Wenn die als groß oder gar als erhaben empfundenen Momente vorüber sind, fangen die entlassenen Kräfte erst an zu wirken. Was machen all diese Menschen vom Petersplatz (z.B.) mit dieser Geistigkeitsbombe, die sie und uns alle einen Nu lang verbunden hat, jenseits von Moral und Zugehörigkeitssehnsüchten. Es hatte ja auch nicht wirklich etwas mit ‚Gott‘ zu tun, sondern eher mit der geradezu übermenschlichen Erwartungshaltung, es möge ein glaubwürdiger Mensch erscheinen, der dem Irrsin des menschlichen Tuns entgegentreten kann. Aber nun fängt die Arbeit erst an, der Papst wird um seinen Job wenig beneidet, es ist sozusagen ein Kreuz, an das man genagelt wird, und in diesem Verlauf auch auferstehen kann. Und Marion Friedländer bzw. ihr emotional geladener Tod passte da auch gut hinein, denn sie war ja das wandelnde Wunder, das Auschwitz überlebte. Wenn man den letzten Hoffnungstropfen auf gelingendes Menschsein verliert, zeigt es sich zuweilen genau da, wo man es kaum mehr erwartet. Und was ‚Gott‘ betrifft, so weiß ich aus eigener Erahrung, dass es Ebenen gibt, auf denen man Unfassbares und jenseits des Wortes Liegendes erleben kann. Und ja, das kann sehr schön sein und hat auch den Wahrheitsgehalt aller Dinge, die wir erleben, eben genau und nur in d e m Moment. In Berlin bei den ägyptischen Sarkophagen fühlte ich mich einerseits aus ihnen steigend, andrerseits trauernd in ihnen versinkend, das liegt vielleicht an der Psychometrik, oder aber an der Fähigkeit des Geistes, sich hineinzuversetzen in das Wesenhafte, um Kenntnis zu erlangen von dem, mit was es, also ich mich verbunden fühle. Für mich war Indien für das Gott-Studium und die göttliche Praxis perfekt. Trotz allem Grusel, der auch dort herumgeistert, ist es schwer, Zweifel am göttlichen Treiben zu kultivieren, denn es wird bzw. ‚wurde‘ nichts ausgeschlossen und in seiner groteskesten Form noch göttlich genannt und machte auch auf der Tabakhülle keinen Halt. Alle sind sehr busy mit Ritualen, und so wird einiges gebändigt, was sonst noch mehr Schaden anrichten könnte. Für mich birgt die Allmacht eines Gotteslenkers keine Logik (mehr). Ich habe auch niemanden verlassen oder bin irgendwo ausgestiegen, oder warte, vielleicht bin ich doch ausgestiegen, denn ich kann das Ungewisse ziemlich gut aushalten und vermute, dass es die Quelle des Wunders selbst ist.


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