nachdenken

 
Saphira
Als ich vor einigen Wochen in einem Krankenhaus meine Cyborg-Identität aufbauen konnte (wobei ich körperlich herzlich wenig Wahlmöglichkeiten hatte), fiel mir ein buntes Blatt an der Wand des Krankenzimmers auf. Es zeigte eine Schmerzpyramide. Unten, auf der breitesten Ebene, waren die gelben und freundlichen Farben, und je höher es ging, desto feurig roter wurde es, der Gipfel des Schmerzes also oben und brandrot. Jeder auftauchende Arzt stellte die Frage, auf welchem Level des Schmerzes man sich befand. Das widersprach all meinen  Vorstellungen eines Pyramidenkraftfeldes, das auf der untersten Ebene das jeweilige Potential der Spieler:innen auslotet und aktivierend unterstützt, wenn sie dort ankommen, also auf dem letzten Teil der Ich-Reise, wo es (noch) auf etwas ankommt. Und dann geht es natürlich weiter bis zur Spitze, wo man sicherlich bei noch lebendigem Leib die Grenze der Materie verlassen kann und sich vertrauensvoll der Leere überlassen, die man nun als das eigentliche Potential erkennt. Trotzdem war das Modell der Schmerzpyramide durchaus hilfreich, und dankbar registrierte ich die Leichtigkeit, mit der ich zwischen Level 0 und Level 2 jonglierte. Wir können ja den Schmerz der Anderen nicht wirklich kennen, oder nur dadurch, dass wir selbst Ähnliches erlebt haben. Aber was spielt da nicht immer alles mit! Das ganze (persönliche) Leben mit all seinem von außen schwer erkennbaren Epos und zuweilen als dramatischer Opernumhang hinter einem herwehend. Die Helfer mit den Schnüren, die man vielleicht nicht zur Verfügung hatte (wie z.B. Odysseus), um den oft tödlich endenden Verlockungen des großen Gaukelspiels widerstehen zu können. Die entglittene Lenkfähigkeit, die notwendige und nüchterne Einschätzung der eigenen Bedeutung…slosigkeit, immer alles in Maßen. Zuerst also: Erkenne dich selbst, und dann (am zweiten Tor): alles in Maßen. Und ist es „nur“ Glück, dass man von den Toren, den Ebenen und den Stufen gehört hat, „nur“ Schicksal, mit dem man notgedrungener Weise umgehen muss. Und da es offensichtlich (für einen selbst und die Anderen) darauf ankommt, wie man das Ganze täglich, stündlich und sekündlich handhabt, bleibt einem praktisch nichts anderes übrig , als über das Wesen des Geistes nachzudenken.

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