Karton

Was ist da nur drin in dem schwarzen Pappkarton, dachte ich, an diesem Tag bestrebt, mich von einigem zu lösen, in das ich lange nicht hineingeschaut hatte. Ich blickte also genauer hin, und eigentlich war es ein Chaos, jedenfalls keine Ordnung, nur ein paar einmal wertgeschätzte Dinge aus fernen Installationen, die ich nun nach Längerem wiedersah. Ich machte drei Bilder, sozusagen als Erinnerung, siehe oben. Auf jeden Fall waren es nicht die Einzelteile, die das Bild ausmachten, sondern dieses unkonstruierte Etwas aus Einzelteilen, die auf eigenwillige Weise miteinander korrespondierten. Ein paar getrocknete Opiumknospen, ein kleines, elegantes Holzauto, das ich einmal in einem holländischen Miniladen gekauft hatte, der Mann hatte nur ein paar Stunden am Tag offen. Dann die Sandrosen. Kein Mensch würde eine Sandrose einfach in eine gelbe Tüte oder vielmehr die graue Tonne stecken, wie käme man sich vor. Dann ein Stück Jesuskörper, das ein Freund einmal beim Hausumbauen fand. Ein uralter Handspiegel mit einem doppelköpfigen Messing-Adler auf der Rückseite und am Griff. Was soll man machen. Alles ist da, kommt aus vollkommen verschiedenen Welten, passt irgendwie zusammen, weil es aus demselben Stoff gemacht ist. Und obwohl ich selbst erstaunt war über die willkürliche Komposition, würde jemand zu Recht fragen, was das soll, würde es in einer Ausstellung auftauchen. Interessant wäre wiederum, wenn ein paar KünstlerInnen ihre Sammlungen in Kisten und Kästen ausstellen würden, und man könnte etwas sehen, was man sonst vielleicht nicht sieht. Oder man könnte auch in den wildesten Kisten noch eine Spur erkennen von dem, was einen Menschen bewegt und anregt in der Welt, und welches Zeug ihm oder ihr gedient hat zur eigenen Weltgestaltung. Man möge mir den Mantel des Rätselhaften reichen und die Tarnkappe. Und hinaus! ins Labyrinth der Wesen, die wir alle diesselbe Luft atmen. Gestern habe ich, ohne vom großen Event zu wissen, unterwegs überall aufgeregte Eltern mit winzigen Kindern an der Hand gesehen, die wiederum riesige Tüten balancierten. Kein Zweifel, auch das ist alles Konstrukt, aber was für ein tiefes Ereignis!

bei sich

Zum Beispiel das Herausfließen des Ichs aus der Maske, als gäbe es noch Themen und Schemen, obwohl es sie gibt. So wie Holunder -und Brombeerstrauch. So wie Kisten und Kästen voller Vergangenheiten, wo man denkt: Ach!, das ist einfach zum Wegtun, aber nein!, es ist gar nicht einfach, denn die Dinge sind schön, die Bilder und die Texte, und die wilden Wege über den Rand hinaus, wo sie dann hineinpurzeln ins Ursuppenlicht, die Bewusstseinskonstrukte, das Spielzeug der Täuschungsmanöver. Da hat sich vieles gesagt und eine Menge Zeichen gesetzt und ist immer wieder auf Neues gestoßen. Das kam ganz und gar von sich selbst, wenn man das sieht als ein Sich. Lebt miteinander. Kennt sich. Bis es fremd wird und einen anstarrt aus den Blättern der Bäume, aus der Ansammlung des Staubes, die einen lehrt. Aus technischen Teilen, die nicht mehr kompatibel sind mit dem Rest. Aus organisierten Objektformationen, die nicht mehr verrückbr erscheinen. Immer muss Ouspensky neben Jaspers stehen. Bis es einen anspricht und Bewegung verlangt. Man ist nicht gefeit gegen den offenen Schwung dieser inneren Worte, eingebettet in große Zärtlichkeiten, den Lebendigen gewidmet und den Toten. Fürchte dich nicht, denn das, was da ist, ist bei mir, und es ist auch bei dir, und bei dir.

 

 

wesentlich

 

Was mir vertraut ist,
legt verborgene Kammern frei –
wird dort zu Wegen, die zu Weiten führen.
Das Unbeirrte breitet unterwegs sein Wesen aus,
das Wesen zeigt sich mir in Reflektionen, die
schweigend sind und reich an Möglichkeiten.
Sie ziehen heilsam ihre Zeichen zu sich hin,
zu mir, die ich auf beiden Seiten Spiegel bin,
der Kern der eigenen Sehensweise, die
Stetigkeit des immer neu Eröffneten,
die Wirkung und ihr Sinn.

ich selbst?

Um das Ich herum, das jeder hat, ist viel gerätselt worden. Den einzigen lebendigen Ton, den ich von meinem Vater, den ich nicht kannte und kenne, einmal gehört habe, ist ein Lied, das mit den Worten endete: „Halt mir den Spiegel vors Gesicht, bist du’s oder bist du’s nicht?, nach wie vor eine spannende Frage. Wie oft hat man Menschen sagen hören, dass sie nicht mehr wissen, wer sie sind, oder neben der Kappe stehen, oder außer sich sind. Wo und was aber ist die Kappe? Oder wohin regt man sich auf, und was regt sich, und was bleibt da. Ich fand immer interessant, dass Sigmund Freud einst die Psychoanalyse als etwas sah, das Menschen helfen konnte, sich selbst zu verstehen, und es ist kein Zweifel, dass diese neuerschaffene Welt unzähligen Menschen ermöglicht hat und weiterhin tut, ihre Geschichte besser zu verstehen, und das, was wir damit identifizieren und dadurch glauben, es zu sein, oder auch sind, wie man möchte. Da die Ich-Kultur im Westen so ausgeprägt ist, fanden es viele von uns Indienreisenden interessant und abenteuerlich, dass so ziemlich alle geistigen Lehren dort das Ich als eine hinderliche Verhaftung sahen auf dem Weg in ein Seinsfeld, das dieses Aktionsfeld Ich zwar zur Verfügung hatte, dass man es aber nicht war oder ist. Der Buddha hat, wie man weiß, auch ein Selbst geleugnet, da er offensichtlich bei eigener Tiefendurchleuchtung nichts fand, was diese Idee rechtfertigte. Auch bei uns gibt es ja das anspruchsvolle Wort „selbstlos“. Was passiert, wenn man das Selbst, soweit für  einen vorhanden, loslässt, und was bleibt? Nicht nur Freud grübelte gegen Ende seines Lebens über die Antike und den Buddhismus nach, vielleicht auch, weil man hoffte, ohne Gott ein Stück weiter zu kommen. Und wenn man auch den Weg vom Es zum Ich ging, war die Frage damit ja nicht beantwortet. Es ist eine durchaus logische Sichtweise, dass hier der Weltgeist permanent dabei ist, sich umzusetzen als die Manifestation der derzeit möglichen Form. Unser Antrieb also der Geist, der das Ganze prägt und nichts anderes sein kann als das, was es jeweils ist. Man könnte sich durch diesen Gedanken beklemmt fühlen, scheint es doch so, als wäre man aus der Meisterrolle gekippt und vom Seinsstrom einfach weitergespült, was ja auch teilweise so ist. Doch sehe ich, dass Freiheit, sofern erwünscht, mehr mit dem Lassen der Ichverhaftung zu tun, an einem bestimmten Punkt, zu einer bestimmten Zeit, die sich selbst ergibt aus den Zusammenhängen. Und wenn man mal die eigenen Identitätsstrukturen lockert, kann man feststellen, dass ein frischer Wind spürbar ist, ein Hauch, eine Ahnung von wirklicher Freiheit, die die Seins-und Ichmaterie als Spielfeld zur Verfüging hat. Vielleicht ist es nur das Gefühl, unbeschwerter zu sein und dadurch ganz und gar präsent auf dem Spielbrett.

 

ungewiss

Meistens achte ich darauf, dass mein Handy nachts ausgeschaltet bleibt und vor allem auch dann nicht in meiner Nähe ist, und bitte in Indien immer mal wieder Frauen, ihr Handy nicht unter der Bluse zu tragen, wo früher die Geldbörse lagerte oder Dinge auf Zetteln, die man nicht vergessen will. Wie dem auch sei, heute früh war meins an und ich erhielt um 6 Uhr herum einen Anruf aus Indien von Shivani, die einerseits meine Ankunftsdaten wissen wollte, und mir andrerseits mitteilte, wie brenzlig die Situation in Kashmir wirklich ist, das begehrte strategische Stück Land, um das Pakistan und Indien seit Jahrzehnten kämpfen, ohne dass eine Lösung in Sicht ist. Narendra Modi ist eine Persönlichkeit, die im Westen kaum auffällt, kaum einer kennt seinen Namen, niemand kann ihn wirklich einschätzen. Er hat gerade Kashmir wieder in die indische Regierung eingegliedert, und der Plan ist, den Muslimen jeden verfügbaren Hahn abzudrehen. Indische Soldaten kontrollieren die Straßen und alles weitere kann man nachlesen, wenn es interessiert, denn es wird die Welt interessieren, da selbst Imrat Khan, ein ziemlich vernünftiger und gebildeter Mann, Indien mit einem Atomkrieg droht. Man hofft, dass sie sich das gut überlegen werden, aber schon ist zuviel passiert, dass es wirklich noch einmal in eine Ruhe kommen wird. Es sind die Inder, die keine Ruhe wollen. Sie wollen wieder unter sich sein im götterbesetzten Hinduland, zurück zum Reinheitsideal und zum endgültigen Auserwähltsein. „Die Inder“ heißt: zu viele von ihnen, die das wollen, die Muslime vertreiben, auslöschen, endlich weg mit ihnen. Das erinnert nicht nur an Adolf Hitler, sondern das hat direkte Bezüge zu den Machtphantasien der Nazis. Bewiesen ist, dass Hitler Kontakt hatte zum arischen Denken, das aus der vedischen Kultur kommt, und er soll einen indischen Lehrer gehabt haben, der ihm wohl auch die Symbole geliefert hat wie das Hakenkreuz, das Swastika, das mysteriöse Rad, an dem er gedreht haben soll, und zwar in die falsche Richtung. Denn in Indien ist das Hakenkreuz ein absolutes Glückbringsymbol und so ziemlich überall zu sehen. Als ich einen Ring mit dem Swastika geschenkt bekam, habe ich ihn lieber dort gelassen, wo ich nichts erklären muss, falls mich unterwegs einer fragen sollte. Wie das wohl zu den Blut-und Ehretreffs gekommen ist und wie sie das formuliert haben, die ihnen verständlich vorkommenden Gründe zur Auslöschung der jüdischen Rasse. Modi macht das auch so. Seit Jahren vergiftet er die Atmosphäre gegen die Muslime, bis er es jetzt geschafft hat, die meisten auf seiner Seite zu haben, was heißt Seite, seinen Vertreibungs- und Mordplänen zuzustimmen, sodass sie sich von ihm beschützt fühlen, eben der richtige Mann für diesen Job, die Unpassenden aus dem Netz zu treiben. Es muss auch mal gesagt werden, dass es das Indien, das ich in seiner großen, wilden und geistigen Art noch kannte, dass es dieses Indien schon lange nicht mehr gibt. Starke Kulturen mit hohen und tiefen Werten können sich lange halten, bis nur noch das Gerüst übrig bleibt, in dem neue Triebe wuchern, die sich Räume suchen. Schon lange stelle ich mir Formen des Abschieds vor, wie es wäre, wenn ich nicht mehr dort sein könnte, dort, wo so viel Heimat war und immer noch ist, sodass es schwerfällt, sich das vorzustellen, mehr als eine Übung in der Vorstellung des Gehens und Lassens an sich, wenn ich selbst nicht mehr da bin, alles andere und alle Anderen aber einfach weitermachen… Gerade plane ich die Reise, ich kann (noch) gar nicht wegbleiben, es ist unmöglich. Daher ist klar, dass auch hier weit und breit das Ungewisse herrscht, auch wenn man zuweilen lieber etwas mehr Gewissheit hätte.

von sich aus

Wir sammeln alle in unseren Leben eine Menge Wissen an, mit dem wir unser konstant vorüberziehendes Leben und seine Herausforderungen bewältigen. Wie wir das machen, bleibt uns und unserern Bewältigungsstrategien überlassen, die uns die Dinge wie selbstverständlich erfahren lassen: die Einkäufe, die Autofahrten, die Berufe, unsere Seinsweisen und die der Anderen. Dass diese Macharten sehr unterschiedlich sein können, bringt immer mal wieder Verwunderung oder auch Distanzierung hervor. Sie aktivieren auch die Frage, wer man selbst ist und wie man sich angewöhnt hat, die eigene Person zu sehen. Bin ich Name und Geschichte, oder bringen mich diese nur in die Erfahrung dessen, was ich wirklich bin, und wie wirklich erscheint mir diese Wirklichkeit? Und was ist gemeint mit Schall und Rauch? Das stetig Vorüberziehende, das sich ständig Auflösende und wieder Formierende. Dieses Innen, das sich nach außen projeziert, und so sehr es kaschiert werden oder ebenso deutlich auch sichtbar werden kann. Und wenn man ein Interesse verspürt, mehr über sich selbst zu erfahren, dann macht man sich auf den Weg, und dieser Weg formiert sich, wenn man es wirklich wissen will. Und dann kann in der Tat aus „es“ ein Ich werden. Man muss sich das erstmal erzählen, was man von sich weiß, das ist ja nicht immer so einfach, dafür die passenden Worte zu finden. Es sind die Worte, die gerne am Rande des Schweigens lagern, immer bereit, die Tiefe des Urtones zu erlauschen und den Wesensgrund und sein Potential auszuloten. Das Phänomen des Menschseins ist und bleibt doch, dass wir Menschen denken, dass wir automatisch wissen, wer wir sind, aber nichts ist irritierender als die Frage danach: ja, wer bist du denn nun wirklich. Religionen und Götter versprechen Hilfe, jedes Zweiglein ein Strohhalm im Ozean des Ungewissen. Schaut kein Gott auf einen, dann braucht man ein Auge, das sich selbst betrachten kann. Es muss sich sozusagen aus seiner Fassung herausdehnen können, beweglich muss es sein, und hochmotiviert, denn es ist eben kein Spiegel, sondern das eigene Auge, das dafür bereitsteht. Darin bündeln sich Wissen und Erfahrung und reflektieren die Handhabungen des Daseins. Mn kann das sehen, wie man möchte : als Film, als Spiel, als Geschichte, als Abenteuer, als Wanderung, als Herausforderung, oder einfach als Leben, das sich ergibt. Aber immer kann es sich nur dem Ich ergeben und dem, was aus ihm gemacht wird. Es, das Leben, gestaltet von meinem Auge, das nur auf die eigene Software zugreifen kann. Die Bewusstheit, die sich aus dem Selbst bildet, kann und will auch die Verantwortung für das Gestaltete tragen. Zwischen Inhalt und Form entsteht eine tiefe Verbindung, die wir als Quelle erkennen. Was hilft es uns, wenn wir davon nichts wissen?

Haszcara

Rap ist jetzt keine Musik, die ich zu oft höre, aber in der letzten Zeit habe ich zwei Frauen entdeckt, die ich als Rapperinnen bemerkenswert finde, Kate Trumpet , vor allem eine exzellente Poetin, und nun diese, Haszcara. Es erstaunt doch angenehm und erweitert den eigenen Horizont, dass wesentliche Dinge überall gesagt werden können, wenn es nun jemand kann. Und dann lohnt es sich, mal aufmerksam hinzuhören. auch wenn es der eigenen Vorstellungsweise nicht immer entspricht.

woher

Ich kann und will ja gar nicht leugnen, dass der Heldenkerl (s.o.), stämmig und doch tänzerisch auf einer Art Abgrund mühelos balancierend, ein schwer definierbares Objekt in der Hand, dass er aus meinem Pinsel herausgeboren ist. Eigentlich wollte ich nur mal kurz die Farbskala ändern und mich der Verlockung des Vandyckbrauns einen Moment lang entziehen, oder auch dem gebrannten Umbra in seiner Porzellanbadewanne. Her also mit dem Rot, zu grell gekauft und nur gemischt erträglich, zum Glück keine potentielle Schwarz-Rot-Gold Kombination, die an die Fahne des Landes erinnert, in dem ich wohne. Der Held also aus der Spider Man Gruppe muss sich in diesem Zwiespalt eingeschleust haben, aber doch nicht ganz fremd, denn er muss aus inneren Weiten kommen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat, und ich selbst habe ihn ja noch nicht gekannt, bevor er kam. Ich hatte sogar den Gedanken, ob er sich wohl aus der Gamescom herausgelöst und bei mir Einkehr gefunden hat, travelled doch der Geist gerne eigene Wege, oder will ich nicht in den naheliegenden Verdacht kommen, dass jeder Geist selbst im Urgroßmutterzustand noch bereit ist, einem Helden den Prüfungspfad ins Sein zu ebnen. Kurz musste ich dem Versuchungsgedanken widerstehen, aus dem männlichen Kopf mit etwas nachgetragener Haarlänge einen weiblichen hervorzuzaubern, aber es war sofort klar, dass es misslingen würde, denn: worum ging’s? Worum geht es? Diese Frage ist jederzeit erwünscht und angebracht, denn ohne z u aufdringlich zu klingen, kann sie näher an das Jeweilige herantreten. Will man nun die Antworten in den erklärbaren Bereichen finden, den Theorien, den Übungsfeldern, den Systemen, dann kann man auch in die Nähe des Unerklärbaren kommen, ohne dass die Dichte des Ichs sich notgedrungener Weise belichtet. Nein, der Punkt, um den es geht, kann nachtschwarz bleiben und auftreten wie des Pudels Kern. Ich hatte auch den Gedanken, dem Helden einen Namen zu geben. Aber man erinnert sich ja noch an Zeiten, wo die Kühe einen Namen hatten und betrauert wurden, als sie abgeführt wurden zur Schlachtbank. Daher lieber keinen Namen, dann ist er frei und kann hingehen, wo er möchte. Außerdem gibt es ja schon sehr lange Jahre in mir Zen-La, die Heimat des Silver Surfers, der dort, wenn er Zeit hat, Shalabal besucht und tröstet. Und wenn der geborene Held keine andere Heimat hat, kann er nach Zen-La gehen, dort ist genug Raum für alle, und dort ist er von Herzen willkommen, und kann mit den Anderen sein Potential entfalten. Und wirklich, jedem und jeder geht es auch samstags um etwas anderes, es fragt sich nur: um was?

fließen

 

Es ist angenehm, eine gewisse Liebe für das Land zu empfinden, in dem man geboren ist, auch wenn die Geschichte dieses unseres Landes es einem nicht immer leicht macht, vor allem, da wir noch Kinder dieser Geschichte sind, und offensichtlich lässt sie uns auch nicht so leicht los, denn neue Köpfe wachsen aus dem gemähten Rasen hervor, die einigen der vermeintlich Verschollenen wieder so ähnlich sehen. Auf der anderen Seite haben wir schon so lange einen verhätnismäßig stabilen Frieden, sodass man gerne danke sagt, wenn es die Gelegenheit ermöglicht. Natürlich ist es nicht nur dieses wunderbare Gefühl, in einem Auto, (gesegnet sei die Erfindung), durch einen neu erblühten und makellosen Sommertag zu fahren, links und rechts sattes Grün von Wiesen und Bäumen, und dann auf einmal am Ufer des Ganges, dieses majestätisch dahinfließende Nass, ach nein, sorry, kein Ganges, sondern der Rhein ganz persönlich, eher befahren von Schiffen als bevölkert von Tempeln, ruhiger, ernster, tiefer. Der umherschweifende Blick erfasst überall Berge und Burgen, die strotzen von Geschichten und Schlachtengetümmel, man hört es klirren und kämpfen und sterben. Das passiert zum Glück gerade nicht, sondern die Fähre bringt uns ans andere Ufer, hin zu dem Tor auf der Höhe. Immer ist Landschaft und Fahrt durch die Welt  auch ein Rahmen für gutes Beisammensein. Hier ist auch ein innerer Ganges, der irgendwo auf den Alakananda trifft und gemeinsam weiterströmt. Man kann dort sitzen und teilhaben an dem Zusammenstrom, ein sehr simples, aber auch mystisches Ereignis, das sich in getrennten Systemen als Einheit niederlässt. Einheit als ein Gefühl des Wohlbefindens in einer Entspannung, die von Wachheit genährt wird und daher keiner unnötigen Anstrengung unterworfen. Oft ist man ja auch allein unterwegs, das hat seine eigene Intensität, die sich dann eher als Mitteilung zu den Anderen bewegt. Aber ganz zweifellos ist es eine der schönsten Erfahrungen, die das Dasein auf der Erde ermöglicht, in liebevoller und zutiefst aneinender interessierter Begleitung unterwegs zu sein und in gemeinsamer Wertschätzung durch die Fülle des Weltlichen zu navigieren, mit den Blicken gleichermaßen auf das Innen wie auf das Außen gerichtet, gut balanciert zwischen Stille und Reichtum des Wortes. Das Eine ist Zeit als Schicksal, das Andere der Schlüssel dazu: Fülle. Wenn die Zeit gut angefü(h)llt ist, und wenn etwas Authentisches geschieht, dann kann man sicher sein, dass aus der Fülle heraus sich Gutes ergibt.

lassen

Wir sehen
auf der inneren Leinwand
Spieler erwachen.
Es erinnert sich hier und da
einer der unsterblichen Rolle.
Sie treten hinaus
in das Licht.
Wichtig ist hier,
alles, was war,
zu lassen.
Nicht die Einheit durch
Trennen messen wollen.
Ja, genau so,
als tauchten Begleiter auf
und sängen
ein Lied des Herzens.

viel

Dieses Bild kam heute früh aus dem indischen Seinsort, und es ist eins von derart vielen Überschwemmungsbildern, die mir neuerdings zufließen, dass ich schon bitten musste, mir möglichst keine zwanzig hintereinander zu senden, damit ich oder sie selbst es fassen, wie viel Regen dieses Jahr nach beinahe 30 Jahren Monsoonlosigkeit gefallen ist. Der Regen ist nicht nur gefallen, sondern strömt immer weiter über alle Treppen und Ufer hinaus, sodass ich manchmal die Lupe nehme und rate, wie manche Leute in den mir bekannten Häusern überhaupt aus ihnen herauskommen. Der Sohn des Hauses, in dem ich dort wohne und mit dem ich gestern telefoniert habe, sagte mir, es gebe noch 20cm Spielraum, bevor das Wasser das Haus durchflutet. oder die Brücke nicht mehr überquerbar sein wird. Offensichtlich macht es aber auch kreativ, wie man auf dieser Luftaufnahme sieht. Oder wie R.D.Laing es einmal formuliert hat: Immer, wenn gestreikt wird oder es einen Notfall gibt, schauen wir einander in die Augen…every time there is an emergency, we look each other in the eye….Da man die Abwesenheit von Katastrophen in der Welt nicht beklagen kann, sondern eher darauf achten muss, nicht von ihnen überwältigt zu werden, stimmt es doch, dass anerkannte Katastrophen sehr viel menschliches Tun hervorbringen können, auch wenn dieses Tun meist zeitlich begrenzt ist. Nur zu oft bleiben die Geschädigten allein zurück in trostlosen Schicksalen, allein mit dem Unlösbaren, und wir, die wir davon hören, wissen wenig über die wundebaren Begebenheiten, die sich in Notsituationen entfalten können. Immerhin kann Mitgefühl und tiefes Verstehen über die eigene Geschichte angeregt werden, und es gibt nach wie vor nicht viel Besseres zu tun, als sich dem zu widmen, was man ganz persönlich als Katastrophe im eigenen Schicksalsdrama wahrnehmen kann, da, wo der vibrirende Urgrund seine schmerzenden Stachel hat, die, unbemerkt gelassen, zu solchen Handlungen führen können, die sich als Katastrophen formieren. Es kann einen schon mal als unheimlich anmuten, wenn man die gepriesene Vielfalt der Schöpfung, gepriesen sei sie in der Tat, wenn man diese Vielfalt in den stocknüchternen Momenten der Betrachtung als eine Menschheit mit gestörten Kindheiten sieht. Vielleicht ist das Ausmaß an Gestörtsein, das wir an uns Menschen entdecken können, genau das, was wir „das Schicksal“ nennen, sozusagen die Alchemie unserer Grundbedingungen, mit denen wir uns auf den Weg machen müssen, wo auch immer hin, und von wo auch immer weg. Immerhin gibt es mindestens zwei Optionen. Eine ist, dass ich die Schicksalsfäden kontinierlich in die Muster meines Teppichs einwebe, sie also mitnehme und immer weiterwebe, ja…bis wann, und kommt es vor allem auf die Gestaltung der gewebten Muster an? Oder ich entdecke eines Tages, dass der Teppich fertiggeknüpft werden kann, und nun kann man alles Mögliche damit machen, als Schmuck, als Fahrzeug, als Märchenteppich, als wärmende Materie des Durchdrungenen oder den Künsten Entrungene. Nein, ich bin nicht mein Teppich, aber mein Teppich zeigt mir die Bilder meiner Geschichte, vielleicht ähnlich wie es mir die Tätowierten manchmal erzählen, dass die Bilder ihren Lebensweg darstellen. Ich bin nicht mein Teppich, aber er ist kostbar und liegt an meinem Herzen herum am Stamm des Banianbaumes.

still

Das Beste und Erinnerungswürdigste der meditativen Praxisjahre sind und bleiben in meiner Erinnerung die Stille-Sessions. Nicht nur konnte man täglich vor und nach den Unterrichtsstunden in Stille sitzen, sondern Stille wurde grundsätzlich geschätzt, und überall im gegebenen Rahmen gab es diese schönen Orte, in die man hineingehen und je nach Bedarf sitzen konnte, auch nachts. Überhaupt sind wir viele Nächte durchgesessen, gemeinsam und doch mit sich allein. Vor allem die Frauen wurden ermutigt und unterstützt, ihr Leben auf diese Weise souverän zu gestalten, und in der Tat hatte es lange Zeit etwas Tiefes und Lichterfülltes. Es kamen vor allem aus dem Westen immer mehr Menschen, die sich auf diesem Weg ausbilden wollten, oder ihrer Geschichte entfliehen, oder ihrer Einsamkeit. Es ähnelte in seiner geistigen Konzentriertheit und dem Tagesablauf ein bisschen dem KLosterleben, die Türen aber waren weit offen für jeden Ankommenden, allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt. Hat man das Glück gehabt, die Geräumigkeit innerer Welten als einen Genuss zu empfinden, verlässt einen diese Erfahrung nie wieder. Es ist eben nicht das Mit-irgendwas-beschäftigt-sein, in dem das Suchen nach Tätigkeit mit einer spürbaren Leere zu tun hat, die es zu überspielen oder mit Arbeit auszupowern gilt, sondern es ist das hellwache und bereitwillige Einlassen in den Raum an sich, so weit man ihn erfühlen kann, und darüber hinaus, denn irgendwann begegnet einem auch der Raum als ein Resonanzfeld, als ein Gegenüber, als ein Wesen eigener Existenz, das u.a. das Tragbare trägt, in das man eingebettet ist. Hier lernt man das, was oft an dem Begriff und der Erfahrung der Einsamkeit so gefürchtet und übergangen wird, hier lernt man es lieben, denn man hat genug Ruhe, sich im Inneren schweigend umzusehen. Möglicherweise liegt hier auch das Geheimnis weiblich geprägter Universen (nicht, dass das Universum genderorientiert ist, man muss sich zuweilen mit Worten begnügen) und ihrer oft aus Notlagen heraus und ohne Wahl gesammelten Kraft, die sich nun endlich in der Zeit einen eigenen Weg ins Außen bahnen kann. Hat Stille im Inneren einen Grundton gefunden, und ist der Teppich des Schweigens groß genug, um die Worte zu tragen, dann sind sie gut angebracht, wenn Weiteres über sie gelernt werden kann. Auch die Worte, im Sein geboren, haben ihre eigenen Wege und Schicksale, und ihre Freiräum, kein Zweifel. Es ist nicht zu leicht, angemessen mit ihnen umzugehen. Nicht angemessen an die Weltvorstellung oder die zahlreichen Ideen und Vorstellungen der Gesellschaften, sondern angemessen an die eigene Vorstellung der Welt und des Seins, das darin durch sich selbst sich gestaltend möglich ist, dann auch wieder mit Welt und Gesellschaft. Wenn die Frage nach dem Inhalt und der Substanz des Daseins auf den Titelseiten der Tageszeitungen zu lesen ist, als wären auf einmal alle wieder zu den Schulbänken zurückgekehrt mit den tieferen Fragezeichen, dann weiß man, dass was im Gange ist, an dem alle teilnehmen können. Ein Weg, der aus diesem potentiellen Chaos elegant herausführt, ist die Rückkehr zur Stille, wann auch immer, wie auch immer, wo auch immer. Der Genuss der Stille, der sich entspannende Körper, die beiderseitige Aufmerksamkeit auf das Wohlbefinden, das im Außen immer nur flüchtig zu finden ist.

gewöhnen

Wenn man mal eine Weile auf der Erde gewohnt hat, gewöhnt man sich natürlich daran. Man ist förmlich bestrebt, das Ganze irgendwie zu kapieren, womit man nie allein ist, denn in Essenz ist ja niemand mit etwas anderem beschäftigt. Eben mit den bisher bekannten Möglichkeiten, sich auf diesem Planeten ein paar Jahre so einzurichten, wie man es eben durch sich selbst versteht. Es kann unterwegs sehr irritierend sein wahrnehmen zu müssen, wie viele Sicht-und Handlungsweisen hier am Werke sind, so, wie man es in Indien großzügig mit den Göttern hält: jedem sein oder ihr eigener Gott, das ist auch so ziemlich das Einzige, was man, dort beheimatet, einigermaßen frei entscheiden kann, aber auch nicht wirklich, man ist ja hineingeboren in ein System. Das haben wir auch alle gemeinsam, eben in ein bestimmtes System hineingeboren zu werden, das man lange genug als d i e Welt aufnimmt, zu der man automatisch gehört. Die Systeme erzeugen Felder der Zugehörigkeit. Obwohl keiner trotz aller wissenschaftlichen Theorien genau weiß, was wir hier eigentlich machen. Man fliegt ein  paar Stunden in eine Richtung, und schon weiß, bzw. wusste bisher keiner dort, dass (als Beispiel) viele Menschen glauben, sie stammen vom Affen ab. Sie sind sich dessen so sicher, eine Art Sicherheit, die es gar nicht gibt, egal, was Wissenschaft alles leisten kann. Und die wirklichen Rätsel reisen immer mit. Auch Wasser, der Universalstoff, ist am meisten untersucht und bis heute am wenigsten verstanden worden, sagte mal ein Chemiker, der das Element erforscht. Wir gewöhnen uns daran, die Dinge zu haben und sie als natürlich daseiend zu betrachten. Allein wenn ich meinen Blick zeitlupenmäßig über meinen Schreibtisch gleiten lasse, bräuchte ich Tage, um die Hintergründe zu beschreiben, aus denen heraus die Objekte zu mir gekommen sind, einzeln schon kleine Wunder, aber dann irgendwie und irgendwann zusammengefügt in Ordnungen, die ich als die meine deuten muss, da kein anderer sie erschaffen hat. Ich erkenne sie. Sie wirkt  ’natürlich’für mich, aber dann auch immer wieder rätselhaft. Warum ausgerechnet dieses Gedicht da locker an ein Bild gelehnt, warum dieser Schlüssel zu einem Schrank, den es gar nicht mehr gibt. Die kostbaren Farbtöpfe in Porzellen, die Pinsel, die Wassergefäße, und was sie in den vergangenen Monaten alles zum Vorschein gebracht haben, das aus der Quelle steigende Tiefland, die berückende Nähe mit den Gestalten, für deren Erscheinen ich einerseits verantwortlich bin, andrerseits sind sie die LehrerInnen, die einen im Raum des Staunen herumführen, damit man, wenn man unermüdlich durch die Labyrinthe gewandert ist, mit reifem Blick das Kind wieder erkennt, das die Welt im Spiel versteht, den Gewinn und den Verlust, und vor allem die Rückkehr zur Ausgangsposition mit den Farben, die die Form komplementieren. Wenn man sich einerseits auskennt in diesem und jenem, andrerseits aber doch vieles offen lassen kann, nicht nur aus dem Grad des Ungewissen heraus, sondern auch aus Gewissheit, dass noch nicht alles erforscht ist an potentiellen Möglichkeiten des Menschseins. Oder gibt es in letzter Konsequenz doch nur e i n e , indem man sich selbst als das Rätsel des Daseins versteht, sich durchgrübelt und dann wieder entlässt bzw einlässt in das Gegebene, wo die Geschichten wohnen, umgeben von der Schönheit des Alls.

Euripides

Bildergebnis für euripides

 

Es ist unausweichlich, dass das Leben
wie reifes Getreide geerntet wird, und
dass einer stirbt, während ein anderer lebt.

Spitze

Diese kleine Galerie habe ich mir für den Samstagmorgenmoment zusammengestellt, nachdem mein eigener Entwurf weniger klar und deutlich ausfiel. Es ging mir um mein Verständnis, für das es keine Garantie gibt, eines zur Zeit im politichen Raum häufig anzutreffendes Wortes, das eine Botschaft zu enthalten scheint. Anstatt dass oben, wo auch immer „oben“ geortet wird, Einer oder Eine allein schaltet und waltet, sollen es nunmehr zwei sein, und nun kreist das Wort „Doppelspitze“ im Land herum und wandert durch die Synapsen. Natürlich ist das grundsätzlich klug wie bei einem hellwachen Elternpaar, zwei gegensätzliche Pole zu sein, die optimale Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Das ist ja nicht wie früher, nicht wahr, wo die Frau vorne nicht wirklich erscheinen durfte, nein, vom Hintergrund her hielt sie den ganzen Apparat zusammen, nicht, dass es schon vorbei wäre. Aber immerhin kann sie nun auch vorne stehen und eine Doppelspitze bilden. Man kann sich die nervöse Unruhe vorstellen, mit der Bewerber und Bewerberinnen des jeweiligen Amtes nach einem Partner suchen, gesucht haben oder noch suchen müssen, der oder die überhaupt für eine Doppelspitze geeignet ist, oder damit unterfordert oder überfordert oder zu allem bereit ist. Unter indischen Gurus war es auch üblich, statt nur einem Papa auch immer eine Mama dabei zu haben, das kann Schlimmeres eine Weile verhindern. Es gibt ja jede Menge Gedankengänge. Man geht also an einem Samstag so einen Gang hinein und stellt sich eine gewisse Anzahl von Gehirnen von Bürgern und Bürgerinnen vor, in die der Begriff „Doppelspitze“ Einlass gefunden hat. Schlaflos gewordene Geister  fragen sich die irrlichternde Frage, ob sie sich in der gewünschten Doppelspitze wiederfinden, oder worum geht es überhaupt bei so einer Doppelspitze. Zwanzig Millionen Singles schalten genervt beim Autofahren das Radio ab, denn nun sind sie schon mal single, was soll das also jetzt mit der Doppelspitze. Und was macht derjenige, der eigentlich gut geeignet wäre für den Job, aber keine/n Partner/in findet für eine geeignete Doppelspitzenführung. Jetzt geht’s ja gar nicht mehr ohne Doppelspitze, obwohl man gar nicht weiß, wie das ein ungeschriebenes Gesetz werden konnte, sozusagen der Zwang des gemeinsamen Innehabens einer Aufgabe. Vielleicht werden wir uns ja an Angela Merkel als die letzte Monarchin erinnern, die ihresgleichen gesucht, aber leider nicht gefunden hat. Vielleicht ist es gesund, jetzt auf Doppelspitze umzuschalten, um die Kompatibilität zweier Systeme auszuloten, was die Weltordnung ohnehin beschäftigen wird. Wäre interessant zu erfahren, ob da, wo Doppelspitzen schon mal regiert haben, zumindest nach außen hin, wie das wirklich war, und wie es gelingen konnte oder auch an was es gescheitert ist. Gestern war ja Überwachungskameratag, aber heute möchte ich wählen, was für ein Tag ist: es ist Doppelspitzentag im erweiterten Rahmen des Massensterbens der Artenvielfalt. Ja! Eben.

bei sich

Die Frage tauchte gestern beim Frühstück auf, ob man erkennen kann, dass ein Mensch bei sich ist, oder eben nicht. Der Alltag bietet jedem eine Menge Möglichkeiten, mit dem Thema umzugehen. Man ist im Kopf woanders als da, wo der Schlüssel hingelegt wurde, und jetzt muss man die beiden Dinge wieder zusammen bringen. Ganz abgesehen davon gehen vermutlich die meisten Menschen davon aus, dass wir nirgendwo anders sein können als da, wo wir sind. Nur, wo sind wir. Wo ist der Ort, wo wir sagen können, wir sind „bei uns“. Epen und Schauspiele sind voll mit diesem Thema, denn die Irrwege und die Labyrinthe und die Verstrickungen und die Heldentaten sind alles Orte, die der oder die Heimkehrer/in durchlaufen muss, um wieder zurückkehren zu können zur Heimat. Warum hat man sie verlassen, oder konnte man gar nicht anders als hinausgehen und schauen, um was es da draußen geht, auch immer im Kontext zu sich selbst und dem, was man dort verloren hat und zu finden bereit ist. Jeder hat andere Karten, klar, sonst gäbe es kein Spiel, und wenn jeder Spieler seine Hütchen zurück zum Hafen bringt, dann ist das Spiel aus und man kann eine weitere Ebene anpeilen, Oder der Spielplan verändert sich und man fragt sich vielleicht eine Weile, ob man vom Spiel gespielt wird, oder ob man selbst spielt. In Indien hat man das Zu-sich-kommen meist den Göttern überlassen oder dem Einen, der alles weiß und alles sieht und angeblich nur das Beste für einen will. Lange genug hat es auch irgendwie funktioniert, denn außerdem hat man als Reinkarnationsgläubige/r endlos Zeit, sich zu entwickeln. Im besten Fall hat es eine Art Seelenruhe erschaffen, im schlimmsten einen schwer zu erweckenden Schlaf, denn nicht nur ist es schwer zu wissen, ob man bei sich ist, aber es ist auch schwer zu wissen, ob Gott bei einem ist, außer man bastelt sich eine Vorstellung. Oder empfindet das Drehen der Gebetsmühlen oder der Rosenkränze als eine Lösung. Man kann sich allerdings auch derart verlassen oder verlassen fühlen, wie es z.B. Eckart Tolle passiert ist, sodass das totale Entschwinden eines  Ichs nicht mehr aufzuhalten ist sowie die Möglichkeit des Todes. Dann auf einmal raschelt die Asche, und ein Paradiesvogel sitzt im Nest, der für diesen Vorgang (gefühlte) 1000 Jahre in Einsamkeit verbracht hat, Zeit ist relativ. Übrigens war Eckart Tolle für viele von uns ein wichtiges Beispiel, nicht nur wegen dem wesentlichen „Be here now“, sondern auch, weil er so gar nicht von Glamour gezeichnet war, wahrlich schlicht wie ein Schluck Wasser, und doch ein Licht, das Strahlkraft hatte und sicherlich für viele noch hat und haben wird, who knows. Fakt ist, dass alle Persönlichkeiten auch Grenzen haben, und möglichst soll niemand einen vom eigenen Weg abhalten, spätestens, wenn man erkennt, dass man weder Eckart Tolle ist noch sonst irgendwer. Man ist sich selbst, und deshalb lohnt es sich, sich auf den Weg zu machen. Dass die Welt ist, wie sie ist, und Menschen sind, wie sie sind, heißt nicht, der Weg ist verbaut. Heute, am Überwachungskameratag (!?) plädiere ich für die Anwendung des Auges als Kamers mit Lampenfunktion, und mal schauen, wer sich dort aufhält, und wo, und mit wem.

wandern

Es sind oft die Menschen, die auf eine ernsthafte Weise eine (meist östliche) geistige Schulung und Praxis durchwandert haben, die zeitweilig vor allem in der westlichen Gesellschaft einen seltsamen Eindruck machen, da sie aus vielerlei Gründen nicht mehr wirklich integrierbar sind, bis es zu einem gewissen Punkt kommt, an dem sie sich selbst wieder, zu welchem Maß auch immer, integrieren können. Lange Zeit war es eine Tatsache, dass „spirituelles“ Wissen aus Indien kam, oder vor allem dort gesucht und zuweilen auch gefunden wurde. Das sogenannte „Göttliche“ und seine vielen Spielarten war ganz sicherlich anziehender und reizvoller in Indien dargeboten, und ich denke, viele westliche Sucher wollten dem Leidensdruck entkommen, wie auch immer. Ein großes Hin-und Herreisen begann, und für Einige war das Zurückkommen gar keine Option mehr. Durch die gegenseitigen Zugeständnisse vor Ort begannen die Lehren (zum Glück) sich zu wandeln und zu öffnen, sodass es letztendlich schien, als würde alles sich drehen und wenden und sich abstoßen und sich angleichen in einem langwierigen Waschvorgang zwischen Ost und West, dessen Resultate schwer überschaubar sind. Die Zeit  und ihr Antrieb ermöglichte eine Bewegung vom Rand in den Kern des Geschehens. Aus Seiltänzern wurden ForscherInnen des Subatomaren. Es war im Westen, dass zutiefst verstanden wurde, dass nur durch gleichermaßen ernsthaften Umgang mit der persönlichen Geschichte der bereits meditativ erfasste Raum als eine lebendige Realität möglich war. Das dauerte ein paar weitere Jahre. Es brauchte einen begeisterungsfähigen Kopf, um den Irrsinn vom Licht unterscheiden zu können. Dazwischen viele Irrlichter, man hielt sich an stabile Pfosten: Poeten, Philosophen, Psychologen, wissensvolle Persönlichkeiten, um hier die P’s abzurunden. Poetische Poiese, das war’s doch. Sich selbst erzeugende Poesie, auf deren Quellwasser man sich verlassen kann, und vielleicht ein entwaffnender Kampfgeist als Ausgleich, damit das, was einem am Herzen liegt, nicht im Zuspiel verloren geht. Die Herausforderungen des Zuammenspiels wiederum, überhaupt die belebenden Künste des Zusammenseins, der Klang eines anderen Wesens, die mit sich selbst verbundene Tonart   als Möglichkeit des Gebens, ohne dass ein Verlangen daran gebunden ist. Jetzt sind wir mit Menschsein beschäftigt. Wer will beurteilen können, wieviel davon schon erforscht ist, forscht doch jeder (Forschende) mit anderen Mitteln. Tief verborgen und doch offen sichtlich liegt der einsame Mensch (nun selbst der eine Same) in den Armen des Gemeinsamen. Jedem ist es gegönnt und erlaubt, hier das Meisterhafte in Betracht zu ziehen. Wie wird man das denn: ein Mensch, mit dem man unbedingt leben möchte, und der keinem Anderen schadet.

wer

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Dass die Rückkehr zu sich selbst durch die ganze (bekannte) Menschheitsgeschichte hindurch immer eine abenteuerliche Möglichkeit war, mit dem Leben umzugehen, steht außer Zweifel. Kommt man mit dem Thema nicht bewusst in Kontakt, entsteht der persönliche Weg trotzdem auf der Basis derselben Gesetzmäßigkeiten. Nicht nur heißt es, dass wir sind, was wir essen, sondern wir sind auch, was wir aus uns machen: täglich, stündlich, minütlich. Die bekannten Ordnungen wurden immer wieder in verschiedenen Systemen mit unterschiedlichen Symbolen dargestellt. Sie waren auf jeden Fall auch immer für diejenigen vorhanden, die in sich selbst ein bestimmtes Interesse an der Ergründung dieser Ordnungen feststellen konnten. Hier haben Hindus eine sich als (einst) fruchtbar erwiesene Unterscheidung getroffen, und zwar zwischen dem Familiensystem und dem Einzelnen, dessen Interesse eher der inneren Forschung des Menschseins gewidmet war, dem auch der Spruch aus Griechenland gewidmet ist mit dem zeitlosen „Erkenne dich selbst“, oder der Ergründung des ursprünglichen Bausteins als einer mathematischen Formel, oder dem langen Sitzen in stillen Räumen mit teils aufwendigen Praktiken, um sich der eigenen Quelle zu nähern. Das hat sich lange nahezu unbeobachtet bewährt und hatte auch damit zu tun, dass es Berge gab und Räume, in denen die Forschungsergebnisse gehütet wurden wie, zum Beispiel, der Schwarze Diamant, den man nicht einfach irgendo herumliegen lässt, wenn man zur Arbeit geht. Selbst vom Rohzustand in den geschliffenen gebracht, braucht er ein ständiges Verbundensein mit den HüterInnen, damit die Entstaubung gelingt, für die kein Ende absehbar ist. Nun ist es aber so, dass man, oder ‚ich‘ sage das jetzt: es war einmal (so elitär, wie es noch immer gespielt wird). Doch inmitten der großen planetarischen Überforderung tauchen wie von selbst in den BeohnerInnen die uralten Fragen auf, jetzt im Kontext des Wassers, das vielen, zu vielen, am Halse steht. Unruhig und getrieben sitzt ein Großteil der Weltbevölkerung auf einmal in den gesponnenen Netzen und muss tüfteln, was Sache ist. Und das auf hohem Niveau. Und das hohe Niveau hat ein paar Erkennungszeichen, aber vor allem, dass es einfach ist. Die Form erschaffen zu haben ist eins, damit sind Wünsche erfüllt und gewisse Grenzen gesetzt. Dann erst, und das oft durch Tragödien, kommt der Blick, der entweder aufgibt. sich im Angebot der Abgründe verliert, oder aber sich nach innen wendet, wo das große Feld auf sie oder ihn wartet: das Säen und das Ernten gemäß des eigenen Wesens, und mit dem Geschenkten großzügig umgehen, kann man doch nur sich selbst schenken, ohne dabei verloren zu gehen. Wer Ausdruck finden will für die Dankbarkeit, muss schauen wie, und wo, und mit wem. Das gilt für alle und birgt das Geheimnis der Ausgeglichenheit.

wachsam

Das ist ein Ausschnitt aus einer Collage, die ich vor einiger Zeit mal mit einigen anderen in einem Buch zusammengefasst und nun wiederentdeckt habe. Ich erinnere mich, das kleine Mädchen, das für westliche Augen so vereinsamt aussehen kann in der Mitte des Burka-Meeres, mit einer Lupe betrachtet zu haben. Nun kennt das Kind natürlich die Menschen unter diesen zugehängten Formen, obwohl man sich kaum vorstellen kann, dass es sich darauf freut, auch mal sowas tragen zu dürfen. Aber wer kann sich schon vorstellen, dass Mütter ihren Töchtern schon nach der Geburt die Füße eingebunden haben, damit sie die richtige Größe und den Schmerzpegel erreichen, der sie am Weglaufen hindern wird. Oder dass Großütter ihren Enkelinnen die Schamlippen abtrennen undsoweiter. Erst jetzt findet man langsam heraus, in wie vielen Ländern so etwas stattfindet. Wie kann da eine globale Verständigung wirklich gelingen. Allerdings konnte und kann man sich auch nach wie vor nicht vorstellen, was einigermaßen gebildete Deutsche alles denken und tun und den Weg der Entmenschlichung immerhin so weit gehen konnten, dass es keine Grenzen mehr gab. Wenn ein ganzes Volk  sich vom kollektiv aufgebauten Irrsinn einfangen und betäuben lässt. Was hat man gewusst, während man lebt, wo etwas hinführt, das einem nicht geheuer ist. Wie herausfinden, was einem geheuer ist und was nicht. Und sich notfalls auch wegbewegen kann vom Ungeheuren? Ich habe gerade was damit zu tun, weil es in Kaschmir zwischen Muslimen und Hindus brodelt. Das Brodeln ist nichts Neues. Durch die infame Landtrennung der Engländer, ausgeührt auf der Landkarte ohne das geringste Empfinden für die bestehende Ordnung, haben sich Hindus und Muslime schon einmal gegenseitig abgeschlachtet. Auf beiden Seiten der neuen Linie kamen ganze Züge mit Leichen an. Solche Wunden heilen nicht gut. Nun höre ich zur Zeit aus Indien immer wieder, dass Hindus Muslime endgültig entmachten wollen. Sie sind ihnen schon lange ein Dorn im Auge, schlachten das Vieh, essen Fleisch, tragen Burka, bauen Moscheen auf ehemaligen Hindustätten und gebären zu viele Kinder. Allah und Ram werden zu politischen Schleudern, mit denen man den Feind unter göttlicher Führung entlarven und auslöschen kann. Narendra Modi, den hierzulande immer noch kaum jemand kennt, wurde schon einmal der indische Hitler genannt. Man sieht den Asiaten selten an, was sie im Schilde führen. Nicht nur Modi, sondern sehr viele Hindus wollen endlich zu dem aufsteigen, was sie schon immer von sich dachten, eben das Übliche: ein allen in allem überlegenes Volk, nur mit China im Wettstreit um die Weltmacht, nicht wirklich mit Pakistan. Pakistan wird eher als ein Störenfried gesehen, der im Weg steht, ein Ungeziefer, das man beseitigen muss. Vor dieser Trennung (1947) lebten sie als ein Volk verhältnismäßig friedlich zusammen, und oft Tür an Tür. So war das doch auch mit den Deutschen, bevor man zittern musste, ob man nicht doch irgendwoher einen Tropfen jüdisches Blut mitbrachte. Auch dadurch, dass man sich in den geschichtlichen Abgründen aufgehalten hat, ist die persönliche Ohnmacht offensichtlich. Die Geschichte gebiert sich immer wieder selbst, und es würde auch einem selbst und der Welt nichts nützen, wenn man genug Kohle hätte, um die ganze Riege bizarr irrlichternder politischer Führungsgestalten von Yakuza Killern am selben Tag stürzen lassen könnte, nichts wäre gewonnen. Es gibt diese unsicheren Zeiten, wo viele einen Rasputin möchten, oder einen großen Alexander, deren bescheuerte Taten dann in die Schulbücher eingehen, damit der Heldenfimmel immer wieder aufs Neue angestachelt wird, während die wirkliche Heldenreise woanders stattfindet. Ja, wann ist es Zeit, irgendwo fernzubleiben, und wann, sich durch Nachrichten nicht beirren zu lassen. Man muss den Kompass bei sich haben und wachsam bleiben.

 

künstlich

Man kann jetzt selbt erfahren, wie ein Thema, das man früher mal für exklusiv hielt (wie gute Science Fiction Lektüre), sich nun langsam in die Gehirne einschleicht und dort seine gespensterhafte Wirkung verbreitet, während man sich einfach daran gewöhnt, es „Algorithmen“ oder „K.I.“ zu nennen, man ist ja relativ informiert. Wir hören, dass bei den bereits hochintelligenten Robotern immer noch Menschen mit herumitzen müssen, die eventuelle Lücken in der Software regulieren, bis die Maschinen halt selbst alles kapieren und keine Fehler mehr machen. Nun kann die Maschine bald selber, ja, besser denken als ihr Programmierer, und in Wirklichkeit befinden wir uns bereits so tief verankert in der neuen Ebene, dass einem, wenn man kurz mal tief fjuhtschert, bald vielleicht nur noch der Fluchtweg des Aliens offenbleibt. Alien wird hier, wer einerseits nicht befürchten muss, trotz des abgedeckten Kameraauges beobachtet werden zu können bei Schritt und Tritt, andrerseits sich die Frage stellen muss, wann es ratsam ist, aus einem fatalen Spiel auszusteigen, solange der Suchtpegel noch einschätzbar ist. Ohne Smartphone weiterleben? Bereits schwer denkbar, auch nicht unbedingt angesagt, wo käme man hin. Als ich drei Tage und Nächte in Apulien keinerlei Zugang hatte zum medialen Fenster, schien mir die Welt einen Moment lang an Farbglanz einzubüßen. Aber es dauerte nicht lange, bis der Unmut abgestreift war, es war eine gute Übung. Nun rast diese Entwicklung stetig in dunklen Kammern vor sich hin, und der japanische Programmierer findet es bereits höchst natürlich und empfehlenswert, eine Roboterfrau an der Seite , bzw. im Haus zu haben, die mit einem Schlag tiefste, unerfüllte Wünsche ans Tageslicht befördert und alles tut, worin die westliche Frau gerne versagt hat. Auch der Robotermann der Frau kann das als sehnsuchtsvoll Verstandene leicht erfüllen, ein paar Worte liebevoll programmierter Zuneigung können da viel vollbringen, wahrscheinlich keine Wunder, aber immerhin. Derweil treten genetisch verbesserte Menschen in das Spiel, während die, deren Rolle es ist, nicht mitzuspielen, automatisch zu Aliens werden. Das heißt, sie kommen den entwickelten Hightechies vor wie Außerirdische, zu deren Welten sie keinen Zugang haben, und auch nicht zu ihrem Wortschatz, der noch zum prädigitalen Sprachgebrauch gehört. Auf beiden Seiten geht es darum, ob und wie das, was wir als Menschen kannten, wird überleben können. Nicht, dass es um jeden Preis muss. Es wird spannend bleiben zu sehen, ob wir als Menschen bereit sein werden, uns als solche tiefer zu erforschen und zu verstehen, anstatt uns weiterhin mit kalten Materialien zu verbünden, die die Fähigkeit besitzen, das, was uns auszumachen scheint, in sich aufzusaugen und daher einen gewissen Reiz auf uns auszuüben, der unter gegebenen Umständen zu gravierendem Fehldenken führen kann, aber wie immer: nicht muss. Auch möchte ich ungern durch komplexe Vorrichtungen mit der ‚Matrix‘ verbunden werden, um dort den Kampf mit den kalten Mächten aufzunehmen. Aber wer weiß? Vielleicht erschaffen wir tatsächlich die Welt durch unsere Gedanken. Jedes Objekt ein Wunder an geistigen Manifestaionsfähigkeiten. Viel Denken, viel Produktion. Viel Unnützes. Viel Unbrauchbares. Viel Gefährliches. Viel Verdrehtes. Viel Halbherziges. Viel Habgieriges. Viel Theater. Viele Filme. Viele Tatorte. Viel Gewalt. Auch Wertschätzung. Auch Humor. Unsere Software kann durchaus upgedated werden von uns selbst, man muss vor allem das Gefütterte gut verdauen, sonst verschwindet man unter den Influencern. So wie jede/r (Beuys) ein/e Künstler/in ist (aber nicht alles Kunst), so ist jede/r ein/e Influencer/in, nur, von was lass ich mich influencen, und was habe ich selbst zur Verfügung…

vertrackt

Gestern, so höre ich, war internationaler Tag des Milchreises. Das klappt sicher noch, alle Tage mit etwas Wichtigem zu belegen und es den Ländern und den darin Wohnenden selbst zu überlassen, was sie zum Festtag erheben möchten. Vermutlich gibt es schon eine Menge international beachteter Tage, von denen man nichts weiß, Tag der Tätowierten, Tag des Fußzehentrennens, organisiert von den Antihalluxaten. Man freut sich zuweilen, wenn wir Menschen uns in anregendem Miteinander zusammentun, das kann man auch von einer Bambushütte aus leisten. Manchmal muss man dabei sein, öfters auch nicht. Was geht einen etwas an? Kann man sich wirklich verpassen? Solche Fragen können selbstvertändlich auch am Montag gestellt werden, doch der Samstag eignet sich besonders gut für tiefere Fragen, die in den Alltag integriert werden können. Aufgewühlt von den vielen Ansprüchen, die in letzter Zeit auf uns VerbraucherInnen herunterprasseln, benutzt man den hellwachen Zustand des verkörperten Ichs und forscht an jedem Artikel, der in den Wochenendkorb kommt, ob diese Nahrung angemessen ist für einen oder eben nicht (mehr). Wir sind zu Gast bei Freunden. Schüchterne Wesen lassen verlauten, dass sie noch Fleisch essen. Sie wissen, dass sie mit unserer Großzügigkeit rechnen können,  wissen wir doch, wieviele Fragezeichen wir selbst schon in die Welt gesetzt haben mit unserer Abstinenz von Knoblauch und Zwiebeln, und Eiern und Fischen und Fleisch, bevor einige Lücken entstanden, in denen das sich  entfaltende Bewusstsein  neue Pfade anlegen konnte, Das Vertrackte ist ja, dass egal, was man über sich herausfindet, all diese Einzelheiten, die sich langsam als Identität ansammeln, what I like and what I don’t like, keinerlei Garantie dafür sind, dass ich bei mir anlange. Wo ist das überhaupt, und was finde ich da vor. Habe ich mir das so eingerichtet, wie es mir entspricht? Das satte Grün, die Blumen, die Vögel? Dann auch die Wüsten mit ihren Oasen, komm, ruh dich aus, Reisende/r, und trink vom köstlichen Wasser! Oder die Körper mit ihren kühnen Formen! Es gibt Zeiten und Tage, da fällt es nicht leicht, das Vorhandene und das von einem selbst Gestaltete mit tiefer Dankbarkeit zu lieben, was bleibt einem anderes übrig, wird man doch auf die tiefsten Fragen nie eine Antwort haben. Deshalb schadet es dem Individuum nicht, z.B. beim Einkauf auf die ausgeuferte Masse an Plastik mit eigenen Ideen zu antworten. Das wird die Welt nicht retten, aber vieles kann ein nützlicher Beitrag sein. Das erfreut uns doch alle, wenn wir unser freischwebendes Bewusstsein irgendwo einsetzen können. Jetzt kommt es natürlich drauf an,….hier lasse ich meiner Vorstellung freien Lauf…es war Monsoon, und die Luft warm…

Das große Könnte

 

Links sieht man die kleine Mondgöttin im Abendkleid, und rechts einen riesigen Asteroiden-Brocken, von dem ich bei Lord Google auf dem Weg zu einer Grammatikinfo gelesen und kurz angehalten habe. Huhuhu!, hieß es da, da rast es auf uns zu und kann, hier eine eingeschobene Autorität zur Untermauerung, nämlich die NASA sagte da was oder wer, nämlich, dass es unter gewissen Umständen zu einer Gefahr kommen könnte. Könnte ist das Stichwort. Der Textverfasser, der ja immer auch was bieten muss, da bezahlt dafür, drängt den NASA Experten (z.B.) geschickt in eine Frage-Ecke, wo der nicht mehr anders kann als zugeben, dass da durchaus grundsätzlich ein Quäntchen Gefahr sein könnte, auf die natürlich keiner der beiden eingehen kann, denn es war noch nicht da und, wie es uns weiter im Text erläutert wird, wird das Ding ‚vermutlich eh‘ an unserem kleinen blauen Planeten vorbeirasen! Uffh, ham wir nochmal Glück gehabt. Der Schreiberling ist auch zufrieden, denn er hat das Tempo erst hochgeschraubt, dann wieder runtergebracht zum Normallevel, wo sich dann alles wieder gewohnheitsgemäß ebenerdig einfügt. Morgen gibt’s vielleicht, wenn nicht noch was Neues überhand nimmt, noch einen frisch geschürten Asteroiden-Angst-Pegel, wenn man, vielleicht auf dem Weg zum Bioladen oder zu Aldi, erfährt, dass das Ding gerade an uns vorbeigeratzt ist. Viele Menschen werden davon natürlich gar nichts gehört haben, denn wenn es im Netz nicht zittert, kommen die News auch schnell wieder weg. Die World Community muss schließlich ständig zufriedenstellend gefüttert werden. Da war noch eine Nachricht, die mich auf diese Gedankenspur gebracht hat. Eigentlich wollte ich mich selbst darauf hinweisen, wie schnell man, wenn man nicht aufpasst, irgendwo landet.. Da gab es nämlich ganz kurz, auch im Tempel von Lord Google, eine Nachricht, die besagte, dass durch einen Unfall mit einem Satelliten, der eine Menge kleinster Tiere, die man, glaube ich, sowas wie Rotbärchen nannte, an Bord hatte, die aber nun durch den Fehler auf dem Mond landen könnten, aber, sagte es weiter, als man die Krabbeltiere schon den Mond bevölkern sah, sagte also, dass diese Dinger gar nicht dort lebensfähig seien und wären. Nun ist Lord Googles Welt kein wissenschaftliches Labor per se, eher eine Art Trainingslager für Unterscheidungskompetenzen, oder eine Lockvogelanstalt für süchelnde Nach-Sich-Sucher, und was nicht noch alles der neue Gott auf dem Kasten hat. Und wenn mir selbst bei einer nicht gelungenen Aufnahme eines Sonnenflecks auf einem Möbelstück das Smartphone in die Quere kommt und ich das Ganze als Mondgöttin im Abendkleid deklariere, ist das nun auch subtile Manipulation oder künstlerische Freiheit, oder ein Laborversuch. Das muss man jeweils selbst im Kontext entscheiden. Schließlich befiehlt einem keiner, wie man die Welt zu sehen hat, was vor allem an einem Freitag mit halbierter Volksbesetzung in eine Mini-Ekstase führen könnte, indem man sich diesen nackten Fakt (noch einmal) bewusst macht. Man badet die Augen ein wenig im milden Grün des Sommers, der der heißeste Sommer der Klimaaufzeichnungen werden sollte. Gut, werfen wir halt ein Feuer an und überzeugen uns davon, wie es ist. Und Achtung auf das große Könnte! Alles könnte jederzeit ganz anders sein, als man dachte. Könnte es?

spät?

Nun kann man (u.a.) auch beobachten, wie so manches, was einmal mehr oder weniger dringlich am eigenen Herzen herumlag, zu einem grotesken Schauspiel herangewachsen ist. Nicht, dass ich Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand in dazugehöriger Zeit zu oft bemüht hatte, und noch mit dem Wort „Frieden“ begleitet, aber klar war, dass man Frieden wollte im Sinne von: kein Krieg. So wie bei jeder funktionierenden Revolution wird viel Denken darauf verwandt, zu den dahinter liegenden Zielen zu gelangen, und auf einmal ist es da, das Neue, das man wollte, und man weiß nicht, wie es am besten zu handhaben ist. Wieder einmal kommen Männer und Frauen aus vielen Ländern zusammen und beraten zum Beispiel, wie ernsthaft die Sache mit dem Klimawandel nun wirklich ist. Wer wohl den über 1000-Seiten-Bericht liest, in dem zum Beispiel der verringerte Konsum von Fleischprodukten empfohlen wird usw., man weiß es nicht. Wenn einen so viel kümmern soll, dann kümmert einen bald wenig, vielleicht auch nur das, was man wirklich verdauen  und zu vernünftigem Handeln führen kann. Ein paar gedanklich präzisierte Einstellungen, und man kann auch ohne zu viel Plastikballast einkaufen. Nennt man so ein Detail, zum Beispiel das bedrohliche Wattestäbchen, stößt man schnell auf das Absurde. Man schaut kurz bei sich herum und sieht sofort, dass man von Plastik umzingelt ist. Nun ja, umzingelt ist vielleicht zu viel gesagt, denn ich habe nicht vor, mich beklemmen zu lassen. Wachheit und Achtsamkeit haben sicher noch nie geschadet, noch ein Schuss Lernbereitschaft dazu, ein paar Tropfen Lebensweisheit. Schon ahnt man, dass es niemandem gelingen wird, das stetig tropfende Eis wieder zum Gefrieren zu bringen. Dass einem alles egal ist, ist natürlich auch keine Lösung, obwohl ich es angebracht und gut fand, dass es den Trauernden  um die erschossenen Menschen in El Paso egal war, ob Donald Trump bei ihnen herumtanzt oder nicht. Von ihm, dem zum Glück keiner mehr glaubt, dass er von den Verletzten so liebevoll empfangen wurde, wie er selbst gezwitschert hat, von ihm haben wir viel über das Begrenzte lernen können. Ganz abgesehen davon, dass bereits so gut wie jeder Amerikaner mindestens eine Waffe besitzt, weiß auch Donald selbst, dass er die Waffenlobby nicht verärgern wird. Es müsste nur genug empörte BürgerInnen geben, die das endlich geklärt haben möchten, ja, und dann was? Wie soll irgendeine/r zukünftig erkennen können, wann jemand geistig so unstabil ist, dass er unter gewissen Umständen zur Waffe greifen wird? Man rechnet auch nicht damit, dass die Trumps der Welt ihren eigenen Zustand einschätzen können, ist es doch auch für keinen der BürgerInnen leicht. So klimawandeln wir einsam und gemeinsam dahin, und wenn wir an all den Giften, die wir zur Welt gebracht haben, noch nicht gestorben sind, dann leben wir auch noch heute und können entscheiden, über was wir selbst nachdenken möchten, und über was nicht. Das ist nicht wenig und will offensichtlich heute mal gesagt werden, vielleicht mit den Worten; das ist nicht nur viel, sondern grenzt schon an den unermesslichen Reichtum, den man mit geistiger Freiheit verbindet.

(be) (ver) antworten

Gelegentlich finde ich es anregend zu bedenken, dass es auf bestimmte, wesentliche Fragen keine Antworten gibt, und dass man sich dennoch das Interesse an ihnen und die Beschäftigung damit nicht ersparen kann. Das heißt, wenn man auf dieser Ebene nicht sparsam sein möchte oder durch die (geistige) Umgebung nicht zur Sparsamkeit gezwungen wird. Zur Sparsamkeit wird man meistens gezwungen, wenn Verbindung und Kommunikation nicht gelingen, egal, wie sehr man bestrebt ist. Dass aber tatsächlich eine gelungene Kommunikation unter Menschen verhältnismäßig selten ist, kann man schon mal bestaunen. Die Welt ist so alt, dass keiner weiß, wie alt sie ist, denn auch Geschichte nährt sich von Gerüchten und Vermutungen und Behauptungen, die oft noch zurechtgebogen werden, um ehrgeizige Ziele zu erreichen. Da sich auch Wissenschaftler dem Wahrheitsgetreuen verpflichtet fühlen, kann man oft an den Begleitworten sehen, wie ungewiss das alles auch sein kann. Rückwertsblickend ist es genau so ungewiss wie vorwärtsschauend, und noch hat keiner die Frage beantworten können, was wir hier eigentlich machen, außer den transportierten Berichten dessen, mit was man in Kontakt kommt. Eine der schwierigen Einschätzungen ist die des Wissensgehaltes, der sich jeweils auf der Erde bewegt. Jede/r sucht sich einen anderen Schlüssel für das, was er oder sie wissen will. Nun werden zur Zeit sehr viele Geister in den Sog des Angebotenen geschwemmt, ohne gelernt zu haben, wie man zum Beispiel eine gute Entscheidung trifft, was nicht möglich ist ohne die innere Auseinandersetzung. Sich mit sich selbst auseinander zu setzen ist ein interessantes Bild. Mit wem rede ich, und wer gibt mir Antwort. Und dann, ja: vielleicht immer weniger Antworten, die an bestimmten Punkten unerlässlich waren, nun aber an Bedeutsamkeit verloren haben. Das Pauchale hat seinen Ort, aber das genaue Hinschauen auch. Und es ist meine Erfahrung, dass man das Wählen gründlich lernen muss, bevor es zur überraschenden Erkenntnis kommt, dass man da angekommen ist, wo man in der Tat keine Wahl mehr hat, da sie hier paradoxerweise von spezifischem Wissen entbunden ist. Das, was da ist, gibt Antwort auf sich, und man kann sich und auch Anderen besser zuhören.

 

leisten

Nachdem ich mir gestern „fjutschern“ geleistet habe, obwohl  „fjuhtschern“ noch korrekter gewesen wäre, füge ich heute noch „pasten“ dazu, wie bei „Pasta“, also das Pasten, oder besser hier auch noch ein „h“ hinzu, damit es mit dem englischen „pasten“ und auch mit „posten“ nicht verwechselt werden kann. Das Pahsten also, das ‚Sich-aus-welchen-Gründen-auch-‚immer-in-der -Vergangenheit-bewegen‘ im Gegegnsatz zum Fjuhtschern, das ‚Auf-die-Zukunft-Ausgerichtete‘. Man hat diese zwei Flügel, kein Zweifel. Und obwohl im Zurück oft die Dunkelkammern sich verbergen, immer bereit für Belichtung, so kann man auch einfach dort in eine bestimmte Zeit hineinwandern und sich umsehen, zum Beispiel wer und wie man wohl war. Auch eine hochkonzentriert verfasste Biographie kann nicht der wirklichen Erfahrung entsprechen. Man selbst hat sich ja grundlegend verändert. Grundlegend? Oder liegt der Grund schon fest, und genau aus diesem Grund greift man schon früh zu bestimmten Büchern, oder hört Musik, oder schreibt Gedichte, oder nichts davon, man kannte es gar nicht. Von der Burka ins Burkalose ist ein langer Weg, man kann nicht erwarten, dass jemand das Ding einfach in die Ecke schleudert, außer, es ist mit Bewusstseinsprozessen verbunden. Mit der Vergangenheit muss man so sorgsam wie möglich umgehen, denn man hat am Drehbuch mitgearbeitet, auch wenn es nicht immer so aussieht. Und überall da, wo Vergangenheit sich meldet als eine blockierende Zeitschleife, da ist der Zugang zum Urgrund unvermeidlich. Man denkt an Sherlock Holmes, wie er fast obsessiv mit der geistigen Lupe die winzigen Details, die keinem sonst auffielen, unermüdlich in Zusammenhänge brachte, bis ein Bild sich ergibt, das die Geschichte freigibt, bzw. den Nagel auf den Kopf trifft, eine schmerzhafte Angelegenheit, in deren Räume sich die Geister des Unerschlossenen tummeln. Das Fjuhtschern scheint mehr Möglichkeiten zu haben, ist aber streng an die Vorstellungskräfte gebunden. Es ist auch kein Geheimnis mehr, dass aus Pahsten Fjuhtschern wird, und beide müssen den Engpass passieren, der zwischen beiden liegt, eine innere Straße von Hormus, wo sich Schicksal entscheidet, persönliches Schicksal. Denn nur da, wo Vergangenheit und Zukunft sich treffen, ist Seinsgetaltung möglich, was mich förmlich zwingt, das jetzt „Das Nauen“ zu nennen, bis ich mich selbst wieder befreien kann von den drei Worten, ohne die ich in meinem Schatz auskomme. Das Nau also ist da, wo Existenz absolut ist im Sinne von uneingeschränkt durch das, was es einfach ist. Bündelt man diese Erkenntnis in den Seinszustand, kann einem leicht schwummerig werden. Man holt sich zurück in die Entspannung, will vom Wortspiel (Fjuhtschern-Pahsten-Nauen) keine Unterhaltung mehr. Schließlich sind Sommerferien, und man kann eine ganze Weile hineinhorchen in die äthergetragene Stille, die bis an die Füße der Städte reicht.

fjutschern

Halt! Da ist er doch, der Sommer, eben genau dieser Sommer unseres gemeinsamen Lebens, in dem viel von Grenzen und Entgrenzungen die Rede war und ein gewisser Denkzwang sich wie von selbst im Volk bzw. in den Völkern ausbreitete, da das Ausmaß des zu Reflektierenden in vielem die üblichen Gewohnheiten übertraf. Nur: über was des auf vielerlei Weise Hereinflutenden nachdenken, wie aussortieren, was einen was angeht und was nicht, was einen wirklich berührt und da, wo man nur so tut, als ob. Muss ja auch gar nicht, aber doch wissen, warum nicht. Wie merken, dass überhaupt noch etwas berührt, und froh sein, es wahrzunehmen zu können. Und nicht außer acht lassen, dass man selbst, ob man will oder nicht, auf die Welt einwirkt und überall, wo man hingeht, Zeichen und Spuren hinterlässt. Und gerade, wenn wir dann denken, das sei für unsere eingeschränkte Bedeutung dem großen Ganzen gegenüber viel zu bedeutsam gehalten, da fällt auf, dass gerade dann die Zeichen und Spuren (und der ganze Irrsinn) sichtbarer werden. Denn auch im inneren Gehäuse spurlos zu verschwinden heißt weder, näher bei sich zu sein, sondern der leere Innenraum wird ein Resonanzkörper der vorhandenen Befindlichkeiten. Manchmal begegnet man ja tatsächlich einfachen Formeln, die man (kurz) über das Weltgefüge wandern lassen kann und bei denen eine gewisse Gültigkeit zu erkennen ist. In jeder lebenden Person spielt es eine Rolle, wie und wo im jeweils vorhandenen Raum das Instrument des Bewusstseins verfügbar ist. Und vor allem auch schon bei Kindern darauf zu achten, dass ihnen einiges auf natürlichste Weise zugetraut werden kann: bewusst und wach zu sein und das eigene Wesen reflektieren zu können, indem sie mitbekommen, dass im Beziehungskreis offen und angstlos über Gefühle und Gedanken reflektiert werden kann. Nun ist durch die Vernetzung die Welt wie ein Puzzle zusammengefügt worden, und wir müssen alle mit allem umgehen. Wie aber geht man mit allem um, damit es einem nicht schadet. Wenn man nur noch Meinungen findet, die darauf hinweisen, dass es in der Tat nur m e i n Denken ist, das sich da äußert, und was heißt „nur“. Nun taucht die weitere Frage auf, denn weiß ich überhaupt, was ich meine. Und gibt es eine Möglichkeit des bewussten Durchdringens dessen, was mich betrifft, die mich letztendlich (wann immer“letztendlich“ sein kann) frei macht auch vom Meinen? Es hat mich stets fasziniert, dass man bewusst oder unbewusst auf der Erde ganz gut leben kann. Und egal, wo und wie das Bewusstsein sich bewegt, es steckt immer noch das Wissen drin, an das es sich selbst oft bindet, und dann schauen muss, wo es langgeht. Wo das Unbewusste vorherrscht, muss man aufpassen, weil es gefährlich und grundsätzlich schwer einzuschätzen ist. Ich gehe davon aus, dass in den meisten Menschen die Fähigkeit, das Unbewusste bewusst zu machen, angelegt ist. Oft und gerne vergisst man die (innere) Freiheit, die einem ermöglicht, das vorhandene Potential so einzusetzten, dass man sich in der sich ergebenden Manifestation erkennt, fördert und liebevoll unterstützt. Das alles hat viel mit Future zu tun, und wer ich zukünftig darin sein werde.

Augustinus

Bildergebnis für Augustinus

Die Menschen machen weite Reisen, um zu staunen
über die Höhe der Berge, über die riesigen Wellen
des Meeres, über die Länge der Flüsse, über die Weite
des Ozeans und über die Kreisbewegung der Sterne.
An sich selbst aber gehen sie vorbei, ohne zu staunen.

Goldgrube unltd.

Auf dem Bild, das  heute ausnahmsweise mal wieder textbegleitend wirkt, sieht man eine beschattete Konferenz, die sich auf einer künstlich eingeführten Ebene abspielt. Zwei Ökoagenten, undercover als Hähne verkleidet, werden von streng geheim gehaltenen Sourcen zum Buddha gesandt, der einerseits versprochen hatte, immer wieder zurückzukehren, bis alle erkennen, dass sie gar kein Selbst sind oder haben, sich andrerseits in seiner neuen Form nicht mal für seine Followers erkennbar zeigt, und deshalb nun diese Konferenz nötig war, um das hartnäckige Planetenproblem auch mit dem Inkarnationsweisen zu besprechen, beziehungsweise um ein paar Vorschläge aus ihm herauszulocken. Während wir gespannt dranbleiben, ob demnächst davon was über Wikileaks durchsickert, fühlt es sich nicht unangebracht an, sich selber (wenn es denn ein Selbst gibt) mal ein paar Gedanken darüber zu machen, was man denn jetzt selber tun könnte oder schon kann. Ich ganz persönlich hatte letztes Jahr mein „Goldgrube“-Projekt, das dem Samstag als Auflockerung des Gedankenguts gelten sollte, indem der verfügbare Geist sich einige futuristische Vorstellungen macht, die auch ohne Reinkarnation (also zurückgekehrte Fleischwerdung) zur Umsetzung geeignet sind, hatte das Projekt also eine Weile wegen Überschwanges vorübergehend zur Seite gelegt. In unserem extra dafür spontan erschaffenen Frühstücksteam prasselten nun aber die Vorschläge geradezu auf die entstandene Vernetzung nieder. Nun ist Goldgrube, ein Feld mit uneingeschränkter Haftung, unter anderem auch eine Art Berufsbörse für hochintelligente Einsteiger. Großzügig, wie GoldgrüblerInnen nun mal sind, kommen die Ideen frisch gebacken und frei, und wer möchte, kann sich influencen lassen. Da wäre einmal der grüne Lungenhut (!), den man den ganzen, immer länger werdenden Sommer sozusagen als beweglichen Sauerstofftransporter aufhaben kann und eventuell sogar das eine oder andere Gemüse dort ansiedeln. Dann sind da die Schulterpolster, die ohne großen Aufwand mit Solarpanels (!) aufgemöbelt werden können, wodurch vielleicht einst auch das E-Bike betrieben werden kann. Auch finden wir es schwer verständlich, dass Radfahrer häufig nur ihren eigenen Rucksack auf dem Rücken tragen, statt den körperlichen Raum einem kleinen Windrad (!) zur Verfügung zu stellen, was den Fahrer oder die Fahrerin  als umweltbewusst auszeichnen würde. Ein weiterer Bereich für Vorstellungskräfte ist eine (dann) sogenannte Mitgefühlsbrille (!), die man je nach Bedarf auch auf andere akzeptable Gefühle einstellen kann und dadurch in der Welt einen erhobenen Wohlfühlpegel gewissermaßen automatisch erzeugen kann. Auch eine Helferbrille (!) wäre gut, die von allen als solche erkannt werden und an die man sich dann wenden kann, wenn man etwas braucht. Besonders aufgerufen sind natürlich jetzt diejenigen, die sich als Klimachoaches angesprochen fühlen, die sich bei ihrem Vorstellunggespräch verpflichten, Tag und Nacht eine Optimierungsuhr zu tragen, die gewährleistet, dass man in Klimaprogrammen immer der am besten Informierteste ist. Ja, das könnte und sollte einige SamstagsfrühaufsteherInnen, die bei Aldi, Rewe und Lidl und auch im Bioladen schon durch sind und Zeit für optimale Beeinflussungen haben. Auch vor Shani, dem Gott der basaltschwarzen Samstage, kann man eine tiefrote Hibiskusblüte legen. Er ist zwar nicht zuständig für dringend benötigten Landregen, das ist ja Indra, der gerade in Indien zugeschlagen hat, sondern Shani ist der, bei dem keiner zu stehlen wagt und man deshalb die Handtasche frei herumliegen lassen kann. Allerdings sehe ich auch, nun kurz als Kassandra verkleidet, das langsame Aussterben von Opfersteinen- und ritualen. Make the world a Tun-Berg!

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Das ist eines von 18 Photos, die aus Indien zu mir hereingeflutet kamen, damit ich teilnehmen kann an einem rauschenden Monsoonfest, das wir dort seit Jahren so nicht mehr erlebt haben, denn der Regen kam zwar ein paar Tage, aber der Monsoon blieb aus, dieses dröhnende Prasseln , das die Luft nur leicht abkühlt, aber so willkommen ist wie die gefüllte Kornkammer. Der langjährige Umgang mit dem Wasserlosen war enorm. Die meisten Brahmanenfamilien im Dorf leben vom rituellen Dienst an den Pilgern, die zum See kommen wie zu einem Gott, der sie von allen Sünden befreit. Wasserleitungen wurden eingerichtet, Wasserbecken gebaut. Getan wurde weiterhin, als wäre alles so natürlich wie immer. Ist es ja auch. Das erinnert mich an einen Satz von Greta Thunbergs Eltern, und zwar „Krank ist das neue Gesund“, ein irritierender Satz, der einem sofort wahr vorkommen möchte, wäre er nicht eindeutig absurd. Viele zustimmend nickenden Köpfe (auch der eigene) verbürgen noch keinen Wahrheitsgehalt. So konnten während der Wassernot in Indien die Notlösungen nicht wirklich das als ursprünglich „heilig“ Deklarierte sein, und niemand konnte es mehr dazu machen, denn die Zeit des Heiligen, was auch immer als solches deklariert worden, war längst abgelaufen. Aber die Show läuft weiter, das ist das Interessante. Es geht ja gar nicht um heilig, sondern es geht um Geld, ganz einfach. Damit kann man viel kaufen. Auch Wasser. Und, wie mir Preeti, die oben im Bild den ersten Regen genießt, berichtet, wenn die Wasserknappheit in der Gesellschaft alle erreicht, wird das Wasser von den Armen zu den Reichen geleitet, damit die alles haben, was sie brauchen. Auch das persönliche Erfassen des Unaufhörlichen kann einen zurück zu sich selbst bringen, ebenso gut wie der nackte Blick oder die Nüchternheit. Dieses im großen Strom Mitschwimmende, das durch die digitale Revolution so gebündelt erscheint, macht es ja nur noch schwerer, zu sich selbst zurück zu kommen, vorausgesetzt, man will diesen Weg ergründen. Dann gibt es natürlich auch  Überraschungen. Alle haben es geschafft, sich auf die künstlichen Maßnahmen einzuschwingen, da kommt plötzlich der Monsoon zurück und sprengt alle Theorien vom großen Versickern. Was nun? Wird alles gut? Kann es denn gut gehen? Und was ist überhaupt gut. Oder man schmeißt sich wie Preeti in die herabströmende Wassermasse und genießt es dankbar, während es da ist. Vermisst es auch nicht, wenn es weg ist, denn die künstlichen Dinge sind auch noch da. Merkt man, dass man im Stromkreis der Gedanken gefangen ist, unterbricht man die Gedankenkette und wünscht sich selbst und den Anderen einen angenehmen und wohltemperierten Tag, wo auch immer man sich aufhält.

so still

 

So still.
So tief.
So eingekehrt.
Woher.
Wenn das Geliebte
sich selbst ein Rätsel bleibt.
Gleich nach der Analyse –
das ist schön –
kann man den
Rand des Wunders
ergreifen und
darüber hinaussehen.
Ich nehme teil
an der leuchtenden
Vorstellung der Welt.