Für das Verständnis der Weltlogik ist es ziemlich unbedeutsam zu wissen, wieviele Lamborghinis der einstige Machthaber von Syrien in seiner Palastgarage angesammelt hat. Vermutlich hat er zuweilen eine Nachtsperre verordnet, damit er die Luxuskarren überhaupt mal fahren kann. Oder hat sich durch das heruntergekommene Land kutschieren lassen und gedacht: Wow! Das alles gehört mir! Diese Frage schwebt ja auch immer mal wieder durch den Raum: Wem gehört denn das alles, und hier ist das Wort „eigentlich“ angebracht. Aber man versteht etwas über den Typus Herrscher. Dieser Assad ist kein Einzelwesen in der Benutzung bzw. dem Missbrauch seiner Macht, es gibt sie immer wieder, und nicht nur ich befürchte, dass in Syrien derselbe Prototyp wieder auftaucht, die Anzüge und die Gewänder ändern sich ein bisschen. Wir alle tragen in uns das Macht-Gen, man braucht es zum Beispiel zur Bekämpfung der Angst. Aber ‚Macht‘ ist nicht dasselbe wie ‚Kraft‘, denn auch das Eindämmen der Machtgelüste braucht Kraft, Das geschieht nur im Rahmen der Selbstschulung. Deswegen gibt es viele Assads, aber nur einen Nelson Mandela und nur einen Nawalny. Daher können sie eine Form der Liebe entfachen, die mit der Dankbarkeit zu tun hat, Menschen getroffen zu haben, die glaubwürdig sind und daher ein Beispiel für alle. In den psychischen Tiefen der Assads, also da, wo sie selbst nicht mehr hinreichen können, darf man einen Defekt vermuten, vielleicht genetisch, vielleicht nur die gefühllose Übernahme der Vatergeschäfte. Etwas, was gute Anlagen hatte, zermürbt sich selbst im Kampf um nichts anderes als das Mehr, und immer mehr, und aus der Wurzel der Verunsicherung wächst der Anstoß zur Heldentat. Und an diesen Taten sieht man dann, wessen Geistes Herrscher dann der Gewählte ist. Deswegen ist die berühmte Anekdote von Alexander dem Großen und Diogenes, dem zufriedenen Tonnenbewohner, so schön. Nur Dogenes, der nichts will und auch nichts hat, kann dem großen Alexander befehlen, aus der Sonne zu gehen, denn die Sonne ist für ihn da, er braucht nicht um sie zu kämpfen. Alexander der Große war natürlich kein Dummkopf, er wusste sehr wohl diesen menschlichen Spiegel zu schätzen. Aber für ihn war der Moment keine Lösung Weiter musste er reiten und Alexander der Kleine, und dann wieder der Große sein, und das muss alles sehr anstrengend sein. Nicht sein zu können, wer man ist, und darin gefangen bleiben