Da preschen sie vorwärts, die Blütengeschosse, da ist man (kurz mal) betäubt vom rasenden Gewandwechsel da draußen. Denn waren nicht gerade die Äste noch nackt in ihrer graphischen Strenge, und nun nichts als Überfluss und Farbbetäubung, sodass man ertragen muss, beim Ausbruch der Kräfte nicht überall gleichzeitig dabei zu sein. Na ja, geht schon, ich brauche auch den Rückzug in meinen Raum, wo eher das Künstliche seine Ordnungen hält, oder ist es das Künstlerische, das dem Natürlichen paroli bietet, und ohne das unser Leben nicht sein könnte. Aber ebenfalls nicht ohne die Natur, die allerdings ohne uns bestens auskäme, aber wer weiß, vielleicht gehört das doch alles auf unbestimmte Zeit und geheimnisvolle Weise zusammen und webt den Teppich, den noch keiner gesehen hat. Dem Wildwuchs da draußen steht ja auch unsere eigene Natur gegenüber, von der Nietzsche meinte, sie müsse überwunden werden, worüber ich einst länger nachdachte. Und klar können wir Menschen unsere Triebe nicht wild ins Lebensfeld schießen lassen, und wo es trotzdem geschieht, gibt es hohe Preise. Und man kann nichts gegen gepflegte Gärten sagen, in denen Wildwuchs eine besondere Note darstellt. Kein Zweifel, der Mai ist gekommen, und die Wertschätzung für mein Schicksal wächst. Denn ich lebe in einem Land, in dem ich (noch) sagen kann, was ich denke, und wo (noch) Frieden herrscht, und wo ich (u.a.) die Nähe zwischen Magnolie und Kirschbaum gelassen genießen kann.