Gerne würde man in bestimmten Momenten einen Abstandshalter einschalten, den man auch noch regulieren kann, aber dann ist es zB. schon in drei Minuten Nachrichten, bei denen man sich über das Wesentliche informieren kann, schon geschehen also, dass man z.B. von der Frau gehört hat, deren Mann jetzt vor Gericht steht, weil er sie jahrelang betäubt hat und hat Männer herangeladen, um sie zu missbrauchen. Es sollen 90 gewesen sein, aber nur fünfzig haben sie bisher gefunden. 50 Männer also, die im Netz der Einladung gefolgt sind, die Frau des Einladers zu vergewaltigen, was sie dann auch machen konnten, denn es war ja vereinbart. Immer wieder stellt man sich, sehr oft als Frau, die Frage, wie man mit solchen Nachrichten umgehen soll, auch wenn es derzeit keine Gefahr bedeutet für das eigene leibliche Wohl. Nein, es geht eher um den ermüdeten Blick auf das Männliche, das sich oft in Kriegen als erschreckend entgleist gezeigt hat und auch gerne Frauen zu Tode schlägt, wenn sie nicht will, was sie soll, oder es nicht macht, wie es gemacht werden muss, einer einzgen, vorherrschenden Meinung nach. Es gibt zu jeder Zeit eine Menge guter, intelligenter, interessanter undsoweiter Männer, und wir sind froh, enige von ihnen zu kennen. Auch unter ‚uns‘ gibt es noch die notwendigen Spannungsfelder, die das sich Unterscheidende hervorheben können und wollen und müssen, aber ich würde mal sagen ich habe keine Angst mehr vor ihnen. Ich habe mich wie die meisten Frauen ein paar Mal durchgekämpft, und es kam schon mal zur Grenze des Lebensgefährlichen. Wenn man unbeschadet davonkommt, hat man Kräfte gesammelt und man weiß, dass es möglich ist, davonzukommen. Kommen Frauen nicht davon, zerbricht etwas und findet günstigerweise das mögliche Maß an Heilung. Aber manche Wunden heilen schwer, man muss sie erst einmal als solche erkennen. Es ist natürlich müßig und manchmal naiv, immer noch zu fragen: wie ist das möglich? Irgend jemand weist dann mal darauf hin, dass auch Frauen Mitmacherinnen und Täterinnen sind, und klaro, es gibt sie. Alle von uns haben mal kurz gegrübelt, wie es möglich ist, dass so viele Amerikaner:innen nicht sehen können wer Donald Trump ist, aber das kann eigentlich so ziemlich jede/r, eben das Offensichtliche ganz bewusst nicht wahhrnehmen wollen, sodass es sich langsam verdreht und zu etwas wird, was man ertragen kann, weil es einem aus irgendwelchen Gründen unentbehrlich erscheint. Jeden Tag bastelt man doch bewusst oder unbewusst an der eigenen Erzählun, und kann sehr wohl erschrecken, wie viele gruselige und erschreckende Geschichten es da draußen gibt, und dass wir wissen, dass diese 50 Männer auf der Anklagebank nur ein kleines Symbol sind für die Spitze des Eisbergs, wo weitere Frauen und Kinder (und Männer) ihres Vertrauens in den lebendigen Fluss ihres Daseins beraubt werden.