sich überraschen

Bildergebnis für Martin Luther
Also dass ist jetzt das Allerletzte, was ich von mir erwartet hätte, dass sich hier bei mir heute ein Lutherbild zeigt, und man kann es einen puren Zufall nennen, nein, eher eine pure Neugier, die mich getrieben hat, noch einmal ein paar Bilder anzuschauen von dem Kerl, bei dem es mir schon lange genügt, dass er für Frauenverbrennungen war, um nicht wirklich auf Weiteres von ihm neugierig zu sein. Meine Bildungslücke, gar schon ein Bildungsabgrund, um Luther herum ist immens.  Ich frage ein bisschen nach und  höre, dass die Protestanten froh sind, dass er sie abgespalten hat von den Katholiken, das erinnert mich an die Schiiten und die Sunniten und andere Spaltungen, die letztendlich durch keinerlei Thesen zu vernünftigem Verhalten geführt haben und führen. Dass der ehrenwerte Herr auf diesem spontan gewählten Bild eine Narrenkappe trägt, kommt mir gelegen. Auch bammelt und bimmelt sie über den Rand hinaus, das steht für die guten Dinge, die ich von ihm nicht weiß und auch nicht wissen werde, weil mir schlicht die Bezogenheit fehlt. Und wenn ich ein bisschen aufmache zu der damaligen Zeit und einen Hauch hereinlasse, erscheinen in den Bildern eher Hämmer und Nägel und ein Amboss, und viele Qualen und ein, vor allem weibliches, Ausgeliefertsein an die Willkür männlicher Herrschaftsformen-und normen, oder von mir aus auch menschlicher Zwangsneurosen. Seit ich allerdings in einem Café das schwedische Sprichwort „Jeder möchte einen Narren haben, aber keiner will ihn füttern“ in einem Wahrsagerröllchen neben dem Keks vorgefunden habe, kamen aus meinem Pinsel selbst Narrenwesen hervor, eine bestechende und wahrlich abgründige Profession. Das passt doch auch zu Luther, jetzt jenseits all meines Unwissens aus dem Nähkasten der direkten Intuition gehoben als Introjucktion, oder Introducktion, von Donald Duck abgeleitet oder von dem bewusst von mir verfälschten Buchtitel „Ente, Tod und Teufel“: Duck, death and devil. Das ist ja auch ein wenig waghalsig geäußert, dass jede/r von uns sich einen  Narren halten will und uns dadurch zu zwingen, darüber nachzudenken, ob das denn wirklich so ist, und dann auch noch füttern, nee danke, das ist eigentlich ganz weit weg von meiner Wunschliste, sofern noch Fetzen von ihr im Äther herumfloaten. Auch will ich Luther nicht danken müssen, dass es heute so still ist und morgen noch an Stillewucht zunimmt, wenn es dann nochmal um die Toten geht, nachdem man endlich das Luthergetöse hinter sich gelassen hat und sich die LutheranhängerInnen von mir aus in ihren eigens für sie designden Welten bewegen. Auch gut, dass man nicht mehr in die Schule geht, wo einen jemand fragen könnte, wann Luther geboren ist und und wo er die Thesen anhämmern ließ. Ja, prima, er hat das Zölibat aufgehoben, so als könnte das nicht jeder alleine entscheiden, wann und wo ein Bruch mit dem Vorgefundenen relevant ist. Aber da ist eben die Crux, ein schönes Wort für Schwierigkeit, die Crux also mit der Erforschung eigener Stimmigkeit und den ihr entsprechenden klaren Entscheidungen, dass, jetzt mache ich statt einer vernünftigen Folgerung einen Katzensprung, dass es wahrscheinlich irgendwo immer Luthers geben wird bis an der Welt Ende. Sei’s drum. Fernhalten. Narren sind gefährliche Wesen.

ansprechen

Eine Idee, der ich in Indien begegnet bin, fand ich immer einleuchtend, und zwar, dass die Seinsweise per se als zwei Grundpfade gesehen wurde, und zwar der Familienpfad und der Pfad derer, die aus irgendwelchem Grund ein Einzelschicksal gewählt haben wie Mönche und Nonnen, überhaupt ernsthaft spirituell Suchende, denen man viele Möglichkeiten erschaffen hatte, um die gewählte Praxis auszuüben. Auch der Familienpfad wurde als ein Weg des Suchens und Findens beschrieben, nur unter vollkommen anderen Bedingungen, die allen einleuchten. Nun scheinen mir aber die Pfade zusammengewachsen zu sein, oder vielmehr ist „das Wissen“ in offenem Raum angekommen und kann praktisch von jedem/r Interessierten gelernt und umgesetzt werden. Vor allem im Westen kam dazu, dass wir uns alle um Lebensunterhalte-und Unterhaltungen kümmern mussten und müssen, während InderInnen, die sich z.B. an geistige Lehrorte  begeben, meist keine freie Wahl mehr haben, denn es gibt kein Zurück. Natürlich gibt es immer ein Zurück und auch ein Vorwärts und auch ein Seitwärts, wo man ein-und aussteigen kann, aber alles ist erst einmal an Bedingungen geknüpft, die es zu knacken gilt. Man versteht Therapie durch Therapie und Yoga durch Yoga und Stille durch Stille. Dann kommt es noch auf die Tiefe des Interesses an, das einen manchmal weiterbringen kann auch während der Ermüdungsphasen. Aber die Dinge ergeben sich nicht einfach so. Sie müssen kontempliert, reflektiert, und letztendlich wieder frei gelassen werden, wenn es klar wird, dass z.B. die ungeheure und umwerfende Einsicht überwältigen kann, dass wirklich alles Menschenfabrizierte und Gedachte nur ein Konstrukt ist, mit dem allerdings allerhand angefangen und manchmal auch gut zu Ende gebracht werden kann. Wenn einem langsam aber sicher die Spielregeln sich erschließen und man sich wiederfindet, etwa in der Freude, und natürlich im Trotzdem. Manchmal lässt man den Blick schweifen und sieht nur Wunder, ich meine: dass wir das alles haben, was uns zur Verfügung steht. Die notwendigen Materialien, um das Gehäuse so einzurichten, dass man guten Mutes ein-und ausgehen kann. Die Tiere, darf ich feststellen, sind auch eine große Bereicherung. Der Mensch tut sich schwer, Andere zuzulassen oder sich selbst, während das Tier eine lebensdirekte Souveränität besitzt und einen beglücken kann mit selbstverständlicher Nutzung von Freiheit bei tiefem Ausdruck von Verbindung. Nein, die Pfade sind nicht mehr getrennt, und keinem ist wirklich etwas verwehrt. Aber die Bedingungen bleiben (nicht viele, aber dennoch!), weil sie universellen Gesetzen unterliegen. Es ist die Radikalität des Universums, die mich anspricht.

R.M.Rilke

Ähnliches Foto

Wandelt sich rasch auch die Welt
wie Wolkengestalten,
alles Vollendete fällt
heim zum Uralten.

Über dem Wandel und Gang,
weiter und freier,
währt noch dein Vor-Gesang,
Gott mit der Leier.

Nicht sind die Leiden erkannt,
nicht ist die Liebe gelernt,
und was im Tod uns entfernt,

ist nicht entschleiert.
Einzig das Lied überm Land
heiligt und feiert.

kosmetisch

Im Bild sieht man den ersten spontanen Logo-Entwurf einer zukunftsträchtigen Einrichtung. (Gold-Trog e.V. unltd.), der hinweist auf Samstage, an denen, meist online, auf die Produktion sinnfreier Produkte aufmerksam gemacht wird, die eben gerade durch ihre Sinnfreiheit selbst Zugang bilden zu wild Inerpretierbarem, dem in letzter Konsequenz doch eine Manifestationschance zugestanden werden muss und kann. Man darf mit Rätseln beginnen: ist es (im Bild) eine Münze, gar ein Dirham aus alter Zeit, oder ist es ein misslungenes Emoji, oder ist es ein Warnruf aus geschürztem Munde vor der Macht und dem Sog des Goldes, oder einfach nur der Vollmond auf seiner Bahn, der kindähnlich  durch das Eigenlicht streift? Wir wissen es nicht, denn auch die Dinge gehören sich selbst, und dann erst den Betrachtern. Da es sehr, sehr viele Dinge gibt, muss man wachsam sein nicht nur beim Kauf, sondern auch bei der Schöpfung. „Gold-Trog“ bedeutet, wo höchster Qualitätsanspruch mit kosmischem Humor zusammentrifft. Man schaut sich um. Tage liegen hinter einem, wo viel Sein besprochen wurde, was Sein sei zum Beispiel, und was es nicht sei, und was es niemals sein kann, es aber dann doch kann. Das zeugt von einer Sehnsucht, die Produkt-Creatorn einflößt, dass hier eindeutig nach außen eine Form gebraucht wird. Ein Balsam, der wohltut. Man kam auf eine genderfreie Creme, ein hochwertiges Gemisch aus Aloe, Mandelsahne, Kokosfeinschmelzung und weiteren globalen Geheimnissen, das kann man ja bei sich zuhause variieren. Fakt ist, dass diese Substanz einen Seinszustand erzeugen muss, der eine beruhigende Wirkung auf die Gehirnwindungen ausüben kann, also kein „aha“-Effekt, sondern ein tiefes Mmmmmhhh-Gefühl. Man lässt ein paar entsprechende Gefäße anfertigen (Porzellan mit eingelegter Goldschrift ?), und weil es sich um etwas Wunderbares dreht, nennt man es „Simsalabim“ und lässt natürlich das „Bambasaladusaladim“ weg, damit es die Kunden und Kundinnen nicht überfordert. „Simsalabim, der „Seinsbalsam“ für die genderfreie Haut. Wenn man jemanden kennt, der flüssige Materie bespricht, kann man das auch als Verstärker nehmen. Jede/r kann in die Substanz d a s hineinhauchen, was er oder sie unter Seinsqualität versteht. Diese Variationen können dann jeweils unter dem Produktnamen stehen als Aussagen über die Resonanzmöglichkeiten. Zum Beispiel „Ätherschwade“ oder „Celestial Soothing“, eben wie man möchte.  Gold-Trog e.V. lebt von den Prozenten.

verständigen

Das Gute daran, dass fast alle Worte, die einmal Geheimsprache waren und jetzt locker auf den Märkten herumgereicht werden, so als wären wir alle gemeinsam im Sprachnetz gefangen und gehen davon aus, dass das Gegenüber mit den Worten zumindest Ähnliches verbindet wie ich selbst, das Gute an der Verwirrung also ist, dass man geradezu von sich selbst zur Entwirrung aufgerufen ist. Ich dachte auch mal, es gäbe keinerlei Zweifel daran, dass ich eine „Seele“ bin, heute bin ich schon vorsichtiger mit dem scheinbar einleuchtenden Wortschatz. Hilfreich war auch, als unser damaliger Hausbesitzer, ein ehrenwerter Psychologe, locker sagen konnte, dass in der Psychologie, in der er zuhause war, unter „Psyche“ keineswegs dasselbe verstanden wird wie zum Beispiel im indischen „Atma“, ein Wort, das vermutlich hin-und hergeweht ist zwischen den Völkern als „Atmosphäre“. Da aber Psyche ebenfalls translatiert wird als Seele, sagte er noch, dass sie keineswegs wüssten, was „Seele“ ist.  In dem Fall ist ja dann das Wort „Psyche“ ein geheimes Wort, das, wie alle Worte, auf eine erfahrene Glaubwürdigkeit angewiesen ist. Dann hat der Buddha auch noch die Illusion des Selbst geraubt und behauptet, es gäbe gar keins. Die Überlieferungen des angeblich Mitgegebenen müssen auch immer wieder überprüft werden. Es gibt auch noch eine Menge anderer verwirrender Begriffe, die überall, wo noch jemand vorne sitzt und sie lehrt, auf eigenwilligste Weisen vermittelt werden und damit größere Gruppen in unermessliche Grübeltiefen locken, aus denen manche alleine gar nicht mehr herausfinden, weil auch betont wurde, dass nur auf dem Pfad dieser Gasse die Erleuchtung einem entgegenkommt. Endlich und zum Glück ist Erleuchtung auch ein gefährliches Wort geworden. Ein Wort wird gefährlich, wenn es anderen schaden kann. Das kennt man ja von sich selbst. Schon als Kind kennt man das Waffenkämmerchen, in dem die Tricks waren, mit denen man unter bestimmten Umständen doch bekommen konnte, was man wollte. Und es ist natürlich auch irgendwie wahr, das spürt man ja dann, wenn es jemand zum millionsten Mal geäußert hat, dass letztendlich alles (schon) erleuchtet i s t, nur: was isses! “ Was ist erleuchtet und wer hat die Souveränität des Durchblicks errungen? „Loslassen“ ist auch schön. Einfach loslassen. Menschen bieten Räume an, wo andre was loslassen können. Auch ist alles Wissen potentiell gesehen sofort zugänglich, doch der Weg, wie wir gelernt haben, dauert meist Jahre, ohne jegliche Garantie für ein voirgestelltes Resultat, und ist nicht ohne (nicht ohne!)…, und ist nie zu Ende, und war schon immer ein Anfang. Ja, so ist das mit der Sprachverwirrung, die uns hinweist auf die eigenen Synapsen und Denkvorgänge, bis sich da oben in der Stube alles etwas geordnet und geklärt hat, sicherlich ähnlich wie bei den Jamaica-Sondierungen, nur dass man hier im eigenen Haus verantwortlich ist für das, was vorgeht im inneren, und dann im äußeren Raum. Daher gilt es immer wieder, die Begriffe mit den Erfahrungen abzugleichen, sodass kompatibles Verhalten und Zuneigung zu sich selbst und Anderen auf bestmöglicher Ebene erlebt werden kann.

erkunden

Mir gefallen Photos, wenn der Blick nicht gleich erkennen kann, was es ist. Man weiß ja auch, was es ist, doch durch Lichteinwirkung oder Entfremdung wird es etwas anderes, etwas Neues, was dann auch nur einmal da ist. Man kann zum Beispiel ein figürliches Gemälde ergründen, indem man die Situation versucht zu erfassen, die einem dargeboten wird, oder ein gutes, abstraktes Werk fordert einen heraus, zu sehen, was es mit einem macht, wenn man die Wirkung spürt und bedenkt. Und nun hat die Menschheit eine Unmenge medialer Werkzeuge zur Verfügung, um das Innere mit dem Äußeren in Einklang zu bringen. Natürlich ist es auch verführerisch, dem sogenannten Ich viele Stimmen und Bilder und Worte zu geben, die andere liken oder nicht liken können. Die mühsam aufgerichteten und ausgerüsteten Institutionen bröckeln und zerfallen unter der Wucht der Gleichschaltung. Der entgleiste Aufschrei, endlich zu sein, wer ich wirklich bin, verstummt im Angesicht der zahllosen Angebote. Man kann ja schließlich niemandem das Sein absprechen, und der Gedanke, dass Sein das Resultat bewussten Werdens sein könnte, ist nicht jedermanns Sache. Meines Erachtens müssen die Dinge, die man für erstrebenswert hält, keinen Preis haben, aber sie erfordern ganz sicherlich eine gewisse Einhaltung der Ordnungen, die sich im langen Menschsein bewährt haben und von vielen VorgängerInnen mit einer  gewissen nachvollziehbaren Logik behaftet wurden. Geistige Bilder des Urzustandes sind gesehen worden und benannt, gar nicht so weit entfernt von sehr realen Geschehnissen, in denen sich das letztendlich Unangreifbare und noch Ungestörte spiegelt: das Ei und das Spermium, immer noch geehrt als mystischen Vorgang, bei dem keine Form von Missbrauch jemals geadelt wird. So ist auch das, was wir sind, ein Geburtsort in Form einer Erinnerung an ungestörtes Sein, das uns zu sich ruft. Doch die Materie, die sich unterwegs angesammelt hat, um Erfahrung und sich selbst ein Bild zu machen: die Materie bevölkert den Kopf und erschwert den Zugang. Wen es berührt und anregt, wieder zu Ordnungen zurückzukehren, die Zugang ermöglichen zum Spürbaren, der bewegt sich hier weiter, weil alles andere ziemlich unförderlich erscheint. Alle Feen verschwinden, alle Geister verziehen sich, der Blick zieht sich zurück aus den extremen und dicht gewebten Stoffen des Einerlei, aus den Tatorten, wo die Meister der künstlichen Narbenerzeugung  ihren Ruhm erlangen, denn es gibt nicht mehr viele, die Instrumente und Waffen sorgfältig an sich genommen haben, damit möglichst niemand durch eigene Hand zu Schaden kommt. Und lange, sehr lange bleibt das Sein ein verborgener Ort, über den man sich letztendlich gar nicht austauschen kann, denn ich selbst habe noch niemanden getroffen, der wusste, wie das geht und der oder die davon Kunde geben konnte.

närrisch

Als ich kurz hinunter fuhr zur Post und alles lief wie das Haar durch die Butter (indischer Ausdruck für müheloses Geschehen), kam mir auf dem Rückweg ein Polizeiwagen entgegen. Ich war gut drauf und blickte den Fahrer direkt an. Aber ein Hauch des Gefühls war immer noch da. Meine illegalen Taten halten sich in sehr überschaubaren Grenzen, und auch im illegalen Denken bin ich nicht wirklich rücksichtslos voran geprescht. Es gab in der Tat Zeiten, in denen ich es als rechtsmäßig empfand, mit zwei Totenköpfen durch meine damalige Arbeitswelt zu fahren. Der eine war legal, der andere nicht. Niemand hätte auch da verstanden, welche tiefe Berührung die Nacktheit des menschlichen Schädels in mir auslöste. Aber das können die im Auto ja nicht wissen. Oder dass ich, alles in gewissen Grenzen, gelogen, gestohlen, falsch Zeugnis geredet hatte wider meinen Nächsten undsoweiter. Aber es ist ja so leicht, Verdacht zu schöpfen oder verdächtig zu wirken auf andere, die alle bestimmte Vorstellungen haben von den Ordnungen, in die Menschen sich und andere gerne einbinden. Aber die in dem Wagen ahnen ja gar nicht, dass sie einen Dunkelpunkt ausgelöst haben in mir, und dass ich die letzten Cent hinlege für einige lebensbedrohliche Gefahren, in denen ich mich bewegt habe, ohne die Erfahrung zu bereuen. Manches Aufflackern weist auf etwas hin. Auch das einigermaßen verlässlich Furchtlose will erworben sein. Man macht eine mentale Notiz und fährt heiter seines Weges. Dann habe ich mich daran erinnert, dass ich gestern im Cafe mit einem Menschen, der einmal sehr und jetzt noch immer vertraut ist, und wir uns seit 17 Jahren nicht wieder gesehen oder gesprochen haben, wir also im Cafe saßen. Mit dem Getränk kam ein kleines Papierröllchen und ich enthüllte meinen Spruch, der hieß: „Jeder möchte sich einen Narren halten, aber keiner will ihn füttern.“ Aus Schweden, nicht gleich zugänglich, obwohl intuitiv erfassbar, aber was heißt es? Es gab Beiträge. Der Narr ist ja in den Geschichten der Einzige, der die Wahrheit sagen darf, ohne  Angst haben zu müssen, geköpft zu werden. Jemand sagte, es hätte auch geköpfte Narren gegeben. Da ist einem wohl die Weisheit vorübergehend abhanden gekommen, sonst hätte er die Situation ja einschätzen können. Aber warum will jede/r einen Narren haben? Und will ihn aber nicht füttern? Ja klar, wenn man jemanden da hat, von dem man möchte, dass er einem die Wahrheit sagt (so gut er eben kann), dann muss man auch damit rechnen, dass man ihn füttert mit dem eigenen Stoff. Ein Narr kennt die Punkte, wo der Schmerz wohnt, weil sein eigenes Wesen auf seinem Schmerz balanciert. Gleichzeitig darf er sich nicht zu wichtig nehmen, denn da ist der König, dem er letzendlich verpflichtet ist. Ohne König kein Narr. Wenn die Dinge ihren adäquaten Platz einnehmen, hört das Gerangle auf. Aber auch wenn Gaukler und König in einer einheitlichen  Sphäre agieren würden unter harmonischsten Bedingungen, könnte trotzdem ein befremdliches Auge auf sie fallen, das etwas vollkommen anderes aus ihnen macht, als sie für sich selbst sind. Das wird auch dem Zettel aus dem Kaffeehaus gerecht, nämlich dass es ein Rätsel bleibt mit vielen Toren.

beteiligt

Ich erinnere mich sehr wohl an die Zeit, wo ich überzeugt davon war, dass, wenn innen ein Erkenntnislicht anging, es sich auch automatisch auswirken würde auf das einen Umgebende. Das wurde dann schon klar mit der Zeit, dass das nicht wirklich funktioniert. Außerdem muss man an bestimmten Punkten des Weges auch erstaunt wahrnehmen (wollen), was einem so alles einleuchtend vorkam in bestimmten Räumen oder Einrichtungen oder Schulungsorten, wo man, wenn man Glück hatte, nicht nur darauf aufmerksam gemacht wurde, alles selbst zu bedenken, sondern auch dazu in der Lage war. Als Humbertio Maturanas Buch zu mir kam mit dem Titel „Vom Sein zum Tun“, überlegte ich, warum er wohl diesen einleuchtenden Titel gewählt hatte mit dem feinen Hinweis, erst einmal zu klären, was man als Sein empfindet, und von da aus zum Tun zu gelangen. Von innen nach außen. Es hat sich auch gezeigt, dass zu viel der Innenschau auch das Außen abschotten kann, und zu viel Außenschau das Innen. Jahrelang schien es auch gar nicht so wichtig, sich in analytischen Präzisionen zu verfangen. Vor allem, wenn man vom Orient her geschult worden war: wie man aus den Verstrickungen des Denkens und unreflektierten Handelns herausfinden kann, zu sich selbst, klaro. Dann die endlosen, notwendigen Definitionen und Reflektionen über das Ich, das Selbst und das Ego, und das verunsicherte Herumtraben am Tellerrand mit der drängenden Frage, wie man sich von den Karotten befreit, die man zum Aufbau der Identität(en) gezüchtet hat. Das sind die ewigen Themen um Delphi herum, und da, wo sich Menschen sammeln, um Gleichgesinnte zu treffen, geht es meist ähnlich her. Man muss unbedingt wissen, dass andere auch auf der Wanderschaft sind. Klar, da fällt einem vieles auf, was zu ergründen ist, und dass man lernt sich zu wehren, wenn jemand einem die Welt erklärt, die man gar nicht so kennt und sieht, obwohl sich darin scheinbar so viele über so viel Unverständliches einig sind. Und dann die Widersprüche verstehen und annehmen. Auch ein Zu-sich-zurück ist ein Vorwärts, denn genau in dem Nu, den es braucht für den mutigen Schritt oder Sprung, zeigt sich die Angst dem Haltlosen gegenüber. Dabei ist es ganz anders. Man landet im eigenen Sein. Das wird uns beschäftigen bis an das eigene oder der Welt Ende: bis eine Seinsqualität sich uns ergibt und sich zeigt, von der wir sagen können, dass wir sie weder alleine erschaffen haben noch an ihrer Existenz unbeteiligt waren.

tüfteln

Eine einigermaßen ausgewogene Einstellung zum globalen Jetzt-Zustand zu erlangen ist sicherlich zu allen Zeiten nicht einfach gewesen. Auch hat es nicht immer alle interessiert, an Hand des Vorgefundenen herauszutüfteln, von was es bewegt wurde und wird, und ob Schicksal an sich unausweichlich ist, oder ob man sich im Mitspiel angesprochen fühlt und idealerweise begeistert, die Herausforderungen des Daseins schöpferisch anzugehen, anstatt es einem obskuren Science Fiction Master zu überlassen, der das Wesentliche für einen erledigt, vor allem, wenn man schön brav bleibt. Was die Weltsicht betrifft, so bin ich für bewegliche Variationen von Wahrnehmungen, denen das Widersprüchliche und Paradoxe nicht im Wege steht, da genug Raum ist für jede Form von Bewegung innerhalb der eigenen Sphäre. Zum Beispiel kann es einem vorkommen, als höre man das Ächzen und Krachen und Kreischen im Getriebe der Weltmaschine, so als würde das, was sich im Ahnungsbereich aufgehalten hatte, nun zu explosiver Wirkung kommen. Aber dann gibt es auch die Pianisten, die einem ans Herz greifen und an Andacht erinnern, wenn das fast Vergessene wieder aufblüht in einem zu einer Wirklichkeit, die eben auch da ist. Auf den Ebenen, den Treppen, den Stufen, dem Pyramidenbaustein, der als ewige und unumstößliche Form in der Wüste steht und durch Technik besticht: die Basis ist Vier, der Aufstieg Drei, die Resonanz Zwei, der Quantensprung Eins. Dann wird die ganze Großartigkeit des menschlichen Vermögens klar, denn jede/r tut was er/sie kann. Das kann sehr extrem werden, wenn wirklich alle Verdrahtungen und Vernetzungen uneinschränkbar besetzbar und auch besetzt  werden und sind. Die Inder sprechen von falschen Königen auf künstlichen Thronen, aber gut, die Idee kommt durch. Diejenigen, die für solche Massenströmungen unter dem Deckmantel individueller Handlungsfähigkeit nicht gut geeignet sind und selbst nicht käuflich, haben es dann oft schwer, bis neue Haltungen gefunden werden, denn die Käuflichkeit der Welt ist doch grotesk, so als gäbe es keine Ausstiege mehr. Aber es gibt sie. Ausstieg und Einstieg sind eins. Das duale System schließt eine bereitstehende Lücke in den Archiven. Wir entern die Relativitätspraxis.

Hans Carossa

Ähnliches Foto

Verlerne die Zeit

O verlerne die Zeit
Dass nicht dein Antlitz verkümmre
Und mit dem Antlitz das Herz!
Leg ab deine Namen!
Verhänge die Spiegel!
Weihe dich einer Gefahr!

Wer einem Wink folgt im Sein
Vieles zu Einem erbaut,
Stündlich prägt ihn der Stern.
Und nach glühenden Jahren,
wenn wir irdisch erblinden,
reift eine größre Natur.

praktisch

Ja!, es ist Samstag, sinnfreier Marktlückenerforschungs-Thinktank-Tag. Ich sehe natürlich nicht nur die Tücken einer mit hohem Anspruch behafteten Sinnfreiheit, sondern es formt sich durch eine gewisse Kontinuität des Gedankens und des Tuns das Positive Falle-Syndrom, an dem vor allem geistig rege Menschen leiden. Es naht eine Idee, man nimmt sie auf, gibt Nahrung und Aufenthaltsgenehmigung, und schon entsteht ein gewisser Zugzwang, so als würden einen die Götter strafen, wenn man nicht die geschenkte Idee zu einem gewissen Ausmaß führt, das erkenntlich macht, worum es geht. Aber das ist ja alles pure Theorie, während es uns Forscherinnen zur Praxis drängt. Wo fehlt Praxis!!? Denn überall, wo etwas fehlt, ist automatisch eine Lücke, die man erforschen kann. Die Forschung versichert vor allem, dass die Lücke geöffnet bleibt, d.h. besetzt, und dann macht man sich ans Brüten. Das geht schneller als früher, als man noch nicht sicher war, ob Henne und Ei wirklich dasselbe sind, weil sich zwischen  dem Zuerst und dem  Zuletzt  kein Bindungsmittel fand. Das verlorene Geheimnis wurde durchdefiniert. Millionen von durchdefinierten Menschen kamen vor Jahren nach Indien, wo sie auf das grundsätzlich Undefinierte stießen. Es wurde als spirituelles Wunder wahrgenommen, und wahrlich!, es war eins. Ein solches Ausmaß an abwesender Selbst-Reflektion , und das bei so viel Wissen! Da wir Tiefes und Hohes wissen wollten, erinnerten wir die Lehrer an das Einstige. Wir wurmten es aus ihnen heraus und machten ihnen klar, wie viel sie wussten. Nicht über sich selbst, wohl aber über das Wissen. Das Wissen wurde klarer und klarer, als man es letztendlich den nimmerwissensmüden Westerners erklären musste, obwohl man sie jahrelang gelehrt hatte, nicht „warum“ zu fragen. Dann kamen die vielen Teppiche, auf denen alle herumsaßen. Diese Marktlücke ist bereits besetzt mit Baumwollkissen, ein reißender Absatz im Westen. Überhaupt! Yoga! So in der Mitte des Volkes angekommen wie Tätowierung und Neoprenanzug. Der oder die Lückenorientierte lässt den Lückenerspähungsblick kreisen, und siehe da: eine prachtvolle Lücke tut sich auf. Der innere Computer, unschlagbar schnell, rast durch die neuen und modernen Namen der As-you-like-it-Yogas. Gymnastik-und Turnübungen sind auch mit dabei, aber irgendwie scheint vom Urgrund etwas verloren gegangen, aber wer weiß noch was. Hier schaltet sich entschlossen der Lückenblick ein. Aufhorchen! Wir nähern uns dem Goldtrog! Wir entern die Lücke mit einem neuen Wort: „Prayog“. Natürlich muss man auch hier mit ein paar Leuten zusammen kommen, man kann ein paar Abende anbieten und erklären, was jetzt geübt wird: PRAKTISCHES YOGA, eben Prayog. Das Prayog befasst sich vor allem mit dem Zustand, nachdem man den Teppich verlassen hat, denn auch beim Yoga kann man nicht ewig auf dem Teppich bleiben, denn wir wissen, dass es den Leuten auch in den Klöstern nicht besser ging. Da praktisches Yoga überall geübt werden kann, muss man sich was einfallen lassen, was das ganze zusammenhält. Man arrangiert zum Beispiel eine jährliche Reise nach Prayag, ein schöner geheiligter Fleck in Indien, nennt es aber Prayog und erfindet eine epische Anekdote, wie z.B.eine tiefschürfende Yogini dort allen Belästigungen zum Trotz zu sich kam und dieses Beisichsein „Prayog“ nannte, praktisches Yoga. Mit dem Gold, das in dieser Idee liegt, kann sich jemand, der möchte, beschäftigen. Sicher ist, dass es Millionen gibt, die wissen möchten, wie Yoga aussieht, nachdem man davon aufgestanden ist. Volle Fahrt voraus!

ändern

Die Witzbolde der Nation haben sich wahrscheinlich schon abgearbeitet an den vielen Einfällen, die man über das Jamaica Bündnis haben kann, und es kann auch erheitern, wenn man Assoziationen wie Bob Marley, Cannabis und Rasta-Haar zusammenfügen will mit dem schwerwiegenden Ernst deutscher Sondierungseinheiten. Auch irgendwie ein unheimliches Wort: sondieren. Es wird also sondiert und was man dabei eben so macht: Grenzen austesten, Widerstandslatten vorzeigen, einen guten Eindruck machen wollen, die Feindbilderprofile scharf im Auge behalten und auf Zwischenräume achten zur Navigationsnutzung undsoweiter. Überall ist ja so viel Know-How erforderlich, und der Dschungel mit seinen Gesetzen wuchert ebenfalls überall. Eine der schwierigsten Aufgaben im Leben scheinen ja auch die Veränderungswünsche im Kontrast zu der Fähigkeit zu sein, sie in Tatsachen  umzusetzen. Zum Beispiel könnte das  Jamaica Bündnis mit ein paar Salto Mortales oder Vivantes eine sich knallhart durchgeackerte und dann großartig gelungene Akrobatik eines weltbeeinflussenden, politischen und menschlichen Experimentes sein. Man unterstützt sich zum Beispiel bei seinen oder ihren Entscheidungen. Da, wo man nicht frei sein will, muss man ja gar nicht frei sein. Und da, wo man gern freier sein würde und merkt, dass man es nicht kann, da kann man das einsehen. So ein reflektiertes, herzliches Miteinander ist doch anregend. Nun wissen reflektierende Wesen meistens auch aus Erfahrung, wie schwer es ist, sich zu ändern. Überzeugungen sind ja ganz schön und wichtig, werden aber leicht zu fixierten Identitäten, die man glaubt, verteidigen zu müssen. Weil man so ist. Ist man so? Sind wir so? Bin ich so? Bei der Seinsfrage hängt man eine Weile herum, damit man selber weiß, was man darüber denkt. Auch das muss nicht fixiert werden. Man kann sein eigenes Universum ziemlich beweglich halten, ohne den Halt verlieren zu müssen. Der Halt ist das Ungewisse, auf das man sich einlässt. Ist man von den eigenen Programmen  umgeben, die sich in konstantem Fluss um einen herum bewegen und nicht stören, wenn man sie nicht braucht, hat man andrerseits immer Zugriff auf den eigenen Stoff, wenn angebracht. Auch Zurückhaltung ist nur förderlich, wenn man weiß, wie es ist, sich nicht zurück zu halten. Wenn man das eigene Zaumzeug mal ablegen und sich entwaffnet im Raum aufhalten kann. Genau! Waffen! Man könnte untereinander mit glasklarer Logik punkten. Und das unter den erfahrenen Fittichen der gemeinerweise „Mutti“ genannten Angela Merkel, die das Schiff mit weiblicher Brillianz durch den Ozean der Haie gelenkt hat, uneitel, wohlgemerkt!, bevor ihre hohe Tugend am Rande der Szene zerkleinert wurde, so als wäre sie nicht in der Lage, sich mit den Nachkommen zusammen zu setzen. Gut! Wo bin ich gelandet? Ist das hier Jamaica? Die Bucht und die Palmen und die Hängematten dazwischen, und die klugen Köpfe, die das Abenteuer ernst genug nehmen bei all dem Lachen, um ein lebenswertes Leben zu gestalten auf der Paradies-Insel.(?) Jamaica, always awake!
Das Bild zeigt mein Kaffeeglas am Morgen, aus dem ich heute gelesen habe.(Scherzlein)

direkt

Das Bild oben stammt aus dem Direkt. Wir lassen gerade bei uns einen großen Raum lehmen, und obwohl die Arbeit gut gemacht war, fiel am selben Abend an einem bestimmten Fleck der Lehm herunter. Dahinter war eine Öffnung, die früher mal mit Papier bedeckt wurde, auf dem der Lehm sich nicht halten konnte. Vorübegehend wird eine Landschaft frei. Jemand sieht einen Vogel, der, dem Phoenix gleich, sich aus einer Lichtung des Erdreiches nach oben schwingt, entweder zu freiem Flug oder zu weiteren Verdichtungen. Nirgendwo Garantie für nichts. Natürlich bietet der Fleck auch noch mehr, denn oben aus der Verdichtung schaut ein Auge  bewegungslos zu. Die Kunst des Fleckenlesens ist ja weit verbreitet, denn die Erde selbst ist ein Fleck, den wir uns konstant als eigenes Buch zurechtlesen. Zu absolut jeder beliebigen Leseart gibt es die entsprechende Gegenlektüre. Das kennt man auch von den Wolken und dem Internet, dass man sich nicht (mehr) genötigt fühlt, Seh-Richtungen anzubieten mit eigener Meinung von förderlichen Konsequenzen für Augen-und- Gehirn-User, denn ehrlich, auch wenn einiges angeblich schon immer so war, so ist doch jetzt im kollektiven und einzelnen Bewusstsein der Druck angewachsen, mit dem Überfordertsein umzugehen. Oft wird ja in solchen Zeiten der Rückzug geraten, vermutlich, um sich nicht aus den Augen zu verlieren, sich selbst und die Anderen. Aber jetzt, wo man die aus unterschiedlichsten Geschichten heraus Zurückgezogenen nicht mehr klar unterscheiden kann, spielt auch der angemessene bzw. authentische Ausdruck wieder eine größere Rolle. Wenn in einem Land wie unserem allen das Gefühl vermittelt wird, sich selbst bestimmen zu können, und auch jede/r davon ausgeht, das er/sie das tut, dann kann man das Resultat der Selbstbestimmung ganz einfach sehen. Die Münze der Selbstbestimmung rollt auf den Marktplatz. Dort wundern sich Menschen wie einst, warum etwas nicht mehr so ist, wie es war, obwohl so, wie es war, auch nicht wäre, wie man es noch wollte. Auch in Indien bin ich oberglücklich, dass ich in der Herrgottsfrühe nicht mehr in einen von Männern unbevölkerten Wüstenbereich wandern muss, um auf die Toilette zu gehen, obwohl der Sternenhimmel darüber wirklich überwältigend war. Aber zurück zur Selbstbestimmung. Es fängt ja schon damit an, dass das Selbst erst einmal definiert werden muss, bevor es bestimmt werden kann. Was ist das Selbst, und wer bestimmt? Die äußere Welt ist ein Drama, eine Vorführung kollektiver Zusammenarbeit, denn egal, was auf dieser Erde geschieht, es ist immer auch ein Zusammen. Die Einzelnen bestimmen das Zusammen. Die Konsequenzen dieser Einsicht sind radikal. So wirklich und wahrhaftig radikal, dass man sie nicht mehr für möglich hält. Man muss Welt als das wahrnehmen, was gemeinsam daraus geworden ist. Die meisten Menschen möchten ja weiterhin gerne höhere Mächte in der Tasche oder über sich haben, über die man sich wundern oder bei denen man sich beklagen (oder bedanken) kann über das Vorhandene. Und ja!, die Selbstbestimmung hat Grenzen Wenn ich sie ganz zu mir nehme, die Sphäre meiner eigenen Stimme und ihrer Grenze, dann…dann…dann höre ich mir zu und sehe, wie ich mich und die Dinge handhabe, und kann dann nur weiter ackern, bis das Feld bestellt ist und der Vogel vom Lehm der Wand abheben kann.

nichts

Auf der Suche nach einem Bild, das das Nichts ausdrücken soll, bin ich natürlich gescheitert, denn überall, wo etwas sichtbar oder auch spürbar ist, kann es das Nichts nicht sein. Kein pures Schwarz, kein leeres Weiß kann es sein, und sollte es so etwas überhaupt geben, ist es wohl im Manifestierten kaum zu finden, da überall etwas ist. Andrerseits lernen wir aus Erfahrung, dass da, wo wir gerne nichts haben würden, oft etwas ist. Ich denke, dass die schmerzhaften Störungen rigoroser nach einem greifen können, während  die heiteren und gelassenen Zustände mehr einer Leere gleichen, wo das eigene Ich einen in Ruhe lässt oder es einem überhaupt gelingt,  sich störenfriedfrei zu erleben, auch durch Andere. Innere Geschütze werden auch oft bei Nachfrage mit „nichts“ bezeichnet, weil die Überforderung durch Komplexität eine Lähmung erschaffen kann, die sich gerne als ein Nichts deklariert, dem potentiellen Nichts dahinter aber voll im Wege steht. Selten ist auch die Aufgehobenheit in einer Art von leerer Fülle, wo der universelle Rahmen nicht geleugnet werden muss, um die Leerheit der Fülle wahrzunehmen. Das griechische Wort „kairos“ hat so eine innere Möglichkeit immer in mir wach gerufen, wenn Kairos in der Tat als ein Lichtstrahl im persönlichen Schicksal erfahren wird als ein Schlüssel zu direkter Zeit und der damit verbundenen Öffnung der Zeit, wo die Fülle stattfinden kann, die authentisches Sein zulässt. Natürlich frage ich mich jetzt, fleißig wie eine Honigbiene, mein eigenes rotierendes Universum, was ich mit „authentischem Sein“ meine. Dann wieder sind Worte wie „authentisch“ so verbraucht, dass man kaum mehr Zugang bekommt zu ihrem ursprünglichen Geburtsort. Und hinter dem Wort ist ja auch noch die Stille, aus der es hervorkommt. Da kann man es spüren, wenn es gelingt, einfach so zu verweilen, ohne sich selbst zu stören. Mit den Fühlern, die immer hinaus wollen und etwas abtasten, und verstehen, was nur begrenzt verstanden werden kann. Das alles ist nötig, um sich dem Sein als ein erfülltes Nichts zu nähern. Wohnort nirgends, beschenkt mit unendlichem Reichtum, der zur Verfügung steht, wenn es dem geschulten System angemessen erscheint. Angemessen ist, was vor allem das eigene Maß kennt. Gut, es im Nichts zu beherbergen. Da wird der unsichtbare Schatz verwaltet. Da ist Ruhe. Ein gutes Nichts kann ohne Alles nicht sein. Was sollte das Nichts sonst lebendig erhalten. Das Nichts als Abgrund ist gefährlich, denn wo Sprachlosigkeit vorherrscht, besteht das Nichts aus Schatten. Das unreflektierte Ich ist das Reich der Gespenster. Der Volksmund erschafft eigene Sinnfelder und weiß z.B., dass von nichts nichts kommt. Aber was vom Licht des Schicksals beleuchtet wird, auf welche Weise auch immer, das lässt einen ahnen, dass wir in einer Kairos-Zeit leben, in der scheinbar Unvereinbares als eine Einheit erspürt werden kann. Die Fülle der Leere eben.

ausrichten

 

Es gibt ja gar nicht so viele Gefühle, wie man es manchmal gerne hätte. Von allen Schulen und Schulungen, in denen man sich ernsthaft damit beschäftigt hat, sind meistens so um die fünf herum benannt worden, die sich grundsätzlich auch in den Abwehr-und Zufuhrlatten der Religionen sehr ähnlich waren. Das passt zu meinen ersten Überraschungen in Indien, wenn Hindus zu mir oder anderen sagten „don’t feel“. Ja hallo, dachte ich, was soll das denn jetzt. Aber es ist ganz gut, wenn das Fühlen und seine vielen Fühler ernsthaft betrachtet werden. Natürlich war eine der indischen Varianten auch, dass man jemanden möglichst gefühlfrei heiraten kann, denn die Gefühle kämen dann ganz von alleine. Das sehe ich gar nicht so. Die Gefühle können in der Tat alleine kommen und kommen auch meist alleine, aber welche? Und was ist das, was ich fühle, und wie komme ich in die Nähe der Worte, die damit zumindest latent resonieren? Wie werde ich überhaupt aufmerksam auf meine Befindlichkeiten? Und wie gehe ich mit ihnen um? Was die Hindus mit „don’t feel* meinen, ist eher, dass sie sich ungern von emotionalen Zuständen überwältigen lassen, und auf jeden Fall immer noch geschult waren auf eine förderliche, menschliche Friedenspraxis hin. Man muss auch bis heute feststellen, dass trotz aller schrecklichen Nachrichten aus Indien die direkte Erfahrung  mit Menschen dort immer noch sehr tief und gefühlvoll sein kann. Manchmal schon im Vorübergehen wärmer und liebevoller, als man es sich hier auf Deutschlands Straßen erhoffen und erträumen kann. Vorherrschende Vorsicht und natürlich auch Gleichgültigkeit und „was geht es mich auch letztendlich an“. Ich denke, dass auch ein solcher Krieg, in dem man das Ausmaß des Unmenschlichen nicht mehr fassen konnte und bis heute nicht kann, dem menschlichen Umgang eine schwere Wunde  geschlagen hat. Man hat gelernt, vorsichtig zu sein. Man weiß, dass Bildung wichtig ist, aber dass sie nicht vor Verbrechen schützt. Man weiß, dass auserwähltes Denken nicht zu friedlichem Miteinander führt und vieles mehr weiß man dann, und auch, dass die Wurzeln der Gefühllosigkeit schwer erfassbar sind, weil es einen Zugang braucht vom Träger zur Wurzel. An was messe ich mein Fühlen, und wird es nicht laufend unter-und überschätzt wie die Liebe, das geheimnisvolle Resultat unsichtbarer inner Vorgänge und Befindlichkeiten. Dann gibt es das freie und das gestörte Fühlen. Dieser Gedanke kam mir heute zum ersten Mal, denn tatsächlich, wenn mein Denken oder Fühlen gestört ist und ich das auch so wahrnehme, dann kann man von einer Bindung an die persönliche Geschichte ausgehen. Aber es gibt auch das Fühlen, das erfreut und bereichert, einfach da ist und das man genießen sollte, so lange es da ist, denn auch die Gefühle sind schwer beschäftigt mit diesem und jenem Ton und ihren Zwischentönen. Ist man mal mit Hilfe der Kompassnadel im Großraum des Seins gelandet, nimmt man dort mühelos ein Grundgefühl wahr, das sich nicht so sehr unterscheidet vom eigenen. Warum auch?
Das Bild zeigt meine Hand, die ein Wasserglas hält.

herbsten

Erstaunlich. Wieder Herbst. Die heiß ersehnten Sonnenstrahlen verfrachten einen in die Welt des Staunens. Tatsächlich: Gold. Doch  golden nur, wenn das Licht darauf scheint, das Herbstlicht, das dem Vergänglichen Unsterblichkeit verleiht. Man macht sich auf und wird z.B. in einem Wald zur Zeugin des geheimnisvollen Vorgangs. Jeder beliebige Ort eine strahlende Lichtung. Jedes noch so dumpfe Blatt eine Bereitschaft zur Metamorphose. Überall Pilzgemeinschaften in scheinbar grenzenloser Vielfalt. Die Kundigen unter uns wissen, was gegessen werden kann und was nicht. Doch die Pilze leben auch ohne uns miteinander in ihren eigenen mysteriösen Verflechtungen und Familienstämmen. Wir gehen vorüber. Das ist, was die DichterInnen uns durch die ganze Weltgeschichte hindurch vermittelt haben: dass wir vorübergehen, und dass der Herbst etwas vom Geruch des Vergänglichen trägt. Gestern habe ich irgendwo gelesen, dass es die Liebe ist, die es einem schwer macht, den Planeten heiteren Gemüts zu verlassen. Ich dachte immer, die Liebe macht es leichter. Aber natürlich, man will ja vor allem das, was man liebt und kennen gelernt hat und endlich etwas besser versteht, nicht schon wieder verlassen. Das sind typische Herbstgedanken. Auch der junge Werther schleppte sich mit Suizidgedanken durch das Herbstlaub. Es soll viele gegeben haben, die davon angeregt wurden. Modrige Erde kann auch aufregend riechen. In welchen Adern fließt keinerlei Hang zum Morbiden? Oder  man denkt an Zypressen, die einmal um etwas herumstanden, was man selbst war. Eine Geschichte. Eine Parabel. Eine Science Fiction Anekdote, eine Herumgeherin in den direkten Zusammenhängen. Die direkten Zusammenhänge gehen immer von einem selbst aus, d.h. wenn es einen  interessiert, das Steuer selbst in der Hand zu haben und die Verantwortung für den Kompass zu übernehmen. Das gilt vor allem für den einzelnen Menschen und gibt wahrscheinlich die Bedeutung zu der Tatsache, ob jemand einen Führerschein hat oder nicht. Ein Steuer in der Hand und volle Verantwortung, denn zu viel Spannung oder zuviel Entspannung oder eine Ablenkung kann tödlich sein. Auf der anderen Seite kann man nicht leugnen, dass auf einer bestimmten Ebene, oder vielleicht ist es genau da, wo die Ebenen aufhören,  alle und alles miteinander verbunden sind, bewusst oder unbewusst. Bildlich gesehen vermutlich ein strömendes Ungeheuer, das einem Ordnungen abringt und Klarheiten, will man die Richtung zumindest erkennen. Die eigene Richtung. Der Weg, auf dem man die eigene Lampe sein kann. Was jenseits des Tellerrandes stattfindet, hat keiner beschrieben. Doch, es wurde schon beschrieben. Vielen erschien es immer elitär und abstrakt, der Aufenthalt im Ungedeuteten, die Anwesenheit im Nu. Der Äther. Die strahlende Leere. Die tiefe Freude am freien Vorgang des Dialoges mit den universellen Gesetzmäßigkeiten. Wieder Herbst. Die Tage mit der Sonne. Wo man die Blätter aus den Himmeln nahen sieht, als welkten sie in fernen Gärten. Rilke hat dann in seinem Gedicht noch Einen erschaffen, der das alles unendlich sanft in seinen Händen hält. Wir ringen immer wieder mit denselben Themen. Die Welt verändert ihr Kostüm.

Paul Eluard

Bildergebnis für Paul Eluard

Ich lebe in den unzähligen Bildern der Jahreszeiten
Und der Jahre
Ich lebe in den unzähligen Bildern des Lebens
Und dem Gespinst
Der Gestalten der Farben der Gebärden der Worte
In der überraschenden Schönheit
In der alltäglichen Hässlichkeit
In der Klarheit kühler Gedanken oder heißer Begierden
ich lebe im Elend und in Trübsal und leiste Widerstand
Ich lebe ungeachtet des Todes

Ich lebe in dem milden und flammenden Fluss
In dem dunklen und durchsichtigen
Fluss der Augen und ihrer Lider
Im windstillen Wald in der seligen Prärie
Einem Meer entgegen das in weiter Ferne
Mit dem verlorenen Himmel verschmilzt
Ich lebe in der Wüste eines versteinerten Volkes
Ich lebe im Ameisengewimmel einsamer Menschen
Und in meinen wiedergefundenen Brüdern
Zu gleicher Zeit in der Hungersnot und im Überfluss
In der Unordnung des Tages und der Ordnung der Finsternis.

 

Aus: „Das Innere der Sicht“ (Max Ernst und Paul Eluard): Das fünfte sichtbare Lied.

samsen

Ich werde nicht müde, den Samstag einzuläuten als meinen Tag des sinnfreien Denkens. Das ist natürlich entsprechend mühevoll, wie es ein Samstag verdient, denn wie wir wissen, lauert in jedem Winkel des Daseins der Sinn, und manchmal dagegen anzugehen, ist unterhaltsam, auch wenn es scheitert. Der Samstag eignet sich prächtig. Alle Tage bergen bereits einen unauslöschlichen Namenssinn. Der Sonntag hat die Sonne, der Montag den Mond, der Dienstag das Dienen, der Mittwoch die Mitte, der Donnerstag den Zeus, der Freitag die Freiheitskarotte, die in menschlicher Logik auf den Samstag hinweist. Doch was ist „Sams“!? Der Große Sams ist ein Störenfried, der allen darin Vorhandenen etwas zumutet. Eigentlich ist es die Glocke zum Sonntag, wo dann endlich doch nahezu alles Öffentliche zu hat, auch wenn anderorts daran gearbeitet wird, dass man auch da was offen haben will, damit Einkaufswillige nicht ins Koma verfallen. Oder es fällt einem ein, dass man noch einen BioMozarella braucht für die Tomaten, und man wälzt sich in der Schlange der riesigen Essbergwagen zur Kasse durch, weil Samstag ist und die Menschen nicht vom Verhungern bedroht sein möchten. Es kann einem auch die Szene von Loriot einfallen, wo der Mann auf dem Sessel sitzt und einfach nur da sitzen will, aber es geht vor allem samstags nicht, weil da noch mehr zu tun droht als an den anderen Tagen, nur gehört es nun alles zu einem selbst. Da läute ich nun das Samsen ein. Man lässt sich was einfallen, was zur Abwechslung mal nicht umgesetzt werden muss, sondern nur durchdacht und an die Grenzen seiner sinnfreien Möglichkeit gebracht. Das Bild oben, ein Graffiti aus Lissabon, zeigt eine schöne Samsung, und man darf sofort staunen, dass man über diesen Weg auf Samsung gestoßen ist. Hier kann man den indischen Habitus einschalten, aus einem schon bestehenden Produktnamen einfach einen Buchstaben zu verändern, und schon hat man selbst eine Produktbezeichnung, die immer latent an das Original erinnert, aber im Konkurrenzkampf nicht gerichtlich ausgeschaltet werden kann. In Indien kann man auch die Köpfe der Götter austauschen und sie als die eigenen deklarieren. Aber so weit wollen wir nicht gehen, sondern vielleicht nur aus Samsung, der Samstagsübung (Quantensprung in die ultimate Leere), Sam-Song machen oder dazufügen. Die Samsongs, nicht zu verwechseln mit den Simpsons, sind Klagelieder, die der oder die SamstagsergründerIn beim Verrichten der vielen Samstagspflichten singen kann. Aus den schönen und tieftraurigen Texten, die alle davon handeln, wie der Samstag wieder einmal nicht zu dem wurde, was man erwartet hatte, kann bald ein Liederbüchlein entstehen. Man singt z.B. davon, wie jeden Herbst im Hof so viele Blätter fielen, alles gegen meinen Willen, und nun muss ich mir zu Ehren wieder alles kehren, kehren….Sams ist der Gott der Klage. Wenn man mit dem Rasenmähen oder dem Wäscheaufhängen und dem Einkauf fertig ist und wie nebenher zwei neue Sam-Songs in einem entstanden sind, legt man irgendwo auf einen Sims eine Blume oder einen Grashalm zusammen mit den Sam-Songs. Dann hat man für Sams, den Widersacher der Sinnfrage, Sam-Songs auf dem Sams-Sims niedergelegt. Von mir aus kann man dann auch noch sein Samsung-Smartphone ranholen und das Ganze aufnehmen. Hauptsache, man hat gesamst und vielleicht einige dadurch auch abhalten können, einen mit anstehenden Handlungen anzuregen. Erfolgreiche Samser kann man mit chinesischen Glückskeksen vergleichen. Ihre Hülle erscheint hart, aber man kann sich doch immer wieder aufs Neue auf das Innere freuen. Samsen ist der Sprung an sich. Der Sams-Tag ist genau dafür vorgesehen.

 

arm?

In den Gesellschaften der Welt gibt es Einstellungen, die wirklich für niemanden hilfreich sind. Eine davon ist das Älter-und Altwerden. In Indien habe ich noch die letzte Spur eines Verstehens darüber erlebt, dass Alter durchaus als etwas gesehen werden kann und wird, was mit souveräner Gelassenheit die Brücke zu neuen Vorgängen auf der Erde bauen kann, wenn es denn gesellschaftlich auch so gesehen und ermutigt wird. Die Botschaft wurde durch alle Zeiten elegant zusammengefasst mit „einfach leben – hoch denken“, eine denkwürdige Aussage für so ziemlich alle Alter. Nun sind wir alle auch durch die Jugend gegangen und wissen, dass die Dinge ihre Zeit und ihre dazugehörigen Bedingungen haben. Nicht, dass ein lieber Gott uns das erklären muss, dass vieles Erleben einfach den dafür vorgesehenen natürlichen Gesetzmäßigkeiten folgt. Dann gibt es noch das indische Sprichwort „old is gold“, und wenn ich es höre, füge ich immer gerne hinzu: „aber nicht automatisch.“ Nichts wird automatisch zu Gold, und selbst Rumpelstilzchen brauchte noch was Lebendiges dazu, obwohl leider nie erklärt wurde, warum ihm das bei der Goldmacherei gefehlt hat, und was er mit dem Kind gemacht hätte. Aber gut. Auch in den Altersheimen, generös übers Land verstreut, kann man sich nicht vorstellen, dass Gold gesponnen wird, eher geisttötende Beruhigungsmittel verteilt, damit die überforderten Pflegekräfte dem noch vorhandenen Lebensimpuls einen Bann entgegensetzen können. Das ist ja nicht verwunderlich, dass Angst vor dem Alter eingeflößt wird mit ohoh!, die Altersarmut, und achach, die Demenz und Alzheimer, so als müsste sich schon jeder darauf vorbereiten, dass ihn oder sie das weniger Lebenswerte trifft, die Armut oder der Schlag. Und da eh so viele, wenn sie nicht mehr geachtet und beachtet werden, dem, wenn ich’s mal modern ausdrücken darf, „binge-glotzing“(uneingeschränktes Fernsehen) verfallen sind, wundert nicht, dass Jahre von Fremdschaltung im Alter nicht zu eigenem Denken, oder was man auch immer dann noch gerne tun würde, führt. Es gibt aber auch immer diejenigen, die man vom Volk aus gerne als Randfiguren oder Grenzgänger oder Tut-nicht-genuge bezeichnet hat, die aber ihr eigenes Leben erschaffen haben und ihre eigene Zeit. Denen geht es meist ganz gut, denn es gibt keinen Herrn, der sie bestimmt, auch wenn der Preis manchmal ganz schön hoch ist. Der letzte Teil des Lebens ist der Glanz, der irgendwann auf der Strecke zu leuchten beginnt. Es scheint nicht wirklich eine Grenze zu geben von den Ebenen, die sich weiterhin auftun können. Der Blick, genährt von den eigenen Archiven, in denen das Reflektierte aufbewahrt wird, lernt etwas, das vorher nicht möglich war: das gelassene Schweifen über das Gelebte und über das Seiende. Die Starrheiten von Meinungen und Projektionen lösen sich auf. Da steckt oft noch sehr viel Arbeit drin, aber es ist spannend. Neue Zusammenhänge werden sichtbar. Man selbst ist wie eine locker angelegte, bewegliche Sphäre, ähnlich den Gestirnen, und obwohl man in den vorhandenen Konstellationen nur den eigenen Standort hat, ist er doch einzigartig und muss und kann nur von sich selbst erfasst werden. Warum sollte das auf einmal aufhören? Gut, das muss noch gelebt werden, wie man es denkt. Aber wenn man es nicht denkt, kann es auch nicht gelebt werden. Und was „l’amour“ (z.B. bei Haneke) für jeden war und ist und sein wird, bleibt das zu lösende Rätsel, in dem man zusammen mit Anderen gewohnt hat, und auch allein damit war und ist.

Bild: Stein auf kinetischem Sand

maßgebend

Das Bild hat zwar Sanskrit Texte, die ich manchmal in Indien aus dem „heiligen“ See fische, an den Innenwänden des Raumes, aber es ist hier in Deutschland anlässlich einer Kunstausstellung entstanden und war der Inhalt einer kleinen Kiste, von denen jede von uns drei mit den jeweiligen Ideen ausgestattet hat. Wenn der Oktober da ist, ist wieder Zeit für das Flugticket nach Delhi, und Zeit für das Visa. „Wir“ Indien-Reisende hatten jahrelang um und um Visas herum zu kämpfen. Manche Länder bekamen wenig Zeit, manche mehr, manche wurden zeitweilig gesperrt. Als die Israelis nach Indien massiv einrückten, wurden sie zuerst untertänigst bedient, denn sie hatten Geld und kauften viel Ware. Dann wurden sie wegen auffälligem Verhalten für eine Weile gesperrt. Dann kamen die JapanerInnen und die Südkoreanerinnen, bestaunt für Haut und Gefühlskühle. Aber all das, was „wir“ als „neu“ erleben durften, war ja auch nur eine Phase im Strom der Ewigkeit, denn vor uns waren viele andere da und haben, oft mit Hindus gemeinsam, gerätselt über die offensichtlichen Mysterien des Daseins. Satyajit Ray hat seine revolutionären und kunstvollen Filme gezeigt, und auch in ihnen konnte man schon den aufwühlenden Schmerz einer Vergänglichkeit spüren, die eben nicht enträtselt werden konnte, sondern mit all ihren Geheimnissen in den Korridoren der Zeit verschwand. Und wer wollte das Rätsel schon lösen? Da gab es nichts zu lösen. Alles war einfach da. Über allem menschlichen Leid schwebte gehaltvoll und von allen geliebt der gewaltige Götterhimmel, voller Schönheit und Erotik, sodass auch wir gebannt wurden von der Logik der oberen Etagen: man konnte sich auf sie verlassen, die paar Millionen Götter und Göttinnen, die man frei war zu wählen und resonanzmäßig auf sich abzustimmen. Aber der Strom fließt weiter und wenn der Missbrauch sich endlich meldet, ist es oft auch schon spät. Es wird ja immer noch fleißig diskutiert, ob alles, was jetzt aus dem Keller kriecht, vorher schon da war, aber es gibt auch noch Maß und Ausmaß einer Entwicklung. Und natürlich kann man froh sein, dass es nun, wie wir in den Nachrichten hören, z.B. ein Gesetz gegen Heirat mit Kindern gibt, aber es gibt auch noch 120 Millionen Ehen mit erwachsenen Männern und Kindern. Das alles gehört zum großen kosmischen Batzen des Zuviel, sodass man auch noch dem hinduistischen Weisheitsfinger des Damals danken muss, uns rechtzeitig darauf hingewiesen zu haben, dass es einen Weg gibt, der gleichzeitig nach innen und nach vorwärts zeigt. Auch wenn der Finger selbst nicht mehr weiß, wo er hinzeigt, so hat er uns doch ein Maß gegeben, was wir zum Glück für möglich hielten und halten. In der Zwischenzeit also gibt es Visas für jeden für ein ganzes Jahr, und wer auch immer kann aus der Weltbevölkerung, wird sich auf das Verbliebene stürzen, das nun das Daseiende ist. Ja, ich gehe auch wieder hin. Ich bin dort mit Menschen verbunden, die mir viel bedeuten. Irgendwann wird es nicht mehr möglich sein, sie zu treffen. Am See zu sitzen. Mich selbst in nahtlosem Reichtum beim Lächeln vorzufinden.

befindlich

Dann gibt es diese gängige und leidige Frage „Ja, wie geht’s denn so?“, oder dir oder zuhause oder den Kindern, oder überhaupt so, nicht weiter definiert. Da die Frage als Floskel gesehen wird, fühlt man sich nicht verpflichtet, ernsthaft zu antworten, oder zuzuhören, denn es gibt auch zwei konventionelle Arten, sie zu beantworten. Die Einen sagen „gut“, die anderen „ach, nicht so gut“, beides Angewohnheiten, die weiter keine Bedeutung haben. Dabei kann die Frage durchaus bedeutsam sein, wenn man etwas darüber nachdenken darf. Es muss ja nicht immer mit den Anderen sein, sondern man kann sich selbst fragen, wie es einem so geht, und ob es sich mit einiger Klarheit heraustüfteln lässt. Manchmal wird man darauf aufmerksam, dass was in der Unterwelt rumort. Ein dumpfes Rollen und Grollen, das nicht an die Oberfläche gelangt, weil sich dort ein Lächeln breitgemacht hat, das dem Rumpeln keinen Raum gibt oder geben will oder geben kann. Nicht immer ist die Zeit angemessen für Rumpelkammern, auch wenn man sie aus dem Bewusstsein nicht verbannen kann. Auch gibt es selbst bei Hinwendung immer wieder Überraschungen. Ein paar Tage lang dachte ich immer mal wieder „was ist nur mit mir los?“, irgendwie fand ich mich nicht in so angeregter Laune vor, wie ich sie schätze. Da musste ich mir eines Tages eingestehen, dass es tatsächlich das Wetter war, das mich nervte. Kein Sonnenstrahl. Nur wolkenbedeckelt. Land der Dichter und Denker, die sich mutig durch die Dunstwolken grübelten und grübeln, bis einleuchtet, dass es auch innen eine Lampe gibt, die man sich selbst anknipsen kann. Aber es gibt ja unendlich viele, vorbeiströmende Befindlichkeiten, die man erfahren muss und besser kann, wenn die eigene Grundstimmung einmal geklärt ist, und man sich selbst nicht mehr im Wege steht. Neulich waren wir eingeladen bei einem Kindergeburtstag in der afghanischen Familie und im Verlauf  wurde deutlich, dass Hamid, der 5-jährige Junge, nach dem Kindergarten 5 Stunden auf der riesigen Flatscreen Sachen glotzt. Er will eigentlich malen oder spielen, aber keiner spielt mit ihm, hat er gesagt. Dann zeigt er mir sein neues Computerspiel, in dem 4 Supermänner miteinander brutal boxen, und als dann einer durch Hamids aufgeregte Finger unbeweglich am Boden lag, schrie er begeistert „jetzt ist er tot, ich habe gewonnen!“ Da kann ich dann nicht mehr unterscheiden, ob ich vorher schon schlecht drauf war, oder doch etwas Kulturelles für Kinder in Bewegung bringen will und diesem Leid eine Möglichkeit setzen! Das ist doch alles viel zu viel, und man kehrt zu sich zurück und lässt sich nicht verrücken, bze. verrückt machen. Es fehlen in der Tat bestimmte Schulen, die der Zeit und den Kindern dieser Zeit gerecht werden. Manches schleppt sich nur noch durch  aus den Urprogrammen menschlicher Ordnungsgestaltung, und lässt sich schwer aus den Fängen der Psyche und der Kulturen reißen, vor allem, wenn Angst und Gewalt zunehmen und der Begriff „Heimat“ seine Glaubwürdigkeit verliert. Ja, wie geht’s uns denn so? Und mir: ganz gut gerade, danke.
Bild: H. Robert

komplex

 Ich wurde gefragt, wie ich gestern auf das Thema Ost/West gekommen bin. Fragen können hilfreich sein, denn sie regen zu Reflektionen an, die man vielleicht sonst nicht hätte. Und jeder hat andere Dinge in den Archiven gelagert, oder hat keine Archive, oder hat andere Formen der Ordnung bei sich angelegt, oder hegt wenig Ordnungsvorstellungen im Innen und im Außen. Das Außen ist ja immer noch leichter zu überschauen wie das Innen, von dem man sagt, dass man das Auge bewusst darauf richten muss. In Indien gibt es die Darstellung eines Auges, das sich beweglich an einer Verlängerung befindet, damit es flexibel genug ist, um überall hinschauen zu können. Fakt ist und bleibt, dass, wer sich angewöhnt hat, innerliche Befindlichkeiten bewusst zu reflektieren, dadurch eventuell eine durchlässigere Ich-Substanz erschafft, die bei den aufkommenden Fragen an sich selbst, warum und wieso und überhaupt keine Überforderung mehr erfährt, sondern eher eine Gelassenheit, die auf der Erfahrung beruht, dass man gelernt hat, mit Komplexitäten eher spielerisch umzugehen, damit man weder in die Unterschätzung noch in die Überschätzung driftet von dem, was sich da gerade auftut. Es gibt ja in der Tat hochinteressante Bewegungen auf diesem Planeten, die, schaut man gründlich und unermüdlich in sie hinein, einem wie von selbst zu erkennen geben, dass man, von persönlicher Erfahrung ausgehend, durchaus verlässlich auf gesellschaftliche und planetarische Bewegungen stößt. Alles ist aus demselben Stoff gemacht, wenn es mal ins Sichtbare transportiert wurde.  Deswegen wird ja manchmal auch zur Zurückhaltung des Transportes geraten, will man etwas von sich oder Anderen nicht transportiert sehen.  Da sind wir aber schon auf dem Wanderweg menschlicher Meisterschaften, die in jeder Kultur anders gehandhabt oder überliefert werden. Was ich eben an dem Thema Orient und Okzident u.a. so interessant finde ist, dass dort meistens jemand vor der Nase sitzt, der zu wissen vorgibt, wo es langgeht, und im Abendland findet man das zwar auch häufig genug, es ist aber nicht so beliebt, und die Bestrebungen führen eher weg davon. Komplex bleibt, dass, wenn alle Fremdbestimmungen, zugelassen oder nicht, aufhören (würden), wie sich das tatsächlich auf eine Gesellschaft auswirken würde. Niemand traut ja den Menschen zu, sich selbst zu bestimmen, aber es ist hilfreich, sich ab und an daran zu erinnern, dass Menschen sich nur untereinander in Zaum halten und das wohl auch müssen, damit das Leben lebbar bleibt. Sollte es sich herausstellen, dass Liebe tatsächlich der Verzicht auf Mord ist, dann gibt auch dieser einfache Satz Aufschluss zu tieferen Ebenen, von denen man durchlässiger wiederkehren kann, um die Freude am Tanz nicht zu verlieren.

zuwenden

Ost (Orient) und West (Okzident) im Zauberkreis? Oder eher die Entzauberung des Kreises, was zu förderlicher Nüchternheit führen kann. Wer hätte gedacht, dass im Westen niemand mehr nach einem Meditationskurs suchen muss, denn die Angebote sind überwältigend. Lehrer sind gekommen und gegangen, wurden ausgebildet, wurden eingebildet, wurden noch pflichtgetreuer als ihre Lehrer. Und auch hier: wer will und kann jemandem vorschreiben, wo etwas noch ist, was es einmal war, und wo es gar nichts mehr zu tun hat mit dem, was einst damit gemeint war. Wenn ich jetzt, sozusagen als eigener Faden in der ganzen Bewegung, die uns in den Orient führte (und zum Glück auch wieder hinaus und dann wieder hin), zurückblicke, wird einiges doch klarer in der Betrachtung. Ganz abgesehen von allem, was uns allen gut getan hat wie das lange Verweilen in der Stille zum Beispiel, und wenn wir ernsthaft mit dem Gelernten umgingen, so ist es doch auch heute noch erstaunlich, wie viele abgründige Missverständnisse sich auf beiden Seiten eingenistet hatten. Das ähnelt tatsächlich in einigem der Ost -und Westbeziehung hier, vor allem in den oft gnadenlosen Projektionen, die ausbrachen, als eine Mauer zwischen den Fremden fiel. In Indien fiel auch eine Mauer uns gegenüber. Es hatte viel mit Geld zu tun und den Möglichkeiten, neue Reiche zu erschaffen die sich teilweise erfüllten, aber nicht wirklich. Im Westen verblüfft immer wieder, dass der Mensch, der alles zu haben scheint, was begehrt wird zum Komfort des Aufenthaltes, dann erst bemerkt, dass irgendwie übersehen wurde, wer am Steuer des Tuns sitzt und wer das geworden ist. In Indien herrschte die gängige Meinung, wir aus dem Westen hätten nichts anderes im Kopf als Nutzloses, und man konnte uns in der Tat locken mit hohen Anstrengungen. Die Inder, die in diesen Entscheidungen saßen, konnten nicht mehr zurück, und wir aus dem Westen hatten zwar viele Optionen, konnten aber, weil wir es so tierisch ernst nahmen, auch nicht mehr zurück, und so fing die Massenwanderung zum heiligen Irgendwo als Irgendwer im Irgendwie an. Schulen entstanden, Universitäten, psychische Heilanstalten. Höhen und Tiefen wurden entgrenzt, Wissen in allen Dosierungen weitergegeben. Manche überlebten ganz gut, vor allem, wenn der östliche Ruf nach völliger Hingabe und Gehorsam von uns nicht erfüllt werden konnte und auch nicht gewünscht war. Ich-Geschichten wurden im östlichen Wissen abgelehnt, das „Ich“ überhaupt als Hindernis empfunden. Wer kannte und konnte es auch schon, wenn es keine Anregung gab, das Ich zu reflektieren? Nun „ichen“ sich beide Seiten durch die Bewältigung der Tragödie, die gemeinsam gestaltet und angerichtet wurde und die Frage, wer dieses Ich denn ist,  gewinnt an Bedeutung. Nirgendwo kommt man um schmerzhafte Bewusstwerdung herum, immer vorausgesetzt, man will wissen, wer steuert, und ob man der eigenen Richtung Vertrauen kann, und auf welcher Basis. Das hat so seinen Reiz. Neben den wirklich wenigen zeitlosen Fragen, die uns zu einem Erkennen über uns selbst führen können, erscheinen viele anderen Erzeugnisse grotesk, denn wenn klar ist, dass keine Einschaltung spurlos an mir vorübergeht, bleibt mir der Hinweis auf meine Richtung nicht erspart. Wenn die Entzauberung der Vorgänge auf dem Planeten eingesunken ist, bleibt nichts anderes übrig als sich dem, was für einen selbst wahrnehmbar ist,  mit der notwendigen Ernsthaftigkeit und dem notwendigen Humor zuzuwenden.

Bild: heiliger Stein in Indien (mit heiligem Faden).

Bertolt Brecht

Bildergebnis für Bertolt Brecht
Friedenslied
Friede auf unserer Erde!
Friede auf unserem Feld!
Dass es auch immer gehöre
Dem, der es gut bestellt!
Friede in unserem Lande!
Friede in unserer Stadt!
Dass sie den gut behause
Der sie gebauet hat!
Friede in unserem Hause!
Friede im Haus nebenan!
Friede dem friedlichen Nachbarn
Dass jedes gedeihen kann!
Frieden dem Roten Platze!
Und dem Lincoln-Monument!
Und dem Brandenburger Tore
Und der Fahne, die drauf brennt!
Friede den Kindern Koreas!
Und den Kumpeln an Neiße und Ruhr!
Friede den New Yorker Chauffeuren!
Und den Kulis von Singapur!
Friede den deutschen Bauern!
Und den Bauern im Großen Banat!
Friede den guten Gelehrten
Eurer Stadt Leningrad!
Friede der Frau und dem Manne!
Friede dem Greis und dem Kind!
Friede der See und dem Lande
dass sie uns günstig sind!

halten

Heute muss ich vor allem mal meine letzten (sechs) Samstagsbeiträge reflektieren und mich ein paar Fragen fragen, und dazu brauche ich was Licht. Ich werfe also etwas Licht darauf und stelle eine Frage. Diese Situation wurde hervorgebracht durch 3 verschiedene Wahrnehmungen meines Samstagsblogs aus dem Freundeskreis, wo ich erstaunt erfahren durfte oder musste, dass man davon ausging, dass ich sie ernst meinte, also zB die „Naht“ vom 26.8. oder „fabrizieren“ vom 30.9. oder die Tätowierungsanzüge vom 23.9.
Ja was schmerzt mich denn da, oder ist es nur eine Verblüffung meinerseits, dass man mir zutraut, solche Ideen ernst zu meinen. Oder soll ich es als Lob sehen? Denn von mir aus verdient es das auch ein bisschen, denn es passierte mir ja spontan, weil ich das Kleid verkehrt herum anhatte und angeregt wurde, von einer absurden Beobachtung ausgehend, das Ganze an den Rand einer Möglichkeit zu bugsieren, wo das eigene Gehirn auf einmal selbst etwas für möglich hält und dabei mit hemmungslos auf einer Bahn freigeschaltetem Geist  sieht, wie aus einer absurden Idee ein überzeugendes Objekt werden kann, was  auch ein bisschen zum Fürchten ist und deswegen eine gute Form des Humors, der an der Wurzel seiner potentiellen Tiefe auch Schwermut, Formen von heller Verzweiflung, vor allem aber Liebe haben kann. Aus einer anderen Ecke heraus erhoffe ich mir natürlich Salven von herzlichem Lachen als Reaktion auf die fünf Minuten des Lesens, und ideal wäre m.E. eine frohe Stimmung den ganzen Morgen hindurch, ausgelöst von den verborgenen Untiefen meines Samstag-Goldtrog-Projektes. Man will doch nicht darauf hinweisen müssen, dass etwas heiter gemeint ist. Daher kann es mal wieder nur an mir liegen, und wahrscheinlich muss ich auch noch darüber nachdenken, obwohl heute sinnfreies Denken auf meinem Arbeitsplan stand. „Sinnfreies Denken“, genau, schon wieder ein schmerzhafter Aufschrei, denn ich wurde darauf hingewiesen, dass das auch eine philosophische Richtung sei oder sein könnte. Eben: alles könnte sein beziehungsweise kann sein, wenn es den Transport zur Anwesenheit gut überstanden hat. Es schmerzt mich also jetzt schon etwas weniger, denn ich sehe ein Lichtlein brennen. Und damit niemand enttäuscht sein muss, der von meinem Samstagblog erwartet, vom scheinbar Unmöglichen ins Mögliche transportiert zu werden, gebe ich jetzt noch einen Supremen Super Tip, simpel wie all meine Samstagseinfälle, und praktisch, ja! PraYo also: praktisches Yoga, das reserviere ich mir doch gleich für die Zukunft, weil es so genial ist! Bildergebnis für sonderzeichen registrierte marke Praktisches Yoga!!! Gut: Man nimmt hierfür also eine der ausgedienten Computerfestplatten, die ja bei einem immer mal wieder rumliegen werden. Wegen der Schönheit des Gegenstandes und der Gefahr, über die Web-Kamera von hungrigen Hackern bei der Entfernung der Festplatte beobachtet zu werden, bemalt man sie gründlich, am besten mit Gold. Man kann sich an meiner Festplatte im Bild ein Beispiel nehmen. Weil es ja auch eine sehr feste Platte ist, schraubt man sie sich an eine Wand und kann, wenn man mal nicht so gut drauf ist, sich daran festhalten. Jetzt hat man einen Festplattenfesthalteunterstützungsgriff und kann denken:Wow!!! Wer hätte das gedacht, dass meine alte Festplatte mir eines Tages nochmal Halt geben kann. Ja, gern geschehen. Keine Ursache.

Zubehör

Immer mal wieder fällt mir der Satz ein: „Wer nicht hören will, muss fühlen“, vor allem, weil ich ihn nie wirklich verstanden habe außer vielleicht als preußischen Vaterton „wenn du nicht gehorchst, setzt’s was!“ Was muss man denn da hören wollen? Und warum muss ich, wenn ich es nicht hören will, dann was fühlen!? Überhaupt: „fühlen müssen“ klingt auch nicht gerade inspirierend. Ist es nicht auch eine schwerwiegende Sache geblieben, wenn man wissen will, was man fühlt? Es ist immer schwer, eine eigene, klare Sicht von etwas zu erlangen, wenn man weiß, dass sich ins Gesellschaftskollektiv was so tief eingenistet hat, dass man sich als Exot/in vorkommt, mal wieder ganz einfache Fragen an sich zu stellen. Was fühle ich eigentlich, und wie weit kann ich wissen, was diese Gefühle sind und was sie mit mir zu tun haben, wo sie hingehören und ob es überhaupt welche sind! Jede/r gilt ja gerne als gefühlvoller Mensch, den ach! so viel bewegt und gerne am Leiden der Welt emotional mitmacht. Vielen fehlt was. Es nagt der Zahn der Zeit am Unvermeidlichen. Was fehlt denn so, und wenn, was, und habe ich Worte für das Gefühl? Denn sonst, wie soll ich es mir verständlich machen, und dann auch den Anderen. Wenn ich es gar nicht und niemandem verständlich machen kann, dann weiß ich ja gar nicht, was mich bewegt. Muss ich es wissen. Müssen nicht, aber vielleicht doch wollen. Dann kommt natürlich der andere berühmte Satz herbeigeflossen, dass, wenn wir es nicht fühlen, wir es auch nicht erjagen werden. Ein Mensch, der sich die eigenen Gefühle bewusst macht, lässt vermutlich einiges sein, wonach ihm oder ihr zumute ist. Wer will schon hassen? Erst, wenn man das Gefühl bei sich erkennt, kann man steuern und weitere Entscheidungen treffen. Es kann auch in dem ganzen Treiben etwas verloren gegangen sein, sozusagen aus dem Erleben gefallen, und trotzdem viele Menschen noch davon ausgehen, dass sie was fühlen. Wenn man nicht mehr sicher ist, muss man mal ernsthaft schauen, ob man es fassen kann. Vielleicht hat die Verbindung zum lebendigen Organismus Schaden erlitten, und man beginnt zu erwägen, dass eine Maschine doch ein optimalerer Mensch werden kann. Alles Gedachte legt sich nieder im Strom. Manchmal erschrickt man und erkennt, dass man auf tiefste Weise verbunden ist mit dem Vorgang.
Die Kiste auf dem Photo stand bei einem Waldgang auf unserem Weg, wo in der Nähe ein Film produziert wurde.  Dann kam ein Mann und behauptete beim Wegtragen, er wüsste genau, warum wir das Photo machen wollten. Ja klar, Mann! Ist doch offensichtlich! Eine Kiste für den Mythos „Fühlen“. Im Inneren Licht-Zubehör.

wiederholen

„Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten……“.* Fallen mir doch jeden Herbst verlässlich ein, die vollkommenen Herbst-Zeilen, und die verneinende Gebärde in dem Fallen…Bei der Weltbetrachtung kann man sich leicht daran gewöhnen, die Erscheinungen als Wiederholungen wahrzunehmen. Aber es kann sich ja gar nichts wiederholen, denn jeder Moment ist, ob man es so sehen will oder nicht, ein völlig neuer Moment. Selbst die förderlichen Wiederholungen, das gründliche Lernen zum Beispiel, oder die wertgeschätzten Gesten unter Menschen, sind nie eine Wiederholung,. Alles ist immer neu. Nur wir ziehen unsere Bahnen, als könnten wir  tatsächlich nicht anders sein, als wir  zu sein scheinen, und die Frage, ob wir wirklich so sind, wie wir erscheinen, oder überhaupt, was wir sind und wer, hat schon sehr viele Gehirne beschäftigt. Das hört nie auf. Das geht immer weiter. Es ist selbstgestaltend, denn auch wir sind SelbstgestalterInnen. Jede/r organisiert seinen/ihren ihm/ihr möglichen Raum. Ob das Ganze auch völlig anders aussehen könnte, als es jeweils ist, ist zwar eine müßige, aber interessante Frage. Man denkt gerne an das Weiten der eigenen Möglichkeiten, und man dehnt sie ja auch. Man dehnt sich, so weit man kann. Wie weit kann man dehnen? Es muss ja auch nicht gedehnt werden, denn da ist meistens noch zu viel Anstrengung für das Hirn enthalten, und wie leicht mutiert ein angeregter Gedanke zu einer beliebigen Karotte. Leicht gesagt: Be here now . Wer sitzt im Jetzt? Die Blätter fallen…nichts wiederholt sich jemals…Der Geist des Ostens erreicht die wundeste Stelle Europas. War alles schon immer da, und wer holt es sich wieder?
* Herbstzeilen: Rainer Maria Rilke

weiter

Die Einheit also und die Freiheit, und die Schönheit und das Helle, wo alle hinwollen, und nein! ich denke nicht, das es einen Preis hat. Die einfachen Dinge, die man wirklich genießen kann, sind ja oft auch umsonst. Und dennoch ist wiederum fast nichts umsonst, denn es braucht Einsatz und die Schulung von Neigungen, die man mehr schätzen gelernt hat an sich als andere. Das dauert doch ganz schön lange, bis man sich selbst den Blick gewährt, der einem wohltut. Es ist das eigene Schicksal, mit dem man umgegangen ist und das einem durch die Augen schaut. Man darf nie vergessen, wie oft man auch von Menschen überrascht worden ist. Aus allen Systemen sind immer einige als menschliche WürdenträgerInnen herausgekommen. Auch im Kapitalismus wird es Überlebende geben, was Kunst und Wissenschaft des Menschseins betrifft, da man auch davon nur weiß, dass es unter uns und durch uns entstanden ist und dass es das ist, was wir daraus machen. Vielleicht hat man mal alles gesagt, was man sagen wollte, dann kommt noch die Heiterkeit. Vorher hat man auch viel gelacht. Ist ja als Schauspiel auch umwerfend. Umwerfend schmerzhaft auch. Manchmal erinnert man sich an sich selbst und erkennt sich nicht mehr. Jetzt glaubt keiner mehr, dass Störche die Kinder bringen. Das Raumschiff fährt weiter. Scheinbar unaufhörlicher Aufenthalt im Raum. Erfrischende Nüchternheit. Berge sind wieder Berge.

aber

Also ich war jetzt nicht am Grübeln, ob zum Tag der Einheit verbal etwas aus mir herauskommen will. Zum Glück bewegt sich mein Blog in der von mir erschaffenen Rubrik „Positive Falle“, d.h. ich freue mich täglich über das Abenteuer, hier am „Digital Window“ zu sitzen und meiner ursprünglichen Yoganautik-Definition treu zu bleiben. Aber d a s natürlich nur nebenher, denn ich brauchte nicht lange zu warten, da wurde mir von meiner eigenen Hand ein Stück Papier zugeschoben. Es war ein Schnipsel wie so viele, nach denen man sich automatisch beim Herumgehen im Raum bückt und dadurch auch gleich die Rückenmuskeln stärkt. Aber da dieser Schnipsel aus feinem Papier war, überlegte ich kurz, wo er wohl hingehörte, und schaute deshalb darauf. Dort stand, was oben im Bild zu sehen ist, nämlich eins der wunderbaren Gedichte, die von zwei Worten und einem Zeichen leben können. Was, frage ich mich, könnte man am Tag der Einheit Tieferes sagen als „Aber: daß“. Es ist eine Botschaft, wie sie nur der arglose Äther erschaffen kann, denn man versteht sofort, ohne in eine mentale Bemühung zu kommen, den ganzen Sinn des Urgrundes.  Denn eben: d  a ss die Dinge so sind, wie sie sind, ist eines, a b e r dass sie nur so sind, weil wir so sind, wie wir sind, ist ein anderes. Wo der Tag automatisch vereint, ist für viele auch der Genuss des längeren Schlafes und Schlafes Bruder, der durch die klimatischen Verhältnisse noch unterstützt wird. Hier und da wird es Feiern geben und Versicherungen, dass wir das schaffen. Dass wir das „Wir“ schaffen, das von den Einzelnen abhängt. Kein Wir ohne Einzelne. Wenn Einzelne ein Wir brauchen, damit sie nicht vereinzeln, das ist oft nicht so hilfreich. Aber wenn ein Wir einen Einzelnen braucht, das geht auch meistens nicht gut. Es kommt natürlich immer darauf an, wer das Wir ist und wer der Einzelne. In der Erkenntnis, dass wir alle beides sind, wird es noch komplexer, aber auch interessanter. Jede/r Einzelne hat Wirkung auf das Wir, aber das Wir ist auch nicht ohne in der Wirkung auf den Einzelnen. Ob ein in einem bestimmten System geschultes Bewusstsein wirklich in eine Einheit mit einem völlig anders geschulten System kommen kann, fragt sich. Was ist überhaupt eine Einheit? Einige Einheiten flattern durch Klappen des Gehirngewebes, die mit der Einheit unter Menschen gar nichts zu tun haben…..Nehmen Sie bitte eine Einheit davon….oder so. Ich persönlich habe feststellen dürfen, dass alle meine vorzeigbaren Heldentaten durch die Liebe geschenkt wurden. Ich meine, dass da, wo die Liebe spürbar ist, Einzelne herumgehen, die automatisch ein eher wohlwollendes Wir bilden. Warum sollten die Dinge nicht gelingen, die einem am Herzen liegen. An der Politik ist so unangenehm, dass egal, wie rechtschaffen jemand an die Probleme rangeht, sie werden immer zu Lügnern. Zum Beispiel: von wegen will man die Catalanen bei sich haben! Man will die Schätze nicht verlieren, die dort bei denen lagern und ihre unabhängige Existenz ermöglichen. Aber gut, heute ist Ruhetag, Tag der deutschen Einheit. Wäre der irrsinnige Täter aus Las Vegas als Deutscher in einem unserer Hotels am Fenster gestanden als Warnsignal, was so alles unsichtbar in den Gehirnen rumort und in den Häusern gebunkert wird, hätte es den Einheitstag mächtig beeinträchtigt. So viel Trauer in so viel Leben! …Auf der Rückseite meines Matrix-Schnipsels standen auch noch zwei Worte, die sind nicht ganz so zugänglich, aber auch schön: „dürfen“ und „unmitte“. Man könnte daraus jetzt natürlich den Satz bilden „das Dürfen in der Unmitte“, an den sich sofort ein ungeschriebener Gesellschftsroman knüpft, oder, da man von den verborgenen Buchtstaben ausgehen kann, sich in ein „unmittelbares Dürfen“ hineinmanövrieren. Zum Tag der Einheit! Die unmittelbare Einheit sein dürfen bzw sein können, die man ist. Wer trägt die Verantwortung?

ein-und aussteigen

Zwischen dem „Es-ist-wie-es-ist“ und dem „Es war einmal“ bis zum „Es-ist-nicht-mehr“ kommt man, wenn man etwas Glück und Unternehmungsgeist und Überlebenswillen hat, mit vielem in Kontakt. Mir scheint, auch wenn es Ausnahmen geben sollte, das alles, mit was wir Verbindung aufnehmen, Geschichten sind. Die Möglichkeiten von Geschichten, wahr zu sein, sind ziemlich gering. Der Wahrheitsgehalt wird automatisch dosiert durch den „Rashomon-Effekt“, dh., alle sehen es immer von der eigenen Warte aus, wo selbst Ereignisse im selben Raum vollkommen unterschiedlich wahrgenommen werden. Wir haben nicht wirklich eine Wahl, in unsere Story einzusteigen, denn wir befinden uns bereits im Setting, wenn wir ankommen. So liegt der Umgang mit einer Freiheit, die bis zu einem gewissen Grad ja gegeben ist, in der Handhabung der Geschichten, die mir einerseits vorgeschrieben sind, aber nicht, wie ich mit ihnen umgehe. Ja, Kulturen können tödliche Wirkung haben, aber mich interessiert oft das Vorher, wo das eigene Bewusstsein noch Raum hat, bevor das ins Unbewusste Geschubste tatsächlich passiert. In jedem Fall nimmt die Geschichte ihren Lauf und wir erhalten die Prägungen, die unsere Form und unseren Geist bestimmen. Man gewöhnt sich an andere Menschen, die sich in all den Räumen miteinander aufhalten. Je mehr die eigene Geschichte einem selbst bewusst wird, desto ergreifender die Begegnungen mit Gleichgesinnten. Das Gleichgesinnte ist eine bewegliche Form und handelt von der Meisterschaft der Ebenen. Auch wird man manchmal eingeladen in Räume und merkt, man will da gar nicht sein. Man schaltet eine schalldichte Eichentür in den Freiraum und geht seiner Wege. Manchmal überkommt einen ein tiefes Interesse an anderen Geschichten der Geschichten wegen. Meine Güte! Wer würde sich nicht gerne verbeugen vor dem geistigen Potential, aus dem die Geschichten kommen. Geschichten sind die Systeme, mit denen wir unterwegs sind, und diesselbe Frage taucht auf: gibt es glaubwürdige Geschichtslosigkeit, und wie würde sie aussehen? Der Fehler wäre natürlich, sie wegdenken zu wollen, denn das klappt nicht. Und wenn die persönliche Geschichte nicht nach einem ausgreift, muss man sich ja nicht mit ihr beschäftigen und fließt mit dem Strom des Seins. Sie greift aber aus, die Geschichte! Da wo der Wurm nagt, da, wo der Schmerz liegt, da, wo das Wort gar nicht in Erscheinung kam undsoweiter, da öffnet sich das Lernfeld der Geschichten und unser Verständnis davon, entlang an Kriterien oder Wertvorstellungen, die wir als die unseren gewählt haben. Je mehr innere Geschichten belichtet werden, desto leichter und lichter erscheint der Durchgang, auch wenn an der Schönheit der Dunkelheit nichts verloren geht. Wenn in den Dämmerungsstunden der schwarze Faden nicht mehr von dem weißen zu unterscheiden ist. Da setzt der Gesang des Muezzin ein. Klar, warum auch nicht ihm lauschen, auch wenn ich nicht verstehe, was er sagt. Wenn ich keine Geschichte daraus mache, ist ein Muezzin nur ein Muezzin. Alles, was man dann weiß, ist, dass es ihn gibt. Auch die Anderen mit dem, was wir selbst für das Leuchten halten, nicht stören. Aussteigen aus den Geschichten der Anderen, wenn die Aufnahme einem nicht gut tut. Der Zug kann ruhig abfahren. Noch gibt es Flugreisen.

Ira Cohen

Bildergebnis für Ira Cohen
For Petra running through the streets
of Essaouira with a beating heart in
her hands

To what fell Black Winged Majesty
Does your Beauty’s shivering glance
Owe its silver talon & claw
What spider more fantastic
Came ever down
From tautstringed web
To take its prey
From realms of endless dreams
& streams of airy currents
Where prisms are set aflame
Before the dawning day
Oh say! Skullface gleams
With rich full lips
And rides a Spirit Steed
Which laughing in the wind
Of Time makes mockery
Of what all mortals fall to to need
For having fallen
you fell to know
The veil in flames
The blind heart’s show.