bahnen

Das, was ein Mensch kann, wird ihm oder ihr entweder beigebracht, oder er oder sie bringt es sich im Laufe des Lebens selbst bei und entdeckt, dass etwas Lernfreude bereitet, und kann nun etwas Angelerntes loslassen. Oder das Angelernte und von Anderen Beigebrachte macht langsam Freude, weil das Erfassen des Materials interessanter wird und man denkt, es zu einer gewissen Vervollkommnung bringen zu können, was nicht immer gelingt, aber doch anregend geug ist, um wertvolle Zeit damit zu verbringen. Man ist ja von Anfang mit Lehrer:innen und Lernen beschäftigt, muss sich aber irgendwann auf das Machbare konzentrieren und kann sich innerhalb dieser gewählten Bahn entwickeln. Die Einschränkung allen anderen Fähigkeiten gegenüber kann sich zeitenweise anfühlen wie ein Tunnel, den man durchqueren muss, bis man wieder rauskommt aus der Enge ins Licht eines neuen Verstehens von der Natur und Bedeutung der (für einen selbst sinnvoll erscheinenden) Prozesse, auf die ich mich einlasse (oder nicht), und die dann in letzter Konsequenz zu einer Kenntnis von mir selbst führen können, aber nicht müssen. Es gibt den Moment, wo ich erkennen muss, dass ich genug Materialerfahrung gesammlet habe, um das eigene Steuer in die Hand zu nehmen und den Weg durch die bedrohlich wirkende Ungewissheit der Gewässer zu bahnen, immer hocherfreut, wenn andere Schiffe zu diesem Abeneuer bereit sind und man sich gerne auch begleitet auf den Fahrten. Und es gibt ja auch die e i n e Fahrt, der man lebendig gar nicht entkommen kann. Der Planet als sich durchs All bewegendes Raumschiff lehrt uns, dass wir hier die ungewisse Zeit (‚mors certa ora incerta‘) verbringen, und uns deshalb angeraten wird, etwas über die Bedingungen zu lernen, damit wir unsere begrenzte Existenzdauer dementsprechend gestalten können, was man auch Arbeit an sich selbst nennen kann, wenn das Wort ‚Arbeit ‚ in diesem direkten Zusammenhang keine unangenehmen Gefühle erweckt. Diese Arbeit will aufdecken, ob das, was ich von mir selbst erfassen kann, auch wirklich ich selbst bin. Und wie würde ich das ausdrücken: d a s ist, was ich wirklich bin. Hat es Worte oder hat es keine Worte. Hat es gewählt, oder ist es einfach mitgegangen ohne zu entscheiden, wie es sein soll, und was ‚es so alles ertragen gelernt hat, ohne dass es für das Wesen förderlich war. Und ist es in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit wirklich eine der wenigen Pflichten, die wir von der planetarischen Aufenthaltsgehehmigung erhalten haben, nämlich uns selbst zu erkennen und mit uns selbst unterwegs zu sein, bevor wir wieder abtreten müssen von der Bühne. Vieles ist dem Menschsein möglich. Ich erinnere mich an einen Satz in einem Gedicht von Rumi: ‚Shams (Shams-e Tabrizi) betritt den Raum und bringt Segen‘.

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