Es wird also allerorts viel nachgedacht, vielleicht sogar etwas gründlicher als sonst, weil unübersehbar und unüberhörbar die Tatsache erfahrbar gemacht wird, dass wir alle auf e i n e r Welt leben, und wenn hier eine Wimper zuckt, dort ein Sturm sich zusammenbraut. Nun stellen wir fest (beim Durchblättern der Palmblätter), dass soeben eine neue Phase der Weltpolitik eingeläutet worden ist und noch mehr läuten wird, und man muss gestehen, dass es ein bisschen wirkt wie ein Schmierentheater, in dem auf einmal jeder Blödsinn erlaubt ist, und als würden sich um diese fragwürdigen Figuren auf einmal alle Hoffnungen ranken, oder jegliche Gier sich gegenseitig ermuntern, und die Wünsche würden endlich vom Vater erfüllt, oder man selbst endlich jemand sein in den Augen des Vaters. Was diese korrupten Jungs anstellen werden, weiß niemand. Aber vielleicht hat Kairos einen höchstpersönlich Auftritt mit den ausgeklügeltsten, die menschliche Vorstellungskraft sprengenden Varianten des Seins, das Menschenmögliche übersteigend. Gibt es das? Ist es überhauot angebracht, dem Menschen alles Gelingende und Schöpferische zuzutrauen, und wer oder was wäre hier der entscheidende Faktor, ohne einen Gott zitieren zu müssen. Die Aufklärung wird vermutlich von den meisten Menschen nicht als Sahnehäubchen der direkten Praxis erfahren, sondern wie geht das überhaupt, die ganze Verantwortung für das eigene Denken zu übernehmen. Und selbst wenn es einen Gott gäbe, wäre der nicht auch hochzufrieden mit dieser befreienden Mühe?

beschäftigt

Sehr beschäftigt. Schreibe
Gurgeln Sitzen Bügeln Gehen
Sehen Sterben Leben Schöpfen
Denken Trinken Essen Grüßen
Wissen Ändern Raten Aufrecht
halten Achtung geben Informieren
Lernen Lehren Schneiden Kleben
Malen Lesen Waschen Reden Baden
Nähen Lieben Üben Lächeln Ruhen
Kaufen Fühlen Geben Kochen Sein.
Auch allein.

Es passiert immer mal wieder, dass jemand oder man selbst sagt, dass das, was auf der Erde gerade zu unseren Lebzeiten läuft, zwar in einer anderen Form und mit anderen Kostümen, aber dennoch in anderen Zeiten schon ähnlich abgelaufen ist. Man scheut sich, die schlimmsten einem bekannten Szenarien ins Auge zu fassen, wenn eine historische Variante einem undenkbar vorkommt. Aber wenn sie schon einmal gedacht wurde, dann gibt es sie bereits, und es braucht offensichtlich nur die geeigneten Voraussetzungen, um bestimmte Ideen wieder aus ihrer Ecke herauszulocken. Wenn sich solche Zeichen mehren, ist es günstig, selbst und günstigerweise mit anderen darüber nachzudenken, wie etwa ein Schreckensgebilde zu handhaben ist, von dem man natürlich noch gar nicht weiß, wie und wo und ob es sich überhaupt ausbreiten wird. Das zwingt zur Nüchternheit, die stets willkommen ist und ein wunderbares Heilmittel gegen geistige Vernebelung. Allerdings ist geistige Vernebelung auch sehr beliebt und ermöglicht es den jeweils selbsternannten Supermännern, ihre persönliche Machtgier am kindlich gestimmten Volk auszuleben, oder an den Followers der sogenannten Influencer, oder in den Ashrams. Denn irgendein Gedankentum muss ja geliefert werden, so absurd dieses auch sein mag. Und so wird es immer schwerer oder gänzlich unmöglich, durchzublicken und man kann nur noch sich selbst fragen: um was geht’s eigentlich. Offensichtlich ist die Frage deshalb an mich selbst gerichtet, weil ich nur ahnen kann, worum es anderen geht, und wenn sie es nicht mitteilen, muss und kann ich es gar nicht wissen. Denn nun sitzt man irgendwo in der Welt auf einem Stuhl und merkt, dass die Beantwortung der Frage, auch im Angesicht der politischen Situation, gar nicht so leicht ist. Wie kann man sich (z.B.) im ‚Trotzdem‘ so einrichten, dass man einerseits ganz bei sich ist (was immer das heißt), und andrerseits den Blick auf das Ganze nicht verliert, also als Weltbürgerin die politische Situation einschätzen kann im Rahmen durchreflektierter Gedankengänge. Es gibt gerade sehr viel berechtigte Sorge, aber das ist zweifellos auch eine Gelegenheit, die tieferen Lagen der Gedanken aufzufrischen und zur Anwendung und Umsetzung zu bringen. Schön, wenn der Humor nicht gelangweilt abzwitschert, wo man ihn doch liebt für seine entspannende Wirkung. Und das Wort trägt schon die Liebe in sich undsoweiter …

Krise

Kumbhakarna
Das Gute an der globalen Krisensituation ist, dass es tatsächlich so ziemlich jede/n zu betreffen scheint. Manche Länder sollen von dem neuen politischen Psychopatentypus eingeheimst werden, und das Welteroberungsgespinst hat wieder Konjunktur. Die Herren fühlen sich berechtigt, unbedingt d a s haben zu können, was man von anderen braucht für den eigenen, persönlichen Profit. Andrerseits sind Krisen immer auch willkommene Aufwecker, d.h., soweit der Gong schon im eigenen Gehäuse angekommen ist. Im indischen Epos ‚Ramayana‘ gibt es einen schlafenden Riesen, der sich ständig hin-und herwälzt ud letztendlich erst erwacht, nachdem 1000 Elefanten über ihn hinweggelaufen sind. Jetzt, wo die Welt vor allem durch die rasante Vernetzung verbunden ist, also alle mit allem, da sickert auch das Gefühl der Bedrohung langsam aber sicher ins kollektive Unterbewusstsein, und es kommt nun darauf an, wie man dem begegnet. Dazu kommt, dass die Zeit der verlässlichen Prophezeiungen (wenn es sie jemals gab) nun zu Ende geht, denn auf so gut wie nichts, was von irgendwoher in die Atmosphäre geblasen wird, ist mehr Verlass. Es bleibt einem praktisch nichts anderes übrig, als zu erkunden, ob man sich denn auf sich selbst verlassen kann. Natürlich möchte ich in meiner Wahrnehmung flexibel bleiben, gleichzetig aber eine Klarheit der Wahrnehmung entwickeln, die Zweideutigkeiten nicht zulässt, eben wo sie nicht angebracht sind. Ich finde, dass Elon Musk, der neue Joker im Weltendrama, sich glänzend eignet für so eine Praxis. Kann es so etwas geben wie einen genialen Dummkopf (was endlich den Genius-Mythos entlarven könnte), und will der tatsächlich die Rechten stärken, um Europa zu destabilisieren und dadurch den Weltmarkt zu beherrschen, nur so aus der Weltbeherrscherlaune heraus, ohne feeling, ohne wirkliche Interessen, nur als krankes, unheilbar nimmersattes Kind, das allergisch auf jede Art von Kritik reagiert. Denn hat er’s dem Papa nicht schon zeigen können, dass er was drauf hat, jetzt kommt die Welt dran, auch wenn es mit Zwang sein muss. Ja, das könnte beängstigend sein, denn man weiß gar nicht, was er wirklich denkt und will, aber es ist eindeutig, dass er bereits bis an unsere Fußmatten hin eine Wirkung hat, denn wer kann ein paar Millionen nicht brauchen. Jede Partei fühlt sich gestärkt, wenn ein Milliardär den Rücken stärkt, da wird es harte Kämpfe geben. Und wer die nächsten 4 Jahre gut überlebt (gut heißt hier: mit und bei sich), der hat vielleicht das kosmische Abitur mit cumma sum laude bestanden, nur: was sind die Aufgaben? Oder ist es ’nur‘ Beisichsein, und der Rest ergibt sich von selbst (?).

gruseln

Und es erhob sich ein dunkler Wind
aus der Leere des Seins, und wühlte
sich durch die Gedankengänge der
Weltbeherrscher, und suchte mit
künstlicher Intelligenz nach
Followern, und fand sie.
An Kindern kann man beobachten, dass sie sich ganz gerne gruseln, das wussten alle Märchenerzähler und haben nicht gespart mit Hexen und bösen Königinnen, und gerne auch mit der Gefahr, getötet zu werden, wenn der Prinz nicht rechtzeitig käme und alle aufatmen, weil dann doch die Richtigen ewig weiterleben und die Bösen ihre gerechte Strafe erhalten haben. Damit kann man leider im ‚richtigen‘ Leben gerade nicht rechnen, also mit der gerechten Verurteilung des offensichtlich Illegalen, und das gibt eine Menge Stoff zu besorgten Unterhaltungen, die, so darf man vermuten, gerade überall stattfinden. Man fühlt sich bemüßigt, das eigene Weltbild zu stabilisieren oder eins zu erzeugen, falls man noch keines zur Verfügung hatte. Manchmal schwenken meine Gedanken hin zu dem Konzept der 4 Zeitalter, das in Indien ganz allgemein geschätzt und für unumstößlich wahr gehalten wird, und interessanterweise auch im Westen auftauchte. In Indien kann man bis heute ohne weiteres in einem Zug sitzen und mit vielen Gleichgesinnten ernst und bedenklich mit dem Kopf hin-und herwackeln und sagen: ‚Ist halt Kali ‚Yuga‘, also ‚Eisernes Zeitalter‘, wo Menschen, die angefüllt sind bis oben mit schlechten Eigenschaften, von der halben Bevölkerung eines Landes zum Halbgott erhoben werden, und man sich schon heimlich dabei ertappt zu hoffen, ein Schicksalsgott möge sich einmischen und das rettende Schwert aus dem Schaft reißen. Aber nein! Es ist ja nicht nur einer, sondern es sind viele, sehr viele, sodass man sich hüten muss, die eigene Lust zur Abgrenzung und Ausgrenzung in Schach zu halten, und sich begnügen muss zu wissen, dass auch d a s vorübergehen wird, fragt sich nur wann. Und man weiß ja noch gar nicht, wie die Horrorshow unter Donald Trump wirklich ablaufen wird, und selbst, wenn es ihn irgendwie umhauen würde, wären da sofort andere zur Stelle, die jetzt schon darauf warten, zum Zuge zu kommen. ‚Früher‘, fand ich, konnte man noch abschalten und die Politiker einfach ihren Job machen lassen, und die Wahlzettel ausfüllen mit möglichst grüngefärbten Kreuzchen. Man dachte ja, die kommen bald an die Spitze und verwandeln das Land in einen gesunden Gemüsegarten, oder wie war das? Vielleicht ging’s vielen Menschen dann tatsächlich zu gut, und nur die vielen Krimis konnten noch die Sehnsucht nach aufregenden Abenteuern erfüllen, eben auf der Couch mit der dazugehörigen Chipstüte. Ist jetzt endlich Schluss mit lustig? Oder lachen sich mal wieder die Falschen ins Fäustchen? Wir wissen es nicht. Nur, dass wir selbst schauen müssen, wie wir da durchkommen und uns vielleicht an ein paar einleuchtende Weisheiten halten, von denen wir dachten, sie erfasst zu haben, als es noch nicht so dringlich schien, sie in der Tiefe zu verstehen und sie in ihrer letzten, noch lebbaren Konsequenz wahr-zu-nehmen.

Al-Halladsch

Die Ruhe, und dann Schweigen, und dann
Stummheit, und Wissen, und dann Finden,
dann Begraben, und Erde, darauf Feuer,
dann ein Leuchten, und Kälte, dann ein Schatten,
und dann Sonne, und Felsgrund, und dann Flachland,
und dann Wüste, und Fluss, und dann ein Meer,
und dann Vertrocknen, und Rausch, und dann
Ernücht’rung, und dann Sehnsucht,
und Nähe, und dann Treffen, dann Vertrautheit,
Bedrängnis, dann Befreiung, dann Vernichtung,
und Trennung, dann Vereinung, dann Verlöschen,
Ergreifen, dann ein Rückstoß, dann Entrückung,
Beschreibung, dann Enthüllung, dann Bekleidung.
Nur Worte für die Menschen, die das Diesseits
gleichsetzen mit wertlosen Kupfermünzen,
und Stimmen hinter einer Tür; denn Worte
der Menschen sind, wenn man sich nähert, Murmeln.
Das Letzte doch, dess‘ sich ein Mensch erinnert,
wenn er das Ziel erreicht, ist „Ich“, „Mein Glückslos.“
Denn die Geschöpfe sind der Wünsche Diener,
und keines Menschen Wirklichkeit ist „Heiligkeit“.

Also wenn mich jetzt jemand nach meinem ganz persönlichen Interesse an relevanten Themen fragen würde, müsste ich einen Moment innehalten, um dann vielleicht zu denken, wie hilfreich es für uns gerade lebenden Planetarier:innen wäre, aus der ’selbstverschuldeten Unmündigkeit‘ herauszukrabbeln und einen Plan auszuhecken, wie man diesen klugen Vorschlag umsetzen könnte. Natürlich ist und bleibt auch klar, dass das nur als Individuum zu leisten ist. Nun hängt Mündigkeit einerseits davon ab, dass ich eine gewisse innere Substanz mein durchreflektiertes Eigen nennen kann, und das Resultat dieser Arbeit sich durch Öffnen des Mundes selbst überprüft und der Umwelt zugemutet werden kann. Das allein ist mühsam genug und scheitert bei sehr vielen Menschen schon allein daran, dass sie gar keine Zeit aufbringen können, um sich darum zu kümmern, also um sich selbst und ihre vom Außen möglichst unbeeinflusste Innenwelt. Und dann rückt uns allen noch eine extrem unruhebehaftete Politik auf den Leib, und erschreckend geistloses Gedankentum bestimmt das Weltbild, sodass man sich selbstredend damit befasst, so, als wäre es noch aufzuhalten. Es ist aber nicht aufzuhalten und könnte im besten Falle als universelles Unterhaltungsprogramm deklariert werden, würden und werden. dabei nicht so viele Menschen zu Schaden kommen. In Wahrheit ist der laufende Polit-Thriller eine Groteske, deren Nebenkosten uns betreffen, und so laufen die persönlichen Bemühungen bereits an, die zwei so unterschiedlichen Welten (die äußere und die innere) irgendwie in solch einen Zusammenhang zu bringen, dass man einigermaßen gefeit ist gegen energieverzehrende Ausbrüche an Empörung und sich eher in einer gewissen Gelassenheit vorfindet. Aber auch d i e steht unter Erschütterung, zum Beispiel beim Blick über die verwüsteten Wohngebiete von Los Angeles, eben da, wo das Menschenverschuldete nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Oder ein drogensüchtiger Narr, dessen Name nicht mehr genannt werden soll, hihi, ein Scherzlein aus der Welt der Zauberei, will uns alle zu Followern machen. Tja also, was wäre zu tun? Darüber muss und wird natürlich jede/r selbst nachdenken, wobei zum Beispiel das tägliche (mindestens 10 Minuten lange) wort-und aktionslose Herumsitzen mit sich selbst nicht schaden kann, um sicher zu gehen, dass man überhaupt mit dem, was man selbst ist, in Verbindung steht. Ist das gewährleistet, ist alles andere mehr eine wache Betrachtung des Herannahenden, mit dem man wohl oder übel umgehen muss, besser wohl als übel. Ansonsten geht die Geschichte einfach weiter, und immer neue Intelligenzen betreten den gemeinsamen Wohnraum, um Stoff für weitere Szenarien zu liefern. Wir werden sehen!

Also das mit den Neujahrsvorsätzen habe ich noch nie anregend gefunden, denn man ist ja vertraut mit dem eigenen Scheitern und muss es nicht auch noch provozieren. Ich wundere mich heute noch, dass es mir (z.B.) bei aller Leidenschaft fürs Rauchen tatsächlich gelungen ist, und das vor langer Zeit, damit aufzuhören. Zum Glück war es noch in der Zeit ohne diese gruseligen Bilder auf den Schachteln, und es war auch nicht wegen der vielbesprochenen Schädlichkeit, sondern mein Leben nahm plötzlich eine radikale Wendung, die mich in die Meditationspraxis katapultierte, wo sich bekannterweise weniger Raucher:innen aufhalten, u.a. aus Respekt vor den Atemzügen, die uns am Leben halten. Aber nach Kamala Harris‘ grandiosem Scheitern gab es bei mir erst einmal Pause mit den Nachrichten aus Amerika. Man dachte ‚damals‘ ja auch schon an eine neue Weltordnung, powervolle Frau an der Spitze und so, bevor die Realitätsbombe einschlug und ein durch und durch verlogener, rassistischer und sexistischer Troll uns zu erzählen begann, was er mit der Welt vorhat. Allerdings höre ich ihn ja kaum mehr, sondern frage mich eher, ob ich nicht schon wieder in einer Algorithmenfalle stecke und mich nun langsam und fast unaufhaltsam elonmaskulinisieren lasse, denn es scheint kaum was anderes zu geben, was die Weltgehirne gerade verbindet. Und schon bevor der zukünftige Präsidentenkerl überhaupt angetreten ist, wird schon um Länder geschachert, und vielleicht arbeitet Elons emsiges Gehirn ja bereits daran, Germany unter den Nagel zu kriegen. Ein prima Moment für einen Größenwahnsinnigen, denn es schwächelt vielerorts, und Elon ist schwerwiegender Erfinder und kann sich so einiges vorstellen, was bisher noch nicht in den Geschichtsbüchern stand. Nun ist (zum Glück?), wie wir von Buddhisten wissen, alles (angeblich) leer und bedeutungslos, ein interessanter Gedanke, denn er schlägt vor, dass die Leinwand grundsätzlich immer leer ist, bis was draufprojeziert wird, was man dann als das derzeit ‚Lebendige‘ erkennt, das abspielt, was in den Gehirnen entwickelt wurde. Leicht kann man vergessen, dass man selbst mit einer Schaltzentrale ausgestattet ist, für die man günstigerweise die volle Verantwortung trägt. Das befähigt einen immerhin, einigermaßen angstfrei zu bleiben, denn man hat sich zur Verfügung und kann sich entscheiden, wie man die persönlichen und die unpersönlichen (und die überpersönlichen?) Dinge handhabt. Mehr ist nicht drin. Muss auch nicht, denn es hält einen ganz gut in Schwung, isn’t it.
Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man kichern und sich aus der globalen Affäre ziehen, aber wir sind ja mittendrin. Ein auffallend dunkles Zeitalter, das muss man schon sagen. Man munkelt, es soll von der schnellen Medienverbreitung kommen, alle wissen gleichzeitig zuviel und kümmern sich zu wenig um die Verdauaung. Die künstliche Intelligenz feiert Einzug in den Familienhaushalt, wo auf einmal ein Löffel die Salzzufuhr des Gerichtes über K.I. bestimmen kann, oder eine K.I. -überwachte Katzentoilette, die den Urin des Tieres überprüft, habe ich heute in den Nachrichten gehört über eine der vielen Messen mit unendlichen Objekten dieser neuen Kollektiv-Psychose. Der Spieltrieb boomt. Jeder möchte sein eigener Avatar sein, oder sind es doch nur ein paar Gamer, neue Welten erforschend. Dieser entgleiste Spieltrieb, der zur Zeit auf der Erdoberfläche zu beobachten ist, ruft allerdings auch eine Gegenwehr hervor. Wir schauen auf die Unr – wie, schon 7 nach zwölf? Vielleich ist die ganze bekannte Menschheitsgeschichte schon das dunkle Zeitalter, eben seit es Waffen gibt, oder einfach der erste Mord. Ach so, war ja schon alles da, in den Schriften, auf den Bühnen, in den erfundenen Geschichten. So, als könnten wir uns erinnern, wer wir damals waren. Unermüdlich schöpfen wir aus dem Fundus unseres Potentials, mit dem wir angetreten sind. Klar, man kann nicht alles ausschöpfen, was vielleicht möglich gewesen wäre, aber ist es jemals möglich, etwas anderes zu tun als das, was tatsächlich getan wird.!? Und natürlich ist die Frage erlaubt, ob es auch ein helles Zeitalter gibt, und ob sein Strom parallel zum dunklen fließt, oder jedes für sich, also eins nach dem anderen. So muss sich dennoch in der Mitte der Dunkelheit ein heller Kern befinden, das kann man auch als Tunnel sehen, wenn das Licht der Exit selbst ist und als Zeichen steht für freie Bahn. Dann setzt sich der Zug planmäßig in Bewegung. Gute Fahrt! wünsche ich mir und allen anderen auch.

Elon

Ich sehe Elon Musk gerne als einen immerhin nicht uninteressanten Charakter, der mit einem meisterhaften Sprung die Tragödie in die ermüdete Mitte der Komödie gesetzt hat. Elon Musk ist gefährlich, kein Zweifel. Vor allem, weil er sich selbst nicht so sieht. Er ist der Joker, über den ungern jemand laut lacht. Ein Irrwisch, dem man zutraut, am Hebel der Weltgestaltung illegalen Unfug zu treiben. Und so könnte man gut und gern weitere Phantasien über ihn haben, den kaltblütigen Durchdenker der labyrintischen Erscheinungen, den psychopatischen Adoptivsohn des sehr bald regierenden Diktators, sein dreckiges Händchen, das weiß, wieviel von wem und was gekauft wurde…ach ja, die Distanz wahren zum Phänomenalen, das ist immer ein guter Rat bis hinein in die Meditationspraktiken. Es ist ja kein Geheimnis, dass keine/r den oder die Andere wirklich kennt, und was heißt schon ‚wirklich‘. Jedenfalls wissen auf einmal so ziemlich alle, die man auf Elon Musk anspricht, von wem man redet, denn er regt zum Grübeln an wegen der Undurchschaubarkeit. Fast könnte man sich eine göttliche Hand vorstellen, die den zappelnden Elon mit spitzen Fingern in die Mitte der Menschheit setzt, um als Triebwerk die eingerosteten Synapsen der Weltbürger:innen in Schwung zu bringen. Denn wie wir wissen, führen neue Ordnungen meist über das Chaos, und so muss man u.a. auch geduldig sein und dem Welttheater seine Einfälle gönnen. Immerhin stehen wir tatsächlich am Tor einer neuen Weltordnung. Die Engel haben sich aus dem Staub gemacht, die Götter und die Göttinnen haben ihr Zeug zusammengepackt und sind ins Irgendwo verschwunden, ist ja alles Konstrukt, und haben uns am Finale allein gelassen, damit sich das Erlernte als tragfähige Realität erweisen möge. Und wahrscheinlich wird Elon Musk weiterhin eine prominente Rolle spielen mit seinem spielerischen Vernichtungswahn. Aber wir sind auch da. Mal sehen, was sich daraus ergibt. Und was immer es sein wird, es wird Kräfte brauchen.

meistern

Der 6. Januar. Da klingelt doch was, oder ist es schon ein Gongschlag. Und genau wegen diesem unüberhörbaren Ton im Rahmen eines neuen Dramas auf der Weltbühne bewegen sich die Geister in den Spieler:innen noch schneller. Und am allerschnellsten und unangenehmsten wird es, wenn sich wegen der vorprogrammierten Ungewissheit die Angst einschleicht. Zum Beispiel das, was man hat, zu verlieren, oder plötzlich übervölkert zu werden von Braunhemden mit orangenen Krawatten, oder da, wo man immer so schön Ferien machen konnte, sich der Wind auch nach rechts gedreht hat, und man muss auf einmal aufpassen, ob bestimmte Automarken noch akzeptabel sind undsoweiter. Deswegen ist es klug, sich zu rüsten, eben nicht wettrüsten, sondern den Blick nach innen wenden, um zu wissen, wer oder was da sitzt, und ob ich mich im Notfall darauf verlassen kann. Die Meisterschaft über sich selbst zu erringen ist keine abgekapselte Luxusbeschäftigung mehr, sondern ist eine logische Antwort auf einen interessanten, aber sehr bedrohlichen Vorfall im Welttheater, der auch den Gedanken zulassen muss, ob die menschliche Spezies mal wieder eine Szene hervorbringt, die ihren eigenen Untergang als eine Möglichkeit beinhaltet. Nun will man natürlich, wenn auch aus reiner Abenteuerlust, gerne dabeisein, solange man kann. Und so bleibt einem nichts anderes übrig, als die Begeisterung der Tiefgrübelei wieder zu entdecken, die einem vielleicht aufschlussreiche Botschaften liefert. Aber man ist ja nicht allein! Außer den Gesprächen im Freundeskreis gibt es kleine Anekdoten, die einem wie mit einem Zen-Schlag plötzlich etwas beleuchten können, ohne viel zu erklären. Gestern hatte ich in meinem Beitrag so einen schönen Mini-Dialog, der auf einer Wand in Portugal zu lesen war. Und ich habe noch eine kleine Meisteranekdote aus einem Film auf Lager, in der ein Schüler jahrelang hinter einem Meister hertrabt und alles für ihn tut, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. Aber der Meister geht immer ungerührt voran, der Schüler verliert in seiner Verzweiflung so langsam alles, was er so hatte, bis er es eines Tages nicht mehr aushalten kann. Er baut sich vor dem Meister auf und klagt, wie er alles, aber auch alles verloren hat und nun absolut nichts mehr hat. ‚Wirf es weg!, sagt der Meister.

-What is love?,
he asked the Master,
who replied:
-The Absence of fear.
-And what do we fear?,
he asked.
-Love
said the Master

Der dritte Winter im Ukraine-Krieg, in dem sich ein ehemaliger Schauspieler auf bewundernswerte Weise in eine Heldenrolle katapultieren konnte, aus reiner Verzweiflung und Not, ja, aber das schmälert nicht die Durchhaltekraft, die es braucht, um so eine Aufgabe zu übernehmen, wo das Ziel der Weg ist, denn alles andere ist vorläufig ungewiss. Das dachte ich heute früh, als der Schnee hier fiel und ich alles um mich habe, was mein Leben angenehm macht, und auch das alles in Maßen. Denn auch Beobachtung braucht Kräfte, zum Beispiel Wachheit, und Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn kein Preis zu erhalten oder zu bezahlen ist für den persönlichen Einsatz, der sich ergibt aus den Anlagen, die man im Leben kultiviert hat. Und so sieht es zwar zuweilen so aus, als würde zum Beispiel durch die digitale Revolution alles und alle mehr zusammenrücken, aber nein!, durch die ständige Beschäftigung mit den Kommunikationsgeräten ist jede/r eher allein, und die Handhabung der Einsamkeit wird weiterhin ein großes Thema bleiben. ‚Einsamkeit‘ ist ein schönes und treffliches Wort, wenn man es als Zuhause erkennt, in dessen nahezu unbegrenzten Räumen man sein eigenes Wesen souverän entwickeln und lenken kann. Und von da aus natürlich, also auf natürliche Weise, nach außen bewegen, wo sich kein Hunger nach Wirkung bilden muss, denn jeder Mensch, der bei sich ist, hat Wirkung. Vielleicht drängt uns auch gerade in diesem Jahr dieses Gefühl eines Schattens über der Menschenwelt, einer Bedrohung des Lebendigen durch das Unlebendige, nicht bei sich Seienden, das herumirrt mit unerfüllbaren Machtgelüsten und einer niedrigen Hemmschwelle gegen die Auslöschung und die Vernichtung von Menschenerschaffenem. Wir brauchen Kräfte, die möglichst wenig belastet sind von den ichgeschwängerten Dramen, damit das Auge freie Bahn hat und das, was ist, sehen kann, wie es ist. Und wir angemesen darauf antworten können. Es ist wie immer? Ja, einerseits schon, aber andrerseits war dieser Tag, ich meine heute, oder jetzt, noch nie da. Und genau d a s ist zu erleben, nämlich das Immense und schwer Verständliche zuzulassen, das inmitten der Bewegung im Seienden ruht.

Die ersten Tage des Jahres tragen mit sich so eine Eigenart, die aus den Gewohnheiten und üblichen Ritualen der Festtage resultieren, also zum Beispiel auch das viele Trinken und Betrinken, das verhältnismäßig schnell zur Auslöschung des Bewusstseins führen kann, womit der erste Tag des Jahres nach all der Aufregung erst einmal plattgelegt und der Verkehr eingeschränkt ist, was wiederum auch für die, die das alles irgendie anders gestaltet haben, doch auch spürbar ist. Auch die Medien sind ja ein Hineinhorchen und ein gedanklich und bildliches Wiedergeben der Kollektivsphäre, da wir nun alle untereinander so radikal vernetzt sind. Die Erkenntnis, dass wir aber auch Menschen sind, die einzelne Entscheidungen kennenlernen wollen und fällen müssen, scheint mir gerade d a s an diesem Jahresanfang so wichtig. Denn gleichzeitig mit all den Festtagen und den Festessen läuft die Geschichte unbeirrt weiter, und wir schauen wieder hinein in das Außen und seine Entwicklungen. Klar spielen wir alle irgedwie mit in diesem Stück, aber manchmal denke ich, dass das Stück sich auch selbst spielt. Und logo, wenn ich es choreographieren müsste oder könnte, würde ich auch die Spieler.innen fördern, die ich am besten geeignet fände. Aber die kosmische Inszenierung, also im realen Kontext durch sich selbst erzeugt, kommt mir häufig unterhaltsam und vollkommen vor. An Elon Musk zum Beispiel kann sich die Kollektivpsyche und professionell geschulte Denker:innen abarbeiten, denn der Typus ist vielleicht nicht unbekannt, aber die Umstände sind anders. Es wird also so ein Joker ins Feld geworfen, der alle aufmischt. Er kann von niemandem gefeuert werden, denn er ist nicht angestellt. Er ist das freie Maskottchen des mächtigsten Mannes der Erde, zumindest im Moment. Man wartet auf ein Erwachen, hört aber am tiefsten Ort der Orte nur den Flügelschlag des Schicksals. Gleichzeitig sollte sich niemand davon abhalten lassen, ins Licht zu treten, um sich an der Umsetzung der Aufklärung weiterhin wachsam zu beteiligen. Oder endlich das bereits Aufgeklärte zulassen. Damit es wirksam sein kann.

Fünf

Die Fünf also, purzel fall ström hinein ins weiterhin Ungewisse, oder vielleicht noch nackter und ungewisser kann es werden, und welches Land wird sich nicht aufmischen lassen von dem neuen Schreckgespenst mit dem größten Maul aller Mäuler, das alles verschlingen will, nur wegen den Süchten und der inneren Leere und der Bereitschaft zu kontrollierter Vernichtung. Das ist unheimlich und kann erschrecken, und düster fliegt der Schicksalsvogel über unsere Köpfe hinweg, und wann kommt mal wieder die Sonne durch und die Freiheit und der Frieden, die wir beide ausgiebig hatten, und es günstigerweise auch gemerkt und wahrgenommen haben. Aber wie gesagt, es ist nur das Ungewisse, das seine Formen annimmt. Wir können zuschauen, und wir können handeln, jede/r auf eigene Weise und keineswegs nur ohnmächtig. Die herkömmlichen Richtlinien allerdings verlaufen sich nun im Sand, dann kommt ein Sturm und verwischt vollständig den Plan. Gab es einen Plan? Und wer fühlt sich überhaupt für w a s zuständig. Schweigen ist gesund, und auch die Worte müssen nicht notgedrungen in die Leere führen. Wir werden sehen, das ist sicher, von der Oberfläche her bis in die tiefsten Ebenen der Sicht.

Ich habe mir ja neulich nach der amerikanischen Wahlkatastrophe und dem grandiosen Scheitern einer guten Idee und dem vorläufigen Abschiednehmen des Vertrauens in kollektive Intelligenz, die erwartungsgemäß zum Wirken kommt und dann doch nicht zum Wirken kam, da habe ich mir also in den unbegrenzten Räumen innerer architektonischer Möglichkeiten ein schönes Amphitheater gebaut mit uralten Steinblöcken, in jeder Rune ein erloschenes Götterprofil undsoweiter. Da sitze ich dann halt ab und zu und betrachte die kommenden Szenen des Welttheaters, wenn ich nicht gerade mit eigener Arbeit beschäftigt bin. Wir tun doch jetzt alle, was wir können, oder nicht. Oder können wir noch mehr, und was wäre das dann. Immer mal wieder erneuert sich das Weltgefüge, und man kann den lauten Gong kaum überhören. Manchmal muss eine Illusion, in die man persönlche Energien hineingeströmt hat, am Boden zerschellen, natürlich auf dem geistigen Boden, was aber auch schmerzhaft sein kann. Dann aber richtet sich wieder etwas auf und sammelt neue Kräfte. Man erkennt die Natur der Gegenspieler und feilt im eigenen Bereich an der Technik der angemessenen Handhabung. Wer die Gefahr erkennt, kann auch dadurch erwachen, denn das Spiel nimmt zuweilen überraschende Wendungen, die im vermeintlichen Script nicht mehr zu finden sind. Findet allerdings gleichzeitig eine radikale Entschleierung des Vorgefundenen statt, muss man eine Zeitlang besonders vorsichtig sein auf den Straßen. Nicht alle Gehirne sind geeignet für einen Bewusstseinssprung, und die verzweifelte Suche nach starker Faust und festem Zügel verstärkt sich. Nur, wer hält die Zügel? Nein, Liebe macht nicht blind. Durch Angst verschwimmt der Blick. Dann brauchen wir Aufklärung. Das Alte sich bewährt habende Wissen mitnehmen, aber immer weder frisch und neu und aktiv einstehen für die Klärung. Klarheit über uns selbst erlangen, damit wir aus Erfahrung sprechen können, wenn es um das Schicksal des Menschen geht, das sich abspielt auf einem Planeten.
Wir haben dann die Idee umgesetzt, nach langer Zeit mal wieder drei Stilletage miteinander zu erleben, jede auf ihre Weise, und doch die Möglichkeit der Begegnung im Großraum. Ich kann es empfehlen. Man vergisst, wie wirksam dieser einfache Weg ist, wenn man daran interessiert ist, sich selbst zu begegnen. Den Mund schließen, die Hände von den Geräten entfernen. Ach ja, das war vielleicht die wichtigste Erfahrung: es war gar nicht schwer, mal keine Nachrichten zu hören, und keinen Blogbeitrag zu schreiben, und nichts zu photographieren, und nicht angeregt werden, über Dinge nachzudenken, die einen, wenn man’s bedenkt, absolut nichts angehen. Und das, was einen tatsächlich was angeht, erfährt man ja dann, wenn man’s nicht schon wusste. Dass Elon Musk ein sehr gefährlicher Mann ist, der wie ein Joker aus dem Darknet seine Karten auslegt. Das übt eine Faszination aus, so als wenn man Mephisto bei der Perfidität seiner Denkweise zuschaut. Und jetzt eben nicht zuschaut, sondern sich auf mühelose Weise erholen kann vom weltlichen Treiben. Hey, man ist mit sich, so ausschließlich gelingt das ja selten, muss auch immer gut ausgeglichen sein mit dem Freundeskreis und den Weltbühne-Gestalten, man ist ja eine davon. Es ist immer wieder spannend, sich selbst zu begegnen und die Liebe aufblühen zu lassen für das Abenteuer und seine hohen Ordnungen, die bis zur funktionierenden Spülmaschine reichen. Vielleicht gibt es noch ein neues Feld, dass man betreten kann. Da, wo noch was im Weg liegt, beiseite räumen. Sich zutiefst und ausgiebig an der Anwesenheit des Tieres erfreuen. Was sind das doch für wunderbare Wesen, und sind so eine Bereicherung des Lebensgefühls. Ja, wir waren zu dritt, jede in ihrem eigenen Reich, aber auch zusammen am Feuer, die Flamme des Feuers hütend. Ich sagte es schon: ich kann es empfehlen. Einmal ganz raus aus dem von außen eindringenden Weltspiel. Drin zu sein, aber bewusst auf das Spiel zu verzichten. Die Quelle hat viele Namen, einer davon ist: Beisichsein.

schweigen

Max Picard

Man weiß nicht einmal, dass das Schweigen verlorengegangen ist, so sehr ist alles besetzt von den Dingen dort, wo einst das Schweigen war, nichts scheint zu fehlen. Aber wo einst das Schweigen auf einem Ding lag, liegt jetzt ein Ding auf dem anderen Ding. Wo einst vom Schweigen ein Gedanke zugedeckt war, gleiten tausend Assoziationen zu ihm hin und begraben ihn. In dieser Welt von heute, die alles nach der unmittelbaren Rendite berechnet, ist für das Schweigen kein Platz mehr. Das Schweigen wurde vertrieben, weil es nicht ergiebig war, weil es nur d a war, es schien keinen Zweck zu haben, es kam nichts aus ihm heraus, es war unproduktiv. Der Mensch, der noch mit dem Schweigen verbunden war, wusste vieles durch das Schweigen.

Aus: ‚Die Welt des Schweigens‘
Wird es nicht auch das Fest der Liebe genannt? Und alles ist so ein bisschen düster da draußen, man ist dankbar für die vielen Lichtinstallationen, die sich Menschen einfallen lassen, um die Stimmung etwas aufzuhellen. Magdeburg hat nicht geholfen, der tödliche Blitz hat wieder mal eingeschlagen, die so heiß ersehnte Normalität z.B. als Weihnachtsmarkt zerstört, ja, ist denn nur noch Irrsinn. Die Kirche darf als Sammelort des Schmerzenden dienen, das große Trostspenden ist angesagt. Derweil bereiten sich die luziferischen Kräfte auf den Angriff gegen die menschliche Vernunft vor. Sie haben die nötige Kohle, um jeden Anfall von Gerechtigkeitssinn im Keim zu ersticken. Gierige Finger bewegen sich im Äther auf die Umsetzung ihrer Machtphantasien zu. Natürlich erhebt sich da unter ‚uns‘ im erweiterten Uns-Sinne die Frage, was denn für uns jetzt zu tun wäre. Aber, spricht das herumstreunende Auge, es wird ja überall schon derart viel getan, sodass es im Tun kaum mehr Lücken gibt. Vielleicht muss eine Lücke her, eine Stille, ein langsames Ergrübeln der uralten Fragen, deren Beantwortung wir für selbstverständlich hielten. Einigermaßen. Das Maß, ja, das Maß nochmal überprüfen, ob es vielleicht erfrischt werden muss. Jetzt, wo gut lesbar hinter dem ‚Erkenne dich selbst‘ das ‚In Maßen‘ steht. Keine/r wird auftauchen, der es uns erklären kann, ich meine den aktuellen Zusammenhang, in dem ich selbst auf dem Spielbrett stehe und meine Schachzüge kontemplieren kann, nicht muss. Trägt man immer noch die eigene Verantwortung für Wort und Handlung, und gibt es noch Fesseln der Vorsicht zu sprengen. All das und mehr klärt sich am besten beim Sitzen Stehen Gehen, wenn die ganze verfügbare Energie nach innen gerichtet ist. Alles, was jeh über mich hinausging, kam von dort. Das über das Ich-Hinausgehende führt im günstigsten Fall zu der Befreiung von sich selbst als Ich-Gefangene. Und was wäre ein schönerer Beitrag von diesem Uns zum Lichterfest, als wenn wir ab und zu mal von innen herausleuchten.

Jalalludin Rumi

Yesterday I was clever,
so I wanted to change
the world. Today I am
wise, so I am changing
myself.

samstags

Den Alien habe ich mir aus der Zeit ausgeliehen, denn er spricht mir aus dem Herzen, wie er so von innen nach außen starrt und versucht zu erfassen, was die da draußen so alles treiben. Ein Mann aus Saudi Arabien, der gegen den Islam ist und mit der AfD sympatisiert, fährt einen schmalen Weg hinein in den Weihnachtsmarkt und tötet und verletzt dabei Menschen, die festlich gestimmt sind, was man natürlich nicht mit Sicherheit behaupten kann. Schon wieder ein Verirrter, der mit den Gegebenheiten dieser Welt nicht mehr klarkommt? Noch wissen wir nicht mehr von ihm, außer, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwo eingesperrt werden wird für den Rest seines Lebens. Ein weiterer Rätselfall im Labyrinth menschlicher Handlungsweisen ist der Fall Elon Musk, der auf einmal in überdimensionaler Form auf der Weltbühne auftritt und angeblich auch die AfD unterstützt, was ich nur flüchtig gelesen habe. Aber wie gebannt schaut man hin auf das Zauberkaninchen, das nun aus dem Zirkushut des zukünftigen Präsidenten gesprungen und dem es gelungen ist, den schwarzen Humor aus uns herauszukitzeln, obwohl angeblich christian Lindner gesagt haben soll, wir in Deutschland bräuchten etwas mehr von der künstlich intelligenten Elon-Droge. Elon selbst ist ganz offensichtlich auf Koks, was ganz sicher auch seinem technischen Asbergergenius zuspielt. Ich persönlich finde es ratsamer, mal zu fragen, ob wir tatsächlich X und Teslas und alleinfahrende Autos undsoweiter dringend brauchen, und ob ‚Fortschritt‘ wirklich immer was zum Vorantreiben ist, bis niemand mehr aus dem Getriebensein herauskommt. Vor allen dann wird es ungemütlich, wenn die Blase mal platzt. Noch kann man ganz gelassen von der Tribüne her zuschauen und ein bisschen vor sich hingrinsen, weil das neue Superreichendoppelpack daran gescheitert ist, den amerikanischen Haushalt ins drohende Chaos zu stürzen. Da jeder auch nur halbwegs psychologisch geschulte Mensch weiß, dass zwei eklatante Narzissten nicht lange eine Freundschaft pflegen können, ohne dass andere sich fragen, was da wohl im Hintergrund stattgefunden haben könnte, um den König der politischen Clownerie in Schach zu halten, denn Kohle haben beide genug. Donald hat sich kaufen lassen und beginnt nun, den Preis zu zahlen. Und deswegen war es so weise vom kosmischen Script, dass wir, die Planetarier:innen, nun selbst mit eigenen Augen sehen können, wie das ist, wenn dämonische Geister die Zügel an sich reißen und selbst in der Reißleine gefangen werden. So, das hat jetzt zum Samstag gepasst, wie ich ihn in Indien kennengelernt habe. Samstags liefen Männer mit einem Bild vom Gott Shani (Saturn) herum, und jeder legte ein paar Cent drauf, damit der Gott besänftigt ist, da man wohl irgendwann beobachtet hat, dass samstags gern gestritten wird. Ich merke auch, dass in mir an den Samstagen gerne ein etwas surrealer Humor auftaucht, der auch gerne eine Platzkarte möchte. Oder man lässt mal die absurde Seite der Dinge zu. Das entspannt und ermöglicht es dem Sonntag, seine raumgebende Wirkung zu entfalten.

Ach wie froh bin ich doch schon meine ganze Lebenszeit gewesen, und jetzt zur Weihnachtszeit, dass es mir gelungen ist, keine Kinder in die Welt zu bringen, an die ich jetzt not-oder liebesgedrungen denken müsste, und womöglich auch noch an deren Kinder denken, so schön ich es finde, wenn eine Freundin mal eins vorbeibringt und ich dann am Wunder des Kindes großherzig teilnehmen kann. Ich habe ganz früh gespürt, dass ich das nicht würde leisten können, nicht nur das Bekommen des Kindes, sondern sein oder ihr Wohlbefinden ständig im Auge zu haben, sodass der Kern, der da drin steckt, gedeihen kann, nein, dieser Aufgabe war ich ganz eindeutig nicht gewachsen, und es hilft ja nichts, wenn gewordene Mütter meinen, man wächst da intuitiv rein. Klar, man hat keine Wahl, nun kommt es nur noch darauf an, wie man das große Abenteuer der Menschenhütung und Bewahrung handhabt, und möglicherweise selbst dabei nicht ganz verschwindet. Oder man verschwindet vollkommen und kommt auf diese Art und Weise zur Erleuchtung (als Aufklärung), eben durch Ich-Entsagung und Hingabe. Aber wer kann es schon, und niemandem, vor allem nicht den dazwischen steckenden Kndern, tut es gut, Teil der elterlichen Zerrissenheiten zu werden. Es ist in unserer Kultur, in der seit ein paar Jahren freie Entscheidungen akzeptiert werden, wichtig, diesen durch schwere Kollektivverschuldung entstandenen Spalt der relativen Freiheit auch zu nutzen und sich zu fragen, wofür ich selbst geeignet bin, einerseits im reflektierten Umgang mit mir selbst, wobei das Andrerseits dann eigentlich entfällt, denn wenn ich guten Umgang mit mir selbst pflege, richte ich vermutlich weniger Schaden an. Es ist so unterhaltsam und schadet keinem anderen Menschen, wenn man sich selbst ein guter Begleiter bzw. eine gute Begleiterin ist. Man merkt ja, dass da drinnen bei einem immer jemand was denkt, man kann sich mal aufmerksam zuhören und sich fragen, wo das alles herkommt. Oder ein Zwiegespräch beginnen, wach und konzentriert, und verblüfft sein, wenn man merkt, dass es ziemlich gut antworten kann, wenn ich was frage. Dieses System ist niemals, und ich meine niemals, zu ersetzen, vor allem nicht durch künstliche Intelligenz. Vielleicht klappt vieles auch gar nicht so gut mit der K.I., denn man sieht doch, wie sehr Menschen gleichzeitig z.B. am Jesulein hängen, als sei er immer noch der Strohhalm zum Himmelreich. Na wenn’s hilft, sich mal in Schale zu werfen und ein bisschen feierlich zu fühlen, warum nicht. Da mache ich schon auch mit, mit den Bratäpfeln und den Nüssen, und dem Marzipan undsoweiter.

glauben

Sobald ich in meinem Leben darüber nachdenken konnte, war mir das ‚Glauben‘ an irgendwas und irgendwen suspekt, oder war es zuerst nur der christliche Glaube, in dem man in diesem Land automatisch aufwächst, wo es irgendwie dazu gehört, dass man eine Kirche von innen kennt. An meine Konfirmation kann ich mich partout nicht erinnern, aber an den Satz, der mir dabei gegeben wurde und den ich nie vergessen habe. Und zwar schien er mir damals einfach normal, eben was zum Auswendiglernen, während ich ihn viel später geradezu sezierte. Wie?, er trug unsere Krankheit?, und lud auf sich unsere Schmerzen? Es kann ja sein, dass Tiefgläubige das bestätigen können, denn sie haben ihre Last mehr oder weniger abgegeben, weil der Herr angeblich alles besser managen kann. Und der Glaube soll ja Berge versetzen können. Gerade erinnere ich mich an die Erzählung einer Frau, die durch eine Schneelawine irgendwo in einem Luftloch gefangen war und sich durchgebetet hat bis zur Befreiung, das kann helfen, aber nur den Gläubigen. Für mich war der Glaube lange etwas, was Menschen dem Wissen vorziehen, oder die offensichtliche Ungewissheit des Lebens nicht aushalten. Aber dann ist es mir doch passiert. Ich bin in Indien natürlich mit den sehr verbreiteten Formen einer hohen Ebene des Wissens in Kontakt gekommen, was zeitweise sehr einleuchtend war, wobei mir besonders gefiel, dass hier auch die abstrakte Ebene einer exklusiv inneren Erfahrung angesprochen war. Die meditative Erfahrung also, in der man Verantwortung übernehmen musste für die Chemie der eigenen Ganzheit, das war erfrischend. Und doch war es immer und überall umringt von epischen Erzählungen, von Göttern und von der Dringlichkeit, sich für einen bestimmten Gott mit einem bestimmten Namen zu entscheiden, wobei man dazufügen muss, dass die patriarchalische Vorherrschaft hier deutlich zu spüren war und ist. Ja, es gibt auch die Göttinnen, meist zart und rein gestylt und vor allem deswegen von großer Anbetung begleitet. Die starken weiblichen Manifestationen werden eher gefürchtet, das bringt auch ein Kribbeln hervor. Kurzum, es ist alles was zum glauben, und wer nicht wissen will, muss glauben. Welches Wissen kann mir denn gefährlich werden oder Menschen in noch größere Angst versetzen, als sie sie eh schon haben. Vielleicht das Wissen, dass alles nur ist, was es ist, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn alles ist doch hier, vom Sternengefunkel bis zum Todestrakt. Auch das Wissen ist immer nur begrenzt und muss letztendlich weichen. Wem oder was? Man selbst muss weichen, damit man nicht im Weg steht, wenn das Tor sich öffnet.
Das Bild habe ich in einem Vorgärtchen in Veere entdeckt, und zuerst hielten wir es für die Maria, die durch die Abblätterung mit einem schönen Bart gesegnet wurde. Aber jetzt sehe ich, dass es doch Jesus sein muss, dessen Geburt von den übriggebliebenen Christen und Christinnen bald gefeiert werden wird, wenn sie sich nicht gerade irgendwo die Köpfe einschlagen oder berechtigte Angst haben müssen vor Anhängern des Islam. Abgesehen von den frommen und daher eher zum Guten geneigten ‚Seelen‘, die es gewiss in allen Religionen auch gibt, immer in ziemlich seltener Ausführung, so ist doch die Zugehörigkeit zu einer Religion oft genug in der Menschheitsgeschichte zu einer Gewaltkeule geworden, mit der man in der politischen Arena die anderen Gläubigen vernichten kann. Und all der Pomp und die Show und die Mitläufer:innen können die Tatsache nicht verhindern, dass (z.B.) Jesus nur einmal geboren wurde, der Retter also. Natürlich fand ich ihn auch mal toll, vor allem, als er durch die Tempel fegte und tacheles redete, das war gut zu verstehen, man hat ja leider selber zu sowas selten den Mut. Soweit ich mich erinnere, war Syrien auch mal christlich, bevor die Muselmanen kamen und übernahmen, schon damals irgendwann vor ein paar Jahrhunderten. Dann kommen alle, die einfach so mitlaufen beim ihnen Vorgesetzten ab und zu in die Bredouille, wenn auf einmal ein anderer Gott, der doch eigentlich nur Einer sein kann, dann doch nicht sein kann, weil überall ein anderer Ton herrscht und zu viele in falschen Zungen reden. Eine falsche Zunge bekommt man dann, wenn man etwas tut oder sagt, von dem man weiß, dass es nicht stimmt, und man sagt oder tut es trotzdem. Alle Kulturen und Religionen und Institutionen haben ihre Blütezeit, und wenn die vorbei ist, fängt auch die Zeit der falschen Zungen an. Da feiern die Christenmenschen also wieder die Geburt ihres Heiland. Hat man das Heilungsangebot wohl verstanden? Oder war es doch zu schwer, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, wo doch die Frage, ob man sich selbst überhaupt liebt, noch gar nicht beantwortet ist. Schnee und Freude bleiben auch oft weg beim Fest. Was nicht wegbleiben muss, sind all die Lichter, die das Dunkel erhellen, und die Freiheit, mit der man, also wir, wählen können, wie wir selbst das Lichterfest verbringen möchten, und was wir dabei als angemessen empfinden, ohne dass ein Haar gekrümmt werden muss. Das wünsche ich jetzt schon hinaus in die weihnachtlich sich vorbereitende Weite: dass in den Festtagen keinem ein Haar gekrümmt wird.

Robin Thiesmeyer

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Meta Bene
Robin Thiesmeyer
Aus der „Zeit“

bahnen

Das, was ein Mensch kann, wird ihm oder ihr entweder beigebracht, oder er oder sie bringt es sich im Laufe des Lebens selbst bei und entdeckt, dass etwas Lernfreude bereitet, und kann nun etwas Angelerntes loslassen. Oder das Angelernte und von Anderen Beigebrachte macht langsam Freude, weil das Erfassen des Materials interessanter wird und man denkt, es zu einer gewissen Vervollkommnung bringen zu können, was nicht immer gelingt, aber doch anregend geug ist, um wertvolle Zeit damit zu verbringen. Man ist ja von Anfang mit Lehrer:innen und Lernen beschäftigt, muss sich aber irgendwann auf das Machbare konzentrieren und kann sich innerhalb dieser gewählten Bahn entwickeln. Die Einschränkung allen anderen Fähigkeiten gegenüber kann sich zeitenweise anfühlen wie ein Tunnel, den man durchqueren muss, bis man wieder rauskommt aus der Enge ins Licht eines neuen Verstehens von der Natur und Bedeutung der (für einen selbst sinnvoll erscheinenden) Prozesse, auf die ich mich einlasse (oder nicht), und die dann in letzter Konsequenz zu einer Kenntnis von mir selbst führen können, aber nicht müssen. Es gibt den Moment, wo ich erkennen muss, dass ich genug Materialerfahrung gesammlet habe, um das eigene Steuer in die Hand zu nehmen und den Weg durch die bedrohlich wirkende Ungewissheit der Gewässer zu bahnen, immer hocherfreut, wenn andere Schiffe zu diesem Abeneuer bereit sind und man sich gerne auch begleitet auf den Fahrten. Und es gibt ja auch die e i n e Fahrt, der man lebendig gar nicht entkommen kann. Der Planet als sich durchs All bewegendes Raumschiff lehrt uns, dass wir hier die ungewisse Zeit (‚mors certa ora incerta‘) verbringen, und uns deshalb angeraten wird, etwas über die Bedingungen zu lernen, damit wir unsere begrenzte Existenzdauer dementsprechend gestalten können, was man auch Arbeit an sich selbst nennen kann, wenn das Wort ‚Arbeit ‚ in diesem direkten Zusammenhang keine unangenehmen Gefühle erweckt. Diese Arbeit will aufdecken, ob das, was ich von mir selbst erfassen kann, auch wirklich ich selbst bin. Und wie würde ich das ausdrücken: d a s ist, was ich wirklich bin. Hat es Worte oder hat es keine Worte. Hat es gewählt, oder ist es einfach mitgegangen ohne zu entscheiden, wie es sein soll, und was ‚es so alles ertragen gelernt hat, ohne dass es für das Wesen förderlich war. Und ist es in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit wirklich eine der wenigen Pflichten, die wir von der planetarischen Aufenthaltsgehehmigung erhalten haben, nämlich uns selbst zu erkennen und mit uns selbst unterwegs zu sein, bevor wir wieder abtreten müssen von der Bühne. Vieles ist dem Menschsein möglich. Ich erinnere mich an einen Satz in einem Gedicht von Rumi: ‚Shams (Shams-e Tabrizi) betritt den Raum und bringt Segen‘.
Man schweift so mit einer gewissen Unruhe über die politisch geprägte Weltlandschaft. Denn klar weiß man, dass vieles schon immer da war, nur nicht so geballt, so sichtbar, so voll mit Dummheit und Grausamkeit, was man sich in gereiftem Alter irgendwann eingestehen muss, wenn der Drang zum Mitspiel sich gemäßigt hat und die Erfahrungen einen belehrt haben. Tatsächlich ist es ein ganz persönlcher Kampf um die Erhaltung dessen, was einem auf dem eigenen Weg als wesentlich erschien und erscheint, und das öfters dem sogenannten ‚Normalempfinden‘ widerstrebt hat bis hin zur Gläubigkeit an das Konstrukt der Heirat. Und natürlich könnte alles ganz anders sein, aber es ist, wie es ist, und ändern kann man nur sich selbst. Und obwohl ich das offensichtliche Wunder der Vielseitigkeit menschlichen Tuns und Denkens immer eine Goldgrube der Anregung fand, verblüfft oder besser entsetzt es einen schon auch, was auf der dunklen Seite der Schale alles so möglich ist., und es strauchelt in einem der Gerechtigkeitssinn. Und nehmen wir einmal an, wir hätten den finstersten Abgrund menschlichen Vergehens schon erreicht, was passiert dann gleichzeitig mit dieser Grenzüberschreitung auf der anderen Seite? Oft sieht man Zaghaftigkeit oder das Hinauszögern von Wahrgenommenem. Man will sich nicht einmischen, nicht falsches Zeug reden wider den Nächsten, auch wenn die Lage ziemlich offensichtlich ist. Auch deswegen konnten sich die 50 vergewaltigungsbereiten Männer in der Pause der Pelicot-Verhandlung auf die Schenkel klatschen, man versteht sich. Die Frage, ob das alles geschädigte Gehirne sind oder einfach eine Variation der Palmblätter im Urwald der Menschlichkeit, who knows. Oder war es tatsächlich mal anders und Menschen müssen immer wieder über ihre verlorenen Paradiese klagen, weil sie, als sie drin wohnten, immer mehr wollten, was ja an sich nichts Verwerfliches ist. Ich fand die Paradies-Story aus der Bibel immer schon seltsam, denn was wäre aus den Hauptdarstellern denn geworden, wenn sie (Eva) der Versuchung um die Wissensverlockung herum hätte widerstehen können und sie sich ohne das verbotene Wissen in ihrer Nacktheit bald zu Tode gelangweilt hätten. Schließlich war der Schritt durch das Tor, durch das sie hinausgeworfen wurden von dem gehorsamsfordernden Gott, der erste Schritt in die Aufklärung. Da ist allerdings im Laufe der Zeit nicht nur viel Weltraumschrott oder Meervermüllung entstanden, sondern die natürlichen Grenzen der Vorstellung scheinen schon so lange gesprengt, sodass alles sich bereits hinter dem Kipppunkt Befindliche automatisch als das ‚Normale‘ betrachtet wird. Daher der prüfende Blick auf die Waage, nachdem er einige Momente in den Foltergewölben des Assad-Regimes herumirrte.

nah

IN DER NÄHE
DES GLÜCKS
EIN KLEINER
GOLDSTRAHL
IM LÄSSIGEN
GEWEBE
DES NICHTS,
DURCH
UND DURCH
LÄCHELND –
UND AN DICH,
HOHES
ABSTRAKTUM,
NÄHE DES
GLÜCKS,
ERINNERE
ICH MICH.

Für das Verständnis der Weltlogik ist es ziemlich unbedeutsam zu wissen, wieviele Lamborghinis der einstige Machthaber von Syrien in seiner Palastgarage angesammelt hat. Vermutlich hat er zuweilen eine Nachtsperre verordnet, damit er die Luxuskarren überhaupt mal fahren kann. Oder hat sich durch das heruntergekommene Land kutschieren lassen und gedacht: Wow! Das alles gehört mir! Diese Frage schwebt ja auch immer mal wieder durch den Raum: Wem gehört denn das alles, und hier ist das Wort „eigentlich“ angebracht. Aber man versteht etwas über den Typus Herrscher. Dieser Assad ist kein Einzelwesen in der Benutzung bzw. dem Missbrauch seiner Macht, es gibt sie immer wieder, und nicht nur ich befürchte, dass in Syrien derselbe Prototyp wieder auftaucht, die Anzüge und die Gewänder ändern sich ein bisschen. Wir alle tragen in uns das Macht-Gen, man braucht es zum Beispiel zur Bekämpfung der Angst. Aber ‚Macht‘ ist nicht dasselbe wie ‚Kraft‘, denn auch das Eindämmen der Machtgelüste braucht Kraft, Das geschieht nur im Rahmen der Selbstschulung. Deswegen gibt es viele Assads, aber nur einen Nelson Mandela und nur einen Nawalny. Daher können sie eine Form der Liebe entfachen, die mit der Dankbarkeit zu tun hat, Menschen getroffen zu haben, die glaubwürdig sind und daher ein Beispiel für alle. In den psychischen Tiefen der Assads, also da, wo sie selbst nicht mehr hinreichen können, darf man einen Defekt vermuten, vielleicht genetisch, vielleicht nur die gefühllose Übernahme der Vatergeschäfte. Etwas, was gute Anlagen hatte, zermürbt sich selbst im Kampf um nichts anderes als das Mehr, und immer mehr, und aus der Wurzel der Verunsicherung wächst der Anstoß zur Heldentat. Und an diesen Taten sieht man dann, wessen Geistes Herrscher dann der Gewählte ist. Deswegen ist die berühmte Anekdote von Alexander dem Großen und Diogenes, dem zufriedenen Tonnenbewohner, so schön. Nur Dogenes, der nichts will und auch nichts hat, kann dem großen Alexander befehlen, aus der Sonne zu gehen, denn die Sonne ist für ihn da, er braucht nicht um sie zu kämpfen. Alexander der Große war natürlich kein Dummkopf, er wusste sehr wohl diesen menschlichen Spiegel zu schätzen. Aber für ihn war der Moment keine Lösung Weiter musste er reiten und Alexander der Kleine, und dann wieder der Große sein, und das muss alles sehr anstrengend sein. Nicht sein zu können, wer man ist, und darin gefangen bleiben

This, too, shall pass

Noch blinzelt das Weltbewusstsein sich dem ungeheuer schnellen Sturz des syrischen Präsidenten Assad entgegen, eingebettet in die totale Finsternis des Ungewissen, das eigentlich ein Licht ist, denn es gibt nur das Ungewisse. Und egal, wieviel darüber geforscht wird, so wird sich der Weltenlauf auch weiterhin im Ungewissen bewegen, da das alles lebendig ist, es ist das Lebendige an sich und das vom jeweils Daseienden ständig neu gestaltet wird. Aber die 24 Jahre, in denen dieser Diktator Unheil angerichtet hat, sind schon ziemlich lang für ein einziges Menschenleben. Es ist in vieler Hinsicht ein wichtiger Moment, da man einiges davon lernen kann. Es könnte sein, dass sich auch Diktatoren beim Zuschauen ein bisschen fürchten, denn nun ist wieder einmal klar geworden, dass auch d a s vorübergehen kann, die Illusion der Herrschaft über Tod und Leben, und man selbst nur Staubkorn im ewigen Wandel. Es kann Assad sicherlich nicht ganz überrascht haben, vielleicht gab es Zeichen, und wahrscheinlich stand das Diamantenköfferchen eh schon lange bereit, Angst muss immer mit allem rechnen. Muss es nicht Angst machen, so ein Mensch geworden zu sein, der nur (in letzter Konsequenz) für die eigene Selbstsucht und Selbstüberschätzung Menschen in Kerker verbannt hat, die einfach nur eine andere Meinung über ihn hatten. Und dort, in der Unterwelt, zu der keiner mehr Zutritt hat, versammeln sich die ausführenden Knechte, die für die sadistische Arbeit geeignet sind. So soll, hören wir, das größte Foltergefängnis des Landes unter Damaskus liegen. Damaskus, eine der ältesten Städte der Welt, nun ohne die Familie Assad, deren Flucht gerade gefeiert wird. Feiern, bevor man warten muss, ob es tatsächlich besser wird, denn schlechter, glaubt man, geht es nicht mehr, aber wir wissen: es geht. Und wo ist die Grenze des Schlechten. Auf jeden Fall arbeiten vor allem der Tod und die Zeit am scheinbar Unlösbaren. Auch diejenigen, die immer Hurrah rufen, wenn sie Vorteile für sich sehen und glauben, jemand kann das liefern, auch s i e können zur Vernunft kommen. Aber oft ist es auch zu spät. Nur, weil einer eine Zyankali Kapsel schluckt, stirbt die Gehirnwäsche noch lange nicht, die von diesem Gehirn ausging. Daher gehört die Idee der Freiheit zum wesentlichen menschlichen Gut. Man ist vor allem für die eigene Freiheit verantwortlich, und was man mit ihr tut. In Wirklichkeit passt sie nur zur Liebe, die Freiheit. Da, wo sie nicht ist, kann Liebe sich nicht entfalten. Wie ungern man etwas wahrhaben möchte, bis es einen nicht mehr in Ruhe lässt und man die Kraft hat, dem eigenen Gaukeln auf die Schliche zu kommen. Auch das Bewusstsein ist nur ein Instrument, bis auch aus diesem Wort das Wissen, und das Bedürfnis nach endlosem Wissen entlassen werden kann. Dann nimmt nur noch das Spiel seinen Lauf. Wie man selbst.

De Einen tanzen auf den Straßen vor Glück und im Rausch der Täuschungsmanöver, während die Anderen völlig ernüchtert fliehen, es ist nur ein Machtwechsel zwischen Gejagten und Jagenden. Und sicherlich wird es eine sehr kurze Freude sein darüber, dass dieser unangenehme Mann (Assad) mit seinen Folterknechten verjagt werden konnte. Aber ob sich hinter den Rebellenstirnen selbst-und staatsreflektierende Strömumgen befinden, ist schon sehr ungewiss bis unwahrscheinlich. Schon plündert’s im neuen Action-Gefüge, da träumen doch bestimmt schon einige davon, an die Macht zu kommen. Und wer wird mitspielen dürfen in der nächsten Episode, und wer wird die Hauptrolle übernehmen. Schweifen wir also kurz mit unserem Blick darüber hinweg und kehren zurück zu uns selbst, ich meine natürlich mir selbst. Zu jemand anderem kann ich ja nicht zurück kommen, von außen also nach innen. Es gibt ja diese oft blödsinnig einfach klingenden Sätze, die man bedeutsam nickend bejaht, so, als gäbe es keinen Zweifel am Begriffenen. Dann fällt einem vielleicht nach vielen Jahren ein Zettel vor die Füße und man erkennt, dass man jetzt fast noch weniger darüber weiß als damals: was mache ich auf diesem Ball, der mich ständig durchs All befördert, immer in Bewegung also, und wer ist das überhaupt, der oder die da herumwandert und sich um sogenannte Normalitäten bemüht, um den Fragen auszuweichen, die keine Antwort beinhalten. Und so sucht stets ein großer Pulk der Menschheit nach einem Tun, einem Beschäftigtsein und Beschäftigtwerden, das so wenig wie möglich die persönliche Nachfrage reizt. Die Frage an sich selbst, wozu man gehört oder überhaupt muss oder will. Das kann am Rande des von einer Gesellschaft bestätigten Normalzustandes eine Weile zu Gletschern führen, in denen sich eine erstaunliche Wärme ansammelt. Überall ist Zugang zu freier Entscheidung, nur: was ist frei. Und wer. Unter welchen Bedingungen kann so etwas (Wunderbares) geschehen: Zugang zu Freundlichkeit, eigenem Wesen, Sein.

Eher schon verliert man mal den Faden zum Verständnis der vorherrschenden Weltorganisation, die ja für jede/n immer dann aktuell ist, während man in ihr lebt. Plötzlich erobern Rebellen syrische Städte, ach so, noch ein Krieg. Selensky ist geladener Gast beim Notre Dame Spektakel, auch Trump soll kommen, man bastelt im Hintergrund an der Möglichkeit eines Gespräches. Elon Musk, der mit dem Asperger-Genie-Syndrom Beladene, übernimmt Geschäfte, obwohl er eigentlich keinen Job hat im politischen Zirkus, aber plötzlich den Zirkushengst spielen darf. Es kann nicht nur wegen der paar Milliönchen sein, denn nicht nur ist Trump nicht bettelarm, und was ist schon so ein kleiner Beitrag im Kontext von Milliärdchen, da muss was anderes gelaufen sein. Er muss ihr, der Obermarionette, irgendwie den Sieg geliefert haben, aber noch ist keiner beim FBI auf dieser Ebene klüger als Elon, der nebenberuflich noch der reichste Mann der Welt ist. Man kann nun weiterhin und vor allem nebenher zuschauen, wie dunkle Gehirne schmutzige Geschäfte hervorbringen, aber wer weiß, vielleicht geht’s ja schief. Leider lief bei den Grünen auch was schief, obwohl sie den idealen Politikertypus in petto hatten, Robert Habeck nämlich, Politiker und Philosoph, der von den Werauchimmers kläglich zermalmt wurde beziehungsweise noch immer wird. Und was den Gazastreifen betrifft, so wird dem leeren Blick langsam aber sicher klar, dass nichts so ein Vorgehen entschuldigen kann. Wenn das Ausmaß des Vernichtungswillens erkennbar wird. Also ein weiterer Tag im Kalender der Menschheitsgeschichte. Wenn die Überforderung spürbar wird, muss man die Geräte mal abschalten. Man kann Freunde einladen und Apfelkuchen essen. Ja,ja, von der Wiese, die Äpfel, immerhin soll one apple den doctor away keepen. Den Luxus des Nichts genießen, in dem die unvorstellbaren Dinge ihren Lauf nehmen. Feiern, dass man geboren wurde und noch am Leben ist. Was war nicht alles schon unterwegs, um es zu rauben, das kostbare Zeitfenster hinaus aufs Spielfeld, und dann wieder zurück ans leuchtende Feuer!