(Frauen des Siebengestirnes verstecken sich vor einem Mann vom Orion).
Immer wieder ist es erfreulich, wie Menschen etwas wahrnehmen und erfahren, und was sie daraus machen, und wie sie es den Anderen vermitteln. Natürlich ist es nicht uninteressant zu hören, zu was der Schöpfergeist in einem Menschen ihn dazu inspiriert hat zu einer bestimmten Darstellung seiner oder ihrer Wahrnehmung, wobei man in Museen und Galerien meist ohne den Verursacher herumläuft, sodass Kunst auch bedeutet, dass sie uns durch einen Anderen den Einblick gewährt, wie man es auch sehen kann, und fühlen, und lernen, zu welchem Ausmaß Kunstvolles auf dieser Erde den Geist in eine Transzendenz katapultieren konnte und kann, die menschliche Beschränkung leugnet. Das können auch sehr einfache Dinge sein, Objekte, die mit Erstaunen erfüllen. Der Mann einer guten indischen Freundin von mir hat dort im Dorf einen reichlich angefüllten Laden mit dem Feinsten, was rajasthanische Frauen durch die langen Tage hindurch gestickt haben, ohne ahnen zu können, dass wir einst davor stehen, wie ich eines Tages, und dachte: ach, nimm dir doch mal Zeit für diese Musterdinger. Er war hocherfreut über mein Erwachen, denn was er hatte, konnte man nicht mehr finden. Die Wirkung des Schauens hatte etwas von einer psychedelischen Droge, man versank in eine andere Welt und sah das Universum am Werke, wie es spricht in Zeichen und Strömungen, und wie dieser ewige Strom begleitet und unterhalten wird von unsterblichem Farbenglanz, der auch hier auf den Mustern noch leuchtete. Oder lag in dem Gewebe noch ihr innerstes Fühlen, ungehindert in die Nadel strömend und in die Zeichen, und niemals wirklich die Sprache verlierend, ja, vielleicht oft mehr Sprache im Sprachlosen, Sprache, die einen Weg gefunden hat in das Außen. Nicht in allem birgt sich Geheimnis, aber das Geheimnisvolle bewegt sich ungehemmt in allem. Will ich Geheimnisse lüften, muss ich wissen wie. Auch kann ich mich auf die Wahrnehmung anderer nur sehr bedingt verlassen. Alle schauen aus ihrem eigenen Brillenmuster, das unsichtbar vor den zwei Augen schwebt und einem konsequenterweise immer das Bild zeigt, das dem eigenen Blick und den eigenen Einstellungen entspricht, sodass man zu Recht behaupten kann, dass jeder in der eigenen Welt lebt. Darin kann natürlich auch das Interesse am Anderen liegen, oder die Langeweile über ihn oder die Begeisterung, überhaupt das ganze Einschätzen des kosmischen Vorgangs liegt einzig und allein in diesem Blick, unserem Blick auf die Dinge durch die Muster unseres Schicksalserlebens, das einerseits oft ungewollt auf uns zu trat beziehungsweise tritt, und dem wir dennoch mit uns selbst entgegentreten müssen, wie auch immer es uns letztendlich möglich ist. „Mustern“, kam mir heute früh zum ersten Mal vor wie ein stimmiges Wort für eine bestimmte Art von Schauen, das kann man gleichzeitig negativ und positiv sehen. Es kommt darauf an, wie man mustert: mit Interesse, mit Wohlwollen, mit Neugier auf den Anderen oder die Andere, mit Offenheit auch in Hinblick auf die Möglichkeit, hinter die Muster/Mechanismen/Schutzwände/ usw zu schauen, oder zu einer Innensicht eingeladen zu werden, wo man dann am Feuer herumsitzen kann, und wo das Gewusste sich entspannt in eine Gelassenheit und ein Wohlbefinden.