Mit der generellen Neigung, männlichen Geist zu bewundern oder zu überschätzen, muss man persönlich umgehen, wenn die Zeit dafür da ist. Man wächst bis heute hinein in eine männlich geprägte Welt, die man als den Normalzustand versteht, bevor man sich eigene Gedanken macht. Sofern man im Geistigen das Männliche und das Weibliche überhaupt noch unterscheiden würden wollte, muss man trotzdem auf die Plätze schauen, wo Angemessenes Wissen zugelassen wird, und man wird durch die Weltgeschichte hindurch viele Frauen sehen, die mehr oder minder gezwungen waren, ihr Wissen als sogenannte Musen in die Synapsen der Männer zu schleusen, ohne dass es denen zu sehr auffiel oder aufstieß. Die meisten Männer sind auch fürs Zuhören herzlich wenig geeignet, da sie ihren Taschenspiegel vor das dritte Auge, also das innere Auge, halten, das sich über das Selbstbild hinaus noch nicht geöffnet und entwickelt hat. Doch wenn große Vernichtungszeiten sich anbahnen, beginnt das Bild zu bröckeln, und selbst Männer der Wissenschaft bedenken das Niederlegen der Schreibfedern. Vom weiblichen Denken, soweit ungefiltert durchgelassen, hört man nun immerhin ab und zu Töne, die sich unabhängig von patriarchalen Strukturen bewegen, aber noch müssen sie gegen die Shitstürme gefeit sein. Und klar freuen sich auch unsere Freunde, dass Kamala Harris aufgetaucht ist aus dem Schattenreich, aber mit Recht schaudert’s einen, wenn man an die herrschenden Herren denkt, für die diese weibliche Ankunft auf der relevanten politischen Bühne ein ungeheurer Affront ist gegen ihre strotzende Maskulinitätsphantasie. Ach ja, auch der friedliebende Silver Surfer musste ein Herold von Galactus, dem tumben Weltzerstörer werden, um seinen friedlichen Planeten zu retten. Seine geliebte Shala-Bal verzehrte sich nach ihm auf Zen-La und war leider nicht geeignet, um ein wirkungsvolles Amazonenheer zu formieren gegen den Planetenfresser Galactus. Da spielt schon auch die Zeit, in der wir gerade leben, eine größere und bessere Rolle für Kamala Harris, die Hillary Clinton noch nicht zur Verfügung stand. Das kollektive Misstrauen darüber, ob Frauen Länder adäquat regieren können, ist in Wirklichkeit schon ad absurdum geführt, denn es regieren schon einige Frauen Länder und müssen sich nicht immer nach dem Maßstab der Männer richten, und hallo, ob es den überhaut gibt. Wir wollen weiterhin von diesen beängstigenden Planetenvernichtern regiert werden? Nein. Vielleicht werden Frauen sich genauso entwickeln unter Machtverhältnissen, mal schauen. Aber zumindest sollte man sie ranlassen an den Job, damit sich das Mangelhafte korrigieren und das Fehlende sich endlich Räume geistigen Reichtums erschließen kann.