ein-und aussteigen

Zwischen dem „Es-ist-wie-es-ist“ und dem „Es war einmal“ bis zum „Es-ist-nicht-mehr“ kommt man, wenn man etwas Glück und Unternehmungsgeist und Überlebenswillen hat, mit vielem in Kontakt. Mir scheint, auch wenn es Ausnahmen geben sollte, das alles, mit was wir Verbindung aufnehmen, Geschichten sind. Die Möglichkeiten von Geschichten, wahr zu sein, sind ziemlich gering. Der Wahrheitsgehalt wird automatisch dosiert durch den „Rashomon-Effekt“, dh., alle sehen es immer von der eigenen Warte aus, wo selbst Ereignisse im selben Raum vollkommen unterschiedlich wahrgenommen werden. Wir haben nicht wirklich eine Wahl, in unsere Story einzusteigen, denn wir befinden uns bereits im Setting, wenn wir ankommen. So liegt der Umgang mit einer Freiheit, die bis zu einem gewissen Grad ja gegeben ist, in der Handhabung der Geschichten, die mir einerseits vorgeschrieben sind, aber nicht, wie ich mit ihnen umgehe. Ja, Kulturen können tödliche Wirkung haben, aber mich interessiert oft das Vorher, wo das eigene Bewusstsein noch Raum hat, bevor das ins Unbewusste Geschubste tatsächlich passiert. In jedem Fall nimmt die Geschichte ihren Lauf und wir erhalten die Prägungen, die unsere Form und unseren Geist bestimmen. Man gewöhnt sich an andere Menschen, die sich in all den Räumen miteinander aufhalten. Je mehr die eigene Geschichte einem selbst bewusst wird, desto ergreifender die Begegnungen mit Gleichgesinnten. Das Gleichgesinnte ist eine bewegliche Form und handelt von der Meisterschaft der Ebenen. Auch wird man manchmal eingeladen in Räume und merkt, man will da gar nicht sein. Man schaltet eine schalldichte Eichentür in den Freiraum und geht seiner Wege. Manchmal überkommt einen ein tiefes Interesse an anderen Geschichten der Geschichten wegen. Meine Güte! Wer würde sich nicht gerne verbeugen vor dem geistigen Potential, aus dem die Geschichten kommen. Geschichten sind die Systeme, mit denen wir unterwegs sind, und diesselbe Frage taucht auf: gibt es glaubwürdige Geschichtslosigkeit, und wie würde sie aussehen? Der Fehler wäre natürlich, sie wegdenken zu wollen, denn das klappt nicht. Und wenn die persönliche Geschichte nicht nach einem ausgreift, muss man sich ja nicht mit ihr beschäftigen und fließt mit dem Strom des Seins. Sie greift aber aus, die Geschichte! Da wo der Wurm nagt, da, wo der Schmerz liegt, da, wo das Wort gar nicht in Erscheinung kam undsoweiter, da öffnet sich das Lernfeld der Geschichten und unser Verständnis davon, entlang an Kriterien oder Wertvorstellungen, die wir als die unseren gewählt haben. Je mehr innere Geschichten belichtet werden, desto leichter und lichter erscheint der Durchgang, auch wenn an der Schönheit der Dunkelheit nichts verloren geht. Wenn in den Dämmerungsstunden der schwarze Faden nicht mehr von dem weißen zu unterscheiden ist. Da setzt der Gesang des Muezzin ein. Klar, warum auch nicht ihm lauschen, auch wenn ich nicht verstehe, was er sagt. Wenn ich keine Geschichte daraus mache, ist ein Muezzin nur ein Muezzin. Alles, was man dann weiß, ist, dass es ihn gibt. Auch die Anderen mit dem, was wir selbst für das Leuchten halten, nicht stören. Aussteigen aus den Geschichten der Anderen, wenn die Aufnahme einem nicht gut tut. Der Zug kann ruhig abfahren. Noch gibt es Flugreisen.

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