In Indien, dachte ich gerade, kam die Idee des zu (s)einer Religion sich bekennenden Hindus gar nicht auf, da Gott und Götter die anerkannten Vorgesetzten sind. Das kann einerseits ein universales Gefühl von Aufgehobenheit im Großraum bedeuten, hat andrerseits aber wie alles Helle eine tiefdunkle Schattenseite, die vor allem Muslime und Andersgläubige zu spüren bekommen. Dazu kommt, dass Hinduismus nicht wirklich eine Religion ist, sondern ein Lebensstil, mit dem die meisten hochzufrieden sind. Naja, das bröckelt auch schon in den letzten Jahrzehnten, und vielleicht kann man es schon heute eine leere Hülle nennen, die durch künstliche Intellgenz leicht zu steuern ist. Die Leichtgäubigkeit hinterlässt immer Spuren, genauso tief wie der Zwang. Bis das Blut die einst heiligen Treppen hinunterfließt. Und jetzt hier die wichtige christliche ‚Kar‘-Woche (‚kara‘ von Klage, Kummer, Trauer), wo getrauert wird um ein Schicksal, von dem alle wissen oder zumindest zu wissen glauben, wie es sich auf schrecklichste Weise entfaltet hat, und wo der Geopferte selbst nicht mehr wusste, warum er so verdammt gottverlassen war. Es wurde ja nie geklärt, so, wie viele schreckliche Dinge nie geklärt wurden und werden, weil sonst die Glaubenwollenden ihre Emotionen und ihre Rituale nicht hätten, und können auch so immer besser gesteuert werden. Und es darf die festgezurrte Story ja auch keine Fragen aufwerfen, ich meine persönlich, so wie: Hätte ich selbst da am Rande des Weges zugeschaut, wie sie den Gefolterten mit den langen blonden Haaren, den Unruhestifter, den Aktivisten, zum Kreuz haben das schwere Ding schleppen lassen, und haben ein bisschen gekichert. Insofern ist das natürlich auch immer eine moderne Geschichte, die sich die jeweiligen Menschen nachträglich wieder zurechtbasteln, damit man wenigstens von Einem sagen kann, dass er unsere Krankheit trägt und unsere Schmerzen…(?).