpfungskraft zu ermöglichen. Und so blickt man zuweilen auf die Resultate all dieser Triebkräfte mit einer gewissen Verwunderung, denn alle Manifestationen tragen in sich menschliche Entscheidungen, die man durchaus einschätzen lernen kann, und manchmal in turbulenten Zeiten auch muss. Wir haben uns vor einigen Jahren selbst nicht denken können, dass wir wieder neu erwachen müssen, jede/r auf seine oder ihre Weise, aber doch ein Erwachen, das in der Lage ist, bekannte Gefahren einzuschätzen und mit dem Jeweiligen dagegen zu wirken. Wenn man sich nun von der Erde wegbewegen möchte, um ferne Welten zu erforschen, so finde bzw fand  ich die Arbeit von Gene Roddenberry (Raumschiff Enterprise), vor allem in der Umsetzung von „New Generation“ mit Patrick Stewart, einem exzellenten Shakespeare-Darsteller, ziemlich gut und unterhaltend, wobei sich auch zeigte, dass dem Unwahrscheinlichen immenser Raum gegeben werden musste, da wir keine Ahnung haben, ob wir tatsächlich der einzige Planet sind, auf dem es derart wuselt und tobt wie bei uns auf der Erde. Gutes Science Fiction ist wunderbar, aber als ich heute wieder einmal von so einem verwegenen und schweineteuren Projekt hörte mit dem verführerischen Titel „Deep Space Gateway“, da kamen mir doch noch andere Gedanken dazu. Dass der Geist frei ist, kann man nicht bezweifeln, auch wenn die Umstände Menschen oft bezwingen und beschränken und einschüchtern, denn es muss einem vermittelt werden und man muss es sich selbst ins Bewusstsein rufen. Und natürlich drängt der erfinderische Geist auch nach Umsetzung, und wer soll wen behindern, wenn die Mittel da sind und die Triebkräfte nicht gebremst werden. An solchen Stellen kommt mir immer wieder Julius Oppenheimer in den Sinn, der als „Vater der Atombombe“ gilt und dem großartige Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Da hat der Papa sich aber gar nicht beherrschen können und nachher hat es ihm so leid getan, als er gesehen hat, dass aus der Gottwerdung nichts wurde, nur viele Kinder waren tot, zerstört von seinem Genius. Und das berüchtigte Monderlebnis von denen, die „oben“ waren, und unten gar nicht mehr klar denken konnten, weil so ein Forschertrieb einen doch ganz schön schlaucht. Wenn das alles im Geist architektonisch zur Blüte gebracht wird, kann es zu einem Sichselbstsein führen. Aber Milliarden zu investieren, wenn auf der Erde so vieles im Argen liegt , um da oben eine Station zu errichten, von der aus Menschen dann zum Mars abdüsen können, da lächelt eine archaische Erdmutter auf einmal in mir ziemlich müde. Auf der anderen Seite: prima! Ab mit Euch zum Mars! Nehmt alle mit, denen es hier nicht passt, und findet Euch dort zurecht! Wir sehen noch einmal im inneren Bild den Planeten, übersät mit Gärten und Wassern, und Tieren, und seltsamen Wesen, Humanoiden genannt, denen es oft gar nicht gut geht, weil sie sich selbst und ihre Freude vollkommen verloren haben.

Ja, stimmt. Ich habe auch ein Gateway. Es ist von WordPress und ich habe mich dafür entschieden.  Schließlich navigieren wir hier durch eine Welt, die alle Anwesenden unter den Füßen und vor Augen haben.

(un)eingeschränkt

Es ist beruhigend, dass nur wir selbst letztendlich Verantwortung übernehmen können für unseren Seinsaufenthalt im Raum. Was heißt „letztendlich“, oder auch „zu guter Letzt“ ? Zu guter Letzt… ein schöner Begriff, es klingt wie ein guter Ausklang.  Das ist doch der Ton, den man da möchte, wenn der Weg vom Eingeschränkten zum Uneingeschränkten sichtbar wird.  Jedem/r hier Herumwandernden ist klar, wie viel Erfahrung und Abenteuer und Experimentierfreudigkeit und Schicksals-Annahme-Bereitschaft man braucht, und auch mal wilde Schrankenlosigkeit mittendrin, bis Schranken überhaupt als eigene wahrnehmbar sind. Ihre Auslöser, ihre Wirkungen… so als hätte man sich selbst den Weg verbaut und braucht nun die inneren Ausweispapiere, den gültigen Pass, um weiter zu kommen. Es gibt natürlich unzählige Spielarten des Seins, und wer kann jemals wissen, was seine oder ihre Weise für einen Anderen ist, außer man ist mit dem Anderen in Kontakt, auch das wieder eine vielbedachte Kunstebene, auf der u.a. Koriphäen sich um verlorene Verbindungen kümmern. Oder gibt es nur e i n e verlorene Verbindung, die es erschwert, auf dem Weg die Schranken als die eigenen zu erkennen.?  Ja, Dinge werden angetan, jedem Kind wird auch etwas angetan. Die als Katastrophen erfahrenen Erlebnisse bleiben ja nirgendwo aus. Jedes Schicksal ist komplex und kann schnell kompliziert werden. Man erfindet deswegen auch in Gesellschaften Umgangsformen, damit das Zusammentreffen so reibungslos wie möglich ablaufen kann. Man kann auch die Form umgehen, wenn man nicht sicher ist, mit ihr umgehen zu können oder zu wollen. Nirgendwo Zwang außer im Innen. Als ich zuerst nach Indien kam und erleben konnte, wie Inder erstaunt waren darüber, was Menschen aus dem Westen für „Freiheit“ hielten, da wusste ich, dass ich was Wichtiges von ihnen lernen konnte. Das war damals, als ihre Zeit noch mental in der Ewigkeit ruhte und es ein vorherrschendes und allen vertrautes Denken gab, das hatte damit zu tun, Freiheit als Höchstanstrengung zu einfachem und edlem Menschsein hin wahrzunehmen. Das hat die bösen und dummen Grimassen der Spieler im Weltendrama nicht alle geschult, aber es war als Allgemeinwissen zugänglich. Natürlich fällt mir jetzt der „Balken im eigenen Auge“ ein, zu dem man zurückkehren kann, wenn alles gesagt und getan ist zu guter Letzt und der Geist noch frisch genug für den Kraftakt, das Auge auf die inneren Begebenheiten zu richten, und damit auch Raum zu erschaffen für Andere. Dann erst weiß man, wie ungeheuer fordernd und fördernd Freiheit ist. Freiheit ist der ferienlose Zustand, auch wenn Muße zu ihrem Arbeitsfeld gehört. Das Ablassen von Meinungen, das Zurückholen von Projektionen, das Zugeständnis an klare Aussagen, das Treusein zum eigenen Empfinden, und zur eigenen Sprache,  die Unterscheidung zwischen Empfindung und Empfindlichkeiten usw….alles kann ja gerne da sein, gerne so differenziert und unabhängig wie möglich. Möglich ist, was da ist. Wie das jede/r sieht, ist auch ein Teil der immensen Freiheit. Es läuft immer wieder auf die Schulung hinaus, die einen anspricht. Erst die äußere, dann die innere. Wenn das Verborgene und das Sichtbare in gutem Dialog unterwegs sind.

Bild: ich sehe in meiner Pinselei einen in der Form gefangenen Vogel, dem ich aber zutraue, dass ihm der Flug in den Freiraum gelingt.

selten

Es gibt ein paar Zeilen in Sanskrit, die mir mal jemand vermittelt hat, und ich erinnere mich bei Gelegenheit an zwei der Verse, die sagen, dass es nicht in jedem Wald einen Sandelholzbaum gibt, und dass nicht jeder Elefant einen Mastix-Stein im Kopf hat. Ich weiß nicht, ob der Stein dasselbe Material ist wie der Harz des Pistazienbaumes, der auch Mastix  heißt, aber die Kunde geht, dass manchmal im Schädel eines toten Elefanten ein Stein gefunden wurde, der dann in der Krone eines Herrschers gelandet ist. Vielleicht hat ja der Spruch eine Wanderung von der herrschaftlichen Höhe in die tiefer liegenden Gefilde gemacht und ist am Stammtisch gelandet, wo ab und zu mal Einer einen in der Krone hat. Das fiel mir ein, als ich bei einer Runde im Wald diesen schwarzen Pilz oben im Bild gefunden habe. Eigentlich lag er mit der Fläche nach unten und ich war fasziniert von dem tiefen Schwarz des gefächerten Musters , und drehte ihn um. Da sah ich, dass er darunter diese weiße Pilzfamilie beherbergte. Neugierig drehte ich auch die umliegenden Pilze um, aber nur dieser Eine war bewohnt. Da fiel mir der Shloka (Vers) ein, denn nun wusste ich aus eigener Erfahrung, dass sich nicht in jedem schwarzen Pilz eine kleine Familie ansiedelt, und der Beweis lag auf meiner Hand. Eigentlich laufe ich ungern mit was in der Hand im Wald herum, und dann noch so was Delikates, aber da fiel mir noch was ein, und zwar, dass eine Therapeutin mal jemandem geraten hatte, ein paar Tage mit einem rohen Ei in der Hand durch die Gegend zu gehen. Ich fand das eine gute Idee und machte nun sozusagen  aus dem Pilzgebilde ein Ei, und kam mit allem heil zuhause an. Das passt natürlich auch alles schön zu den politischen Entwicklungen, denn nicht nur war bei der gestrigen Elefanten-Runde zu bemerken, dass in der Tat nicht jeder Elefant einen kostbaren Stein hinter der Schädeldecke trägt. Ich könnte auch, wenn ich wollte, mit meinem schlichten Photo eine zukünftsträchtige Botschaft für unser Land aussenden, denn siehe da, aus dem tiefen Dunkel des Ungewissen kann was schönes Helles sprießen. Wer weiß?

 

danach

Bildergebnis für menschenmengeÄhnliches Foto
Mein „Danach“ steht natürlich auch für das, was hinter der Wahl folgt, dieses Jahr in Form von Erschütterungen, die nicht nur den deutschen, sondern auch den Weltgeist angesichts der Tatsachen durchpflügen. Auch im Vorher hatte ich eine interessante Erfahrung. In meinem Blogeintrag habe ich mit verhältnismäßiger Arglosigkeit vorgestern das Wort „Volk“ benutzt, ohne zu ahnen, dass es Auslöser für herumwandernde Gedanken werden würde. Zuerst schien mir das Wort einigermaßen „normal“, denn es gibt ja nicht so viele Worte, mit denen man eine größere Menge Menschen, von denen man ein Teil ist, wenn auch nicht in allen Kontexten, sondern grundsätzlich, beschreiben kann. Ich könnte natürlich „Bewohnerschaft des Landes“ sagen, also ich eine deutsche Bewohnschafterin, na ja, oder Einwohnerin einer deutschen Menschenmasse, das geht auch nicht. Bin ich etwa auch beim Nachdenken belastet von dem Wort „Volk“, oder muss ich vielleicht doch mal drüberpusten und differenzieren, was sich unter der Staubschicht zeigt. Schon seltsam, dass in der Kombination deutsches+Volk etwas Braunes herumgeistert, und wenn die AfD das Wort „Volk“ sagt, es anders klingt, als wenn andere Deutschlandbewohner „Volk“ sagen. Ob sich die deutschen Türken als „deutsches Volk“ sehen, weiß ich auch nicht, und wie immer und überall wird es viele Meinungen geben. E i n Mal in meiner langen Geschichte mit Indien wurde mir der nebelige Wunsch erfüllt, mich entscheiden zu können zwischen indischer und deutscher Staatsangehörigkeit. Ich denke, dass ich mich damals dem indischen Volk gefühlsmäßig näher gefühlt habe als dem deutschen Volk, aber eine Bewohnerin der größten und streng geordneten Anarchie der Welt zu werden ohne den deutschen Pass als Hintertür, das musste ich leider ablehnen. Ich war ziemlich früh draußen in der Welt, aber auch „zuhause“ im deutschen Raum, und im jahrelangen Hüben wie im Drüben fand ich mich im Ausgleich und der inneren Synthese ganz stimmig und aufgehoben. Da ich froh und auch dankbar bin, dass ich bzw wir alle nach der traumatischen Braunfärbung und der monströsen Ausübung missbrauchter Macht eine Phase verhältnismäßiger Stabilität erleben, war und bin  ich dafür, sie adäquat zu nutzen, ja, was heißt das.? Nach meinen Indien-Aufenthalten wurde ich zwar hier in Deutschland kein anderer Mensch, aber es war schon eine Freude, dass das Leben hier so individuell  gestaltbar war, und das mit wenig Mitteln. Ich brauche vor allem Zeit, Raum und Muße für die Gestaltung dessen, was mir am Herzen liegt. Wir haben natürlich im Haus auch alles, was das sehnende Wesen beruhigt, es muss ja kein hungriger Geist werden. Selbst die deutsch definierte „Armutsgrenze“ ist noch ziemlich großzügig  beziffert, wenn man bedenkt, mit was andere Menschen auskommen.Der Begriff „Stabilität“ ist in der letzten Zeit öfters mal mit Angela Merkel verknüpft worden, und das mit Recht. Zur Zeit kann man sich doch wirklich niemanden vorstellen, der das Schiff durch die vergangenen Zeiten besser geschaukelt hätte. Jetzt sind eine Menge Menschen offensichtlich sauer auf die ostdeutsche Kanzlerin. Die vernachlässigten Kinder, gewohnt an Fremdbestimmung, schauen zu, was Mutti ihnen zumutet, und der Schritt zu kollektivem Hass ist nie weit, wenn man seinen Kompass nicht rechtzeitig ausgerichtet hat, was immer das heißen mag für uns Einzelne. Volk…Volk…ja was denk ich denn da. Eigentlich bin ich für Völkermischung und habe nie nur mit deutschen Menschen gelebt. Wir sind befreundet mit Afghanen und Afrikanern und ich sehe und erfahre jede gelingende Begegnung als Bereicherung. Auch bin ich nicht geübt für bestimmte Unterscheidungen oder Ausgrenzungen anderer Völker, obwohl man überall auf sie treffen kann. Wahrscheinlich bin ich das, was man eine Weltbürgerin nennt. Das Thema beschäftigt mich nicht sehr. Wo ich mich wirklich glücklich schätze, hier geboren zu sein (und in Berlin), ist, dass die deutsche Sprache meine Sprache ist. Wie gerne lege ich sie auch den ausländischen Freunden ans Herz, die sich mit ihr gigantisch abmühen. Ich kenne das vom Hindi. Es gibt Grenzen, die auch nach Jahren nicht aufhören, einem klar zu machen, wie fremd eine fremde Sprache sein und bleiben kann. Und Deutsch! Deutsch ist so eine wunderbare Sprache, die sogar Überlebende des von uns gründlich vernichteten Volkes wieder gebannt hat und fast gegen ihren Willen mit Wertschätzung erfüllt, zusammen mit den deutschen Komponisten und überhaupt mit dem deutschen Geist, wenn er sich schult darin, die sprachliche Höhe nicht in den Hochmut mutieren zu lassen, oder in die Egozentrik, oder zum Ausschließen anderer Völker aus der Ausgewähltsein-Gemeinde. Ja, nicht schön, wenn als Flüchtlinge zugelassene Jihadisten uns umbringen wollen, weil wir nicht sind wie sie. Das kennen wir doch, obwohl es manchmal etwas „primitiver“ aussieht im missbrauchten Islam…als bei uns? Gestern abend habe ich mir, wahrscheinlich mit einem Großteil der hier im Land wohnenden Menschen, die sogenannte „Elefanten-Runde“ angeschaut, die großen Tiere also. Mir fiel besonders Martin Schulz auf und wie froh ich noch einmal war, dass seine Siegersträhne so abrupt abgebrochen ist, denn da saß er, der gehässige Zwerg, und spuckte aus, was ihm im Kopf rumspukte. Wer will von so jemandem regiert werden? Gut, das AfD-Gespenst macht die Runde. Alles, was man im „Danach“ sehen kann ist, dass doch noch Bewegung in die Sache gekommen ist, und der Bann hat sich zumindest etwas gelöst. Manchmal kann es auch förderlich sein, wenn keiner weiß, wie’s weitergeht.

Tamara Ralis

Bildergebnis für Tamara Ralis

Eine sonderbare Stille umgibt die Wesen hier,

als seien sie Gestalten eines fremden Schöpfungstraums,

undeutbar mit den Inhalten unserer geronnenen Existenz.

Jeder trägt Bildnisse in sich,

und diese können sie einander schenken,

aber immer sind nur jene zusammen,

die sich in einer gemeinsamen Wahrnehmung befinden.

Sonst gibt es kein Gesetz, das sie bindet.

anziehen

Bildergebnis für japanische Tätowierungen
Die inneren Bewegungen des Volkes führen wahrscheinlich schon heute zum morgigen Wahlurnengang, und die Unentschiedenen können den Zwang des Entscheidenmüssens genießen, und genau da ist heute nicht nur ein weiterer Samstag, wo der sinnfreie Genius eine Leuchtform erschafft, sondern genau dieser Volksstrom will genutzt sein, um ein weiteres Goldesel-Produkt auf den planetarischen Markt zu schleusen. Viele von uns haben sich mehr oder weniger darüber gewundert, wie langsam aber sicher eine unvorstellbare Hautmenge der Menschheit in den letzten Jahren mit Nadeln bearbeitet wurde, sodass man rätseln durfte, ob unbemerkt eine kollektive Designerekstase ausgebrochen war und sich als Zeichen-Virus in rasender Schnelle verbreitet hatte. Beziehungsweise sind wir noch mittendrin und wissen nicht wirklich, wie viele wagemutige Auswüchse des bildhaften Grübelns sich in den inneren Windungen der Tätowierungsplaner aufhalten und noch auf Umsetzung warten. Was heißt umsetzen! Was mir im Rahmen eigener Nachfragen und Antworten dazu berichtet wurde, so geht man in den Nadel-Salon, um sich, wenn man mal wieder nicht ein noch aus weiß, dort beschmerzen zu lassen, bis die Wirkung der Nadelstiche die innere Rastlosigkeit übertönt. Das macht Sinn, deswegen lassen wir ihn links liegen und wenden uns  der aus diesen Beobachtungen heraus enstandenen und von Gold bereits prophetierten Idee zu. Denn es ist doch, so ungern wir es auch wahrnehmen, selbst auf der eigenen Haut nicht genug Platz, um alle Träume und Aussagen, die uns aus unserer unermüdlichen Quelle hervorsprudeln, zu angemessener Wirkung zu verhelfen. Es gibt zwar diejenigen, bei denen noch Platz ist, das sind die Zaghaften, und es gibt diejenigen, die sich noch für keinen Hautentwurf entscheiden konnten. Alle drei Varianten (voll – wenig- gar nichts), gehören zur hoffnungsvollen Klientel dieser brillanten Neuschöpfung, die nun im folgenden enthüllt wird. Und zwar handelt es sich um eine nagelneue Form des, (natürlich gendergleichgeschalteten) Anzugs, den sogenannten „Neo Pele Suit“!, also den „Neue-Haut-Anzug“. Er besteht aus feinstem Transparenzgewebe mit hautfarbenem Ganzkörperreisverschluss und wird in einem renommierten Designer Salon von hochkarätigen Meisterzeichnern mit Tätowierungen bemalt. Der bereits vollständig tätowierte Kunde kann sich hier eine neue Haut überziehen, wenn ihn seine Designs mal anöden, und kann in seinem Freundeskreis wenn auch kurzfristig, für Überraschung sorgen. Wirklich jede/r sollte einen oder mehrere echte Irezumi-Anzüge im Schrank haben und das Gefühl erleben, mal in eine andere Haut zu schlüpfen. Wem die japanische Kunstform nicht zusagt, der kann ja auf den verschiedenen Häuten nun endlich die Gesamtheit der ganz persönlichen Geschichte plazieren und sie jeweils anderen Schau-und Hörwilligen bei Kaffee oder Wein erzählen. Wenn sich der Harimono* Suit (*ein weiteres japanisches Wort für Ganzkörpertätowierungen) durchsetzt, wird er gesellschaftlich akzeptiert werden und damit muss auch auf die leidige Frage „wie geht’s denn so?“ nicht mehr geantwortet werden, denn man sieht, in welchem Teil der Geschichte der Träger oder die Trägerin sich zur Zeit aufhalten . Das eigene Leben kann natürlich auch sorgfältig auf das Gaze-Tuch gestickt werden, so, wie es eine norwegische Künstlerin auf der Documenta sehr anmutig und ellenlang präsentiert hat. Auch im Winter kann diese zweite Haut auch unter anderer Kleidung getragen werden und man kann überall, wo man möchte, eigene Geschichtsanekdoten für Tätowierungsdeuter zum Vorschein kommen lassen. Es ist immer schön, wenn mit einer guten Idee nicht nur Bewegung entsteht, sondern auch neue Berufe, wie zum Beispiel der/die TätowierungsdeuterInnen. Man kauft also eins dieser kostbaren Anfertigungen und geht damit zum Deuten, damit man mit der individuellen Deutung nicht alleine ist. So erfährt man was über sich und kann sich über diesen wunderbaren, schmerzlosen Weg etwas besser kennen lernen. Und man kann sich ins Goldene Buch der N.P.S.-Community (Neo-Pele-Suit Gemeinde) eintragen lassen und bekommt die neuesten Designs mit unserem Katalog kostenlos zugesandt. Schreiben Sie uns und werden Sie Goldgrubenpartner bei „N.P.S. unlimited“!
Das Bild zeigt eine schöne Irezumi Arbeit (auch denkbar als Neo-Pele-Kleid).

bewegt

„Kunst.Bewegt.“ steht auf der Karte, die mir beim Aufräumen in die Hände fällt. Eine Eintrittskarte von Schloss Moyland, lese und erinnere ich mich, denn der Grund der damaligen Reise war die Ausstellung von Beuys, den ich gerade neu oder überhaupt mal anders als schnell wahrgenommen hatte, und der dort einen festen Standort hat. Es passt ganz gut zu meinen Gedanken, denn der berühmte Ausspruch von Beuys, dass jeder ein Künstler ist (aber nicht alles Kunst) hat ja auch zu denken gegeben, auch weil man von Missverstandenem stets ausgehen kann. Daher der stetige Pfad zur eigenen Wahrnehmung. Ich will jetzt nicht die Tiefe des Punktes zwischen den beiden Worten ausloten, sondern habe innegehalten und mich gefragt, was sie denn tatsächlich bewegt. Beziehungsweise muss man wohl immer mal wieder durch das uralte Sinnen streifen mit der Frage, was sie, die Kunst, denn überhaupt für einen selbst ist, auch im Zuge der Wandlung und des eigenen veränderten Blicks auf die Aussagen des Erschaffenen. In der letzten Ausgabe der „Zeit“ war ein Interview mit Neo Rauch, das ich sehr ansprechend fand, obwohl ich seine Kunst weder tiefer betrachtet habe, sondern eher einem Impuls des Wegschauens gefolgt bin. Jetzt werde ich mal genauer hinschauen, denn dass er gerade auf dem Kunstmarkt der Renner ist, sagt über nichts was aus, außer dass es mal wieder einer geschafft hat, von irgendwem gesehen und eingeschleust zu werden in die anstrengenden und aufreibenden Prozeduren. Und die Relativität des Berühmtseins, wenn der kurze Rausch, dass man sich die notwendigen Materialien leisten kann, verraucht ist und die vielen Begegnungen mit den Menschen des sogenannten interessierten  Kunstpublikums eher ermüdend. Und für mich ist der Kern dieses ein Leben lang anhaltenden, inneren Vorgangs, frei von all den Tricks des Bedienens, Kopierens und was so alles als Kunst erscheinen kann, in der Tat die Freude, einen Ausdruck für das zu finden, was mein Innerstes bewegt, und von dem ich sehen kann, was in mir brodelt oder liegt oder heraus will an die Luft. Eigentlich habe ich einem Beitrag hinterher gesonnen, wo eine Gruppe, die was Gutes für Menschen tun wollte, eine 3d-Brille kreirt hat im Zusammenhang mit einem komplexen Programm für Alzheimer-und Demenzerkrankte, um mit bewegten Bildern aus ihrer Vergangenheit vielleicht einen Zugang zum direkten Leben, das sie vergessen haben, zu erschaffen. Das finde ich immer so tödlich, dass durch die Erzeugung solch kostspieliger und angeblicher Heilungsmethoden die möglichen Ursachen aus den Augen verloren werden. Wenn man aber bedenkt, dass die Gehirne so vieler Menschen sich in Räumen konstanter Fremdbestimmung bewegen, nicht nur durch ihre Arbeit, sondern durch das televisionäre Aufsaugen von Fremdleben und Programmen die eigenen Gehirnwindungen und Synapsen-Bewegungen  lahmgelegt werden. Natürlich kommt es auch hier darauf an, ob ich das Aufgenommene selbst reflektiere oder mich einfach belämmern lasse von dem Vorgesetzten. Aber es war auch ziemlich beunruhigend zu hören, als Walter Jens, ein einst geistig reger Mensch, in die Tiefen der Alzheimer-Höhlen abwanderte. Allerdings wurde auch berichtet, dass er mit sich selbst im noch wachen Leben streng war und sich vieles nicht gönnte, und nun im Rollstuhl selig lächelnd mit der Betreuung in den Supermarkt gefahren wurde, wo ihm leckere, belegte Brötchen gereicht wurden. Rührend, aber auch keine Befreiung der Unruhe, wie so etwas passieren kann. Deswegen fielen mir vermutlich die beiden, durch einen Punkt getrennten Worte noch mehr ins Bewusstsein. Wenn Kunst nun die Fähigkeit sein sollte, dass es dem Menschen gelingt, für das, was er ist, einen adäquaten Ausdruck zu finden, für den bekanntlich jede/r unterschiedliches Material und Werkzeug und Instrumente braucht, bis es heraus ist und immer wieder geboren wird, was eine gewisse Unruhe der Bewegung hervorruft, dann, denke ich, bleibt die Schaltzentrale des Gehirns auch in Bewegung. Wir wissen ja nicht, wann einer innen erfriert oder erkaltet oder sich nie wirklich erreicht hat, sondern in den Bemühungen stecken geblieben ist oder dem Druck nicht mehr spielerisch begegnen konnte, und wann die tödlichen Schlingen der Erstarrung ihre Netze auswerfen. Wenn die Reduktion des Seins keine Freiräume erschaffen hat und keine Loslösung von Glaubenssätzen mehr möglich ist, ja, was soll denn da automatisch erhalten werden? Dann erfährt man, dass LehrerInnen immer noch schlecht bezahlt werden und überhaupt gibt es zu wenige von ihnen, und die meisten sind gestresst und überfordert. Und sind sie ausgerüstet mit Künsten, die eine Gegenbewegung zu all diesem Irrsinn darstellen könnte? Wir leben im Zentrum des Irrsinns und der Ohnmacht, wenn alles, was einem halbwegs nüchternen Geist natürlich vorkommt, plötzlich die Macht eines unerreichbaren Wunders annimmt. Dass aus Kindern Erwachsene werden können, die in der Lage sind, sich selbst zu erschließen, und dass sie das Werkzeug dazu von Anfang an mitbekommen haben, basierend auf einer Liebe, aus der sie bewusst empfangen wurden. Gut, das sind nun wirklich die Künste, bei denen jede/r letztendlich allein entscheiden muss. Genau.
Bild: Eintrittskarte mit kinetischem Sandrahmen und Sandauge.

blicken

Das Bild zeigt eine weitere Variante aus meiner neuen kinetischen Sandwerkstatt, die ich soeben „Schönheit und Schrecken des Ungeformten“genannt habe. Auch hier, wo man praktisch kaum was erkennt, sieht jede/r bzw verbindet jede/r  was anderes damit, und wer nicht sehen kann, kann fühlen, und wer sagt, dass fühlen und sehen nicht dasselbe sein können oder sind.

Ich habe mal früher von irgendwem gelesen, dass es bestimmte Gedanken gibt, um die „man“ nicht herumkommt im Leben. Wen ich da jetzt mit „man“ meine, weiß ich auch nicht genau, vermutlich DichterInnen und DenkerInnen und klaro, KünstlerInnen, und schon sitzt man im Zentrum des Debakels. Also, sagte  ich damals zu mir, will ich auch über Tod und Liebe und Wahrheit und Kunst undsoweiter nachdenken!?, und Gott natürlich, um Himmels Willen, wer käme drum herum, weiß man doch ziemlich spät erst, was man im Oben wirklich vermutet, und was im Unten. Dann muss man in beiden genug herumstreifen, um mehr Gewissheit darüber zu erlangen, was man denkt, und wie man es selbst sieht. Hier komme ich mal wieder wie automatisch auf die Bedeutung des Blickes oder des Blickens, des Einblicks und des Ausblicks und des Durchblicks, und wo blickt man selber durch und wo nicht. Und wo und wie lernt man die Unterschiede. Der Blick, den ich mir selbst im Laufe meines Daseins erzeuge, der ist für die Anderen schwer nachvollziehbar. Der einfache und direkte Zugang zu der komplexen Welt anderer ist zwar zu einem gewissen Grad immer möglich, aber andrerseits z.B. durch kulturelle Strukturen sehr erschwert. Ich habe auch in Indien lange Jahre gelebt, bevor der erste Moment von genug Vertrautheit auftauchte, um sich gegenseitig einschätzen zu können. In meinem Fall wurde ich natürlich über meine Kenntnisse der kulturellen Gepflogenheiten und der Sprache des Landes wahrgenommen, auch konnte über die Bewegungen und Handhabungen der Dinge, die ich dort gelernt habe, ein Verstehen überhaupt erst aufkommen. Es gibt auch immer die wortlosen Tiefen zwischen Wesen, klar, nur sind sie eher mysteriös als fundiert, denn man weiß ja von Menschen eigentlich nur das, was sie einem über die Sprache vermitteln. Denn der Blick wird bekanntlich gern getrübt, sei es durch eigene Wünsche oder Beurteilungen oder Meinungen oder lange geübte Einstellungen oder Muster aus der Kindheit usw.. Was ist überhaupt ein klares Sehen, ein klarer Blick? Wenn man sich zB Trump anschaut und merkt, dass er offensichtlich seinen Blick für einen glasklaren hält, kann man schon überrascht sein. Man kann davon ausgehen, dass jede/r von uns seinen oder ihren Blick für den glasklaren hält. An diesem delikaten Punkt schreiben Schreiberlinge gern über den Wert von Freundschaft, die es ermöglicht, auf bestimmte Gestaltungen in den Persönlichkeiten hinzuweisen, die für nervig oder unförderlich gehalten werden, man selbst aber vielleicht nicht sieht oder nicht gerne hinschaut. Dann gibt es natürlich die anderen, auch eine größere Menge, die leben ihre mentalen Einstellungen in Zwiespälten und Loyalitätskonflikten aus, ohne die rigorose Entscheidung zum Beisichsein selbst gefällt zu haben. Zwar wirkt das sogenannte „Böse“ oft sehr isoliert von allgemein erwünschtem Menschsein, aber auch durch das sogenannte „Gute“ als vorherrschendes Gedankengut oder praktische Ausweichbahn kann man die Grenzen der Glaubwürdigkeit erkennen. Auch wer keinen Konflikt will, muss konfliktfähig sein, denn wie kann man sonst die Schattentänze lernen und praktizieren, denn egal, wie man es letztendlich sieht, so ist es genau der Blick, an dem wir uns erkennen und mit dem wir umgehen können oder müssen, und den wir senken können und leuchten lassen, je nachdem, wie wir die Umstände für uns gestalten konnten, denn wir haben unseren Blick doch mitgestaltet!? Ich darf nochmal, gerne!, hinweisen auf den ungeheuren Augenblick in der Quantenphysik, der mir jetzt selber wie von selbst zuströmt, gespeichert wie er ist in meinen beweglichen Archiven, nämlich als der erste Mensch dort während der Experimente erkannte, dass es die Wirkung seines Blickes war, die sich auf einmal als die Bewegerin der subatomaren Partikel zeigte, und nicht ihre inhärenten Gesetzmäßigkeiten. Jeder Blick also gestaltet die Materie, auf die ich schaue, was zu einem geradezu ungeheuren Gedanken führt, nämlich dass ich (auch) bin, was ich sehe, auch wenn nirgendwo eine letzte Wahrheit lauert.

schöpfen

Was die Politik betrifft, so ist es interessant, dass man hier auf öffentlicher und globaler Ebene zuschauen kann, wie Dinge sich anbahnen und letztendlich dann auch geschehen, oder auch nicht geschehen. Eine verbreitete Unruhe ist durchaus angebracht, wenn man sieht, dass Donald Trump z.B. keinerlei Einschätzung hat von der realen Gefahr, die von einem perversen Geist wie dem des nordkoreanischen Machthabers ausgeht, dem es Spaß macht, den blonden Dummkopf zu reizen, und dem es zusagt, sich als Auslöser höchster Alarmstufen zu erleben. Dass Menschen sich immer wieder in den Auswirkungen egozentrischen Irrsinns bewegen müssen, ist ein Phänomen des Menschseins. Dass kultivierte Zustände und Ordnungen im menschlichen Geist auf dieser Ebene für die jeweils Ohnmächtigen eine Hilfe sein konnten, hört man auch manchmal, aber es widerstrebt einfach dem selbständigen Denken, dass es zumindest vom äußeren Bild her so scheint, als wäre das Dumme sehr mächtig, und vor allem sehr gefährlich. –  Die Bilder oben zeigen Linien in einer Sandmaterie, die ich gestern in einem Laden für Kunstmaterialien gekauft habe. Der Sand war bereits im Laden ausgelegt, damit man  Erfahrung damit machen kann, den „kinetischen“ Sand, wie er genannt wird, also erspüren. Man erspürt auch, es ist etwas unheimlich. Zäh fließt einem wie in Zeitlupe der Schöpfungsstoff durch die Finger. Ich kann dieses Mal nicht widerstehen und nehme das kleinere Paket mit, teuer fand ich es auch. Zuhause wird natürlich von mir damit geformt Zuerst war die Schöpferfreude angeregt, es braucht nur eine kleine Bewegung, und die Masse bewegt sich wie von selbst, eine Art flüssiger Urmaterie, wo man gern wüsste, was man eigentlich jetzt, wo man sie hat, erschaffen möchte. Das Irritierende ist, dass es zwar bildet, was man möchte, aber es zerfließt auch ganz schnell und zerdehnt sich auf geisterhafte  Weise. Ich musste an die Erfindung des Schaumgummis denken, die einem puren Zufall zu verdanken war, sozusagen einer Verlegenheitslösung. Ich hole also eine antik anmutende Tonschale herbei und lasse die Masse sich darin ausbreiten. Dann hebe ich aus dem Sand mit den Fingern das eine oder das andere hervor. Ich beobachte, was sich ergibt. Wenn das Konstrukt zu hoch ist, löst es sich auf, indem winzige Teile sich langsam herunterbewegen und mich an Ground Zero  erinnern und an einige der unvorstellbaren Schreckensbilder. Ich habe dann die beiden Photos oben gemacht vom flüchtig Entstandenen und wieder Verwehten. Man möchte nicht, dass sich das, was man als festgefügt angenommen und gesehen hat, so mühelos auflöst vor den Augen. Wir wissen ja, dass die Materie durchlässiger ist, als wir gemeinhin denken. Aber die Auflösung des mit dem Materieblick Umfassten ist unheimlich. Wie ein Zeitraffer, der das Dagewesene vor Augen führt, als wäre es einfach gekommen und wieder verschwunden, was es ja auch ist. So lernen wir über die Materie u.a. das Ausgesetztsein im Ungewissen und die  Auflösung dessen, was ist und was war.

beitragen

Im Bild sieht man ein von mir beigetragenes Wahlplakat, klar, etwas spät, aber ich werbe ja auch nicht für eine Partei, sondern für eine Art der Gelassenheit im Angesicht des Unvermeidlichen. Es ist ein meinungsfreier Beitrag. Nicht, dass ich  nicht auch mal darüber nachdenke, warum die Grünen von uns jahrelang auf grün Ausgerichteten nicht mehr gewählt werden wollen,  jaja, „verde, que te quiero, verde“(Grün, wie ich dich liebe, grün (Lorca), das ist lange her, und der unmutige Finger drückt dann doch CDU, weil der dazugehörige Kopf eigentlich nichts Schlechtes sehen kann an einer Zeit, wo das Land in guten Händen ist, nicht nur Merkels, sondern Schäubles und Steinmeier etc, und ein exzellenter Regierungssprecher haben Hände im Spiel, echt. Aber gut, die rumorenden Stimmen können auch verstanden werden, letztendlich kann so vieles scheinbar verstanden werden, sodass es Zeiten gibt, wo man gar nicht so viel verstehen will, bzw. man schaut schon hin und lässt wirken, ohne zu viel Meinung draus zu basteln. Mein Wahlplakat oben zeigt eine zugegebenermaßen ziemlich seltsame, aber genderoffene Figur beim Kontemplieren während der Wahlwoche, oder auch schon vorher, und danach auch. Das Fenster zeigt genug Himmel, um zu wissen, dass draußen alles weitergeht, und auch die Sonne ihre Ferien und Auftritte hat. Was man dann auch bedenken kann ist, wie geradezu unheimlich gut es uns allen geht, sodass automatisch Nörglerstimmen auftauchen, die denken, wenn es den Menschen zu lange zu gut geht, fangen sie an zu klagen und brauchen eine Opposition, eine Erschütterung, die die Erde, auf der sie friedlich leben, mal so richtig durchackert. Aber wenn man selbst beobachtet, sieht man gar nicht so viel Ackern, das ja auch in friedlichen Zeiten möglich ist, doch nun ist es wohl eher so, dass viele alles haben, was ihr Wunschprogramm aufgerufen hat, und jedes Verlangen hat am Anfang und am Ende eine Grenze, es ist die Natur des desirabelten Habens, dass es den Geist schwächt, der nicht auf ein Weiterleben vorbereitet war. Ich meine jetzt ein Weiterleben mit sich, denn das ist ja nochmal etwas anderes als mit den Dingen. Da kann es dann passieren, dass man erkennt, dass man sich aus den Augen verloren hat und ist froh, dass man an eine Wahlurne zitiert wird als verantwortungsvoller Wähler, der dadurch wieder daran erinnert wird, dass er eigentlich frei ist und wählen kann. Und die Ignoranz-Schelte hat man auch schon hinter sich und weiß, dass man über einen halbtoten Menschen nicht achtlos steigen sollte, denn das wird teuer. Ja also meine Gedanken für eine Partei, die es nicht gibt, wären eine gelassene Grundstimmung, in der man, wie das Wählerwesen auf meinem Plakat,  schon gedankenorientiert ist. Wie will ich leben? Und lebe ich so, wie ich möchte?, könnten zum Beispiel die Fragen lauten. Zugegeben, auch nicht so spannend, oder vielleicht doch. Derweil regiert Angela Merkel, die engelsgleiche Hochdiplomatin, das erstaunlicherweise doch sehr gesundheitlich angeschlagene deutsche Volk, wie wild unterwegs zu Yogakursen und Yudoübungen und Rehabilitationszentren, sodass man gar nicht mehr weiß, warum alle so krank sind, wo der Frieden doch gesund sein soll. Ja also Frau Merkel führt das oft elendlich klagende Volk der alles Besitzenden als Landesmutter durch die Seelenkrise. Das Ding ist eben, dass wir die „gute“ Zeit kreativ oder wie auch immer nutzen können. Who knows, was kommt, es sitzt uns ja schon seit Jahren im Nacken, und der Frieden ist erstaunlich lang und anhaltend. Ja also ich würde dann, im Ernstfall interviewt, doch auch die Partei des bedingungslosen Grundeinkommens wählen und bei der Stimmensammlung mithelfen, und das wäre doch auf der bürokratischen Ebene chaotisch und aufwühlend genug, bis es klappt. Da könnten alle lamentieren was das Zeug hält, aber viele wären auch ziemlich zufrieden mit dieser Revolution, und alle wüssten auf einmal, dass sie keiner zwingt, kein Gott und kein Boss, auf den Straßen und in den Staus der Welt ihr Leben zu genießen, oder auch nicht.

belastet

In jedem verbrachten Leben bekommt der oder die Lebende unter anderem mit, dass neue Worte entstehen, die man sich entweder erschließen kann oder sie verschlossen oder ungehört halten. Oder sie gar nicht erst hören. So habe ich heute zum ersten Mal das Wort „Parentifizierung“ gehört und weiß, dass ich manchmal auch gerne diejenige bin, die ein Wort noch nicht zu Ohren bekommen hat. Nun gibt es viel Fachliteratur und Menschen schreiben ungeheure Werke, die kaum einer verstehen kann. Wir kannten mal einen Physiker, der auf der Nobelpreisliste stand, in dessen Lebenszeit es angeblich nur einen einzigen Menschen gab, der seine Formelwelt nachvollziehen konnte. Offensichtlich muss diese akrobatische Mystik auch ein Resultat hervorbringen oder irgend etwas weiterbringen, was irgendwem noch nicht weit genug gediehen scheint. Sinnfragen und ihre Grenzen. Aber wenn einem breiten Publikum ein zutiefst erschreckendes Wort wie „Parentifizierung“ untergeschoben und dann die übliche Statistik dazu geliefert wird, kann man das schon mal auf sich wirken lassen. Ich habe also verstanden, dass es eine hohe Anzahl von Kindern gibt, das nur in Deutschland registriert, die mit süchtigen oder hochdepressiven Eltern aufwachsen, die sich nicht nur kaum um die Kinder kümmern können, sondern das Kind übernimmt die Elternrolle und wird dadurch im natürlichen Ablauf seines Lebens gestört. Wie kann ein Kind solche Zustände einordnen? Ich muss gerade immer mal wieder wegen der ein paar Wochen alten Katze bei uns im Haus an die Zartheit und Ungeschütztheit von Kindern denken. Nicht um Kinder und Tiere zu vergleichen, sondern um wahrzunehmen, wie so ein offener Geist, der noch keinen Schaden erlitten hat, sich für alles Bewegliche interessiert und sich unter einem aufmerksamen Blick spielerisch der Welt zuwendet und wie leicht das Wesen erschrickt, wenn sein Dasein nicht beschützt und willkommen geheißen wird. Und das Gestörtsein des Menschen wird dann als zur Gesellschaft gehörend deklariert oder ein Begriff gefunden, mit dem man es nennen kann, bis die vielen Fallbeispiele in den Büchern erscheinen, die man selten vor Augen bekommt, auch weil die Sprache dann zu spezifisch wird  und sich neue Welten bilden mit dem diskutierten und angewandten Wissen, sodass das Gestörte besser zugänglich wird. Und vor dem Gestörten liegt der Schmerz. Ist das dem Kind Zugemutete zu überfordernd, muss es notgedrungenerweise abgespaltet werden und wirkt im Schicksalsdrama in eigener Regie, die als das eigene Erleben gar nicht mehr erfahren werden kann. Meine Mutter hatte auch gewisse Suchttendenzen, die ich immer als angenehm registriert habe. In meinem Familienkreis haben alle Frauen leidenschaftlich geraucht. Meine Mutter ging auch unterwegs mal gern ins Kasino und für diese Gänge „durften“ wir schon mal älter aussehen, mit hohen Schuhen und so, weil wir ja auch rein dürfen mussten in die Halle, denn wo sollte sie uns lassen? Das war für mich aber nicht so belastend, sondern belastend war, dass sie oft lange nicht da war, und meine Schwester mich vollkommen in Anspruch nahm, und all meine Aufmerksamkeit forderte, mit der ich eigentlich mein Eigenes vorhatte. Das ist auch so ein tricky Effekt: es wird sich nicht um einen gekümmert, dann kümmert man sich aber ein Leben lang um andere. Und wenn man Glück hat, fällt es einem eines Tages auf, dass man sagt „ich kann nicht mehr“, und es auch tatsächlich hört. Wenn man merkt, dass man sich selbst nicht hört oder keinen Ausdruck findet für das Ertragene, ist es wirklich ratsam, Begleitung zu holen, bis man die Worte hat. Man braucht die Worte, um sich zu verstehen und sich anderen verständlich zu machen, wenn das gewünscht ist. Ja, eigentlich kann ich sagen, dass ich mich erst jetzt erhole von der Bürde, die meine Schwester, natürlich unbewusst, auf mich geladen hat, indem sie von mir als Kind gefordert hat, sie in meine Welt einzuschleusen und dort mit meinen kreativen Passionen zu unterhalten, was zu ungeheuren Anstrengungen geführt hat, die sich ins wahrhaft Unsägliche gesteigert haben. Allerdings waren meine Eltern in der ihnen gegebenen Zeit ziemlich gesund und humorvoll unterwegs. Dass man das Bewusstsein für Menscherzeugung nicht verantwortungsvoller vermitteln kann, ist klar. Verblüffend ist es trotzdem, dass Menschen so verhältnismäßig einfach hervorgebracht werden können, die dann zB parentifiziert, heißt: hochgestört unter uns herumgehen, beladen mit unausprechlicher Last. Da kommt dann wohl das sogenannte Glückselement dazu, wenn man auf Wesen trifft, mit denen man sich erholen und zu sich kommen kann.

Hilde Domin

Ähnliches Foto

Rückzug

Ich bitte die Worte zu mir zurück
Ich locke alle meine Worte
die hilflosen

Ich versammle die Bilder
die Landschaften kommen zu mir
die Bäume die Menschen

Nichts ist fern
alle versammeln sich
so viel Helle

Ich ein Teil von allem
kehre mit allem
in mich zurück
und verschließe mich
und gehe fort
aus der blühenden Helle
dem Grün dem Gold dem Blau
in das Erinnerungslose

weiden

Draußen nebelt es ziemlich intensiv und die Trauerzypresseneinsamkeitsgedichte wandern durch die Gehirnwindungen. Aber es ist Samstag, der Tag, den ich mir gönne für das Sinnfreie. Das hat mich nicht abhalten können die letzten Samstage, großartige Produkte für den Weltmarkt zu entwerfen zur kostenlosen Bereicherungschance, aber das möchte ich heute nicht, an Weltmarktprodukte denken zu müssen durch selbsterzeugten Ideenzwang, sondern ich möchte etwas Erfrischendes für den Hausgebrauch vorschlagen anhand meines eigenen Konstruktionsbeispiels. Die Idee dahinter strotzt geradezu vor Schlichtheit, denn man braucht lediglich eine minimale Fläche, die einem winzigen Podium ähnelt, meine ist 10 cm im Quadrat und braucht nicht höher sein als 2cm. Diese Fläche nennen wir eine „Augenweide“. Allein das Wort A-u-g-e-n-w-e-i-d-e transportiert einen in eine Wohlbefindlichkeit. Nun hat man eine eigene Augenweide und kann im Raum nach Dingen suchen, an denen man weiden will. Man bringt also die Augen in Umherstreifbewegung, das gefällt ihnen und sie werden wach und aufmerksam. Da die Weide klein ist und auf jedem Schreibtisch einen angemessenen Platz einnehmen kann, gilt es nun, Objekte zu erspähen, die darauf passen. Vielleicht erschrickt jetzt so mancher Erwachsene, wenn er oder sie einsehen muss, dass im Zimmer keine ganz kleinen Dinge herumstehen oder liegen, die man dort auf der Weide zum Leben erwecken könnte. Gut, das macht ja nichts, denn es ist Samstag. Wenn man Kinder hat, kann man bei ihnen nachschauen, ob da im üblichen Spielzeugchaos was Passendes rumliegt. Wenn nicht, kann man z.B. ein kurzes Wort aus der Zeitung nehmen und die Augen daran weiden lassen. Das Wort muss dann natürlich Weidenpotential enthalten, sonst ermüden ja die Augen. Bei meiner eigenen Weide dachte ich zuerst auch an Gras. Man könnte auch eine 10 cm große Grasfläche draußen rausschneiden und die Augen zum Beispiel auf dem Schreibtisch sich genüsslich auf dem frischen Gras mit dem satten Grün auftanken lassen, denn bei dem im Volksmund „Sauwetter“ genannten Klimazustand der letzten Tage kann es leicht passieren, dass man, obwohl man Gummischuhe besitzt, trotzdem nicht gerne hinausgeht, da kann man den Augen trotzdem Trost bieten. Aber mit meiner ersten Weidenkomposition bin ich auch ganz zufrieden. Ich fand bei mir diese indische Pyramide, der ich auch damals, (nebst vielen TouristInnen) nicht widerstehen konnte, denn sie besteht aus drei Teilen, bei denen jeweils verschiedene Überraschungen auf einen warten. Außerdem liegt in meiner Pyramide noch ein Geheimnis, das sich nicht so leicht lüften oder heißt es liften lässt. Es ist ein Auge, das auch als Ohr wahrgenommen werden kann. Würde ich das jetzt erklären, wäre ja das Geheimnis futsch. Dann lag vor mir bei den Stiften dieser Löwenkopf, der der Pyramide einen majestätischen Eindruck verleiht. Das Gehirn stellt sich auf Wüstenkulturen ein. Im ersten Bild meiner Weidenfläche sieht man vorne ein Geschenk unseres ehemaligen, sehr geschätzten Druckers. Es ist ein Messingstreifen, auf dem in Spiegelschrift „inspire“ steht, das habe ich auch schon lang nicht mehr angeschaut. Inspire! Alles ist Aufruf zum Lebendigen! Ja, dann sieht man im zweiten Bild meiner Augentrost-Weide die drei Teile mit dem Geheimnis, von Tieren bestaunt,  und zu guter Letzt zwei Schafe, die sich in der Pyramidenfläche spiegeln. In der Zwischenzeit ist man ziemlich gut drauf und kann sich anderen Dingen widmen. Aber man kann von meiner Idee des Augenweidens auf der eigenen Augenweidenfläche als erster morgendlicher Gehirnmassenbewegungssport durchaus profitieren.

umgehen

Interessant, dass das Wort „Umgang“ sich noch beschäftigt mit dem Anwesenden, „umgehen“ aber schon eine Distanz ausdrückt. Wir alle sind gefordert,  uns einen entsprechenden Umgang mit Dingen und Menschen und Tieren usw. anzueignen, und wir können auch auf Distanz gehen, wenn das Vorgefundene unserer Befindlichkeit nicht entspricht. Spätestens hier würde es in einem gemeinsamen Gespräch zu sehr unterschiedlichen Äußerungen kommen. Das sogenannte Wissen über das Menschsein ist jederzeit zugänglich, sodass auch die Vorstellung verbreitet ist, man wüsste automatisch, was man hört oder liest oder sagt. Auch wenn mein Blick zuweilen über meine kleine, exzellente Ansammlung von Büchern mit gut durchdachtem Gedankenwerk schweift, würde es mir schwerfallen, zu sagen, was davon in meinem eigenen Gehirn so eine Tiefenwirkung ausgelöst hat, dass sich etwas davon, wenn auch in homöopathischer Dosis, in meinem Leben umgesetzt hat. Außerdem wird man meist von dem angesprochen, was einem zusagt und einem entspricht, wobei es dann zu weiteren Feldern kommt, wo man lernen muss, mit dem umzugehen, was einem gedanklich und wesentlich gar nicht entspricht. Mir wird immer wieder mal vermittelt, es gäbe so wenige Menschen, die sich tief und ernsthaft um die eigene Seinsweise kümmern, mit der sie sich als Mensch unter Menschen komfortabel fühlen. Dann wiederum dauert es so lange, bis der Komfort im eigenen inneren Wohnbereich als komfortabler Raum empfunden werden kann, ein sehr anregender Zeitvertreib, sich die Architektur des persönlichen Wesens einmal auszumalen. Ist es hell oder eher halbdunkel belichtet, sind die Räume offen oder verschlossen, gibt es Stockwerke und Ebenen, auf denen man herumwandern kann und vielleicht finden, was der Vorstellungskraft verwehrt war? Immer wieder gab und gibt es Meister dieser Innendehnungen, die den Beobachtern des Seins eine Möglichkeit schenken, den Blick zu weiten in das uns selbst Unvorstellbare, wie zum Beipiel Escher oder Borges. Lehnt man sich allerdings zu weit hinaus auf Galerien, die man nicht sorgfältig gebaut hat, kann es zu Unfällen und Abstürzen kommen. Wir alle konstruieren unsere Welt, bewusst oder unbewusst, und sind entweder im fließenden Strom beheimatet oder vom Zugzwang der Geschehnisse geprägt. Meist kennen wir beides. Oder man trabt mal eine Zeitlänge auf einem verlockenden Pfad entlang, den man für den Pfad der Pfade hält. Und wann und wodurch gurgelt das erlösende Lachen hervor? Alle Menschen, denen wir begegnen, sind ein gigantisches Programm an inneren Vorgängen, die oft erst durch gesuchte Hilfe oder Hinweise entheddert werden können, beziehungsweise bewusst gemacht. Alles, was innerhalb des persönlichen architektonischen Stils beobachtet und bewusst gemacht wurde, greift nicht mehr aus nach uns mit den Krakenarmen. Wer soll unsere Systeme entstören? Auch von Freud wird berichtet, dass er von gesunden Menschen ausging. Hat er sie gefunden, oder ist es eher so, dass wir ausziehen in die Forschungsgebiete des menschlichen Universums, weil wir nach der Entstörungstechnik suchen, die dieses Phantom der Gesundung als Wegweiser hat. Immer ist alles da, auch der gesunde Menschenverstand, auch die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen und zu verstehen. Ich selbst fand die Kulturen immer bemerkenswert, die das menschliche Verhalten und den Umgang mit dem Vorgefundenen als einen Blick auf den Tod empfohlen haben, auch wenn ich selber auf die Idee des Weiterlebens keinerlei ausschließenden Wert mehr lege. Die Einstellung, einen guten Tod erleben zu können, muss auch nicht zu einer Todeskarotte mutieren, aber ich eigne mir hier das heutige Bild an, das mir mal als Vision weitergegeben wurde, und mache mein eigenes draus: man sieht also eine Terasse, die mit ihren schlichten Säulen den Rand des Horizonts streift. Darauf erscheint irgendwo eine dem/der Dahingehenden entsprechende Ausblicks -und Lagermöglichkeit, und die dazugehörige Stimme sagt herzlich: schön war’s, und jetzt ist es Zeit zu gehen. Ich wünsche allen Anwesenden weiterhin gutes Gelingen. Für diesen schlichten Moment ackert man sich letztendlich durch die Daseinsfelder.

Bild: die kleine Figur in dem Rot ist eine Arbeit und ein Geschenk von Alfred Bast.

entdeckt

Bildergebnis für Gleichgewicht
 Ich habe einen Artikel über ein kolumbianisches Volk gelesen, das oberhalb von Santa Marta in den Bergen beheimatet ist. Sie sehen es als ihre Lebenspflicht an, von diesem Ort aus alles im Gleichgewicht zu halten. Ein Gesetz, das am Anfang der Dinge da war. Schon vor dem Christentum wird von ihren Ahnen überliefert, dass die Natur bewahrt werden muss. Die ganze Welt ist für sie ein lebendiger Körper, alles mit allem und alle mit allen verbunden. Materie und Geist, Sichtbares und Unsichtbares. Wer das Gesetz nicht befolgt, verstößt gegen dieses Gleichgewicht, verursacht Katastrophen und Kriege. Auch ihre Kleidung harmoniert mit ihrem Auftrag……Bis hierher bin ich fast wörtlich dem Verfasser des Artikels gefolgt, berührt von der Klarheit und Eindeutigkeit dieser Einstellung. Nun ist nicht nur er dort hingekommen, sondern andere waren da und werden kommen, und es wird geschehen, was ich aus der Wüste Thar kenne: sie werden in aller Unschuld Interesse zeigen an den Neuerscheinungen, und sicherlich sind sie nicht davor bewahrt, in die Welt der Kriege und Roboter eingeschleust zu werden. Christen waren auch schon da und haben ihr Gehirn gewaschen mit einem Zeug, das nicht nur nicht geeignet war für sie, sondern etwas war, wofür sie sich heute schämen: dass sie verführbar waren durch das für sie Unbrauchbare. Ich bin nicht für das Schämen an sich, aber es gibt so viele komische Feiertage, die man m.E. durchaus mal variieren könnte mit einem „Tag des Schämens“, wo getrauert wird um das, was anderen Völkern angetan wurde. Nun hat dieses Volk wieder ein Mitbestimmungsrecht, und erinnert sich an das Verlorene. Dass man es sich nicht wirklich gut gehen lassen kann, wenn es anderen schlecht geht. Ist es nicht paradox, dass hier auf schlichteste Weise deutlich wird, wie weit wir entfernt sind von solch überzeugendem Gedankengut. Und wie unumkehrbar unser Weg geworden ist. Andere Völker fallen uns ein, die entdeckt wurden von einem, der es genau wissen wollte, und dem ich danken muss, dass ich ihn teilweise zitieren kann, denn ich war nicht in Santa Marta und wusste bis heute nichts von dem Volk. Diese Menschen haben Zeremonien, um die Harmonie der Dinge wieder herzustellen. Ein Mann, mit dem der Verfasser des Artikels dort gesprochen hat, hat auch gesagt, dass man das Fremde kennen muss, um das Eigene verteidigen zu können. Und dass der Gedanke der Vergeltung ihnen fremd ist. Er sagt, dass, „wenn du mir schadest, ich dir nicht schaden darf, sondern ich muss mich von dir fernhalten und eine Zeremonie abhalten, damit du dein Gleichgewicht findest.“ Ich selbst habe den Artikel überflogen und wurde dann darauf aufmerksam gemacht. Er ist in der „Zeit“ erschienen und geschrieben von der dorthin Gereisten, (aha, eine Frau! entdecke ich gerade,, da kann ich mal sehen, wie sicher ich war und nun die ganzen männlichen Artikel stehen lassen werde), sie heißt Alexandra Endres. Alexandra Endres war in den Bergen von Kolumbien über Santa Marta bei den Arhuacos.

 

unfassbar

Als mir klar wurde nach der unausweichbaren Nachricht von Beate Zschäpes Verurteilung zu lebenslanger Haft, dass es nie wirklich dazu kam, dass ich tiefschürfendes Interesse an diesem langatmigen Gruseldrama entwickeln konnte, und habe heute zum ersten Mal mit Freunden darüber gesprochen. Wie war das so für Euch, wollte ich wissen. Mir kam es  vor, als wäre ich selbst gar nicht in Deutschland gewesen, und es stimmt, zu der Zeit verbrachte ich schon die Hälfte des Jahres in Asien, und meine politischen Einstellungen, soweit schon vorhanden, waren in den Sechzigern etwas versandet, oder hatten völlig andere Richtungen und scheinbar grenzenloses Neuland vor Augen. Vor allem, wenn genug Leute derart erzürnt sind über ihre Lebenssituation und keine Möglichkeiten sehen, selbst darin etwas zu gestalten, blühen extreme Formen des Umbruchs hervor. Zuerst haben die Gedankengruppierungen keine Namen. Die einen müssen sich vor der Polizei hüten, weil sie Cannabis rauchen oder andere Drogen nehmen, die anderen reiben sich auf miteinander und müssen etwas gemeinsam im Schilde führen, das dann im schlechtesten Fall zum Morden führt, wenn ihre Vorstellung von Gerechtigkeit sich nicht durchsetzen kann. Wenn wirklich geschadet und gemordet wird, nimmt das Ganze hässliche Formen an, und man sollte sein Gehirn nicht unnötig damit beschäftigen, wenn man ähnliche Phänomene schon einmal reflektiert hat. Nicht immer führen die Wurzeln eines gesellschaftlichen Zurückgeworfenseins ins Nichtige in Bündnisse, die terroristische Handlungen als angebrachte Antwort auf das durch ihre Augen Gesehene wahrnehmen. Aber, wenn ich mit Verlaub nochmal Sokrates mit einem ihm zugeschriebenen Gedanken nennen darf, so wundert es schon, dass so viele bereit waren und sind, mit sich selbst als Mörder das weitere Leben zu verbringen. Und dass „Liebe der Verzicht auf Mord“ ist, fällt mir auch noch dazu ein. Es sollen ja viele Liebende auch gemordet haben, aber kann man sich Mord wirklich als Liebe vorstellen, oder geschieht nicht eher vor dem Morden etwas mit den Gefühlen, was zuerst nicht auffällt, sich aber immer mehr zeigt? Es wird ja noch stets mal gerätselt, wie vor allem die führenden Mördergehirne im Dritten Reich gerne sehr liebvoll abgelichtet wurden: „Seht, seht!, ich bin kein Ungeheuer, sondern tue das Angemessene. Auch im Umkreis von Zschäpe wurde vermutlich gelächelt, auch wenn ich staunen kann, wie unsympathisch diese Frau auf mich gewirkt hat. Vielleicht kann s o totale Gefühllosigkeit aussehen, ein persönliches Zulassen von Kälte, ein Sich-einrichten im Hass als einem Wohnort, der einem immer angenehmer vorkommt, da man sich als eigenen Feind nie erkannt hat. Schon damals also: raus mit den Fremden! Und da sitzt sie nun, die lebenslang Inhaftierte, für alle nur noch die Verkörperung des Feindlichen und Fremden und nicht mehr Erreichbaren, sich selbst und damit allen gegenüber menschlich erkaltet. Bei solchen Prozessen wird ja viel öffentlich nachgedacht und kommentiert, einfach weil sich viele Berufstätige um das Unfassbare kümmern müssen, das nicht gelöst werden kann und auch diesmal nicht wurde. Auch die Fähigkeit, sich in die Gehirne Anderer hinein versetzen zu können, hat eindeutig seine Grenzen. Schweigen kann ja auch sehr beredt sein. Es kann gut sein für den Schweigenden, und es kann schaden. Aber was heißt schaden? Was hätte man besser verstehen können, hätte sie geredet? Das hat bestimmt auch so manchen beruflich Gerechten hochkochen lassen, der sich für beherrschter hielt: dass da jemand sitzt, die vermutlich alles weiß, was gerne gewusst werden würde, und sie hat eben diese Route gewählt. Die Nebentussi hat man ihr nicht abgenommen. Man kann so ein Spiel nur bedingt lange aufrecht erhalten. Aber wenn man gutes Spiel gar nicht kennengelernt hat? Oder sich nicht dafür entscheiden konnte? Und was ist gutes Spiel? Auf der anderen Seite des sogenannten Bösen, banal und erbärmlich und kleinkariert, wie es immer noch scheint, habe ich ganz ähnliche Verschlossenheiten gesehen, nämlich da, wo das Erhöhte geheiligt wird. Das liegt sehr nahe beieinander, und in jedem Klub, an jedem Stammtisch, in jedem Familienkreis, in jeder religiösen Vereinigung usw. kann man die Spuren dieser gefährlichen Wege sehen. Missbrauch und Mord und leise Verurteilung des einem nicht vertraut Vorkommenden richten sich ein in den Korridoren der Welt, als wäre die totale Abschreckung des Unmenschlichen nie geschehen. Immer war sie da. Und da ist sie noch immer. Daher, egal von welcher Richtung und von welchem Gerichtssaal man kommt, man stößt auf Delphi. Eben: Delphi ist überall.

Das Bild wollte ich schon mal in den Papierkorb werfen, aber heute passt es ganz gut, finde ich. Es fängt einen Hauch vom unfassbar Schrecklichen ein.

man

Erstmal muss ich tief durchatmen. Die Frage an mich könnte heute früh zB. lauten, warum ich mir das antue, morgens, wenn auch nur 3 Minuten, die Nachrichten anzuhören, wenn ich dann ungern hinterher etwas verdauen muss. Was heißt verdauen, oder gut, verdauen. Hilft es wirklich (mir) zur Kultivierung eines Mitgefühls, das schon gar nicht mehr weiß, wohin mit sich? Auf jeden Fall unterbricht es erstmal die verhältnismäßige Harmlosigkeit meiner eigenen Gedanken und schweift hin zum Zertrümmerten, oder zum Erdgebebten und zu unvorstellbar Überschwemmtem. Klar, Mitgefühl und Dankbarkeit für das bisschen Regendüsternis vor dem Fenster. Wenn ich ein paar Minuten vor den Nachrichten einschalte, bekomme ich manchmal unfreiwillig noch ein paar christliche Worte mit und das turnt  auch  ab mit diesem Prediger/innengesäusel. Heute erzählte ein Pfarrer, wie er an einer Haltestelle mit einem 80-jährigen Marokkaner ins Gespräch kam, der vor 40 Jahren hier seine Knochen ruinierte bei der Schwerarbeit des Abfallsystems, denn die Tonnen mussten damals noch eigenhändig hochgestemmt werden. Es war in der Zeit, da wieder Reichtum im Land zunahm, und das neue Kastensystem fand die üblichen Wege. Natürlich war es auch in der Vergangenheit die Sprache, die zu solchen Vorgängen führte. Wer nicht Sprache kann, muss Abfall heben oder putzen. Als ich mit der befreundeten Frau aus Afghanistan auf Arbeitssuche war, ging es nur um das Putzen. Als dann die Arbeit im Putzkreis erklärt wurde, das war bei der Deutschen Bank, da waren außer mir nur ausländische Frauen, aus Bulgarien, Rumänien, Russland, Afghanistan usw., alle in Not und voller Hoffnung auf Einstellung. Wir trafen uns im Keller, ich war Übersetzerin, obwohl Furuzan sich auf Deutsch verständigen kann. Wenn man dann die Gelegenheit hat, immer Stücke aus dem verlorenen Leben zB eines Landes wie Afghanistan von einer Familie zu hören, dann kann man sich besser vorstellen, was hier alles passiert ist, um dann im fremden Land dankbar zu sein, dass man putzen darf. Nicht jeder ist sprachbegabt. Die menschlichen Fähigkeiten der Einzelnen sind nur über die Kultur zu verstehen. Aber wer kann sich schon vorstellen, wie das ist, wenn man vor diesen Horden fliehen muss, für die ein Englischbuch einen Grund bietet zum Morden. Dann tauchen oft kleinere Formen desselben Irrsinns in der geretteten Familie auf. Furuzans Familie, das sind Schiiten, ihre Tochter hat einen Sunniten geheiratet, das musste auch noch aus den üblichen Spannungen herausgeholt werden. Man bekommt in der Fremde manchmal einen leichteren Zugang zum Absurden, das lange als normal deklariert wurde. Überall herrscht das Absurde unauffällig und saugt die Furchtsamen in die Glaubenskonstrukte, wo die dunkle Seite des Gleichgesinnten gezüchtet wird. Ob es  auf dem Planeten wirklich einen sich gleichenden Sinn zwischen Menschen gibt, kann ich mir nicht wirklich vorstellen, denn wie kann sich mein und dein Sinn jemals gleichen. Ja, man nähert sich an durch das gemeinsame Interesse an bestimmten Gedanken oder Vorgängen oder inneren Inhalten, aber das Gelingen davon hängt sehr von der räumlichen Offenheit ab, die zwischen Wesen möglich ist. Je mehr Raum, desto mehr Freiheit der Entfaltung. Das hängt auch von der Einstellung ab, mit wem man im Strom der vielfältigen Menschheit in Kontakt kommen möchte, und auch, ob man es will oder kann. Mir ist jetzt öfters aufgefallen, wie oft ich das Wort „man“ benutze. Das hat mich vor Jahren schon mal beschäftigt, als ich den Satz schrieb „Man wehrt sich dagegen, dass Menschheit am Boden ist“  und ja, wer wehrt sich? In der Zwischenzeit habe ich mich für das Wort entschieden. Albern fand ich immer, wenn man es partout als „Mann“ lesen wollte, um dann „frau“ einsetzen zu können. Da kann man von mir aus in den Haarspaltersalon gehen, den ich erfunden habe. Es stimmt, dass es im Englischen auch beides heißt, Mann und Mensch, das ist auch in Hindi so. „Man“ ist für mich eine Möglichkeit, eben nicht „ich“ zu sagen, wenn mir das unangebracht erscheint, also immer, wenn ich „man“ benutze. Es deutet auf etwas Allgemeines hin, das ist richtig. Ich beherberge in mir schon sehr lange ein „Wir“, das diesem „Man“ ähnelt. Es ermöglicht mir, eine unbestimmte Anzahl von Menschen anzusprechen, von denen ich ausgehe, dass ich mich gut mit ihnen verständlich machen könnte oder kann, wenn Begegnungen zustande kommen werden oder würden. Ansonsten müssen sie gar nicht stattfinden, aber ich fühle mich auf eine gewisse Weise mit ihnen verbunden. Es sind allerdings die direkten Begegnungen oder Beziehungen im persönlichen Umfeld, mit denen man beschäftigt ist, wo sich das Gedachte oder Reflektierte oder Bewusstgemachte auch umsetzen kann und letztendlich muss, will man nicht als hohler Spiegel durch die Welt wandern. Deswegen geht es in dieser medial gesteuerten Zeit nicht nur darum, zu sich selbst zurück zu kommen, sondern auch aufmerksam zu bleiben den menschlichen Kontakten gegenüber, und ob die selbstverständliche Annahme, dass man ein lebendiger Mensch ist, sich auch bewahrheitet hat.

resonieren

Ähnliches Foto
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 (Resonanzfrequenzformel)
Resonieren“, ein schwingendes Wort, überhaupt: mitschwingen ist seine Bedeutung, und klanglich ganz in der Nähe von „räsonieren“, was irgendwie auch ein guter Ausgleich dazu ist, wenn man die Bedeutung “ über etwas vernünftig nachdenken“ nimmt. Resonanz ist vermutlich eine der allerersten Erfahrungen, die wir machen. Wer weiß schon, wie früh das anfing oder nie weg war und die Frage, wenn eine auftaucht, eher die ist, in welchem Resonanzfeld mein Erscheinen  stattfand. Wer fragt schon nach in Übereinstimmung von totalen Privatsphären miteinander, wer mit wem so einen Raum gestalten kann, dass es einem Ankömmling bei der Licht-der-Welt-Erblickung einigermaßen gut geht. Das ist wohl bis heute so für alle Wesen, die grad da sind oder mit Ankommen beschäftigt, dass so ein Resonanzfeld, in dem wir aufgetaucht sind, bedacht werden muss, um das eigene Rätsel des Daseins zu lösen, und dadurch mehr Zugang zu erhalten zum größeren Mysterium, was es ist und bleibt. Das, was einen bewegt, möchte verstanden werden und kann nur nach gewissen gewissenhaften Durchgängen auch wieder gelassen werden. Welchen Einflüssen war ich ausgesetzt? Selbst wenn in schaurigen Katastrophen, wie sie zur Zeit wieder in überwältigendem Maß am Wüten sind, zwischen Menschen tiefe Verbindung herrscht, kann ein Kind das Unheil sicherer überstehen, kein Zweifel. Aber Haushalte, aus denen Menschen harmlos wirkend auf die Straßen der Welt gehen, können kalte Zonen sein, die keinerlei Räumlichkeit bilden, weil alles in ihnen erstarrt ist. In jedem Fall läuft das Leben ab für alle, obwohl es immer welche gibt, die sich beklagen, dass sie nicht gefragt wurden. Wie kommen sie auf solche Gedanken? Vermutlich hat man sie nicht willkommen geheißen, denn warum sollten sie sich hier auf dem Planeten nicht zuhause fühlen, da wir nichts anderes kennen als das. Auch als Fremdem/r kann es einem gut gehen, als Durchwanderin, als Zeugin, als Liebende, als Abenteuerin oder als Bloggerin undsoweiter. Meine Eltern haben sich geliebt, das fand ich immer ganz hilfreich. Sie kannten sich nur sieben Jahre und lachten ziemlich viel miteinander. Wer weiß, wie es später geworden wäre, aber who cares? So war es, und ohne ihn war es dann anders. Meine Mutter wurde Erhalterin, reiste viel und genoss ihre Freiheit. Mir bekam es ganz gut, meiner Schwester gar nicht. Sie brauchte wohl was anderes als ich, eine andere Resonanz, ein anderes Feld. Und wer weiß, wie schwer unser Schicksal durch diese Anfänge geworden ist, oder ob wir uns vor allem mehr oder weniger in Resonanz mit uns selbst bewegen können und dadurch einen scheinbar leichteren Umgang mit den Dingen erwerben. Wenn, auf welchem Weg auch immer, klar wird, dass ich nur selbst bestimmen kann, was für mich gut ist, dann bleibt mir nur die Selbsterkenntnis. Ich bin selbst immer mal wieder darüber erstaunt, dass es einer Entscheidung zu benötigen scheint, ob man in Verbindung mit sich selbst treten möchte oder auch nicht. Von außen kann auch Resonanz als vielerlei erscheinen: als gutes Benehmen, als Ablehnung, als Gleichklang usw. Vermutlich hat es auch mit dem zu tun, was man selbst jeweils ist, und dass man oft mit der Resonanz darauf  stets rechnen muss, denn es wird konstant verglichen, projeziert, räsoniert, gespiegelt, kopiert, beneidet, nachgemacht, alles Formen der Resonanz. Man kann ein erschaffenes Resonanzfeld auch wieder verlassen, wenn es einem nicht gut tut, und man kann es als eine förderliche Herausforderung sehen, sich dem Vorgang zu stellen und zu schauen, was man damit zu tun hat. Denn ist man in falschen Resonanzformen gefangen, tut man gut daran, sich aus den Fängen solcher Zumutungen zu befreien. Niemand ist schuld und niemand verantwortlich für mein persönliches Umfeld und was ich darin erfahre. Es dauert ziemlich lange und ist eine Reifungsschwelle, wenn ich wirklich mal alle als Verursacher meiner Schwingungsfelder in Ruhe lassen kann und die Kraft habe, mein und jedermanns Ausmaß an Freiheit wahrzunehmen, und dass tatsächlich jede/r nur sich selbst hat als Hinweis darauf, mit was man hier umgehen muss oder will oder kann. Bin ich frei genug und fähig, der Mensch zu sein, der meiner Vorstellung entspricht? Denn d i e bildet man sich ja auf dem Weg zu sich hin, und wie auch immer man die innerste Wahrnehmung von sich selbst dann definiert, so bleibt man doch bis zum Tod anwesender Mensch, der als ein Ausdruck des Schöpferischen wahrgenommen wird aus dem Feld heraus, das er oder sie erschaffen hat. Oder gar kein Feld und gar kein System? Gerne!, aber noch hat man es nicht gefunden, das Systemlose, und wissen kann man auch nicht viel mehr, als die Tatsache, dass man existiert. Alles andere ist Spielfeld.

Bild: Die Formel als Schönheit vielleicht in dem Sinne, dass man nicht immer alles verstehen muss, um die Schönheit des Existierenden anzuerkennen-.

Basavanna

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Schlaf, große Göttin Schlaf
Herrin der drei Welten

wickelt jeden um ihren Finger
saugt sie leer
nimm ihnen den Atem
und wirft sie kraftlos nieder

Ich kenne keinen Helden, der
vor ihr bestehen kann
Getroffen von ihren Pfeilen
erheben sich die Menschen
und fallen

Spaltkunst

Eigentlich ist es ganz schön, mit tropfendem Regen zu erwachen, es kommt auf die innere Befindlichkeit an. Die Spalt-Photos zeigen die ersten Tropfen, die vor meinen Augen herumhingen, und man spürt die Nüstern der kollektiven Aufatmer, wenn es doch vielleicht noch ein Rasenmähtag werden will. Die drei Minuten Nachrichten, die ich mir morgens beim Schminken gönne, waren auch nicht wasserfrei, im Gegenteil waren sie voller Wasserunheil und voll von fliehenden Menschen, die ihre Haut ins Trockene bringen, aber nicht wissen, ob sie ihre Häuser wieder vorfinden, wenn das Vorhergewarnte tatsächlich eintrifft. Dafür, dass die Erde manchmal als so klitzeklein im All herumschwebend beschrieben wird, sind auf ihr doch Unmengen von Menschen gerade auf der Flucht. Die einen fliehen vor dem Feuer, die anderen vor kranken Gehirnen, die nächsten vor Wasser. Wo kann man das alles unterbringen. Man kann es eben nicht, und man muss auch nicht alles in sich beherbergen, so als hätte man die Galaxien als Stauraum gemietet. Dabei ist der Samstag, nein, nicht wie in Indien dem düsteren Saturngott gewidmet, sondern mein Samstagmorgen ist dem lockeren Marktlückenprodukterfindungstag gewidmet, an dem ich mich für das kaum Machbare einsetze, mit dem man ein Goldesel werden kann. Ich lasse also meine Gehirnwindungen und die Synapsen und alles, was da oben so unglaublich wichtig scheint, ein paar Lockerungsübungen machen. Als Abschluss davon erzeuge ich sehr kurz einen Altar, auf dem eine Minitomatenabspaltung (siehe oben im Bild) zum Symbol meines Erfindungsreichtums wird, der sich nirgendwo beweisen muss. Gut. Dann lasse ich die Idee sich entfalten. Heute ist es ein unglaublich feines Instrument, sagen wir mal die Hälfte einer Rasierklingenbreite, und am besten setzt man dieses Wunderwerk ein in eine Silberfassung, damit es handhabbar wird. Dann macht man sich an die mühselige Arbeit der Leaflets, so an die 100 000 Stück für`s Erste, und aquiriert sich dusselig, bis eine angemessene Kundschaft erzeugt ist. Denn hier kommt der erste perfekte Haarspalter auf den Weltmarkt!!! Das leuchtet sofort einem millionenschweren Kundenkreis ein. Wer kennt nicht den besorgten Blick, vor allem der Frauen, auf das an den Spitzen gespaltene Haar, das sich trotz aller biologischen Nachspüllotions partout nicht zusammenfügen will. Genau da setzt die (psychologische) Wirkung des Produkts ein. „Die verblüffende Kunst des Haarespaltens“ steht nun an den Fenstern der profitträchtigen Salons. Teuer, aber beeindruckend. Indem man statt hilflosem Zusammenfügenwollen einmal alle Haare kunstvoll gespaltet hat, hat man ganz nebenher aus einer Brüchigkeit einen doppelten Gewinn gemacht. Da die Haarspalterei zeitaufwendig ist, kann man während des Prozesses im Haarspaltsessel entspannt reflektieren, wie aus Zwei selten Eins wird, egal, wie viele Hilfen dafür eingespannt werden. Das gespaltene Haar, um das sich nun gekümmert wird, führt mühelos zur gespaltenen Psyche, um die sich noch gekümmert werden muss. Hat man sie alleine, oder ist sie eine Volkserscheinung!? Sind Gut und Böse etwas nicht gleichmäßig bedacht worden, und einem davon wird immer Vorrang gegeben? Denkt man von sich als richtig lieb, führt es zur Spaltung, oder man denkt sich richtig bös zurecht, führt es auch zur Spaltung. Nun hat man sich aber günstigerweise zur totalen Haarspaltung entschieden. Wenn diese die Haarwurzeln erreicht und man das ganze Ausmaß des Vorgangs begreift, kann es einem durchaus besser gehen. In immer größer werdenden esoterischen oder sogenannten spirituellen Verbänden kann man das Produkt auch „Die tantrische Klinge“ nennen. Na, wenn das nicht zündet! Man könnte da auch noch ein Mantra dazubasteln. Ich gebe gern ein Beispiel aus meiner eigenen Zauberkiste:
OM! Shrim! Plem! Plem!
Frage:
Was spinnst du, was spinnst du,
was spinnst du da so alleine?
Antwort:
Aus meinem Faden rinnen Spielwiesen,
die fangen den schlafenden Riesen ein.

versichern

 
Mir kommt es irgendwie absurd vor, dass gerade in einer Gesellschaft, wo es eigentlich den meisten ziemlich gut geht, Versicherungen aller Art eine heimliche, unmäßige Rolle spielen. Verständlich, dass das Erworbene abgesichert sein möchte und soll, und ich bin auch froh, dass unser Haus versichert ist, denn in der Tat können immer ungeahnte Stürme übers Land fegen, und das beruhigt und beschäftigt einen ja nicht täglich. Und ja, gut, eine Krankenversicherung, das musste ich dann doch, wenn auch spät, einsehen. Ich bin aber zum Beispiel nie auf die Idee gekommen, in eine Lebensversicherung einzuzahlen. Mein Leben versichern? Ach so? Wie soll das denn gehen, und wer erkühnt sich hier, dafür eine Verantwortung anzubieten!? Der Auslöser für diese Gedanken war, dass ich gehört habe, es gäbe eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung, in die man schon ganz jung einzahlen sollte, sagte die Expertenfrau. Das wäre zwar was teuer, aber aber…was aber? Ja, sagte sie, wenn man dann irgendwann mal arbeitsunfähig geworden sein würde, was ja passieren könnte, dann hat man sie, obwohl, sagte sie, das auch sehr kompliziert sei und von allem Möglichen abhängig, für das man dann in dieser eh schon tristen Situation die üblichen Ämter abklappern muss, ob man dafür überhaupt in Frage kommt. Das Absurde hat Methode. Es wird einem eingeflößt bald nach der Muttermilch, dass was Unsägliches passieren kann, jaja, da sollte man rechtzeitig vorsorgen. Vor-sorgen, auch so ein schwächelndes Wort, das mit dem Zeigefinger in vorgefertigte Wege weist: Ja, du auch, du wirst schon sehen, wenn du nicht vorher schon Sorge trägst, bevor irgendwas kommt, das dich daran erinnern wird, dass du was nicht richtig gemacht hast, nämlich vorgesorgt. Aus der Schufterei der Vorsorge entstehen dann Erb (sünden, hätte ich beinahe gesagt), nein, Erbschaften, die ganz schnell unglücklich verlaufen können, weil hier in einem Volk schon Millionen derart vorversorgt sind, dass sie gar nicht mehr zu selbstbestimmtem Denken kommen. Nicht, dass jeder so ein Denken möchten müsste, aber es wird auch durch Versichertes leicht verhindert. Mir geht’s ja oft um Wurzeln und Hintergründe, und nicht wegen Lösungsorientierung, sondern es fasziniert mich, wie oft das Absurde als normal deklariert wird, sodass die berühmte „Menge“ Menschen gar nicht angeregt wird, mal genauer hin zu schauen, was da eigentlich mit ihnen gemacht wird. Ein Leben kann man nicht versichern, denn egal, wie man es lebt, es bleibt im besten Fall ein Abenteuer im Ungewissen. Genau dieses Ungewisse, was immer da ist, macht es möglich, den Menschen alles, was sie dagegen tun können, zu suggerieren, und damit Kohle zu scheffeln. Wie, du kannst nicht gut schlafen? Nimm doch Rexodron (erfunden), das wirkt rasch und lässt dich entspannt an den Meeren der großen Welt wandern, sagt etwa das Bild der lockeren Frau an einem Strand, den es nirgendwo mehr gibt: leer und sauber. Die Arbeitsunfähigkeitsexpertin wies noch darauf hin, dass drei von sechs arbeitenden Frauen vor allem wegen Depressionen frühzeitig arbeitsunfähig werden, da ist es schon ratsam, dass man, am besten als Kleinkind, eine Versicherung abschließt. Wenn es da nun einen riesigen Vorhang gäbe, den man lüften könnte, um dahinter zu schauen, dann würde man ein erschreckendes Zittern und Zaudern und Zagen vorfinden, das mit geisterhafter Macht die versicherten Wesen verbindet, denn da herrscht die totale Verunsicherung. Menschen werden krank von dem, was sie erschaffen haben, denn Versicherung hat nicht nur die Kraft, zu beruhigen, sondern sie ist ein nagender Zahn am eh Vergänglichen und Unabwendbaren. Und was, wenn es gar nicht kommt, das Erwartete!? Dann fühlt man sich betrogen wegen dem Preis, der daran hing. Vielleicht hat Indien ein paar Jahre dafür gedient, dass die, die das Ungewisse gelockt hat und die es haben aushalten können, dort lernen konnten, wie das geht. Ich erinnere mich an ein Ehepaar aus Deutschland, das auf der Suche nach der Tochter im Dorf ankam und ich zufällig mit ihnen ins Gespräch kam. Fassungslos fragten sie mich, wie das zu erklären sei, dass ihre Tochter zuhause alles habe, und nun sitzt sie auf dem Boden und übt das Chapati-Machen auf einem Lehmherd und behauptet, das mache sie glücklich. Die meisten von uns gehen ja dann wieder zurück in ihr Land, denn man schätzt seinen Pass und macht gern auch Anderes als das Überleben in einer grandiosen Anarchie. Aber man hat auch was Bleibendes verstanden vom Leben und von dem, was auch möglich ist. Zum Beispiel das Zutrauen in die eigene Wahrnehmung, ohne dass sie immer wieder dadurch ins Wanken gerät, dass man Anderen überlässt zu wissen, was für einen selbst gut ist. Weiß man das aber einmal, kann man sich auch Anderen wieder aufmerksam zuwenden.

 

Das Bild ist von Magritte

fühlen

Jahrelang habe ich es als wesentlich empfunden, zwischen „Gefühlen“ und „Emotionen“ zu unterscheiden, denn im Emotionalen, bzw. dem Wort, steckt die schnelle Bewegung, die kurz mal da ist und einen auch ergreifen kann, aber dann verzieht sie sich wieder und lässt einen los. Man denkt ja gerne, dass es ganz viele Gefühle gibt, aber ich weiß immer noch nicht wie viele, und ob es überhaupt viele gibt. Vom griechischen Theater konnte man einiges darüber lernen, denn man wusste oft von den Grimassen auf den Masken, was gemeint ist. Auch im Kasperletheater war noch einiges überschaubar. Das Dumm- und das Bösesein strahlen ja auch bei Kindern, die zuschauen, eine gewisse Faszination aus.  Doch die meisten sind dann doch eindeutig für Kasperle, denn der ist clever und hat viele gute Tricks auf Lager, die einem helfen können, aus dem entstandenen Schlamassel wieder heraus zu finden. Kasperle hat auch keine Hemmschwellen, jemandem mal tüchtig eins über die Rübe zu geben, nicht, dass ich mich zu tief daran erinnere. Es ist wohl die grundsätzliche Harmlosigkeit, von der man da ausgehen kann, eben dem Gefühl, dass  zwar einiger Unfug getrieben, aber nicht vorsätzlich geschadet werden wird. Das ist beruhigend. Diese Beruhigung genießt man nicht mehr in der Welt der Erwachsenen. Man muss ja davon ausgehen, dass die geballten Zustände, in denen wir uns zur Zeit alle bewegen („alle“ hier als Fast-Tatsache, seit die Vernetzung Allgemeingut ist), als beunruhigte Zustände von Eltern an die Neugeborenen weiter gegeben werden. Nichts ist mehr wirklich gesichert für die Neuankömmlinge, vor allem aber immer weniger von der „Seelenruhe“, mit der Kinder (und ihre Eltern) das Ankommen auf der Erde zelebrieren können. Ich persönlich gehe ja aus jeder gegebenen Situation von Möglichkeiten aus, die  im Laufe jeden Lebens dem/der Lebensgestalter/in zur Verfügung stehen, aber es leuchtet ein, dass, wenn liebevolle Verbindung am Anfang nicht gelungen ist, fast immer im Laufe des Daseins darum gerungen werden muss. So wird die ersehnte Liebe oft mit Hass gepaart, ohne dass wir zulassen können, dass uns selbst so Schlimmes passieren kann. Meine Güte, geht’s immer und überall viel ums Fühlen, und paradoxerweise gerät bei der Frage „ja, was fühlst du denn gerade?“ meist was ins Stocken, denn wenn man sich ausrichtet, um wirklich wissen zu wollen, was man fühlt, da stößt man oft an die Grenze des Nichts und weiß dann immerhin, dass auch das Nichts Grenzen hat. Die Poeten und Poetinnen hält man ja gerne für die, die da, wo die Gefühle vermutet werden, hinuntertauchen in die unwirtlichen Tiefen, um dort an verlorene Schatzkästen heranzukommen und sie sterbensmüde an die Küsten des Menschseins werfen. Oder, sich selbst als Lampe durchs Geröll ackern, um herauszufinden für weitere Nachwelten, ob da irgendwo doch das makellose Wasser von der Höhle tropft, für dessen Trunk der ganze Stress sich gelohnt hat. Und natürlich nicht nur Stress wird gefordert, sondern auch Auskunft über das Ausgelassene, und wie gesellschaftliche Tabuzonen geistig durchbrochen werden können. Oder wie man sich selbst lange genug in gefährlicher Einsamkeit aufhalten kann, nur sich selbst als Gegenüber, und man beginnt dann Begriffe zu lieben wie „azurne Einsamkeit“, weil man entzückt wird, dass ein Anderer einen Namen für das Unnennbare gefunden hat. Wohl gemerkt: immer nur in die Nähe der Dinge, aber diese Kunst, so nah wie möglich zu dem, was unsagbar ist, kommen zu können und in vollem Bewusstsein der gänzlichen Ohnmacht doch noch Worte zu finden und zuzulassen…das ist dann die Kunst, wenn es denn gelingt. Und wieder die brennende Frage: wer will es beurteilen. Auch das Genießen von Gefühltem wird oft vergessen, so als wäre man nur immer den Strömen ausgeliefert, die durch einen hindurchfließen, wer weiß schon, woher und wohin. Aber wenn so ein Gefühl bei einem ist und man lässt es eine Weile bei sich sein und genießt, was einem angeboten wird, dann lernt man ein bisschen was davon. Allein der Aufenthalt im Inneren, denn da kommen sie ja her und lassen einen wie mit leerem Blick in das Wesen der Befindlichkeiten starren. Klar, das Wetter darf mitspielen, aber nicht wirklich, denn es eignet sich zu gut als Verlagerungsebene. Bin ich leichtfüßig unterwegs, was schert mich das Nieseln? Im Gegenteil! Auch das Nieseln kann seine angenehme Wirkung entfalten. Ich selbst muss ganz klar aussagen, dass ich nur einer einzigen Befindlichkeit traue, oder vielleicht besser gesagt: ich traue dem Wesen der Verbindung. Wenn das klar ist, dass ich mit mir selbst verbunden bin, dann weiß ich auch etwas von der Verbindung mit Anderen. Verbindung ist der/die Auslöser/in von Liebe, wie könnte es anders sein. So gibt es m.E. eine grenzenlose Zahl an Gefühlvollem, aber nur eine authentische Verbindung, die gewährleistet, dass man Liebe von Liebe unterscheiden lernt. Meist ist es ein Mensch, der in einem selbst einen Funken entfacht, der tatsächlich die Funktion einer Lampe hat. Auf dem nun besser belichteten Weg empfindet man oft eine tiefe Dankbarkeit, die einem Mut macht für die eingeschlagene Richtung. Es hat so etwas grundsätzlich Gesundes, was da geschehen kann und ist gleichzeitig komplex und sehr einfach wie gutes Brot, gute Butter und gutes Salz zusammen. Und ein guter Schluck Rotwein dazu in einem schönen Glas. …“Liebe ist Wein im Feuer aus dem Opferkrug…“ fiel mir da noch die Zeile von Benn ein, damit das Komplexe auch nicht zu kurz kommt.

überall

Bildergebnis für erkenne dich selbst delphi(gnothi seauton – erkenne dich selbst)
Gestern in einem Gespräch tauchte der Satz auf „Delphi ist überall“, der hat mir gefallen. Wie ich es gehört habe ist zum Beispiel, dass dieser berühmte Spruch schon so lange da ist und man kann sagen, er ist für jeden zugänglich gewesen und er ist es noch. Schon damals wurde darüber gestritten, wo er herkam und wer ihn zuerst gedacht hat, und dann natürlich die unzähligen Auffassungen, die damit einher kamen, nämlich wie er gemeint war und ist. Das ist vermutlich das Einfache an dem Satz, dass, wenn man ihn einfach zulässt, man mehr von ihm versteht, als wenn man über ihn nachdenkt. Auch über das Nachdenken kommt man natürlich bis hin zur Quelle. Ob man an der Quelle allerdings zum erfrischenden Bad kommt, das muss jeder, der da hingeht, selbst entscheiden. Oder die Quelle entscheidet es, sozusagen wie eine Weltenmutter, die dem wandernden Kind die Arme öffnet und es wieder aufnimmt in den natürlichen Kreislauf. Soweit ich mich erinnere, wurde der Spruch auch einem Eunuchen zugeschrieben, darin könnte man einen poetischen Sinn sehen. Auch ist es eine Tatsache, dass das Bewusstsein der Menschen sich gewandelt hat, und die Seligkeit geschichtlicher Vorstellungen, wie schön einst irgendwo was früher war, würde ziemlich sicher im Kontakt damit zu neurotischen Störungen führen. Und doch gibt es Gedanken, die sind so frisch und frei und anregend, wie sie von Anfang an waren. Eben: Erkenne dich selbst. Was heißt das? Hat die offensichtlich sich ständig verdichtende Komplexität unserer Zeit auch zur Folge, dass der Zugang zu diesem schlichten Satz immer schwieriger wird. Inmitten des globalen Wirrwars hat sich auch der spirituell und religiös geprägte Schauplatz der Selbsterkennungsangebote ins Unübersichtliche geweitet, und man ist gezwungen, zu einer halbwegs gesunden und einleuchtenden Wurzel zurückzukehren, zum Beispiel, noch vor dem geschätzten Dialog, zum Gespräch mit sich selbst. Das ist unterhaltsam, sich zu fragen, wer man ist, und was es hier zu erkennen gibt. Mal fühlt es sich an, als wäre man ein Banian-Baum, dessen zeitlose Wurzeln im Wüstensand wandern, dann wiederum fühlt es sich an wie ein kahler Ast, auf dem man sitzt und Zeit hat, die Sprache der Vögel zu lernen. Es scheint ja pausenlos viel, was man sein könnte, aber wirklich können kann man nur das, was man ist.   Daher kehrt man immer wieder zurück zu der Frage und erlaubt sich allerlei Narreteien und auch Weisheiten, warum nicht.
Bildergebnis für erkenne dich selbst delphi In dem Bild sieht man Themis als Pythia, dem Aigeus prophezeiend. Das kann man ja auch modernisieren, indem man sich als Pythia zB sich selbst gegenüber setzt und was über sich aussagen lässt. Man kann hin -und hergehen und den Stuhl wechseln. Oder man richtet den Raum im Innern ein, fragt sich mutig und wohlwollend, was man so alles von sich wissen will, und beantwortet dann ebenso entschlossen die eigenen Fragen. Dann kommt man der Sache schon näher. Wenn es sich zeigt, dass die Mühseligkeit dieses Vorgangs einen überfordert, kann man locker zu ernsthaftem Dialog übergehen, oder Hilfe annehmen in der Durcharbeitung der Raumbehinderungen. Was steht einer klaren Erkenntnis im Weg? Und muss es überhaupt sowas sein? Natürlich kann es auch eine rätselhafte Mitteilung sein, solange man weiß, dass sie aus der eigenen Bastelstube kommt. Die Welt wimmelt von rätselhaften Teilnehmern, die auch die Frage erstaunlich fänden, was sie ja ist. Mich erkennen? Ich bin doch da, könnte jemand etwa sagen, und man könnte auf weitere Angebote hinweisen, wenn sich das ergibt. Warum hat der erste  (unbekannte) Frager sich diese Frage gestellt? Man kann auch locker sagen, dass jeder Mensch, den diese Frage beschäftigt, eine andere, weil eigene, Antwort darauf hat. Das macht eine gute Frage aus! Sie packt einen und wirbelt einen durch die Ebenen und lockert den Acker der Illusionen oder der festgebackenen Einstellungen. Man kann sich auch erfreuen an der Unruhe, die einen packt, wenn das sich selbst begrenzende Ich entmutigt wird von der Wucht eindeutiger Wahrnehmung. Ich weiß gar nicht., ob der Satz heute noch am Tempel von Delphi zu lesen ist, oder ob einfach eine historische Gedankenübertragung stattgefunden hat, deren Urton immer noch im Geist resoniert. Irgendwann geschah es auch, dass jemand den Satz wohl zwanghaft ergänzen musste mit….“dann erkennst du Gott!“ Das lehne ich ab. Das verpfuscht die Klarheit des Satzes. Das macht was draus, was es nicht ist und nicht sein kann. Es schlägt etwas vor, was die Menschheit davon abgehalten hat, sich zu verstehen. Das ganze Abenteuer des Daseins ist in drei Worten ergiebig enthalten.

 

 Das Bild zeigt eine ältere Arbeit anlässlich einer Ausstellung.

demos kratein

Bildergebnis für Kaiser Wilhelm II
Die Worte „demos/kratein“ (griech. „Volk/herrschen“) habe ich gerade geschrieben gesehen und fand interessant, dass das Wort „herrschen“ auch hier anwesend ist. In Indien habe ich mal die witzige Interpretation eines Inders von „Demokratie“ gehört, der meinte, Demokratie sei die Herrschaft der Untertanen über die Untertanen. Das sagt vor allem  etwas darüber aus, dass ich auch ab und zu mal dachte, dass für das indische Volk ein „guter“ König die absolute Top-Variante wäre. Ein sogenannter guter König, wie sie gerne in Märchenbüchern vorkommen, ist natürlich besser als ein schlechter König, also zum Beispiel einer, der sich unmäßig an seinem darbenden Volk bereichert und ihm vom Palast aus das Blut aussaugt, wie das auch heute noch in einigen Ländern praktiziert wird. Aber Fakt ist, dass auch der „gute“ König, wenn es ihn nun gäbe, den gravierenden Nachteil seines Amtes automatisch in sich trägt: er ist der Papa seines Volkes und muss es auch sein, sonst will das Volk ihn nicht und gedeiht nicht unter seiner Obhut. Nix gegen Obhut, aber viel gegen ein Volk von Kindern, die dem da oben alle Verantwortung für ihre Lebensgestaltung überlassen. So nennt man auch heute das zu großem Teil noch analphabetische Volk Indiens eine Demokratie und darf staunen. Nicht, dass es da keine hellen Köpfe gäbe, es gibt Millionen, aber sie behandeln ihren „Herrscher“, Narendra Modi,, der lediglich ein Verwalter des Volkswillens sein sollte, als einen Souverän, dem sie untertan sind. Das hat mich öfters mal an das Dritte Reich erinnert, und vielleicht liegen in jedem Volk und in jedem Menschen diese zwei gleichermaßen unguten Extreme: das sichere Gefühl des „Auserwähltseins“, also besser als alle Anderen, und auf der anderen Seite die allzeit bereite Eigenschaft des Anpassens an den, dem man die eigene Souveränität opfert, um vielleicht auch ein bisschen in dem vermuteten Glanz zu baden, so als hätte der Herrscher kein Schicksal, mit dem er herumstrampeln muss. Also ich finde die fast hundertjährige englische Queen auch beispielhaft im Altwerden, sieht hübsch aus und hat einen humorvollen Mann hinter sich, das ist Gold wert, aber echt: who cares. Die Engländer brauchen auf jeden Fall beides für ihre berüchtigten Unarten: den lächerlichen Zirkus des monarchischen Getues, und die Demokratie, eben selber herrschen und bestimmen, was man tut. Klar, je selbstsouveräner die Individuen eines Volkes sind, desto klarer die Demokratie. Daher ist die politische Wachheit auch für EremitInnen nicht unangebracht, denn weder Nukleus noch Randgruppe befreien einen vom Mitspielen. Niemand mag Spielverderber, obwohl es auch da stets auf das Spiel ankommt. Klingt ja schon fast wie ein subtiler Aufruf zur Wahlurne, na gut. Vor ein paar Tagen kamen unsere afghanischen Freunde zu Besuch und irgendwie kam es im Gespräch dazu, dass ich erzählte, dass meine Mutter in Berlin (eine ihrer Anekdoten) als Kind , einmal im Park den Kaiser Wilhelm den Zweiten (s.o.) sah, als er mit geringem Gefolge in der Kutsche vorbeikam und den verehrungsvoll Winkenden zuwinkte. Das kam mir selber auf einmal unglaublich vor, dass vor ein paar Jährchen in Berlin noch ein Kaiser herumkutschierte. Ich weiß nicht viel von ihm, aber kann mir gut vorstellen, dass das für die deutsche Mentalität auch passt, die beiden Pole, meine ich: beherrscht zu werden in Untertänigkeit, und gleichermaßen mühelos zu erhabener und auserwählter Rasse zu gehören. Das bleibt bis heute ein Mysterium, wenn auch ein plattes: dass dieser dunkelhaarige Kerl ein ganzes Volk, das in der Schule war, in ein großes Morden hineinführen konnte. Da herrscht dann kein Volk mehr, sondern das Kriechen hat die Oberhand gewonnen. Wo das Kriechen, sei es auch noch so subtil, die Oberhand gewinnt, geschieht Unheil. Niemand außer man selbst kann gegen so eine Neigung was tun dh. die Neigung, Anderen etwas zuzuschreiben, was man bei sich selbst nicht aktivieren kann. Ja, man kann lernen, man kann von allem lernen, aber auch das Lernen von Anderen hat seine Grenzen, nämlich da, wo man sich um die eigene Wertschätzung nicht gekümmert und dadurch versäumt hat, die eigene Skala zu kennen, um zumindest für eine Weile als Richtlinie den eigenen Maßstab zu haben. Ich finde übrigens die Partei des BGE, des Bedingungslosen Grundeinkommens, hochinteressant und könnte mir vorstellen, ihnen rein aus Achtung für ihren Einsatz eine Stimme zu geben. Das wäre wirklich ein königlicher Streich, der sicher seine eigenen Ordnungen hervorbringen würde und müsste, aber hallo!…Sie schlagen 1.500 Euro vor, die monatlich bedingslos an alle Landesbewohner gezahlt werden. Auf jeden Fall eine kühne Idee! Ob die nun zu mehr individueller und verantwortungsbereiter Haltung führen würde, wer weiß. Der Kaiser ist weg und kein Nackter in Sicht, der denkt, er hätte eine kaiserliche Haubitze auf dem Kopf, aber trotzdem schadet es nicht, das Wesentliche zu bedenken. Es gehört nun mal zum menschlichen Reifungsprozess, dass letztendlich nur jede/r selbst wissen kann, was für ihn/sie richtig ist. Damit muss man leben. So wie Sokrates mal gesagt haben soll. dass, würde er morden, er dann sein ganzes Leben lang mit einem Mörder würde leben müssen. Dh. eben, dass er wohl weiß, dass der Mensch morden kann, aber er lässt es aus genanntem gutem Grund sein, um sich selbst nicht zu schaden.

bombig

Eigentlich finde ich es unangebracht, auf ein Papier eine Bombe zu zeichnen, denn ja, für manche Dinge reicht es nicht mal, den Anfängen zu wehren, sondern es sollten schlicht und einfach die Hände von der Idee gelassen werden. Das „Sollten“ klappt leider recht wenig, und in der Welt gibt es viele Bomben. Wenn man sich vorstellt (nicht, dass man muss), wie zum Beispiel ein genialer, total gehirngewaschener Finsterling unter Kim Yong Un’s Drohgebärden diese vernichtenden Eier erst kreiren muss, dann ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen, dann weiß man, was das sogenannte Menschliche aus dem Wesen saugen kann. Die meisten Menschen wollen leben, auch wenn sie unter gewissen politischen Führungsstilen langsam vergessen, was das sein könnte. Und manchmal kommt einem ja auch die Erde ziemlich klein vor, vor allem, wenn man sie im Kontext von unermesslichen Weiten des Universums betrachtet. Aber in ihrem Inneren ist die Hölle los. Da wird herumgebombt und getestet, was das Zeug hält, unter offizieller Führung kranker Gehirne, deren sadistische Genetik man gar nicht ahnen will. Es gibt aber durchaus auch andere Gehirne, die sich das Mitleid ersparen, weil es zum Glück auch die Funken anderer Wahrheiten gibt, die auch eine Bombenwirkung haben können. Ich denke, dass jede/r Liebende auf Erden mal erfahren hat, dass das Ankommen in der Liebe einen nicht zum Vernichten inspiriert, sondern meist hat sie doch die Kraft und die Größe, einen bedächtig in eigenen Kellern herumschauen zu lassen, ob vielleicht doch aus den letzten Kriegen oder einem Wasauchimmer noch Bomben lagern, die entschärft werden müssen. Gut, gestern, das war ein Mordsding in Frankfurt, aber es wird m.E. noch ganz schön viel allerorts entschärft, was von irgendwelchen Heldenhorden zurückgelassen wurde. Ich erinnere mich an einen Jungen in meiner Klasse, dem beim Spielen mit einer Bombe, auf die er gestoßen ist, die Hand abgerissen wurde. Auch in dem filmischen Wunderwerk „Heimat“ von Edgar Reitz habe ich einen Bombenentschärfer kennen lernen können, der dann inmitten der großen Liebe doch das Opfer seiner Kunst wurde. Klar möchte man wissen, wie ein Mensch Bombenentschärfer wird. Wie geht es der Familie, wenn er draußen dabei ist, so ein Altlastenungeheuer unschädlich zu machen? Am Abend trink ich dann  ein Gläschen Wein, sagte der Eine der Entschärfer. Geschafft! 60 000 Menschen kehren zurück in ihre Behausungen. Ein Zittergruß vom Krieg!!! Das dauert lange und hat noch kein Ende gefunden, dieses Finden von Erzeugtem, das so viele Menschen wie möglich zerstört! Ist jemand empört und will das nie wieder tun? Nein! Es wird weitergebastelt, denn man ist im Zugzwang. Ich fand auch einen Artikel daneben, leider im „Zeit Magazin“ mit der müßigen Frage, ob die Welt anders aussähe, wenn hauptsächlich Frauen die Entscheidungen treffen würden! Who the hell knows, wie es sein würde. Aber bombenbauend kann ich die Frauen nun nicht wirklich sehen. Phallische Geschosse, die alles im Umkreis flachlegen!??? Wohl kaum. Und im gestrigen TV-Duell wäre dieses Thema auch nicht übel gewesen an die Beiden: Wie fühlen Sie sich eigentlich so inmitten des Terrorismus mit den prächtig flutschenden Waffenlieferungen, erstklassig deutsche Qualität, und bombensicher funktionierend!? Das ist nicht nur finanziell verführerisch, sondern man trudelt hinein in die unwirklichen Ebenen, wo bei aller gemeinten Redlichkeit der politische Geist doch zur fatalen Lüge verdammt ist. Auch bei sich zu Hause kann man mal nachschauen, ob es bei hohen Graden von Empfindlichkeit nicht angebracht ist, sich um angemessene Entschärfungen zu kümmern, damit auch der lebensspendende Atem tun kann, was er am liebsten tut. Frei sein.

 

Marion Poschmann

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die Apfel-Allee

die Bewölkung nahm zu. Unheilserwartungen
ballten sich in der Brust, unsere Stimmung sank.
Himmel dellte sich ein wie
Fallobst, bräunlich gefleckte Luft –

etwas kehrte sich hier gegen sich selbst.
ein verkrüppelter Stamm, der sich am Straßenrand
rhythmisch wieder und wieder
holte, war uns Gemütsdesign.

ausgekleidet mit fern endenden Ästen schien
unser Gang über Land; wie eine Illusion
voller schockroter Äpfel.
Äpfel, schwärmend, zum Greifen nah.

pflücktest du, pflückte ich? wächsern in deiner Hand
liegt die Lücke des Baums, die man nicht merken soll,
Trugbild, das du sehr fest hältst
und mit Zähnen die Echtheit prüfst.

sportlich

Das Bild zeigt eine flüchtige Darstellung meiner neuen Idee, deren Beschaffenheit darauf hinweist, dass der Samstag daran liegen mag, so wie man gern vieles auf das Wetter schiebt, was ihm nur teilweise zu verdanken ist. Die Idee wurde entfacht durch eine Bemerkung im Haus darüber, wie man sehr wohlfühlig am Haus selbst abhängen kann, zum Beispiel an einer Holztreppe. Man benutzt sozusagen das Daseiende als ein Sprungbrett zu mehr Bewegung, zu der manche von uns sich ja eher hinmanipulieren müssen. Ich meinte natürlich auch das gegenseitige Anregen zu Spaziergängen, meist allein und dann gerne fordernd federnd, weil zu selten, dann auch mal mit Mitmenschen, mit denen man bei gutem Gespräch gar nicht wahrnimmt, wie viel Laufen man hinter sich gebracht hat. Gut, noch dröhnen um den Samstag herum nicht die Maschinen am fleißigen Extra-Arbeits-Tag, so voller Energie, weil selbstbestimmt, und ich kann meine Idee ausbreiten. Es gibt hierzu zwei Angebots-Varianten. Bei der einen, dafür muss man Immobilien-Hai sein, erschafft man ruck-zuck eine neue Branche, und zwar das neue Fachwerkhaus, mit neuen Materialien, aber genauso aussehend wie ein altes Fachwerkhaus. Es wird ja bereits überall abgeschabt und befleckt, um dann das Zerkratzte teuer verkaufen zu können. Es liegt also im Blutstrom der Mode, dieses verführerische Angebot zu bedenken. Aber es kommt noch besser, denn bei der zweiten Variante lebt man bereits in einem Fachwerkhaus und kann meine Idee sofort umsetzen. Nach Verhandlungen mit Obi und Baumarkt  erhält der Meistbietende das Umsetzrecht: wenn’s gut werden soll! Denn um was es hier geht, sind Balkenverlängerungen, die kunstvoll an die bereits sichtbaren Balken am Haus je nach persönlichem Design angebracht werden können. Dazu wird es weitere Accecoires geben wie Seile, Schaukeln und handfeste Griffe undsoweiter. Hat man zB wieder mal zu lange am Schirm gesessen, geht man schnell raus am Fenster und hängt kurz durch, oder schwingt hin und her und wundert sich, dass es noch Bäume gibt etc. Die Nachbarn, immer gierig danach, dem jeweiligen Fortschritt zu entsprechen, lassen auch sofort anfertigen. Jetzt ist einiges, was sonst drin und ganz innen im Einzelnen ist, mühelos herausgekommen und kommt sich dadurch auch näher. Leute auf Schaukeln lächeln sehr häufig, von Kindern kann man allemal das Jauchzen lernen. Ich möchte nicht übermütig werden aus meinem Teich heraus, aber ich könnte mir vorstellen, dass ein Raunen durch die Städte zieht, das vielleicht einen neuen Pilgerpfad hervorzaubert, der auch was Schönes zu bieten hat am Ende: einen Ort, wo Menschen draußen an ihren Häusern viel lachen und jauchzen, und sich alles Mögliche haben einfallen lassen, um miteinander Verbindung aufzunehmen. Und das alles sportlich! Denn nicht alle Kreaturen sind sportlich. Den Dalai Lama zB., immer noch ein sonniges Vorbild für menschliches Verhalten, musste man zu einem Innen-Fahrrad überreden für das nötige Minimum an Muskeltraining. Klar, Geist und Materie, wer wäre frei von ihrer Performance! Also: Bahn frei für die Balkenverlängerung! Das nennt man zwei Elefanten mit einem Tuch einfangen! Denn man sieht dann automatisch, weil man dran herumturnt, den Balken am eigenen Haus!

 

zumuten

 
 Es gibt den schönen Satz, von Ingeborg Bachmann hereingebracht, der aussagt, dass „Wahrheit“ zumutbar ist. Dass wir hier gleich beim Pudel landen, war nicht meine Absicht. Meine momentane Einstellung zu Wahrheit beinhaltet die Überzeugung, dass tatsächlich jede/r für sich herauskniffeln muss, was es bzw. sie (aus „es“ soll „sie“ werden) im Kontext zum Weltvorgang und der eigenen Anwesenheit bedeuten kann, wenn man denn „Wahrheit“ zumuten wollen kann bzw. können will. Und klar kann jemand, der das kann, und auch der/die es nicht kann, die eigene Wahrheit zumuten. Das ist es ja, was man mit Menschen aushalten und unter (guten) Umständen durchhalten muss. Und dann man selbst, ich selbst als herumwandelnde potentielle Zumutung. Natürlich kann man auch den Zumutungen wehren, unbedingt, denn auch der Empfang des Zugemuteten hängt von jeden Mannes und jeder Fraues (das hast du prima gemacht, lobe ich mich für mein Gender-Ei)) eigenem Maßstab ab, dh auf welchen Ebenen das Zugemutete jeweils stattfindet. Und wenn dann auch noch ferne und finster kaschierte Spielsandkästen herausgemustert werden und auf weitere Zumutungen stoßen, dann geht oft viel schief. Wenn in einer äußerlich friedlichen Gesellschaft das Schiefe anwächst und sich durchsetzt, dann wundern sich immer weniger VerursacherInnen über diese Misere, denn die kollektiv angekränkelte Gesellschaft kann gar nicht wahrnehmen, was eigentlich dem Menschen zumutbar ist, und vor allem: was nicht? Der universelle Geist, der das Ganze durchweht (stocknüchtern gemeint, danke), scheint an sich großzügig, ja anarchisch. Was droht hier, was lobt!!!? Schaut da was zu und verteilt Noten!!?? Und sortiert penibel, wie man es erwartet, zwischen „Gut“ und „Böse“? Das soll der Geist sein, der um uns weht? Gut, ich will auch nicht ein paar Jihadisten interviewen zum Thema, was man ihnen zuhause alles angetan hat, um so böse werden zu müssen. Jede/ darf ja, was er kann. Vielleicht lässt der Geist alles zu, was da sein will, dh. konsequenterweise muss ich natürlich wissen, wo ich herkomme, aber ich muss auch wissen, wo ich hingehe. Die Wahrnehmung des erfahrbaren Gesetzes von „Ursache und Wirkung“ kann man zum Bespiel zumuten, da jeder den gewünschten Zugang dazu haben kann, doch doch!. Und wenn mir etwas zugemutet wird, an dessen Handhabung ich gescheitert bin, dann ist es angebracht, dem unguten Spiel Einhalt zu gebieten und als Wirkung davon zu erkennen, was man ganz persönlich für unzumutbar hält. Wenn dann Zugänge noch offen sind oder offen bleiben, werden Lösungen wie von selbst erscheinen. Oder auch nicht. Ich mute auch ganz gern was zu. Es ist meistens ein Kompliment an mein Gegenüber. Nirgendwo ist Garantie, keinerlei Versicherung für Bestand. Alle sind in eigener Verantwortung zuständig und unterwegs. Und wenn man den Anfängen nicht gewehrt hat, dann kann man sich immer noch wehren, wenn es angebracht ist. Wer bestimmt mein Tun und Denken? Wer macht die Regeln?