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Da ich mich in den letzten Monaten im Kontext unserer momentanen Erfahrungen in Haus und Welt viel mit dem Tod beschäftigt habe, habe ich natürlich auch das bereits Gewusste besser und tiefer verstanden. Zum Beispiel, dass das Sterben ein langer Prozess sein kann, der Tod aber nur einen einzigen Moment dauert, nämlich dann, wenn er da ist. Ein machtvoller Auftritt in der Tat, denn wenn er da war, verschwindet er gleich wieder, hinterlässt aber enorme Bewegungen, die gehandhabt werden müssen. Außerdem habe ich jetzt von einer bereits Gestorbenen (durch ihre hinterlassenen Texte) und einer sich im Sterbeprozess Befindlichen gehört, dass Sterben gar nicht so „schlimm“ ist. Ja, es kann vorkommen, dass diese letzte, noch verbleibende Zeit ein Ansporn wird zu vielen freudeerzeugenden Dingen, wie etwa das Kramen in all den Dingen, die nun wie ein zäher Strom voller Erinnerungen hin zu Freunden, Johannitern oder Containern fließen. Was man alles so hatte, was sich in dunklen Schubladenwelten auf unerklärliche Weise ansammelte, um nie mehr hervorgeholt zu werden ans Licht. Aber eben doch kann es hervorgeholt werden, eben jetzt, wo endlich klar ist, dass dies auch das Ende der Schubladen ist, das Ende eben vom Ende aller Enden. Ich habe mir an einem bestimmten Flecken in meinem Gehirn eine Notiz gemacht, auf die ich vielleicht eines Tages zugreifen kann: hat man den Tod also einmal voll akzeptiert, kann man ihm, beziehungsweise dem Faktor X, ohne weiteres oder gerade d a n n einen gewissen Genuss abringen, ihn sozusagen zum Sahnehäubchen ernennen und ihn die großen Epen über die Gaukeleien der Menschengeschichte deklarieren lassen, während man weisheitsträchtig und aus der von einem selbst legalisierten Distanz heraus dem Spiel im Sandkasten zuschaut, oder auch nicht.
Tamara Ralis November 7, 2023
… dass Sterben gar nicht so schlimm ist und der Tod ein großer Auftritt … und die Lieder immer ….
Jeder Moment hat Schönheit – every moment´s beauty comes as a song.
Wahr spricht die Norne und wir hören zu.