Wir waren in Wuppertal bei der Pina Bausch Inszenierung ‚Kontakthof‘. Es hat auf diese bemerkenswert eigenwillige Weise so ziemlich alles beinhaltet, was halt so zwischen Männern und Frauen läuft, und alle im Saal haben das ihnen Wohlvertraute gesehen und erkannt und ganz hingerissen geklatscht, vor allem die Pina Bausch Fans, die das Erbe der Halbgöttin weiterhin bejubeln, denn es ist ja auch sehr gut. Was es nicht ist, ist zeitgemäß. Vielleicht schlief deswegen mein Nachbar ein und senkte letztendlich seinen Kopf auf die Schulter der hellwachen Freundin. Ich gähnte auch wiederholt, vielleicht der Mangel an Sauerstoff in vollgepackten Häusern. Man fragt sich irgendwann, ob wohl tatsächlich in den letzten Jahren was passiert ist, oder müsste ich Jahrhunderte sagen oder gar Jahrtausende. Wo hat sich dieser offensichtlich schief gelaufene Kontaktfehler denn überhaupt eingeschlichen. Weil die Frau die beneidete Schöpfung, in vielen Kulturen noch hoch geschätzter als Sohn, aus sich herauspressen kann, muss sie von nun an beherrscht werden, damit das vollbrachte Werk nicht zu sehr auffällt. `Your body my choice‘ all the way down? Dann stand irgendwann auf der Bühne eine Frau, mit der Männer alles machen konnten, was ihnen grad so einfiel, bis sie nur noch als leere und traumatisierte Puppe dastand und man schreien wollte: wehre dich endlich!!! Wobei mir eine Überschrift auf der Titelseite der ‚Times of India‘ einfällt, wo stand: ‚Hört endlich auf, euch zu opfern!“ Es war am Frauentag, der auch schon seit Jahren abläuft wie die Sonnenuhr. Nahezu alle Menschen, die Trump für die neue Regierung gewählt hat, sind schon einmal wegen sexueller Übergriffe angeklagt worden. Im Netz tobt ein neuer Ausbruch des Hasses gegen Frauen, oder war es immer derselbe, nur, dass wir es jetzt hören. Es ist schon deswegen beängstigend, weil es nie wirklich oben auf der politischen Agenda steht. Nein, wir müssen uns mit den Kriegsdramen der Männer befassen, mit ihrem Trieb zur Kriegstüchtigkeit, die verheimlicht, dass die Agenten dieses Spiels an Frieden gar nicht wirklich interessiert sind. So ist es doch auch in den Häusern: mit sich selbst frustrierter Mann ohne Ausbildung in Selbsterkenntnis schlägt auf Frau (und oft genug auf Kinder) ein, um sich an seinem Versagen in der Welt zu rächen. Und selbst wenn genug Therapiepätze zur Verfügung stünden, wäre hier kein Wille zu finden, die eigene Krankheit anzuerkennen, damit überhaupt einen schönen und fernen Tages etwas Licht in diese scheinbar undurchdringliche Dunkelheit kommt. Nun ja, was sich auf jeden Fall tut, ist, dass die Frauen durch das viele Walken und Trainieren körperlich stärker werden und häufiger nicht nur paroli, sondern auch fisicamenti bieten können, aber ob das gut geht. Das geht so lange nicht gut, solange das Tabuthema zum Männerscherz führt mit Schenkelklopfen, und solange Frauen weiterhin ihre eigenen Grenzen nicht nur missachten, sondern sie (noch) gar nicht kennen. Und so bin ich an diesem Punkt nur eine, die keine nützlichen Ratschläge hat oder geben möchte, sondern einfach einen Ausdruck sucht für das Unaussprechliche,