Elon

Ich sehe Elon Musk gerne als einen immerhin nicht uninteressanten Charakter, der mit einem meisterhaften Sprung die Tragödie in die ermüdete Mitte der Komödie gesetzt hat. Elon Musk ist gefährlich, kein Zweifel. Vor allem, weil er sich selbst nicht so sieht. Er ist der Joker, über den ungern jemand laut lacht. Ein Irrwisch, dem man zutraut, am Hebel der Weltgestaltung illegalen Unfug zu treiben. Und so könnte man gut und gern weitere Phantasien über ihn haben, den kaltblütigen Durchdenker der labyrintischen Erscheinungen, den psychopatischen Adoptivsohn des sehr bald regierenden Diktators, sein dreckiges Händchen, das weiß, wieviel von wem und was gekauft wurde…ach ja, die Distanz wahren zum Phänomenalen, das ist immer ein guter Rat bis hinein in die Meditationspraktiken. Es ist ja kein Geheimnis, dass keine/r den oder die Andere wirklich kennt, und was heißt schon ‚wirklich‘. Jedenfalls wissen auf einmal so ziemlich alle, die man auf Elon Musk anspricht, von wem man redet, denn er regt zum Grübeln an wegen der Undurchschaubarkeit. Fast könnte man sich eine göttliche Hand vorstellen, die den zappelnden Elon mit spitzen Fingern in die Mitte der Menschheit setzt, um als Triebwerk die eingerosteten Synapsen der Weltbürger:innen in Schwung zu bringen. Denn wie wir wissen, führen neue Ordnungen meist über das Chaos, und so muss man u.a. auch geduldig sein und dem Welttheater seine Einfälle gönnen. Immerhin stehen wir tatsächlich am Tor einer neuen Weltordnung. Die Engel haben sich aus dem Staub gemacht, die Götter und die Göttinnen haben ihr Zeug zusammengepackt und sind ins Irgendwo verschwunden, ist ja alles Konstrukt, und haben uns am Finale allein gelassen, damit sich das Erlernte als tragfähige Realität erweisen möge. Und wahrscheinlich wird Elon Musk weiterhin eine prominente Rolle spielen mit seinem spielerischen Vernichtungswahn. Aber wir sind auch da. Mal sehen, was sich daraus ergibt. Und was immer es sein wird, es wird Kräfte brauchen.

meistern

Der 6. Januar. Da klingelt doch was, oder ist es schon ein Gongschlag. Und genau wegen diesem unüberhörbaren Ton im Rahmen eines neuen Dramas auf der Weltbühne bewegen sich die Geister in den Spieler:innen noch schneller. Und am allerschnellsten und unangenehmsten wird es, wenn sich wegen der vorprogrammierten Ungewissheit die Angst einschleicht. Zum Beispiel das, was man hat, zu verlieren, oder plötzlich übervölkert zu werden von Braunhemden mit orangenen Krawatten, oder da, wo man immer so schön Ferien machen konnte, sich der Wind auch nach rechts gedreht hat, und man muss auf einmal aufpassen, ob bestimmte Automarken noch akzeptabel sind undsoweiter. Deswegen ist es klug, sich zu rüsten, eben nicht wettrüsten, sondern den Blick nach innen wenden, um zu wissen, wer oder was da sitzt, und ob ich mich im Notfall darauf verlassen kann. Die Meisterschaft über sich selbst zu erringen ist keine abgekapselte Luxusbeschäftigung mehr, sondern ist eine logische Antwort auf einen interessanten, aber sehr bedrohlichen Vorfall im Welttheater, der auch den Gedanken zulassen muss, ob die menschliche Spezies mal wieder eine Szene hervorbringt, die ihren eigenen Untergang als eine Möglichkeit beinhaltet. Nun will man natürlich, wenn auch aus reiner Abenteuerlust, gerne dabeisein, solange man kann. Und so bleibt einem nichts anderes übrig, als die Begeisterung der Tiefgrübelei wieder zu entdecken, die einem vielleicht aufschlussreiche Botschaften liefert. Aber man ist ja nicht allein! Außer den Gesprächen im Freundeskreis gibt es kleine Anekdoten, die einem wie mit einem Zen-Schlag plötzlich etwas beleuchten können, ohne viel zu erklären. Gestern hatte ich in meinem Beitrag so einen schönen Mini-Dialog, der auf einer Wand in Portugal zu lesen war. Und ich habe noch eine kleine Meisteranekdote aus einem Film auf Lager, in der ein Schüler jahrelang hinter einem Meister hertrabt und alles für ihn tut, um seine Aufmerksamkeit zu erringen. Aber der Meister geht immer ungerührt voran, der Schüler verliert in seiner Verzweiflung so langsam alles, was er so hatte, bis er es eines Tages nicht mehr aushalten kann. Er baut sich vor dem Meister auf und klagt, wie er alles, aber auch alles verloren hat und nun absolut nichts mehr hat. ‚Wirf es weg!, sagt der Meister.

-What is love?,
he asked the Master,
who replied:
-The Absence of fear.
-And what do we fear?,
he asked.
-Love
said the Master

Der dritte Winter im Ukraine-Krieg, in dem sich ein ehemaliger Schauspieler auf bewundernswerte Weise in eine Heldenrolle katapultieren konnte, aus reiner Verzweiflung und Not, ja, aber das schmälert nicht die Durchhaltekraft, die es braucht, um so eine Aufgabe zu übernehmen, wo das Ziel der Weg ist, denn alles andere ist vorläufig ungewiss. Das dachte ich heute früh, als der Schnee hier fiel und ich alles um mich habe, was mein Leben angenehm macht, und auch das alles in Maßen. Denn auch Beobachtung braucht Kräfte, zum Beispiel Wachheit, und Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn kein Preis zu erhalten oder zu bezahlen ist für den persönlichen Einsatz, der sich ergibt aus den Anlagen, die man im Leben kultiviert hat. Und so sieht es zwar zuweilen so aus, als würde zum Beispiel durch die digitale Revolution alles und alle mehr zusammenrücken, aber nein!, durch die ständige Beschäftigung mit den Kommunikationsgeräten ist jede/r eher allein, und die Handhabung der Einsamkeit wird weiterhin ein großes Thema bleiben. ‚Einsamkeit‘ ist ein schönes und treffliches Wort, wenn man es als Zuhause erkennt, in dessen nahezu unbegrenzten Räumen man sein eigenes Wesen souverän entwickeln und lenken kann. Und von da aus natürlich, also auf natürliche Weise, nach außen bewegen, wo sich kein Hunger nach Wirkung bilden muss, denn jeder Mensch, der bei sich ist, hat Wirkung. Vielleicht drängt uns auch gerade in diesem Jahr dieses Gefühl eines Schattens über der Menschenwelt, einer Bedrohung des Lebendigen durch das Unlebendige, nicht bei sich Seienden, das herumirrt mit unerfüllbaren Machtgelüsten und einer niedrigen Hemmschwelle gegen die Auslöschung und die Vernichtung von Menschenerschaffenem. Wir brauchen Kräfte, die möglichst wenig belastet sind von den ichgeschwängerten Dramen, damit das Auge freie Bahn hat und das, was ist, sehen kann, wie es ist. Und wir angemesen darauf antworten können. Es ist wie immer? Ja, einerseits schon, aber andrerseits war dieser Tag, ich meine heute, oder jetzt, noch nie da. Und genau d a s ist zu erleben, nämlich das Immense und schwer Verständliche zuzulassen, das inmitten der Bewegung im Seienden ruht.

Die ersten Tage des Jahres tragen mit sich so eine Eigenart, die aus den Gewohnheiten und üblichen Ritualen der Festtage resultieren, also zum Beispiel auch das viele Trinken und Betrinken, das verhältnismäßig schnell zur Auslöschung des Bewusstseins führen kann, womit der erste Tag des Jahres nach all der Aufregung erst einmal plattgelegt und der Verkehr eingeschränkt ist, was wiederum auch für die, die das alles irgendie anders gestaltet haben, doch auch spürbar ist. Auch die Medien sind ja ein Hineinhorchen und ein gedanklich und bildliches Wiedergeben der Kollektivsphäre, da wir nun alle untereinander so radikal vernetzt sind. Die Erkenntnis, dass wir aber auch Menschen sind, die einzelne Entscheidungen kennenlernen wollen und fällen müssen, scheint mir gerade d a s an diesem Jahresanfang so wichtig. Denn gleichzeitig mit all den Festtagen und den Festessen läuft die Geschichte unbeirrt weiter, und wir schauen wieder hinein in das Außen und seine Entwicklungen. Klar spielen wir alle irgedwie mit in diesem Stück, aber manchmal denke ich, dass das Stück sich auch selbst spielt. Und logo, wenn ich es choreographieren müsste oder könnte, würde ich auch die Spieler.innen fördern, die ich am besten geeignet fände. Aber die kosmische Inszenierung, also im realen Kontext durch sich selbst erzeugt, kommt mir häufig unterhaltsam und vollkommen vor. An Elon Musk zum Beispiel kann sich die Kollektivpsyche und professionell geschulte Denker:innen abarbeiten, denn der Typus ist vielleicht nicht unbekannt, aber die Umstände sind anders. Es wird also so ein Joker ins Feld geworfen, der alle aufmischt. Er kann von niemandem gefeuert werden, denn er ist nicht angestellt. Er ist das freie Maskottchen des mächtigsten Mannes der Erde, zumindest im Moment. Man wartet auf ein Erwachen, hört aber am tiefsten Ort der Orte nur den Flügelschlag des Schicksals. Gleichzeitig sollte sich niemand davon abhalten lassen, ins Licht zu treten, um sich an der Umsetzung der Aufklärung weiterhin wachsam zu beteiligen. Oder endlich das bereits Aufgeklärte zulassen. Damit es wirksam sein kann.

Fünf

Die Fünf also, purzel fall ström hinein ins weiterhin Ungewisse, oder vielleicht noch nackter und ungewisser kann es werden, und welches Land wird sich nicht aufmischen lassen von dem neuen Schreckgespenst mit dem größten Maul aller Mäuler, das alles verschlingen will, nur wegen den Süchten und der inneren Leere und der Bereitschaft zu kontrollierter Vernichtung. Das ist unheimlich und kann erschrecken, und düster fliegt der Schicksalsvogel über unsere Köpfe hinweg, und wann kommt mal wieder die Sonne durch und die Freiheit und der Frieden, die wir beide ausgiebig hatten, und es günstigerweise auch gemerkt und wahrgenommen haben. Aber wie gesagt, es ist nur das Ungewisse, das seine Formen annimmt. Wir können zuschauen, und wir können handeln, jede/r auf eigene Weise und keineswegs nur ohnmächtig. Die herkömmlichen Richtlinien allerdings verlaufen sich nun im Sand, dann kommt ein Sturm und verwischt vollständig den Plan. Gab es einen Plan? Und wer fühlt sich überhaupt für w a s zuständig. Schweigen ist gesund, und auch die Worte müssen nicht notgedrungen in die Leere führen. Wir werden sehen, das ist sicher, von der Oberfläche her bis in die tiefsten Ebenen der Sicht.

Ich habe mir ja neulich nach der amerikanischen Wahlkatastrophe und dem grandiosen Scheitern einer guten Idee und dem vorläufigen Abschiednehmen des Vertrauens in kollektive Intelligenz, die erwartungsgemäß zum Wirken kommt und dann doch nicht zum Wirken kam, da habe ich mir also in den unbegrenzten Räumen innerer architektonischer Möglichkeiten ein schönes Amphitheater gebaut mit uralten Steinblöcken, in jeder Rune ein erloschenes Götterprofil undsoweiter. Da sitze ich dann halt ab und zu und betrachte die kommenden Szenen des Welttheaters, wenn ich nicht gerade mit eigener Arbeit beschäftigt bin. Wir tun doch jetzt alle, was wir können, oder nicht. Oder können wir noch mehr, und was wäre das dann. Immer mal wieder erneuert sich das Weltgefüge, und man kann den lauten Gong kaum überhören. Manchmal muss eine Illusion, in die man persönlche Energien hineingeströmt hat, am Boden zerschellen, natürlich auf dem geistigen Boden, was aber auch schmerzhaft sein kann. Dann aber richtet sich wieder etwas auf und sammelt neue Kräfte. Man erkennt die Natur der Gegenspieler und feilt im eigenen Bereich an der Technik der angemessenen Handhabung. Wer die Gefahr erkennt, kann auch dadurch erwachen, denn das Spiel nimmt zuweilen überraschende Wendungen, die im vermeintlichen Script nicht mehr zu finden sind. Findet allerdings gleichzeitig eine radikale Entschleierung des Vorgefundenen statt, muss man eine Zeitlang besonders vorsichtig sein auf den Straßen. Nicht alle Gehirne sind geeignet für einen Bewusstseinssprung, und die verzweifelte Suche nach starker Faust und festem Zügel verstärkt sich. Nur, wer hält die Zügel? Nein, Liebe macht nicht blind. Durch Angst verschwimmt der Blick. Dann brauchen wir Aufklärung. Das Alte sich bewährt habende Wissen mitnehmen, aber immer weder frisch und neu und aktiv einstehen für die Klärung. Klarheit über uns selbst erlangen, damit wir aus Erfahrung sprechen können, wenn es um das Schicksal des Menschen geht, das sich abspielt auf einem Planeten.
Wir haben dann die Idee umgesetzt, nach langer Zeit mal wieder drei Stilletage miteinander zu erleben, jede auf ihre Weise, und doch die Möglichkeit der Begegnung im Großraum. Ich kann es empfehlen. Man vergisst, wie wirksam dieser einfache Weg ist, wenn man daran interessiert ist, sich selbst zu begegnen. Den Mund schließen, die Hände von den Geräten entfernen. Ach ja, das war vielleicht die wichtigste Erfahrung: es war gar nicht schwer, mal keine Nachrichten zu hören, und keinen Blogbeitrag zu schreiben, und nichts zu photographieren, und nicht angeregt werden, über Dinge nachzudenken, die einen, wenn man’s bedenkt, absolut nichts angehen. Und das, was einen tatsächlich was angeht, erfährt man ja dann, wenn man’s nicht schon wusste. Dass Elon Musk ein sehr gefährlicher Mann ist, der wie ein Joker aus dem Darknet seine Karten auslegt. Das übt eine Faszination aus, so als wenn man Mephisto bei der Perfidität seiner Denkweise zuschaut. Und jetzt eben nicht zuschaut, sondern sich auf mühelose Weise erholen kann vom weltlichen Treiben. Hey, man ist mit sich, so ausschließlich gelingt das ja selten, muss auch immer gut ausgeglichen sein mit dem Freundeskreis und den Weltbühne-Gestalten, man ist ja eine davon. Es ist immer wieder spannend, sich selbst zu begegnen und die Liebe aufblühen zu lassen für das Abenteuer und seine hohen Ordnungen, die bis zur funktionierenden Spülmaschine reichen. Vielleicht gibt es noch ein neues Feld, dass man betreten kann. Da, wo noch was im Weg liegt, beiseite räumen. Sich zutiefst und ausgiebig an der Anwesenheit des Tieres erfreuen. Was sind das doch für wunderbare Wesen, und sind so eine Bereicherung des Lebensgefühls. Ja, wir waren zu dritt, jede in ihrem eigenen Reich, aber auch zusammen am Feuer, die Flamme des Feuers hütend. Ich sagte es schon: ich kann es empfehlen. Einmal ganz raus aus dem von außen eindringenden Weltspiel. Drin zu sein, aber bewusst auf das Spiel zu verzichten. Die Quelle hat viele Namen, einer davon ist: Beisichsein.

schweigen

Max Picard

Man weiß nicht einmal, dass das Schweigen verlorengegangen ist, so sehr ist alles besetzt von den Dingen dort, wo einst das Schweigen war, nichts scheint zu fehlen. Aber wo einst das Schweigen auf einem Ding lag, liegt jetzt ein Ding auf dem anderen Ding. Wo einst vom Schweigen ein Gedanke zugedeckt war, gleiten tausend Assoziationen zu ihm hin und begraben ihn. In dieser Welt von heute, die alles nach der unmittelbaren Rendite berechnet, ist für das Schweigen kein Platz mehr. Das Schweigen wurde vertrieben, weil es nicht ergiebig war, weil es nur d a war, es schien keinen Zweck zu haben, es kam nichts aus ihm heraus, es war unproduktiv. Der Mensch, der noch mit dem Schweigen verbunden war, wusste vieles durch das Schweigen.

Aus: ‚Die Welt des Schweigens‘
Wird es nicht auch das Fest der Liebe genannt? Und alles ist so ein bisschen düster da draußen, man ist dankbar für die vielen Lichtinstallationen, die sich Menschen einfallen lassen, um die Stimmung etwas aufzuhellen. Magdeburg hat nicht geholfen, der tödliche Blitz hat wieder mal eingeschlagen, die so heiß ersehnte Normalität z.B. als Weihnachtsmarkt zerstört, ja, ist denn nur noch Irrsinn. Die Kirche darf als Sammelort des Schmerzenden dienen, das große Trostspenden ist angesagt. Derweil bereiten sich die luziferischen Kräfte auf den Angriff gegen die menschliche Vernunft vor. Sie haben die nötige Kohle, um jeden Anfall von Gerechtigkeitssinn im Keim zu ersticken. Gierige Finger bewegen sich im Äther auf die Umsetzung ihrer Machtphantasien zu. Natürlich erhebt sich da unter ‚uns‘ im erweiterten Uns-Sinne die Frage, was denn für uns jetzt zu tun wäre. Aber, spricht das herumstreunende Auge, es wird ja überall schon derart viel getan, sodass es im Tun kaum mehr Lücken gibt. Vielleicht muss eine Lücke her, eine Stille, ein langsames Ergrübeln der uralten Fragen, deren Beantwortung wir für selbstverständlich hielten. Einigermaßen. Das Maß, ja, das Maß nochmal überprüfen, ob es vielleicht erfrischt werden muss. Jetzt, wo gut lesbar hinter dem ‚Erkenne dich selbst‘ das ‚In Maßen‘ steht. Keine/r wird auftauchen, der es uns erklären kann, ich meine den aktuellen Zusammenhang, in dem ich selbst auf dem Spielbrett stehe und meine Schachzüge kontemplieren kann, nicht muss. Trägt man immer noch die eigene Verantwortung für Wort und Handlung, und gibt es noch Fesseln der Vorsicht zu sprengen. All das und mehr klärt sich am besten beim Sitzen Stehen Gehen, wenn die ganze verfügbare Energie nach innen gerichtet ist. Alles, was jeh über mich hinausging, kam von dort. Das über das Ich-Hinausgehende führt im günstigsten Fall zu der Befreiung von sich selbst als Ich-Gefangene. Und was wäre ein schönerer Beitrag von diesem Uns zum Lichterfest, als wenn wir ab und zu mal von innen herausleuchten.

Jalalludin Rumi

Yesterday I was clever,
so I wanted to change
the world. Today I am
wise, so I am changing
myself.

samstags

Den Alien habe ich mir aus der Zeit ausgeliehen, denn er spricht mir aus dem Herzen, wie er so von innen nach außen starrt und versucht zu erfassen, was die da draußen so alles treiben. Ein Mann aus Saudi Arabien, der gegen den Islam ist und mit der AfD sympatisiert, fährt einen schmalen Weg hinein in den Weihnachtsmarkt und tötet und verletzt dabei Menschen, die festlich gestimmt sind, was man natürlich nicht mit Sicherheit behaupten kann. Schon wieder ein Verirrter, der mit den Gegebenheiten dieser Welt nicht mehr klarkommt? Noch wissen wir nicht mehr von ihm, außer, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwo eingesperrt werden wird für den Rest seines Lebens. Ein weiterer Rätselfall im Labyrinth menschlicher Handlungsweisen ist der Fall Elon Musk, der auf einmal in überdimensionaler Form auf der Weltbühne auftritt und angeblich auch die AfD unterstützt, was ich nur flüchtig gelesen habe. Aber wie gebannt schaut man hin auf das Zauberkaninchen, das nun aus dem Zirkushut des zukünftigen Präsidenten gesprungen und dem es gelungen ist, den schwarzen Humor aus uns herauszukitzeln, obwohl angeblich christian Lindner gesagt haben soll, wir in Deutschland bräuchten etwas mehr von der künstlich intelligenten Elon-Droge. Elon selbst ist ganz offensichtlich auf Koks, was ganz sicher auch seinem technischen Asbergergenius zuspielt. Ich persönlich finde es ratsamer, mal zu fragen, ob wir tatsächlich X und Teslas und alleinfahrende Autos undsoweiter dringend brauchen, und ob ‚Fortschritt‘ wirklich immer was zum Vorantreiben ist, bis niemand mehr aus dem Getriebensein herauskommt. Vor allen dann wird es ungemütlich, wenn die Blase mal platzt. Noch kann man ganz gelassen von der Tribüne her zuschauen und ein bisschen vor sich hingrinsen, weil das neue Superreichendoppelpack daran gescheitert ist, den amerikanischen Haushalt ins drohende Chaos zu stürzen. Da jeder auch nur halbwegs psychologisch geschulte Mensch weiß, dass zwei eklatante Narzissten nicht lange eine Freundschaft pflegen können, ohne dass andere sich fragen, was da wohl im Hintergrund stattgefunden haben könnte, um den König der politischen Clownerie in Schach zu halten, denn Kohle haben beide genug. Donald hat sich kaufen lassen und beginnt nun, den Preis zu zahlen. Und deswegen war es so weise vom kosmischen Script, dass wir, die Planetarier:innen, nun selbst mit eigenen Augen sehen können, wie das ist, wenn dämonische Geister die Zügel an sich reißen und selbst in der Reißleine gefangen werden. So, das hat jetzt zum Samstag gepasst, wie ich ihn in Indien kennengelernt habe. Samstags liefen Männer mit einem Bild vom Gott Shani (Saturn) herum, und jeder legte ein paar Cent drauf, damit der Gott besänftigt ist, da man wohl irgendwann beobachtet hat, dass samstags gern gestritten wird. Ich merke auch, dass in mir an den Samstagen gerne ein etwas surrealer Humor auftaucht, der auch gerne eine Platzkarte möchte. Oder man lässt mal die absurde Seite der Dinge zu. Das entspannt und ermöglicht es dem Sonntag, seine raumgebende Wirkung zu entfalten.

Ach wie froh bin ich doch schon meine ganze Lebenszeit gewesen, und jetzt zur Weihnachtszeit, dass es mir gelungen ist, keine Kinder in die Welt zu bringen, an die ich jetzt not-oder liebesgedrungen denken müsste, und womöglich auch noch an deren Kinder denken, so schön ich es finde, wenn eine Freundin mal eins vorbeibringt und ich dann am Wunder des Kindes großherzig teilnehmen kann. Ich habe ganz früh gespürt, dass ich das nicht würde leisten können, nicht nur das Bekommen des Kindes, sondern sein oder ihr Wohlbefinden ständig im Auge zu haben, sodass der Kern, der da drin steckt, gedeihen kann, nein, dieser Aufgabe war ich ganz eindeutig nicht gewachsen, und es hilft ja nichts, wenn gewordene Mütter meinen, man wächst da intuitiv rein. Klar, man hat keine Wahl, nun kommt es nur noch darauf an, wie man das große Abenteuer der Menschenhütung und Bewahrung handhabt, und möglicherweise selbst dabei nicht ganz verschwindet. Oder man verschwindet vollkommen und kommt auf diese Art und Weise zur Erleuchtung (als Aufklärung), eben durch Ich-Entsagung und Hingabe. Aber wer kann es schon, und niemandem, vor allem nicht den dazwischen steckenden Kndern, tut es gut, Teil der elterlichen Zerrissenheiten zu werden. Es ist in unserer Kultur, in der seit ein paar Jahren freie Entscheidungen akzeptiert werden, wichtig, diesen durch schwere Kollektivverschuldung entstandenen Spalt der relativen Freiheit auch zu nutzen und sich zu fragen, wofür ich selbst geeignet bin, einerseits im reflektierten Umgang mit mir selbst, wobei das Andrerseits dann eigentlich entfällt, denn wenn ich guten Umgang mit mir selbst pflege, richte ich vermutlich weniger Schaden an. Es ist so unterhaltsam und schadet keinem anderen Menschen, wenn man sich selbst ein guter Begleiter bzw. eine gute Begleiterin ist. Man merkt ja, dass da drinnen bei einem immer jemand was denkt, man kann sich mal aufmerksam zuhören und sich fragen, wo das alles herkommt. Oder ein Zwiegespräch beginnen, wach und konzentriert, und verblüfft sein, wenn man merkt, dass es ziemlich gut antworten kann, wenn ich was frage. Dieses System ist niemals, und ich meine niemals, zu ersetzen, vor allem nicht durch künstliche Intelligenz. Vielleicht klappt vieles auch gar nicht so gut mit der K.I., denn man sieht doch, wie sehr Menschen gleichzeitig z.B. am Jesulein hängen, als sei er immer noch der Strohhalm zum Himmelreich. Na wenn’s hilft, sich mal in Schale zu werfen und ein bisschen feierlich zu fühlen, warum nicht. Da mache ich schon auch mit, mit den Bratäpfeln und den Nüssen, und dem Marzipan undsoweiter.

glauben

Sobald ich in meinem Leben darüber nachdenken konnte, war mir das ‚Glauben‘ an irgendwas und irgendwen suspekt, oder war es zuerst nur der christliche Glaube, in dem man in diesem Land automatisch aufwächst, wo es irgendwie dazu gehört, dass man eine Kirche von innen kennt. An meine Konfirmation kann ich mich partout nicht erinnern, aber an den Satz, der mir dabei gegeben wurde und den ich nie vergessen habe. Und zwar schien er mir damals einfach normal, eben was zum Auswendiglernen, während ich ihn viel später geradezu sezierte. Wie?, er trug unsere Krankheit?, und lud auf sich unsere Schmerzen? Es kann ja sein, dass Tiefgläubige das bestätigen können, denn sie haben ihre Last mehr oder weniger abgegeben, weil der Herr angeblich alles besser managen kann. Und der Glaube soll ja Berge versetzen können. Gerade erinnere ich mich an die Erzählung einer Frau, die durch eine Schneelawine irgendwo in einem Luftloch gefangen war und sich durchgebetet hat bis zur Befreiung, das kann helfen, aber nur den Gläubigen. Für mich war der Glaube lange etwas, was Menschen dem Wissen vorziehen, oder die offensichtliche Ungewissheit des Lebens nicht aushalten. Aber dann ist es mir doch passiert. Ich bin in Indien natürlich mit den sehr verbreiteten Formen einer hohen Ebene des Wissens in Kontakt gekommen, was zeitweise sehr einleuchtend war, wobei mir besonders gefiel, dass hier auch die abstrakte Ebene einer exklusiv inneren Erfahrung angesprochen war. Die meditative Erfahrung also, in der man Verantwortung übernehmen musste für die Chemie der eigenen Ganzheit, das war erfrischend. Und doch war es immer und überall umringt von epischen Erzählungen, von Göttern und von der Dringlichkeit, sich für einen bestimmten Gott mit einem bestimmten Namen zu entscheiden, wobei man dazufügen muss, dass die patriarchalische Vorherrschaft hier deutlich zu spüren war und ist. Ja, es gibt auch die Göttinnen, meist zart und rein gestylt und vor allem deswegen von großer Anbetung begleitet. Die starken weiblichen Manifestationen werden eher gefürchtet, das bringt auch ein Kribbeln hervor. Kurzum, es ist alles was zum glauben, und wer nicht wissen will, muss glauben. Welches Wissen kann mir denn gefährlich werden oder Menschen in noch größere Angst versetzen, als sie sie eh schon haben. Vielleicht das Wissen, dass alles nur ist, was es ist, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn alles ist doch hier, vom Sternengefunkel bis zum Todestrakt. Auch das Wissen ist immer nur begrenzt und muss letztendlich weichen. Wem oder was? Man selbst muss weichen, damit man nicht im Weg steht, wenn das Tor sich öffnet.
Das Bild habe ich in einem Vorgärtchen in Veere entdeckt, und zuerst hielten wir es für die Maria, die durch die Abblätterung mit einem schönen Bart gesegnet wurde. Aber jetzt sehe ich, dass es doch Jesus sein muss, dessen Geburt von den übriggebliebenen Christen und Christinnen bald gefeiert werden wird, wenn sie sich nicht gerade irgendwo die Köpfe einschlagen oder berechtigte Angst haben müssen vor Anhängern des Islam. Abgesehen von den frommen und daher eher zum Guten geneigten ‚Seelen‘, die es gewiss in allen Religionen auch gibt, immer in ziemlich seltener Ausführung, so ist doch die Zugehörigkeit zu einer Religion oft genug in der Menschheitsgeschichte zu einer Gewaltkeule geworden, mit der man in der politischen Arena die anderen Gläubigen vernichten kann. Und all der Pomp und die Show und die Mitläufer:innen können die Tatsache nicht verhindern, dass (z.B.) Jesus nur einmal geboren wurde, der Retter also. Natürlich fand ich ihn auch mal toll, vor allem, als er durch die Tempel fegte und tacheles redete, das war gut zu verstehen, man hat ja leider selber zu sowas selten den Mut. Soweit ich mich erinnere, war Syrien auch mal christlich, bevor die Muselmanen kamen und übernahmen, schon damals irgendwann vor ein paar Jahrhunderten. Dann kommen alle, die einfach so mitlaufen beim ihnen Vorgesetzten ab und zu in die Bredouille, wenn auf einmal ein anderer Gott, der doch eigentlich nur Einer sein kann, dann doch nicht sein kann, weil überall ein anderer Ton herrscht und zu viele in falschen Zungen reden. Eine falsche Zunge bekommt man dann, wenn man etwas tut oder sagt, von dem man weiß, dass es nicht stimmt, und man sagt oder tut es trotzdem. Alle Kulturen und Religionen und Institutionen haben ihre Blütezeit, und wenn die vorbei ist, fängt auch die Zeit der falschen Zungen an. Da feiern die Christenmenschen also wieder die Geburt ihres Heiland. Hat man das Heilungsangebot wohl verstanden? Oder war es doch zu schwer, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, wo doch die Frage, ob man sich selbst überhaupt liebt, noch gar nicht beantwortet ist. Schnee und Freude bleiben auch oft weg beim Fest. Was nicht wegbleiben muss, sind all die Lichter, die das Dunkel erhellen, und die Freiheit, mit der man, also wir, wählen können, wie wir selbst das Lichterfest verbringen möchten, und was wir dabei als angemessen empfinden, ohne dass ein Haar gekrümmt werden muss. Das wünsche ich jetzt schon hinaus in die weihnachtlich sich vorbereitende Weite: dass in den Festtagen keinem ein Haar gekrümmt wird.

Robin Thiesmeyer

*

Meta Bene
Robin Thiesmeyer
Aus der „Zeit“

bahnen

Das, was ein Mensch kann, wird ihm oder ihr entweder beigebracht, oder er oder sie bringt es sich im Laufe des Lebens selbst bei und entdeckt, dass etwas Lernfreude bereitet, und kann nun etwas Angelerntes loslassen. Oder das Angelernte und von Anderen Beigebrachte macht langsam Freude, weil das Erfassen des Materials interessanter wird und man denkt, es zu einer gewissen Vervollkommnung bringen zu können, was nicht immer gelingt, aber doch anregend geug ist, um wertvolle Zeit damit zu verbringen. Man ist ja von Anfang mit Lehrer:innen und Lernen beschäftigt, muss sich aber irgendwann auf das Machbare konzentrieren und kann sich innerhalb dieser gewählten Bahn entwickeln. Die Einschränkung allen anderen Fähigkeiten gegenüber kann sich zeitenweise anfühlen wie ein Tunnel, den man durchqueren muss, bis man wieder rauskommt aus der Enge ins Licht eines neuen Verstehens von der Natur und Bedeutung der (für einen selbst sinnvoll erscheinenden) Prozesse, auf die ich mich einlasse (oder nicht), und die dann in letzter Konsequenz zu einer Kenntnis von mir selbst führen können, aber nicht müssen. Es gibt den Moment, wo ich erkennen muss, dass ich genug Materialerfahrung gesammlet habe, um das eigene Steuer in die Hand zu nehmen und den Weg durch die bedrohlich wirkende Ungewissheit der Gewässer zu bahnen, immer hocherfreut, wenn andere Schiffe zu diesem Abeneuer bereit sind und man sich gerne auch begleitet auf den Fahrten. Und es gibt ja auch die e i n e Fahrt, der man lebendig gar nicht entkommen kann. Der Planet als sich durchs All bewegendes Raumschiff lehrt uns, dass wir hier die ungewisse Zeit (‚mors certa ora incerta‘) verbringen, und uns deshalb angeraten wird, etwas über die Bedingungen zu lernen, damit wir unsere begrenzte Existenzdauer dementsprechend gestalten können, was man auch Arbeit an sich selbst nennen kann, wenn das Wort ‚Arbeit ‚ in diesem direkten Zusammenhang keine unangenehmen Gefühle erweckt. Diese Arbeit will aufdecken, ob das, was ich von mir selbst erfassen kann, auch wirklich ich selbst bin. Und wie würde ich das ausdrücken: d a s ist, was ich wirklich bin. Hat es Worte oder hat es keine Worte. Hat es gewählt, oder ist es einfach mitgegangen ohne zu entscheiden, wie es sein soll, und was ‚es so alles ertragen gelernt hat, ohne dass es für das Wesen förderlich war. Und ist es in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit wirklich eine der wenigen Pflichten, die wir von der planetarischen Aufenthaltsgehehmigung erhalten haben, nämlich uns selbst zu erkennen und mit uns selbst unterwegs zu sein, bevor wir wieder abtreten müssen von der Bühne. Vieles ist dem Menschsein möglich. Ich erinnere mich an einen Satz in einem Gedicht von Rumi: ‚Shams (Shams-e Tabrizi) betritt den Raum und bringt Segen‘.
Man schweift so mit einer gewissen Unruhe über die politisch geprägte Weltlandschaft. Denn klar weiß man, dass vieles schon immer da war, nur nicht so geballt, so sichtbar, so voll mit Dummheit und Grausamkeit, was man sich in gereiftem Alter irgendwann eingestehen muss, wenn der Drang zum Mitspiel sich gemäßigt hat und die Erfahrungen einen belehrt haben. Tatsächlich ist es ein ganz persönlcher Kampf um die Erhaltung dessen, was einem auf dem eigenen Weg als wesentlich erschien und erscheint, und das öfters dem sogenannten ‚Normalempfinden‘ widerstrebt hat bis hin zur Gläubigkeit an das Konstrukt der Heirat. Und natürlich könnte alles ganz anders sein, aber es ist, wie es ist, und ändern kann man nur sich selbst. Und obwohl ich das offensichtliche Wunder der Vielseitigkeit menschlichen Tuns und Denkens immer eine Goldgrube der Anregung fand, verblüfft oder besser entsetzt es einen schon auch, was auf der dunklen Seite der Schale alles so möglich ist., und es strauchelt in einem der Gerechtigkeitssinn. Und nehmen wir einmal an, wir hätten den finstersten Abgrund menschlichen Vergehens schon erreicht, was passiert dann gleichzeitig mit dieser Grenzüberschreitung auf der anderen Seite? Oft sieht man Zaghaftigkeit oder das Hinauszögern von Wahrgenommenem. Man will sich nicht einmischen, nicht falsches Zeug reden wider den Nächsten, auch wenn die Lage ziemlich offensichtlich ist. Auch deswegen konnten sich die 50 vergewaltigungsbereiten Männer in der Pause der Pelicot-Verhandlung auf die Schenkel klatschen, man versteht sich. Die Frage, ob das alles geschädigte Gehirne sind oder einfach eine Variation der Palmblätter im Urwald der Menschlichkeit, who knows. Oder war es tatsächlich mal anders und Menschen müssen immer wieder über ihre verlorenen Paradiese klagen, weil sie, als sie drin wohnten, immer mehr wollten, was ja an sich nichts Verwerfliches ist. Ich fand die Paradies-Story aus der Bibel immer schon seltsam, denn was wäre aus den Hauptdarstellern denn geworden, wenn sie (Eva) der Versuchung um die Wissensverlockung herum hätte widerstehen können und sie sich ohne das verbotene Wissen in ihrer Nacktheit bald zu Tode gelangweilt hätten. Schließlich war der Schritt durch das Tor, durch das sie hinausgeworfen wurden von dem gehorsamsfordernden Gott, der erste Schritt in die Aufklärung. Da ist allerdings im Laufe der Zeit nicht nur viel Weltraumschrott oder Meervermüllung entstanden, sondern die natürlichen Grenzen der Vorstellung scheinen schon so lange gesprengt, sodass alles sich bereits hinter dem Kipppunkt Befindliche automatisch als das ‚Normale‘ betrachtet wird. Daher der prüfende Blick auf die Waage, nachdem er einige Momente in den Foltergewölben des Assad-Regimes herumirrte.

nah

IN DER NÄHE
DES GLÜCKS
EIN KLEINER
GOLDSTRAHL
IM LÄSSIGEN
GEWEBE
DES NICHTS,
DURCH
UND DURCH
LÄCHELND –
UND AN DICH,
HOHES
ABSTRAKTUM,
NÄHE DES
GLÜCKS,
ERINNERE
ICH MICH.

Für das Verständnis der Weltlogik ist es ziemlich unbedeutsam zu wissen, wieviele Lamborghinis der einstige Machthaber von Syrien in seiner Palastgarage angesammelt hat. Vermutlich hat er zuweilen eine Nachtsperre verordnet, damit er die Luxuskarren überhaupt mal fahren kann. Oder hat sich durch das heruntergekommene Land kutschieren lassen und gedacht: Wow! Das alles gehört mir! Diese Frage schwebt ja auch immer mal wieder durch den Raum: Wem gehört denn das alles, und hier ist das Wort „eigentlich“ angebracht. Aber man versteht etwas über den Typus Herrscher. Dieser Assad ist kein Einzelwesen in der Benutzung bzw. dem Missbrauch seiner Macht, es gibt sie immer wieder, und nicht nur ich befürchte, dass in Syrien derselbe Prototyp wieder auftaucht, die Anzüge und die Gewänder ändern sich ein bisschen. Wir alle tragen in uns das Macht-Gen, man braucht es zum Beispiel zur Bekämpfung der Angst. Aber ‚Macht‘ ist nicht dasselbe wie ‚Kraft‘, denn auch das Eindämmen der Machtgelüste braucht Kraft, Das geschieht nur im Rahmen der Selbstschulung. Deswegen gibt es viele Assads, aber nur einen Nelson Mandela und nur einen Nawalny. Daher können sie eine Form der Liebe entfachen, die mit der Dankbarkeit zu tun hat, Menschen getroffen zu haben, die glaubwürdig sind und daher ein Beispiel für alle. In den psychischen Tiefen der Assads, also da, wo sie selbst nicht mehr hinreichen können, darf man einen Defekt vermuten, vielleicht genetisch, vielleicht nur die gefühllose Übernahme der Vatergeschäfte. Etwas, was gute Anlagen hatte, zermürbt sich selbst im Kampf um nichts anderes als das Mehr, und immer mehr, und aus der Wurzel der Verunsicherung wächst der Anstoß zur Heldentat. Und an diesen Taten sieht man dann, wessen Geistes Herrscher dann der Gewählte ist. Deswegen ist die berühmte Anekdote von Alexander dem Großen und Diogenes, dem zufriedenen Tonnenbewohner, so schön. Nur Dogenes, der nichts will und auch nichts hat, kann dem großen Alexander befehlen, aus der Sonne zu gehen, denn die Sonne ist für ihn da, er braucht nicht um sie zu kämpfen. Alexander der Große war natürlich kein Dummkopf, er wusste sehr wohl diesen menschlichen Spiegel zu schätzen. Aber für ihn war der Moment keine Lösung Weiter musste er reiten und Alexander der Kleine, und dann wieder der Große sein, und das muss alles sehr anstrengend sein. Nicht sein zu können, wer man ist, und darin gefangen bleiben

This, too, shall pass

Noch blinzelt das Weltbewusstsein sich dem ungeheuer schnellen Sturz des syrischen Präsidenten Assad entgegen, eingebettet in die totale Finsternis des Ungewissen, das eigentlich ein Licht ist, denn es gibt nur das Ungewisse. Und egal, wieviel darüber geforscht wird, so wird sich der Weltenlauf auch weiterhin im Ungewissen bewegen, da das alles lebendig ist, es ist das Lebendige an sich und das vom jeweils Daseienden ständig neu gestaltet wird. Aber die 24 Jahre, in denen dieser Diktator Unheil angerichtet hat, sind schon ziemlich lang für ein einziges Menschenleben. Es ist in vieler Hinsicht ein wichtiger Moment, da man einiges davon lernen kann. Es könnte sein, dass sich auch Diktatoren beim Zuschauen ein bisschen fürchten, denn nun ist wieder einmal klar geworden, dass auch d a s vorübergehen kann, die Illusion der Herrschaft über Tod und Leben, und man selbst nur Staubkorn im ewigen Wandel. Es kann Assad sicherlich nicht ganz überrascht haben, vielleicht gab es Zeichen, und wahrscheinlich stand das Diamantenköfferchen eh schon lange bereit, Angst muss immer mit allem rechnen. Muss es nicht Angst machen, so ein Mensch geworden zu sein, der nur (in letzter Konsequenz) für die eigene Selbstsucht und Selbstüberschätzung Menschen in Kerker verbannt hat, die einfach nur eine andere Meinung über ihn hatten. Und dort, in der Unterwelt, zu der keiner mehr Zutritt hat, versammeln sich die ausführenden Knechte, die für die sadistische Arbeit geeignet sind. So soll, hören wir, das größte Foltergefängnis des Landes unter Damaskus liegen. Damaskus, eine der ältesten Städte der Welt, nun ohne die Familie Assad, deren Flucht gerade gefeiert wird. Feiern, bevor man warten muss, ob es tatsächlich besser wird, denn schlechter, glaubt man, geht es nicht mehr, aber wir wissen: es geht. Und wo ist die Grenze des Schlechten. Auf jeden Fall arbeiten vor allem der Tod und die Zeit am scheinbar Unlösbaren. Auch diejenigen, die immer Hurrah rufen, wenn sie Vorteile für sich sehen und glauben, jemand kann das liefern, auch s i e können zur Vernunft kommen. Aber oft ist es auch zu spät. Nur, weil einer eine Zyankali Kapsel schluckt, stirbt die Gehirnwäsche noch lange nicht, die von diesem Gehirn ausging. Daher gehört die Idee der Freiheit zum wesentlichen menschlichen Gut. Man ist vor allem für die eigene Freiheit verantwortlich, und was man mit ihr tut. In Wirklichkeit passt sie nur zur Liebe, die Freiheit. Da, wo sie nicht ist, kann Liebe sich nicht entfalten. Wie ungern man etwas wahrhaben möchte, bis es einen nicht mehr in Ruhe lässt und man die Kraft hat, dem eigenen Gaukeln auf die Schliche zu kommen. Auch das Bewusstsein ist nur ein Instrument, bis auch aus diesem Wort das Wissen, und das Bedürfnis nach endlosem Wissen entlassen werden kann. Dann nimmt nur noch das Spiel seinen Lauf. Wie man selbst.

De Einen tanzen auf den Straßen vor Glück und im Rausch der Täuschungsmanöver, während die Anderen völlig ernüchtert fliehen, es ist nur ein Machtwechsel zwischen Gejagten und Jagenden. Und sicherlich wird es eine sehr kurze Freude sein darüber, dass dieser unangenehme Mann (Assad) mit seinen Folterknechten verjagt werden konnte. Aber ob sich hinter den Rebellenstirnen selbst-und staatsreflektierende Strömumgen befinden, ist schon sehr ungewiss bis unwahrscheinlich. Schon plündert’s im neuen Action-Gefüge, da träumen doch bestimmt schon einige davon, an die Macht zu kommen. Und wer wird mitspielen dürfen in der nächsten Episode, und wer wird die Hauptrolle übernehmen. Schweifen wir also kurz mit unserem Blick darüber hinweg und kehren zurück zu uns selbst, ich meine natürlich mir selbst. Zu jemand anderem kann ich ja nicht zurück kommen, von außen also nach innen. Es gibt ja diese oft blödsinnig einfach klingenden Sätze, die man bedeutsam nickend bejaht, so, als gäbe es keinen Zweifel am Begriffenen. Dann fällt einem vielleicht nach vielen Jahren ein Zettel vor die Füße und man erkennt, dass man jetzt fast noch weniger darüber weiß als damals: was mache ich auf diesem Ball, der mich ständig durchs All befördert, immer in Bewegung also, und wer ist das überhaupt, der oder die da herumwandert und sich um sogenannte Normalitäten bemüht, um den Fragen auszuweichen, die keine Antwort beinhalten. Und so sucht stets ein großer Pulk der Menschheit nach einem Tun, einem Beschäftigtsein und Beschäftigtwerden, das so wenig wie möglich die persönliche Nachfrage reizt. Die Frage an sich selbst, wozu man gehört oder überhaupt muss oder will. Das kann am Rande des von einer Gesellschaft bestätigten Normalzustandes eine Weile zu Gletschern führen, in denen sich eine erstaunliche Wärme ansammelt. Überall ist Zugang zu freier Entscheidung, nur: was ist frei. Und wer. Unter welchen Bedingungen kann so etwas (Wunderbares) geschehen: Zugang zu Freundlichkeit, eigenem Wesen, Sein.

Eher schon verliert man mal den Faden zum Verständnis der vorherrschenden Weltorganisation, die ja für jede/n immer dann aktuell ist, während man in ihr lebt. Plötzlich erobern Rebellen syrische Städte, ach so, noch ein Krieg. Selensky ist geladener Gast beim Notre Dame Spektakel, auch Trump soll kommen, man bastelt im Hintergrund an der Möglichkeit eines Gespräches. Elon Musk, der mit dem Asperger-Genie-Syndrom Beladene, übernimmt Geschäfte, obwohl er eigentlich keinen Job hat im politischen Zirkus, aber plötzlich den Zirkushengst spielen darf. Es kann nicht nur wegen der paar Milliönchen sein, denn nicht nur ist Trump nicht bettelarm, und was ist schon so ein kleiner Beitrag im Kontext von Milliärdchen, da muss was anderes gelaufen sein. Er muss ihr, der Obermarionette, irgendwie den Sieg geliefert haben, aber noch ist keiner beim FBI auf dieser Ebene klüger als Elon, der nebenberuflich noch der reichste Mann der Welt ist. Man kann nun weiterhin und vor allem nebenher zuschauen, wie dunkle Gehirne schmutzige Geschäfte hervorbringen, aber wer weiß, vielleicht geht’s ja schief. Leider lief bei den Grünen auch was schief, obwohl sie den idealen Politikertypus in petto hatten, Robert Habeck nämlich, Politiker und Philosoph, der von den Werauchimmers kläglich zermalmt wurde beziehungsweise noch immer wird. Und was den Gazastreifen betrifft, so wird dem leeren Blick langsam aber sicher klar, dass nichts so ein Vorgehen entschuldigen kann. Wenn das Ausmaß des Vernichtungswillens erkennbar wird. Also ein weiterer Tag im Kalender der Menschheitsgeschichte. Wenn die Überforderung spürbar wird, muss man die Geräte mal abschalten. Man kann Freunde einladen und Apfelkuchen essen. Ja,ja, von der Wiese, die Äpfel, immerhin soll one apple den doctor away keepen. Den Luxus des Nichts genießen, in dem die unvorstellbaren Dinge ihren Lauf nehmen. Feiern, dass man geboren wurde und noch am Leben ist. Was war nicht alles schon unterwegs, um es zu rauben, das kostbare Zeitfenster hinaus aufs Spielfeld, und dann wieder zurück ans leuchtende Feuer!

besinnen

Die sich häufenden Brandherde in der Welt zwingen einen förmlich in die Selbstbesinnung. Was ist Selbstbesinnung. Ich persönlich war nie so gepeinigt von der Sinnsuche, weil sie mir gar nicht so viel Sinn zu machen schien. Der einzige Sinn, der mir einleuchtet, hat mit der Ernsthaftigkeit zu tun, mit der man sich selbst in diesem Drama bewegt, günstigerweise mit einer Anlage für humorvolle Selbstbetrachtung gesegnet sowie mit einem Abenteuerdrang, die Prüfungen so gut wie möglich zu meistern. Wenn man also bei einer Überdosierung der Ungeheuerlichkeiten auf den Schlachtfeldern eine Überreizung und Ermüdung feststellt über die von Egomanien getriebenen Durchführungen, muss man sich an das Recht erinnern, bei sich selbst zu bleiben und wählen zu können, was einem bekömmlich ist. Das heißt wiederum nicht, dass man das Leid in der Welt ignorieren kann, nein, das meint auch Selbstbesinnung nicht. Für das Leid im Gazastreifen gibt es keine Sprache mehr, vor allem für uns deutsche Staatsbürger:innen droht die Abgründigkeit der Gedanken auf vielen Ebenen eine neue Dimension anzunehmen. Wir sind betroffen, denn wir wissen, dass vor dem 7.Oktober auch schon Geschichte und Abgrund waren. Dann kommt der Aufruhr an die Verhandlungstische, während im Hintergrund ganz andere Fäden gezogen werden, von denen wir nur ahnen können. Die Weltordnung soll verschoben werden, die Machtgelüste steigern sich ins Unermessliche. Das eignet sich alles nicht mehr so recht für sprudelnde politische Unterhaltungen. Eher müssen wir ganz persönlich herausfinden, wer wir selbst sind in dem ganzen Spiel, damit wir kein dumpf getriebenes Blatt im Politgestöber werden. Also Selbstbesinnung. Das Dunkle birgt ja auch die Kraft des Antriebs. Spirituelle Plappereien ersticken in ihrer Bedeutungslosigkeit. Und es stimmt eben auch für uns, dass alles an sich leer ist und bedeutungslos, außer, dass wir selbst höchstpersönlich das Daseiende bewältigen müssen und das nur können, wenn wir uns selbst kennen. Inzwischen denke ich, dass es nicht um ein Heraus geht aus den Systemen, bzw. dem einen System, in dessen Netz wir alle herumhängen. Sondern wir müssen unseren eigenen Weg finden im Labyrinth. Es soll ja tatsächlich einen Faden geben, mit dem man die Öffnung findet!

Die Forschung nach den Grenzen
der Materie gehört der Wissenschaft
der Erde an. Die Wissenschaft der
Stille jedoch gehört den Eingeweihten
einer hohen Kunst: der Kunst, ein Ziel
zu haben in der Welt des Schweigens.
Und wahrlich, die Poeten werden das
letzte Wort ergreifen und werden
lächelnd und mit Liebe auf dem
Staubfeld der Atome stehen und sich
erinnern an die Ewigkeit der Jahre.
Denn seht: Wir kehren jeden Morgen
wieder aus der Totenstille, und unsre
Schwingen gleiten durch das Unbegrenzte.
Und die Erfahrung dieser Wirklichkeit liegt
jenseits allen Zweifels. In den Gesängen
von Silenus steht geschrieben: die Schwäne
werden wiederkehren zu ihrer Zeit, zu
bannen die Verwirrung die entstand am
Firmament der Vögel. Denn es ist Zeit.
Zeit zu erwachen!
Und Wachsamkeit sei nun ein ständiger
Begleiter der hellen Sicht des Auges.
Es nehmen die Agenten des Spiels
die Stellung ein.

auch

Wenn man zur Zeit in die Welt hineinfühlt, also sich herauswagt aus der friedlich gesinnten Herberge, spürt man ihn sehr wohl, diesen schwarzen und bedrohlichen Schatten, der über Städte und Felder hinwegkriecht und über Generstionen hinweg unlöschbare Feuer entfacht, denen niemand mehr gewachsen ist. Aber gleichzeitig, und immer gleichzeitig, kann man an irgend einem Nachmittag der Weltbewegung auf einmal einen Klang, eine Musik oder ein Gedicht hören, das einem wieder beibringt, wie es wirklich ist. Auch ist. Wenn das Dunkle vorherrscht, muss man aufpassen, dass man nicht ungerecht wird. Menschen können so wunderbare Dinge erschaffen, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Und genau deshalb zeigt sich das Ungemach in den Entscheidungen der Politik, dass die Verantwortlichen denken, man müsste den Kunstschaffenden das Budget kürzen, wovon zum Beispiel Lars Eidinger gestern abend in Kulturzeit gesprochen hat. Man merkte im Verlauf, dass es auf den Bildflächen doch herzlich Weniges derart Authentsches zu sehen und zu hören gibt, wenn es nicht nur um Wissen oder Gelehrtheit geht, sondern um den Schmerz über das, was partout nicht verstanden werden will, es vielleicht auch nicht verstehen kann, weil es denkt, es müsste Waffen kaufen, um der Lage Herr zu werden. Es ist leicht gesagt, dass es immer Kriege gab, aber das löst noch nicht die viel dringlichere Frage: ob das wirklich sein muss, oder nur der immer mal wieder entgleisenden Menschlichkeit entspricht, die sich auf Uniformen Medaillen ansteckt für den vernichteten Feind, gerade noch unauffälliger Nachbar. Ich hatte das Glück, heute früh (aus purem Zufall) so ein Gedicht gesungen zu hören, sodass meine Dankbarkeit über dieses Erleben ins Unbegrenzte floss. Ich habe gut reden, denn ich lebe nahe am Waldrand, die Tiere können sich frei bewegen, die wenigen Nachbarn sind freundlich und wohlgesonnen. Wir, die Freunde und ich, haben an dieser spürbaren Einfachheit lange und zäh gearbeitet, auch das Scheitern des Entwurfes stand, wenn auch selten, so doch zur Frage. Das muss sein, es darf kein zementierter Honigkuchen werden. Das Risiko bleibt, und jede/r muss sein eigenes Script aus den Archiven ziehen. Was uns verbindet, uns alle, ist die Möglichkeit einer Wanderung, auf der wir eines Tages bemerken, wie nebenbei, dass wir keinen Schaden mehr zufügen, zumindest nicht solchen, den wir schlichtweg hätten vermeiden können. Wenn Hätten endet.
Man spürt förmlich, wie man sich die Mühe machen muss, wohlwollende und kreative Gedanken aufrecht zu erhalten, so als müsste man sie jetzt dringend trennen vom politischen Weltgeschehen, aber das geht nicht. Denn die digitale Revolution hat es dem/der letzten Schloß-und Hüttenbewohner:innen erklärt, dass das alles eine Einheit bildet, in der jede/r den Beitrag liefert, für den er oder sie sich entschlossen hat. Und so starren unsere ermüdeten Augen auf Strände voller Müll oder wissen, dass zur Zeit eine Expertenkonferenz stattfindet, die sich, immer u.a., dem Weltraumchrott im All widmen will, den die vielen mit technischer Intelligenz begabten Nerds sich ausgegrübelt haben und für ähnliche Chefs wie Elon Musk Ideen ausbrüten, dem die Folgen seines Tuns vollkommen egal sind. Man erwartet es gar nicht von ihm, denn er ist im Blick des sogeanannten Fortschritts ein Menschenwerkvoranbringer und überschreitet mit seinem Asperger Genius genau d i e Grenzen, nach denen keiner mehr überprüfen kann, ob das in irgendeiner Weise für die Menschheit nützlich ist, obwohl sich Nutzen immer verteiden lässt von dem, der ihn hat. Und so arbeite ich munter an meiner eigenen Stocknüchternheit weiter, die ich wegen ihrer Möglichkeit schätze, mein Leben und den Irrsinn weltlicher Turbulenzen in einem Gleichgewicht zu halten. Wenn wir tatsächlich unseres Glückes Schmied sind, dann muss man wohl der Schmiedekunst endgültig Adieu sagen und sich ab und zu mal ausschalten aus den dunklen und schicksalsbeladenen Ebenen der Leidenspyramide, was nicht bedeutet, dass man die Augen vom Leid entfernen kann. Man muss nur lernen, angemessen damit umzugehen. Und muss die Entscheidungen der Anderen aushalten. Zum Beispiel will man, weil so viele Frauen von ihren Männern geschlagen und traumatisiert werden, jetzt mehr Frauenhäuser bauen, das ist eine Zwischenlösung, trifft aber keineswegs das Kernproblem. Vor dem Kernproblem schrickt jede/r gerne zurück und bietet wegen seiner scheinbaren Unlösbarkeit weiterhin die großen Felder des Hoffnungslosen und die Vernichtung oder Einschränkung all der Pläne, an denen auch Gehirne arbeiten, die es sich vorstellen können, dass alles anders sein könnte, als es ist. Aber das geht als Puzzle nicht auf. Um uns herum schweben 130 Millionen Schrottteile, und in ähnlicher Dimension kann man auch das den Tieren zugeführte Leid sehen undsoweiter, bis man merkt, man muss Räume für sich selbst erobern und halten, damit einem die gängige Spielart des Dramas nicht schadet. In der Tat begrenzt es das eigene Tun auf ein Minimum, das allerdings in überraschender Weise seine Kräfte entfalten kann. Nämlich dann, wenn es wieder Zeit ist, die uralten Fragen zu stellen.

Sufi Text

Siehst du
das Schwarz:
das Licht
der göttlichen
Essenz? Das
Lebenswasser
ist in dieser
Finsternis

sein

Als Marcel Reif den inzwischen berühmten Satz seines Vaters sagte, da gab es wellenartige, kollektiv erlebte Unterbewusstseinserschütterungen, und man spürte die tiefe Betroffenheit. Ein Aufruf an das Amt der Bewusstseinserzeugung?, oder eine Erinnerungsmelancholie um das Zerstörte, oder etwas, von dem man dachte, man wäre es bereits, und nun entzieht es sich durch Worte in scheinbar unerreichbare Distanz. Bin ich’s nicht schon, also Mensch, und warum dann noch auf mich zugehen. Man berichtet, dass ein weiteres Auge sich unter bestimmten Gegebenheiten auftun kann und die Fähigkeit offenbart, sich selbst zu betrachten. Obwohl diese Möglichkeit keinem verwehrt wird, wird sie selten in Anspruch genommen, was ihre Existenz nicht infrage stellt. Wenn die Selbtbetrachtung beginnt, merkt man, dass man im Dialog mit sich selbst steht. Immer steht sich etwas anderes gegenüber, Kräfte und Gegenkräfte, was uns mit den Dualitäten vetraut macht, die in der äußeren Welt nicht vereinbar sind und sich auch gerne bekämpfen. Innen gibt es andere Möglichkeiten. Das Auge kann neue Ordnungen herstellen, kann Fragen stellen, kann sie beantworten oder auch nicht. Es ist ja kein Computer, es ist ein Mensch. Sei ein Mensch, sagte der Vater zum Sohn, wohl wissend, was das Unmenschliche antun kann, also auch eine Warnung an ihn. Oder eine Bitte: mach da nicht mit, sei nicht wie die anderen, sei du wenigstens ein Mensch. Da muss man dann im besten Fall sehr tief darüber nachdenken, was ich selbst darunter verstehe, ein Mensch zu sein. Und sind wir schon ausrangiert, oder sind wir noch zu retten. Oder soll es einfach so sein, dass alles mal vorübergehen muss, warum also nicht wir, die wir uns letzendlich dann selbst entlarven als die Vielbegabten, die ihrem eigenen Missbrauch zum Opfer fielen. Wie ein auferlegtes Amt ist das Menschsein, und die Prüfungen sind knallhart. Aber es macht auch Freude, sie zu bestehen, und auch das Scheitern bringt was bei, jede/r lernt ja auf andere Weise. Sei ein Mensch! muntert auf, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen, sei es auch noch so mühsam, man hat dann auch weniger Wahl. Dann wählt man das Instrument und bringt langsam aber sicher den Ton hervor, der oder die man ist. Und nimmt den eigenen Platz ein.

Pille

Es ist mal wieder Zeit für die gefürchtete, die immer etwas bittere Pille, die einem auf diesem Planeten zuweilen auf höchster Ebene verabreicht wird, denn sie bringt Realitätserkennung hervor und da weiß man auf einmal wieder: es is, wie es is. So kann Wahrheit auch daherkommen, eben nackt, und darf vielleicht deswegen nicht ausgehen. Nun gut, dann sehen wir da drüben in Amerika jetzt ein paar Dämonen die Weltregierung ergattern, eben wie all die anderen Dämonen, die zur Zeit auf den Thronen sitzen. Und immer schon gesessen haben, oder irgendwann einen weniger dämonischen Kerl abgelöst haben, und wenn das, was der Dämon will nicht geliefert wird, gibt es immer noch die Gewaltanwendung. In den Comics und in Raumschiff Enterprise tauchen sicherlich auch machtlüsterne Dämoninnen auf, klar, auch fiese Mörderinnen gibt’s. Aber oft, viel zu oft, sitzen Frauen ganz einfach dabei oder machen Kaffee für die von sich Trunkenen, sind überhaupt froh, dabei sein zu dürfen, obwohl sie vieles andere auch dürfen außer der Sucht, für das, was man zu sein glaubt, geliebt zu werden. Denn wenn das fehlt, fehlte es ja bereits in der Kindheit, und das wissen wir auch schon alle, wen auch immer ich mit ‚alle‘ meinen könnte. Hätten sich alle Frauen, die für Kamala Harris waren, aufgemacht an die Urnen….aber lassen wir das ‚Hätten‘, denn das ist auch vorbei. Nüchternheit bahnt sich ihren heldenhaften Walk durch die Nebelschwaden. Und immerhin: ich kenne die Ankläger des Sokrates nicht, aber ich weiß von Sokrates und habe seine Rede verstanden. Immer mal wieder taucht ein Sokrates auf aus den Fluten des Seins, und auch Diotimas gibt es immer mal wieder, die den vermeintlichen Alleswissern dann doch noch die Liebe lehren müssen, denn was ist der Mensch ohne Liebe. Und je mehr sie missbraucht wird und entartet, desto leerer und liebloser wird’s wohl werden unter denen, die die Macht ausüben, und denen, die das für Stärke und Schutz halten. Und in jedem Zeitalter war der Preis für Ignoranz und Selbsttäuschung hoch, oft sehr hoch. Mein Blick fällt auf das Smartphone. Ich weiß, da gibt’s kein Zurück. Australien will den Mediengebrauch für Jugendliche unter 16 Jahren eindämmen, man nickt mit dem Kopf, obwohl wir wissen, dass es für irgendeine Art der Rückkehr auch für uns zu spät ist. Die Maschinerie hat die Führung übernommen, wie es einst Fritz Lang schon zeigte, noch bevor es einen Schritt vor dem Abgrund stand, das geheimnisvolle Es, das nicht zum Ich werden kann, und dieses Ich wiederum zum ‚Das bin ich wirklich‘. Wenn der Humor (nicht der Witz und nicht der Spaß) wieder aus den Ecken heraustanzt mit neuen Choreographien aus der namenlosen Schönheit des Weltkerns.

anhäufen

Die erstaunliche Anhäufung von Gräueltaten, mit denen wir durch Zeitung oder Medien in Kontakt kommen, gebiert geradezu die Notwendigkeit, sich ernsthafter damit zu befassen. Meistens ist es wohl so, dass Menschen entweder in der Kindheit schon so geschädigt wurden, dass man sich bei ihren Taten zurückhalten will und muss, damit einen das Mitleid nicht doch noch erwischt. Oder man hat selbst die kleineren und größeren Katastrophen der Jugend einigermaßen gut überlebt und grübelt nun nach, um überhaupt ein eigenes Verständnis davon erlangen zu können, was man sich unter ‚Menschsein‘, beziehungsweise dem Menschenmodell überhaupt vorstellt. Diese zwei Grunderfahrungen allein erzeugen schon Blick und Beurteilung des Weltgeschehens. Wenn ich die Freiheit gar nicht hatte, aus mir selbst heraus eine mir schlüssig erscheinende Betrachtung zu gestalten, in der ich bewusst als Spieler/in vorkomme, oder aber dieses Gefühl gar nicht kenne und ständig nach einer nie erfahrenen Zugehörigkeit lechze und sie mir letztendlich durch Krankheit oder Gewalt erzwinge. Das tabuisierte Thema der Vergewaltigung wurde in Indien in meinem Freundeskreis schon besprochen, aber nur, wenn ich es angesprochen hatte. Eine langjährige Freundin konnte gerade noch ihre beiden Töchter unter dem nackten Vater hervorziehen, beim Brotbacken aufmerksam geworden durch die Kinderschreie. Und dann wohin, wenn es eine Schande ist, zu deiner eigenen Familie zurückzugehen, weil es sich in die Gehirne eingebrannt hat, dass alles nur am Versagen der Frau liegen kann. Mir ist es geglückt, in meiner Jugend nicht vergewaltigt zu werden, obwohl es hier auch eine Dunkelheit gibt per definizione, und manchmal wurde es lebensbedrohlich. Aber was mich beschäftigt ist, dass trotz oder gerade wegen all dem überbordenden Wahnsinn die Himalaya Höhlen gesperrt sind und dass die tausenden von leidenschaftlich absolvierten Schweigestunden nun dazu dienen, dem menschlichen Geheimnis noch tiefer hinterher zu forschen, bis auch d a s sich vermutlich als eine mondäne Sackgasse erweist. Außer dem Tod mit seinen exklusiven Plänen sind ja auch die meisten Fluchtwege verriegelt. Das bringt die große Sache zum Sieden. So viel Weisheit verfügbar, und dann müssen wir zuschauen, dass die Dummheit siegt. Und genau dort sind wir wieder am Weisheitsgrübeln, und wenn es jemals einen Strohhalm gab, dann besser jetzt nicht trinken von der vergifteten Urmilch. Eher auf irgendeine Weise aktiv werden an der Entgiftung.

kontakten

Wir waren in Wuppertal bei der Pina Bausch Inszenierung ‚Kontakthof‘. Es hat auf diese bemerkenswert eigenwillige Weise so ziemlich alles beinhaltet, was halt so zwischen Männern und Frauen läuft, und alle im Saal haben das ihnen Wohlvertraute gesehen und erkannt und ganz hingerissen geklatscht, vor allem die Pina Bausch Fans, die das Erbe der Halbgöttin weiterhin bejubeln, denn es ist ja auch sehr gut. Was es nicht ist, ist zeitgemäß. Vielleicht schlief deswegen mein Nachbar ein und senkte letztendlich seinen Kopf auf die Schulter der hellwachen Freundin. Ich gähnte auch wiederholt, vielleicht der Mangel an Sauerstoff in vollgepackten Häusern. Man fragt sich irgendwann, ob wohl tatsächlich in den letzten Jahren was passiert ist, oder müsste ich Jahrhunderte sagen oder gar Jahrtausende. Wo hat sich dieser offensichtlich schief gelaufene Kontaktfehler denn überhaupt eingeschlichen. Weil die Frau die beneidete Schöpfung, in vielen Kulturen noch hoch geschätzter als Sohn, aus sich herauspressen kann, muss sie von nun an beherrscht werden, damit das vollbrachte Werk nicht zu sehr auffällt. `Your body my choice‘ all the way down? Dann stand irgendwann auf der Bühne eine Frau, mit der Männer alles machen konnten, was ihnen grad so einfiel, bis sie nur noch als leere und traumatisierte Puppe dastand und man schreien wollte: wehre dich endlich!!! Wobei mir eine Überschrift auf der Titelseite der ‚Times of India‘ einfällt, wo stand: ‚Hört endlich auf, euch zu opfern!“ Es war am Frauentag, der auch schon seit Jahren abläuft wie die Sonnenuhr. Nahezu alle Menschen, die Trump für die neue Regierung gewählt hat, sind schon einmal wegen sexueller Übergriffe angeklagt worden. Im Netz tobt ein neuer Ausbruch des Hasses gegen Frauen, oder war es immer derselbe, nur, dass wir es jetzt hören. Es ist schon deswegen beängstigend, weil es nie wirklich oben auf der politischen Agenda steht. Nein, wir müssen uns mit den Kriegsdramen der Männer befassen, mit ihrem Trieb zur Kriegstüchtigkeit, die verheimlicht, dass die Agenten dieses Spiels an Frieden gar nicht wirklich interessiert sind. So ist es doch auch in den Häusern: mit sich selbst frustrierter Mann ohne Ausbildung in Selbsterkenntnis schlägt auf Frau (und oft genug auf Kinder) ein, um sich an seinem Versagen in der Welt zu rächen. Und selbst wenn genug Therapiepätze zur Verfügung stünden, wäre hier kein Wille zu finden, die eigene Krankheit anzuerkennen, damit überhaupt einen schönen und fernen Tages etwas Licht in diese scheinbar undurchdringliche Dunkelheit kommt. Nun ja, was sich auf jeden Fall tut, ist, dass die Frauen durch das viele Walken und Trainieren körperlich stärker werden und häufiger nicht nur paroli, sondern auch fisicamenti bieten können, aber ob das gut geht. Das geht so lange nicht gut, solange das Tabuthema zum Männerscherz führt mit Schenkelklopfen, und solange Frauen weiterhin ihre eigenen Grenzen nicht nur missachten, sondern sie (noch) gar nicht kennen. Und so bin ich an diesem Punkt nur eine, die keine nützlichen Ratschläge hat oder geben möchte, sondern einfach einen Ausdruck sucht für das Unaussprechliche,
Bei aller natürlichen Abneigung gegen permanent negative Berichterstattungen gibt es dann doch diese Momente, wo man zugeben muss: wow!, oder schon au weia?!, jetzt kommt doch berechtigte Unruhe auf, oder schleicht sie sich langsam an, während man selbst noch Entscheidungen treffen möchte, wieweit man die Weltübermüdung zum Anlass nehmen könnte, um der Einsiedelei eine neue Chance zu geben, also mit guten Freunden und prasselndem Feuer und einem Schluck Glühwein am Abend nach getaner Arbeit. Aber wie kann selbst der eingeschränkteste Luxus einem ein gutes Gefühl geben, wenn die tiefschwarze Wolke einer Trumpregierung auf uns alle zurollt, und in dieser Wolke sich auch noch Putin versteckt, der darauf wartet oder wartet er gar nicht mehr, um Trump zu seinem Hampelmann zu machen, und das wird dann der Krieg der Hampelmänner, nicht wahr?, rufe ich uns zu in der machtlosen Zuschauerkulisse, die wir unbewusst doch auf die Listen warten, auf denen unser Land bereitgestellt wird zum Abschießen. Manchmal dient das Finstere als Quelle des Lichten, das muss man noch lernen: wie das geht. Was auffällt ist, dass in den Nachrichten zur Zeit ganz leger davon gesprochen wird, dass man Ausschau hält nach Bunkern. Nach Bunkern!!!??? Nur ein paar Tausende haben jetzt Platz da drin, man hat die früheren Bunker in was anderes verwandelt, wer dachte denn noch, dass sowas noch möglich wäre: Deutschland wieder im Krieg. Und es muss auch nicht dazu kommen, aber erzählt mir doch bitte nicht, dass da vor allem an Wirbelstürme gedacht wird. Es wird daran gedacht, dass man aufgewacht ist zu der Tatsache, dass viele von diesen unheimlichen Herrschern nichts mehr zu verlieren haben als ihre infantilen Phantasien, zum Beispiel Zarewitsch von Russland zu werden. Man nimmt sich rücksichtslos einfach alles, was es so zu grabschen gibt, weil Männerspiele von den meisten Männern verstanden werden, denn die anderen wollen doch auch alles, da kommt es darauf an, wer schneller und gewiefter ist. Und solche gottverdammten Bullshitter wie Trump und Elon Musk und dieser widerliche J.D.Vance können dienliche Figuren sein auf dem Schachbrett. Aber gut, manchmal muss was raus, damit wieder was Neues rein kann. Gute Fahrt!, und einen guten Tag wünsch‘ ich!