plagen

Neulich meinte jemand halbwegs scherzhaft, ob denn das, was zur Zeit geschieht, nicht die Erwartungshaltung der sieben Plagen erfüllen würde. Ich bin in der Bibel nicht sehr viel herumgewandert, fand aber die apokalyptischen Beschreibungen immer interessant, eben ob das menschliche Verhalten, mit oder ohne Gott, an eine Grenze stößt, wo der kollektive Missbrauch und die Ausbeutung der Ressourcen des planetarischen Wohngebietes sich offenbaren, was zu hektischem Handeln führt, was wiederum zu nichts führt, vielleicht weil es zu spät ist. Das Ruder lässt sich nicht mehr herumdrehen, der Schaden nicht mehr gutmachen, das Unheil nicht mehr abwenden. Auf jeden Fall hat man das Gefühl, dass die Katastrophen sich nicht nur mehren, sondern zurückkehren und von neuem zu peinigen beginnen, obwohl viele schon nicht mehr können. Jetzt auch noch die verheerenden Fluten, inmitten der anrollenden vierten Welle. Da stockt einem selbst als vorerst Unbetroffene etwas der Atem und die Vorstellung reduziert sich wie automatisch auf das, was einem selbst erlebbar oder vorstellbar ist. Natürlich nickt man gerne mit, wenn es um die Freiheit jedes Einzelnen geht, sich z.B. impfen oder nicht impfen zu lassen. Aber wann hört so eine Freiheit auf, oder hört sie einfach gar nicht auf? Wer bereit ist, für seine Überzeugungen zu sterben, hat natürlich den Joker in der Hand, denn wenn ich mit mir selbst so weit gehen kann, gefährde ich höchstens noch Andere oder nehme im Krankenhaus jemandem das Bett weg, obwohl ich selbstverständlich ein Recht darauf habe, aus den dunklen Urgründen zurückgerudert und mit Sauerstoff versorgt zu werden. Auffallend war auf jeden Fall die tiefe Betroffenheit, mit der ich auf die Bilder der Verwüstungen starrte und ein paar Laute von mir gab, die keine Sprache hatten. Da kann man, in dem Fall ich, auch sich selbst mal Einhalt gebieten und nichts mehr sagen.

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