Man schweift so mit einer gewissen Unruhe über die politisch geprägte Weltlandschaft. Denn klar weiß man, dass vieles schon immer da war, nur nicht so geballt, so sichtbar, so voll mit Dummheit und Grausamkeit, was man sich in gereiftem Alter irgendwann eingestehen muss, wenn der Drang zum Mitspiel sich gemäßigt hat und die Erfahrungen einen belehrt haben. Tatsächlich ist es ein ganz persönlcher Kampf um die Erhaltung dessen, was einem auf dem eigenen Weg als wesentlich erschien und erscheint, und das öfters dem sogenannten ‚Normalempfinden‘ widerstrebt hat bis hin zur Gläubigkeit an das Konstrukt der Heirat. Und natürlich könnte alles ganz anders sein, aber es ist, wie es ist, und ändern kann man nur sich selbst. Und obwohl ich das offensichtliche Wunder der Vielseitigkeit menschlichen Tuns und Denkens immer eine Goldgrube der Anregung fand, verblüfft oder besser entsetzt es einen schon auch, was auf der dunklen Seite der Schale alles so möglich ist., und es strauchelt in einem der Gerechtigkeitssinn. Und nehmen wir einmal an, wir hätten den finstersten Abgrund menschlichen Vergehens schon erreicht, was passiert dann gleichzeitig mit dieser Grenzüberschreitung auf der anderen Seite? Oft sieht man Zaghaftigkeit oder das Hinauszögern von Wahrgenommenem. Man will sich nicht einmischen, nicht falsches Zeug reden wider den Nächsten, auch wenn die Lage ziemlich offensichtlich ist. Auch deswegen konnten sich die 50 vergewaltigungsbereiten Männer in der Pause der Pelicot-Verhandlung auf die Schenkel klatschen, man versteht sich. Die Frage, ob das alles geschädigte Gehirne sind oder einfach eine Variation der Palmblätter im Urwald der Menschlichkeit, who knows. Oder war es tatsächlich mal anders und Menschen müssen immer wieder über ihre verlorenen Paradiese klagen, weil sie, als sie drin wohnten, immer mehr wollten, was ja an sich nichts Verwerfliches ist. Ich fand die Paradies-Story aus der Bibel immer schon seltsam, denn was wäre aus den Hauptdarstellern denn geworden, wenn sie (Eva) der Versuchung um die Wissensverlockung herum hätte widerstehen können und sie sich ohne das verbotene Wissen in ihrer Nacktheit bald zu Tode gelangweilt hätten. Schließlich war der Schritt durch das Tor, durch das sie hinausgeworfen wurden von dem gehorsamsfordernden Gott, der erste Schritt in die Aufklärung. Da ist allerdings im Laufe der Zeit nicht nur viel Weltraumschrott oder Meervermüllung entstanden, sondern die natürlichen Grenzen der Vorstellung scheinen schon so lange gesprengt, sodass alles sich bereits hinter dem Kipppunkt Befindliche automatisch als das ‚Normale‘ betrachtet wird. Daher der prüfende Blick auf die Waage, nachdem er einige Momente in den Foltergewölben des Assad-Regimes herumirrte.


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