anhäufen

Die erstaunliche Anhäufung von Gräueltaten, mit denen wir durch Zeitung oder Medien in Kontakt kommen, gebiert geradezu die Notwendigkeit, sich ernsthafter damit zu befassen. Meistens ist es wohl so, dass Menschen entweder in der Kindheit schon so geschädigt wurden, dass man sich bei ihren Taten zurückhalten will und muss, damit einen das Mitleid nicht doch noch erwischt. Oder man hat selbst die kleineren und größeren Katastrophen der Jugend einigermaßen gut überlebt und grübelt nun nach, um überhaupt ein eigenes Verständnis davon erlangen zu können, was man sich unter ‚Menschsein‘, beziehungsweise dem Menschenmodell überhaupt vorstellt. Diese zwei Grunderfahrungen allein erzeugen schon Blick und Beurteilung des Weltgeschehens. Wenn ich die Freiheit gar nicht hatte, aus mir selbst heraus eine mir schlüssig erscheinende Betrachtung zu gestalten, in der ich bewusst als Spieler/in vorkomme, oder aber dieses Gefühl gar nicht kenne und ständig nach einer nie erfahrenen Zugehörigkeit lechze und sie mir letztendlich durch Krankheit oder Gewalt erzwinge. Das tabuisierte Thema der Vergewaltigung wurde in Indien in meinem Freundeskreis schon besprochen, aber nur, wenn ich es angesprochen hatte. Eine langjährige Freundin konnte gerade noch ihre beiden Töchter unter dem nackten Vater hervorziehen, beim Brotbacken aufmerksam geworden durch die Kinderschreie. Und dann wohin, wenn es eine Schande ist, zu deiner eigenen Familie zurückzugehen, weil es sich in die Gehirne eingebrannt hat, dass alles nur am Versagen der Frau liegen kann. Mir ist es geglückt, in meiner Jugend nicht vergewaltigt zu werden, obwohl es hier auch eine Dunkelheit gibt per definizione, und manchmal wurde es lebensbedrohlich. Aber was mich beschäftigt ist, dass trotz oder gerade wegen all dem überbordenden Wahnsinn die Himalaya Höhlen gesperrt sind und dass die tausenden von leidenschaftlich absolvierten Schweigestunden nun dazu dienen, dem menschlichen Geheimnis noch tiefer hinterher zu forschen, bis auch d a s sich vermutlich als eine mondäne Sackgasse erweist. Außer dem Tod mit seinen exklusiven Plänen sind ja auch die meisten Fluchtwege verriegelt. Das bringt die große Sache zum Sieden. So viel Weisheit verfügbar, und dann müssen wir zuschauen, dass die Dummheit siegt. Und genau dort sind wir wieder am Weisheitsgrübeln, und wenn es jemals einen Strohhalm gab, dann besser jetzt nicht trinken von der vergifteten Urmilch. Eher auf irgendeine Weise aktiv werden an der Entgiftung.

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