In unserem Haus fand eine Vorführung des Märchens “ Das Rumpelstilzchen“ statt. Es sollte einerseits für die Puppenspielerin eine Probe sein für weitere Auftritte im öffentlichen Raum, andrerseits war es von uns gedacht als ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für Amid, der gerade 5 Jahre alt wurde und durch den Aufenthalt im Kindergarten schon ziemlich gut Deutsch spricht. Auch seine Mutter spricht ganz gut Deutsch, und deren jüngere Schwester geht in die Schule und fühlt sich hier zuhause. Als ich sie abgeholt habe für das Märchenstück, habe ich schon im Auto versucht, im voraus ein bisschen zu erzählen. Wisst ihr, was ein Müller ist, frage ich. Nein, was? Also ein Müller ist ein Mann, der Mehl mahlt in der Mühle. Sowas wie ein Bäcker, sage ich. Ach so. Ich bin schon mitten im Märchen. Es war einmal. Und diesen Müller also sehen wir kurz danach auf der stattlichen Bühne. Die afghanische Familie sitzt in der ersten Reihe und bald wird klar, dass sie so gut wie nichts davon verstehen können. Ich könnte ja gar nicht erklären, worum es hier geht, denn ich sehen es auch zum ersten Mal. Ich dachte immer, ich verstünde das Märchen, aber es ist gar nicht so einfach. Klar ist, dass der Müller prahlt, was für ein Prachtskerl er ist. Als der geldsüchtige König Wasser braucht für seine Pferde, kommt er mit dem Müller in Kontakt, der von seinem goldigen Töchterchen prahlt. Dieses Töchterchen muss dann los ins Schloss und dort in einem Gefängnis das Unmögliche vollbringen. Sie macht einen Deal mit dem magiefähigen Zwerg. Ob der Müller-Papa sie wohl inzwischen vermisst? Nein, wohl nicht, denn als sie das Menschenunmögliche tatsächlich managed, wird sie vom König, dem Bösewicht, geschwängert und hat nun ein süßes Baby, das seine Mutter durch sein Dasein aus ihrer Ohnmacht reißt. Ein ihr ergebener Untertan streift durch die Wälder der Erde, um das furchtbare Geheimnis für die Prinzessin/cum Königin zu lüften. Sobald sie sich einsetzt, bekommt sie Kräfte. Und siehe da!, der Name wird ihr gebracht. Nun hat sie die Karten in der Hand! Heißest du etwas Eberhard? Nein? Ja, heißest du vielleicht Ottokar? Nein? Auch nicht? Sie zieht ihren Sieg genüsslich in die Länge. Auch müssen die Dinge drei Mal sein. Ja heißest du etwa!!!!!!…….?????? Da flippt der kleine Magier aber mächtig aus, denn wenn jemand seinen Namen kennt, ist es aus mit seinen Zaubertricks. Dabei wollte er doch nur das kleine Lebewesen haben. Was hatte er wohl mit ihm vor? Nein! hat er gesagt, ganz im Gegenteil zum gierigen Herrscher, ich brauche weder Gold noch Gut. Ich will was Lebendiges!!! Na, zum Glück ist nochmal alles gut gegangen, und man kann nur hoffen, dass der König die standeswidrige Mutter des Kindes nicht in den Boden stampft, wenn er herausbekommt, dass mit der Geburt ihre Fähigkeit, Stroh in Gold zu verwandeln, erloschen ist. Vielleicht hat sich ja auch durch die überraschende Erscheinung des Thronfolgers die Stimmung im Schloss etwas verbessert. Aber das ist schon lange her, und ob die wohl noch leben…..?