Noch blinzelt das Weltbewusstsein sich dem ungeheuer schnellen Sturz des syrischen Präsidenten Assad entgegen, eingebettet in die totale Finsternis des Ungewissen, das eigentlich ein Licht ist, denn es gibt nur das Ungewisse. Und egal, wieviel darüber geforscht wird, so wird sich der Weltenlauf auch weiterhin im Ungewissen bewegen, da das alles lebendig ist, es ist das Lebendige an sich und das vom jeweils Daseienden ständig neu gestaltet wird. Aber die 24 Jahre, in denen dieser Diktator Unheil angerichtet hat, sind schon ziemlich lang für ein einziges Menschenleben. Es ist in vieler Hinsicht ein wichtiger Moment, da man einiges davon lernen kann. Es könnte sein, dass sich auch Diktatoren beim Zuschauen ein bisschen fürchten, denn nun ist wieder einmal klar geworden, dass auch d a s vorübergehen kann, die Illusion der Herrschaft über Tod und Leben, und man selbst nur Staubkorn im ewigen Wandel. Es kann Assad sicherlich nicht ganz überrascht haben, vielleicht gab es Zeichen, und wahrscheinlich stand das Diamantenköfferchen eh schon lange bereit, Angst muss immer mit allem rechnen. Muss es nicht Angst machen, so ein Mensch geworden zu sein, der nur (in letzter Konsequenz) für die eigene Selbstsucht und Selbstüberschätzung Menschen in Kerker verbannt hat, die einfach nur eine andere Meinung über ihn hatten. Und dort, in der Unterwelt, zu der keiner mehr Zutritt hat, versammeln sich die ausführenden Knechte, die für die sadistische Arbeit geeignet sind. So soll, hören wir, das größte Foltergefängnis des Landes unter Damaskus liegen. Damaskus, eine der ältesten Städte der Welt, nun ohne die Familie Assad, deren Flucht gerade gefeiert wird. Feiern, bevor man warten muss, ob es tatsächlich besser wird, denn schlechter, glaubt man, geht es nicht mehr, aber wir wissen: es geht. Und wo ist die Grenze des Schlechten. Auf jeden Fall arbeiten vor allem der Tod und die Zeit am scheinbar Unlösbaren. Auch diejenigen, die immer Hurrah rufen, wenn sie Vorteile für sich sehen und glauben, jemand kann das liefern, auch s i e können zur Vernunft kommen. Aber oft ist es auch zu spät. Nur, weil einer eine Zyankali Kapsel schluckt, stirbt die Gehirnwäsche noch lange nicht, die von diesem Gehirn ausging. Daher gehört die Idee der Freiheit zum wesentlichen menschlichen Gut. Man ist vor allem für die eigene Freiheit verantwortlich, und was man mit ihr tut. In Wirklichkeit passt sie nur zur Liebe, die Freiheit. Da, wo sie nicht ist, kann Liebe sich nicht entfalten. Wie ungern man etwas wahrhaben möchte, bis es einen nicht mehr in Ruhe lässt und man die Kraft hat, dem eigenen Gaukeln auf die Schliche zu kommen. Auch das Bewusstsein ist nur ein Instrument, bis auch aus diesem Wort das Wissen, und das Bedürfnis nach endlosem Wissen entlassen werden kann. Dann nimmt nur noch das Spiel seinen Lauf. Wie man selbst.