Als Marcel Reif den inzwischen berühmten Satz seines Vaters sagte, da gab es wellenartige, kollektiv erlebte Unterbewusstseinserschütterungen, und man spürte die tiefe Betroffenheit. Ein Aufruf an das Amt der Bewusstseinserzeugung?, oder eine Erinnerungsmelancholie um das Zerstörte, oder etwas, von dem man dachte, man wäre es bereits, und nun entzieht es sich durch Worte in scheinbar unerreichbare Distanz. Bin ich’s nicht schon, also Mensch, und warum dann noch auf mich zugehen. Man berichtet, dass ein weiteres Auge sich unter bestimmten Gegebenheiten auftun kann und die Fähigkeit offenbart, sich selbst zu betrachten. Obwohl diese Möglichkeit keinem verwehrt wird, wird sie selten in Anspruch genommen, was ihre Existenz nicht infrage stellt. Wenn die Selbtbetrachtung beginnt, merkt man, dass man im Dialog mit sich selbst steht. Immer steht sich etwas anderes gegenüber, Kräfte und Gegenkräfte, was uns mit den Dualitäten vetraut macht, die in der äußeren Welt nicht vereinbar sind und sich auch gerne bekämpfen. Innen gibt es andere Möglichkeiten. Das Auge kann neue Ordnungen herstellen, kann Fragen stellen, kann sie beantworten oder auch nicht. Es ist ja kein Computer, es ist ein Mensch. Sei ein Mensch, sagte der Vater zum Sohn, wohl wissend, was das Unmenschliche antun kann, also auch eine Warnung an ihn. Oder eine Bitte: mach da nicht mit, sei nicht wie die anderen, sei du wenigstens ein Mensch. Da muss man dann im besten Fall sehr tief darüber nachdenken, was ich selbst darunter verstehe, ein Mensch zu sein. Und sind wir schon ausrangiert, oder sind wir noch zu retten. Oder soll es einfach so sein, dass alles mal vorübergehen muss, warum also nicht wir, die wir uns letzendlich dann selbst entlarven als die Vielbegabten, die ihrem eigenen Missbrauch zum Opfer fielen. Wie ein auferlegtes Amt ist das Menschsein, und die Prüfungen sind knallhart. Aber es macht auch Freude, sie zu bestehen, und auch das Scheitern bringt was bei, jede/r lernt ja auf andere Weise. Sei ein Mensch! muntert auf, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen, sei es auch noch so mühsam, man hat dann auch weniger Wahl. Dann wählt man das Instrument und bringt langsam aber sicher den Ton hervor, der oder die man ist. Und nimmt den eigenen Platz ein.