Die ‚Natur‘ ist für mich nichts Selbstverständliches, eher das Mysterium an sich. Oder die mysteriöse Bühne, auf der das alles stattfindet, was wir als Menschen uns ausdenken. Um was es hier geht, und was es wohl alles bedeutet. Ein verhältnismäßig kleiner Ort, aber im Verhätnis zu was? Dem hemmungslosen Ausmaß der Galaxien, das macht doch eher bescheiden, obwohl sie (die Bescheidenheit) nicht lange anhält. Ist der Mensch auch Natur, nur ganz anderer Art als die Pflanze? Oder treibt sein oder ihr Schöpfertrieb nicht meistens in die Überwindung des Natürlichen, und macht daraus Menschliches, wenn man’s an dieser Stelle vom Tier und der Pflanze unterscheiden muss oder möchte. Wird also was anderes, lernt Rollentexte, macht sich tüchtig, wandert durch und wieder zurück, oder fliegt durch und nimmt sich dort ein Auto, weil alles erfunden wird für das Menschsein und das, was es bedient. Ich bin Berlinerin und habe in den ersten Jahren meiner Lebenszeit herzlich wenig mitbekommen von der Natur, vielleicht in den Ferien in Italien. Aber gespürt habe ich sie erst in Indien, wo ich mich freiwillig vom Nachtmensch in den Tagmensch verwandeln konnte. Für den Geist, der in der Natur zu spüren war, die Verneigung zum Göttlichen hin so leicht gemacht, alles heilig, der Baum, die Erdnuss, der Hund, das Salz. Götter und Göttinnen auf den Verpackungen. Als Tempel also kommt mir die Natur vertrauter vor, ein heiliger Ort, der uns Zutritt gewährt. Zu ihren Bergen und Seeen, ihren Meeren, ihren Wüsten und ihren Wäldern. Wir sind es, die teilnehmen dürfen, ja, auch etwas dazufügen. Als fremdartige Wander:innen, Innenwanderinnen, hoher Grad der Verantwortung durch bloßes Dasein, und mit Achtung dem weiblichen Prinzip gegenüber.


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