pendeln

Samstags kann man dann weiterhin gewisse Unruhen pflegen, berechtigte und unberechtigte. Viele Menschen arbeiten weniger oder halbtags oder gar nicht oder bis in die Nacht hinein. Der Kopf kann trotzdem frei sein, oder unterhaltsame Dinge gehen darin vor, Feste sind in Vorbereitung, manche werden erst geboren, andere sterben bereits, oft schon sehr früh, auch wenn sie in jedem Alter schon ein Leben hinter sich haben. Ohne ein Leben gehabt zu haben, kann man nicht sterben. Der Samstag ist geeignet für derlei Gedanken. Ob ich mich auch noch tiefer aufregen soll als andere es schon getan haben über Seehofers Bemerkung?, als hätten wir nicht momentan die ultimate politische Besetzung von herrschenden Dumpfbacken zum Betrachten, die sich im Glanz ihrer Helden-Outfits missverstanden fühlen. Und dann ‚Merkel muss weg‘ schreien, als stünden die Geeigneten schon Schlange. Und wo selbst noch Dumpfbacke, das ist natürlich auch eine notwendige Zwischenfrage, und hat man sich denn schon freiwillig zur Integrationsbeauftragten gekürt und ist durch die dazugehörige innere Praxis gegangen. Menschen mit Migrationshintergrund!? Gibt es welche ohne? Und dann eben dieser aus den dunklen Lavahallen herausgespieene Satz, nein, falsch, gar nicht gespieen, sondern der ziemlich dümmlich vor sich hingemurmelte Satz über die ‚Mutter aller Probleme‘. Da zuckt’s einem doch samstäglich in der Feder mit der Frage: Die Mutter? Mutter aller Probleme? Du selbst (Horst), schon integriert? Integriert in was? In das Bayern? In das Deutschland? In die weite Welt? Schon genug gereist? Vor lauter Sorge um den Posten noch zum Nachdenken gekommen? Es ist dieses Garnichtverstehenkönnen von einander, dass am Samstag zum Ausdruck kommen kann. Leider geht hier ja samstags keiner herum mit einer Schale, in der Räucherwerk vor sich hinglüht, und erinnert die Anzutreffenden an die tiefe Nacht, in der finsteres Bewusstsein sich aufhalten kann, umrundet mit menschlicher Hülle. Man könnte eine Art kunstvoller Kopfverhüllung in das weite Feld potentieller Marktlücken einführen, schwarz, mit kleinen  Augenöffnungen. Das zieht man auf, wenn man nicht gut drauf ist oder keinen sehen oder keinem begegnen will. Dann könnte jeder erkennen, was mit einem los ist, und aus dem Weg gehen. Ach so, das gibt’s auch schon. Alles gibt es schon. Über das, was fehlt, einem selbst oder allen, kann man natürlich auch samstags gut nachdenken, da vor allem morgens viele der Beschäftigungen wie automatisch ablaufen. Ich durchstreife im Kontext der politischen Lage kurz innerlich unsere Nachbarn in nächster Umgebung. Angenehme Nachbarn, überall Migrationshintergrund. Das beruhigt ein wenig, weil es so wenig mit Deutung und Bedeutung verbunden ist. Doch täglich, auch samstags, ein wenig das Eigene ausloten, das kann sicherlich nicht schaden, so ein Loten in der Mitte des Raumes.

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