Pille

Es ist mal wieder Zeit für die gefürchtete, die immer etwas bittere Pille, die einem auf diesem Planeten zuweilen auf höchster Ebene verabreicht wird, denn sie bringt Realitätserkennung hervor und da weiß man auf einmal wieder: es is, wie es is. So kann Wahrheit auch daherkommen, eben nackt, und darf vielleicht deswegen nicht ausgehen. Nun gut, dann sehen wir da drüben in Amerika jetzt ein paar Dämonen die Weltregierung ergattern, eben wie all die anderen Dämonen, die zur Zeit auf den Thronen sitzen. Und immer schon gesessen haben, oder irgendwann einen weniger dämonischen Kerl abgelöst haben, und wenn das, was der Dämon will nicht geliefert wird, gibt es immer noch die Gewaltanwendung. In den Comics und in Raumschiff Enterprise tauchen sicherlich auch machtlüsterne Dämoninnen auf, klar, auch fiese Mörderinnen gibt’s. Aber oft, viel zu oft, sitzen Frauen ganz einfach dabei oder machen Kaffee für die von sich Trunkenen, sind überhaupt froh, dabei sein zu dürfen, obwohl sie vieles andere auch dürfen außer der Sucht, für das, was man zu sein glaubt, geliebt zu werden. Denn wenn das fehlt, fehlte es ja bereits in der Kindheit, und das wissen wir auch schon alle, wen auch immer ich mit ‚alle‘ meinen könnte. Hätten sich alle Frauen, die für Kamala Harris waren, aufgemacht an die Urnen….aber lassen wir das ‚Hätten‘, denn das ist auch vorbei. Nüchternheit bahnt sich ihren heldenhaften Walk durch die Nebelschwaden. Und immerhin: ich kenne die Ankläger des Sokrates nicht, aber ich weiß von Sokrates und habe seine Rede verstanden. Immer mal wieder taucht ein Sokrates auf aus den Fluten des Seins, und auch Diotimas gibt es immer mal wieder, die den vermeintlichen Alleswissern dann doch noch die Liebe lehren müssen, denn was ist der Mensch ohne Liebe. Und je mehr sie missbraucht wird und entartet, desto leerer und liebloser wird’s wohl werden unter denen, die die Macht ausüben, und denen, die das für Stärke und Schutz halten. Und in jedem Zeitalter war der Preis für Ignoranz und Selbsttäuschung hoch, oft sehr hoch. Mein Blick fällt auf das Smartphone. Ich weiß, da gibt’s kein Zurück. Australien will den Mediengebrauch für Jugendliche unter 16 Jahren eindämmen, man nickt mit dem Kopf, obwohl wir wissen, dass es für irgendeine Art der Rückkehr auch für uns zu spät ist. Die Maschinerie hat die Führung übernommen, wie es einst Fritz Lang schon zeigte, noch bevor es einen Schritt vor dem Abgrund stand, das geheimnisvolle Es, das nicht zum Ich werden kann, und dieses Ich wiederum zum ‚Das bin ich wirklich‘. Wenn der Humor (nicht der Witz und nicht der Spaß) wieder aus den Ecken heraustanzt mit neuen Choreographien aus der namenlosen Schönheit des Weltkerns.

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