Immer mal wieder kann man sich bestimmte Fragen stellen, von deren Beantwortung man bereits überzeugt zu sein scheint, aber der Schein, das lernt man früh, trügt ja. Eine dieser Fragen ist, wer man selbst ist, und warum das überhaupt eine relevante Frage ist, würde doch kein Mensch gerne behaupten, dass er oder sie sich nicht kennt. Nur der Mensch kommt (wenn er Glück hat) in Kontakt mit der Nachfrage, wer er sei. Dann nimmt die Grübelei ihren Lauf, bis man das Dickicht hinter sich gelassen und sich nun auf das Wesentliche konzentrieren kann. Was ist hier das Wesentliche? Na die Frage selbst ist das Wesentliche, und dass ich mir zum Beantworten Freiraum gönne, um mich besser kennen zu lernen. Manche fangen sehr früh damit an, weil ihre Umgebung es ihnen ermöglicht oder sie zwingt, in die Tiefe zu dringen. Oder sollte ich lieber ‚die Tiefen‘ sagen, denn auch sie unterscheiden sich gründlich, und wo in einer Ecke die Wehmut sich breitmachen kann, steht in der anderen eine willkommenheißende Öllampe, und die Schicksalsblätter rascheln verlockend. Die Frage braucht Zeitlosigkeit im Raum, damit Antworten sich herauswagen können, eben nicht nur eine, sondern die umwerfende Vielfalt dessen, was ich (auch) sein kann. Daher müssen die Werkzeuge und die Instrumente aufgefahren werden, und ich selbst als Zeugin anwesend. Einerseits kann ich beobachten, wie ich so bin und mit allem umgehe, und sieht mein persönliches Leben überhaupt nach mir aus? Komme ich darin vor, und als wer? Spiele ich die Rolle, die mir auferlegt wurde, oder überrasche ich mich in meinem Selbstsein, das ja kein fixes Script hat. Ich höre oder lese immer mal wieder, dass die meisten Menschen mit der Tatsache gar nicht in Kontakt kommen, dass man das Auge auf sich selbst richten muss, um zu einer Verbindung zu kommen, einem Austausch mit sich, einer Freundschaft mit dem eigenen Wesen, das so nahe ist und doch voller Fremdheit. Manchmal beneide ich die Katze um ihr fragloses Dasein, das so viel gute Gefühle auslöst. Unser Bewusstsein ist Segen und Bürde zugleich. Wenn die Liebe sich durchsetzen kann, wird es einfacher, sich selbst zu sehen, und aus dieser Quelle heraus kann man das Abenteuer beherzter an sich nehmen.