kunstvoll

 

Das Wort „kunstvoll“ musste ich jetzt wahrlich ausbrüten, damit es nicht, wie zB. das Wort „Kunst“ es kann, nämlich  in die Schluchten und Abgründe oder auch die exzentrischen Hochbauten, oder natürlich auch in die feinsten Gemütslagen wahrgenommener Schönheit oder gekonnter kreativer Darbietung usw führt…nein, ich wollte nur den Weg der Schnecke preisen, die mir heute früh ins Auge fiel, und ich durch die Hineinversetzung in den Raum, den sie durchkroch, mir über die Dimensionen dieses Vorganges bewusst wurde. Diese Geschöpfe leben um uns herum und leisten Unvorstellbares. Im an unser Haus angrenzenden Wald stand ich mal stumm und staunend vor einem winzigen Ding, das sich an einem mindestens 5 Meter langen,  selbstgedrehten Faden um sich selbst drehte in einem so unermesslich weiten Raum zwischen zwei Bäumen, sodass man es ruhig Akrobatik in Höchstform nennen kann. In den Gärten der Welt und ihren Wäldern, den Bergen und den Wüsten, und was sich auf diesen Ebenen des planetarischen Seins abspielt, und vor allem auch, was wir bei unserer Wahrnehmung dieser Wunder empfinden und wahrnehmen, und zu was es uns anregt, und wodurch und wofür es uns Flügel verleiht, kann sich ohne jegliche Garantie auch verdichten  zu Kunst! Denn dass sie herausgeboren sein muss aus dem großen Leib, steht außer Frage. Ein anderes Mal bin ich durch einen Wüstenbereich gewandert, nur Sand, wie man so gerne von der Wüste sagt, da musste ich pinkeln. Unten angekommen, fiel mein Blick auf einen Schatten. Oho, dachte ich, was kann hier Schatten werfen? Es war ein so winziges und filigranes Tier, dass ich es ohne Schatten gar nicht hätte sehen können, und dann sah ich mehr und mehr, Pflänzchen wie Bäume und weitere Lebewesen, ein reges Hin und Her und mächtiges Beschäftigtsein mit dem Lebensplan. Das alles unter schwersten Bedingungen, denn wie für mich, so waren sie auch für Kamele und Kühe und Menschen nicht sichtbar, und hatten doch alle die Kraft und Erfahrung des Daseins. Was sich da in mir abspielt: könnte ich es spielen, wenn ich Schauspielerin wäre?, könnte ich es malen, wenn ich Malerin wäre?, singen, wenn ich Sängerin wäre?, die Poiese in Poesie verwandeln und durch den Transport der Worte spürbar machen, was einmal in meinem System so eine Wirkung hatte, dass meine Augen jetzt sehen, wohin ich trete, auch wenn ich Vernichtung nicht wirklich verhindern kann.

 

 


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