Schatten

Dass gestern Freitag der Dreizehnte war, habe ich vor allem über amerikanische Medien erfahren, zumindest in seiner volksmundigen Bedeutung als Tag, über dem die Schatten besonders bemerkbar lauern, und sie taten es, was u.a. bedeutet, dass ich ein Klagelied hätte singen können, weil ich es auch gestern ziemlich dunkel, beziehungsweise ich mir verdunkelt vorkam. Manchmal, so denke ich jedenfalls, muss man sich bewusst in die Einsamkeit begeben, wenn man eine Klarheit erlangen will oder muss, und wo die Gedanken anderer zur Abwechslung mal gar nicht hilfreich sind, bis man entweder das zu Verstehende verstehen kann oder es eben nicht verstehen kann. Unermüdlich bewegen die Ameisen die winzigen Teile zum Baugelände, und tragen unermüdlich und fleißig bei zum Wasauchimmer. Auch war ich gestern schon verunsichert, ob ich unsere afghanischen Freunde anrufen sollte, um den Schmerz über ihre verlorene Heimat zu teilen. Mustafa, der Sohn dieser Familie, hatte uns mal einen Film über Afghanistan empfohlen, in dem u.a. gezeigt wurde, wie sich das schöne Land einst aufgeschlossen und modern zu entwickeln schien, als nach vielen grässlichen Kämpfen irrerweise die Taliban  als die Befreier gesehen wurden, bevor sie sich als die noch Grausameren entpuppten. Die jetzt das Land mit ihrem Scharia-Wahn besetzen, sodass man kaum wagt, an die Folgen zu denken, so gewiss sind die Schrecknisse, die diejenigen, die keine Möglichkeit zur Flucht haben, jetzt werden ertragen müssen. Menschen erheben oft genug ein Anrecht darauf, sich selbst zugrunde zu richten, so, als könnte das eine Form der Befreiung sein, und vielleicht kann auch Selbstzerstörung zu einem Erwachen zu sich selbst führen. Aber sobald ein anderer durch mein Verhalten Schaden erleidet, ist es angemessen, darüber nachzudenken. Und wie immer ist auf allen beteiligten Seiten jede/r allein mit seiner oder ihrer Story. Und wenn ein Land vom Irrsinn überrollt wird, dann ist es ratsam, ja, Konsequenzen zu ziehen, aber welche? Wenn ich mittendrin stecke und gar keine Möglichkeit mehr sehe, oder den Faden verloren habe, oder gar nicht für möglich gehalten hätte, dass es einmal so weit kommt. So, als hätte es gar keine Zeichen gegeben. So , als hat einfach die Kraft gefehlt zu sehen, wie die Dinge wirklich stehen, und dass es so, wie es endlich als „real“erkannt wird, nicht weitergehen kann oder darf oder muss. Das alles läuft ja auch noch neben der Pandemie her, mit der auch jetzt jeder allein ist, und mit den Feuern, und den Wassern, und den Gefühlen, und ihrer Abwesenheit. Und während das alles weiterhin erforscht und dokumentiert werden wird, tickt die Uhr, oder tickt auch sie gar nicht mehr richtig? Oder ist sie schon in Hiroshima stehen geblieben, für alle sichtbar. Vielleicht trägt die Zeit auch ein Ende  in sich, von dem keiner wusste, nur vielleicht ahnte, oder auch wusste, dass es sie gar nicht gibt, die Zeit, nur unter uns Menschen, klar, da spielt sie eine wichtige Rolle. Wir stehen vor den Spiegeln und möchten, dass ich das bin, was ich sehe. Dabei weiß ich doch, dass ich das gar nicht sein kann. Cocteau hat den Spiegel verflüssigt und so einen Eingang gefunden, oder war es ein Ausgang? Alles birgt sein ureigenes Geheimnis,, und so kann man auch im allertiefsten Schrecken ein Tor finden, zu sich. Das Ganze ist ja nicht kleinlich ausgerichtet.

Ach ja, am Freitag den Dreizehnten sollte gemäß der amerikanischen Verschwörungstheorien Donald Trump zurückkehren zum Präsidentenamt. Zum Glück war es nur bodenlose Dummheit. Das ist dunkel genug.

eben (nicht)

Man kann nicht leugnen, dass eine Unruhe, oder ist es eine Unsicherheit, oder eine Verunsicherung, durchs Land zieht, oder durch die Länder, sozusagen eine kollektive Welle der Erkenntnis, wie ungewiss alles ist in einer Zeit, in der Quellen versiegen und die Ungläubigkeit so ziemlich allem gegenüber wegen Überfrachtung zunimmt. Dabei könnte man meinen, es war schon immer so, was auf vieles zutrifft, nur nicht auf die Tatsache, dass man nicht darum herumkommt, es selbst zu erleben, was viele Geister zermürbt hat in der Sinnsuche, so lange Sinn noch gesucht und zuweilen ja auch vorübergehend gefunden wird.. Und wie Wellen so sind, kommen und gehen sie, und was letztes Jahr zu einem vertrauten Gespräch zwischen mir und Indien oder Amerika führen konnte, da klafft nun wieder die Unterschiedlichkeit der Handhabungen der Geschehnisse auseinander, wobei man sich günstigerweise auf das Ungewisse meist einigen kann. Immer noch gibt es Fluten und brennende Wälder und Felder, und Köpfe versinken für immer im Meer. Und in was kann und will es noch hineinlauschen, das Sein. Als würde das Sein lauschen, und vielleicht ist es ja das Lauschen an sich. Dann wollte ich neulich unterwegs das Autoradio abschalten, als ich gerade noch das Wort „Arktis“ hörte. Es war ein faszinierender Bericht über die Vorbereitungen der nächsten Arktis-Fahrt, und ein bescheiden klingender Mann hatte ein Meisterwerk designed in einem Container, dessen Content dort unter widrigsten Umständen das Gewünschte erforschen kann. Schnell entsteht sie, die Gefahr der Beeindruckung. In mir lebt auch so ein kleiner Odysseus, der will sich lieber am Mast zurückhalten, wenn er merkt, dass er da gar nicht hin will, wo es herlockt. Denn mir kommt es eher so vor, als würde überall alles ständig gestört, und als würden uns alle Planeten und Meere gehören, damit wir darin und darauf und darunter herumstapfen können und alles untersuchen, bis nichts mehr da ist, was erforscht werden kann, aber ich weiß doch selbst, dass alles einfach weiter geht. Man kann unbedingt der Vernunft einen Platz einräumen inmitten der Unruhe-Felder. Manchmal hilft einem ihr kühler Kopf und ihre Kraft, die Dinge auszuloten, und gut, wenn sie ihren heimlichen Lebensgefährten, den Humor, nicht aus den Augen verliert. was soll schon passieren? Man weiß es eben nicht.

erlebbar

Niemand ahnt, weil es nicht geahnt werden kann, was Menschen innerlich erleben, wenn sie (z.B.) etwas anfertigen, ich also zum Beispiel dieses Bild. Die Fläche, auf der ich seit einer ganzen Weile schon meine Bilder pinsle, ist 15cm mal 15cm groß, was zu von mir so empfundenem Luxus führt, dass auf meinem Schreibtisch außer dem Computer auch noch mein Mini-Atelier Platz hat. Unzählige mögliche Arten, 15cm im Quadrat zu sprengen, sind mir schon begegnet, und immer wieder mal gelingt es, den Raum zumindest als eine Weite ahnbar zu machen, das ist alles. Durch was wird Weite möglich? Es muss etwas durch die Leere ziehen, Formen, Objekte, wesenhaftes Dingsda, das wie von selbst erscheinen kann, eben, um Raum spürbar zu machen, denn wäre da nichts, wäre der alles tragende Raum nicht wahrnehmbar. Auch steht eine sich formierende Idee über das sich Gebärende gerne im Wege, denn da, wo man etwas zu erkennen meint, ist nicht immer das, was man weiterführen möchte oder kann. Inmitten der Navigation im Ungewissen muss ich an einem bestimmten Punkt doch ziemlich präzise wissen, wo es hingeht. Und es muss ein bestimmter Grad von Akzeptanz entstehen über das, was sich über die Hand hier geistig formieren möchte mit dem Instrument der Umsetzung. Eigentlich bin ich, soviel ich weiß, eine der letzten Überlebenden des Systems „Rapidograph“ und habe über viele Jahre hinweg keine Mühe gescheut, die delikaten Wesen am Leben zu halten, denn wenn man sie vertrocknen lässt, was vielen Architekten vertraut war und vielleicht noch ist, dann geben sie keine Lebenszeichen mehr von sich, ein lebendiges Klicken, das allerdings nur verbleibt, wenn man sie täglich in Gebrauch nimmt. So kannte ich vor allem die Rapidographen-Zeichnung und das Schreiben mit dem selben Stift, dem man eine gewissen Erotik zuschrieb, da er mit der Zeit immer beweglicher wurde, was vielleicht alle guten Schreibwerkzeuge an sich haben. Und noch kenne ich niemanden, der gerne einen Stift von einem haben möchte, um irgendwas niederzu kritzeln. Da muss schon ein Maß von freundschaftlichem Vertrauen aufgebaut worden sein, und selbst dann. Nun gut, dann erbte ich die beiden Malkästen, nicht ahnend, welchen anregenden Torturen ich ausgesetzt werden würde, denn ja, eine gewisse Großzügigkeit den eigenen Schöpfungserzeugnissen gegenüber muss natürlich existieren, aber trotzdem gilt auch hier, dass es immer um alles geht oder auch um nichts, oder um das All oder das Nichts, oder beides. Nun habe ich mich durch die Malkastenfarbenpalette hindurchpraktiziert und weiß nun, wenn ich Farben hinzufügen möchte, nach was ich Ausschau halte. Denn die Überwältigung vor der riesigen Auswahl ist vorprogrammiert, und verblüfft hört man an der Kasse die praktische Summe des Ergatterten, und wahrlich, es ist immer mehr, als man denkt. Zum Glück ist neben dem berauschenden (Kunstzubehör)- Laden ein Café, in dem man sich erholen kann oder vielmehr mit liebevollen Blicken in die Tüte schauen, wo der Preis nicht nur mehr als gerechtfertigt vor einem liegt, sondern auch noch tiefe, standhafte Freude entlädt. Zwei dieser Farben sind oben im Bild. Millimeterweise habe ich sie mit dem dünnsten Pinsel aneinander gesetzt, das tiefe Violett mit dem hinreißenden Goldgrün, bis die Spannung fast unerträglich wurde. Eben nicht zu wissen, wie es weitergeht und ob gelingt, was keiner Idee entspringt, und wodurch, und welchen geheimnisvollen Quellen entspringen diese Ordnungen alle, die das Ganze erlebbar machen.

zuweilen

Wenn man zuweilen mit dem für einen selbst Unverstehbaren konfrontiert ist, muss oder kann man sich fragen, was der Grund dieser Unmöglichkeit ist. So schaue ich zum Beispiel immer noch oder immer mal wieder in die Machenschaften der amerikanischen Politik hinein, und erinnere mich an den berühmten Satz von Hannah Arendt über die Banalität des Bösen, das hier noch einmal sein Spiel spielt, von dem die Einen sich überzeugt haben, dass es das Übliche ist, also die Norm, und die Anderen sich Wege suchen, um der Ohnmacht entgegentreten zu können. Und klar, es ist immer auch die Vielfalt der Erscheinungen, die nicht nur die Dramatik des Spiels bestimmen, sondern auch seine Lebendigkeit. Und so lernt man das, was einem daran lehrreich erscheint, und bedenkt das Hereingenommene und den Raum, den es braucht, um es zu verdauen. So fiel mir heute früh der Mystiker al-Halladsch noch einmal ein, der sich einst als Wahrheit deklarierte und dem man dann deswegen Arme und Beine abhackte, bevor man den Rumpf an eien Baumstamm nagelte, als einer seiner Schüler vorbeikam und ihn nach dem Sinn der Mystik befragte. Hier, sagte al-Halladsch, siehst du ihre niedrigste Form. So kann man sich sehr gut  über die Politik befragen, was man für eine akzeptable Stufe hält, und wann der Abgrund zwischen Regierung und Volk zu groß werden kann, sodass neue Wege gefunden werden müssen. Die allerdings nur neu sind, weil man sie selbst erlebt, die Flucht, den Mord, den Tod, die Ungerechtigkeit, die Dummheit und mein eigener Umgang mit dem, was mir begegnet, und was ich höre und sehe und lese. Wo ich rede, wenn ich besser geschwiegen hätte, oder besser ausgesagt hätte als geschwiegen, wo Schweigen nur Mangel an Anwesenheit ist. Über den Mann Trump sind nun eine Menge Bücher herausgepurzelt, und kaum war eins draußen, kam schon das nächste und gab ein wenig Aufschluss über das Ungeheure, aber nichts und niemand hat das Ungeheure aufhalten können. Und wenn das Attentat auf Hitler gelungen wäre, hätte auch niemand gewusst, wie viele Menschenleben das noch ermöglicht hätte. Und wer überhaupt gut geheißen hätte, dass der Irrwisch endlich weg ist, haben ihm doch Millionen ihren Glauben und ihren Lebensatem geschenkt. Und genauso, wie täglich Neues, Unheimliches über die Diktatoren der Welt herausträufelt, so träufelt bis heute Neues über Hitler heraus, und wie entsetzlich betäubt durch Wahnsinn und eine unvorstellbare Menge von gefährlichen Medikamenten dieser Mann war, denn wie soll er das alles sonst ausgehalten haben, so ein Sklave der eigenen, niedrigsten Stufe zu werden. Verschleiert und im Wahnhaften eingebettet ist das Innenleben der Menschen, und genial war und ist nach wie vor die Erfindung von Freud, einen Weg zu erschaffen, wo der Mensch sich aussprechen kann und wo er davon ausgehen kann, dass er oder sie gehört wird. Obwohl man von Freud auch sagte, dass er nicht ständig gezwungen werden wollte, in die Gesichter der Leidenden zu schauen. Oder er fand heraus, dass es ihm erleichterte, in freischwebender Aufmerksamkeit verbleiben zu können.

schaudern


Papierfetzen auf Kiesweg
In der Menschheitsgeschichte gibt es Gedanken, die immer mal wieder jemanden erschaudern lassen. Nein, hier sind es nicht die finsteren Korridore des menschlichen Einander-Antuns, man erschaudert also aus anderen Gründen. Zum Beispiel, wenn man von einer gedanklichen Möglichkeit ergriffen oder von ihr konfrontiert wird, die auf einmal etwas naher rückt, was bis dahin nicht im persönlichen Feld der Möglichkeiten ruhte. Das kann natürlich auch die Liebe sein, denn sie wirft einen, ganz im Gegensatz zu ihrem filmreifen Ruf, meist aus der Bahn, und es kann schon zum Schaudern führen, wenn auf einmal etwas Unleugbares in einem vorgeht, dem man nicht mehr entweichen kann, ohne Schaden zu nehmen. Heute früh dachte ich eher an Buddhas Behauptung, es gäbe gar kein Selbst. Wenn man also genau hinschaut und hofft zu finden, was man tatsächlich ist, wird man quasi von sich selbst gezwungen, den persönlichen Namen als Rauchfahne hinter sich hertrailern zu lassen, dann der Körper, ja gut, ist man auch nicht (wirklich), oder besser: ohne den oder die SteuerradlenkerIn läuft da im Körper nicht viel. Und  da hat man  bereits ausgegendered, vor allem aus Gründen des Dualitätskonstruktes, durch das man unbedingt wandern muss, um am eigenen, geistigen Rückgrat zu arbeiten. Und wenn dann die Identitätsfindungen und Benennungen gerade mal schön versammelt sind, muss man sie schon wieder auflösen und alleine und ohne sie weitergehen. Aber selbstverständlich nicht wirklich alleine, denn man trifft ja zum Glück diese und jene, die auch da weiterwandern, wo man selbst wandert. Das mit dem Selbst, das es unter gewissen Umständen gar nicht gibt, ist ein gedanklicher Brocken, kein Zweifel. Fängt man an, darüber nachdenken, verabschieden sich langsam aber sicher die Worte, genau da, wo man sie brauchen könnte!, aber nein, weg sind sie, und wer weiß schon, wohin sie sich zurückziehen und in welchen Sesseln sie sich ausdehnen und ruhen, weil sie wissen, dass sie vorübergehend nicht gebraucht werden. Was ist oder steht dann da, wenn sie weg sind? Man hört einen Atem, dann hört man auch den nicht mehr. Ob etwas da ist oder nicht, ist hier nicht mehr die Frage, und weil es auch keine Antwort gibt, hört hier was auf. Leicht erschöpft sieht man eine Hand nach leicht vergilbten Blättern aus dem Überjetzt greifen…ahhh, es ist ein Liedlein und beginnt mit den Zeilen: „Ist denn Sein allein nicht Grund genug? Muss denn Sinn immer tief und dann noch tiefer sein…?,,,und ich bin ganz froh, mal unter 500 Zeichen einfach aufhören zu können, denn ich muss aufpassen, was als Nächstes auf mich zukommt, denn soweit wir jetzt wissen, kann das Spiel zwar nicht enden, auch wenn es bedeutet, dass wir nicht mehr da sind.  Was auch immer Dasein in diesem Kontext bedeutet.

Wege

Man geht ja gerne davon aus, dass jeder Mensch ein gewisses Interesse daran hat herauszufinden, was er in den paar Jährchen, die ihm gegeben sind, mit dieser relativen Zeit anfängt, und überhaupt, wie er oder sie das ganze Weltgefüge sieht und wahrnimmt, und was er oder sie daraus macht undsoweiter. Deswegen gefiel mir immer mal wieder die als schlicht erscheinende Variante der indischen Kultur, die vornehmlich zwei Wege sah, wie man das (Leben) gestalten kann oder wie es für jeden am bekömmlichsten gestaltet werden könnte. Allerdings mussten ja schon vor der Struktur, die dann entstanden ist, schon Beobachtende unterwegs gewesen sein, denen bestimmte Dinge im Menschenwesen auffielen, meist auch hier kulturbedingt. So, wie zum Beispiel der lange Monsoonregen eine gewisse Stimmung erzeugen konnte, die zum langen, stillen Dasitzen geeignet war, zur Innenschau, zur Kontemplation, aber auch zur Beobachtung des Daseienden, wie es eben zum Leben geeignet schien. Daraus entstanden diese zwei Wege also, der eine der Famileinpfad genannt, auf dem wiederum 4 Stationen zu durchwandern sind, bevor man nach allem Dazugehörenden, also Ehe, Kinder und Berufliches, dann wieder ein freier Geist sein kann. Was ganz früher wohl bedeutete, dass man sich auf die Wanderschaft machen sollte, um über das als wesentlich Betrachtete nachzudenken und um die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen für den Rest des Weges, also Wissen oder gar Weisheit zu erlangen über die Kunst, wenn ich’s mal so nennen darf, einen guten Abgang vom Planeten zu gestalten. Natürlich macht das einen riesigen Unterschied, wenn ich zweifelsfrei davon ausgehe, dass die ganze Story weitergeht und ich unendliche Chancen habe in meiner Entwicklung, mich mit den Geheimnissen und Fertigkeiten des Daseins zu beschäftigen, bis irgendwo und irgendwann einmal…ja was denn?…kommt. Das haben wir hier im westlichen Denken nicht zur Verfügung, denn tiefer und tiefer hat man sich um die Ergründung des menschlichen Wesens bemüht und das Gefundene kategorisiert, und da alles irgendwann geschrieben stand, musste es sich auch gerade s o manifestieren, denn das Wort ist ja nun leider, oder auch zum Glück, das Instrument der Manifestation, auch wenn es gleichzeitig aus derselben Quelle kommt, die auch das Schweigen bestimmt oder den stillen Raum als ein (oder einziges) Feld, auf dem Dialog mit sich selbst stattfinden kann. Also Verbindung mit sich selbst, Beobachtung  von sich selbst, Ahnung und Wissen über sich selbst und die Sicht, die ich mir aus irgendwelchen Gründen angeeignet habe und nun oft genug unter ihrem Bann stehe, bevor ich sehen kann, dass es auch anders geht, und mir dadurch neue Handlungswege offenstehen. Und was mit mir selbst passiert, wenn ich die uralten Fragen selber zu wälzen beginne. Vielleicht „wälzen“, weil ich die dicken Brocken, um die es hier geht, nacheinander aus dem Weg räumen muss oder kann, um dem vermutlich bedeutsamsten, wenn auch imaginierten Abgrund ins Auge blicken muss, eben auf was oder wen ich da zugehe, wo es doch noch gar nicht sicher ist, ob ich da überhaupt ein greifbares Ich vorfinde, das zu mir spricht, oder vielleicht doch. Das ist die Heldenreise. Attention, traveller, for it is late, aber wahrscheinlich noch nicht zu spät. Nur für was?

Peter Sloterdijk

Hans Ulrich Gumbrecht: Peter Sloterdijk ist ein heiterer Denker

Ein Grundsatz ist bedenkenswert, der die Weisheitslehren ins Leben rief und der dem Altertum als eine Selbstverständlichkeit galt, ehe moderne Entwicklungen ihn zersetzten. Beim Philosophen, dem Menschen der Wahrheitsliebe und des bewussten Lebens, müssen Leben und Lehre zusammenstimmen. Das Zentrum jeglicher Lehre ist, was ihre Anhänger von ihr verkörpern. Dies lässt sich idealistisch missverstehen, als sei es Sinn der Philosophie, Menschen auf die Spur unerreichbarer Ideale zu setzen. Doch wenn der Philosoph in eigener Person berufen ist, zu leben, was er sagt, so ist seine Aufgabe in einem kritischen Sinn doch viel mehr: zu sagen, was er lebt. Seit jeher muss sich jede Idealität materialisieren und jede Materialität idealisieren, um für uns als Wesen der Mitte wirklich zu sein. Eine Trennung von Person und Sache, Theorie und Praxis kommt in dieser elementaren Sicht überhaupt nicht in Betracht – es sei denn als Zeichen einer Wahrheitstrübung. Eine Lehre verkörpern heißt: sich zu ihrem Medium machen. Dies ist das Gegenteil dessen, was im moralistischen Plädoyer für streng idealgeleitetes Handeln gefordert wird. Im Hinhorchen auf das, was verkörperbar ist, bleiben wir geschützt vor moralischer Demagogie und vor dem Terror der radikalen, nicht lebbaren Abstraktionen.

Aus: „Kritik der zynischen Vernunft“

angebracht

Öfters sieht man nun auf den Straßen gebrauchte Ausgaben des medizinischen Maskentypus‘ herumliegen, die Eintagsfliegen also des ernst genommenen Vorgangs, und es bleibt spannend bis unheimlich bis gleichgültig, ob sich das menschliche Verhalten, dem wir unterliegen, durch diese neue Selbstverständlichkeit merklich verändern wird. Natürlich sieht man in privatem Raum auch die Gesichtshälften unterhalb der Nasen, das kommt einem ja immer noch normal vor, „normal“ hier und zukünftig definiert nach eigenen Maßstäben, wobei die sich, wenn sie können, auch unter einander treffen können. Denn kennt man seinen Maßstab einigermaßen, kann man ihn, wenn man ihn unbedingt braucht, auch anlegen. Wo und wie legt man einen Maßstab an, ist auch eine gute Frage. Der Samstag eignet sich hervorragend für Fragen, die nicht hektisch nach einer Antwort suchen.Dieses Phänomen ist mir im Westen nach Jahren der Wahrnehmung irgendwann einmal aufgefallen, dass der Samstag nämlich eine besondere Note hat, irgendwie wie in Indien, wo ich wohnte, aber doch ganz anders. In Indien gibt es kein spezielles Sonntagsgefühl, alle Läden sind geöffnet wie alle anderen Tage auch. Der Samstag wird lediglich gefürchtet, weil man ihn mit dem Gott Shani besetzt hat, ein wilder Gott oder ein menschlicher Aspekt, den man bereitwillig in einen Gott hineingesteckt hat, damit man die Verantwortung für die innere Angst abschieben kann auf den oder die, die angeblich alles zum Besten des Menschen lösen, sodass man sich nicht weiter zu kümmern braucht oder einfach jammern und klagen darf, wenn das Schicksal es anders will, als man dachte. Im Westen ist kollektiver Einkaufstag am Samstag. Vielen leuchtet es ein, dass es samstags besser ist, eine Liste zu machen von dem, was abends und vor allem sonntags auf keinen Fall fehlen darf. Da steht man gerne 1 1/2 bis 2 Meter irgendwo rum und wartet, bis alle vollgepackten Wägen vor einem sich flink leeren, denn die Frauen und Männer an den Eingabemaschinen mutieren gekonnt in die Roboterebene, und wer weiß schon, wie sie sich fühlen, wenn sie zuhause ankommen. Gut, das wäre geklärt, wie wenig man wirklich von den anderen weiß. Oder von sich, diesbezüglich, und: does it matter? Nun bietet die maskierte Welt, in der wir uns im Außen alle bewegen, natürlich eine vorzügliche Gelegenheit,, die Frage nach der „dritten“ Maske („Die dritte Maske“, ein exzellenter Titel für einen Mystik-Thriller), also einerseits die Maske stofflicher Art, dann das Gesicht als Maske, und dann das, was dahinter lebt und wirkt und von dem kein andrer weiß, wie es bei einem selbst ist, und ob man da unmaskiert herumläuft oder sich aus dem Wege geht, weil man sich (zu Recht?) davor fürchtet, verführt zu werden von nackten Tatsachen, die keinerlei Maskierung mehr möglich machen, eine Vorstellung, die wiederum Freiheit vorgaukelt, wo keine ist. Auch dort in den Innenräumen können ja an einem schlichten Holznagel ein paar Masken herumhängen, die man bei Bedarf einfach  oder der Einfachheit halber überstülpt und sich dadurch weder selbst noch andere schädigt. Das zumindest ist zur Zeit durchaus möglich, wenn nicht angebracht.

Wellen


Rot aus dem japanischen Tuschkasten
Echt jetzt also!, warten „wir“ nicht mehr auf die vierte Welle, sondern sind bereits in ihr, Jugendliche und Ungeimpfte landen auf den Intensivstationen (wird gesagt), und überhaupt steht vielerorts die Welt in Flammen oder der ganze Schweiß, den man in den Hausbau gesteckt hat, schwimmt sinnlos hinweg mit den Fluten. Und inmitten all dieses planetarischen Katastrophen-Szenarios bin ich immer wieder mal froh gewesen, dass hier bei uns eben keine unheimlichen Hitzegrade am Werk waren, denn aus den Wurzeln meiner ganz persönlichen Geschichte heraus habe ich Angst vor Feuer, und wir wohnen praktisch am Waldrand und nicht weit entfernt von Baumstämmen, die nach der Borkenkäferfraßorgie so trocken sind wie Streichhölzer. Immer wieder mal erscheint eine nackte Realität an der eigenen Türe, nicht, dass es allzu viele schick gekleidete Realitäten gibt. So ist es sicherlich in ganz bestimmten Zeiten dringlicher zu schauen, wo sich die eigenen Ängste verbergen, sodass man sie herauslocken kann und ihre Spuren finden und nachvollziehen. Fakt ist, dass man sich eine Katastrophe ja gar nicht vorstellen kann, und selbst, wenn man mittendrin ist, kann man es sich wahrscheinlich am wenigstens vorstellen, denn da stellt sich ja nichts vor, sondern da ist was, mit dem man umgehen muss. Trotzdem habe ich tatsächlich irgendwann letztes Jahr ein schon existierendes Täschchen in die Nähe (des Schreibtischs) gebracht, in dem zur Zeit nur das schon Übliche steckt, der Pass, ein paar Euros und noch viel mehr Rupien, und ein exzellentes indisches Gerät (Jio), groß wie eine Puderdose, mit dem ich besten Internetempfang hatte. Betonung auf hatte, denn je langer die Wellen dauern, desto mehr entschwindet mein Indien, von dem ich mich allerdings, o Wunder der Eingebung, bereits verabschiedet habe. Trotzdem nimmt sich die Trauer immer mal wieder Raum, dann starre ich eine Weile in ein Etwas, das nicht einmal mehr der Wüste gleicht, sondern eher einem sterneverschlingenden Wurmloch, von dem man nicht genug weiß, um ahnen zu können, wo das alles hingeht. Denn obwohl die totale Bedeutungslosigkeit der eigenen Existenz im Kontext des universellen Geschehens selbstverständlch ist, so ist es ausschließlich dieses Verstehen des Selbst oder Ichs oder wie auch immer man das, was man ist, nennen will, das den ganzen Unterschied macht, ähnlich wie bei Wahlen, bei denen eine einzige Stimme den ganzen Unterschied machen kann. Und noch heute fallen mir wichtige Fragen ein, die ich gerne meinen Eltern gestellt haben würden hätte. Zum Beispiel, wie sie das Unheimliche, das im Land schon lange vor dem Morden herumging, selbst erfahren haben, und wann und wie haben sie miteinander darüber geredet. Mein Vater, obwohl (als Chemiker und Ohysiker) u.k. gestellt bis vier Tage vor dem Kriegsende, musste zusammen mit meiner Mutter und uns das Haus in Berlin verlassen und sein Labor irgendwo auf dem Land wieder aufbauen. Allerdings nicht lange, denn er kam gar nicht zurück. So gibt es in mir immer noch die Angst vor der Feuersbrunst, die Menschen an Wände geworfen und dort verbrannt hat. Dann der Einbruch des Winters, als alles mit tiefem Schnee bedeckt war, hörte ich in den berühmten Anekdoten, in denen sich das Unfassbare in die Gehirnwindungen der ProtagonistInnen schreibt und dort lagert oder lauert, bis man die Kraft hat, es an sich zu nehmen. Denn selbst im Mutterleib ist man schon dabei, wenn gemordet wird. Und wenn man als Kind schon eine Maske trägt, dann trägt man u.a, auch das Schicksal der Erde und das, was damit verbunden ist.

Flug

 

 

Hier bin ich nicht anders
als du, nicht hier!
Im Flug auch ich systematisch.
Hier ist gelernt worden,
was es zu lernen gibt,
gelebt will es noch werden.
Ich bin nicht anders als du,
nicht hier: im einzigen Nu,
den es gibt. Ich lege mein
Tuch um die Schultern und
bin auf dem Weg zu dir.

relevant

Da ist dieses Phänomen, dem man immer mal wieder begegnet und sich selbst erklärt: zum Beispiel, wenn mich auf einmal ein Thema beschäftigt, sagen wir mal „Labyrinthe“, und plötzlich fällt mir alles mögliche dazu ein, oder dass ich sogar ein Buch darüber habe, in dem ich mal vor Jahren geblättert habe. Und dann kann es unheimlich werden, denn auf einmal sehe ich auf einmal alles in Labyrinthen und erschaudre vor der Offensichtlichkeit der Wahrnehmung, dabei ist es meist nur eine vorübergehende Fixierung, die allerdings ihr Körnchen Wahrheit birgt. Alle sind innerhalb und außerhalb des Labyrinthes zugleich, und die Frage, ob es überhaupt einen Ort gibt außerhalb der Systeme, ist schwierig zu beantworten, wenn überhaupt. Es ist behauptet worden, dass es ihn gibt, eben so, wie einmal behauptet wurde, dass die Erde flach ist. Man kann  ergiebig auf den theoretischen Feldern lustwandeln, aber selbst wenn es einen Menschen gäbe, der alle Systeme verlassen hat, wer würde das erkennen können außer einem weiteren, der alle Systeme gesprengt hat. Auch „Systeme sprengen“ heißt ja nicht unbedingt, dass man wissen kann, wo man sich nach einer Sprengung befindet. Auf jeden Fall nicht in einem systemlosen Raum, denn wo kann er nur sein. In letzter Konsequenz bin ich ja selbst das System, das gesprengt werden müsste, um zu erfahren, ob es überhaupt geht, und würde ich mir vorgaukeln, so einen Raum betreten zu haben, dann würde gerade das Bewusstsein darüber wieder auf eine Struktur hindeuten. Alle Identitäten, die ich mir über die Jahre angeeignet habe, um mich selbst zu verstehen, müssten sich also an diesem Tor freiwillig zurückziehen, denn man bräuchte sie ja nicht länger, um zu sein. Aus was aber bestünde dann das Sein an sich. Man könnte sich neu orientieren und  anstatt das Sein zu bestimmen und bewusst zu gestalten, das Sein für sich selbst sprechen lassen. Doch wäre auch dann die Quelle immer noch das eigene Sein, und je mehr ich mich gedanklich und gefühlsmäßig da hineinbegebe, desto wahrscheinlicher kommt es mir vor, dass es möglich ist, es theoretisch zu verstehen, aber sehr schwer, es praktisch zu manifestieren. Sich selbst also nicht im Weg zu stehen, d.h. die Weite und Schönheit des Horizontes nicht durch meine Form zu begrenzen, damit alles als das erscheinen kann, was es wirklich ist, ohne dass ich (z.B.) durch meine Ängste begrenzt bin in der Wahrnehmung. Einmal, es war in Marokko während meiner Arbeit mit dem „Living Theatre“, wurden wir einmal von einer Gruppe von dort berühmten und gefürchteten Dervischen eingeladen, „Maschoon“ zu nehmen, ein Gemisch aus, so geht das Gerücht, 40 gefährlichen Substanzen, die wohl (bei ihnen) dazu führen konnten, dass sie sich die Körper in gewissen Ritualen aufschneiden und dann wieder heilen konnten, was wir natürlich nicht zu sehen bekommen haben. Von dem leckeren Gebräu habe ich etwas mehr genommen als geraten war und verlor den Zugang zu meiner Vernunft. Das sage ich heute so. Damals führte es dazu, dass nur noch zwei Dinge in meiner Welt existierten, als ich mich unbemerkt nachts aufmachte und tagelang auf marrokanischen Sraßen zum Glück Richtung Tanger lief, wo jemand mich entdeckte und mich in eine relative Sicherheit brachte. Ich hatte kurz davor „Dune “ gelesen von Frank Herbert und das dort vorkommende Mantra gegen Angst offensichtlich auswendig gelernt, denn es rotierte in meinem Kopf. Das war der einzige Text und in der minimalen Erinnerung, die ich noch davon habe, war ich vollkommen angstlos trotz einiger gefährlichen Momente. Dann, deswegen erinnere ich mich gerade daran, war da der Horizont, oder ein Horizont als einziges Bild in meinem Kopf. Die Worte und die helle, lichte Linie des unbegrenzten Horizontes. Dass ich von da aus zurückkehren konnte, fand ich selbst ein Wunder, obwohl ich gar kein Bewusstsein von Rückkehr  hatte. Meine gewohnte „Realität“ war ver-rückt. So ungefähr könnte ich mir allerdings den systemlosen Raum vorstellen, hier bewusst und wach in einer verhältnismäßig einfach gestalteten Grundausstattung, auf die man sich verlassen kann, weil ja alles vorhanden ist, was man braucht, zumindest in den geistigen Lagerhallen und den Archiven. Man könnte sich dem lebendigen Sein ungestört überlassen. Doch die Frage nach den Systemen oder der Möglichkeit des Systemlosen muss also noch offen bleiben. Auf manche Fragen wird es unter gegebenen Umständen nie eine Antwort geben, vielleicht da, wo nur die Frage relevant ist.

jenseits

Weder möchte man als schwarzmalerische Hellseherin noch als Naivling den eigenen, schöpferischen Prozessen gegenüber in die realtiv persönliche Geschichte eingehen. Relativ in Bezug auf die Tatsache, dass jeder Mensch die Zeugenschaft der eigenen Zeit übernehmen kann oder auch muss. Müssen kommt meistens erst dann, wenn es unabhängig ist von privaten Obsessionen, wenn also globale Zusammenhänge eine Situation erschaffen wie einen Krieg oder eine Pandemie, in der die Blasen, die für Freiräume gehalten wurden, in denen Rechte beansprucht werden können oder Vereinbarungen getroffen usw., diese Blasen platzen lassen und ungehemmt eingreifen in die vormals geschützten Sphären, die nun verloren gehen. Durch die Wahrnehmung des Weltgeschehens bekommt man als Einzelne/r nicht nur mit, wie man selbst die  Dramatik des lebendigen Schauspiels betrachtet, sondern muss sich auch im Urwald der Wahrnehmungen anderer zurechtfinden. Besser noch als ein Urwald erscheint vielleicht ein Labyrinth, weil man in diesem Bild zumindest einen Faden vermutet oder gar findet, an dem man sich entlangrangeln kann. Oder man traut sich zu, genau auf d i e  Lücke zu stoßen, die sich gerne tarnt als Drehtür, sodass man entscheiden muss, ob man rein oder raus will. Rein in was? Und raus aus was. Fühlt man sich nun etwa durch das stattfindende Meinungsgewirre unseres Pandemieverständnisses sich selbst gegenüber verpflichtet, eine Klarheit zu erlangen, wie man das Spiel selbst spielen möchte, kann man auch dadurch natürlich nur relative Freiheit erlangen. Denn selbst die wildesten ImpfgegnerInnen werden früher oder später die Sache bedenken müssen, oder auch nicht. Schon musste ich unterscheiden zwischen einer einst positiven Deutung des Begriffes „Querdenken“ und einer QuerdenkerInnengruppe, bei der ich allerdings eh nicht mitmarschieren würde, weil das Demonstrieren für mich keine Möglichkeit darstellt, mich wohl zu fühlen. Aber in den Jahren, die ich mit dem „Living Theatre“ gearbeitet habe, standen wir auch öfters vor bis zu 6000 Menschen im Publikum und verkündeten unsere politischen Ansichten, die oft genug jenseits aller nachvollziehbaren Logik waren (z.B. das Verbrennen von Geld oder oder die Aufforderung, ohne Pass zu reisen) und  gerade deshalb regte es zu allerhand neuen Sichtweisen an. Für einen kurzen Moment in der Zeit schien wieder absolut alles möglich zu sein, da die freie Entscheidungskraft des Menschen einleuchtete. So brauchte man einfach nicht in den Krieg gehen, dann würde es keinen geben. Das hat diesen Schuss naiver Intelligenz, die in bestimmten Momenten auch bahnbrechend wirken kann, meist durch ein überzeugendes Staubkörnchen Wahrheit im Gepäck. Eine Flamme, die immer wieder mal entzündet wird und sagt, dass es auch ganz anders laufen könnte, als man denkt. Kann es ? Manchmal glaubt man, das ganze menschliche Verhalten sei ein Stückchen vorangekommen, bevor man rüde belehrt wird. Beuys korrigierte einmal in einer Gesprächsrunde jemanden, der eine ihm unpassend erscheinende  Bemerkung über seine Szene mit dem Hasen machte, dem er in einer Performance die Kunst erklärt. Beuys machte klar, wie dieser Hase der direkte Ausdruck seines Lebens war in dem Sinne, dass nur durch die Weise, wie er sein Leben gestaltet hatte, der Hase erscheinen konnte. Ihm ging es um etwas sehr Direktes, wobei man dann natürlich schmerzhaft bemerken darf, dass auch das nicht ganz blasenfrei war. Oder doch? War es ihm gelungen durch all das vorher nie Dagewesene und selten Vorgefundene, nein, nie zuvor Vorgefundene, nämlich Beuys und sein offensichtlich gelungener Durchbruch zu den Menschen hin, denen er sehr viel zumutete. Und man kann ja nicht leugnen, dass er einen ordentlichen Schuss Unsterblichkeit gebunkert hat, der tote Mann, dem es gelungen ist, bis heute unverstanden zu bleiben, obwohl er sich so bemüht hat.

meinen

Eigentlich finde ich den Gedanken ganz angenehm, dass mich langsam (aber sicher) eine deutlich erkennbare Meinungsmüdigkeit überkommen könnte, natürlich (auch) in Bezug auf meine eigenen Meinungsgebilde. Gerne wiegt man sich im Denken, man hätte sie, die Meinungen, einigermaßen im Griff, da merkt man, dass sie doch überall lauern. Günstige Bedingungen, sie nicht immer loswerden zu wollen, sind etwa ein Single Haushalt oder eine Atmosphäre, in der man merken darf, dass zuweilen das Gesagte nicht unbedingt fundiert ist, nicht, dass die Fundamente des Denkens betoniert werden sollten, um Himmels Willen. So ziemlich alles Lebendige braucht Luft zum Atmen, und Raum, in den hinein sich etawas entwickeln kann, was zumindest für einen selbst noch nie da war. Und natürlich gibt es eine extra Loge für den Small Talk, denn ohne ihn gäbe es nicht dieses emsige Summen und Brummen, das einem durchaus manchmal sogar ersparen kann, den eigenen Senf dazuzugeben, denn schön kann sie sein, die Stille inmitten der summenden Emsigkeit, beides gleichermaßen abhängig von einander. Nun haben wir (die Weltbevölkernden), über viele verschiedene Wege gelernt, dass alles Gewusste blitzschnell zu uns dringen kann, und auf einmal geht der Schlüssel zum Tor inmitten der Überforderung verloren, und herein strömt das gänzlich Ungefilterte und will verdaut und eingeordnet werden. Und so vieles kann man mehr oder weniger verstehen. (Was ist das: verstehen!?) Ich habe mir die „QuerdenkerInnen“-Demo in Berlin angeschaut, und wie ein Befragter völlig begeistert war von der Tatsache, dass sie alle  spontan zusammengekommen waren, um nun weiterhin über die Corona Maßnahmen zu demonstrieren, bzw. zu polzern oder ihren Unmut kund zu tun. Diese Gruppe ist auch bereits gestempelt, und gerne möchte man kurz den Querdenkerbalken lüften und erfahren, was sie wirklich denken, oder möchte man das gar nicht. Ab und zu fühle ich mich genötigt, das Wörtchen „man“, für das ich mich einmal locker entschieden hatte, mit dem „ich“ zu ersetzen, ohne dass ich mir durch penetrantes Ichen im Wege stehen muss. Nun ist das Corona-Epos einerseits ein Drama der Weltenarena, andrerseits kann es nah an die Haustüre kommen, oder hereinkommen in die persönlichen Wohnbereiche, wo kranke oder sterbende Menschen nebst einer geistigen Einstellung  bestimmte Handlungsweisen erfordern, die wiederum von komplexen Zusammenhängen bestimmt werden. Immer mal wieder scheint es mir ratsam zu bedenken, über was ich mir eine Meinung bilden möchte, wissend, dass sie oft gar nicht dringend gebraucht wird oder wenig verlässliche Information in sich trägt, was wohl einst den Begriff „small talk“, also „kleines Gerede“ hervorgebracht hat. Natürlich liegt in dem Wort „meinen“ bereits die Tatsache, dass das Gesagte, das aus meinem Mund kommt, erst einmal mir gehört, denn es trägt ja niemand sonst dafür die volle Verantwortung. Auch kann man (z.B.) der allgegenwärtigen Frage, wie es einem oder einem anderen wohl geht, kaum ausweichen, will man nicht wirklich verstehen, wie es einem anderen wohl geht. Das ist ja zeitaufwendig und kann nicht stets geleistet werden. Was geleistet werden kann ist, selber zu entscheiden, wo man sich Meinungen bilden möchte und wo nicht. Auch wenn man lernen muss zu erkennen, wo man es (das Meinungsbilden) freiwillig und mühelos lassen kann.

Horst Geyer

Über die Dummheit. Ursachen und Wirkung der intellektuellen Minderleistung des Menschen. Ein Essay : Geyer, Horst: Amazon.de: Bücher

In der Tat ist es die Ansicht vieler hervorragender Kirchenväter, Philosophen und Denker gewesen, dass der Durchschnitt der Menschheit mit einer nur gering zugemessenen Intelligenz zum mindesten sein Leben fristen kann, ohne dass dies zu besonderen Schwierigkeiten zu führen braucht. Schopenhauer meint beispieslweise in den Parerga und Paralipomena („Den Intellekt überhaupt und in jeder Beziehung betreffende Gedanken“): …die meisten Menschen haben, wenn auch nicht mit deutlichem Bewusstsein, doch im Grunde ihres Herzens als oberste Maxime und Richtschnur ihres Wandels den Vorsatz, mit dem kleinstmöglichen Aufwand von Gedanken aufzukommen, weil ihnen das Denken eine Last und Beschwerde ist. Demgemäß denken sie nur knapp soviel, wie ihr Berufsgeschäft schlechterdings nötig macht, und dann wieder soviel, wie ihre verschiedenen Zeitvertreibe, sowohl Gespräche als Spiele, erfordern, die dann aber beide darauf eingerichtet sein müssen, mit einem Minimo von Gedanken bestritten werden zu können. Fehlt es jedoch, in arbeitsfreien Stunden, an dergleichen, so werden sie stundenlang am Fenster liegen, die unbedeutendsten Vorgänge angaffend…, eher als dass sie ein Buch zur Hand nehmen, weil dies die Denkkraft in Anspruch nimmt.
Der Alltagsmensch scheut die körperliche, aber noch mehr die geistige Anstrengung, daher ist er so unwissend, so gedankenlos und so urteilslos…
Wenn es auch allbekannt ist und in allen geschichtlichen Jahrhunderten wiederholt angesprochen wurde, dass der größte Teil der Menschheit intellektuell gesehen schlecht dran ist, so nimmt es doch wunder, dass diese Tatsache nicht mehr Erstaunen erregt hat.

…und wenn…

Dieses simple Sätzchen habe ich in einem Museum photographiert, wo es vornehmlich dafür dient, anhand eines künstlerischen Produktes zu wissen, wo ich hingehe oder hingehen möchte oder überhaupt erst herausfinde, wo ich überall hingehen kann. Für mich ist es nach „Es war einmal“ der zweite Satz, den ich dadurch interessant finde, dass man durch die Betonung der Worte völlig andere Gedanken auslösen kann. Wenn ich frage  w o  etwas ist, führt es mich woanders hin als wenn ich frage, wo etwas i s t oder w a s (oder wo) etwas ist. Es kann auch der Ausdruck eines Taumelnden sein, der sich festhalten möchte, oder ein Ertrinkender sucht nach einem tragfähigen Holzklotz, der sein Überleben sichert. Nun ist es natürlich so, dass man täglich auf die eine oder andere Weise mit Begriffen bombardiert wird, von denen Andere ausgehen, dass man sie versteht, und umgekehrt. Es gibt ja keine Garantie und herzlich wenig erwünschte Überprüfung dafür, wie etwas bei unseren Gegenübern ankommt oder unsere für (als verständlich vermutete) Wahrnehmung bei ihnen ankommt. Hat man allerdings dann mal Zeit oder es erscheint einem dringlich, etwas Geschehenes gemeinsam zu beleuchten, kann man wahrlich staunen, wie selbstverständlich sich  Missverständnisse auftürmen können zu allen möglichen erstarrten und locker gedeuteten Bildern, die wie schiefe Rahmen an den Wänden herumhängen, und selten kann man im fremden Haus um Erlaubnis bitten, ob man mal kurz den Bilderrahmen zurechtrücken kann, nur weil sich eine persönliche Obsession meldet. Selbst bei guten Freundschaften kann sich das als ziemlich schwierig erweisen, und nicht nur, weil wir alle so empfindlich sind. Oder doch. Da fällt mir ein, dass ich dieses Jahr mal meinen Empfindlichkeiten auf die Spur, oder sagt man besser „Schliche“? kommen wollte und habe dafür extra in meinem Notizbuch eine leere Seite gelassen, aber es, hier als ich, kam nicht dazu. Will man so etwas wirklich ernsthaft ergründen, braucht man ja Zeit, und nicht nur Zeit. Eingestimmt muss man sein und bereit, sich darauf zu konzentrieren, und nicht einem Thema, das auch schon auf einen lauert, den Vorrang geben, oder nach einer politischen Durststrecke auf einmal wieder reges Interesse vorfinden an den Anhörungen im amerikanischen Kongress unter Leitung von Nancy Pelosi. Und dann natürlich, ja!, : Wo ist w a s? Und um was geht’s denn hier jetzt. Eigentlich schon zwei sehr praktische Dinge, die man unbedingt wahrnehmen kann, also einerseits dass ich hier bin, denn das hat einen hohen Grad an Unleugbarkeit, sonst könnte ich mir ja keine Gedanken machen. Und nachdem das geklärt ist, die Frage, um was es mir eigentlich geht. Das ist eine Frischhaltefrage (Anm. des Wortfindungsamtes), die man auch beim Samstagseinkauf, oder am Frühstückstisch, oder auf dem Jakobspfad, in jedweder Wüste also oder wo auch immer sich stellen kann. Eben: Wo was ist, was mich anspricht, und wenn: was und warum und wieso.

heldenhaft

Gerade ist wieder einmal viel von „Helden“ die Rede (das Wort „Heldin“ ist vermutlich wenig geläufig)(obwohl jeder Mensch weiß, dass zum Beispiel das Menschengebären die Heldinnentat an sich ist), aber gut. Vielleicht dient das Wort auch dafür, dass man angeregt wird, genauer hin zu schauen, wer denn so ein Prädikat verdient und warum und wo. Es gibt auch diese wunderbaren Anekdoten aus der Welt der Weisheit, wenn so jemand wie Alexander der Große von dem willentlich Obdachlosen Diogenes mit einem dürftigen, aber wirkungsvollen Satz in die Schranken gewiesen wird. Und was ist den in der Menschheitsgeschichte gerühmten Heldenfiguren nicht alles zugestoßen, bevor das Gerücht des Ruhmes sie eingeholt hat. Auch für Odysseus‘ Ruf hätte es nicht gereicht, dass er sich an den Mast binden ließ, um den Sirenengesängen zu widerstehen, nein, eine Menge anderer Prüfungen mussten sie alle bestehen, um ihren turbulenten Schicksalen zu trotzen. Und nicht selten müssen Götter eingeführt werden, damit das Ganze den richtigen Paukenschlag hat, dem kultivierte Geister dann gern in Epen oder Symphonien lauschen. Oder es fällt einem, wie mir gerade, ein „Zanoni“ ein, von seinem Mentor als höchst Gediehener betrachtet, heißt, dass er die Anhaftung an das Weltgetümmel schon fast hinter sich hatte, da verliebt er sich in eine Frau und stürzt in den Augen seines Lehrers vom siebten, also damals höchsten Stockwerk. Aber nein!, er bleibt sich treu und liebt, und irgndwann, vielleicht auf Seite 302, singen die Engel für ihn, denn genau d a s war die Prüfung, denn die Liebe hat ihn vor der Kälte des Alls bewahrt, also vor der Selbstvernichtung. Jedenfalls formt sich heute in mir derart die Erinnerung an die Story. Dann gibt es die Helfershelden und die Heldinnen so ziemlich auf jeder Ebene des Daseins. Sie helfen uneingeschränkt bei Fluten, können aber auch in der Justiz sitzen oder eine seltene Ausnahme unter Teppichhändlern sein. Auch ist Heldenhaftigkeit (sofern überhaupt vorhanden) ja auch nichts, was man sich selbst als Auszeichnung geben könnte, nein. Wahrscheinlicher ist jedenfalls, dass der Stoff und das Tun, das dazu führt, dass Andere dafür den Begriff benutzen, selten in größere Öffentlichkeit gelangt, wo es außerdem völlig unterschiedlich gehandhabt wird. Für den einen sind Kamikaze-Flieger Helden, für den Anderen groteske Lebensvernichter. In Indien werden  Menschen verehrt, die über Jahre hinweg ihren rechten Arm in der Luft halten, bis die Fingernägel durch die Handfläche gewachsen sind und usw. Einmal habe ich so einen geistigen „Helden“, in diesem Sinne also einen, der das Unvorstellbare freiwillig erträgt, in Indien ein paar Stunden lang beobachtet, fasziniert von der geradezu bodenlosen Leere seines Blickes. Das war schon was, aber um Himmels Willen, was war es denn? Eine Errungenschaft? Eine Form des Wahnsinns? Ein Weg, mit dem Schrecken der eigenen Bedeutungslosigkeit umzugehen? Im amerikanischen Kongress sitzen gerade zwei, ein Held und eine Heldin, beide die einzigen Republikaner, die sich entschieden haben, gemeinsam mit den Demokraten den Putschversuch von Donald Trump ans Licht zu bringen. Dort weinen auch Männer, die sich heldenhaft eingesetzt haben bei diesem Ausbruch der Gewalt (am 6.Januar), weinen aus den Abgründen ihrer Traumatisierungen heraus, und dann auch wegen der brutalen Lügerei, die sich über ihre Handlungen verbreitet hat. Wir können ja in unserer persönlichen Lebenszeit mit eigenen Augen sehen, wie Geschichte entsteht und vergeht, und auch wenn die Begriffe sich wandeln, hat das Leben wohl immer auch epische Züge, wenn Menschen aus ihren Schatten treten ins Licht.

 

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Lichtschalter und weitere Lichtquellen
Auch wenn man sich dann irgendwann aus der Sphäre bestimmter Betroffenheiten herauslösen muss, da man direkt gar nicht beteiligt war, kann man  für sich selbst weiterhin lernen, oder sich die faktische Tatsache der Vergänglichkeit noch einmal vor Augen halten, und wie schnell alles Vertraute um einen herum verschwunden sein kann. und wie gut auch ein Moment der Dankbarkeit tut, eben dass man geschützt war dieses Mal vor diesem doch sehr Schlimmen, bei dem es viele Mitfühlende und ein Heer von Experten braucht, um die gerade noch so blendend funktionierenden Grundeinrichtungen wie Strom, Wasser, Internet etc. wieder in Schwung zu bringen. Was ein heißer Kaffee mittendrin leisten kann. Oder zu wissen, dass eine Regierung sich tatsächlich sorgt und sogar sorgen muss, weil man gewohnt ist, Erwartungshaltungen erfüllt zu bekommen. Und gerade noch gerettet, wird Erfahrung oft zur Anklage, so als hätten viele Anderen das Unheil ahnen und einschätzen müssen. Aber wer kann schon das Ungewisse einschätzen. Etwas, was noch nie da war, kann nicht präzise eingeschätzt werden, das gilt auch für jedes Gewitter und gleichermaßen für jede menschliche Begegnung. Am besten ist sicherlich die offene Einstellung, die nicht automatisch zu Verwicklung neigt, durch die dann wieder neue Blindheiten entstehen (können). Das sind so Worte, die man leichthin sagt, bevor man merkt, dass sich die Komplexitäten meist erst nach simplen Sätzen zu erkennen geben. Dann gibt es wiederum bei der äußerst komplexen Frage, ob man sich gegen  Gefahren wappnen kann, nur sehr ungewisse Antworten. Und „bereit sein für alles Heranströmende“ ist nur dann ein guter Tip, wenn man selbst einigermaßen gefestigt ist und die eigenen Kräfte kennt und zur Verfügung hat. Wunder gibt es natürlich auch immer wieder, wenn Menschen erfahren, dass sie über das eigene Maß auf einmal weit hinausragen können. Oder: „Wenn es einen  Notfall gibt, dann schauen wir einander in die Augen“, wie R.D. Laing es einmal formulierte. Wenn der Schutt sich im Vorgarten häuft oder die Vermissten sich noch nicht gemeldet haben. Wenn man nicht weiß, wer das alles wie überleben wird. Obwohl „es“ letztendlich keiner überleben wird. Das große Es nicht nur des Überlebens, sonder der Frage, wie es weiter geht und wo ich selbst ganz persönlich mit etwas weitergehe, was uns gleichzeitig alle betrifft. Denn jede/r ist ja auch morgens beim Aufstehen allein, wer sollte es leugnen wollen. Oder solange das für einen funktioniert, dass ein Gott (z.B.) einen der eigenen Vorstellung nach unentwegt anlächelt oder die Verantwortung trägt für das, was aus mir wird, prima! Aber was, wenn auch das sich auflöst im Zuge vor sich hinreifender Strömungen? Jede Art von Verlust bedeutet einen Schmerz, den jeweils kein Anderer hat, nein, ich habe ihn, wenn er mich trifft. Und jetzt muss ich sehen, wie ich damit umgehe, und wie inmitten der trostlosen Zeit Andere mit mir umgehen. Damit man hören lernt von sich, was jeweils angesagt ist.

weiterhin

Ja, das sind wir auch, wir Menschen eben: zart und gebeutelt von allem Möglichen, und hilflos und ohnmächtig und verletzlich und noch vieles mehr. Man sieht das nicht immer so schnell, denn wir haben alle das extra Drüber-Gesicht, sodass auch die vielen Spiegel, die überall angebracht sind, nicht wirklich reflektieren, was in uns vorgeht. Und wenn, aus welchen Gründen auch immer, das Maß des Unerträglichen auf der Erde zuweilen ansteigt, dann muss ich mich fragen, was von all dem mich etwas angeht und woher ich klare Signale bekomme darüber, was mich tatsächlich nichts angeht. Und hat es sich nicht gezeigt, dass ich nur mitfühlen kann, wenn mich etwas tatsächlich berührt hat, also wenn einem die Fassung verloren geht, was dann das Spürbare vorwärts transportiert. Und wo reifte es denn im Verborgenen? Das Maß geht eben auch ganz hoch nach oben, so weit man eben die Höhe auszuloten vermag, und tief stürzt es hinunter ins Bodenlose, und man muss oben wie unten aufpassen, mit was es sich jeweils verbindet, denn überall kann man im noch Ungenannten verlorengehen. Das hat mich öfters mal geschmerzt, wie menschliche Wesen die Skala ihrer Potentiale ungenutzt lassen, und meist kann ein Schock nur nachträglich als etwas Not-wendiges gesehen werden, also die Wende einer Not, über die man gar kein Bewusstsein nährte vor der plötzlich weißen Strähne in der Mitte des Haares. Und wenn dann auf einmal nicht nur ein Land, nein, ganz viele Länder überschwemmt werden, dann merkt man, dass es ja gar nicht reicht für alle außer vielleicht für diejenigen, die beruflich an die Katastrophen gebunden sind und ihre Bilder durch die Kanäle jagen. Und auf einmal, es ist schon sehr spät, wird schlagartig klar, wie die Dinge zusammenhängen, und nicht nur die Poesie der zuckenden Wimper, die im Schmetterling etwas auslöst, einen Tropfen Wahrheit birgt. Heute früh beim Frühstück sprach jemand von der Schneeschmelze. Ich wusste gar nicht, dass die Sonne das weiße Eis des Winters gar nicht schmelzen kann. Wenn aber die Luftverschmutzung sich auf die Gletscher senkt und dort eine graue Schicht erzeugt, dann richtet die Sonne ein Unheil an, das gar nicht in ihrem Programm enthalten war. Mit berechtigter Sorge beobachten wir Menschen dann als eigentliche Verursacher der Lebensgefahren die Entwicklungen, die unser Tun begleiten. Das sieht nicht gut aus, außer man eignet sich einen weiteren Blick an, der alles offen lässt für das, was noch möglich ist und immer möglich war. Diesen Blick nimmt man nach innen und schaut nach, wie man all das, was man vorfindet, so ausloten kann, dass es sich der Erstarrung entzieht und man weiterhin teilnehmen kann am lebendigen Vorgang.

Das Gänseblümchen

Das Gänseblümchen blüht fast das ganze Jahr.
Das Volk liebte es und nannte es Tausendschön.
Aber eines Tages, irgendwann im 18. Jahrhundert,
geriet es in Acht und Bann und wurde systematisch
vernichtet. Es wurde nämlich, übrigens zu unrecht,
angeklagt, ein abtreibendes Mittel zu sein. Später ist
das Gänseblümchen in der Gesellschaft wieder aufgenommen
worden und akzeptiert, denn man kann es ja überall wieder
sehen. Dafür ist der Mensch selbst ein lebensfeindliches
Medium geworden  und hat seine heilende Wirkung
weitgehend verloren. Welche Gesellschaft wird ihm wohl
wieder erlauben, auf die Wiese der Blumen zurückzukehren,
um den Irrtum zu beheben?

blättern

Neulich fiel mein Blick, leicht ermüdet vom eigenen gedanklichen Tun, auf ein Buch von Helmut von Glasenap, einem Indologen und tiefen Kenner des indischen Denkens, das nicht leicht zu erschließen ist. Das Buch hat einen  dunklen Rücken, auf dem mit goldener Schrift „Brahma und Buddha“ steht. Lange habe ich nicht hineingeschaut und blättere nun erstaunt herum, denn wahrlich weht mich beim Öffnen ein Wind an, der könnte so weit herkommen wie, sagen wir zum Beispiel die römische Kaiserzeit, in der bereits Menschen im Abendland lebten, die unbedingt wissen wollten, was sich im Orient eigentlich so Erstaunliches abspielt(e), von dem man immer mal wieder hört(e). Das Buch kam, wie ich sehe, 1926 heraus, was ja einerseits nicht sooo lange her ist, andrerseits befällt einen geradezu die Erinnerung an die vergangenen Jahre. Hier erzählt einer vom Indien vor dem Fernsehen und vor den Internetläden und vor dem Smartphone, das plötzlich in jedermans Hand nicht fehlen darf. Eben wie bei uns, nur, dass diese neuen Items in der Hand der sogenannten Heiligen und Weisen schon ziemlich komisch wirken. Nicht, dass man mit Handy nicht auch heilig sein kann, wenn es denn Heiligkeit gibt. In der Einleitung des Buches kann man von ein paar Weisen, die von Abendländern befragt wurden, als was sie sich denn selbst sehen, hören, dass sie sich als „Götter“ bezeichneten, weil sie „gut“ seien. Was einen wieder einmal zu der interessanten Frage führt, aus was eigentlich „Gutsein“ besteht, wenn es denn Gutsein gibt. Auch vor dem westlichen Einfluss wird von indischer Seite her gewarnt, damit das vedische Erbe erhalten (und das Blut rein) bleibt. Und in der Tat habe ich selbst noch erlebt, wie da ein Gespür war von etwas, dass es nirgendwo sonst gab. So ein glühendes Einlassen auf die Idee des Göttlichen und seine vielen Gesichter. Und nicht nebenher, nein, alles war dieser Idee untergeordnet, weil es um sehr viel geht; das Leben halt und seine Kostbarkeit, um die man auf viele Arten und Weisen ringen konnte und musste, um zu etwas zu gelangen, das nur durch Erfahrung erfahrbar war und daher auch der Große Tod genannt wurde, weil, hat man sich einmal eingelassen, es kein Zurück mehr gibt. Nun sind das einerseits wie gesagt nur ein paar Jährchen her, und andrerseits ist in dieser Hinsicht das Ganze schon völlig gekippt, da allein tausende von stinkenden Leichen im heiligen Fluss bewiesen haben, dass der planetarische Prozess in eine neue Phase eingetreten ist. Wenn der Wald, in dem ein Asket sitzen will, abgeholzt wird, hilft ihm sein Bedürfnis nach Versenkung erst einmal nichts. Klar, er oder sie kann weiterwandern, aber wohin? Soll er sich impfen lassen oder bei der Prana-Praxis einen Mundschutz tragen? So versinken Kulturen entlang den universellen Kriterien, die sich ausdrücken, ohne geschrieben zu stehen. Und keiner weiß mehr (leider), was ihr wirklich unter „gut sein“ verstanden habt, oder ob es nur das Gerücht war, dass ihr euch fünf Zentimeter über dem Boden weiterbewegen konntet. Und wenn schon. Hauptsache, es hat keinem anderen geschadet.

Michel Foucault

Der Philosoph Michel Foucault soll Minderjährige missbraucht haben - Kultur - SZ.de

(Aus einem Gespräch mit Helmut Becker)
Frage:
Die Selbstsorge zielt immer auf das Wohl der anderen: sie zielt darauf ab, den Raum der Macht, die in jeder Beziehung anwesend ist, gut zu verwalten, also im Sinne der Nichtbeherrschung zu verwalten. Worin kann in diesem Zusammenhang die Rolle des Philosophen bestehen, also desjenigen, der sich um die Sorge der anderen kümmert?
Michel Foucault:
Nehmen wir zum Beispiel Sokrates. Das ist genau der, der die Leute auf der Straße oder die Jungen im Gymnasium anspricht und sie fragt: beschäftigst du dich mit dir selbst? Ihm wurde diese Bürde auferlegt, das ist seine Mission, er wird sie niemals aufgeben, nicht einmal im Augenblick der Todesdrohung. Das ist der Mann, der sich um die Sorge der anderen kümmert: das ist die besondere Position des Philosophen. Aber im Fall des vereinfachend gesagt freien Mannes bestand die Forderung dieser ganzen Moral darin, dass, wer sich richtig um sich selbst kümmert, sich deshalb den anderen gegenüber richtig verhalten und ihnen nutzen kann. Eine Polis, in der sich jeder auf die richtige Art um sich selbst kümmern würde, wäre eine Polis, die gut funktionierte; sie fände darin das ethische Prinzip ihrer Beständigkeit. Aber man kann wohl nicht sagen, dass der Grieche, der sich um sich selbst kümmert, sich zuerst um die anderen kümmern muss. Dieses Thema kommt, wie mir scheint, erst viel später auf. Man muss die Sorge um die anderen nicht vor die Selbstsorge stellen; ethisch gesehen, kommt die Selbstsorge in dem Maße zuerst, wie der Selbstbezug ontologisch an erster Stelle steht.

sichtbar

Nun  wird man in der nächsten Zeit häufiger diesen Satz hören, dass wir unser Leben ändern müssen, soll das ganze Thema der Umweltzerstörung, das an die Spitze der Themen gerückt ist, irgendein wahrnehmbares oder lebenserhaltendes Resultat erzeugen. Und in diesem Kontext weiß man nun, dass es zwar höchst lobenswert und notwendig ist, Hilfe zu leisten, wenn sie notwendig und brauchbar ist, aber auch das wird nur Flickwerk bleiben, wenn einfach weitere Katastrophen auf uns zukommen, und zwar schneller und zwingender, als wir es gewohnt sind. Peter Sloterdijk hat einem seiner Bücher den Titel „Du musst dein Leben ändern“ gegeben. Der Satz stammt aus einem Gedicht von Rilke, der fassungslos das vollkommene Werk (Apollon) eines Künstlers (Rodin) betrachtet und in der letzten Zeile zu dem erst einmal überraschenden Ausbruch seiner Ergriffenheit kommt: „Du musst dein Leben ändern“. Er selbst, er muss sein Leben ändern, weil er vermutlich erschüttert war von dem, was einem Menschen möglich ist. Es reißt ihn derart aus seinem Alltag, sodass alles Vorherige nichtig erscheint. Aber was heißt das: Ich muss mein Leben ändern. Schon die Freiwilligkeit macht hier einen großen Unterschied, aber selbst unter guten Bedingungen gibt es meist noch viel Luft nach oben, was die Konsequenz von Erkenntnissen betrifft. Nicht nach oben zu Gott oder Göttern, sondern zum Luftraum, wo Gedanken reifen können und auf fruchtbaren Boden fallen (können). Auf jeden Fall muss ich angesichts der Tatsachen meiner Erkenntnis darüber nachdenken, wie ich den Raum nutze, der hier entstanden ist. Es wäre schon interessant zu wissen, was Menschen sich zu allererst wieder anschaffen, wenn sie das Ganze nochmal formen müssen oder können, die Möbel, die Wände, die Bücher etc., und all das sogenannte Vertraute wie weggefegt vom Wind des Schicksals. Denn Schicksal ist es doch, eigenes Geschick, eigene Geschichte. Und wo es die anderen Mitmenschen berührt und erschüttert, und wo sie nachlassen mit dem Erschüttertsein, so, wie wir alle nachlassen mit dem Erschüttertsein über Moria, was nicht heißt, dass in Moria irgend etwas besser geworden ist. Wo nehmen wir Teil? Wie und wodurch haben wir etwas damit zu tun? Und welches Gewicht hat unser eigener Wille, nachzudenken über das Geschick, das andere trifft oder uns selbst treffen kann: Verlust, Krankheit, Tod. Die wesentliche Ebene des Lebendigen, die wir alle teilen als Erdlinge. Das unbedingte Grundeinkommen, eben die nackte Existenz, und dass ich überhaupt (noch) lebe. Das war doch ein schöner Moment, als Greta Thunberg sich sichtlich empört an das illustre Publikum wandte und die reichlich Verblüfften anschrie: Wie wagt ihr es, schrie sie, den Planeten zu vernichten, auf dem ich lebe!? Besser kann man es kaum ausdrücken. Doch ist es jedem Individuum überlassen, die Verbindungen zu finden, an denen wir selbst angekoppelt sind mit unserer Einstellung, dass uns vieles nichts angeht. Was ja stimmt, aber was geht uns was an? Die Nacktheit und Ausgeliefertheit der Wesen ist auf aufwühlende Weise antastbar, und kein SUV eignet sich dafür, unbemerkt zu entkommen. Denn letztendlich ist doch alles sichtbar, oder?

schwierig

Angesichts der Realität des Ungewissen, die uns stets begleitet, bleibt es nicht aus, dass man sich fragen kann, wie man wohl selbst reagieren würde, wenn man von einem auf den anderen Tag alles verlieren würde oder zurücklassen muss, weil einen etwas zwingt, mit dem man nicht gerechnet hat. Es ist schwierig, sich in die Notlagen anderer Menschen auf längere Zeit hin auseinanderzusetzen, weil u.a die eigenen Fähigkeit des in Andere Hineinversetzenkönnens auch eine Sache der Übung ist, die man dann im Notfall nicht immer parat hat. Man kann sich natürlich auch in Wertschätzung des menschlichen Tuns üben: HelferInnen, die aus allen Teilen Deutschlands anreisen, oder Bauern, die mit ihren Traktoren die Massen des Entsorgten irgendwo hintragen, ja wohin kommt denn das alles!? Alle Achtung also, muss man schon sagen!, was da für ein menschliches Potential befreit wird, das ist immer wieder eindrucksvoll und widerspricht der latenten Neigung, Menschen nicht allzuviel zutrauen zu wollen, so, als könnten sie gar nichts lernen aus dem Vergangenen. Können sie? Vielleicht ist das Helfen ein anderer Antrieb, mit der eigenen Hilflosigkeit umzugehen. Ein guter Weg, denn man bekommt die menschliche Anerkennung, die man vielleicht vermisst hat. Helfen ist auch ein Geben, und in so einer Not will man ja vom Anderen nichts haben, sondern es bleibt einem nur das Geben von dem, was man hat. Die Inder teilen gerne in „dena und lena walas“ ein, also diejenigen, die geben, und diejenigen, die nehmen. Allerdings gibt es auch den Ausdruck „denalena“ wala (oder wali), und bedeutet in dem Fall diejenigen, die keinen stören, weder durch Nehmen oder Geben, gut, das ist ein philosophischer Punkt. In meiner Vergangenheit gab es auch die Idee  des „Täschchen“, das man, als es mal wieder eine Katastrophe gab, immer bei sich haben sollte, Bankdaten, Krankenversicherungskasse, Smartphone, günstigerweise mit Internet usw. Und man kann herumschauen, was man wirklich vermissen oder gar nicht vermissen würde, dabei ist es wahrscheinlich erst einmal alles. Jahre hat es gedauert, bis es sich entwickelt hat zu dem, was man sein eigen nennt, mag es noch so sehr dem Besitz der Anderen gleichen. Von „Erinnerungen“ ist auch immer die Rede, und wer kennt es nicht, das Herumzögern um Dinge, die es einem schwer machen, wenn man sie aufgeben oder weggeben will. Und dann ist ein Verlust ja auch immer ein Kontrastprogramm zu dem, wie ich es wahrgenommen habe, als es noch nicht verloren war. Bald nach einer Katastrophe kommt es darauf an, wie jede/r damit umgeht, mit der manifestierten Verlustangst, mit der Trauer, mit der Einstellung zu Neuanfängen. Und würde der Anteil an asketischer Einstellung, die sich eher dem Wenigen zuneigt als dem Zuviel, wirklich standhalten, wenn plötzlich ein Schwertstreich des Schicksals einem alles aus der Hand nehmen könnte, von dem man närrischerweise annahm, man hätte es in der Hand. Und in wieweit kann man überhaupt auf etwas vorbereitet sein? Es müssen dann wieder irgendwelche Köpfe rollen, als würden nicht alle in einem latenten Somnambulismus leben, und das einzige Gegenmittel, das bisher gegen den Wahnsinn gefunden wurde, die Wachheit ist. Oder ist es die Vernunft. Oder beides? Oder das Beisichsein, das einem beibringt, sich auf angemessene Weise durch das zu bewegen, was auf einen zukommt. Das ist ganz sicherlich nicht einfach, wenn der Alltag derart aus den Fugen bricht.

Lied

Da ich die Idee schon hatte, meine wenigen selbstgebastelten Liedlein mal zum Vorschein zu bringen, erstaunte mich heute ein Moment des Zögerns, so als müsste ich bedenken, ob ein Text, der zu guter Laune anregen soll, angebracht ist in der Mitte der Katastrophe(n). Hätte ich es gestern geschrieben, fände ich es unangebracht (oder auch nicht), aber alles lebt auch sein eigenes Leben, das gilt auch für dieses Lied. Immerhin kann sich jede/r seinen oder ihren Reim drauf machen (oder nicht).  Der Text der Seite also:

Und hier kommt der beliebte Ohrwurm, ein
Erfolgshit für Leute, die eine gute Laune brauchen
und grad keinen Text zur Verfügung haben. Wohlan!

Sänger/in:
Was kommt denn da und will
mir meine Laune nehmen?

Chor:
Das darf doch nicht wahr sein!
Das darf doch nicht wahr sein!

Sänger/in:
Das ist doch hoffentlich
kein Stimmungsdämpfer!

Chor:
Das wäre ja klar klein,
das wäre ja so klein!

Sänger/in:
Da kommt sie schon! Es ist
ne kleine typische Täuschung!

Chor:
Keine Bohne!
Gar nicht ohne!

Sänger/n:
Hurra! Es ist ne Erbse
und keine Bohnenschote!

Chor:
Wah! Wah! Wah!
Wah! Wah! Wah!

Zusammen:
Das ist ja nochmal gut Gegangen!
Sehen sie, da ham wir’s schon!
Und nun kommt noch als Richtungslohner
die moralische Krone ohne Bewohner!

Bei uroborischen Periburen
(vermeidbaren Gedankenfetzen)
lassen Sie Licht rein
in ihr Dichtsein!

Zusammen:
Und das Oval von dem Gesicht
spricht: Verwechseln Sie
die Erbsen mit den Bohnen nicht!

Chor:
Wah! Wah! Wah!
Drama!
Wah! Wah! Wah!

instand halten

Ich habe gemerkt, dass es mir etwas ausgemacht hat, dass weder meine indischen, noch meine amerikanischen Freunde, mit denen ich in Kontakt bin, etwas von der Katastrophe wussten, die sich hier im Land ereignet hat und weiterhin ereignet. Wie, fragte ich zum Beispiel, schaust du oder ihr denn keine Weltnachrichten? Natürlich kann ich auch als nicht direkt Betroffene vermutlich gar keine Worte finden, die beschreiben könnten, was da los ist.  Und kann ja kaum erwarten, dass Menschen, die noch nie andere Länder bereist haben, wissen, wo Nordrhein-Westfalen liegt, und was heißt das schon, selbst, wenn man es gekannt hätte. Man hätte wahrscheinlich mehr Bezug zu dem Leiden, soweit das eben möglich ist. Als die Leichen an den Ufern des (einst) als heilig gerühmten Ganges sich häuften, weil automatisch der Wucher mit den Holzpreisen anstieg, da war ein Teil meiner Trauer allerdings schon, dass ich den Fluss oft erlebt habe, und das lebendige Treiben an seinen bzw. ihren Ufern, den Ufern der Ganga also. Das war in der Tat ein Highlight, in dieser kraftvollen Flut ein eisgekühltes, höchst erfrischendes Bad zu nehmen, mit einer Hand die Kette festhaltend, damit man nicht mitgerissen wird. Oder oben auf dem Weg nach Gangotrie, an der Quelle dieses berühmten Flusses, auf einem der gigantischen Felsenmassen herumsitzen oder liegen, und dem tosenden Rauschen zuhören, wenn man nicht gerade Steine sammelt oder Chai trinken möchte. Und klar war das eine Trauer, die mitschwang, dass da etwas verloren geht, ja, förmlich stirbt, was man geliebt hat. Ich habe das einige (wenige) Male erlebt, dass etwas weiterging, nachdem es vernichtet wurde als das, was es war. Wer hätte gedacht, dass man sich selbst aus einem Höllenschlund wie dem Dritten Reich wieder herauslösen kann, wobei wir sehen, dass der Höllenhund immer noch wach ist, auch wenn gebannt, bzw. überwacht wird. Doch ist es auch immer wieder einigen gelungen, ein neues  Leben zu beginnen, nachdem das alte zerstört wurde. Doch obwohl die Gefahr oder die Möglichkeit jederzeit da ist, möchte natürlich niemand davon betroffen sein. Der Schrecken über das Unheil anderer und die Erleichterung, dass man noch mal selbst entkommen ist, bewegt sicherlich einige der freiwilligen HelferInnen, die in solchen Situationen wie Schutzengel aus allen Richtungen herbeieilen, um Hilfe zur Verfügung zu stellen. So findet das Untröstliche zumindest seine Trostpflaster, und zuweilen gibt es sogar ein Erwachen im Angesicht des Unabwendbaren. Das macht doch die schlechten wie die guten Filme aus, dass es uns interessiert, wie Andere mit dem scheinbar Unvermeidbaren umgehen. Und welches System hält den krassesten Krisen stand, und welches bricht endgültig zusammen unter dem Zuviel der Belastungen. Auf der anderen Seite hilft es nichts, darüber zu viel nachzudenken, nachdem man einige Grundeinstellungen geklärt hat, denn wie stets wissen wir nicht, was kommt, sondern können uns nur selbst instand halten. Interessanter Begriff: instand halten.

mitfühlen


Engel des Mitfühlens
Am Ende eines Gespräches mit einem Freund in Boston fragte er mich, nachdem wir so ausführlich wie möglich über den Tod  und seine Funktion im Leben des Menschen gesprochen  hatten, was ich von „Engeln“ hielte. Diese Frage macht/e mich verlegen,  denn lange Jahre war das eigene beschwingte und beflügelte Wesen, vor allem innerhalb des meditativ erschlossenen Raumes, eine Vertrautheit, was meiner heutzutage vorherrschenden Bereitschaft für nüchterne Wahrnehmung nicht mehr ganz entspricht. Nichts gegen Beflügeltsein oder Schwingungsforschung, solange ich nicht darüber reden muss. Auf die Frage konnte ich dann antworten, dass es tatsächlich in meinen Bildern einen Moment während des Entstehens einer körperlichen Figur gibt, wo ich förmlich zuschauen kann, wie sich der Pinsel fast selbstständig in eine Krümmung bewegt, die nichts mehr andere sein kann als ein Flügel. Und gerade ihn, Raphael, habe ich bei seinem Besuch in unserem Haus als eine Art dunklen Engel durch unsere Gespräche wandern sehen, allein mit einem Schwert in einer großen Finsternis, als Hauptspeise nur die Poesie, als die Bürde des Mysterium oder des Martyrium des Wortes: gleichzeitiger Zugang zum Daseienden und vollkommener Verlust der Bedeutsamkeit dieses Errungenen. Mein Hörvermögen konzentrierte und entspannte sich simultan, denn vieles von der inneren Räumlichkeit war mir vertraut. Daher vielleicht die Wichtigkeit der Wesen, die das latent Unbewusste bevölkern. Denn auf jeden Fall verkörpern sie eine Symbolik. Und würde man sich jetzt einen Engel vorstellen, der voller Mitgefühl durch die überfluteten Gebiete wandert, könnte es sich tröstend anfühlen, dass er nichts mit der Katastrophe und ihren schrecklichen Nachfolgeerscheinungen zu tun hat, sondern einfach Mitgefühl ausstrahlen kann. Ansonsten: nein, sagte ich, keine Engel außer der Symbolik, die Türe sein kann zu noch tieferen Schichten. Und ja, ich finde es auch unredlich, so zu tun, als könnte man die viel zitierte Klimakatastrophe noch in den Griff bekommen, in welchen oder wessen Griff denn bitte? Und in der Tat erspart es einem nicht die Aufmerksamkeit auf das eigene Handeln, denn warum sollte man sich aus irgendwelchen Gründen aus dem Selbstsein entlassen, ist es doch das Einzige, was man gewiss hat: eine unleugbare Existenzberechtigung, mit deren Umgang man bewusst oder unbewusst beschäftigt ist. Denn lernt man das Beleben der eigenen Existenz, ist der  Umgang mit anderen Menschen vermutlich bereichernder.

Flickenteppich

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Das Nirgendwo
Ich denke auch, es gibt so eine Art  Welt-Geist im Sinne, dass das, was gedanklich und gefühlsmäßig jeweils auf der Erde gerade stattfindet, sich zwar  stets auf multiple Weise manifestiert, aber dennoch ein Grundton zu erkennen ist, den man hören kann, oder eine Wahrnehmung auftaucht, die man als eigene Sichtweise registriert, wenn auch meist nur teilweise. Vor ein paar Jahren vermittelte mir ein Inder, dass wir seines Wissens gemäß in einer Zeit gelandet sind, in der zwar alle viel  Zugang zu Wissen haben, dieses Wissen aber nicht mehr umgesetzt werden kann, weil es dafür keinerlei Anzeichen gibt, vor allem aber keine Zeit für die Veränderungen, die nötig wären, um all die Irrungen und Verwirrungen und Vernichtungen zu korrigieren, die den ganzen Prozess des Lebendigen auf der Erde in Lebensgefahr gebracht haben. Wir haben alle in den letzten Jahren sehr viel über Menschen gelernt, denn nicht nur draußen, sondern auf jeder Bildfläche drücken sich Menschen aus und werden, was auch immer sie werden, werden aber auf jeden Fall sichtbarer, und Stimmen werden eindeutig dringlicher mit Worten, die sehr schnell ihre Kraft verlieren können und nur noch schale Floskeln sind. Und jede neu aufgebaute Damm-Mauer ist notwendig und hilfreich, wird aber den nächsten Dammbruch nicht aufhalten. Denn irgendwo im Hintergrund ist schon lange was in eine bestimmte Richtung gelaufen, und kaum einer könnte heute darüber aussagen, wann es salonfähig geworden ist, Tiere und Menschen zu quälen, sodass man zuweilen gar nicht mehr weiß, wo man eigentlich noch ohne Schaudern hinschauen kann. Und es dann vielleicht vernünftig findet, sich der eigenen Ohnmacht zuzuwenden, die einen genau so zu erschüttern vermag wie ein Starkregen mit unübersehbaren Konsequenzen. Und wie schnell können heldenhafte Rettungsaktionen wie Flickenteppiche aussehen, die nur sichtbarer sind, weil sie vor der Haustür liegen. Und obwohl man weiß, dass Veränderungen möglich sind, so weiß man aus Erfahrung, wie schwer sie zustanden kommen. Und so strömt er weiterhin wild und unheimlich vor sich hin, der dunkle Strom des Unbewussten, von dem die vielen Impulse herrühren, die es zu erfassen und zu reflektieren gilt.Es wird aber nach wie vor keinen davon abhalten, der den Verführungskünsten des Rausches folgen möchte oder muss. Für die meisten der  Erkenntnisse, die für einen selbst wirklich stattgefunden haben, gibt es meist eine Anekdote. Eine meiner Anekdoten ist die Geschichte mit Oppenheimer, der genau wusste, dass er, der gerühmte Genius, einen menschenvernichtenden Pakt mit seinem Vernichtungswillen geschlossen hatte, und nichts, aber vor allem er selbst hatte nicht die geistige Kraft, sich von dieser Handlung abzuhalten. Dass die Wurzel dieses Übels auch hier viel vorher lag, wird daran klar sichtbar, dass an d e m  Punkt, wo er selbst hätte noch entscheiden können, ob er der Abwerfer der tödlichen Bombe sein will oder nicht, der Nächste sofort an seiner Stelle gestanden hätte, und Oppenheimer wäre vermutlich der Verräter gewesen. Und dann die vernichtenden Werkzeuge „Little Boy“ und „Mama“  zu nennen, da bleibt einem das Lachen wirklich im Halse stecken, und der giftige Apfel kann nicht mehr herausgehustet werden, und zum Glück gibt es auch weit und breit keine Zwerge mehr und keine Frauen, die irgendwo in der Welt Frösche an die Wand werfen können, wenn sie einen Prinzen möchten, denn die Frösche sind zum Sezieren da. Ich hatte einen Onkel, der bekam, während ich mich dort aufhielt, öfters als Nachspeise lecker/krustige Froschschenkel. Für die leckere Vorspeise brauchte es, wie ich erfuhr, fünfzig Frösche. Es hilft auch nicht immer, in der eigenen Geschichte zu landen. Und  mein Teppich hebt gerade auch nicht ab in den Orient, wo die Zwiebeltürme stehen.

plagen

Neulich meinte jemand halbwegs scherzhaft, ob denn das, was zur Zeit geschieht, nicht die Erwartungshaltung der sieben Plagen erfüllen würde. Ich bin in der Bibel nicht sehr viel herumgewandert, fand aber die apokalyptischen Beschreibungen immer interessant, eben ob das menschliche Verhalten, mit oder ohne Gott, an eine Grenze stößt, wo der kollektive Missbrauch und die Ausbeutung der Ressourcen des planetarischen Wohngebietes sich offenbaren, was zu hektischem Handeln führt, was wiederum zu nichts führt, vielleicht weil es zu spät ist. Das Ruder lässt sich nicht mehr herumdrehen, der Schaden nicht mehr gutmachen, das Unheil nicht mehr abwenden. Auf jeden Fall hat man das Gefühl, dass die Katastrophen sich nicht nur mehren, sondern zurückkehren und von neuem zu peinigen beginnen, obwohl viele schon nicht mehr können. Jetzt auch noch die verheerenden Fluten, inmitten der anrollenden vierten Welle. Da stockt einem selbst als vorerst Unbetroffene etwas der Atem und die Vorstellung reduziert sich wie automatisch auf das, was einem selbst erlebbar oder vorstellbar ist. Natürlich nickt man gerne mit, wenn es um die Freiheit jedes Einzelnen geht, sich z.B. impfen oder nicht impfen zu lassen. Aber wann hört so eine Freiheit auf, oder hört sie einfach gar nicht auf? Wer bereit ist, für seine Überzeugungen zu sterben, hat natürlich den Joker in der Hand, denn wenn ich mit mir selbst so weit gehen kann, gefährde ich höchstens noch Andere oder nehme im Krankenhaus jemandem das Bett weg, obwohl ich selbstverständlich ein Recht darauf habe, aus den dunklen Urgründen zurückgerudert und mit Sauerstoff versorgt zu werden. Auffallend war auf jeden Fall die tiefe Betroffenheit, mit der ich auf die Bilder der Verwüstungen starrte und ein paar Laute von mir gab, die keine Sprache hatten. Da kann man, in dem Fall ich, auch sich selbst mal Einhalt gebieten und nichts mehr sagen.

historisch

Noch vorgestern war ich bereit, über ein witziges Fluten-Video zu lachen und dachte, es hier zu zeigen. Doch dann habe ich bemerkt, dass es gar nicht so viel gibt, das zu etwas passt, was total aus den Fugen geraten ist, und wo man vor sich hinstarrend Mitfühlendes erfahren kann. Immer und überall und immer wieder dieser Alptraum des Menschen, aus dem eigenen Leben, was auch immer es sei, herausgeschleudert zu werden von Kräften, die nicht mehr zu kontrollieren sind. Und meist niemand, dem man erzählen kann, was eigentlich schön war dort im Verlorenen, das man s o  gar nicht bewusst erlebt hat. Oder die vielen Menschen, die (willentlich oder unwillentlich) alleine leben, ohne dass man was davon mitbekommt, und die dann auf einmal so abhängig sind von der Hilfsbereitschaft Anderer. Und wenn Tote und Vermisste einer Katastrophe hinzukommen, dann verändert sich das Maß des als „normal“ Empfundenen. Und je näher eine Katastrophe dem eigenen Lebensgebiet kommt, desto mehr flüstert einem die Schicksalsstimme zu, dass man diesmal Glück gehabt hat, aber dass unentwegt Unruhen und Turbulenzen ausbrechen und niemand sich vorstellen kann, wie es sich anfühlt, alles zu verlieren, was man selbst für wichtig hielt. „Historisch“ und „Katastrophe“ waren denn auch die Stichworte des Tages, und so mancher Philosoph, und sicherlich auch manche Philosophin, hat mit ungewissem Ausgang darüber nachgegrübelt, ob man Katastrophen schlechthin auf dem Lebens-und Leidensweg des Menschen als genau die Ereignisse sehen muss oder kann oder will, bei denen Menschen zumindest die Gelegenheit haben, über ihren persönlich definierten Schatten zu springen oder den Tellerrand zu verlassen oder die gemütliche Blase zu zerbrechen. Und man kann es nicht leugnen, dass viele zu Helden und Heldinnen werden, ohne je geahnt zu haben, dass so etwas für sie möglich ist. „Das sieht hier aus wie im Krieg“, meinte eine Frau, und in der Erfahrung des Resultates gibt es für sie nicht viel Unterschied. Gut in der Tat, dass es kein Krieg ist.  Aber trotzdem lauert hinter all dem oft der Mensch, dem das planetarische Ruder entglitten ist. In den Medien gab es auch eine positive Verbindung zu „historisch“, die ich zuerst auf angenehme Weise missverstanden habe, und zwar pries Biden (dear Joe)  Merkel (dear Angela) den „historischen Charakter“ ihres politischen Beitrages, während ich erst verstand, er lobe ihren historischen Charakter, also einen Charakter, der so selten in der Politik vorkommt, dass er historischen Wert hat. Dass das aus verschiedenen Gründen nicht weiter auffällt, liegt wohl daran, dass es eben dieser Charakter ist, dem das gelingt, mehr oder weniger unauffällig Großes zu leisten. Vielleicht hat sich Biden gar an Merkel ein Beispiel genommen, denn er hat einen ähnlichen Charakter und hat gerade etwas geleistet, was wirklich Aufmerksamkeit verdient. Er geht zum ersten Mal ernsthaft und massiv gegen die schändliche amerikanische Armut  vor allem der Kinder vor undsoweiter. Es ist ein Weg, der klar macht, dass durch eine gewisse Handhabung Dinge gelingen können. Auf solche Menschen sind alle Opfer einer Katastrophe angewiesen, nämlich wenn dazu Fähige und Bereitwillige aus ihren verborgenen Orten ins verdunkelte Licht einer Wirklichkeit treten, um oft genug zu LebensretterInnen zu werden

my dear

 

In meinem bisherigen Leben habe ich ungefähr 5 Lieder geschrieben, wohl eine Laune der Natur, bzw. meiner Natur, die sie aus mir herauslockte. Das folgende Lied unten habe ich „damals“ „Gesang eines Hermaphropditen“ genannt, vielleicht in Erinnerung an eine Beschreibung von  Comte de Lautréamont (alias Isidore Ducasse), einem Dichter, den auch dort im Früher kaum jemand kannte und der eine für meine damaligen romantisch/erotischen Anwehungen passende Beschreibung eines Hermaphroditen zum Besten gab, der traurig und einsam im Gras (genau erinnere ich mich nicht) herumlag und wohl eine gewisse Genderfreiheit in mir zum Klingen brachte. Ich dachte wahrscheinlich, es ginge dem sich seltsam vorkommenden Wesen besser, wenn es seine oder ihre Eigenart annehmen kann und die scheinbare Ausnahme liebevoll mit sich feiern, was ja dann zu schönen Begegnungen mit Anderen führen kann, eben weil man die eigene Seltsamkeit nicht mehr leidvoll besetzt, sondern eher als eine Bereicherung im Umgang mit dem Daseienden. Und somit entgendere ich das kleine Lied und übersetze es auch nicht, denn selbst, wenn man kaum Englisch spricht, kann man es verstehen, zumindest grundsätzlich.

 

My dear, my dear,
said I to me
To you, my dear, said I:
you too, my dear,
said I to me, you too
are dear to me.
My dear, to you
is dear to me, as dear
is me to you. My dear,
my dear, said I to me
me two to be is me.
My dear, my dear,
said I to me, my dear
my dear, my dear…

(Man kann es beliebig fortsetzen, damit
es seine Wirkung entfalten kann). Auch
von mir ist der Humor, den ich habe, nicht
immer leicht zu erkennen.

künst(ler)(l)(s)ich

An dem Gemunkel über die vierte Welle kann man gut sehen, wie wir bestimmte Dinge gerne als etwas sehen, was noch gar nicht da ist, obwohl wir schon mittendrin sind. Das kann natürlich auch die Liebe sein, wenn man das gute Schicksal hat, sie in sich zu orten. Oder eben die künstliche Intelligenz, von der man weiß, dass sie unterwegs ist, aber man selbst hat noch verhältnismäßig wenig damit zu tun, dabei wird man schon auf dem großen Schachbrett hin-und hergeschoben. Wird man? Einmal bin ich in Apulien und ein andermal in Lissabon gründlich durch mein Verhalten genervt worden, da ich mir auf einmal ein Leben ohne Welan-Verbindung nicht vorstellen konnte. Es ist mir allerdings gelungen, die Absurdität davon zu erfassen, und nach wie vor müssen die Maschinen das für mich erledigen, wofür sie gut sind. In Schraders Film ist (u. a.) interessant, dass sie sich hier mit ihrer eigenen Software konfrontiert sieht, wobei letztendlich die Frage offen bleibt, was der Roboter selbst mit dem macht, was ihm gefüttert wurde. Und überhaupt die Frage, ob man die Substanz eines Menschseins in eine Maschine hineinfüttern kann, ist man doch als Mensch nicht wirklich an eine konstante Programmierung gebunden, mag es auch oft so erscheinen, wenn eigene Sichtweisen und Blicke sich verbünden und zu ertsarrten Bildern werden. Die können wiederum aufgelöst werden, zum Beispiel wenn man merkt, dass sich das eigene Verhalten unwillentlich zum Künstlichen hinbewegt, also zu dem, was man eigentlich nicht ist bzw. nicht sein möchte.Und wie weit kann man denn bestimmen, wer man sein möchte? Vor allem aber auch, wer man nicht sein möchte, denn daran erkennt man doch letztendlich, wie der eigene Baustein geartet ist. Allerdings birgt auch das Künstliche seinen Reiz und seine Tiefen der Anziehung, sonst wäre ja alles Ausgedachte nicht so spannend, sei es in Filmen, auf Bühnen oder direkt im Leben, immer auch ein Ringen zwischen Kunst und Künstlichkeit. Einfach zu erleben in der meist künstlichen Befindlichkeitsfrage „Wie geht’s denn so“. Und ja: Wie geht es denn so, wem, was, wo. Nüchternheit und Social Distancing sind auch Programmierungen. Etwas muss einem einleuchten, bevor man es eingeben kann. Zumindest manifestiert sich das Vorgenommene besser, wenn man es reflektiert und dadurch belichtet hat. Hilfreich ist auch, wenn man der eigenen Steuerung irgendwann zutrauen kann, sich in die Richtung, die man als förderlich betrachtet, zu bewegen. Dadurch gewinnt man enorm an Freiraum, aber auch wofür sich ein Freiraum am besten eignet, muss immer neu entschieden werden. Im Moment bleibe ich mal dabei, zu denken und zu spüren, dass der Mensch trotz aller Informationsfütterungen nicht von toter Materie kopiert und belebt werden kann, denn immer wird es dieses grundlegend Trennende geben. Aber gibt es das nicht auch schon unter Menschen, dass sie grundlegend getrennt sind durch das, was sie jeweils sind. Man kann bei diesem Thema beobachten, wie der Geist sich weigert, ein Einhorn zu töten, obwohl kein Zweifel besteht an der Art des Computerspiels. In Schraders Film fragt die Roboterfrau die Wissenschaftlerin einmal, warum sie den Roboter wie einen Roboter behandelt. Na, weil er einer ist. Gibt es auch einen Punkt, wo der Roboter Menschliches annehmen kann, und wo der Mensch seine Menschlichkeit verlässt. Oder ist das schon da?

wirklich (?)

Das Schaf ist kein Ausdruck meiner Sommerfreude, sondern es steht schon seit vielen Jahren an einem Ort und gehört zu einem Café, das wiederum mit einem Laden verbunden ist, von dem man sagt, dass er alles hat, was das Herz eines Künstlers, da füge ich jetzt noch der zeitlichen Entwicklung halber  das Künstlerinnenherz hinzu, begehrt, zumindest, was die Auswahl der Materialien betrifft. Es ist also ein künstliches Schaf, vermutlich von einem Künstler konzipiert, um irgendwo herum zu stehen, sodass man staunt, wie echt was aussehen kann, was gar nicht echt ist, sondern nur auf eine Fläche gebastelt ohne körperliches Volumen. Die Frage, wie wirklich die Wirklichkeit ist, wirbelt nahezu unendliche weitere Fragen auf, die sich wiederum in eigenen Kreisen drehen. Und so gerne man Raumschiff Enterprise gesehen hat, so hat sich natürlich auch die eigene Positionierung verdichtet, obwohl es seltsam geheim geblieben ist, dass wir auch auf einem Planeten durchs All düsen. Und so lange niemand auftaucht, der uns endgültig als Aliens definiert, so lange können wir uns als Menschen definieren, wohl wissend, dass Menschsein nicht gleichzusetzen ist mit menschlich sein. Das scheint erst einmal viel verlangt, aber man kann es zumuten. Je weiter wir uns also dem Sog des digitalen Wurmlochs, so hieß das Ding jedenfalls in „Next Generation“, hingeben, desto schwieriger wird es werden, Mensch-Sein zu definieren. Hinzu kommt die Faszination der künstlichen Intelligenz und wir spüren, oder muss ich hier zum Ich wechseln. Ich spüre also, tatsächlich in einem Kino in einer Stadt sitzend, ja warum, eben weil ich den neuen Film von Maria Schrader sofort sehen wollte, man kann von einem gewissen Knowhow ausgehen, und allein über den Titel kann man beliebig nachdenken. „Ich bin dein Mensch“. „Her“ hatte ich bereits gesehen, wo sich ein Mann in eine weibliche Computerstimme verliebt. In Schraders Film wehrt sich eine (wunderbare Schauspielerin) gegen die Anziehung, die sie für einen Computer-Mann entwickelt, der ganz auf ihr Maß zugeschnitten und angefertigt wurde, eine irritierende Vorstellung. Irritierend ist auch, dass Maschinen lernfähig sind, einer der Abgründe, die sich hier auftun. Wer das Menschsein, definiert durch Mensch sein, wird sich hier einem Schaudern nicht entziehen können, denn wer bestimmt, wie es wahrgenommen wird, und wo hört die vorgesetzte Bestimmung auf. Auch das Glücklichsein ist ja nicht festgelegt, nur dass so viele vergeblich danach zu suchen scheinen. Und es ist klar, dass, wenn eine ganz bestimmte Tiefe, die gleichzeitig Höhe ist, uns mit einem oder anderen Menschen verbindet, niemals durch etwas anderes zu ersetzen ist, und es wäre etwas, was wir am Menschsein vermissen würden, würde es noch seltener vorkommen, als es jetzt schon vorkommt. Kann schon sein, dass wir dann irgendwann diese gefährliche und gefürchtete Gruppe werden würden, die überall vereinzelt noch an einem bestimmten Modell des Menschseins hängt, während sich andere schon mit Puppen und Programmen verpartnern. Doch manche Dinge werden sich auch selbst erhalten, denn niemand kann jemand anderem verbieten, wen oder was er oder sie lieben wollen soll. Und so manchem würde so ein Computer vielleicht weniger gefährlich erscheinen, obwohl ja alles, was Maschinen sein können, vom Menschen programmiert wird. Die Entwicklungsmöglichkeit liegt in den Verbindungen, die hergestellt werden. Denn alles, was hineingebracht wird, geht ja nicht verloren. Auch der Golem passt sich den Werkstätten an und wartet geduldig auf seinen Auftritt.

willkürlich

Corona-Pandemie: Asien zittert, Italien entspannt sich: So ist die Corona-Lage in der Welt | Augsburger Allgemeine

Auch wenn man von etwas (z.B. dem Fußballspielen) nicht wirklich was versteht, favorisiert man gerne ein bisschen vor sich hin, ohne viel darüber nachzudenken, warum man klaro möchte, dass bella Italia gewinnt, obwohl das lange nicht so aussah. Irgendwann bin ich dann auch gegangen, weil jeder Elfmeter ja extra Nerven kostet, da es einem nahebringt, wie unerbittlich und schnell das Schicksal zuschlagen kann. Als ich aus der Tür ging, dachte ich na, vielleicht schießen sie jetzt doch noch ein Tor, so als könnte mein Verschwinden dort ein Tor erzeugen. Eine Minute später wurde ich über das Haustelefon informiert, dass sie tatsächlich ein Tor geschossen haben, und so bin ich froh, dass ich keine mystische Anhauchung (mehr) nachweisen kann, aber irgendwie wusste ich doch, dass Italien gewinnt. Denn wenn man so weit kommt, könnte es einem und dem jeweils dazugehörigen Volk eigentlich egal sein, denn beim Elfmeterschießen hängen Gewinn und Verlust an ähnlichen Fäden wie bei der Dämmer-Gebets-Stunde der Muslime, wenn ein weißer und ein schwarzer Faden sich nicht mehr unterscheiden, dann ist  nämlich Dämmerung und der Muezzin beginnt zu singen. Der zukünftige König und vor allem der kleine Prinz sollen sehr traurig ausgesehen haben, während im Internet  schon die Shitstürmer sich an die Tasten machten gegen die Elfmetervermassler. Also wenn man  zuhause sitzt und entscheiden kann, was man macht, sehe ich auch manchmal gerne in diese Fangemeinde der Welten, dieses aufwendige Geschmücke mit Hörnern und Kostümen und Fahnen als Gesichtsbemalung, und wundere mich, wo die Leute das alles lernen, dieses Hin-und Herwogen wie an großen Biertischen. Ausgesprochen überflüssig finde ich auch das Buhen, wenn einer, der nicht zu meiner Gruppe gehört, gerade den Ball hat. Come on, wo sind wir? Ach ja, die persönlich Shitgestormten waren alle von farbiger Hautfarbe, hörte ich und musste nicht lange grübeln, ob das wohl auch was mit dem Shitstorm in den Gehirnen so mancher Hellhäutigen zu tun hat. So als wäre unter den Fans jeder verbrachte Tag ein Treffer! Deswegen werden auch heute meine Bilder weder dem Geschehen gerecht, noch der Sonnenblume, denn fast willkürlich sind sie von mir zusammengefügt worden, eben ein Schuss Italia und ein Hauch Siegesleuchten. Natürlich kann man gegen die Freude des Gewinnes nichts sagen, das entspannt und lässt, zumindest das gewinnende Land, die steigenden Coronazahlen einen Moment lang vergessen. Und obwohl einem die italienischen Fans am Anfang des Spiels kurz mal ein bisschen leid taten, so können einem, wenn man möchte, jetzt die Engländer ein bisschen leid tun, vor allem, wenn sie außer dem Verlust im eigenen Königreich auch noch ein Mega-Spreader-Event werden. So stützt sich Fortuna auf den schmuckvollen Knauf ihres amtlichen Schwertes und kontempliert die Wahrscheinlichkeit einer Launenhaftigkeit des Alls und der verfügbaren Spielarten.

Laura Schiele

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Rekonstruktionen

alles wird festgehalten
gestochen scharf
ohne Weichzeichner
um die Wogen zu glätten
überall im unsichtbaren Netz
lassen wir unsere Spuren zurück
jedes Textstück, jede Ansicht
sekundengenau festgehalten
um uns später als die Menschen
zu rekonstruieren, die wir gar nicht mehr sind.

Stufe Null

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Diese beiden Bilder harmonisieren natürlich sehr schön vom Farblichen her, aber was sie auch verbindet ist, dass sie beide aus Den Haag stammen und von dort per E-Mail zu mir gekommen sind. Links eine weibliche Figur, eingelassen in eine Friedhofsmauer, mit einem vom Gewand verhüllten Schwert. Kein so langes wie bei den Erzengeln, aber ein dennoch sehr gefährliches Instrument. Sie schaut voller Gram irgendwo hin, wo offensichtlich was passiert, was es zu überwachen gilt und vielleicht im Notfall auch verteidigt werden muss. Der Arm sieht allerdings so mächtig aus, dass man gar nicht weiß, ob das wirklich eine Frauenheldin ist, aber doch, es gibt weitere Anzeichen. Die Eule daneben wirkt sehr real, ist sie aber nicht, sie ist in dem Sinne tot, dass sie auf eine Vase gemalt wurde, von der ich dann wiederum die Eule herausphotographiert habe, wegen der Schönheit der Eulen. Und ausgerechnet Den Haag, wo ich noch nie war, aber demnächst mal hinwollte, u.a., um die Füße in den Sand zu senken, erschien heute früh in den Nachrichten über die Niederlande, dass sich einerseits auch dort die Stunde Null ihrer Endlichkeit nähert (hat sie eine Endlichkeit?), und andrerseits ein neuer Mutant sein planetarisches Unwesen treibt, sodass man davon ausgehen kann, dass das kollektive Angstpotential wieder angezapft werden kann. Aber auch die Augen der Seher und Seherinnen (innen) in Ermüdungsphasen geraten, denn eigentlich geschieht ja nach wie vor nur das, was immer da ist, verlässlich wie ein, ja, wie ein Was denn? Und ganz natürlich herrscht überall die Vergänglichkeit vor, denn nur der Nu ist ja verlässlich, in dem Ankunft und Abfahrt fast gleichzeitig stattfinden, aber immer noch genügend Raum lassen für das, was man in dem Moment ist. So muss man einerseits lernen, das eigene konstante Verschwinden auszuhalten, und andrerseits kann man nur im Nu wirklich anwesend sein, ein sehr attraktives Paradox ohne Ferien und Ausnahmen. Einfach immer da und in Bewegung. Was die Stufe Null (O) betrifft, so ist sie wohl dabei, das vorher übliche „Fünf vor Zwölf“ zu ersetzen, denn wie lange kann man so tun, als wäre der Zeiger pünktlich stehen geblieben, damit man noch schnell einiges erledigen kann, was bald vielleicht nicht mehr möglich ist. Was wiederum zu Raubzügen oder zu einer Toilettenpapierpsychose führen kann, die bis heute keiner wirklich erklären konnte. Außer dass man von der Angst inzwischen weiß, dass sie sich überall festsetzen kann, dann denkt man etwa, es sei das Virus, aber es ist nur die eigene Angst, die hier das Virus benutzt, um dem unerträglichen Gefühl ein Transportmittel zu verschaffen. So erzeugt das Herabsinken der Inzidenzahlen sozusagen einen kollektiv erzeugten Freiraum, sodass nicht nur die Lunge des Planeten, sondern auch die Lunge des Menschen mal wieder kurz durchatmen kann. Stufe Null also, wo man eine geheime, nicht abgesprochene Vereinbarung trifft, nämlich (weiterhin) d a s zu tun, was einem am Herzen liegt. Eine Banian-Baum Episode also, Licht und Schatten wohlig ausgeglichen und Space für die vielen unterhaltenden Geschichten des Universums, so reichhaltig und so nährend.

**Ausschnitte aus Photos von Til Kenter

verziehen

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Auch der Monsoon, der sich gerade hierzulande durchsetzt, kann förderlich sein für bestimmte Gedanken. Es nutzt nichts, wenn man ständig an die Sonne denkt, die ja nicht da ist, was natürlich viele Menschen nun wieder in den Süden treibt, wo es mehr von dem Ersehnten gibt. Aber wie (auch noch einmal zu mir selbst) gesagt, kann Akzeptanz des Daseienden zu einer gewissen Befreiung führen, die einem wiederum ermöglicht, schöpferisch an das jeweilig Erlebte heranzugehen. Natürlich wäre es selbst in bester Gesellschaft nicht angenehm, vom Aqua Planing davongetragen zu werden, doch günstigerweise kann man noch vorher abbiegen und irgendwo einkehren, wo natürlich alles dann als wohltuend empfunden werden wird, denn man kann jetzt von innen besser nach außen sehen und sich neben erwärmenden Gesprächen sogar am Prasseln erfreuen. Nun geht das Regnen zuweilen einfach weiter und hört am nächsten Morgen nicht auf und wird schon für abends wieder angekündigt. Da ist es dann besser zu bedenken, was sich am besten eignen könnte für die auftauchenden Befindlichkeiten. Wenn die inneren Quellen gerade nichts von sich geben, kann man den Blick etwas schweifen lassen, denn siehe, überall ist Quelle, und da steht tatsächlich mit meiner Handschrift auf einem Briefumschlag den offenbar einmal herangeholten Satz „kein Herz auf der Zunge“. Das verblüfft mich, dass ich das wohl neulich mal mit mir verbunden habe. Ja habe ich denn etwa kein Herz auf der Zunge, oder will ich jetzt plötzlich dort eins haben? Da fällt mir natürlich ein, dass ich auch den Begriff „Schmetterlinge im Bauch“ nie mit mir verbinden konnte. „Wie?, erkundigte sich einst eine Frau, „kein Kribbeln und Krabbeln?“Ich musste verneinen und bin grundsätzlich gegen Missbrauch von Tieren, deren Symbolik man sich bedient, ohne dadurch Mensch und Tier gerecht zu werden zu können. Vielleicht geht es mir auch mit dem Herzen so, dass ich es vielleicht lieber d a platziert sehe, wo es sich am wohlsten fühlt, denn die Zunge ist selten genug ein geschützter Ort, wo sich das Herz niederlassen kann, denn es neigt ja gleichermaßen zu Hochstimmungen als auch zu Erschöpfungen. Die Zunge selbst braucht ja schon Hüter und Hüterinnen, die können nicht gleichzeitig auf das Wohlbefindes des Herzens achten. Da ich mich vermutlich gerade in der Praxis bewege, mich selbst in Laune zu halten, fällt mir dazu nun ein sehr gelungener Scherz ein, der mir vermittelt wurde und über den ich auch jetzt noch lachen kann, deswegen erzähle ich ihn gerne, und er beginnt mit einer spannenden Frage, und zwar: „Warum ist ein Baby kein Mörder?“ Am liebsten würde ich natürlich jetzt warten können, bis aus allen Gegenden der Welt die Antworten dazu eintrudeln. Der Gewinner oder die Gewinnerin könnte dann ein Geschenk erhalten, das wirklich jedem Geschmack entsprechen können würde (zum Beispiel ein Körbchen Vegankost (?)), aber ich weiß, dafür haben wir jetzt alle keine Zeit, denn der D-Mutant ist im Anmarsch, und verständlicherweise wollen, wie schon oben erwähnt, die meisten noch irgendwo etwas Sonne tanken, die ja bekanntlich von ihrem Trabanten, dem Schatten, begleitet wird. Und deshalb bin ich bereit, die Antwort auf die Frage hier zu veröffentlichen in sinnverbundenem Zusammenhang, also: „Ein Baby ist deshalb kein Mörder, weil es noch kein Messer halten kann!“ Man spürt förmlich die bestürzende Tiefe, zu der das Licht der Erkenntnis vordringt. Und schon hat sich der Regen verzogen.

 

*In einem Kunstwerk des Museums Abteiberg (M.-Gl.) gespiegelt.