durchqueren

Den Raum durchqueren

Es ist schon ein Paradox, wenn man sich immer mehr genötigt fühlt, im Angesicht der wirklichen bis scheinbaren Menschenweltedrohungen gute Entscheidungen zu fällen. Und jeder, der damit einmal beschäftigt war, kann bestätigen, wie schwer das ist. Zieht man sich ganz raus?, und gibt’s überhaupt sowas wie ein Raus. Also nicht drin im Gewühle mitrangeln, sondern sich einen schönen antiken Steinsbrocken suchen und dort im Stillsitzen den anregenden, aber nicht mehr aufregenden Ablauf des ungeschriebenen Scriptes verfolgen, so, als wäre man von sich selbst angestellt als Palmblätterbetrachterin – und ja, ach so, d a sind wir gerade. Denn man hat sich ja in so einem Leben mit irrsinnig viel Zeug beschäftigt, und manches ist zweifellos hängengeblieben. Vermutlich, weil es einen wie vertraut angemurmelt hat. Wie Sokrates, als er gesagt hatte, was er sagen wollte, sich den Giftbecher hat reichen lassen, oder Diogenes, als er den wissensdurstigen Feldherrn bat, ihm nicht das Sonnenlicht zu verstellen. Und natürlich vieles mehr, was exzellente Entscheidungen in der Menschengeschichte betrifft, und man ist ja nicht von der Möglichkeit bester Entscheidungstreffer im eigenen Schicksal ausgeschlossen. Doch die medialen Zugänge, unbegrenzt verfügbar, erschweren die Lage. Soll man nochmal auf Gaza starren (ja!!!) oder auf Putins medikamentös aufgeblasenes Gesicht (nein), oder nochmal bei Dr.Hüther reinschauen, weil er grad bei einem vorbeischwimmt, obwohl man doch eigentlich nachschauen wollte, ob bei der amerikanischen Bomberei des angeblich drogenschweren venezulanischen Bootes doch zwei Überlebende fälschlich erschossen wurden. So, als gäbe es im globalen Polit-Drama noch ein gemeinsames Verständnis von ‚fälschlich‘. Dabei ist alles nur lebendig und findet statt auf seine eigene, unerklärbare Weise. Denn es grassiert auf der Erde ja das große Mutmaßen gerade w e i l es nicht erklärt werden kann. Beim Mitspielen lernt man, wie es geht. Man lernt sich selbst kennen, vor allem durch klare Entscheidungen. Hier geht es nicht um Sinn, sondern um die Freude am Dabeisein, immerhin ein aufwendiges Abenteuer. Mit sich selbst dabei zu sein.


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