Bilder: 1. Der neue Schein 2. Lord of Dust 3. Gott der Logik
Während ich hier mit der Staubschlacht beschäftigt war und noch bin, stehen draußen im Land und hier im Dorf die Menschen noch immer Schlange an den Banken und den Geldautomaten. Ein faszinierender Coup von Narendra Modi, der, wie ich in Delhi immer wieder gehört habe, von den meisten Indern/Innen (?) darin unterstützt wird. Hier aber, wenn ich gegen Abend mein Staubgewand ablege und geduscht habe und ins Dorf gehe, um dort viel Chai zu trinken und Menschen zu treffen, die ich 8 Monate nicht gesehen habe, habe ich noch keine Begeisterung vernehmen können. Alle reden kopfschüttelnd über den Irrsinn dieser Nacht der Geldentwertung und diese offensichtlich sehr schlecht organisierte Revolution. Es ist so, als würde man den Boden einer Kultur unter allen Füßen gleichzeitig über Nacht wegziehen und durch einen Zaubertrick ins schlechthin Ungewisse befördern, wo ich mich ja wiederum ganz gerne bewege, nicht aber die Millionen, deren Lebenseinkommen lange unberührt in Matrazen und Krügen und unter Bettler-Sitzkissen untergebracht war, für alle Notfälle gut aufgehoben. (Und in genau diesen jetzt wertlosen 5000- und 1000 Rupienoten!)
Die Welt der Geschichten rast ins Unermessliche, denn wer hätte nicht zumindest einen Verwandten oder Bekannten vor einer
Bank schon mal einen Schwächeanfall gehabt haben! Gestern hat
mir ein Brahmane von 80 Toten erzählt, die angeblich beim
stundenlangen Warten schon das Zeitliche gesegnet haben.
Dann gibt es die frischen Fakten: das neue Geld (s.o) soll Farbe
abgeben, wenn es mit Wasser in Berührung kommt, daran
erkennt man seine Echtheit. Deshalb habe ich oben Ganesh,
den Elefantengott, neben das Photo des neuen
2000 Rupienscheins gestellt, weil Ganesh der Gott der Logik
ist. Es soll Elefanten geben, bei denen man“angeblich‘ (ein sehr
wichtigesWort hier) nach ihrem Verenden einen kostbaren
Stein im Gehirn gefunden hat, der wohl mit klarer Sicht
verbunden wurde. Man sieht auf dem Bild oben natürlich die
Komplexität, die eine Idee annehmen kann, wenn sie sich haltlos
entwickelt. Außerdem kann man auch den Staub sehen, der
noch auf der Logik ruht, bis er auch vom Hausaltar entfernt ist.
Aber zurück zum Geld: meine langjährige Freundin Lali war
gelassen über das Drama und meinte, dass endlich klar sei, dass
es im Prinzip nur um Geld geht. Ein Mann aus der Sindhi
Community fand es erheiternd, dass der Begriff des Geldvorgangs
„demonetisation“ ist, den Dämon“ (demon) also gleich am Anfang
enthält.. Ich persönlich war hoch erfreut, in meiner ersten
„Times of India“ am Platz in der Zeitung, der „sacred space“
heißt, ein paar Worte (angeblich) von Sokrates zu finden über Geld.
Hier sind sie:
„Geld als Währung“ (money as currency)
Geld is die schlechteste Währung,
die jemals unter Menschen entstanden ist.
Es vergräbt Städte, verjagt Menschen von
ihrem Zuhause. Es korrumpiert und lehrt
die wertvollsten Geister, sich niederen
Taten zuzuwenden.