gut

Das Sehen vom Irgendwas im Irgendwo

Seit Hannah Arendt uns schonungslos berichtet hat von der Banalität des Bösen, die sie selbst erlebt hat während des Eichmann-Prozesses in Jerusalem, können wir nun reichlich Beispiele dafür sehen, wie attraktiv das als ‚Bösartiges‘ Betrachtete für viele Menschen ist, denn sie sehen es ja gar nicht so, nein. Sie basteln an ihrem eigenen Heiligenschein und hoffen, dass der Schein hält. Hält er lange genug und es sind genug beisammen, die behaupten, der Kaiser trüge Kleider, dann läuft die Show. Einer will Zar werden, der andere Papst, und weil es dann doch nicht so richtig klappt, werden sie immer wütender und durchschaubarer und banaler. Die Preise für egomanische Schäden sind zwar immer hoch, aber sogar mit der Selbstbestimmung wird lieber bezahlt, als sich der anderen Seite zuzuwenden. Wo ist die andere Seite, und was oder wen finden wir da vor? Zwischen Höhe und Tiefe gibt es ja unendliche Labyrinthe des Eigensinnigen, und tapfer arbeitet man sich durch den Wirrwar – und klar, dann kann es einem so vorkommen, als wäre man aus dem Dämonennetz ausgespuckt worden und müsse nun schauen, wie es weitergeht. Denn die andere Seite des Bösen ist doch das Gute, und auch Gottfried Benn hatte keine Ahnung, ‚woher das Schöne und das Gute kommt‘. Aber da es existiert, müsste es doch zu erreichen sein, oder gibt’s da nichts mehr zu erreichen. Man erzählt sich, dass der Papst, als er hörte, dass ihn die Wahl getroffen hat, zuerst verstummte und den Kopf senkte. Niemand kann auch nur ahnen, was in ihm vorging. Die, die nicht wollen, meinte jemand beim Frühstück, sind meistens die Besten. Wenn sie dann ihre Aufgabe akzeptieren, werden sie zum verkörperten Wollen in Einklang mit den Erfordernissen des Amtes. Doch wie fühlt sich ein Mensch, der als so gut erachtet wird, dass er andere Menschen segnen kann. Schön ist, wenn man jemandem die gute Arbeit bei der Durchführung des Amtes und seinen Ideen zutraut. Auch feuert es an, darüber nachzudenken: gut sein, das Gutsein – was ist das.


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert