Heute haben wir mal wieder etwas gefeiert – einen Geburtstag. Obwohl wir uns darauf geeinigt haben, dieses Jahr auf Geschenke zu verzichten, brach auf einmal ein großer Reichtum aus, der Genuss feiner Spezialitäten, der durch Anregung und Inspiration entsteht. Natürlich war auch das keine Pause, es hat nur gut getan, der Daseinsfreude Ausdruck zu verleihen, wenn auch in bescheidenem Rahmen. Die Gäste kamen und wir sprachen über den Krieg, weil der Krieg da ist. Und obwohl es noch andere Themen gibt, ja, dies oder jenes, so ist doch der Krieg allgegenwärtig. Es wird ja allerortens erklärt oder gerätselt, warum gerade dieser Krieg so eine immense emotionale Aufladung birgt, und an allen geäußerten Vermutungen schien mir etwas zu fehlen. Die Satire Deluxe Boys machten dunkle Witze über die Nähe von blondem Haar und blauen Augen. Oder die Nachbarn, die einem näher sind, ach wirklich? Wir wissen doch erst jetzt, dass sie vor ein paar Stunden noch genau so lebten wie wir, was immer das heißen mag. Dann ist da dieser Selenski, der in seine Rolle torpediert wurde wie ein Instant Robin Hood. Einer, der Sympathien hinter sich bündeln kann, alle wollen ihm helfen, soweit das eben geht, auch wenn es für ihn nicht weit genug geht. Wer hätte gedacht, dass so ein Gegenspieler des russischen Diktators auf dem Feld erscheint. Einer, um dessen Leben man bangt, denn ohne ihn wäre alles noch dunkler und höchstwahrscheinlich verloren. Es liegt eine Angst in der Luft, dass die nächsten Tage noch schlimmer werden,und die ganze Welt hilflos oder süchtig an den Bildschirmen hängt. Die Welt also als das von uns Menschen Erschaffene, die wir zuschauen, wie sich das schlechthin Unerträgliche ungehemmt austobt. Die Groteske, die hier und da ihre Fratze zeigt, wenn wir unsere Abhängigkeiten erkennen, die diesen Krieg füttern. Und so entlarvt sich das Spiel letztendlich selbst. Vielleicht ist es das, was sich manchmal wie die geballte Düsternis selbst zusammenzieht, um in höllischem Ausbruch in uns gebeugt zu werden im Verständnis des ersehnten Normalen, das es gar nicht gibt. Denn es gibt doch meist nur durch die nicht mehr übersehbare Not einen natürlichen Zwang des Hinschauens. Also wenn es nicht mehr geht, in das Woanders zu schauen, ohne das Leid der Anderen zu spüren. Und gut, etwas zelebrieren zu können, ohne dass man vergessen muss oder kann, was da immer wieder ausbricht unter uns Menschen, das uns erzittern lässt, und auf das es keine Antworten gibt. Nackt stehen die Fragen im Raum.