lernen (?)

Viel Erschütterndes gibt es zu beklagen während eines Krieges, auch wenn man nicht zu den direkt Leidtragenden gehört. Aber es ist genau wegen dieses unsäglichen Leides, dass es beklagenswert ist, auf welcher Anmaßung und Dummheit ein Krieg meistens beruht. Und beklagt wurde und wird ja auch immer, dass Menschen nichts lernen könnten aus ihren Untaten, und nein, die meisten Menschen können das nicht. Und die, die es sich zutrauen, die wissen sehr wohl, auf welchem schmerzhaften Weg sie gelernt haben, eben keinerlei Gewalt mehr auszuüben oder ausüben zu wollen. Denn er kann lang sein, der Weg, auf dem einem die kaum merklichen Impulse der Gewaltausübung bewusst werden, in der Handlung, im Blick, im inneren Denken, wo blitzschnell die Messer und Dolche gezückt werden, ohne dass das weiter auffallen muss. Und natürlich kann jede Emotion zu einer Obsession werden, oder reden wir hier schon von Gefühlen, dem Hass zum Beispiel, dem so viele Lebensflüchtige zur Zeit zum Galloppieren verhelfen, zwergenhaft, wie es nun einmal sein kann vor den toten Bildflächen, die dann zum Leben erweckt werden, um das Unschöne in die Welt zu pusten. Es ist ja wichtig, dass man weiß, dass man hassen kann, dann weiß man es wenigstens und kann es unter Umständen auch lassen. Natürlich fällt mir Putin ein, der uns genau wie Trump oder Erdogan oder Modi usw. die ganze Bandbreite solcher Gefühle bieten kann, bis alle Zuschauenden alleine vor sich hingrübeln, wissend, dass wir alle in Gefahr sind. In Trumps Fall gab es auch einen Moment, wo bestimmte Experten in ihrem Fach anfingen, seine, also Trumps geistige Verfassung zu analysieren. Der Vorhang des scheinbar Normalen fing an zu zittern, bis es zu dem Begriff „Psychopath“ kam.  Veblüffend nur, dass man auch auf den Bewusstseinsgalerien davor zitterte, ihn bald wieder antreten zu sehen. Warum kann er wieder antreten? Genau wie bei Putin: zu viele Followers können einfach nicht sehen, wer der Kerl ist, und sie wollen es auch nicht sehen, denn wie immer hängt viel dran, viel Dreck sozusagen am Zepter. Nun weiß niemand, wie viele Russen tatsächlich gläubig hinter Putin stehen, das wusste man auch nicht um Hitler herum. Es kann aber plötzlich einer erwachen und dem schlechten Zauber ein Ende setzen, aber wäre das wirklich ein Ende. Selensky (oder Zelensky) meint, die einzige Wahrscheinlichkeit für Frieden beruhe auf einem persönlichen Treffen zwischen ihm und Putin. Ich höre schon einen Kristallleuchter durch die Spannungsdichte zerspringen, was auch nicht günstig wäre, aber es gehört vermutlich zu Selenskys Ausstattung, dass er sich so etwas zutraut, deswegen hat es eine Chance. Ich bin vor vielen Jahren einmal einer Person aus meiner näheren Familie gegenüber gestanden, die es für angebracht hielt, in meiner Gegenwart ihren Hass mit äußerster Präzision zu formulieren, auch gegen sich selbst und natürlich die Anderen, zu denen ich gehörte, bis ich merkte, dass sich eine tiefe Stille in mir eingenistet hatte. Vielleicht aktivierte dieser Ausbruch sogar meine Liebe für sie, deren Urgrund nun allerdings eine totale Hoffnungslosigkeit war, dass sich hier noch etwas verbinden oder heilen ließe, zumindest nicht im gemeinsamen Austausch. Als ich hörte, dass Putin als liebevoller Vater (was man auch von Himmler sagte) seiner Töchter galt oder gilt, stellte ich mir einen Anruf der Tochter aus der Schweiz vor: ‚Papa, was machst du denn da! Hör sofort auf damit, du schadest uns und bedrohst unser Leben‘. Nagut, was man sich so alles blitzschnell im Kopf rotieren lassen kann. Wichtig ist, dass Selensky das ausspricht, denn dadurch steht, für alle Welt sichtbar, das Angebot im Raum. Schon jetzt sieht der Zar ziemlich nackt aus auf dem Marktplatz der Machthengste. Im Hintergrund sterben Menschen.

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