Leonard Cohen

If you are the dealer, I’m out of the game
If you are the healer, it means I’m broken and lame
If thine is the glory then mine must be the shame
You want it darker
We kill the flame
Magnified, sanctified, be thy holy name
Vilified, crucified, in the human frame
A million candles burning for the help that never came
You want it darker
Hineni, hineni
I’m ready, my lord
There’s a lover in the story
But the story’s still the same
There’s a lullaby for suffering
And a paradox to blame
But it’s written in the scriptures
And it’s not some idle claim
You want it darker
We kill the flame
They’re lining up the prisoners
And the guards are taking aim
I struggled with some demons
They were middle class and tame
I didn’t know I had permission to murder and to maim
You want it…

auch

Ach ja! Was für ein Jammer! Geisterhaft ziehen Maskierte durch die Straßen und Hallen und Heime, eine seltsame Gewöhnung setzt ein, das Ding hängt am Kinn oder am Ohr, man denkt, man hat es auf, aber hat man gar nicht.  Man wirft einen Blick in die Welt, ach immer noch, und wie lange noch,  dieser amerikanische Präsidenten-Trampel, wie peinlich weit das gehen kann. Und wieder ein totes Tier auf der Fahrbahn, ach nein, es war ein schwarzer Mensch, man hat ihn verwechselt, jetzt ist er tot. Nun ist man fast froh, wenn Menschen sich zu Protesten versammeln, ein schwarzer Moderator von CNN ist den Tränen nah. Er hat eben diesen Job, sagt er, das gibt ihm eine gewisse Sicherheit, doch da draußen wird weiter hautfarbengemäß gemordet. Die Masken haben auch nicht zu einem glanzvollen Maskenball geführt, das Tanzen fällt schwer, wenn man Angst hat, und, wie man sieht, tragen auch die Götter die Maske, vielleicht nur in eines Menschen Kopf, um sie, die Maske, attraktiver zu machen, dabei kann das Verordnete nicht wirklich attraktiv sein. Die Sprache der Augen nimmt einen neuen Raum ein. Und wirklich, es ist Samstag, ein Hauch von Sommer, nachlassende Einkaufslust wegen der Mühen ist zu spüren, viele sind wieder unterwegs in Nebenländer, hinweg mit Euch, über die Berge, zu weiteren Maskierten, warum nicht. Noch kann sich jede/r  d e m widmen, was er oder sie am liebsten tut. Man kann tief durchatmen, den Stift in der Hand, und nach kurzem Flug eine architektonisch vollkommene Struktur in den Sand einer Wüste legen. Alles besteht vor allem aus Säulen, hochangelegte Gehsteige ragen zwischen  den prachtvoll schlichten Treppenformationen, den Podien aus uraltem Stein, die sich weit in jede Richtung erstrecken, das sanfte Licht der schattenspenden Baldachine widerstrebt dem abstrakten Ansatz mit einer großzügigen Zärtlichkeit undsoweiter. Viele kommen und gehen, um sich dort auszuruhen, oder einfach nur, um uneingeschränkt da zu sein, wo sie sind. Täglich kommt dorthin auch eine Frau und verbringt Stunden, auf ihren Stab gelehnt. Man will mit ihr reden, aber sie schweigt. Es vergehen Jahre. Sie schweigt. Man hält sie für taubstumm. Doch es kommt ein Tag, da lehnt sie sich vorwärts. Man erwartet eine Art Wunder, eine Prophezeiung, einen Hinweis auf Weiteres, eine lebensfördernde Eingebung. Es versammeln sich Lauschende, denn man weiß intuitiv: sie wird sprechen. Tut sie auch, und, wie schon erwähnt, lehnt sie sich langsam vorwärts, und zum Erstaunen aller sieht man folgende Worte aus ihr herausströmen. Sie sagt: „Schwappt nicht mit euren ungelegten Eiern in mein Quartier!“ Das Schweigen erreicht seinen tiefsten, dunkelsten Ort.

genug

(Lichtstrahl auf (m)einem Stuhl)
Ich kann mir gut vorstellen, dass es in ziemlich vielen Gehirnen rumort um ein Genug! herum, vieles kann einem vorkommen, als würde es durchaus auch ein Genug verdienen. Das viele ‚Dürfen‘ zum Beispiel, hurra, wir dürfen jetzt wieder raus, oder nach Holland, oder wieder im Stau das Vertraute einatmen, oder auch das sich Drangewöhnen an das Unannehmbare.  Genug! heißt ja einerseits, dass man alles hat, was man braucht, doch es bedeutet auch eine Grenze, die man spürt, wo man nicht mehr mitmachen will. Oder man will nicht mehr hinschauen, zum Beispiel auf die Schweinereien in den Fleischfabriken, oder die am Hungertuch nagenden Prostituierten, oder geistig auf die Milliarden starren, die in die Sklavenmärkte fließen, da hat man weder die gequälten Tiere bedacht noch die immer noch verheerenden Zustände um Leben und Sterben der Flüchtlinge herum. Die Millionen von Toten, die weiterhin dummen Kriegen zum Opfer gefallen sind, und immer noch gehen alle hin und werden auch weiterhin hingehen. (Peace!) ‚Genug‘ heißt auch, dass es reicht, es reicht einem, die aus den Normen herausgehebelte Corona Dampferfahrt, wo sich langsam aber sicher die verschiedensten Boote abseilen und eigene Fahrtrichtungen ansteuern, neue Ideen, neue Konstrukte. Wo schauen, wo fühlen, wo handeln. Oder vielleicht einfach da sein, bis Berührtes sich meldet, dann schauen, dann handeln. Oder nur das Schauen, das kann auch handeln. Nie wird man dem Leid gerecht. Es ist die tiefe Betroffenheit des schwarzen CNN Moderators (z.B.), dessen Stimme zittert, als er seinem weißen Freund, den er zu diesem Interview eingeladen hat, erzählt, was er fühlt, wenn schon wieder ein Schwarzer von Polizisten getötet wurde, ohne dass es nur einen einzigen Beweis für seine Schuld gab. Ich kenne Amerika noch, als die Sitze für Weiße und Schwarze getrennt waren. Auch war es durchaus ein Wunder, dass Barack Obama der Kreuzigung entgangen ist, obwohl Trump noch jetzt oder gerade jetzt alles versucht, um sein Feindbild zu beschmutzen. Trotzdem hat sich nicht viel verändert. Dass es einem als Individuum reicht, ständig konfrontiert zu sein mit diesem unlösbaren Menschenrätsel, kann jeder verstehen. In der Ohnmacht zieht sich der Blick zurück in den Zufluchtsort. Wer sich da auskennt, kann ordnen und ausloten. Der Raum kann einem vorkommen wie ein offenes Geheimnis. Man kann die Bürde sortieren, die für einen tragfähig ist. Der Reichtum des Daseins an sich kann sich ausdehnen, Meisterköche entstehem, Gartensitzer/nnen, Staunende. Diese international geschätzte Gelassenheit kann sich zwar vom Überdruss und den vielen Launen nicht nähren, dafür aber von nüchterner Freude, von dunklem und hellem Humor, von der Bereitschaft ‚zu sein, was man ist, und zu geben, was man hat‘ (R.A.?) Immer wieder spricht einen die Liebe an. Sie soll ansteckend sein.

 

 

schauen

Schauen ist schön. Gibt es
Schöneres als schauen?
Für den Schauenden ist
Schauen das Schönste.
Noch schöner kann natürlich
das Schauen mit anderen
Schauenden sein. Auch mit
anderen Nicht-Schauenden
kann schauen ganz gut sein.

 

Gates

Mit geradezu verblüffender Konstantheit kommt in den letzten Tagen das Thema ‚Bill Gates‘  auf mich zu. Zuerst war es ein Video zweier Mädchen, die sich über Gates aufregten und in ihren Kreisen zum Boykott gegen ihn aufriefen, weil er als Erster aussprach, dass es mindestens  eineinhalb bis zwei Jahre dauern würde, bis ein Impfstoff gefunden, bzw. genutzt werden könnte. Die Schülerinnen fühlten sich dadurch in ihrem Lebensgefühl gebremst, was ja stimmt. Die Bremse ist sozusagen über die Welt hereingebrochen und noch weiß niemand, was die Folgen dieses Bremsklotzes sein werden. Man könnte es auch so sehen, dass der ganze Planet automatisch in den Sog der Bremsung gezogen wurde, und es kommt nun darauf an, was alle in der leerlaufenden Zeit gemacht haben, die einem Schock meistens folgt. Wenn alles wieder langsam anläuft, also vor allem die Bewältigungsstrategien der Krise, wird man sie fortan jahrelang zu Ohren bekommen, wie halt jede/r diese Auszeit erlebt, durchlebt und belebt hat. Es wird neue Fäden geben, die neue Muster gebären und neue Konstrukte und Geschichten und Märchen. Ach ja, Bill Gates. Es ging mir ein bisschen s o wie in Indien, als ich mich auf einmal dabei beobachtete, mich für die Muslime einzusetzen, um dem Ansturm der Vernichtungsgelüste gegen die Muslime Einhalt zu gebieten, zumindest in meiner Gegenwart. Früher musste ich so manchem Hindu erklären, dass Hitler eben kein Gottessohn war, den nur (ihrer Meinung nach) ein Gott befähigen konnte, ein ganzes Volk auszulöschen. Das hat Eindruck gemacht, wenn auch einen verheerenden. So höre ich mich gerade öfters sagen, dass Bill Gates, steinreich, wie er nun mal ist, wenigstens ein paar Millionen in d a s investiert, was ihm investierträchtig vorkommt, und klar, werden dann viele unterwegs zu Sklaven, weil Kohle einfach Macht hat. Aber dass es ein Gerücht im Umlauf gibt, Bill Gates hätte illegal Frauen in Indien und Afrika zwangssterilisiert, darüber darf ich mich nicht empören, weil das auf jeden Fall Gerüchte sind. Wahr bleibt, dass eine derartig, auf welche Weise auch immer, geraffte Summe eines einzigen Paares an sich schon das Problem darstellt, in dem die vielen notwendigen Fragen schlafen, die keiner erwecken will. Frau Merkel (persönlich) will Waffenexport und Kampfjets etc.? Niemals. In einem derartig eklatanten Kapitalismus sind alle auf die eine oder andere Weise…nun kann man es einerseits begünstigt nennen, und andrerseits kann man es versklavt nennen, es kommt auf die Wahrnehmung an. Auch kann man gerne mal s o oder s o draufschauen, denn die fixierten Meinungen haben sich auch haufenweise erschöpft, und man freut sich ja gerne über jeden Überlebenden, auch unbekannterweise. Wenn nun die neue Angstwelle in Fahrt kommt, das Konstrukt dieses Systems könnte tatsächlich zusammenbrechen, und, sagen wir mal, es würde tatsächlich sehr abgründig werden, dann könnte man, nur zum Beispiel, die Grundfesten des demokratischen Systems ins Licht treten lassen und sich, eben e i n e n Schritt davor, auf sich selbst besinnen und dafür den angemessenen Umgang finden. Ich selbst werde dann, oder vielleicht mache ich das gleich jetzt, den Namen ‚Gates‘  in ’sich öffnende Tore‘ umpolen, durch die etwas frische Luft weht.

glaubwürdig (?)

Fakt ist, dass viele Menschen in dieser Krise aus ihrem, heißt: unserem Wissen gerissen wurden, heißt, die Schwerpunkte wurden eindeutig verlagert, bis die globale Unruhe wieder zum Individuum zurückmutierte und sich Meinungen in Reflektionen verwandeln konnten, aber nicht mussten. Es ist ja nie leicht, sich längere Zeit in einem wachen und klaren Zustand aufzuhalten, was auch nicht meint, man müsse einen fröhlichen Menschen darstellen oder was auch immer, sondern man kann dann besser erkennen, was ist. Den Grashalm, den Menschen, das Tier. Und überall kann man sich irren beim Nachdenken über die lebendige Welt. Aber es kommt trotzdem auf jeden an, es kommt auf mich an, nicht in einem egoischen Sinn, sondern dann gibt es nur einen oder eine mehr, von dem man sicher sein kann, dass er oder sie nicht unterwegs ist, um Schaden anzurichten. Oder der Schaden, der angerichtet wurde, wurde einem bewusst und man weiß nun eher, wann das geschieht und kann sich einschalten in das Geschehen. Eines der mitlaufenden Themen in den vergangenen, reichlich surrealen Wochen war ja der neue Schwung in die Verschwörungstheorien, belächelt, ja, aber wohl auch gefürchtet wegen dem mächtigen Unfug, den sie in den Köpfen entfachen können. Auch im indischen Schöpfungsepos gibt es einen Narren, der unter den Göttern beliebt ist für seine Unterhaltung und sein Spiel (auf der Vina), der aber auch lustvolle Intrigen spinnt, die gewaltige Auswirkung haben. Aus keinem ersichtlichen Grund verzögert  er z.B. das Erscheinen von Brahmas Frau bei der wichtigsten aller brahmanischen Zeremonien, wodurch sie zu spät kommt, und er, gebunden an die Präzision des Ablaufs, eine andere Frau an ihren Platz setzt. Man muss ja nicht alles, was auf einen zukommt, verstehen, obwohl man es manchmal in anderem Kontext noch tiefer verstehen kann, als es selbst gemeint war zur Zeit des Enstehens. Denn Geschichten entstehen in unermüdlicher Abfolge, und man kann sehr wohl mal den aufreibenden Moment erleben, wenn man versucht, irgend etwas zu entdecken, was nicht in eine Geschichte eingebettet ist. Ein Ort, wo das System sich erledigt, was nur möglich sein kann, wenn das Wissen, das sich im Bewusstsein verankert hat, sich auf einmal selbst enthebelt und man sich trennt von den Märchenbüchern, bevor man eines Tages wieder in ihnen blättert und sich an so manchem Geist erfreut. Überall da, wo die Qualität des Auftrags mit Einsicht und Konzentration durchgeführt werden konnte, damit man das Feld durchkämmt und es erkennt als die potentielle Leere, in der sich das Schauspiel entfaltet, wie es will und wie es kann. Wenn nur noch der Nu bleibt mit seinem es ist, was es ist. Es kommt einem dann zuweilen recht einfach vor. Wenn man das, was einem guttut, auch kennt und es zulässt und umsetzen kann. Und nein, ich glaube nicht, dass Bill Gates, wie es mir am Telefon verkündet wurde, illegal in Indien und Afrika Frauen sterilisieren lässt undsoweiter, obwohl ich mir vorstellen kann, wie verdammt schwierig es sein muss, eine derartig angehäufte Geldmasse zur Zufriedenheit aller unters Volk zu bringen. Es ist gesund, wenn man weiß, was man für ein Gerücht und was man für eine glaubwürdige Nachricht hält.

systemrelevant

Immer mal wieder tauchen im Sprachgebrauch eines Landes neue Worte auf, die entweder plötzlich durch Umstände ins Licht der Aufmerksamkeit rücken, oder leicht missverständliche Modeschöpfungen sind wie „geil“ zum Beispiel, wo man sich fragen konnte, wie weit wohl der Weg war zur Deutung von „prima“. Dann wieder waren Neuheiten wie ‚Lockerungsdiskussionsorgien“ aus dem Mund der Kanzlerin erheiternd (wenn man es so empfand), und kurz danach kann man die ‚Diskussion‘ als Mitte dieses Wortes schon weglassen, denn Phase II nähert sich seinem natürlichen Ende, und die Lockerungsorgie an sich tritt in Erscheinung, und vielerorts werden auch Masken-und Distanzmaßmahmen gelockert werden, wodurch eine neue Angstwelle zu erwarten ist bei denen, die das ängstigt. In Phase II, jetzt immer entlang der Corona Dampferfahrt, hatte man ja die außergewöhnliche Gelegenheit, mit so ziemlich jedem Menschen, den man traf oder mit dem man über das Netz kommunizierte, eine Menge durchkontemplieren zu können, und ja, das Neue: dass mal keiner es besser wusste als der andere, und man somit an das Fenster der eigenen Monade zwar nicht gebunden war, aber doch angeregt durch das Welttreiben, gefiltert durch einen Virusauftritt. So viel unerwartetes Menschenwerk kam zum Zug, und wie viel Erleichterung liegt nun auch in den letzten Lockerungen, wie ein Zirkusartist es in den Nachrichten ausdrückte: gut, die Leute saßen im Autokino, aber sie, die Truppe, performte live, und wie glücklich er klang, wieder zum Geruch von Manege und Puder zurückzukehren, zusammen mit den anderen Kollegen. ‚Systemrelevantes‘ Glück, kann man das sagen? Noch nie habe ich das Wort so oft gehört oder gelesen wie zur Zeit und wollte mal schauen, was es mir sagt. Es bedeutet ja einfach, dass etwas für ein System bedeutsam ist. Während der Krise aber ist es aus wirtschaftlichen Gründen in den Sprachgebrauch gerückt, weil es Unternehmen gibt (wie Lufthansa usw), bei deren Wirtschaftskraft es sich ein Staat nicht leisten kann, sie scheitern zu lassen. Also eine Art systemrelevantes Sklavenverhältnis, dessen durchtriebener Bedeutsamkeit sich auch der kleine Bauer (auf dem Schachbrett) nicht entziehen kann. So hat natürlich auch jede/r BürgerIn die potentielle geistige Freiheit, sich von einem Wort angesprochen zu fühlen und es unter frischen Bedingungen in die persönliche Schatztruhe zu legen, oder ab damit in die inneren Archive, wo durch regelmäßige Entstaubung darauf vertraut werden kann, dass die Worte sich melden, wenn man nach ihnen sucht oder sie ruft. Finden kann man sie natürlich nur, wenn man sie wirklich in sich aufgenommen hat, die poetisch wärmenden und erweckenden, die durch dunkle Gewichte erschreckenden, die stocknüchtern wohltuenden, die, die zuweilen die Tiefe des Wesens erreichen können, wo etwa der verzweifelte Ruf einen Anderen herbeiholt, der oder die sich mit menschlichen Tonarten auskennt  und sie unter günstigen Bedingungen für einen in eine bedeutsame Resonanz bringen kann, da nämlich, wo man alleine nicht kann. Und dann: hat es uns das Virus und seine vielfältige Wirkung nicht ermöglicht, etwas näher, eben s o nah, wie wir können, an unser eigenes System heranzurücken, oder auch von innen her auf es zu schauen, um vielleicht zu bemerken, wie ganz und gar irrelevant so manches Welttreiben auch für uns selbst ist, und dass das Tröpfchen Wahrheit der Anderen nicht immer ausreicht, um den eigenen Ozean in gutem Schuss zu halten, also auf die unauffälligen aber systemgefährdenden  Plastikteilchen, vor allem die ganz winzigen, achten, damit der Grund des/r Wesen/s nicht völlig zerstört, beziehungsweise fremdbestimmt wird.

Frederike Frei

Frederike Frei - Biografie

aus: „unsterblich“

Ich will nicht sterben. Ich will nicht sterben. Ich wiederhole es so lange, bis ich todsicher bin, dass ich nicht sterben werde, noch glaub‘ ich nicht dran, aber was nicht ist, kann noch werden, Wörter bewirken, was sie sagen, weiß jedes Baby. Sterben klingt gleich so bedeutend, ich will nicht totgehn, ja, das gelingt mir schon eher, lieber kleine Brötchen backen, klein anfangen, Kindersprache. Ich will nicht totgehn, pausenlos muss ich es aufs Tapet bringen, mir wieder und wieder hervorholen aus dem tiefsten Hirnwinkel oder Herzensversteck, damit es sich wie eine Spitzmaus durch alle Hindernisse hindurchnagt bis zum Knochenmann persönlich und dem dann den Schädel abreißt, wie wir Schulkinder früher dem Nikolaus aus Rosinenteig den Kopf. Der war als erstes weg. Ichwillnichttotgehn. Genug Magie, die Buchstaben sind vollgesogen mit Aura, da witscht niemand mehr durch. Man kann wieder Lücke lassen: Ich will nicht totgehn…. Ich doch nicht,  I c h  w i l l  n i c h t  s t e r b e n, andere jederzeit, stundenlang, aber ich jedenfalls will nicht sterben, wer bin ich denn, ich bin doch eine, die an Friedhöfen vorübergeht, nicht eine, die da liegt, das sind doch Wildfremde, man hat immer genug von ihnen, sollen sie ins Gras beißen, jede Kuh kann das. Ich und sterben. Ich werde ja schon nicht alt. Keinen Fitz älter bin ich geworden, seit Jahrzehnten, sagt jeder, find‘ ich auch, gerade gestern rief mir jemand nach: “ Das ist kein Fahrradweg, junge Frau“, ich? , na, dann brauche ich auch nicht zu sterben, ich bin immer so jung wie immer schon, nie und nimmer alt, also auch nicht tot, ich sterbe nicht, übrigens sterbe ich nicht, das muss man sich mal vorstellen. Ich sterbe nicht aus dem einfachen Grund, dass ich nicht sterben will, wer will das schon, aber ich will es wirklich nicht, und wenn ich etwas wirklich nicht will, haut das den stärksten Kerl um, und soviel stärker ist der Tod dann auch nicht. Wie zaghaft er sich ranmacht an gewisse Leute, wieviel er auf die lange Bank schiebt, natürlich schlägt er immer mal wieder volle Pulle zu. der Angeber, aber das ist auch nicht die Welt. (…)

Dieses Buch ist so angelegt, dass die Zeilen nicht zu Seiten führen, sondern jede einzelne Zeile führt waagrecht durchs ganze Buch. Die Zeilen dieses Textes oben gehen über rund 30 Seiten hinweg.

tot

Das Virus ist ja auch kein schlechter Lehrer, obwohl kein wirklich guter Lehrer eine Angstschneise in die Völkerbahnen hineinfahren würde wie dieser Blindgänger, der gar nicht sehen kann, was er anrichtet. Es ist auch nicht einfach zu verstehen, was er oder es anrichtet, und der mühselige Weg über den Lernzwang, eben, wenn der Lernantrieb nicht freiwillig ist, sondern das Leid über die Menschen hereinbricht wie eine Welle, dann ist dieser Weg oft mit Unwillen und Widerstand begleitet. Oder wie jedes Unglück und jede Katastrophe, wenn erst der Schock einbricht, dann langsam der lange Prozess des Zurechtfindens mit den sich stark veränderten Gegebenheiten in Gang kommt. Ich wusste tatsächlich nicht, wie viele Grippetote es jährlich allein in Deutschland gibt, oder kannte nicht die hohen Todeszahlen der Diabetiker/nnen oder AsthmatikerInnen, oder Suizide, oder HerzinfarktlerInnen undsoweiter. Man staunt ja eher, dass überhaupt hier und da jemand übrigbleibt, der sich nicht stark medikamentiert durch die satten Jahre bewegt hat. In Indien ist durchweg für viele Menschen das Kranksein so gut wie tot sein, und dann das Totsein auch noch extrem teuer für die Hinterbliebenen. Wie viele Tote also jederzeit, wurde oft in der ersten Phase der Coronazeit gefragt. Da bauscht jemand, wurde gemeint, den Virus zu einer Macht auf, wie jeder andere Virus sie auch hat, fragt sich nur wer da warum aufbauscht. Und dass das neue Etwas ein Killer ist, war auch allen klar, ebenso wie die anderen maladiösen Schwergewichte auch Killer sind, wenn man nicht den richtigen Stoff für bzw gegen sie hat. Ich denke gerade: ’schau doch mal nach‘, und sehe, dass letztes Jahr (2019) 879 959 Menschen in Deutschland gestorben sind. Erstaunlich auch, dass es hier diese klare Zahl gibt, denn jede/r Tote wird gezählt, während zB. in Indien ja, jede/r Einzelne im Kreise seiner oder ihrer Familie sicherlich was zählt und gezählt wird, aber die ungezählte Totenanzahl muss erschreckend hoch sein. Was war das am Anfang also für eine Erwägung im Sinne, jetzt macht doch (wer auch immer gemeint ist) doch nicht so einen Zirkus um dieses Virus, wenn er es noch nicht einmal geschafft hat, die Zahl der jährlich Toten (5,4 Millionen weltweit) zumindest einzuholen, damit der Anspruch auf Macht und Wirkung gerechtfertigt sei. Also ich bemerke, es ist genauso schwer, die Realität des eigenen Todes ins Auge zu fassen, nicht nur flüchtig, sondern auch mal mit Tiefgang, denn ja, das wird nicht nur kommen, sondern jederzeit kann es kommen, und in welchem Verhältnis zur Qualität der Lebenszeit steht dieses zu akzeptierende Wissen, bei dem es keine wirklichen Varianten gibt durch die Tatsache, dass tot einfach tot ist, eben eine der wenig unbedingt zu akzeptierenden Realitäten, auf die man sich verlassen kann. So sterben viele, sehr viele Menschen täglich an Corona, und die Angehörigen können nicht zu ihnen kommen. Insofern ist das Virus ein Lehrer, dessen Fach der Tod ist. Und zum Glück, das fällt bei mir gerade so ein, ist der Tod kein Meister mehr aus Deutschland, obwohl der Tod auch da ja gar nicht der Meister war, sondern es waren Menschen, die das Morden des Menschen durch den Menschen zur Meisterschaft erhoben haben, beziehungsweise erniedrigt. Gerne hat man noch Lernzeit.

bedenken

Menschen allerortens sollen Kisten vor ihre Türen gestellt haben mit Dingen, die sie bereit sind, wegzugeben. Es sollte auch heitere Gesetze geben ohne Anbindung an Religion und Gutseinszwang. Für sich selbst natürlich schon wissen, was gut und was nicht gut tut. BürgerInnen könnten also alles, was sie wirklich nicht mehr brauchen, vor die Tür stellen, aber ich merke, das gibt es auch schon. Nur haben viele Menschen zur Zeit mehr Möglichkeiten, sich mit d e m  zu beschäftigen, was schon lange in ihnen herumkreist, und jetzt gibt die Virus-Blockade einen Schub, günstigerweise da, wo so ein Schub hilfreich ist. Oben im Bild sieht man eine Scherbe aus einer der drei Kisten, die ich bisher in der Corona-Krise leeren konnte, und das ist, was noch übrig blieb, die Füße mit dem Nagel drin, ein Fund bei einer Haus-Renovierung. Ob es wohl noch Christen gibt, die froh sind, dass er nach dieser Tortur endlich in den Himmel fahren konnte, ich weiß es nicht. In der neuen, globalen Bedenkzeit hat man auch Chance, herauszufinden, was einen Klang in einem erzeugt und was nicht. Ich habe auch schon den Schmerz als eine reife und reifende Erfahrung erleben können, und selbst der Grundton der Freude kann immer mal wieder neu ausgelotet werden. Wenn das Spiel vehement unterbrochen wird von einem Störfaktoren, der uns alle auf die eine oder andere Weise betrifft, bleibt nichts anderes übrig, als sich zu fragen, was m i c h eigentlich betrifft und die Anderen um mich herum, was wiederum den Blick erzeugt, mit dem ich die Welt sehe, und auf den die Welt auch reagiert. Vor allem, wenn die Sprache hinter den Sprachen sich noch ausdrücken lässt oder kann. Obwohl der Schmerz tiefer zu dringen scheint als die Heiterkeit, ist die tiefe Freude weniger sichtbar und oft auch schwieriger zu erreichen, da sie so sehr im Ungewissen gehalten werden muss, nämlich, was jeder Mann und jede Frau und jedes Kind und jedes Tier darunter versteht. Bedenkzeit also, frei ins Haus für alle. Was ich an den Katastrophen der Flüchtlinge und der Naturkatastrophenopfer, wie zum Beispiel gerade in Kalkutta, so schrecklich finde, ist diese Entwurzelung aus den Ecken des Daseins mit den paar Dingen, die diesen Betroffenen vertraut sind. Ich war in Indien in vielen Hütten von sehr armen Menschen, aber alle hatten eine angenehme und warme Atmosphäre: die Feuerstelle, wo man herumsaß und auf den Tee wartete, die Matratzen zum Ausruhen und Schlafen. Auf jeden Fall auch die e i n e Metallkiste, wo die Dinge gefaltet wurden, die man nur manchmal trug, zu Hochzeiten und Trauerfeuern. Dann alles weg und da, wo man hingehen kann oder muss, will niemand einen haben, denn man ist eine Belastung. Später hört man oft, wie schlecht es ihnen tatsächlich geht. Aber manchmal kommen die untragbaren Zustände ans Licht, eben durch so einen Virus, der plötzlich erscheint und Antrieb und Auslöser ist für Bedenken. Das gibt es ja bereits für die Fleischfabriken, durch die Ansteckungsgefahr entlarven sich die Systeme. Wie man sich vorstellen kann, sind auch Bordelle stark betroffen durch die kaum durchzuführenden Maßnahmen. Wie wär’s, wenn die Bedenkzeit genutzt werden würde für einen Systemwechsel. Man ist ja nicht naiv genug zu glauben,  dass etwas , was sich so lange als das sogenannte Normal durchsetzen konnte,  verschwindbar gemacht werden wollte von denen, die es wollen. Sklavenmarkt, G5, Frauenhandel etc, aber Eindämmung des Übels wäre schon hilfreich. Das Augenmaß an den Darknet-Systemen mal schärfer angelegt.

kennen


(Gemälde von Ursula Güdelhöfer)

KANNTE DICH NICHT
ICH KANNTE DICH NICHT
ICH KANNTE DICH EINFACH NICHT
WIE KONNTE ICH AUCH
ICH KONNTE ES NICHT
DAS KENNEN VON DIR
O MENSCH

viel

Tag des Ozeans oder Tag der Orange, oder Tag des Salamanders, ganz wie man möchte. Oder der Tag, an dem alle wieder im Stau stehen, oder vielleicht doch ein paar weniger als sonst, oder Tag der Rückkehr zur Meeresverschmutzung, oder Tag der guten Nachrichten. Ja, es gibt sie, es gibt sie immer, sie begleiten das Weltgeschehen genau so unermüdlich wie die schlechten Nachrichten, und warum sollte es gerade hier nicht auch auf die Wahrnehmung ankommen, beziehungsweise eine angemessene Auslotung zwischen Dunkel und Hell. Man kann sich ja mal überlegen (Hand am Steuer, Kompass im Auge), was die Menschen gemeinsam haben könnten, von denen man munkelt, sie seien ‚durch‘ und befänden sich auf freier und ureigener Bahn, prekäre Begriffe von etwas, von dem keiner Kunde hat, bis er oder sie selbst Kunde ist. Und was weiß man dann schon von jemandem, als dass (vielleicht) wieder einer es geschafft hat, sein Ich über den Abgrund zu transportieren. Oder sollte es gar nicht mitgebracht werden, ja hallo, dann hält man wohl Ausschau nach dem Tor, an dem man es abstellen kann, wenn es sich denn abstellen lässt. So einfach ist es dann auch wieder nicht, dass man es einfach irgendwo abstellen kann, als könnte die kosmische Müllabfuhr gerufen werden. Ein türkischer Fahrer schaut heraus und sagt, aber das bist doch du, die Grenzgängerin aus Deutschland usw. Jeder muss das für sich selbst lösen, ebenso wie die Maskenpflicht und die Virenangst und die Daseinsfreude. Kein Zweifel: alles, was der Geist fassen kann, ist gleichzeitig. Das kann leicht überfordern, wenn man den Begleiter, der man ist, gar nicht wahrgenommen hat, sich um ihre Zartheit gekümmert, um ihren berechtigten Zorn, der hineinhallt in die Plastikmeere und dort zusammen mit den Fischen erstirbt. Ich denke, dass alles, was ins Leben gerufen wurde und wird, ein gleiches Recht hat auf seine oder ihre Existenz. Unantastbar in der Tat auch die Würde der Tiere und überhaupt der organischen Welt, und wie konnte es dazu kommen, dass in ihr um alles derart geschachert wird, als ginge es auf der Erde vor allem um einen gefährlichen Raubzug, so ist es ja auch. Genauso wenig wie man einem Räuber raten kann, nicht zu räubern, so kann man nur dem eigenen Räubern Einhalt gebieten und nicht so tun, als wäre billiges Fleisch eine normale Sache und man hätte nie von schweinischen Zuständen in Massentierhaltungen gehört. Ist man denn wirklich, was man isst?, und dann noch mit Schmerz und Qual und Todesangst und Hormonen, alles frei geliefert im Fleisch.Die guten Nachrichten kommen aus Indien, wo sie bitter nötig sind, denn es schmerzt weiterhin, ein Land, wo sich der Geist lange Zeit so pudelwohl fühlte, zugrunde gehen zu sehen. Wenn eine einst hohe Kultur im Sterben liegt, das geht doch nicht einfach an einem vorüber, vor allem, wenn man als Fremdling das Glück hatte, in ihre Geheimnisse eingeweiht zu werden, aus Liebe für sie, und aus Achtung. Nun haben die Hindus klar gemacht, dass ihnen die Muslime im Weg sind, dann…hier der neue Satz: …dann kam Corona…Corona kam und veranlasste Tausende von Arbeitern, ihre Arbeit  gekündigt zu bekommen, über Nacht, einfach so, weg mit Euch. Dass sie auf leeren Straßen dann zu Fuß versuchten, nach Hause zu gelangen, bis zu 1000 km weit, kein Laden war irgedwo geöffnet. Gestern habe ich eine Mail bekommen von einem Mann, der zufällig vorbeifuhr an solch einem endlosen Zug, und er berichtete, dass jetzt alle Arbeitswanderer genährt und mit Wasser von der Bevölkerung versorgt werden, ob sie nun Muslime, Christen oder Hindus seien. Man will die Not nicht, aber manchmal bleibt sie das letzte Mittel, das Herz zu bewegen, das ist schon viel wert.

 

 

hat/hätte

Manchmal überlege ich mir, ob ich manchen meiner Bilder einen Titel geben soll, damit der potentielle Kreis der Wahrnehmungsmöglichkeiten zumindest etwas eingeschränkt wird, natürlich vorausgesetzt, die Frage ‚was sehe ich denn da?‘ taucht überhaupt auf. Würde ich wiederum z.B. diesem Bild oben den Titel ‚Echsenmensch‘ geben, wäre der Blickwinkel stark eingeschränkt, obwohl es zu einer klärenden Sicht kommen könnte. Aha also, ein Echsenmensch! Ich habe mich selbst gefragt, ob die hirnrissige Meinung, unter uns lebten Echsenmenschen, die den Planeten an sich reißen möchten, in meinem Unterbewusstsein etwas ausgelöst hat. Vielleicht war es das Unverdauliche, das im momentanen Nebel der Verschwörungstheorien durch die Nachrichten ging, und, kaum zu glauben, wurde Angela Merkel in diesem Kreis als Reptiloidin erkannt, worüber man nicht weiter nachdenken muss, eher eine der Grenzen des Denkens erkennen. Wenn etwas vollkommen absurd wird, kann man es leichter lassen, als wenn noch ein Tröpfchen Wahrheit dran hängt. Bei solchen Gruppierungen wie die von Hitlers Attentätern muss man davon ausgehen, dass an ihnen noch ein Tröpfchen Wahrheit hing, der immerhin zu einer Erkenntnis reichte, auch wenn das Ziel nicht erreicht wurde. Es fand auf jeden Fall eine tiefe Verwandlung statt in diesen paar Geistern, und dass sich überhaupt eine Gruppierung fand, die im Angesicht des Irrsinns den Mut hatte, der Vernichtungsmaschinerie ein Ende setzen zu wollen, das ist beachtlich, und gerne wüsste man, wie sie sich über diesen Weg verständigt hatten, und wie es klar wurde, dass ihre Gedanken in diesselbe Richtung gingen. Es ist ein erschreckender und tiefgreifender Prozess, sich einer Gehirnwäsche bewusst zu werden, also dass man teilnahm an einem Gedankentum, dessen Inhalt und Substanz man eine Zeitlang für möglich hielt, oder die Macht und Anerkennung des Dabeiseins war so groß, dass man sich verführen ließ zu glauben, statt selbst zu reflektieren. In Indien musste ich mich eines Tages, bzw. über Jahre hinweg unermüdlich entscheiden, dass ich kein Recht habe, einem Menschen seinen Elefantengott wegzuanalysieren, wenn es unauslöschlich in das Blut geschrieben ist, dass dieser Gott einst lebendig auf der Erde weilte und alles tat, was man nachlesen kann, denn es wird sich wenig an den Anekdoten ändern, da absolut unglaubwürdige Geschichten die Säulen der Gläubigen darstellen. Im indischen Schöpfungsepos rastet die Frau des Schöpfers einmal aus und mit vor Wut glühenden Augen verflucht sie die anwesenden Götter und dampft ab auf den naheliegenden Berg, wo sie heute noch lebt. Ich fragte mal einen Brahmanen, ob der Fluch wohl eines Tages mal zu Ende ist, aber solche Fragen sind unerwünscht, denn sie rütteln an den Stäben, aber nicht wirklich. Es ist so, als würde man einen Christen fragen, ob die Story mit dem Apfel denn mal gegessen sei und ob man trotz verbotenem Wissen mal wieder zurück dürfte ins Paradies. Aber klar, hat Kain einmal Abel erschlagen, ist der Mord offizieller Teil der Geschichte. Dabei hätte es (hätte es?) jederzeit anders kommen können. Um Jesus zu retten, hätte Maria eine Amazonentruppe zu Hilfe rufen können, die auf dem Leidensweg dazwischenprescht und den verspotteten Göttersohn mitnimmt an einen sicheren Ort, von wo aus er dann nach Kaschmir gebracht wurde, wo ja heute noch sein Wirken bekannt ist und sein letztes Hemd hängt. Gut, wer weiß schon, wie das alles vor sich ging, gerne würde man einen Zeitzeugen fragen. Wegen der Unmöglichkeit dieses Vorhabens kehrt man zurück und wird sich der Historie des eigenen Aufenthaltes bewusst. Wir befinden uns also, wohlgemerkt: ohne Krieg, in einer derart großen Krise, dass niemand weiß, wie weit ihre Finger in unsere Zimmer hineinreichen werden. Aber es ist eben auch Frieden, und die Menschen kehren (maskiert und distanziert) zurück zum Vermissten.

Route

Als das unsichtbare, aber wirkungsvolle Wander-Phantom sich im ersten Abschnitt seiner Route befand, konnte ich dem ungewöhnlichen, globalen Zustand etwas abgewinnen, denn hier konnte man statt dem öden ‚Immer‘ mal ein ‚Nimmer‘ erleben, denn selbst den hartnäckigen Immerianern wurde klar, dass dieser planetarische Vorgang eine Einmaligkeit hat und haben wird und wir uns wissensmäßig auf dem gleichen Nichtwissensplateau tummeln konnten, was ja durchaus auch eine gewisse Abenteuerfreude beinhalten kann, indem der Beobachter oder die Bebachterin, oder die Spielfreudigen, und selbst auch die Leidenden und Trauernden permanent in neue Situationen geschleudert wurden, die mal anregend, mal hilfreich oder beklemmend waren. Noch als die Meinungen sich zu festigen begannen, konnte man aufmerksam mittendurch surfen, mal hier einen strahlenden Himmel wahrnehmend in einem betäubend schönen Frühlingsausbruch, mal ohnmächtig an großen Toren des Menschenwahnsinns lehnen, wenn man bedachte, wie weit das schon alles vorangegangen ist, und wie sehr ein, wenn auch ersehntes, Zurück in das als wunscherfüllend geltende Normal auch ein Zurück ist in das große Krankenzimmer, in dem wir Patienten und Patientinnen bereits das Atmen übten, bevor der kleine Schleicher kam. Nun wird das Vor und das Zurück von den Individuen abhängen. Das, was wir gemeinsam als Masse darstellen, hat bekanntlich einen hohen Grad an Trägheit, da das beliebte ‚Geht doch! neben positiven Eigenschaften auch einen Widerwillen ausdrückt gegen das als doch gut funktionierend empfundene Lebensfeld. Die Gewohnheit des Differenzierens erlaubt einem eine gewisse Beweglichkeit. War man mittendrin mal nicht von etwas sturzbetroffen, konnte man sich  kurz eine Vorstellung davon machen, wie es wäre, wenn wir mal z.B. alle zusammen schweigen würden, denn das wäre dann ja keine Gruppe oder Yoga Praxis oder so, sondern es wäre einfach mal ein paar Stunden sehr still, sozusagen ein geistiger Waffenstillstand. Ich entschuldige mich für den Schuß Naivität, der hier mit mir durchgegangen ist, denn so ein Quatsch!, und innen wäre ja nicht automatisch Waffenruhe, nur weil keiner was sagt. Bald müssten im einst spielerisch konstruierten Stillemonat berittene Polizisten durch die Straßen traben und Sprechenden ein Bußgeld abzapfen. SprecherzieherInnen würden in den Untergrund gehen. Eine Gilde der Sprachlosen würde sich formieren und um ihre religiösen Rechte kämpfen. Jedes Volk könnte bis zu drei Sprecherinnen wählen mit einem durchtrainierten Geist, die das Sprachrohr werden würden für das kollektive Unterbewusstsein. Man sieht, dass die Stories nicht wirklich Zuflucht bieten, auch wenn man sich nicht abhalten lassen soll, die eigenen zu gestalten. Oft oder lange hat man nicht m e h r als die eigenen Geschichte, bis auch die, so weit so gut, durchforstet ist, und das permanent Ungewisse, das es zu durchsteuern gilt, wieder die ganze Aufmerksamkeit erhält, die der Aktion des Daseins gebührt. In dieser Phase der Route heißt es aufmerksam sein. um die planetarische Zeugenschaft eines Vorfalls über den individuellen Weg zu erfassen und den Blick auf den eigenen Kompass nicht zu verlieren.

Humberto.R.Maturana

Revista Capital | Humberto Maturana: “En Chile hemos perdido la ...

Es lässt sich nichts sagen, ohne dass es eine Person ist, die etwas sagt.

Man muss sich klar machen, dass die Vorstellung von etwas
Gegebenem und Existentem, eben dass schon der Verweis auf
eine Realität oder eine wie auch immer verstandene Wahrheit
unvermeidlich Sprache benötigt. Was immer man über diese
Wahrheit oder Wirklichkeit zu sagen vermag, ist stets auf die
Verwendung von Sprache verwiesen; das von uns angeblich
Unabhängige wird nur durch Sprache überhaupt beschreibbar;
es taucht erst in einem Akt der Unterscheidung in der Sprache
auf. Selbst wenn man meditiert und glaubt, man befinde sich
in einem Zustand reinen Bewusstseins, muss man sich gleichwohl
eingestehen: auch das Nachdenken über diesen Zustand bedient
sich der Sprache.

Sprache ist kein Gefängnis, sondern eine Form der Existenz, eine
Art und Weise des Zusammenlebens.

daheim

Da uns das Corona-Ereignis Tür und Tor geöffnet hat, uns je nach Einstellung und Befindlichkeit und Laune über etwas darin sich Bewegendes aufzuregen, konnte ich mich unter anderem auch darüber aufregen, dass einige der amerikanischen Stand-up Comedians, bei denen ich manchmal hereinschaue, ihre Late Night Shows, in denen die, die ich sehe, stets in angenehm dunklen Anzügen ihre teilweise exzellent dargebotene Performance offerierten, nun seit Wochen die ganze Show in ihren Häusern aufgebaut haben, auch wie wir nicht ahnend, wie lange die Fahrt dauern würde. Und nun sitzen sie da in ihrem Home-Dress, der sich in karierten Hemden definiert, und der Hund springt auf einmal herum, oder die Frau, die man gar nicht so dringend kennen lernen wollte, sagt auch mal was. Nein, sie sagte eben kaum etwas, sondern reichte ihm Postkarten, von denen er was ablas. Oder einer muss erklären, wo er im Haus denn sitzt und was das für Türen hinter ihm seien, oder warum der Stuhl im Hintergrund so klein sei. Das war ihm ja noch gar nicht aufgefallen. Und beleidigt wurde ein andrer auch ein bisschen, dass er beweisen musste, dass die Bücher, die auf einem Nebentischchen lagen, keine Attrappen seien, um den Eindruck fleißigen Lesens zu erwecken bei den neugierigen Zuschauern, sondern richtige Bücher. Und ihre Kinder, die da jetzt manchmal  herumkrabbeln, will ich auch nicht unbedingt mitbekommen. Nicht, weil ich Kinder in bestimmten Kontexten nicht auch wunderbar finden kann, sondern weil ich die Heimstimmung mit dem Comedian und seiner Intimsphäre nicht zu teilen bereit bin, da ich wegen seiner Solo-Performance eingeschaltet bin. Kurz und gut, ich muss mir gestehen, dass ich in diesem Kontext gar nicht den persönlichen Menschen suche, sondern ärgere mich, dass sie alle auf menschlich machen, während die Exzellenz ihres Vortrags darunter leidet, finde ich, und vielleicht finde nur ich das so. Das Corona-Epos lässt ja in seiner Selbst-Findung und Gestaltung einiges Finden auch an sich selbst zu, deswegen gelingt es einem dann ja auch häufig, die Verstimmtheit vom Außen ins Innen zu lenken, wo sie einfacher umzupolen ist und sich hier von Ablenkung zu Lenkung verwandeln lässt. Alles, was einen zutiefst selbst betrifft, kennt man ja meistens als ein Thema, das entweder regelmäßig mitläuft, um ab und zu mal die ihm gebührende Aufmerksamkeit zu erlangen, oder man kommt zum triftigen Grund, wo man den Mitläufer mal etwas tiefer verstehen möchte. So komme ich schon mal in die Bredouille, mir selbst erklären zu müssen, warum ich das Persönliche und das Unpersönliche in meinem Universum als so ausgeglichen empfinde, vielleicht noch einen Hauch das Offizielle dem Persönlichen vorziehe, was einen sofort in die Not der Definition befördert. In Indien habe ich mir ziemlich schnell angewöhnt, das ‚Ab‘, also das Hindi ‚Sie‘ selbst Kindern gegenüber anzuwenden, da es  einfach eine wertschätzende Höflichkeitsformel ist, und das zuweilen benutzte Du mich eher in Distanz gehen lässt. Auf jeden Fall will ich darauf achten können, zu welchem Grad mir der persönliche Anspruch anderer den gewünschten Freiraum nimmt oder gibt. Ich denke, dass vor allem die meditative Praxis ermöglicht hat, diese Sphäre zu erspüren, die ich noch heute als meine einzige ‚Privatsphäre‘ bezeichnen könnte, während alles andere doch eher einem freien Space gleicht, in dem die lebendige Praxis des Beisichseins mit den Anderen sich ergibt, und durch das (persönliche) Erleben und die (eher unpersönliche) Reflektion sich das Jeweilige zeigt, was man in anderem Bezug auch das Resultat eines wissenschaftlichen Durchgangs nennen könnte.

 

einfallen

Da muss man sich schon einiges einfallen lassen, will man dem Ringen um eigene Sichtweisen weiterhin Genüge tragen. Was ist eine eigene Sichtweise, kann ich mich in verschiedenen Kontexten befragen, und weiß ja, dass ich selbst die Sichtweise bin, die ich in kontinuierlichen Prozessen aus mir herausgefiltert habe, auf jeder Welle meines Lebens mich um das Jeweilige bemühend wie jede/r Einzelne mit ihrer und seiner Sichtweise die Welt betrachtend, die das Material darstellt für diese Bewegungen. Und durchaus muss man seine individuellen Fähigkeiten erkennen, um die eigene Komplexität erfassen und Ausdruck dafür finden zu können. So ist es ja nach wie vor interessant, dass wegen der neuen Bedingungen der Krisensituation zwar ein gemeinsames Thema existiert, jede/r aber zurückgeworfen wird auf sich und die Entscheidungen, die auf nie gekannten Herausforderungen basieren. Andrerseits ist man nicht verpflichtet, dass einen irgend etwas zu Wort Gebrachtes wirklich selber angeht, denn wir wissen es nicht, wer hinter den vielen Türen wo welche Strippen zieht. So ist es besser, sich selbst zu stabilisieren und dem einfachen Umgang mit den Dingen eine Chance zu geben. Die Frau, der Mann, das Kind, die Welt, das Hereinkommen und das Durchwandern und der Ausklang, das alles sind einfache Worte, hinter denen die Weltgeschichte brodelt und tobt, oder auch mal stiller wird und der eigenen Ohnmacht bewusst. Diesen herausfordernden Umgang mit dem Hilflosen und dem offensichtlichen Nichtwissen halte ich für herausfordernder als den Virus selbst. Die geschürten Agressionen durch das Wahrnehmen eigener Bedürftigkeit, die Existenzängste durch düstere Zukunftsprognosen, wenn man nicht die Möglichkeit hat, sich auf das ‚Here and Now‘ einzulassen. Ach ja, das Hier und Jetzt, wo die Dinge sind, was sie sind, bevor man zur Frage kam, ja, was sind sie eigentlich, die Dinge und die Menschen und die Tiere undsoweiter, mit denen man ständig auf die eine oder andere Weise zu tun hat, und doch weiß man letztendlich so wenig darüber. Das erinnert mich an die Bücher, die man mit eigener Hand mit dem Bleistift unterstrichen hat und dann sehen muss, dass man sich gar nicht erinnert, was da drinsteht. So kann man ebenfalls davon ausgehen, dass in so manchem Geist, den es gerade nicht tödlich trifft, eine Erfrischung stattfindet, eine wohltuende Pause, in der das Versäumte oder Verlassene oder Nichtgesehene oder Unbeantwortete zu sich kommen und sich anregende Fragen stellen kann, die nicht einfach zu beantworten sind. Weil man die Person, die man da befragt, also sich selbst, ja gar nicht so gut kennt vielleicht, wie man vermutet hat, weil man schon so lange mit ihr unterwegs war. So, als würde das alles sich von selbst erklären, indem man es kühn ‚das Leben‘ nennt, das einen heimsucht und behandelt und formt. Als hätte man nicht an jeder Kreuzung eine andere Richtung einschlagen können. Hätte man das können? Einfach ein anderer Mensch werden, als man ist, indem man andere Register gezogen hätte, die zu anderen Ergebnissen geführt hätten. Denn dieser Film lässt sich ja nicht zurückspulen zu Szene III in Akt II, wo man bei den Proben nochmal präziser werden kann mit dem, was man vermitteln wollte. Was will ich also vermitteln, wenn ich d a bin, wo ich gerade bin, und wieviel Mühe bin ich bereit, auf mich zu nehmen für diese Ergründung, oder um wieviel leichter erscheint es mir, durch Ablenkung von mir und meinem Sehvermögen ein blinder Spiegel zu sein.

Wenn

Wenn Schicksal
eintritt in die Zeit,
hält Sprache den
Atem an. Schreckliche
Engel treten hervor,
unbestechlich, frei
von der Bürde der
Meinung. Glauben
Sie nicht, dass es den
Einen gibt, der keinen
Standpunkt vertritt?
Man sieht einen Radius
aus Licht, durch den
ein Vogel fliegt, der die
Grenzen der Seele
durchbricht.

Kräfte

Wenn man den inneren Kräften einen Ausdruck verleihen möchte, kann man auf Überraschungen stoßen, denn wenn die Idee das Ganze nicht leitet, kann man zum Beispiel verstehen, warum Menschen auf Gottheiten kamen, sei es für Wind, Feuer oder Wasser, denn es können Kräfte sein, die über einen hinausgehen, oder einen überwältigen oder überfordern, oder über Ahnungslose herbrausen, oder um Hilfe gerufen wurden, weil man sie für nicht menschlich hielt. Jetzt ist dieser kleine, unsichtbare Virus-Wicht aus Wuhan in der Tat sehr powerful, man hätte solche Kräfte eher mit Mars oder Saturn verbunden als mit so etwas Mickrigem, das die Welt in Atem hält. Die Beifallszahlen der regierenden Herren sinken, denn in ihren Hinterhöfen offenbaren sich dunkle Wahrheiten, die wegen ihrer neuen Offensichtlichkeit nicht mehr zu leugnen sind. Amerika führt im schäbigen Spiel, dann folgt Russland, zwei machtbeladene Imperien, in denen der ansteckende Wanderer die Balken krachen lässt. Cina ist schon durchwandert, nun kommt Indien. Ich versuche mir über Mails und Gespräche via WhatsApp in meinem dortigen Freundeskreis einen Einblick zu verschaffen. Asha erklärt mir zwar, dass es ihr selbst gut geht, aber an all den fürchterlichen Ereignissen wegen dem Virus seien die Muslime schuld. Sie erzählt schreckliche Dinge, die die Muslime angeblich (alle) gemacht haben sollen, und die Muslime würden sich absichtlich anstecken und dann den Virus in die Hindu Community befördern. Ich versuche, dagegenzusteuern, aber es macht sie verstimmt, weil sie es doch gehört hat in den Medien. Dieses Gerücht ist jedoch ein gefundenes Fressen für die fanatischen Modi-Anhänger, deren nicht mehr so heimliches Ziel, das Land nur mit reinem Hindublut zu beleben, dadurch befeuert wird. Shivani wiederum findet Modi so abscheulich und korrupt in der Handhabung der Krise, dass ihr Austausch bei Facebook einem Feuerwerk an Empörungen gleicht, die sich alle auf Modis Lügereien beziehen. Immer wieder tauchen erstaunliche Parallelen zwischen Modi und Trump auf. Man konnte das auch bei Trumps Besuch in Indien sehen, wie Modi zum vollkommenen Arschkriecher wurde, was Trump milde stimmte, ist der Ton doch Honig in seinen Ohren. Es ist interessant zu beobachten, auf welche Ebenen die eigenen Aufregungen einen führen können, so wichtig sie auch in Momenten als Ventil zu sein vermögen. In Indien, so höre ich, geht es allen, mit denen ich persönlichen Kontakt habe, gut. Auch in diesen Häusern kann es sein, dass abends vom Matratzenstapel die Betten heruntergeholt werden zum Übernachten, und morgens wieder hochgehievt, aber es gibt auch Häuser mit Marmorböden, die jetzt, während der ansteigenden Hitze und dem anhaltenden Lockdown das Leben etwas erleichtern. Was aber ist mit den Hütten und den Zimmern, in denen nicht selten bis zu zehn Personen übernachten, von denen ansonsten vor allem die Kinder und die Männer ihre Zeit draußen verbringen. Was ich aber in den Gesprächen auch erfahre ist, dass es auf einmal etwas Gemeinsames gibt, das für uns alle sehr ähnlich abläuft. Eine Wachsamkeit, ein Abwägen von Realitätswahrnehmungen, ein Feld, auf dem sich überall neue Dinge abspielen, die bedacht und erfasst werden müssen, eine Kampfbahn der Widersprüche, eine Entlarvungsorgie, eine Meinungsmaschinerie, eine Maskerade. Das Schwarze Schaf wird gesucht, China eignet sich, aber macht das wirklich einen Unterschied. Ein Überraschungscoup ist ins Rollen gekommen, irgend einer Kraft ist es gelungen, sich durchzusetzen. Neu ist doch auch, dass alle, wirklich alle Planetarier- und Planetarierinnen ausnahmslos zugelassen sind zu dieser Prüfung. Es wird Stipendien geben und Entlassungen andrer Art als die durch die Coronakrise verursachten. Vermutlich wird es so ziemlich alles wieder geben, was vorher da war, zumindest für eine Weile, wenn es sich bestätigt, dass alles Verfügbare noch gleichermaßen gebraucht wird. Was auf jeden Fall anders sein wird, wenn wir die Fahrt hinter uns haben, ist, dass wir den Riss im Film erlebt haben, von dem Leonard Cohen gesungen hat, dass es eben dieser Riss ist, durch den das Licht hereinfallen kann.

lichtblicken

Man kann sich also schulen mit dem, was da an einen herangetragen wird, auch wenn diese Tätigkeit streckenweise nur dem geistigen und körperlichen Verdauungsprozess dienen soll und kann, damit d a s, was einen partout nichts angeht, sich nicht in dunklen Krümmungen der Gewebe festsetzt und dort allen möglichen Unfug anrichtet. Und ja, offenes Gähn, wir haben immer (!) alle (!) Viren und Bakterien im Körper, und überhaupt sind sie überall, man ist permanent umzingelt von mehr oder minder irren Fremdkörpern, die darauf aus sind, ihre Nahrungszufuhr über unsere Systeme zu erhalten, ebenso wie wir das mit den ihrigen machen. Man könnte hier die Frage stellen, wo das Natürliche aufhört und das Ausbeuterische anfängt, sozusagen den Konturen der Ausbeutung nachgehen, die eventuell zu einer weit in der Vergangenheit lagernden Zeit hinweisen würden, wo weit weniger Viren und Bakterien unterwegs waren, das wüsste man dann. Eventuell. So löst man den Strang dieser Route und widmet sich d e m, was man selbst als potentielle Fakten erforschen möchte, damit man den Eselswagen nicht auf eine allgemeine, meinungsproduzierte Karotte richten muss, und ihn, den Karren, als Fahrobjekt überhaupt nicht in Erwägung zieht. Aber auch da, bei sich, kann man nicht einfach hineinschauen und wissen, was man über neuerdings uns alle angehende Kompliziertheiten denkt, sondern man muss zunächst einige Instrumentarien zulassen, die nur in Notzeiten aktiviert werden und die man benötigt, um das eigene System von innen her, also von der Quelle aus, zu dehnen, bis man hinauswächst über die Kontrolllinie und sich auf dem Feld freier Navigation befindet. Was heißt hier: frei!? Hier fängt ja die Herausforderung erst an. Ich muss herausfinden, was mich angeht, was mich zu den inhärenten Anlagen zurückführt, die erst einmal das Labyrinth des eigenen Erbes darstellen. Den hilfreichen roten Faden finden!, denn eigentlich weicht die Reise niemals ab vom Ungewissen, aber es scheint so, als könne der Mensch nur in gereifter Zeit, und nur unter bestimmten Umständen, das Ausmaß dieses Ungewissen akzeptieren, mit dem jedes Wesen konfrontiert ist. Das Konstrukt meiner Ich-Identität folgt dem Gesetz von Ursache und Wirkung und wirkt in jeder Hütte und jedem Palast auf die gleiche Weise. Es verzögert sich in der Auswirkung nur, oder vor allem, durch Störfaktoren, Hindernisse, Bredouillen, Verwirrungen und Verirrungen, die in allen Kulturen anders gehandhabt und verstanden werden, mal als Sünden, mal als Pfeffer im Drama, damit das Publikum vor lauter Harmoniewillen nicht einschläft. Oder am Reichtum erlahmt, der sich als Fehlbotschaft erweist, wenn ein Genug! nie erreicht wurde, also Armut des Selbstgefühls nach wie vor grasiert durch alle Zeiten hindurch. Nur alles noch ärmlicher und erbärmlicher wird, weil sich ja hier keine Erfüllung eingestellt hat. Daher weicht man rechtzeitig aus und schaut hinein in die Welten, in denen Substanz sich bewegt und auf geradezu verblüffend einfache Weisen gehütet und weitergegeben wird. Auch hier stehen Körper mit Masken an in Läden, die das menschlich Erforderliche anbieten, und man ist auch dankbar dafür. Im Beisichsein kann man die Maske dann ablegen und sich ungehindert in der Praxis bewegen: in der Wüste, im Studio, im All, im Home-Office, im Labor, bei der Arbeit eben.

gewährleisten

Sicher ist, dass man immer mal wieder etwas dazulernen kann. Zum Beispiel, dass die latente Freude an Maskierungsgegner/innen, die sich neuerdings in Städten formieren, reichlich geschmälert wird, wenn es sich zeigt, aus welchen Einzelteilen die Horde zusammengesetzt ist. Der frischfreie Antimaskler, den man durchaus verstehen kann wie sich selbst in dieser Positionierung, schaut sich auf der Straße nach Gleichgesinnten um und erkennt unmaskierte Rechtsradikale, die unterwegs sind, um für ihre Sache zu punkten. Weltverschwörungstheoretiker sollen auch mitlaufen, und dann natürlich die vielen Frauen, die mit dem aufgezwungenen Spagat zwischen Homeoffice und Kindern nicht mehr zurechtkommen wollen. Das alles wird dann aus politischen Kreisen mit einer Wortschöpfung bedacht und zur Gruppe der „Covidioten“ ernannt. Der verborgene „Ovid“ war mir persönlich lieber, aber was soll’s, denn auch auf dieser Ebene ließen sich hier keine tiefgreifenden Verse schmieden. Es ist nun mal, was es ist, und das kann viele Gesichter haben. Lernmöglichkeit gibt es auch in der Feststellung, dass in den düstersten der Nachrichten, die auf die eine oder andere Weise an das Gartentor geschwemmt werden, sogar etwas Gutes liegen kann. Nun ja, nicht das Gute, dass man sich in verträumten Stunden von der Welt und ihren BewohnerInnen wünschen könnte, sondern es ist das Gute, das einen ergreifen kann, wenn sich in der Gewohnheit des Schrecklichen ein Spalt auftut, in den ein karger Lichtstrahl fällt, aber immerhin. So sind doch nach bereits sehr vielen Vordüsternissen, über die jeder bescheid wusste und weiß, endlich die Fleischfabriken ins Dämmerlicht der Öffentlichkeit geraten, weil sich das Virus in sie hineingesetzt hat und dort um sich schaut und anrichtet, was es kann. Und das kann man dann, wenn man möchte, eine Art guter Nachricht nennen. Ein weiterer Sklavenmarkt ist entdeckt worden, wo eine Unzahl unterbezahlter (meist Ausländer), sich an rasenden Bändern und nacktem Tierfleisch das Leben kürzt, damit es dem reichen Land nicht an Fleischnachschub fehlt. Und wussten wir nicht, wie schmutzig das Business wirklich ist!? Doch, wussten und wissen es. Es passt in die Kategorie Waffenlieferungen und Frauenhandel und einiges mehr, was sich mit Demokratie schlecht verbinden lässt, wo doch keiner die menschliche Würde antasten möchte, wenigstens nicht in den geschwungenen Reden. Noch schlimmer klingen die News aus Amerika. Da liegen die Schlachtfabriken (vier für das ganze Land!)  in kaum besiedelten Gebieten, wo Menschen keine andere Arbeit finden können und der Ausbeutung völlig ausgeliefert sind. Nun sind auch dort bisher 5000 Covid-Erkrankungen aufgetaucht, aber Donald Trump hat befohlen, mit der Produktion fortzufahren, damit der Fleischverzehr des Landes gewährleistet ist. Und vieles mehr. Manchmal kann man dem Grauen nur beikommen, wenn man ein paar dürftige Worte dafür findet oder den Mut hat, sich ein Bild zu machen. Für mehr reicht es dann oft nicht aus, denn der Nachschub des Grauens ist ebenso unerschöpflich wie des Menschen Kraft, damit umzugehen, indem man sich an die immerhin auch menschenmöglichen Belichtungen hält, wenn man sie der Mühe wert erachtet.

Rose Ausländer

Rose Ausländer: Schreiben ist Leben. Überleben. - Evangelischer ...

Das große Spiel

Noch sind die Sterne unsern Blicken da
und ziehen unbekümmert ihren Weg,
als wäre nichts geschehn. Und was geschah,
wurde von ihnen lächelnd übersehn.

Wurde von ihnen lächelnd überhört,
die Länder schwiegen und auch der es sah,
der Engel, kam nicht, schwang für uns kein Schwert.
Die Tode, sie nur standen uns sehr nah.

Wir nahmen jeden Tod in unsre Hand
und hielten ihn wie einen Talisman.
Unsere Schatten zuckten auf der Wand
und nahmen immer andre Formen an.

Und irgendwo gab es ein großes Land,
das dieses große Spiel mit uns erfand.

ungeteilt

Während der globale Maskenball  sich durch Phase II bewegt (oops!, wo ist denn meine Maske? (schon wieder ?)) erwartet man mit mehr oder weniger Spannung das Resultat der Lockerungsübungen.  Virologen erhalten Morddrohungen. Ich ärgere mich ( nicht zu lange) über eine Frage auf der Titelseite der „Zeit“, warum es uns denn in die Natur zieht (?) Antwort der Zeit, Doppelpunkt: eben weil wir Tiere geblieben sind. Echt jetzt! Wir sind Tiere geblieben. Wer sagt das, und wer weiß das schon. Von mir aus können Menschen abstammen, von was sie glauben, abzustammen, solange ich nicht mitglauben muss. Genau hier wackelt ja auch die Demokratie, nämlich, dass man einerseits weiß, dass die Systeme besser flutschen, wenn alle das als notwendig Erklärte einfach mitglauben. Das Mitmachen jedoch ist nicht des Rätsels Lösung, sondern des Messers  Schneide, oder die Rasierklinge, die das Bewusste vom Unbewussten trennt, ob man nun will oder nicht. Daher ist es wesentlich zu wissen über auftauchende Kontrolllinien (line of control), wann und wo und mit was und mit wem ich was mache oder nicht. Und andrerseits ist es ja unmöglich, n i c h t  mitzumachen, denn das Spiel läuft ab, nicht wie die Uhr, sondern nach eigenen Gesetzen, die oft auf geheimnisvolle Weise verschlossen sind. Denn es hat sich herumgesprochen, dass auch Gold nicht alles kaufen kann, wenn man fast unbemerkt die chemischen Prozesse vernachlässigt  und ihre Legierungen. Daher bleibt mir nichts anderes übrig, als der langen C.V.-Dampferfahrt das Beste abzugewinnen, was mir möglich ist, ohne mich auf eine Zielrichtung festzulegen, vorausgesetzt ich sehe den Planeten nicht durchweg als den Dampfer, auf dem dieser Akt sich abspult, sondern surfe mich zuweilen ab mit meinem eigenen Board und meinen Unternehmungen. Man kann davon ausgehen, dass die tiefen Erkenntnisse, die aus dem Durchfurchen der Existenzen hervorkommen, eine Langzeitwirkung haben werden. Überall, wo exzellentes Knowhow geschätzt wird, brechen Strukturen ein, und dieser Einbruch in die Ebene des Illusorischen, also das als „normal“Empfundene, muss ausgeglichen werden mit adäquaten Maßnahmen, die nur Einzelne betreffen, das aber als das Ungeteilte, sprich: das Individuum im Licht der Selbstbestimmung.
Auf Zen-La geht die „Kontemplative Konferenz“ der Fremdlinge zu Ende. Durch die tiefe Nähe bereichert, verbeugen sich die
Reisenden voreinander und bewegen sich auf die Flugobjekte zu. Wenn die Kaufläden. der Welt sich öffnen, schließen die Tore von Zen-La.  Eingelassen in das uralte Holz steht der Spruch der Bene Gesserit aus den Praktiken des Wüstenplaneten. Er kann nur in der jeweiligen Weltsprache gelesen werden:

I must not fear.
Fear is the mind-killer.
Fear is the little death,
which brings total obliteration.
I will face my fear.
I will let it pass under me and through me.
Then I will turn the inner eye
and watch its path.
Where the fear has gone,
there will be nothing.
Only I will remain.

verhalten

Ich verstehe ‚verhalten‘ zuerst einmal als ein leises, inneres Zurücktreten ohne den Willen zur Meinung. Die Freude an Meinungen lässt merklich nach; es gibt auch m.E. gerade nicht so viel zu meinen, also was mich vom Außen her direkt anspricht, während im Haus die Reflektionsrunden gut im Fluss sind. Es hilft, wenn man von Menschen, mit denen man lebt, bis zu einem gewissen Grad verstanden wird, um nicht in zu viel Erklärungs-oder Verhaltensnot zu kommen. Auch gegenüber den Lockerungen, denn ja, wer zieht Lockerungen nicht den Restriktionen vor, denn man hätte zu gern miteinander (hätte man das gerne?) ein reifes Volksbewusstsein, dem man zutrauen kann, die Lage einzuschätzen. Zumuten ist immerhin förderlicher als ein aufgezwungenes Pflichtprogramm, aber letztendlich passen nicht einmal zwei Schafe unter einen Hut, wer soll das leisten. Auch in den Altersheimen sitzen Menschen mit gelebten Leben, auch wenn die tödlichen Stoffe, die ihnen zugeführt werden, so manches töten können, was noch lebendig hätte sein können, ohne entwertet zu werden. Unter anderen Bedingungen vielleicht. Aber auch hier ist doch etwas aus dem Ruder gelaufen, wofür es kaum noch Gesundungsprozesse gibt, wo sollte man ansetzen. Vielleicht ja beim Krieg, was Deutschland betrifft, und heute, dem 8.Mai, an dem das Gemetzel ein Ende nahm, was wiederum zu einem Anfang führte, der wiederum zu dieser aufgeblasenen Hülle und Fülle führte, bei der uns jetzt der neue Alien, das Virus, eine Bremse gesetzt hat. Ja natürlich soll alles, was da war, wieder offen sein, damit alle wieder baden, kaufen, schwimmen, singen und tanzen können, was das Zeug herhält. Und manche sind wieder befreit von ihrem eigenen Zuhause, wenn dort das mühsam Gebremste in Notlagen übergeht und den Traum vom Leben nicht mehr hergibt, sondern nur noch sein Aushalten. Dann auch: die Frauenhäuser sind zum Brechen voll,  in Indien ist der Alkoholkonsum während der Pandemie in vorher undenkbare Höhen geschnellt. Man wagt es kaum, an die Frauen zu denken, die mit diesen Auswirkungen umgehen müssen. Hier zeigt sich die zweite Bedeutung des Wortes ‚verhalten‘. Wie verhalten?, wann wo wie verhalten, eben auch wie mit Maske verhalten. Ich meine, man kann sich auch zuweilen einen humorvollen Blick leisten und über die maskierte Menschheit schauen, wie wir jetzt, ohne gemeinsamen Koordinator, das Schiff in den diamantenen oder den pechschwarzen Hafen navigieren, oder soll ich es lieber den natürlichen Hafen nennen. Ich meine den, der ich selbst bin, oder soll ich besser sagen: sein könnte. Denn hat die Krise nicht durch ihre mühseligen Prozeduren und Prozesse und Wirkungen die Fragen erleichtert, die nie dringlich genug waren, als dass man sie hätte ans Herz nehmen müssen: wer bin ich, mit wem lebe ich, und wie verhalte ich mich in einer Krise mit mir und den Anderen? Dass das mal so wichtig sein könnte, wer hätt’s gedacht. Es wird viele Antworten geben, aber immerhin hat man sie hören können, bevor auch sie weiterziehen und die Fragen zurück lassen, während weitere Fragen am Horizont ausgebrütet werden. Das Ungewisse kennt das Tricksen nicht, die Formen sind nur latent in ihm enthalten. Auf diese Weise kehrt der bewusste Mensch zum Kind zurück. Wie zutiefst sicher muss eine/r sein in sich selbst, um die Komplexität des Spielerischen furchtlos zuzulassen und sich dem Vergleichslosen zu widmen, wodurch sich die Ich-Verhaftung entzieht. Es ist nun mal das Zeitalter des Todes, der seine Reiche aufgebaut hat im Vorwärts und im Rückwärts. Daher bleiben uns nur die verborgenen Strömungen, perfekt geeignet zum Surfen.
Der Mond, oder d a s, was der Mond genannt wird, zieht sehr groß und nahe an Zen-La vorüber. Die Praktizierenden halten sich sehr still und lassen die dunklen Schwaden der Tiefe durch sich hindurchziehen, ohne das innere Auge an Phänomene zu heften.

gesund

 

Man kann nicht (natürlich kann man) leugnen, dass diese kreativen Geister, die sich aufgemacht haben, um ihre eigenen Corona-Dampfer-Eingebungen in allerlei Videos umzusetzen, ein Sahnehäubchen auf dem mysteriösen Kuchen sind. Und ja, sie sind sehr gesund, denn sie morphen das wahrlich Spürbare, aber oft Wortlose, in einen derart dichten Zusammenhang, sodass man genau dieses herzliche Lachen lachen kann, wenn einem der gemachte Punkt die Bürde der Erkenntnis erleichtert. Da für die heldenhaften HelferInnen schon derart laut auf Blechgeschirr ( z.B.in Indien) geschlagen wurde, um die Todesmutigen zu zelebrieren, die sich dem Virus entgegenstellen, um andrer Leute Leben zu retten, alle Achtung. Trotzdem möchte ich eben auch denen danken, die den ganzen Feldzug mit diesem erkennenden Humor begleitet haben, das waren immer mal wieder dringend notwendig erfrischende Momente auf dieser Geisterfahrt. Als man noch an den großen, göttlichen Drahtzieher dachte, dem man ein paar geniale Züge auf dem Schachbrett zutraute. konnte man die Akte des Dramas oft verständlicher finden und die Instanz befragen, wenn man an seine Grenzen kam. Aber nicht wirklich. Irgendwann wurde klar, dass man das Ding in Soloperformance u n d mit den Anderen schaukeln musste, was heißt hier musste, ja durfte, und konnte! Auch der kollektive Geist schläft nicht immer nur auf einer Seite, nein. Irgendwann schmerzt es in den Gebeinen und er muss sich auf die andere Seite wälzen. Das ist noch nicht das Erwachen des schlummernden Riesen, aber immerhin eine Bewegung. So haben Krisen, wenn es keine Kriege sind oder menschliche Vernichtungsorgien, oft auch ihre Freiräume, die einen zur Gestaltung aufrufen und anregen, nicht zuletzt, um selbst, gemessen an der Empfangsnahrung, die eigene Angelegenheit in den Geist zu nehmen, um seine Möglichkeiten und Bedürfnisse auszutarieren. „Werter Herr“, rief ich scherzhaft unserem Nachbarn zu auf dem Weg zurück von der Waldrunde. „Bin ich hier richtig im Paradies?“, und weise auf unsere Holztür als Himmelspforte. Er ist schwerhörig, konnte aber das Wort ‚Paradies‘ verstehen und nickte verständig und lächelnd. Man kann diesem Rausch der natürlichen Schönheit, mit einer Supermondzugabe, mal nachgeben, dieses tiefe Empfinden, was es auch sein kann, wenn man es hütet, und ich keinen Grund habe zur Klage. Deswegen habe ich meinen Beitrag heute nicht ‚Angst‘ genannt, sondern ‚gesund‘, weil Lachen gesund ist, das weiß doch jede/r, und Lachen weiterleiten ist auch schön.
Auf Zen-La haben sich aus den Gedankentiefen Formeln herausentwickelt, die die Anwesenden auf die vor ihnen liegenden Blätter übertragen. Es sind  Signaturen ihrer Wesenszüge, die die Beleuchtung der eigenen Innenwelt ermöglichen.

lockern

Bei strengen Auflagen werden die Maßnahmen gelockert. Es geht wohl auch darum, was man Menschen zumuten kann und wo man eingreifen muss, bevor das Murren zum Aufstand führt. Das geht ja nicht unbedingt um die Bedrohung der Freiheit, sondern es kann auch Wut sein gegen den Entzug von Kauflust. Ikea, sehe ich grad flüchtig beim Öffnen von Google, hat aufgemacht und hat wohl dann über den Ansturm nachgrübeln müssen, denn einerseits sollen ja die Leute wieder kaufen kaufen kaufen, und andrerseits sollen sie sich benehmen und ständig auf die Regeln achten. ‚Dürfen‘ ist zurückgekehrt in den Sprachgebrauch. Und wer kann schon entspannt und maskiert durch das erhofft Gewohnte streifen, wenn draußen weitere Maskierte auf ihren Eintritt warten. Derweilen ist zum Glück der gedanklich durchsinnierte Impfzwang wieder vom Tisch und eine weitere Petition läuft ins Leere. Das ist so tropfenweise das, was noch bei mir ankommt: der Mensch also in seiner jetzigen Verfassung mit einem fast alles überlagernden Thema vermasktet und zum Aushalten und Durchhalten verdonnert, beim Zeus, gar nicht so einfach. Wo soll man das einfühlsamsbereite Herz hinwenden, oder kann es ganz einfach da sein und schauen, wie angemessen der Umgang mit den Erforderlichkeiten des Tages gestaltet werden kann. Kein schlechtes Gewissen nähren, dass es einem so gut geht. Daher der Strom, der immer frei bleiben muss, damit sich die größeren Zusammenhänge nicht im Ozean der Gegebenheiten verlieren. In Indien bräuchte ich als Fahrgast in einem vollen Zug nur das Wort ‚Kali Yuga‘ sagen, um eine gewisse Verbindung herzustellen, ja sogar als gut informiert gelten, denn welches westliche Bleichgesicht weiß schon, dass dies das dunkle Zeitalter ist und der Covid19 nur einer der vielen Arme des zerstörerischen Prinzips, das die Aufgabe hat, die Neige des Menschlichen einzuleiten. Das Entgleiten in die Traumsphäre der Wissenschaften, die endlich auch öffentlich loslegen können mit ihren Machenschaften einer Intelligenz, die dem bisherigen Genius (Geist) des menschlichen Gehirns das weitaus Überlegene zur Verfügung stellen kann. Nur: was heißt das: überlegen. Wäre das Menschsein voll ausgereift, könnte man sich vielleicht eher in ein neues Zeitalter hineinversetzen, wenn die Bedingungen des Menschlichseins ebenfalls in vollstem Reichtum erfüllt wären, aber sie sind es nun einmal nicht. Vielleicht musste ein Donald Trump und weitere Weltführer an der Spitze der Länder erscheinen, um die regierende Dumpfheit in der Welt wahrzunehmen, und dass hinter diesen Comics Menschen agieren, die einem fast die Frage ersparen, warum es auf dieser vermeintlich mächtigen Plattform nicht mehr Frauen gibt. Das kann man mal als Übung betreiben, aber wer soll da schon mitspielen wollen. Das Spiel lässt ja die einfachste Hütte nicht aus, denn überall wird mit Einsatz des Lebens gespielt. Daher kann man auch bei den eigenen Lockerungsübungen bleiben: an keinem Virologen festhaken, keine Heldentat überschätzen, innen und außen genussbereit herumsitzen: meine Güte, ist das wirklich schon immer im Frühling so atemberaubend schön gewesen. Trotz dem vielen Ja-klar kommt noch eine Dosis Unheimliches und Ungewohntes dazu, mit dem man umgehen muss, obwohl es nicht an die Schwelle des Hauses reicht. Denn man weiß es einfach nicht, was aus dem gebärenden Akt hervorkommt, und ob Kind und Mutter nach den durchlittenen Strapazen wohlauf sind.
Auf Zen -La  trifft eine Märchenerzählerin ein. Sie verbringt die Nacht in wachem Sitzen gemeinsam mit den Anwesenden, nur einen einzigen Satz wiederholend: „Es war einmal, und wenn es nicht gestorben ist, dann lebt es noch heute.“ „Wir werden sehen“, sprach einer der Fremdlinge in die Nacht hinein. Wir werden sehen!“

kippen

Heute früh habe ich während des Schminkvorgangs (natural masking) von einer dieser Stimmen, die zur Zeit versuchen, einem die Corona-Dampferfahrt zu erläutern, gehört, dass die Stimmung im (deutschen) Volk kippt. ‚Kippen‘ ist kein schönes Wort, und man hört es ungern in der Nähe eines Abgrundes, wo es unter ungünstigen Umständen zum Unerwünschten kommen kann. In Phase II sind wir immerhin als großer Teil der Weltbevölkerung noch miteinander im Nichtwissen verbunden, was die Reise des Virus betrifft. Kippen kann passieren, wenn ein Sklave merkt, dass er die Schnauze voll hat vom Missbrauchtwerden, oder wenn eine Frau merkt, dass Geschlagenwerden nicht wieder in Liebe münden kann, weil es nie welche gewesen ist. Manche Ausrutscher führen zum Kippen, manche nicht, weil sie vielleicht aufgefangen werden von Liebesfähigen oder Liebesbemühten (oder Liebeserblühten). Kippen birgt immer Gefahr, denn man weiß nicht, wohin die bis dahin unbelebte Masse kippt. Es kommt unter anderem auf die Denksubstanzen an, die sich in einem aufgewühlten und aufwühlenden Prozess durchsetzen. Auch die paar Männer um Hitler, die inmitten des Wahnsinns erkannten, wer da steht und alles Menschliche bedroht, hätten genügt, um ein gelungenes Attentat in eine lebensrettende Aktion zu verwandeln. Wie konnte das schiefgehen. Aber es ging schief, so schief, dass man ungern an die Einzelheiten denkt. Deswegen muss man aufmerksam beobachten, wenn etwas zu kippen droht. Es ist ja erst ein paar Jährchen her, dass aus dem Höllenschlund ein großes Schlaraffenland sich hochentwickelte, in dem man alles holen und haben konnte, wenn man in der Lage war oder einfach bereit,  den Preis dafür zu zahlen. Nicht weit von den Einkaufszentren lagen noch die Bücher, die vor allem für die orientalischen Märchenstunden taugten mit dem berühmten Einstieg, dass einmal etwas war, dass dann durch viele Abenteuer ging, bis eines Tages aber, mitten in der Vorstellung, es sich begab, dass etwas Unerwartetes eintraf, vor allem, wenn es etwas mehr als nur einen Menschen oder ein Haus oder ein Land betraf. Nein es betraf eines Tages plötzlich etwas die ganze Welt. (C)Ovid, der große Erzähler, kaute an seinem Federhalter. Jetzt genügt es nicht nur, den kollektiven Betablocker einzusetzen, denn es gibt gar niemanden mehr, der ihn verabreichen kann. Und überall kann es neue Brandherde geben, wenn verstanden werden muss und wird, wie zusammengeschweißt und voneinander abhängig das ganze Menschengefüge sich plötzlich versteht, wo man doch vor allem mit den eigenen Kisten und Kästen beschäftigt war und vor allem ein Lager hatte, von dem einen keiner vertreiben konnte. Und Vater Staat, der sich das spannungsgeladene Dunkelnetz leisten konnte, solange die Kinder im Rahmen blieben und sich am Riemen rissen. Jetzt reißt der Riemen, weil er reißen muss. Man kann ja an sich selbst beobachten, wie man die Ränder der eigenen Weltvorstellung entweder erweitert, wenn auch zuweilen ächzend, oder aber rechtmäßig alles zurückruft und mit sich zusammen zieht. Sind einem die Außensitze der persönlichen Schaukel bekannt, kann man die Kippbewegung eindämmen, indem man sich der Mitte nähert und auf zu viel Bewegung verzichtet. Das verhilft auch dem Auge zu einem ruhigeren Blick, durch den man sich selbst und den Vorgang erfasst. Dadurch ist es einem möglich, die andere Seite wahrzunehmen, der man nun, günstigerweise, gegenüber sitzt, sodass der mutige Akt zu einer Ausgleichung führt (bzw. führen kann).
In Zen-La loten die Anwesenden über dem weißen Abgrund die potentiellen Grenzen des Ungewissen aus. Es entstehen Fragen, die nicht nach Antworten rufen.

umschalten

Vielleicht kommt mir das planetarische Menschsein zur Zeit so verhuscht vor, weil wir alle auf virologische und virtuelle Weise einerseits verbunden sind, andrerseits begegnen wir uns zum ersten Mal maskiert, und selbst ein demaskierter Vizepräsident kann von einem Kritikschwall zur Maskierung gezwungen werden wie etwa der in Amerika als ‚Arschkriecher des Jahres‘ deklarierte Mike Pence, dem dies vielleicht eine Maske zuviel wurde in den dunklen Gängen der Selbstaufgabe. Maske muss also sein, um die Kapitulation  der politischen Entscheider nicht noch deutlicher zu machen. Außer dem öffentlichen Austausch hängt dann noch jede/r eigenen Gedanken nach, das ist ja nichts Neues, aber selbst d a s taugt nicht mehr für das Allgemeine. Eigentlich taugt wenig für das Allgemeine, aber auch im Virtuellen entstehen Größen und Maßstäbe, nach denen sich Menschen ausrichten können und die bis zum simpelsten gemeinsamsten Nenner reichen. Vermummung ist also verboten, aber Maskenzwang ist Pflicht. Nun hat auch der einfachste Bauer den Virologen zugehört, um mehr Klarheit in die gemeinsame Not zu bringen, aber es hat eher dazu geführt, dass nicht nur der kluge Bauer ermüdet und abschaltet, sondern in alle Schichten drängt sich die Ermüdung über das Erhoffte oder Geglaubte oder Versprochene oder sich ständig Wiederholende, sodass man eines Tages weiß, dass vom Extra nichts zu erwarten ist. Jetzt ist es schön, ein Auge zu haben für diese kleinen Veränderungen, die einen ansprechen, sodass sich daraus fast unmerklich neue Weichen formen können, die dem Trieb, alles weiterhin s o haben zu wollen, wie ‚es‘ immer war, leise und unaufhaltsam entgegenwirken. Das ‚Immer‘ zieht sich entlarvt zurück, da es dieses ‚Es‘ nie wirklich gab, und verwandelt sich in einen Scheibenwischer, der den Blick freigibt auf das Tatsächliche. Aber auch das Tatsächliche verliert in dieser maskenhaften Demaskierungskrise an Konturen. Nie hat es einen interessieren müssen, wer hinter oder vor einem in der Schlange den angemessenen Abstand wahrt, es gab weder Schlange noch Abstandsvorschriften. Nun weiß man ja genauso wenig wie vorher, welcher Geist sich hinter der neuen Maskierung verbirgt, aber wissen tut man, dass sich durch die Neuorientierung im Individuum eine gewisse Wachheit regt, der man kaum ausweichen kann, sei sie aus Angst oder Unmut oder Interesse oder Anpassung zusammengesetzt, denn auf ein neues Normal hin wird sich noch einiges klären müssen. Bis dahin gibt es erfrischende Strömungen, neue Zusammensetzungen, packende Schalthebel an den Instrumentarien, Auslotungen von Existenzgrundlagen (Grundeinkommen und Grundbedürfnisse), zitternde Kompassnadeln. Denn erlebt nicht der Mensch, ich meine: jeder Mensch auf der Erde, nicht auch gemeinsam, also jede/r bei sich und doch unabänderlich gemeinsam) gerade eine der großen Erdstunden, in denen sich das Schicksal einer ganzen Spezie neu erschafft. Hier ist doch ziemlich deutlich ein Automatismus am Werke, der unaufhaltsam seine Arbeit tut, ohne dass es ein Sterblicher vermag, einzugreifen, obwohl sich das widerspenstige Handeln verstärkt. Jetzt kommt es auf etwas an, wofür wir noch keine Worte haben. Man wird sich daran erinnern als die Geburtsstunde des Seins, als noch einmal alles aufblühte und sichtbar wurde, und als Dunkel und Hell sich offenbarten als das großzügige Geschenk einer maßlosen Freiheit, die es zu ordnen und zu lenken gilt, bevor das Unausrottbare sich wieder seine Felder erschließt. Und nach wie vor ein Schatten liegt zwischen Idee und Wirklichkeit.
In die Arbeitshalle von Zen-La ist eine schwere Papierrolle transportiert worden.Mit einer feinen Klinge schneidet der Cutter die passende Größe der Blätter für die Anwesenden.Durch einen intensiven Grad an Distanzierung ziehen sie ihren Weltblick in sich zurück. Die erhöhte Aufmerksamkeit gilt heute der Tiefe des leeren Blattes.

Joel Kramer & Diana Alstad

YV 29 J Kramer and D Alstad trailer.flv - YouTube

Es ist natürlich zu glauben, dass die Antwort immer noch in den alten Lösungen liegt, die nur besser ausgeführt oder mit mehr Nachdruck umgesetzt werden müssen. Das ist so lange ein vernünftiger Weg, bis uns klar wird, dass der Versuch, die alten Schablonen zu benutzen, die Sache noch schlimmer macht. Diesen Punkt haben wir erreicht. Wenn alte Pfade in einer Sackgasse enden, werden die Lösungen, die früher funktioniert haben, zu einem Teil des Problems. Darum ist das Bedürfnis nach einem Paradigmenwechsel so deutlich. Wohin wir von hier aus gehen, muss sich aus den zusammenwirkenden Perspektiven lebendiger Menschen ergeben, die sich nicht nur für ihr Überleben einsetzen, sondern für die Erschaffung einer Welt, in der es eine Zukunft gibt. Die Hoffnung liegt darin, dass unser Selbstzerstörungspotential nicht unsere eigentliche Natur ist und dass wir die Einsicht und den Mut besitzen, selbst die am tiefsten verankerten Muster zu verändern, sollte das notwendig sein. Jetzt ist es nötig. Die alten Systeme sind selbstzerstörerisch geworden. Wenn die Menschheit erwachsen werden und ihr riesiges, schöpferisches Potential entwickeln soll, dann muss sie sich auch mit den Gegebenheiten ihres Zerstörungspotentials auseinandersetzen.

 

zusammenhängen

Was die Entfaltung des Viren-Epos und seiner Wirkungen so spannungsgeladen macht, ist (immer zu verstehen als u.a.) die kollektiv getragene Illusion, man wäre mit  e i n e m Thema unterwegs, was man ja auch zu sein scheint. Und wie in jeder munteren Diskussionsrunde werden mehr oder minder stabile Meinungen durch die Gegend angeboten oder geschleudert, und der als Kernpunkt deklarierte Anlass des Redens verliert sich meistens in multiplen Beiträgen der eigenen Geschichte, für deren genauer Durchdringung entweder das Interesse, aber auch die Konzentration und das Knowhow fehlen. Aber auch das Knowhow erlebt vielerorts eine spürbare Krise, wenn Millionen von Menschen ihr Knowhow einfach entzogen wird und sie, wie zur Zeit, in vielen Formen von Armut treibt. Auch wenn man oft nicht direkt beteiligt ist, braucht man Kraft für das Entlarvte. Tausende von Näherinnen in Bangladesh (z.B.) protestieren trotz Ausgangssperre gegen diese ihre neue Armut, weil westliche Aufträge, für die sie nähen, einfach storniert werden. Das präzise Erkennen gewisser Zusammenhänge ist selten auch gleichzeitig das Licht am Ende des finsteren Tunnels, aber es ist notwendig und hilfreich auf dem Weg zur Schlussfolgerung, wenn diese dann, noch weiter geführt, zu einer Wandlung der Verhältnisse führt. So wühlt jede/n was anderes auf und jede/r wir berührt von anderen Geschehnissen, oder wird wütend, oder empört. Auch durch das verwehrte Außen schlagen die Wellen hoch und heften sich an die Wände des Unmuts. Der Geliebte einer Mutter prügelt ihr Kind tot. Es kann wieder denunziert werden, wenn der Eine der Meinung ist, der Andere tue nicht, was doch jeder für richtig hält. Gott, sofern noch in den Gemütern vorhanden, greift auch wie meistens nicht ein, sodass sogar sein angeblicher Sohn sich verlassen fühlte von der Magie des Zuspruchs. Man kann dem unsichtbaren Herrn höchstens (nicht von mir, sondern von den Religionen her gesehen) einen Vernichtungsimpuls unterstellen, eine Bestraftat, um diese unwillig Lernenden zur Vernunft zu bringen. Aber die Vernunft hat auch nicht so geglänzt und wurde auf dem Spielfeld meist von der Unvernunft überholt und belächelt. Natürlich kann man auch das Schicksalpaket eines Erdlings mit einem Computer vergleichen, grundsätzlich einfach gestrickt und mit etwas Dunkel und etwas Hell auf die Reise geschickt, und dann erfährt man mit der Zeit voneinander, wer hinter den Spielregeln steckt, auf die sich zum Beispiel ein Land geeinigt hat. Und vielleicht steckt auch zuweilen hinter einer Bourka ein freierer Geist als hinter der Trägerin einer kostbar zerrissenen Bluejeans…who knows. Eine bis dahin unaufgefallene Luke öffnet sich irgendwo im Rahmen innerer Architektur. Ein Wohlgefühl. Eine angenehme Befindlichkeit. Ein Strom tiefer Wärme. Ausgerechnet aus etwas strömend, was man für ein Mauseloch hielt, und wo sich Nichtwissen und Ohnmacht und Angst ihr Lager eingerichtet hatten, abgelehnt von den Insassen der Verbraucherzentren, die lediglich liefern, was Profit bringt und die abhängig sind von Nachfrage. Wer begreift sich schon gerne als Sklave der Update-Industrie, der es gelungen ist, einer ganzen Weltgesellschaft vorzugaukeln, dass sie ohne Konsum ihrer Produkte am Zerfall des globalen  Wirtschaftsnetzes beteiligt ist. Also Wahrnehmung der Ohnmacht und der Angst vor drohenden Verlusten. Aber auch Neu-Orientierung und kreativer Umgang mit dem erstmal als unausweichlich Erscheinenden. Ein geschärfter Blick. Ein Zurückhalten von Meinungen. Eine Sorgfalt bei den Differenzierungen. Eingang und Ausgang von Atem. Vogelgezwitscher.
Auf Zen-La erheben sich die Schweigenden von den Steinen einer sehr alten Zeit. Sie haben ihre Herkunftslegenden in inneren Architekturen untergebracht und bewegen sich wie TänzerInnen über das leere Spielfeld.

akzeptieren (?)

Es lässt keinen Zweifel übrig, und aus einem anregend geführten Gespräch ging es für mich auch hervor, dass ja, wir zur Zeit durch neue Regelungen gezwungen werden, etwas zu tun, was uns überhaupt nicht gefällt und einem souveränen Geist durchaus nicht nur als Blockade vorkommen kann, sondern als lebendig an der Demokratie nagender Wurm, der sich langsam aber sicher an seine ihm natürlich vorkommende Aufgabe macht, nämlich sich durchzufressen, bis er satt ist. Und ist er einmal satt, kann er sich niederlassen am Kerngehäuse und sich so fühlen, als wäre er dort zuhause. Alles Weitere ist unklar: wird er entdeckt und kann die Substanz noch herausgeschnitten und zur Verdaulichkeit anderer Wesen tauglich gemacht werden, oder nicht, oder wird  er gar selbst im Prozess mitgefressen usw. Jetzt also die Maske, und nicht nur: wie weit ist Arrangierbarkeit (für mich) akzeptabel, und wo beginnt es, an gelbe Judensterne zu erinnern, als wir uns selbst versprochen haben, dass es so weit nie wieder kommen darf, aber vor allem: was, wenn die Virenimpfung gesetzlich verordnet wird, und spätestens bei einer immerhin möglichen zweiten Welle des Viruswanderers die App zur Ortung Erkrankter aufgezwungen wird. Also wer ohne App erwischt wird, zahlt hohe Strafen. So blöde möchte man ja auch nicht sein so ganz ohne Aktionstrieb, dass man Kohle hinblättert, als hätte man den Befehl nicht verstanden. Oder aber hält es für eine persönliche Revolte naiver Einsichten, die keinerlei Wirkung versprechen, sondern gleichfalls zu allen Zeiten Leben gekostet haben. Nur: was macht man, und wann ist der akkurate Moment zu handeln, und aus welcher Motivation heraus. Und was ist überhaupt denkbar, wo man gerade erlebt, dass so ziemlich alles für jeden denkbar ist, der die inhärente Denkkapazität des Menschen in Anspruch nehmen möchte und kann, zumindest, um herauszufinden, wie man  d i e Dinge, die einem einleuchten oder ansprechen, als d a s an sich nehmen kann, was auf der eigenen Werteskala erkennbar bleibt. Stimmt, hier heißt es langsamer vorangehen, als der schnelle Geist gewohnt ist, der oft mit Pferden verglichen wurde, die auch zu zügeln sind, wenn ihr Freiheitsdrang mit ihnen durchgeht. Was uns zu den heutigen Politikern führt, deren Entscheidungen uns in eine neue Gewissenkrise stürzen können. Es ist ja auch so, dass man schon viele Male dafür dankbar war zu erkennen, dass es eben n i  c h t egal ist, wer an der Spitze eines Landes regiert, auch wenn sie aus welchen  internen Onlinedebatten heraus auch immer uns nun inmitten der Krise in diese Bredouille treiben, auf die es erst einmal keine Antwort gibt. Man kann auch stocknüchtern behaupten, dass die Missstände, die wir alle schon kannten, und der Missbrauch, und die Habgier und die Gewalt (und die Dummheit), also dass alle Züge der Entmenschlichung schon voll im Gange waren, und dass es etwas gibt, möglicherweise auch das kollektive Unter-oder Ober-oder einfach nur Bewusstsein, das gerne verdrängt, was es schon weiß. Aus lauter  Profitgier natürlich, denn wir profitieren doch alle von der Ausbeutung auf die eine oder andere Weise und nennen es gerne ‚das  ‚Normale‘, sprich: freien Zugang zu allem, was wir begehren und zu brauchen glauben, und zu dem wir zurückmöchten. Welche Art von ‚Freiheit‘ hatten wir also bisher, und welchen Preis sind wir bereit zu zahlen für das neue ‚Normal‘?
Auf Zen-La herrscht heute das Schweigen. Die Systeme stellen sich ein auf das Förderliche des als das ‚Sein‘ Verstandene.