Wenn man zur Zeit in die Welt hineinfühlt, also sich herauswagt aus der friedlich gesinnten Herberge, spürt man ihn sehr wohl, diesen schwarzen und bedrohlichen Schatten, der über Städte und Felder hinwegkriecht und über Generstionen hinweg unlöschbare Feuer entfacht, denen niemand mehr gewachsen ist. Aber gleichzeitig, und immer gleichzeitig, kann man an irgend einem Nachmittag der Weltbewegung auf einmal einen Klang, eine Musik oder ein Gedicht hören, das einem wieder beibringt, wie es wirklich ist. Auch ist. Wenn das Dunkle vorherrscht, muss man aufpassen, dass man nicht ungerecht wird. Menschen können so wunderbare Dinge erschaffen, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Und genau deshalb zeigt sich das Ungemach in den Entscheidungen der Politik, dass die Verantwortlichen denken, man müsste den Kunstschaffenden das Budget kürzen, wovon zum Beispiel Lars Eidinger gestern abend in Kulturzeit gesprochen hat. Man merkte im Verlauf, dass es auf den Bildflächen doch herzlich Weniges derart Authentsches zu sehen und zu hören gibt, wenn es nicht nur um Wissen oder Gelehrtheit geht, sondern um den Schmerz über das, was partout nicht verstanden werden will, es vielleicht auch nicht verstehen kann, weil es denkt, es müsste Waffen kaufen, um der Lage Herr zu werden. Es ist leicht gesagt, dass es immer Kriege gab, aber das löst noch nicht die viel dringlichere Frage: ob das wirklich sein muss, oder nur der immer mal wieder entgleisenden Menschlichkeit entspricht, die sich auf Uniformen Medaillen ansteckt für den vernichteten Feind, gerade noch unauffälliger Nachbar. Ich hatte das Glück, heute früh (aus purem Zufall) so ein Gedicht gesungen zu hören, sodass meine Dankbarkeit über dieses Erleben ins Unbegrenzte floss. Ich habe gut reden, denn ich lebe nahe am Waldrand, die Tiere können sich frei bewegen, die wenigen Nachbarn sind freundlich und wohlgesonnen. Wir, die Freunde und ich, haben an dieser spürbaren Einfachheit lange und zäh gearbeitet, auch das Scheitern des Entwurfes stand, wenn auch selten, so doch zur Frage. Das muss sein, es darf kein zementierter Honigkuchen werden. Das Risiko bleibt, und jede/r muss sein eigenes Script aus den Archiven ziehen. Was uns verbindet, uns alle, ist die Möglichkeit einer Wanderung, auf der wir eines Tages bemerken, wie nebenbei, dass wir keinen Schaden mehr zufügen, zumindest nicht solchen, den wir schlichtweg hätten vermeiden können. Wenn Hätten endet.