Es bleibt nicht aus, dass man einen Weg für sich selbst finden muss zwischen den Berührungen, die in diesem unwirklichen Kriegsvorgang vielseitig ausgelöst werden, und der Notwendigkeit, nicht dem Sog zu verfallen, dem schwarzen Treibsand, der die scheinbare Unlösbarkeit der menschlichen Tragödie durch eigenes Verhalten und Fehlverhalten noch einmal auf dramatischste Weise dokumentiert. Jemand meinte, das wäre doch eine Art komplett überholter Kriegsführung, was mich nur wegen meiner eigenen Gedanken erstaunt hat, als wir alle uns so etwas gar nicht mehr vorstellen konnten. So, als hätten wir die Ausmaße der möglichen Barbarei unter den PlanetenbewohnerInnen etwas tiefer verstanden, indem wir in den Netzwerken auf alles Zugriff hatten und haben, und daraus auch (bestenfalls) eine Art Bildung entstehen konnte und kann, die letztendlich, weil so rigoros unakademisch, in der Zukunft auf vieles Aufbauen geistiger Schaltstellen wird verzichten können. Auch wenn zuweilen von tiefer Trauer begleitet für all das Verlorene, das man für unsterblich hielt. Und doch hält einen (mich) das Schreckensszenario in Atem. Was haben wir nicht alles von Ukrainern und Ukrainerinnen und ihrem Land gehört und gelernt in den letzten Tagen, sodass mal wieder eine Geldspendengroßzügigkeitswelle durch Deutschland wogt, und nun sterben sie vor unseren Augen. Denn auch wir, die wir noch Eltern hatten in der grausamen Vernichtungs-Orgie, sehen nun vor uns die unüberwindbare Entfesselung der Machtgelüste oder Triebe eines einzelnen Mannes. Oder wie soll man das nennen, wenn die Befürchtung, ein gewaltbereites Gehirn könne nicht mehr kontrolliert werden sondern sich in Bereitschaft versetzt, möglichst viele in den Abgrund mitzunehmen. Wenn diese Angst also bestätigt wird und niemand mehr einschätzen kann, ob der Beschuss eines Atomkraftwerks ein Versehen war oder eine weitere Drohmeldung des Ausgerasteten. Beim Schachspiel gibt es noch Regeln, wenn der König ausgebootet wird. Dann ist das Spiel zu Ende, aber es gibt immer noch das Remis und die nächste Runde. Das wirklich Gefährliche an diesem laufenden Drama ist, dass es für Putin früher oder später klar werden wird, dass sein Spiel zu Ende ist. Auch eine Waffenruhe, dringend notwendig für alle Anderen, würde diesem Geist nicht vorgaukeln können, dass es für ihn noch einen Ausgang aus diesem total verfahrenen Krieg geben könnte. Auch sieht man ihn nicht auf eine Zyankali Kapsel beißen, um der Weltächtung zu entgehen, nein. Denn wir wissen es nicht, was er ausheckt. Die neue „Zeit“ strotzt geradezu von Fragen, die vermutlich alle in meiner Fragensammlung landen werden als leichte Beute. Auf den ersten 15 Seiten zähle ich tatsächlich 15 Fragen, das muss Absprache gewesen sein. Dann gibt es in der Rubrik „Entdecken“ diesmal eine fast leere Seite, auf der es fragt „Was ist jetzt noch unvollstellbar“?, gefolgt von einer gänzlich weißen und leeren Seite. Man soll eine Antwort auf die Frage geben. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich darauf keine Antwort geben möchte, denn vieles bleibt für mich unvorstellbar, aber das ist ja bereits eine Antwort. Die Frage, wie weit man sich in eine Vorstellung hineinwagen sollte, kann nur persönlich entschieden werden, denn es gilt auch, dass, je präziser die Vorstellung, desto wahrscheinlicher die Manifestation. Trotzdem kreisen die Gedanken um vieles herum, was man bereits bedenken kann in einem möglichst nüchternen Zustand. Wir stecken zweifelsohne in einer bedenklichen Situation, sind aber sehr unterschiedlich damit beschäftigt. Ich schreibe, weil es mir gut tut, mit mir in Kontakt zu bleiben, und dadurch auch mit den Anderen.